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Hudební archiv Benediktinskéhoarciopatství sv. Vojtecha a sv. Markéty (ulozen v Muzeuceskéhudby)

Musikarchiv der Benediktinererzabtei des Hl. Adalbert und derHl. Margarete (im Museum der tschechischen Musik)

Adresse und Unterhaltsträger s. [Eintrag zur Bibliothek].


Funktion. Ordensmusiksammlung.
Sammelgebiete. Musikalien der Kirchenmusik (meist Figuralmusik für liturgische Zwecke) und weltlichen Musik. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder e-mail-Anmeldung erforderlich. Das Musikarchiv befindet sich als langfristiges Depositum im Museum der tschechischen Musik [Muzeum ceské hudby], das in der nächsten Zeit voraussichtlich in neue Räumlichkeiten umziehen muß (s. Eintrag dort). Aktuelle Informationen zu Benutzungsmöglichkeiten über die Erzabtei oder im Internet unter http://www.nm.cz (Nationalmuseum).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Musikarchiv in Brevnov entstand wahrscheinlich bereits in den siebziger Jahren des 17. Jhs. Aus dieser Zeit sind jedoch keine Musikalien erhalten geblieben. Veranstaltungen mit Figuralmusik sind in den Klosterdiarien seit 1674 belegt sowie in den Observanzen des Abts Otmar Zinke (1700-1738) zu den Gottesdienstfeiern, bei denen unterschieden wurde, ob sie choral oder figural gefeiert wurden. In den Diarien findet sich regelmäßig seit 1728 zu Beginn des Kalenderjahres das Verzeichnis über die Funktionen im Kloster (z. B. Abbas, Prior, Subprior, Provisor, Concionator, Sacristanus, Refectorarius, Praefectus Culinae, Magister Novitiorum, Archivarius, Cantor). Unter diesen Funktionen ist auch der Leiter des Figuralchors (Regens chori figuralis) genannt. Die Diarien belegen Gottesdienste mit Figuralmusik jedoch bereits für einen früheren Zeitraum (s. u. 4.1). Die Musikalien wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jhs nach Gattungen und nach der Festlichkeitsstufe geordnet (z. B. Messen, Arien, Offertorien, Vesperae, Antiphone, Litaniae, Stabat Mater, Rorate, Magnificat u. a.). Die Kataloge aus dem 18. und 19. Jh belegen diese Ordnungen. Wie das Archiv früher geordnet war, ist nicht bekannt, da keine älteren Kataloge erhalten geblieben sind. Die Sammlung verwaltete stets der Regens chori figuralis.

1.2 Aus der ersten Hälfte des 18. Jhs sind heute noch 7 Kompositionen erhalten. Wo die anderen Werke aus dieser Zeit verblieben sind, ist unklar - eventuell wurden sie vernichtet, gingen verloren oder wurden als veraltet ausgesondert. Die Musikaliensammlung ist erst seit Mitte des 18. Jhs systematisch erhalten geblieben, wie andere Sammlungen dieser Art auf dem Gebiet der Tschechischen Republik auch, obwohl belegt ist, daß Figuralmusik bereits früher praktiziert wurde und tsprechende Musikalien vorhanden gewesen sein müssen. Gesammelt wurde nach den liturgischen Bedürfnissen und dem Zeitgeschmack. Bisher war es nicht möglich, den Bestand der Sammlung nach den Tätigkeitszeiten einzelner Leiter des Figuralchors zu gliedern. Weltliche Musikalien in einer geringen Zahl sind erst aus dem dritten Viertel des 18. Jhs erhalten geblieben. In allen drei Jahrhunderten trugen hauptsächlich die Ordensbrüder selbst oder Laien aus dem Umfeld des Klosters die handschriftlichen Musikalien zusammen.

1.3 Das Musikarchiv des Benediktinerklosters in Brevnov wurde in den fünfziger Jahren des 20. Jhs vom Tschechoslowakischen Staat konfisziert und an die Musikabteilung des Nationalmuseums übergeben. Es befindet sich heute in der Musikhistorischen Abteilung des Museums der tschechischen Musik (s. Eintrag dort). Liturgische Choralbücher (Antiphonare, Graduale, Hymnarien, Psalter u. a.) vom Ende des 17. Jhs, aus dem 18. und aus dem 19. Jh wurden in den fünfziger Jahren teilweise an die Musikabteilung des Nationalmuseums, teilweise an die Nationalbibliothek in Prag übergeben. Bei der Enteignung sind viele Materialien verlorengegangen oder vernichtet worden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Das Musikarchiv besteht aus einer Sammlung der Figuralmusik (1612 Hss. und 577 Drucke) und einer Sammlung der weltlichen Musik (291 Hss. und 78 Drucke). Es ist im Museum der tschechischen Musik aufgestellt unter den Signaturen XXXVII B1-642, XXXVII C1-156, XXXVII D1-273, XXXVII E1-507, XXXVII F1-477, XXXIX A1-307.

Sammlung der Figuralmusik

2.2 Die Sammlung der Figuralmusik umfaßt etwa 2190 Stücke, die für liturgische Zwecke bestimmt waren. Darunter sind 1612 Hss. (18. Jh 597, 19. Jh 975 und 20. Jh 40) sowie 577 Drucke (18. Jh 9, 19. Jh 538 und 20. Jh 30). Vorhanden sind beispielsweise Kompositionen zu Ordinarium (den unveränderlichen Bestandteilen der Messe) und Proprium (den veränderlichen Bestandteilen der Messe: Introitus, Graduale, Offertorium, Communio, Sequenz), weiterhin Totenmessen, Litaneien und Vesperpsalme - alle aus dem Zeitraum von 1740 bis zum Beginn des 20. Jhs.

2.3 In den meisten Fällen kann bei den Handschriften der Entstehungszeitpunkt mit dem Zeitpunkt der Komposition gleichgesetzt werden. Ausnahmen bilden die im 18. und 19. Jh vermehrt abgeschriebenen Kompositionen von Renaissance-Komponisten wie Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594), Orlando di Lasso (1532-1594) und Jakob Gallus-Handl (1550-1591). Weiterhin wurden durch das gesamte 19. Jh hindurch auch die Kompositionen W. A. Mozarts und Haydns abgeschrieben.

2.4 Sowohl im Bestand aus dem 18. als auch aus dem 19. Jh überwiegen lateinische Texte, was durch den kirchlichen Charakter der Sammlung bedingt ist. Aus dem 18. Jh liegen einige Texte in italienischer Sprache vor (besonders Arien an Stelle des Propriums), weniger Texte in tschechischer und am wenigsten in deutscher Sprache. Aus dem 19. Jh sind keine italienischen Texte mehr vertreten; es steigt der Anteil der tschechischen sowie der deutschen Texte. Eine genaue Bestimmung anhand der auf den Katalogzetteln verzeichneten Titel war leider nicht möglich, da die Textsprache in vielen Fällen vom Titel abweicht.

2.5 Eine Unterscheidung der vertretenen Komponisten nach Nationalitäten ist schwierig, da auf böhmischem Gebiet im 18. und 19. Jh die Gesellschaft großenteils zweisprachig und nicht eindeutig polarisiert in eine deutsche und eine tschechische Nationalität war. Der folgenden Aufzählung wurden ausschließlich die Geburtsorte der Komponisten zugrundegelegt: Aus dem 18. Jh sind von den Komponisten 55 gebürtige Tschechen, 28 Italiener, 34 Deutsche oder Österreicher und 2 andere; aus dem 19. Jh 108 Tschechen, 7 Italiener, 121 Deutsche oder Österreicher und ein anderer; vom Anfang des 20. Jhs 30 Tschechen, 7 Deutsche oder Österreicher und 4 andere.

2.6 Für die Untersuchung der im Bestand vertretenen Germanica wurden alle Werke herangezogen, deren Komponisten im deutschsprachigen Gebiet geboren wurden oder die im deutschsprachigen Gebiet erschienen sind. Hier wurden auch Komponisten berücksichtigt, die nicht eindeutig der tschechischen oder der deutschen Nationalität zugeordnet werden konnten. Demgemäß zählen bei den Handschriften 22 Prozent des 18. Jhs zu den Germanica, 85 Prozent des 19. Jhs und 13 Prozent des frühen 20. Jhs; bei den Drucken sind es 78 Prozent des 18. Jhs, 82 Prozent des 19. Jhs und 3 Prozent des beginnenden 20. Jhs. Erschienen sind die Germanica in Augsburg 113 (A. Böhm 103, Kranfelder 1, Klaffschenkel 1, Lotter 6, Mailinger 2); Breslau 4 (Leuckert); Eichstätt 1 (Krüll); Fulda 1 (Maier); Glatz 3 (Hirschberg); Halberschwerdt 2 (Francke); Innsbruck 27 (Gross 26, Möst 1); Kempten 1 (Kösel); Leipzig 5 (Breitkopf 3, Mühlberg/Engelmann 2); München 7 (Aibl 2, Falter 5); Paderborn 1 (Schöndisch); Ravensburg 1 (Dorn); Regensburg 32 (Boesnecker 18, Coppenrath 2, Mann 6, Pustet 7); Ried 5 (Kraenzl); Salzburg 1; Straubing 1; Wien 21 (Artaria 1, Cäcilia/Hammer 1, Diabelli 6, Haslinger 4, Mollo 3, Stamperia chimica 1, Spina 2, Steiner 2, Wallishanser 1); Bratislava [Preßburg] 1 (Cranz); Glucholazy [Ziegenhals] in Schlesien 209 (Pietsch); Kreis Neiße 1 (Pietsch); ohne Ortsangabe oder Herausgeber (11).

Sammlung der weltlichen Musik

2.7 Aus dem Zeitraum vor 1800 sind 5 Musikalien erhalten geblieben, von 1800 bis zum Beginn des 20. Jhs 291 Handschriften und 78 Drucke. Aus dem 19. Jh stammen 277 Hss. und 64 Drucke sowie aus dem frühen 20. Jh 9 Hss. und 14 Drucke.

2.8 Die Sammlung enthält Vokalkompositionen (19. Jh: 33 Hss. und 24 Drucke; 20. Jh: 8 Hss. und 12 Drucke), vor allem jedoch Kammermusik und Kompositionen für das Klavier. Bemerkenswert ist die 182 Bde umfassende Handschriftensammlung der Kammermusik (vor allem für Streichinstrumente), die im zweiten Viertel des 19. Jhs der Bibliothekar P. Eduard Itz von Mildenstein OSB (1789-1875) abgeschrieben hat. Unter den insgesamt vertretenen Autoren läßt sich auch hier keine besonders stark vertretene Nationalität ausmachen: deutsche Autoren sind insgesamt etwa gleich stark vertreten wie Autoren anderer Nationen. Im Genre der Kammermusik überwiegen jedoch eindeutig deutsche Autoren und Germanica; z. B. sind mit ihren Kompositionen vertreten Haydn, Mozart, Beethoven, Hoffmann, Ignaz Pleyel, Anton Diabelli und Johann Nepomuk Hummel.

2.9 Erschienen sind die gedruckten Germanica der weltlichen Musik u. a. in Berlin 1 (Kunz); Braunschweig 1 (Litolff); Breslau 1 (Hainauer); Dresden 2 (Ackermann et Lesser); Leipzig 6 (Breitkopf & Härtel 2, Petrus 2, Rühle 1, Weinberger 1); München 1 (Calwey); Trier 1 (Hoenes 1); Wien 16 (Albrecht 1, Artaria 2, C. K. sklad školních knih [K.k. Schulbuch-Magazin] 1; Diabelli 2, K.k. privilegierte chemische Druckerey 1, Magazin de l'imprimerie chimique 3, Maisch 1, Müller 1, Sculpus 1, Spina 2, Weigl 1).

3. KATALOGE

3.1 Moderner allgemeiner Katalog

Namenkatalog

[in Zettelform; angelegt 1966-1967 in der Musikabteilung des Nationalmuseums]

Die Bestände sind im Gesamtmusikkatalog (Verzeichnis der Musikquellen auf dem Gebiet der Tschechischen Republik) in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik verzeichnet.

Die Bestände sind ebenfalls im RISM verzeichnet.

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Musikalien mit Incipit

[hschr.; 1785 bis Ende des 18. Jhs; 117 Seiten; mit einem Verzeichnis von Instrumentalkompositionen und einem Verzeichnis der Musikinstrumente]

Alphabetisches Verzeichnis der Verfasser [hschr.; angelegt in der ersten Hälfte des 19. Jhs; von P. [Adolph] Itz von Mildenstein OSB und P. Emilian Kolár OSB; 39 Seiten; den Musikalien wurden neue Signaturen angeschlossen]

Teilverzeichnisse von Kompositionen

[5 verschiedene unvollständige Verzeichnisse; 9 Bl.]

Verzeichnis der Messen mit Incipit

[hschr.; Ende des 19. Jhs; 65 Seiten]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Das Ordensarchiv des Benediktinerklosters in Brevnov wird im Staatlichen Zentralarchiv Prag [Státní ústrední archiv Praha] unter der Signatur RA B Br aufbewahrt (s. Eintrag dort).

4.2 Darstellungen

Kabelková, Markéta: Hudba v brevnovském kláštere [Musik im Kloster von Brevnov]. In: Tisíc let benediktinského kláštera v Brevnove. Benediktinské opatství sv. Markéty v Praze-Brevnove [Tausend Jahre Benediktinerkloster in Brevnov. Benediktinerabtei der Hl. Margarete in Prag-Brevnov]. Praha 1993, S. 223-234 [die Publikation erschien zeitgleich auch in deutscher Sprache, s. dort S. 247-259]

Klinkhammer, Rudolf: Die Figuralmusik in Brevnov und Braunau zur Zeit des Priors und Abtes Friedrich Grundmann. In: Tausend Jahre Benediktiner in den Klöstern Brevnov, Braunau und Rohr (bearbeitet von P. Johannes Hoffmann OSB). St. Ottilien 1993, S. 401-496 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, 33. Ergänzungsband)

Stand: Dezember 1995

Markéta Kabelková

Ergänzt: Januar 1999


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.