FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Bayern S - Z > Vilshofen
 Bayern A - H Bayern I - R

Bibliothek der Benediktinerabtei Schweiklberg

Adresse. Postfach 240, 94471 Vilshofen [
Post 94471 Vilshofen &name=xyz]

Telefon. (08541) 209-132 oder 209-0
Telefax. (08541) 209-174
Bibliothekssigel. <AKThB 37>

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei Schweiklberg
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, speziell monastisch-aszetische Literatur; Kirchen- und Ordensgeschichte, vorwiegend Benedictina; Deutsche Literatur; Kunst; Geschichte; Geographie. 2. Besonderes Sammelgebiet: Bavarica, speziell Niederbayern.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, zu- gänglich für Angehörige der Abtei, Lehrkörper des ordenseigenen humanistischen Gymnasiums, Außenstehende nach Voranmeldung. - Im Lesesaal und in der theologischen Handbibliothek insgesamt 10 Arbeitsplätze. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr und 14-17 Uhr. - Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr und mittelbar DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät, EDV-Gerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung und Genegung erforderlich. Bahnverbindung Regensburg-Passau, Haltestelle Vilshofen. Von dort Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) oder Taxi. A 3 (Regensburg-Passau), Ausfahrt Garham/Vilshofen; B 8 Regensburg-Plattling-Vilshofen.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Anstoß zu einer Klostergründung auf dem Schweiklberg in Vilshofen ging von der Erzabtei St. Ottilien aus. Der 28. Oktober 1904 gilt als offizieller Gründungstag. Der Gründer und erste Abt, Cölestin Maier OSB (Abt von 1914 bis 1935), wollte hier junge Menschen für den Einsatz in den Missionsländern heranbilden. Der kleine Bestand aus dem Heimatkloster St. Ottilien bildete den Grundstock der Bibliothek, für die 1923 eigene Räume geschaffen wurden. Von diesem Zeitpunkt an wurde nach Hausregeln katalogisiert und nach dem System von St. Ottilien aufgestellt. Einen regelmäßigen Erwerbungsetat gab es noch nicht. Es wurden hauptsächlich Lehr- und Schulbücher angeschafft, dazu Literatur vornehmlich für Seelsorge und Predigttätigkeit. Der Bestand wuchs durch Nachlässe und Schenkungen. Provenienzen lassen sich nicht rekonstruieren.

1.2 Im Laufe der Zeit nahm auch die wissenschaftliche Arbeit im Kloster zu. Unter dem zweiten Abt Thomas Graf OSB (Abt von 1935 bis 1941) wurde erstmals systematisch Literatur zu den wichtigsten theologischen Disziplinen angeschafft, insbesondere zur damals in Deutschland einsetzenden liturgischen Bewegung. In Schweiklberg wurde unter dem Vorsitz von Bischof Simon Konrad Landersdorfer OSB von Passau eine liturgische Kommission der Deutschen Bischofskonferenz gegründet, aus der sich das Liturgische Institut herausbildete, dessen Sitz heute in Trier ist. In der Frömmigkeitsbewegung jener Zeit hat auch eine Sammlung zu Leben und Wirken des Hl. Aloysius von Gonzaga SJ (1568-1591) ihren Ursprung. Die reichhaltigen Bestände dieser wohl einmaligen Sammlung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg an die Jesuiten in St. Blasien (Schwarzwald) abgegeben. Einiges ist noch in der Bibliothek vorhanden ( s. u. 2.6).

1.3 Die Entwicklung von Kloster und Schule wurde durch die politischen Verhältnisse unterbrochen. 1937 wurden von staatlicher Seite die klösterlichen Unterrichts- und Erziehungsanstalten geschlossen, im April 1941 wurde das Kloster durch die Geheime Staatspolizei beschlagnahmt und aufgehoben. Die Mönche wurden bis auf einige, die man zum Arbeiten brauchte, vertrieben. Von den mittlerweile vorhandenen 40.000 Bdn verblieben nur rund 8000 in der Bibliothek, der Rest wurde durch die Gestapo nach Berlin und anderswohin abtransportiert, nachdem ältere Mitbrüder heimlich wertvolle Bücher, die schon zum Abtransport ausgesucht waren, gegen weniger wertvolle ausgetauscht hatten. Nur langsam erholte sich das Kloster von der nationalsozialistischen Herrschaft und dem Zweiten Weltkrieg, in dem 35 Klosterangehörige gefallen waren.

1.4 Nach der Wiedererrichtung von Abtei, Schule und Internat wurde 1945 mit der Neukatalogisierung des Restbestandes der Bibliothek begonnen. Im Laufe der Jahre wuchs der Bestand vor allem durch kontinuierliche Erwerbung und neuerliche Geschenke und Nachlässe. 1950 erhielt der Bibliothekssaal zwei Wandgemälde von Fritz Stonner. Im Rahmen einer Generalrenovation wurde auch die Inneneinrichtung der Bibliothek durch die Handwerker der klostereigenen Betriebe neu gestaltet. 1957 wurde das Magazin erweitert, 1970/71 eine theologische Handbibliothek eingerichtet. 1975 wurde der Altbestand bis 1830 gesondert aufgestellt, 1985 der große Bibliothekssaal neu aufgeteilt, wobei die vor 1945 erschienene Literatur und die der wenig genutzten Fachgebiete magaziniert wurde.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 120.000 Bdn, von denen 100.000 Bde katalogisiert sind, beträgt der historische Bestand ca. 24.000 Bde (20 Prozent). Darin enthalten sind ca. 8000 Werke vor 1830, die überwiegend nicht katalogisiert sind. Dieser Bestand ist alphabetisch im Magazin aufgestellt und kann inhaltlich nicht näher beschrieben werden. Darunter befinden sich 21 Titel in lateinischer Sprache aus dem 16. Jh und 25 aus dem 17. Jh, vornehmlich aszetische Literatur. Aus dem 18. Jh sind ca. 900 Titel vorhanden, überwiegend in lateinischer Sprache. Den Hauptanteil bilden deutschsprachige Werke des 19. Jhs mit ca. 2100 Titeln, vor allem aszetische, homiletische und exegetische Schriften.

Systematische Übersicht

2.2 Der Hauptbestand ist in 35 Gruppen mit Untergruppen gegliedert. Bei dem katalogisierten Bestand zur Theologie (Aszese, Dogmatik, Hagiographie, Heilige Schrift, Homiletik, Katechetik, Kirchenrecht, Liturgie, Mission, Moral, Pastoral, Patristik, Religionswissenschaft und Allgemeine Theologie) handelt es sich um Werke aus dem 16. bis 19. Jh. Es sind 10 lateinische und 3 deutsche Titel aus dem 16. Jh, ca. 20 griechisch-lateinische aus dem 17. Jh und ca. 60 lateinisch-deutsche aus dem 18. Jh vorhanden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Ende des 19. Jhs. Bei der Hagiographie sind Jean Mabillons Acta Sanctorum Ordinis S. Benedicti (Venedig 1733-1740) und die Annales Ordinis S. Benedicti (Lucca 1739-1745) erwähnenswert.

2.3 Die Literatur zur Geschichte mit den Gruppen Allgemeine Weltgeschichte, Kirchen- und Ordensgeschichte, Philosophie- und Geistesgeschichte, Enzyklopädie und Biographie ist überwiegend am Ende des 18. Jhs und im 19. Jh erschienen. Zur Allgemeinen Weltgeschichte liegen 180 Titel vor (lateinisch und deutsch), zur Bayerischen Geschichte 300 Titel (fast nur deutsch), zur Kirchengeschichte 200 deutsche Titel und zur Ordensgeschichte 160 deutsche Titel, hauptsächlich zur Geschichte des Benediktinerordens. Die Gruppe enthält 7 Regelausgaben aus dem 17. Jh in deutscher Sprache.

2.4 Die Deutsche Literatur ist mit 20 Titeln aus dem 16. und 17. Jh, 280 Titeln aus dem 17. und 18. Jh und 300 Titeln aus der ersten Hälfte des 19. Jhs vertreten; 60 Prozent sind zwischen 1850 und 1900 erschienen. Bei den Alten Sprachen (lateinische und griechische Autoren) liegen 2 lateinische Titel aus dem 16. Jh vor, 15 aus dem 17. Jh, ca. 130 aus dem 18. Jh und ca. 180 aus dem 19. Jh. Die deutschsprachigen Titel verteilen sich auf das 18. Jh (80) und das 19. Jh (350), vornehmlich das späte. Bei den Neueren Sprachen überwiegt die Literatur vom Ende des 19. Jhs.

2.5 Die Bestände zur Geographie, Kunst und Musik sind ebenfalls größtenteils im 19. Jh erschienen. Zur Geographie liegen ca. 80 Bde vor, hauptsächlich Werke mit Stahlstichen aus dem 19. Jh. Bei den Fächern Kunst und Musik ist kein Bestand aus der Zeit vor dem Ende des 19. Jhs vorhanden. Bei den Naturwissenschaften (Mathematik, Biologie und Technik) sind 150 deutschsprachige Titel Ende des 19. Jhs erschienen.

Sondersammlungen

2.6 Aloysius-von-Gonzaga-Sammlung. In der reichhaltigen Sammlung von Devotionalien, Bildern und Büchern zu Person und Geschichte des Hl. Aloysius von Gonzaga SJ (1568-1591) sind vorhanden u. a. die erste Biographie des Heiligen von Virgil Cepari, Vita del beato Luigi Gonzaga (Rom 1606), ebenso die von Luciano Basadonna herausgegebene Litta Familie Celebri Italiane (Mailand 1868 ff.). Diese seltene Ausgabe ist mit feinen, handgemalten Wappen verziert und enthält Porträts, Siegel- und Münzzeichnungen. Zudem sind noch vorhanden 14 deutsche Werke aus dem 17. Jh sowie 5 in italienischer und 20 in deutscher Sprache aus dem 18. Jh.

2.7 Gebetbücher. Gesondert aufgestellt, aber nicht katalogisiert, ist die ca. 2500 Bde umfassende Gebetbuchsammlung, überwiegend aus den Jahren 1850 bis 1920. 19 deutsche Gebetbücher stammen aus dem 17. Jh, 13 lateinisch-deutsche und 35 deutsche aus dem 18. Jh.

2.8 Ältere Dissertationen und Schulschriften. Gesondert aufgestellt, aber nicht katalogisiert, sind 10 Dissertationen in lateinischer Sprache aus dem 18. Jh. Im Fach Geschichte sind im Bestand enthalten ca. 300 Schulprogramme des 19. und beginnenden 20. Jhs, überwiegend aus bayerischen Gymnasien. Sie sind nach ihrem Inhalt, nicht nach den Gymnasien geordnet. Weitere 50 Schulprogramme aus diesem Zeitraum sind noch unkatalogisiert. Eine Rarität bilden ca. 80 Schulpreise mit deutschen und lateinischen Titeln aus dem 19. Jh. Sie sind einheitlich gebunden und entstammen den Gymnasien der Umgebung ( u. a. aus Metten, Passau und Straubing).

2.9 Sonstiges. Geschlossen aufgestellt sind ca. 100 Konvolute mit deutschsprachigen Titeln aus dem 18. bis 20. Jh. Es handelt sich um Texte zur Klassischen Philologie sowie um theologische Schriften, u. a. zur Exegese des Alten und Neuen Testaments. Dazu kommt eine Sammlung von Kupfer- und Stahlstichen mit Einzelblättern und Buchausgaben aus dem 17. bis 20. Jh. Handkolorierte Andachtsbildchen (24), u. a. mit Motiven des Prager Jesulein, und Spitzenbilder werden in eigens angefertigten Schachteln aufbewahrt. Eine Sammlung von Land- und Post-Straßen-Karten aus dem 18. bis 20. Jh ist noch nicht erschlossen.

2.10 Unter den Periodika aus dem 19. Jh sind ca. 60 Bde Königlich Bayerische Amts- und Verordnungsblätter hervorzuheben, insbesondere Niederbayern betreffend, sowie eine Sammlung von Veröffentlichungen der Historischen Vereine zur Orts- und Landesgeschichte, speziell Niederbayerns, aus dem 19. Jh.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, für den Bestand bis 1975, nach hauseigenen Regeln mit grammatikalischer Wortfolge]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, ab 1975, nach Münchner Katalogisierungsordnung (MKO) mit einem Stich- und Schlagwortkatalog]

Seit 1991 wird durch EDV mit dem Programm " Allegrë der TUB Braunschweig nach- und neukatalogisiert.

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Folger, Herbert OSB: Swikkersperch. Beiträge zur Geschichte Schweiklbergs und des Landkreises Vilshofen in Niederbayern. Abtei Schweiklberg, Vilshofen 1954 Schrömges, Ulrich OSB: Die Bibliothek der Benediktiner-Abtei Schweiklberg in Vilshofen. In: Bibliotheksforum Bayern 18 (1990) S. 230-235

Stand: Oktober 1992

Ulrich Schrömges OSB


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.