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Adresse. 9470 St. Paul i. Lavanttal 1
Telefon. (04357) 2019
Unterhaltsträger. Benediktinerstift St. Paul
Funktionen. Hausbibliothek des Klosters; Literaturversorgung für
Seelsorge und Unterricht (Stiftsgymnasium).
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie und Monastica. -
2. Besonderes Sammelgebiet: Literatur zur Geschichte, Kunst und Kultur St.
Pauls.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nur nach
Voranmeldung und für wissenschaftliche Zwecke. - Leihverkehr: nicht
angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät,
Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Südbahn bis Zeltweg, dann
Regionalzüge nach St. Paul. - A 2 bis Abfahrt Lieboch, B 76
über Deutschlandsberg bis St. Paul.
1.1 Die Bibliothek umfaßt drei Provenienzgruppen: Bestände von St. Paul, Spital am Pyhrn (Oberösterreich) und St. Blasien (Deutschland). Da die ursprüngliche Stiftsbibliothek St. Paul bei der Klosteraufhebung 1787 zum größten Teil verlorengegangen ist, wird im folgenden eine kurze Übersicht über die Geschichte der oben genannten Klöster und ihrer Bibliotheken gegeben.
1.2 Die 1091 gegründete und von Hirsau (Deutschland) aus besiedelte Spanheimerstiftung St. Paul erhielt vom Mutterkloster eine Grundausstattung an Hss. für Liturgie und Seelsorge. Aus der Stifterfamilie der Spanheimer beschenkte auch Erzbischof Hartwig von Magdeburg (†1102) das Kloster mit Hss. (vor allem Liturgica). Das rasch zu hoher Blüte gelangte Stift hatte schon früh ein leistungsfähiges Skriptorium.
1.3 Im 15. Jh erlebte das Skriptorium eine weitere Blüte. Eine Fülle von Hss., die heute in der UB Klagenfurt aufbewahrt werden, wurde nachweisbar von Schreibern des Klosters hergestellt. Vermutlich um 1470 fanden auch eine Neuorganisation und Umordnung der Bibliothek statt. In der Reformationszeit sind nur wenige Neuzugänge an Büchern belegt, erst seit Abt Hieronymus Marchstaller (reg. 1616-1638) wurden wieder Käufe getätigt. Er erstand z. B. auf seiner Romreise mehrere großformatige Psalterien und ließ als erster Abt Exlibris in die von ihm erworbenen Bücher einkleben.
1.4 Auch die nachfolgenden Äbte haben die Büchersammlung vermehrt, am deutlichsten sichtbar ist dies unter Abt Albert Reichart (reg. 1677-1727). In seiner Amtszeit wurden nicht nur Bau und Ausstattung des heutigen Bibliotheksraumes fertiggestellt, sondern auch ein Katalog der Bücher verfaßt, der zum ersten Mal den Umfang der Sammlung zeigt. 1787 wurde das Kloster im Zuge der josephinischen Reformen aufgelöst. Der größte Teil des Buchbestandes kam nach Klagenfurt, wo er in der heutigen Universitätsbibliothek an den Exlibris erkennbar ist. 1809 erfolgte die Wiederbesiedlung des Stifts St. Paul durch Mönche der ebenfalls aufgelösten Abtei St. Blasien im Schwarzwald. Benediktinerstift
1.5 Das schon 858 erwähnte und seit dem 11. Jh bedeutende Stift St. Blasien besaß vermutlich seit frühester Zeit ein Skriptorium, doch sind ältere Zeugnisse durch mehrere verheerende Brände nur spärlich vorhanden. Vermutlich konnte das Kloster auch beim Übergang vom geschriebenen zum gedruckten Buch durch die Nähe der Stadt Basel Inkunabeln, von denen heute noch 20 in St. Paul erhalten sind, und Frühdrucke ankaufen. Der Brand von 1768 zerstörte allerdings einen Großteil des Bestandes. Der regen Sammeltätigkeit des Abtes Martin Gerbert (1764-1793) und vor allem seinen guten Verbindungen verdankt die Abtei die Erwerbung zahlreicher Druckwerke zur Liturgik und Diplomatik sowie einiger Hss.
1.6 Die St. Blasianer Äbte haben im 18. Jh ihre Bibliothek neben theologischen Drucken vor allem um wichtige historische und naturwissenschaftliche Werke bereichert. Unter den Nachlässen von Konventsangehörigen ist jener Karlmann Flors (†1870) hervorzuheben. Seine reichhaltige Handbibliothek enthielt Bücher zu Anthropologie, Ästhetik, Archäologie und Philologie. Die Auflösung des Klosters 1806 bereitete der wissenschaftlichen Sammeltätigkeit aber ein Ende. Ein Teil der Werke konnte schon vorher auf Besitzungen in der Schweiz und nach Karlsruhe gebracht werden, während die Mönche in das aufgelassene Kloster St. Paul übersiedeln sollten. Vor ihrer endgültigen Niederlassung in Kärnten kamen die Blasianer Mönche von 1807 bis 1809 in das Chorherrenstift Spital am Pyhrn in Oberösterreich, von wo sie die dortigen Bücher und Hss. mitnehmen durften.
1.7 Aus der älteren Zeit des als Pilgerhospital von Bamberg gegründeten Stiftes Spital am Pyhrn fehlen Zeugnisse einer größeren Bibliothek oder einer geordneten Schreibertätigkeit. 1418 erfolgte die Umwandlung in ein Kanonikerstift. 1437 ist eine größere Bücherschenkung durch den Bamberger Bischof Friedrich von Aufsess (1370-1440) nachzuweisen, die zusammen mit einigen Hss. den Grundstock der Bibliothek bildete. Die Bedeutung der Spitaler Büchersammlung ist seit der Mitte des 15. Jhs erkennbar. Seither kann ein ständiges Wachstum beobachtet werden, wobei zahlreiche Schenkungsvermerke in den Bänden Aufschluß über die Vorbesitzer geben. Der Kreis der Donatoren, der jeweiligen zwölf Kanoniker des Stifts, umfaßte zahlreiche Persönlichkeiten, vor allem aus dem Klerus Oberösterreichs und der Steiermark.
1.8 Somit wuchs der Bücherbesitz des Klosters rasch an. Bereits 1484 mußte an eine Neuaufstellung der Bibliothek gedacht werden. Das Stift wandte sich an die Wiener Universität mit der Bitte, bei der Koordinierung behilflich zu sein. Eine Abordnung aus Wien stellte die bis 1809 beibehaltene Ordnung her. Unter den Dechanten Urban Weix (1420-1496) und Andreas Sackauer (um 1445-1513) konnten neben zahlreichen Hss. auch etwa 300 Inkunabeln erworben werden. Auch die Handbibliothek Heinrich Otto Gaßners (1610-1684) kam an das Spitaler Kloster.
1.9 Im 16. und 17. Jh wurden von den Kanonikern weiterhin Schenkungen gemacht bzw. Bücher erworben, doch scheint dies nicht mehr so planvoll geschehen zu sein wie im 15. Jh. Von Interesse ist eine Bücherschenkung Spitals an das neugegründete Kapuzinerkloster Irdning im Jahr 1740; sie thielt zahlreiche Inkunabeln, die heute im Kapuzinerkonvent in Klagenfurt aufbewahrt werden.
1.10 Nach dem Einzug der St. Blasianer Mönche in St. Paul wurde die Bibliothek den örtlichen Gegebenheiten angepaßt und adaptiert. Die Hss. fanden im Gewölbe des Archivs eine neue Unterkunft, P. Beda Schroll († 1891) verfaßte den heute noch benützten handschriftlichen Katalog (um 1850). Die Reste der alten St. Pauler Büchersammlung wurden mit den Bibliotheken aus St. Blasien und Spital am Pyhrn vereinigt und unter Abt Augustin Duda (reg. 1866-1897) neu geordnet. Dazu wurden neue Regale gebaut und der inzwischen auf fast 30.000 Bde angewachsene Bestand häufig zweireihig aufgestellt. Damals begann man auch mit der Erstellung des einzigen heute noch vorhandenen Kataloges (s. u. 3), dessen erste Eintragungen von Abt Duda stammen.
1.11 Nach 1945 wurden die Nachlaßbibliotheken der Konventualen in der sogenannten Abstellbibliothek ohne eigene Katalogisierung aufgestellt. Sie sind nach mehreren Umordnungen nur z. T. benützbar. Eine Handbibliothek für die Mitbrüder befindet sich in der Klausur und wird z. Z. mittels EDV erschlossen. Zusätzlich besitzt das Stiftsgymnasium eine selbstverwaltete Bibliothek, die aus Mitteln der Schule weiterhin zum Gebrauch von Schülern und Lehrern erhalten wird.
1.12 Zwischen 1972 und 1974 entfernte man die Inkunabeln aus der Bibliothek und übertrug sie zu den Hss. in die Archivräume. Sie sind analog zur Ordnung des neuen Katalogs, der 1996 im Druck erscheinen wird, in alphabetischer Reihenfolge aufgestellt. Aus der alten St. Pauler Bibliothek vor 1787 ist nur eine Inkunabel vorhanden, etwa 20 sind Reste des ehemaligen großen Bestandes aus St. Blasien, der Hauptteil stammt aus Spital, und zwar aus Schenkungen der Kanoniker des Kollegiates, wie zahlreiche Eintragungen beweisen.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Die Stiftsbibliothek besteht aus rund 40.000 Bdn, die zur Gänze historisches Buchgut darstellen. Davon befinden sich etwa 32.000 Bde in der Haupt- und 8000 Bde in der Abstellbibliothek. Die Bücher der Hand- und Schulbibliothek stammen alle aus dem 20. Jh. 800 Titel sind Inkunabeln, etwa 2200 Bde stammen aus dem 16. Jh, ca. 4300 aus dem 17. Jh, ca. 8900 aus dem 18. Jh und rund 23.800 aus dem 19. Jh. Außerdem gibt es 2200 Hss. Die Zahlen beruhen z. T. auf der Auswertung des Kataloges, z. T. auf Schätzungen. Die Angaben zu den Inkunabeln sind exakt.
2.2 Etwa 21.000 Bde sind in deutscher Sprache gedruckt, 12.500 in Latein, 2200 in Französisch, ca. 600 in Italienisch. In slowenischer Sprache liegen etwa 80 Bde vor. An zwei- oder mehrsprachigen Ausgaben (Lexika, polygotte Werke, Sprachlehren) finden sich etwa 1400 Bde. Der Rest tfällt u. a. auf Niederländisch, aber auch Armenisch, Chinesisch, Arabisch und Hebräisch sind vertreten.
Systematische Übersicht
2.3 Da weder im Katalog (s. u. 3) noch in der Aufstellung (nach Format und häufig zweireihig) eine Systematik erkennbar ist, mußte die Sachgebietszuteilung direkt am Regal - durch Zählung und ergänzende Hochrechnung - vorgenommen werden.
2.4 Die Theologie ist mit mehr als 12.500 Bdn vertreten, wobei die Predigtliteratur bei weitem überwiegt (3200 Bde, darunter auch zahlreiche Postillen reformatorischer Theologen). Auf die Bibelwissenschaften tfallen rund 1200 Werke; neben vielen lateinischen, griechischen, hebräischen und polyglotten Textausgaben sind auch 3 deutsche Lutherbibeln vorhanden (Wittenberg: Lufft 1557; Frankfurt 1561 und 1580). Zur Liturgik (etwa 180 Titel) finden sich u. a. mehrere seltene Missale (z. B. Missale Pataviense, Augsburg: Radolt 1503) und Breviarien (z. B. Breviarium Pataviense, Wien: Alantse 1515; Breviarium Pragense, Venedig: Petrus Liechtenstein 1517 u. a.). Der Bestand zur Aszetik beläuft sich auf rund 1100 Bde. Moral- und Pastoraltheologie sind mit etwa 2300 Titeln vertreten. Die Gruppe Patristik enthält umfangreiche Gesamtausgaben aller wichtigen Kirchenväter (etwa 950 Titel). Zur Philosophie gehören 1800 Werke, wobei der Schwerpunkt in die Zeit der Aufklärung fällt (z. B. Immanuel Kants Critik der reinen Vernunft, Riga 1788).
2.5 Die Literatur zur Jurisprudenz (2200 Bde) schließt alle wichtigen Handbücher seit dem 16. Jh mit ein. Zu den älteren rechtswissenschaftlichen Texten zählen Thomas Murners Instituten ein wahrer ursprung und fundament des keiserlichen rechtens (Straßburg 1520), Der Fürstlichen Grafschaft Tirol Landesordnung (Augsburg: Othmar 1526; Pergamentdruck) und die Bairische Lanntsordnung (Ingolstadt 1553).
2.6 Allgemeine Geschichte und historische Hilfswissenschaften sind mit mehr als 8300 Bdn vertreten. Davon entfällt der größte Teil (4200 Bde) auf die Kirchengeschichte. Dies liegt u. a. darin begründet, daß die Mönche von St. Blasien einschlägig wissenschaftlich tätig waren und als Herausgeber der in St. Blasien begonnenen Germania sacra (1790 ff.) fungierten. Standardwerke zur Kirchengeschichte, z. B. die Acta Sanctorum (1643 ff.) und Caesar Baronius' Annales ecclesiastici (Rom 1588 ff.), sind vollständig erhalten. Zudem finden sich zahlreiche Werke des 18. Jhs zur Bistumsgeschichte. Von den gelehrten Historikern des Benediktinerordens sind alle wichtigen Werke anzutreffen, z. B. Marquard Herrgotts Genealogia diplomatica gentis Habsburgicae (Wien 1737), desselben Monumenta domus Austriacae (Wien, Freiburg, St. Blasien 1750-1753), Markus Hansiz' Germaniae sacri (Augsburg 1727-1729), Jean Mabillons Annales ordinis S. Benedicti (Paris 1739) und Christian Ludovicus Scheids Origines Guelfici (Hannover 1750-1780).
2.7 Besonderes hervorzuheben ist eine größere Anzahl von Werken zur französischen Geschichte, darunter die seit 1789 erschienenen 75 Bde des Procès-verbal de L'Assemblée des Communes et de L'Assemblée nationale, das wichtigste Quellenwerk zur Geschichte der Französischen Revolution. Bei den Werken zur französischen Geschichte beläuft sich der Anteil des Französischen auf nahezu 15 Prozent.
2.8 Die Literatur zu den historischen Hilfswissenschaften enthält z. B. Jean Mabillons De re diplomatica (Paris 1709). Mabillon zählte zu den Hauptvertretern der Mauriner Gelehrten, an deren Tradition sich die Blasianische Geschichtsforschung eng anlehnte. Erwähnt seien auch die in der hauseigenen Offizin gedruckten Werke des Blasianer Abtes Martin Gerbert, Historia nigrae silvae, Ordinis S. Benedicti coloniae (St. Blasien 1783-1788) und Iter Alemannicum, Italicum et Gallicum (St. Blasien 1765).
2.9 Der Bestand zur Geographie umfaßt - inklusive Atlanten und Reisebüchern - mehr als 2600 Bde. Jan Blaeus [Atlas maior]. Geographia, quae est Cosmographiae Blavianae pars prima (11 Bde, Amsterdam 1662) ist ebenso anzutreffen wie Abraham Ortelius' Theatrum orbis terrarum (Amsterdam 1631), die Reihe der Merian-Topographien in unterschiedlichen Auflagen und Martin Zeillers Topographia Galliae (Frankfurt 1655 ff.). Auch Johann Weichard Freiherr von Valvasors Topographia ducatus Carinthiae (Nürnberg 1688) fehlt nicht. Stellvertretend für die älteren Werke sei Sebastian Münsters Cosmographie (Basel 1569) angeführt. Der umfangreiche Bestand an Reiseliteratur enthält u. a. James Cooks Troisième voyage (Paris 1785, auch deutsch), George Dixons Der Kapitäne Portloch und Dixons Reise um die Welt (Berlin 1790), Johann Georg Gmelins Reise durch Sibirien (Göttingen 1751-1752), Siegmund Herbersteins Rerum Moscoviticarum (Basel 1551), Johann Georg Korbs Diarium itineris in Moscoviam (Wien 1700), Arnold Montanus' Denkwürdige Gesandtschaften ... nach Ostindien (Amsterdam 1669) und Carsten Niebuhrs Beschreibung von Arabien (Kopenhagen 1772).
2.10 Den Naturwissenschaften - unter Einschluß von Medizin, Mathematik, Physik, Chemie, Baukunst, Astronomie, Botanik, Zoologie und Mineralogie - widmen sich 6800 Bde. Unter den medizinischen Werken sind mehrere Titel von Paracelsus, z. B. Archidoxa (Basel 1570). Zu den übrigen Bereichen seien hervorgehoben: Leon Battista Albertis Architectura (Würzburg 1710), Ignaz von Borns Testacea musei Caesarei Vindobonensis (Wien 1780), George Louis Leclerc Graf Buffons Histoire naturelle générale (Paris 1785 und später), Rembertus Dodonaeus' Florum ... Historia (Antwerpen 1569), Albrecht Dürers Vier Bücher von menschlicher Proportion (Nürnberg 1528), Leonhard Eulers Dioptrica (Petersburg 1769 ff.), Josef Furttenbachs Architectura universalis (Ulm 1635) und Johannes Keplers De cometis (Augsburg 1619). Auch Johann Georg Krünitz' Ökonomische Enzyclopaedie (A-L, 58 Bde, Brünn 1787 ff.), Johann Elias Ridingers Entwurf einiger Tiere (Augsburg 1738 ff.), Johann Jakob Scheuchzers Physica sacra (Augsburg 1731 ff.) und Kaspar Schotts Magia universalis naturae et artis (Bamberg 1677) sind im Besitz der Bibliothek.
2.11 Mehr als 3500 Bde zählen zur Sprach- und Literaturwissenschaft, wobei der Großteil zwischen 1750 und 1900 erschienen ist. Die Literatur der deutschen Klassik und Romantik ist in zahlreichen Editionen (oftmals Erstausgaben) vertreten, aber auch die übrige europäische Literatur ist gut repräsentiert. Aus dem Bestand älterer Werke sei hier stellvertretend Das erste Buch sehr herzliche schöne und wahrhaffte Gedicht (Nürnberg 1570) von Hans Sachs genannt. Die klassische lateinische und griechische Literatur ist in zahlreichen, auch älteren Ausgaben präsent, doch verdienen eher die früheren Übersetzungen, etwa von Livius' Römischen Historien (Mainz 1523 und 1533), Erwähnung. Besonders zahlreich vorhanden sind weiters Grammatiken zu indogermanischen und semitischen Sprachen, darunter Franz Bopps Grammatik des Sanskrit (1827).
Sondersammlungen
Inkunabeln
2.12 Der 1996 erscheinende Inkunabelkatalog (s. u. 3.2) verzeichnet 819 Titel, darunter auch jene Stük-kcke, die mittlerweile verkauft, gegen andere Exemplare getauscht oder verschollen sind. Tatsächlich vorhanden sind heute noch 800 Inkunabeln. Von den Druckerwerkstätten im deutschen Sprachgebiet sind Nürnberg (hier Anton Koberger), Straßburg, Basel und Augsburg am besten vertreten, andere nur in wenigen Exemplaren. Bei den italienischen Druckorten ragt Venedig weit heraus.
2.13 Der bedeutendste Druck - ein Unikat - ist das Missale speciale abbreviatum (o. O. und J.; vermutlich gedruckt in Basel). Bei weiteren 22 Unikaten handelt es sich größtenteils um Einblattdrucke und -fragmente (z. B. Almanach auf das Jahr 1478, Augsburg: Zainer 1478). Es überwiegen die Drucke zur Systematischen Theologie (viele wichtige Werke, z. B. Thomas von Aquins Summa theologica, Basel: Wenssler 1485). Umfangreich ist auch der Bestand zur Rechtswissenschaft, vor allem zum Kirchenrecht. Dazu finden sich u. a. der Liber sextus Decretalium (Basel: Wenssler 1485) des Papstes Bonifaz VIII. und Nikolaus Tudeschis' Lectura super V decretalium (Nürnberg: Koberger 1485). Andere Sachgebiete sind nur in Einzelwerken vertreten. Zur Geschichte liegt u. a. Thomas Lirers Schwäbische Chronik (Ulm: Dinckmut 1485) vor.
2.14 Graphiksammlung. Zu den beiden Graphiksammlungen (Hauptsammlung und Schulsammlung) existiert auch eine Abteilung illustrierter Bücher, die der Bibliothek entnommen und eigens numeriert in der Graphiksammlung aufgestellt wurden. Es handelt sich um etwa 120 Nummern, die mit Kupferstichen oder Lithographien ausgestattet sind, darunter Joseph Wagners Ansichten aus Kärnten (Klagenfurt 1845).
2.15 Exlibris-Sammlung. Sie umfaßt mehr als 1000 Blätter (ein Katalog fehlt leider), von denen beinahe die Hälfte aus Büchern der Bibliothek entnommen wurde. Damit sind auch Vorbesitzer der Bestände von St. Paul (Abt Albert Reichert), Spital und St. Blasien registriert. Sehr viele Exemplare stammen aus dem 16. und 17. Jh, der überwiegende Teil datiert jedoch in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jh und wurde durch Tausch erworben (u. a. ein Exlibris von Mussolini).
3.1 Allgemeiner Katalog
Alphabetischer Katalog
[hschr., in 7 Bdn, begonnen Ende des 19. Jhs unter Abt Duda, von den Bibliothekaren Anselm Achatz und Thiemo Raschl fortgesetzt, heute nicht mehr auf neuestem Stand]
3.2 Sonderkatalog
Pascher, Peter Hans: Die Wiegendrucke des Benediktinerstiftes St. Paul
[wird voraussichtlich 1996 erscheinen]
Trende, Adolf: Die Stiftsbibliothek in St. Paul. In: Carinthia I. Geschichtliche und volkskundliche Beiträge zur Heimatkunde Kärntens 142 (1952) S. 609-668
Holter, Kurt: Handschriften und Inkunabeln. In: Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal und seiner Filialkirchen. Wien 1969 (Österreichische Kunsttopographie, 37) S. 340-440
Pascher, Peter Hans: Die Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts im Stift St. Paul und in den anderen Kärntner Bibliotheken. Klagenfurt 1981 (Armarium. Beiträge zur Kodikologie und zu den Historischen Hilfswissenschaften, 7)
Stand: März 1995
Peter Hans Pascher