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Bibliothek der Benediktinerabtei Braunau in Rohr

Adresse. Asamstr. 7, 93352 Rohr [Karte]
Telefon. (08783) 9600-0
Telefax. (08783) 9600-22
Bibliothekssigel. <AKThB 75>

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei Braunau in Rohr
Funktion. Klosterbibliothek für den Konvent sowie für Lehrer und Schüler des Johannes-Nepomuk-Gymnasiums Rohr.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Philosophie, Kunst- und Profangeschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Bohemica (Geschichte und Landeskunde von Böhmen und Mähren), Monastica, Heimatbücher.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Eilzugstation Abensberg, dann per Taxi oder Postbus nach Rohr (13 km). Bahnbus von Landshut nach Rottenburg/Laaber, von hier per Taxi nach Rohr (11 km). A 93, Ausfahrt Abensberg-Rohr; B 16 bis Abensberg, dann Richtung Langquaid; B 299, Ausfahrt Neustadt oder Siegenburg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung der Bibliothek des Klosters Braunau in Rohr erfolgte 1946. Im November 1945 mußten die Benediktiner aus Braunau (Brevnov) in Ostböhmen, deren Bibliothek wegen ihres historischen Bestandes auch heute noch sehenswert ist, ihr Heimat-Kloster verlassen. Zu den mitgebrachten Büchern zählen auch " Additamenta", das sind Ergänzungen zum Monastischen Brevier, mit den Eigentexten der böschen Heiligen für die Abtei Brevnov-Braunau. In Leder gebunden, in Goldprägung und mit dem Wappen des Abtes Johannes Nepomuk Rotter (1844-1886) verziert, bezeugen sie die Wertschätzung, die das Officium Divinum im Kloster erfuhr. Erhaltene griechische und lateinische Klassikerausgaben lassen Rückschlüsse auf die Bedeutung der alten Sprachen am damaligen Stiftsgymnasium in Braunau zu. Teilweise konnten auch antike Klassikerausgaben und Wörterbücher antiquarisch zurückerworben werden. Zwei handgeschriebene Musikalienkataloge aus dem vorigen Jahrhundert geben Aufschluß über die Pflege geistlicher und weltlicher Musik im Kloster Braunau.

1.2 Von den wenigen hundert Büchern, die bei der Aussiedlung mitgenommen werden durften, mußten zunächst Listen angefertigt werden; daraus wurden alle Guardini-Ausgaben gestrichen und zurückbehalten. Auch Literatur für Orgel und Musiknoten fanden sich im Gepäck der heimatvertriebenen Benediktiner. Ansonsten mußte in Rohr 1946 mit Beständen kleiner Handbibliotheken begonnen werden, die zumeist aus Nachlässen verstorbener Priester stammen oder dem Kloster geschenkt wurden, so der bedeutendste Teil des Bestandes vor 1800 von Balthasar Schmid (1873-1949).

1.3 Einen großen Zuwachs erbrachte das Vermächtnis des Kanonikus Leon von Kukowski († 1978), der seine gesamte Bibliothek dem Kloster schenkte. Sie umfaßt jedoch meist nur neuere theologische Literatur, die er als Schriftleiter des Klerusblattes rezensierte. Bedeutender an historischen Beständen ist das Quoika-Archiv, benannt nach Prof. Rudolf Quoika aus Saaz (1897-1972), der als Musikwissenschaftler, Komponist und Orgelsachverständiger seine gesamte Fachliteratur und Musikalien dem Kloster in Rohr vermachte.

1.4 Da als erstes für Kloster und Gymnasium Raum geschaffen werden mußte, waren die Bestände zunächst provisorisch untergebracht, bis 1966 ein Bibliotheksraum ausgebaut und 1971 ein Zeitschriftenraum eingerichtet wurden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 30.000 Bdn umfaßt der historische Bestand rund 1100 Titel, Reprints mitgerechnet. Ein Großteil der Bücher vor 1900 ist noch nicht katalogisiert.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Hauptbestand mit 968 Titeln (88 Prozent) gehört dem 19. Jh an; 109 Titel (fast 10 Prozent) entfallen auf das 18. Jh, 26 Titel (gut 2 Prozent) auf das 17. Jh; das 16. und 15. Jh sind jeweils nur mit einem Titel vertreten.

2.3 241 Titel (fast 22 Prozent) sind fremdsprachig. Bis ins 19. Jh überwiegt das Lateinische; auch das Tschechische, Französische und Griechische haben ab 1850 einen bedeutenden Anteil. Ebenso sind polyglotte Ausgaben (18 Titel) vor allem bei Wörterbüchern zu erwähnen. Vereinzelt sind englische, italienische und hebräische Werke vorhanden.

Systematische Übersicht

2.4 Beim Aufbau der Bibliothek durch den langjährigen Bibliothekar P. Otto Kaasch OSB († 1986) wurden 30 Fachgruppen gebildet, nach denen der Großteil der (alten) Buchbestände aufgestellt ist. Sie bilden die Grundlage für die systematische Übersicht.

2.5 531 Titel sind der Theologie zuzurechnen, wobei die Predigtliteratur (Homiletica) mit 110 Titeln die größte Gruppe bildet. Kirchen- und profangeschichtliche Werke (zusammen 186 Titel) folgen als nächste Hauptgruppe, sodann lateinisch-griechische Klassikerausgaben (87 Titel) sowie historische und topographische Literatur über Böhmen und Mähren (Bohemica, 92 Titel).

2.6 Die Titel der Fachguppe " Antiqua" sind überwiegend der Theologie zuzurechnen, mit Ausnahme von Schedels Weltchronik (Nürnberg 1493), der einzigen Inkunabel in der Bibliothek, und Aventins Annales Boiorum (Basel 1615). Auch Werke zur Phraseologie in lateinischer, ungarischer, deutscher und slowakischer Sprache sind zu nennen sowie eine Dissertation von Reichsgraf Franz Albert von Öttingen mit dem Titel Philosophia legalis aus dem 17. Jh.

2.7 Unter den " Apologetica" finden sich zwei Kontroversschriften gegen Luther aus dem 18. Jh, 13 Titel stammen aus dem 19. Jh. Bei den " Artes" und den " Geographica, Musica, Naturalia, Pädagogica und Socialia" sind zusammen 35 Titel aus dem 19. Jh vorhanden. Die " Ascetica" weisen an Gebet- und Erbauungsbüchern 2 Titel aus dem 17. Jh, 7 Titel aus dem 18. Jh und 65 Titel aus dem 19. Jh auf.

2.8 Bei den " Biblica" (einschließlich der " Exegetica") und Konkordanzen finden sich 70 Titel, davon 3 aus dem 17. Jh und 14 aus dem 18. Jh, u. a. 2 Schrift-Kommentare von Jakob Tirinus SJ, eine deutsche Übersetzung und ein historisches Wörterbuch zur Heiligen Schrift von Calmet.

2.9 Zu den " Biographica" zählen 21 Titel, 2 aus dem 18. Jh und 19 aus dem 19. Jh, davon 2 von Johann Michael Sailer. Die " Hagiographica" enthalten 41 Titel, davon einen aus dem 17. Jh, 3 aus dem 18. Jh und 37 aus dem 19. Jh.

2.10 Bei den " Bohemica" mit 92 Titeln sind mehr als die Hälfte kirchen- und profangeschichtliche Werke, daneben finden sich Werke zur Topographie Böhmens und Mährens sowie über den hl. Gunther und den hl. König Wenzel. Hier sind ebenfalls der historische Abriß über das Kloster Brevnov-Braunau von Magnoald Zieglbauer zu nennen und die Monumenta historiae Bohemiae (Prag 1764-1785) von Gelasius Dobner. Aus dem 17. Jh liegt Vaclav Hajeks Bösche Chronik (Nürnberg 1697) vor; aus dem 18. Jh stammen 19 Titel, aus dem 19. Jh 72. Insgesamt sind 18 Werke in lateinischer und 22 in tschechischer Sprache vorhanden.

2.11 Die " Catechetica" und " Dogmatica" ergeben zusammen 35 Titel vorwiegend aus dem 19. Jh; nur 2 Werke über das Trienter Konzil sind aus dem 17. und 18. Jh. Bei den " Homiletica" sind 110 Titel vorhanden, davon 3 aus dem 17. Jh, 8 aus dem 18. Jh und 99 aus dem 19. Jh, u. a. zahlreiche Schriften von Johann Michael Sailer.

2.12 Bei der " Historia ecclesiastica" sind 85 Titel verzeichnet, davon 4 aus dem 17. Jh und 5 aus dem 18. Jh. Zu erwähnen sind die Annales ecclesiastici Veteris Testamenti (Köln 1620-1624) des Jacobus Salianus und die Acta processus ... (Prag 1759) zum Exemptionsstreit zwischen dem Prager Erzbischof und fünf Äbten der böschen Benediktinerklöster. Außerdem sind als Nachdruck 39 Bde der Monumenta Boica vorhanden.

2.13 Bei der " Historia profana" sind 111 Titel vorhanden, 2 aus dem 17. Jh und 6 aus dem 18. Jh. In der ersten Hälfte des 19. Jhs sind 25 Titel verzeichnet, in der zweiten 78. Erwähnenswert sind Bohuslaus Balbinus' Epitome Historica Rerum Bohemicarum (Prag 1673-1677), aus dem 18. Jh der Jesuitenhistoriker Johann Adlzreiter sowie die Geschichtsschreiber Andreas Felix Oefelius und Johann Heinrich von Falckenstein.

2.14 Bei den " Juridica" wurden 8 Titel gezählt, davon 4 aus dem 19. Jh. Zu erwähnen sind im 17. Jh mehrere Ausgaben des Codex Justinianus, im 18. Jh der Codex Maximilianus Bavaricus Civilis.

2.15 Zu den " Lexica" und " Linguistica" zählen 94 Titel, davon 11 aus dem 18. Jh. Den Hauptanteil bilden lateinische und griechische Klassikerausgaben und Wörterbücher. Von diesen ist besonders Adam F. Kirschius' Cornu Copiae Linguae Latinae et Germanicae selectum in verschiedenen Auflagen zu erwähnen. Die " Litterae elegantiores" belaufen sich auf 63 Titel, davon 2 aus dem 18. Jh. Erwähnenswert ist der Anteil an französischer Literatur, u. a. 20 Bändchen des Werkes Les Enfans du Vieux Chéteau.

2.16 Zu den " Liturgica" und " Monastica" zählen 50 Titel, darunter 4 aus dem 18. Jh, z. B. ein Rituale von Gelasius di Cilia aus dem Jahr 1733. Die " Moralia" und " Pastoralia" umfassen 31 Titel. Bei den ersteren sind 4 Titel aus dem 17. und 18. Jh zu verzeichnen, darunter Hermann Busenbaums Medulla Theologiae Moralis (Passau 1729) und Hieremias Drexelius' Recta Intentio omnium humanarum actionum. Bei der " Patrologia", " Philosophia" und " Theologia universalis" sind zusammen 53 Titel zu nennen, darunter bei den Kirchenväter-Ausgaben ein Titel aus dem 16. Jh und 9 Titel aus dem 17. und 18. Jh.

Sondersammlung

2.17 Quoika-Archiv. Gesondert aufgestellt, enthält das Archiv neben Musikalien und Autographen auch geschichtliche und theologische Literatur. Es spiegelt Quoikas Schaffen als Orgelsachverständiger und Heimatkundler mit Schriften wie Vom Blockwerk zur Registerorgel und Johannes von Saaz und seine Stadt. Sein Werk Der Orgelbau in Böhmen und Mähren weist ihn als hervorragenden Kenner der Orgellandschaft Böhmens aus. In seinem Nachlaß finden sich auch Beiträge zur Geschichte des katholischen und evangelischen Kirchenliedes. Insgesamt zählen 78 Titel zur historischen Literatur, davon 71 Titel aus dem 19. Jh. Dazu kommen 5 Titel und 2 Reprints aus dem 18. Jh, ein Graduale aus dem 17. Jh und ein Reprint, Luthers Deutsche Messe, aus dem 16. Jh. Je ein Graduale, Antiphonar und eine Hs. sind aus dem 18. Jh zu nennen. Die Themen reichen von der Kompositionslehre (7 Titel) über die Geschichte des Orgelspiels und des Kirchengesanges bis hin zu profangeschichtlichen Werken über die Zeit Rudolphs II., Josephs II. und Maria Theresias, wobei liturgische und kirchengeschichtliche Literatur den maßgeblichen Anteil bilden.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

Systematischer Standortkatalog

Schlagwortkatalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Vlcková, Ludmila: Benediktinská klásterní- knihovna v Broumove. Hradec Kralove 1969

Hübl, Gunther: Die Bibliothek der Benediktinerabtei Braunau in Rohr. In: Bibliotheksforum Bayern 18 (1990) S. 159-163

Stand: Oktober 1991

P. Gunther Hübl OSB


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.