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Bibliothek der Benediktinerabtei

Adresse. Benediktinerabtei, 73450 Neresheim
Telefon. (07326) 213
Bibliothekssigel. <NE 1>

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei Neresheim
Funktion. Ordensbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Geschichte, Recht, Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (mit beschränkter Ausleihe). Benutzung nach Vereinbarung (Bibliothekar Pater Albert Knebel OSB). Bibliothek in der Klausur, nur zugänglich für männliche wissenschaftlich Arbeitende. Leihverkehr: DLV.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Zugverbindung über Ulm/Aalen bis Heidenheim a. d. Brenz, von dort Busverbindung. A 7, Ausfahrt Heidenheim.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Kloster Neresheim wurde im Jahre 1095 auf dem Ulrichsberg als reguliertes Chorherrenstift gegründet. Den erforderlichen Grundbesitz hatte Graf Hartmann von Dillingen gestiftet. Das Kloster übernahm 1106 die benediktinische Regel. Um 1150 richtete Abt Ortlieb (reg. 1140-1164) eine Schreibstube ein. Deren Arbeit wird durch den Neresheimer Manuskriptenkatalog aus dem 18. Jh, der sich in der Bayerischen Staatsbibliothek München befindet, dokumentiert. Ende des 15. Jhs erhielt die Klosterbibliothek über 200 Frühdrucke. Sie sind heute wie die Hss. im Besitz der Fürstlich Thurn und Taxis'schen Hofbibliothek Regensburg (s. Eintrag dort). Weiter gefördert wurde die Bibliothek durch den Humanisten und Reformabt Johannes Vinsternau (reg. 1510-1529), der auch ein kunstvolles Exlibris entwerfen ließ. Um 1550 wurde der erste umfangreiche Katalog verfaßt. Philosophie und Kontroverstheologie (Autoren beider Seiten) erwarb Abt Johannes Schweickhofer (reg. 1545-1566). Auch sein Exlibris ist im Bestand nachzuweisen. 1595 entstand der zweite Katalog der Neresheimer Klosterbibliothek.

1.2 Abt Simpert Niggl (reg. 1682-1702) ließ im Zusammenhang mit der Barock-Erneuerung des Klosters einen Bibliothekssaal bauen. Unter der Regentschaft von Abt Angehrn wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jhs ein mehrbändiger Katalog angefertigt, der sich heute in der fürstlichen Hofbibliothek Regensburg befindet. Bis zur Säkularisation des Klosters im Jahre 1802 wurde der Bestand kontinuierlich vermehrt.

1.3 Der neue Eigentümer des säkularisierten Klosters, das nun Schloß Neresheim hieß, der Fürst von Thurn und Taxis, ließ die Bibliothek mit Ausnahme der Inkunabeln und Hss. an ihrem historischen Ort. Allerdings wurde mit dem Jahre 1802 die Geschichte der Neuerwerbungen für diese Bibliothek abgeschlossen. Die wenigen nicht in die fürstliche Bibliothek Regensburg verbrachten Inkunabeln (25) sind ebenso wie 60 Hss. und 49 Kartenwerke unter Verschluß. Der übrige Bestand der Barockbibliothek (1501-1802) ist zum großen Teil einheitlich in weißes Schweinsleder gebunden. Unter Abt Melchior Hänlin (reg. 1584-1616) wurden zahlreiche Bücher neu gebunden und mit kostbaren Deckelprägungen einschließlich Wappen, Exlibris und Jahreszahl ausgestattet. Zu Beginn des 18. Jhs scheint noch einmal eine Bindeaktion auch für ältere Bestände erfolgt zu sein.

1.4 Im Jahre 1920 konnten aus dem Kloster Emaus in Prag geflüchtete Benediktiner mit Verstärkung aus dem Mutterkloster Beuron die Abtei wieder besiedeln. Nachdem ein Sohn der Familie Thurn und Taxis dem Konvent beigetreten war, übereignete Fürst Albert 1927 das Kloster den Benediktinern. Der Fürst machte zur Auflage, daß sollte der Konvent aussterben oder aufgelöst werden der Besitz an das Haus Thurn und Taxis zurückfallen solle. In den Jahren 1935 bis 1938 wurde der Buchbestand neu katalogisiert und auf 12.400 Bde geschätzt. Die ebenfalls durch Säkularisation in den Bestand der Thurn und Taxis übergegangene Klosterbibliothek Obermarchtal (etwa 4100 Bde bzw. 3402 Nrn.) wurde dem Kloster zum großen Teil als Depositum übergeben, jedoch nicht in diese Schätzung einbezogen (s. a. Eintrag Regensburg, Thurn und Taxis-Hofbibliothek, 1.14). Obwohl sie Eigentum des Fürstenhauses blieb, wurde sie nur zum geringen Teil gesondert aufgestellt, vielmehr größtenteils den 10 Sachgruppen am Ende der Signaturnummern angegliedert.

1.5 Seit 1920 wurde eine neue Arbeitsbibliothek für den Konvent aufgebaut. Sie ist in drei Barocksälen sowie auf dem Flur des Dormitoriums aufgestellt und inzwischen auf 48.400 Titel mit ca. 100.000 Bdn angewachsen. Den Grundstock der Bibliothek brachten die aus Prag geflüchteten Mönche mit. Hinzu kamen Bücher, die Prinz Max Emanuel von Thurn und Taxis beim Eintritt in den Konvent stiftete. Der Buchbestand vergrößert sich durch Schenkungen und Vermächtnisse sowie durch Tausch von Dubletten. Gegenwärtig wird ein Flügel des Klosters umgebaut, um moderne Magazinräume für die Bibliothek zu schaffen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die Barockbibliothek existiert ein Systematischer Katalog. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und befindet sich in der fürstlichen Bibliothek Thurn und Taxis in Regensburg. (Das Verzeichnis umfaßt insgesamt 10.120 Nrn., die jeweils auf die einzelnen Sachgruppen entfallenden Zahlen sind unten, 2.4 ff., genannt, s. auch u. 3) Aus organisatorischen Gründen war in der Neresheimer Bibliothek nur eine Auszählung am Regal von 5 bis 20 Prozent des Bestandes möglich. Außerdem wurden am Alphabetischen Katalog die Buchstaben A, O und S (24 Prozent des Bestandes) ausgezählt. Beide Ergebnisse wurden auf den Gesamtbestand hochgerechnet. Ein Mittelwert wird der Darstellung zugrundegelegt. Die Zusammensetzung des Bestandes der Neuen Bibliothek wurde am Regal ermittelt. Die umfangreichen Bestände aus dem 19. Jh wurden geschätzt, die derart gewonnenen Zahlen jedoch nicht aufgerundet.

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 58.770 Titeln in ca. 116.500 Bdn beträgt der historische Bestand ca. 13.890 Titel. Davon entfallen auf die Barockbibliothek 10.370 Titel und auf die Neue Bibliothek 3520 Titel. Beide Bibliotheken werden getrennt beschrieben. Alte Bibliothek Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Die 10.370 Titel (ca. 16.500 Bde) der Barockbibliothek verteilen sich nach dem Mittelwert der beiden Hochrechnungen wie folgt: 25 Titel sind Inkunabeln. 2140 Titel stammen aus dem 16. Jh, 3100 aus dem 17. Jh und 5130 aus dem 18. Jh. Von den 6750 lateinischen Titeln stammen 1750 aus dem 16. Jh und je etwa 2500 aus dem 17. und 18. Jh. Die 3200 deutschen Titel stammen zum großen Teil aus dem 18. Jh, lediglich 350 aus dem 16. Jh und 450 aus dem 17. Jh. Dazu kommen aus dem 17. und 18. Jh 150 französische, 100 griechische, 100 italienische und 70 sonstige, vor allem hebräische Titel. Systematische Übersicht

2.4 In der Gruppe " Ascetae" (1205 Titel bzw. 725 Nrn. laut Katalog in Regensburg) sind Schriften zur Aszetik, Heiligenviten und " libri pretiosi" zusammengefaßt. 750 Titel sind lateinisch, 400 deutsch. Dazu kommen wenige Titel in Französisch und Italienisch. Außer den Viten wurden mariologische Werke, Meditationen und Ordensregeln gesammelt. Mehrfach sind folgende Autoren vertreten: Beda Venerabilis, Bonaventura, Dionysius von Carthago, Franz von Sales, Lactanz, Petrus Canisius und Thomas von Kempen. Ungefähr 200 Duodezausgaben finden sich, vorwiegend aus dem 17. Jh. Beachtenswert ist eine Historia S. Uldraci et Afrae (1517). Zahlreiche Bücher wurden mit zweifarbigen Titelseiten (Anfang des 16. Jhs) und weißen Schweinsledereinbänden mit eingeprägten Exlibris ausgestattet.

2.5 Zur Abteilung " Biblia" gehören 575 Titel (bzw. 441 Nrn. laut Regensburger Katalog), fast gleichmäßig über das 16. bis 18. Jh verteilt. Bei den Sprachen überwiegt Latein mit 435 Titeln vor Deutsch (90). Hinzu kommen 20 hebräische, 15 griechische und 15 französische Titel. Bibelausgaben sind vorhanden in Hebräisch, Griechisch, Latein und Deutsch, viele davon aus dem 16. Jh. Des weiteren finden sich Luther-Bibeln, Luthers Werke (vor allem Exegetika, Wittenberg 1539-1572), Synopsen (u. a. eine viersprachige Bibel, Antwerpen 1568), etwa 40 Bibelteile und Psalmenausgaben des 16. und 17. Jhs im Duodezformat (vor allem lateinische, aber auch griechische, hebräische und deutsche), Kommentare (u. a. von Dionysius Carthusianus, 1533, und Lucas Osiander, 1576), Enarrationes, Konkordanzen, Geschichte des Alten und Neuen Testaments und Werke der Einleitungswissenschaft.

2.6 Von den 980 homiletischen Titeln (bzw. 840 Nrn. " conciones et catechesae") stammen 140 aus dem 16. Jh, 340 aus dem 17. und 500 aus dem 18. Jh; 600 sind deutsch, 350 lateinisch und die restlichen italienisch. Katechetik, Homiletik, Rhetorik und Predigtsammlungen sind vertreten. Bei den Predigten handelt es sich größtenteils um Texte von Kirchenvätern, Anlaß- oder Festtagspredigten, Marienandachten oder Leichenpredigten. Zahlreich sind die Predigtsammlungen aus dem 18. Jh. Besonders hinzuweisen ist auf die Psalmenpredigten von Philipp de Greue (Paris 1523), auf die Werke von Sebastian Sailer (1766), die aus der Prämonstratenserabtei Obermarchtal stammen, und die Predigt zum Benediktusfest 1786 in Neresheim von Johann Michael Sailer.

2.7 In der Abteilung " Liturgica et Rubrices" stehen 235 Titel (bzw. 155 Nrn.), die bis auf wenige deutsche und griechische in Latein verfaßt sind. Das 16. Jh ist mit 65, das 17. Jh mit 90 und das 18. Jh mit 80 Titeln vertreten. Gesammelt wurden liturgische Gebrauchsbücher wie Missale, Psalterien, Anweisungen wie Agenden, Ceremoniale und Rituale. Außerdem finden sich Darstellungen der Liturgik, teils mit kontroverstheologischer Intention, sowie eine evangelische Kirchenordnung des Herzogtums Mecklenburg (Wittenberg: Hans Lufft 1552) und eine griechisch-lateinische Ausgabe des Evangeliums und des römischen Katechismus aus Venedig aus dem 17. Jh.

2.8 Zur Patristik gehören 134 Titel, die fast ausschließlich in lateinischer Sprache verfaßt sind und zu 60 Prozent aus dem 16. Jh stammen. Der Bestand umfaßt im wesentlichen Werkausgaben der Kirchenväter, häufig von Froben in Basel ab 1520 gedruckt.

2.9 In der Abteilung Theologie stehen 1870 (bzw. 1837 Nrn.) apologetische, dogmatische und moraltheologische Werke, davon 1460 lateinische, 370 deutsche und 40 französische. Die Hälfte der Titel stammt aus dem 18. Jh, 500 aus dem 16. Jh und 600 aus dem 17. Jh, letztere ausnahmslos lateinisch. Abhandlungen zu Kontroverstheologie und Polemik sind vorhanden, außerdem Werke von Wilhelm Eisengrein (um 1760) über das Judentum. Außerdem finden sich theologische, insbesondere scholastische, moraltheologische und pastoraltheologische Lehrbücher, Dissertationen zur Beicht- und Sakramentenlehre und zu anderen Themen. Mit einer großen Zahl von Werken sind u. a. Robert Bellarmin und Thomas von Aquin vertreten.

2.10 Eine weitere Sachgruppe umfaßt 1335 (bzw. 1804 Nrn.) historische (auch kirchengeschichtliche) und geographische Titel. 300 Titel stammen aus dem 16. Jh, 400 aus dem 17. und 635 aus dem 18. Jh. Deutsch und Latein halten sich fast die Waage. Daneben stehen einige französische und italienische Titel. Neben Regional- und Weltgeschichte und entsprechenden geographischen Werken (z. B. P. Bertius, Tabularum geographicarum contractarum libri septem, Amsterdam 1606), Kirchen-, Konzils-, Ordens- und Papstgeschichten stehen Annalen, Chroniken, Adelsregister sowie zeitgenössische Darstellungen der Entdeckung Amerikas und der Türkenkriege. Des weiteren finden sich Titel zur Numismatik, Politsatiren und Städtebilder, Missionsgeschichten Indiens und Flugblätter zur Geldwirtschaft, z. B. Hierinn werden verzaychnet ... gemüntzte Thalergroschen (1571). Von 1730 bis 1741 wurde der Kaiserliche und Reichskammer-Gerichts-Kalender aus Frankfurt bezogen. Von Joseph Hartzheim ist das Sammelwerk Concilia Germaniae (Köln 1759) vorhanden.

2.11 Die Sachgruppe Recht umfaßt etwa 1380 Titel (bzw. 1717 Nrn.) mit kanonischem und bürgerlichem Recht, dazu Rechtssammlungen. 900 Titel sind lateinisch, 450 deutsch. 885 Titel stammen aus dem 18. Jh, 300 aus dem 17. Jh und 195 aus dem 16. Jh. Aus dem 16. und 17. Jh liegen im wesentlichen lateinische Titel vor. Zum kanonischen Recht zählen Kirchen-, Papst-, Ordens- und Eherecht, Ordensregeln und Dekretaliensammlungen. Im Zivilrecht sind römisches, deutsches, kaiserliches und Naturrecht abgehandelt. Dazu kommen Prozeßordnungen, Ethiksammlungen, Lexika, Abhandlungen und Dissertationen zu Einzelthemen sowie Werke zur Rechtsgeschichte. Hinzuweisen ist auf die Institutiones von Johannes Faber (Florenz 1523) sowie auf zahlreiche Werke von Ulrich Cramer um 1750 und dem Staatsrechtler Johann Jakob Moser.

2.12 In den Naturwissenschaften sind 1095 Titel (bzw. 978 Nrn.) vorhanden. Die Sachgruppe umfaßt die früher getrennten Sachgruppen Mathematik, Naturgeschichte und Philosophie. Aus dem 16. Jh stammen 185 Titel, aus dem 17. Jh 340 und dem 18. Jh 570 Titel. 720 Werke sind lateinisch, fast gleichmäßig über die Jahrhunderte verteilt, mit gewissem Schwerpunkt auf dem 17. Jh. Hinzu kommen 350 deutsche Titel und wenige französische. Im naturwissenschaftlichen Bereich sind Kräuterbücher, Medizin und Ethnologie vertreten sowie Werke zur Mathematik und Physik (ein Lehrbuch von Melanchthon, 1570), Astronomie und Astrologie. Die Sachgruppe Philosophie weist Literatur zu Dialektik, Logik und Moralphilosophie auf. Vorhanden sind Lehrbücher und Philosophiegeschichten, Werke von Aristoteles, Kant (Prolegomena, 1795) und Rousseau, Journale aus dem 18. Jh und zahlreiche Werke der Jesuiten aus Dillingen. Unter den medizinischen Werken ist eine Ausgabe von Galenus (Basel 1529) bemerkenswert.

2.13 In der Sachgruppe " Varia" (1560 Titel bzw. 1214 Nrn. laut Regensburger Katalog) wurden zahlreiche Fachbereiche zusammengefaßt. Aus dem 16. Jh stammen 350 Titel, aus dem 17. Jh 350 und aus dem 18. Jh 860. 900 Werke sind lateinisch, gleichmäßig über die Jahrhunderte verteilt, mit Schwerpunkt am Anfang des 16. Jhs. 440 Titel sind deutschsprachig, fast ausschließlich aus dem 18. Jh, 70 griechisch, je 50 französisch, italienisch und hebräisch. Zahlreiche Sprachlehren und Wörterbücher, teilweise dreisprachig (vorwiegend aus dem 17. Jh) gehören zum Bestand, eine lateinische Grammatik von Melanchthon in mehreren Ausgaben, Werke von Erasmus, Bibliographien, Kataloge verschiedener Bibliotheken sowie Indices aus verschiedenen Zeiten. In dem heterogenen Bestand finden sich außerdem literarische Zeitschriften, Werke zur Bibelwissenschaft, Literaturgeschichte und -kritik, Urkunden- und Manuskriptverzeichnisse, Dissertationen, die Acta Eruditorum (Leipzig 1682-1745), Lexika, Enzyklopädien, eine umfangreiche Sammlung von Biponti-Ausgaben (90 Bde, um 1780), die erste Wieland-Gesamtausgabe (Leipzig 1794) und Werke zur Wirtschaftslehre und Pharmazie. Neue Bibliothek Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.14 Die Neue Bibliothek umfaßt 48.400 Titel in ca. 100.000 Bdn. Davon zählen 3520 Titel zum historischen Bestand, größtenteils aus dem 19. Jh (3200). Lediglich 200 Titel stammen aus dem 18. Jh, 80 aus dem 17. Jh und 40 aus dem 16. Jh. Es dominiert Deutsch mit 2950 Titeln (2800 aus dem 19. Jh), darauf folgt Latein mit 460 Titeln. 260 Titel erschienen nach 1850, die restlichen 200 verteilen sich gleichmäßig auf die vorangehenden Jahrhunderte. Außerdem sind Französisch (47 Titel), Griechisch (22), Hebräisch (10) und Englisch (8) vertreten. Systematische Übersicht

2.15 Die Apologetik umfaßt 100 Titel, fast ausschließlich aus dem 19. Jh und auf Deutsch, 7 aus dem 18. Jh und 3 aus dem 17. Jh. Darunter befinden sich Lehrbücher und Monographien zu kontroverstheologischen Themen, zum Mischehen- und Judenproblem, z. B. Johann Andreas Eisenmenger, Entdecktes Judentum (1700), Johann Pistorius, Wegweiser vor alle verführten Christen (1626) und Hugo Grotius, Von der Gewißheit der christlichen Religion (1708).

2.16 In der Sachgruppe Aszese finden sich 485 größtenteils deutschsprachige Titel aus dem 19. Jh und 8 lateinische Titel aus dem 17. und 18. Jh. Vorhanden sind Andachten (u. a. Bettbuch deß wohlgeborenen Herrn Ferdinandt Albrechten von Hayß, 1608), Exerzitien, Ausgaben der Imitatio Christi, Meditationen, Mystik, Schriften zum Priesteramt und zahlreiche Werke Johann Michael Sailers (1751-1832).

2.17 Zur Bibelwissenschaft gehören 205 Titel, darunter 48 lateinische, 6 griechische (ab dem 16. Jh) und 10 hebräische (ab dem 17. Jh). Vorhanden sind Bibelausgaben in Hebräisch, Griechisch und Latein, Bibelteile, Lexika, Johannes Ecks deutschsprachige Bibel von 1611, zweisprachige Bibelausgaben, lateinische Konkordanzen von 1635 und 1740 sowie eine arabische Bibel (New York 1816). Außerdem finden sich Werke zum Leben Jesu, zur Exegese und Einleitungswissenschaft.

2.18 Von 170 liturgiewissenschaftlichen Werken sind 17 aus der ersten Hälfte und 120 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, 25 aus dem 18. Jh und 8 älter. Die Werke sind bis 1800 ausschließlich, im 19. Jh mehrheitlich in lateinischer Sprache. Die Sachgruppe enthält Liturgik-Lehrbücher, Textsammlungen, Antiphonale, Missale, auch von verschiedenen Orden, Ceremoniale, Rituale, Sacerdotale und andere liturgische Gebrauchsbücher.

2.19 Die Abteilung Rhetorik (einschließlich Homiletik) enthält 265 Titel, davon 3 aus dem 16. und 17. Jh, 25 aus dem 18. Jh, 57 aus der ersten Hälfte und 180 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Außer 10 lateinischen und 2 französischen Titeln sind alle Werke auf Deutsch. Der Bestand umfaßt Lehrbücher der Rhetorik, Speziallexika, Predigtsammlungen zu verschiedenen Anlässen und von zahlreichen Autoren, darunter auch evangelischen, z. B. von August Vilmar. Hinzu kommen Periodika, z. B. Chrysologus - Katholische Kanzelberedtsamkeit (Paderborn 1863 ff.). Erwähnenswert sind Johannes Thaulers Conciones (Köln 1548), eine Werkausgabe von Franciscus Salesius (1628), Michael Christoph Benz' Neu erklingender freudenvoller Jubel-Schall (Regensburg 1703) und Gaetano Maria Mazzolinis Prediche quaresimali (Venedig 1728).

2.20 Unter " Theologia universalis" sind 70 überwiegend deutschsprachige Titel vorhanden. Der Schwerpunkt liegt mit 57 Titeln auf der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Fünf Titel stammen aus dem 16. bis 18. Jh. Zu dieser Sachgruppe gehören Theologie-Lehrbücher, z. B. Lucio Ferraris Theologische Bibliothek (Rom 1758), Melanchthons Loci (Basel 1551) sowie Nachschlagewerke und Periodika. Zur Dogmatik gehören 94 Titel, vorwiegend aus dem 19. Jh und deutschsprachig. Sie enthalten Lehrbücher, Katechismen (u. a. von Andreas Fabricius, 1571), Kompendien, Schriften zum Trienter Konzil wie das Examen Concilii Tridentini von Martin Chemnitz (1640).

2.21 Zur Abteilung " Historia monastica" gehören 27 ab 1600 erschienene Titel. Die Werke behandeln Ordensgeschichte, Regelauslegungen und Chroniken. Einige Titel stammen aus dem Kloster Emaus in Prag. Unter Moraltheologie sind 76 Titel vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs eingestellt. Unter den Gesamt-Lehrbüchern und Werken zur Beichtpraxis, Pastoraltheologie und Seelsorge findet sich Paulus Laymann SJ, Theologia Moralis liber quartus (1626). Als Provenienz ist ein Hinweis auf die Kapuziner in Immenstadt bemerkenswert. Die Patrologie ist mit 43 Titeln vertreten, davon 31 aus dem 19. Jh. Die lateinische Sprache dominiert, aber auch einzelne deutsche Titel sind vom 16. Jh an vertreten. Neben wenigen alten Editionen steht die Patrologia graeca et latina von Migne (1844 ff.), daneben finden sich deutsche Ausgaben. Von den alten Drucken seien erwähnt ein Theophylakt aus Basel (1554) und die Werke des Basilius von Caesarea (Ingolstadt 1591).

2.22 Von den 125 Titeln der Gruppe Biographie entfallen 117 auf das 19. Jh, davon 22 auf die erste Hälfte, 3 auf das 18. Jh und 5 auf das 17. Jh. Davon sind 118 Titel in deutscher Sprache verfaßt. Der Bestand enthält Heiligen-, Geistlichen-, Konvertiten- und Künstler-Biographien, darunter Johannes Bollands Acta sanctorum (1643 ff.) und eine englische Kirchenväter-Ausgabe von William Cave (1683). Auch eine evangelische Darstellung Luthers von Christian Juncker (1699) ist vorhanden. An Provenienzen finden sich: Kloster Emaus in Prag, Obermarchtal, Oberamtsgeometer Mettenleiter Schloß Neresheim, Bibliothek Montserrat.

2.23 Im Bereich Geschichte liegen 210 Titel vor, 37 aus der ersten Hälfte und 147 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, 21 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 17. Jh. 190 Titel sind deutsch, 11 lateinisch (vor allem aus dem 17. und 18. Jh) und 6 französisch. Die Werke haben Landes-, Länder-, Lokal- und Regionalgeschichte, aber auch Welt- und Kriegsgeschichte zum Inhalt. Zahlreiche Titel befassen sich mit der römischen Geschichte und mit der Region Regensburg. Dazu kommen Urkundensammlungen und Periodika. Erwähnt seien die Histoire de L' Académie Royale (Paris, 1723 ff.), Wilhelm Zimmermanns Geschichte Württembergs und seiner Sagen und Taten (1836), Protokolle der deutschen Bundesversammlung (ab 1817) und Anton Lohners Geschichte und Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis (1895). Die Sachgruppe Geographie (42 Titel aus dem 19. Jh) setzt sich aus Atlanten, Landschaftsbildern, Reisebeschreibungen und -führern zusammen.

2.24 Von den 190 Titeln Kirchengeschichte stammen 45 aus der ersten und 133 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, 9 aus dem 18. Jh und 3 aus dem 17. Jh. Die Sprachen sind wie in der vorigen Abteilung verteilt. Behandelt werden Diözesangeschichte (speziell Augsburg), Kirchen-, Kloster-, Missions- und Ordensgeschichte. Auch die evangelische Kirchengeschichte Deutschlands von Albert Hauck ist vorhanden, außerdem zahlreiche Titel von Wilhelm Möller (Kiel) aus dem 19. Jh. Es finden sich Abhandlungen zum Kulturkampf, Märtyrerakten, Papst-Akten, -Bullen und -Regesten, Palästina-Schrifttum, Urkundenbücher, die Geschichte der Böschen Brüder von 1739, aus dem gleichen Jahr von Mathurin Veyssière de la Croze die Histoire du Christianisme d'Ethiopie et d'Arménie. Als Provenienz erscheinen das St. Thomas-Kloster Erdington bei Birmingham sowie das Collegium Canonicorum Kreutzlingen.

2.25 Zur Abteilung " Jus", die kirchliches und weltliches Recht umfaßt, zählen 365 Titel, davon 35 aus der ersten und 290 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, 26 aus dem 18. Jh, 9 aus dem 17. und 5 aus dem 16. Jh. Mit 270 Titeln steht die deutsche Sprache an der Spitze (davon 15 vor 1800), darauf folgen 88 lateinische Titel (22 vor 1800). Die Abteilung umfaßt Lehrbücher, Gesetzessammlungen, Kommentare, Ausgaben des Bürgerlichen Gesetzbuchs, römisches und germanisches Recht, Land- und Parochialrecht, Rechtsgeschichte, Ordensverfassungen, Ausgaben des Corpus iuris canonici et civile und päpstliche Akten, außerdem Periodika wie das Archiv für katholisches Kirchenrecht (Mainz 1867 ff.). Erwähnenswert sind eine Jesuitenregel aus Dillingen von 1599, von Johannes Trullus Ordo canonicorum regularium (Bonn 1592, mit Vorbesitzereintrag des Barons Christoph von Wolkenstein und Rodnegg von 1594) und Allgemeines deutsches Landrecht (Berlin 1794). Weitere Provenienzen sind das Priesterseminar Dillingen und das Metropolitan-Seminar Turin (um 1845).

2.26 Im Bereich Naturwissenschaften sind 100 Titel vorhanden, fast ausschließlich aus dem 19. Jh und in deutscher Sprache. Es handelt sich um Werke zur Anthropologie, Landwirtschaft, Medizin, Naturkunde, Pharmazie und Prähistorie. Erwähnt seien von Thomas Bartholin Unicornu observationes novae (1678), von Johann Gottlieb Mann Deutschlands wildwachsende Arzney-Pflanzen (1828) mit Illustrationen des Autors und dem Besitzvermerk der Schwarzwaldapotheke Freiburg, und die Zeitschrift Natur und Offenbarung (Münster 1855 ff.).

2.27 Zur Pädagogik sind 155 Titel vorhanden, 5 aus dem 18. Jh, 22 aus der ersten Hälfte und 128 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Die Bücher sind ausnahmslos deutsch. Unter ihnen befinden sich Schriften zur Religonspädagogik, Exempelbücher und Katechismen, aber auch Titel zur Pastoraltheologie wie Der beschwärte Pfarrer (Augsburg 1758). Zur Philosophie sind 97 Titel vorhanden, davon 6 vor 1800, 79 deutsche und 16 lateinische. Gesammelt wurden Lehrbücher, Werke zur Philosophiegeschichte, Moralphilosophie, Psychologie und Werkausgaben. Beachtenswert ist die Ausgabe der Werke von Francis Bacon (Leipzig 1694).

2.28 Zur Abteilung Philologie gehören 225 Titel, 5 aus dem 16. Jh, 15 aus dem 18. Jh, 45 aus der ersten Hälfte und 160 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Neben 134 deutschsprachigen Werken finden sich 49 lateinische sowie einzelne griechische, französische, hebräische und englische. Gesammelt wurden Grammatiken und Wörterbücher, Autorenausgaben und Literaturgeschichten. Bemerkenswert sind ein Dictionarium von Ambrosius Calepinus (Venedig 1513) und das Dictionarium graeco-latinum von Jacobus Cellarius (Basel 1584).

2.29 In der Sachgruppe Politik stehen 105 Titel, 8 aus der ersten Hälfte und 97 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, ausnahmslos auf Deutsch. Der älteste Titel ist Prinz Christian gegen Machiavelli (Antwerpen 1603). Weiter gehören staatswissenschaftliche Lehrbücher, Staatslexika und Schriften zur Arbeiterfrage, den Freimaurern und den Sozialwissenschaften zum Bestand, darunter auch Werke von Montesquieu, eine Ausgabe des Kapital von Karl Marx (1890) und Schriften von Ferdinand Lassalle.

2.30 Die Abteilung " Miscellanea" umfaßt 90 Titel, hauptsächlich Sammelwerke, Zeitschriften und Reihen. Der Schwerpunkt liegt mit 79 Titeln in der zweiten Hälfte des 19. Jhs und bei deutschsprachigen Werken. Aus dem 16. Jh stammen die Flores Doctorum insignium (Antwerpen 1563). Außerdem finden sich einige Werksammlungen kirchlicher Autoren des 19. Jhs, Literaturjahrbücher und einige Enzyklopädien.

2.31 Der übrige Bestand gliedert sich in kleinere Sachgruppen. Unter " Artes" sind 55 kunstgeschichtliche Werke zusammengefaßt, fast ausschließlich aus dem 19. Jh. Dazu gehören Bildbände, Dokumentationen (auch regionale) sowie Werke zu Architektur und Ästhetik. Mit " Artes elegantiores" ist eine Sammlung von 200 belletristischen Titeln bezeichnet, fast ausschließlich im 19. Jh und auf Deutsch. Darunter sind Klassikerausgaben, Übersetzungen fremdsprachiger Literatur und religiöse Erzählungen, u. a. eine Don Quixote-Ausgabe von 1776 und eine Ausgabe der Werke Schillers (Stuttgart 1837). Von 31 literaturgeschichtlichen Titeln sind 2 aus dem 16. Jh und 5 aus dem 18. Jh (davon 4 lateinische). In diese Abteilung fallen griechische und lateinische Anthologien aus dem 16. und 18. Jh sowie 37 Bde der benediktinischen Histoire littéraire de la France (1865 ff.). Außerdem sind Bibliographien und Klassiker-Sammlungen vorhanden. Ungefähr 80 Musikalien stammen meist aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Weitere Noten sind unkatalogisiert.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog der Alten Bibliothek

[in Zettelform, nach Hausregeln]

Alphabetischer Katalog der Neuen Bibliothek

[in Zettelform, nach Hausregeln]

Schlagwortkatalog der Neuen Bibliothek

[Auswahl, nach Hausregeln]

In der Hofbibliothek von Thurn und Taxis in Regensburg befinden sich die folgenden Kataloge:

Catalogus librorum bibliothecae monasterii Neresheimensis [angelegt 1759-1760, 8 Bde]

Verzeichnis der 1817 von Neresheim nach Regensburg überführten Inkunabeln

Neresheimer Standortkatalog

[angelegt 1845 vom Lehrer Hoerger]

Neresheimer Bibliothekskatalog

[angelegt um 1880, Bandkatalog mit 10.120 Werken in 12 Teilen: (a) Biblia 441 Nrn., (b) Concilia 59 Nrn., (c) Liturgici 155 Nrn., (d) Patres 134 Nrn., (e) Theologia 1837 Nrn., (f) Hist[oria] et Geograph[ia] 1804 Nrn., (g) Ius can[onicum] et ius civ[ile] 1717 Nrn., (h) Ascetae 725 Nrn., (i) Concionatores et Catechistae 840 Nrn., (j) Philosophie 978 Nrn., (k) Literatores 713 Nrn. und (m) Bibliographus 501 Nrn.]

Verzeichnis der 1922/23 von Obermarchtal nach Neresheim abgegebenen Bücher [angelegt 1934 im Kloster Neresheim, Bandkatalog, alphabetisch, mit 3402 Nrn.]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg, aber nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Engelmann, Ursmar: 100 Jahre Bibliothek Beuron. In: Beuron 1863-1963. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Erzabtei St. Martin. Beuron 1963, S. 395-428

Fiala, Virgil: Die Beuroner Gründung Neresheim. Ibid., S. 187-190

Weißenberger, Paulus: Die Neugründung der Abtei Neresheim in den Jahren 1918-1921. In: Erbe und Auftrag, Benediktinische Monatsschrift 39 (1963) S. 475-487

Weißenberger, Paulus: Neresheim. In: Germania Benedictina. Bd 5: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. Augsburg 1975, S. 408-435

Weißenberger, Paulus: Die Bibliotheken der Benediktinerabtei Neresheim. In: Schwäbische Heimat. Stuttgart 1987, S. 293-300

Stand: September 1991

Hermann Pank


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.