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Bibliotheca Bipontina

Adresse. Bleicherstraße 3, 66482 Zweibrücken [Karte]
Telefon. (06332) 1 64 03
Telefax: (06332) 1 84 18
E-Mail: [bipontina@lbz-rlp.de]
Internet: http://lbz.rlp.de/ueber-uns/standorte/bibliotheca-bipontina/
Bibliothekssigel. <Zw 1>

Unterhaltsträger. Land Rheinland-Pfalz
Funktion. Öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Vorwiegend Geisteswissenschaften. 2. Besonderes Sammelgebiet: Regionalspezifische Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-13 Uhr, Montag, Mittwoch und Freitag 14-17 Uhr. Leihverkehr: DLV. Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Bibliotheksprospekt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Bei Benutzung der Altbestände schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Bahnhof. Die Bibliothek liegt im Schulzentrum Mitte. A 8, Ausfahrt Zweibrücken. Gebührenpflichtiger Parkplatz vor der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die heutige Bibliotheca Bipontina ging aus einer Integration von drei Bibliotheken hervor: der Fürstlichen Büchersammlung (der sogenannten Birkenfelder oder Karolinischen), der Bibliothek des Fürstlichen Gymnasium illustre und einer Gebrauchsbibliothek für die fürstliche Regierung und Verwaltung.

Fürstliche Büchersammlung

1.2 Die Entwicklung der wichtigsten und umfangreichsten Teilsammlung der Bipontina ist eng verknüpft mit der Geschichte der wittelsbachischen Pfalzgrafen bei Rhein, die das aus der Erbteilung von 1410 hervorgegangene Fürstentum Zweibrücken regierten. Deren bedeutendster Vertreter in der frühen Neuzeit war Pfalzgraf Wolfgang (1532-1569), der die Reformation in seinen Territorien einführte. Dabei säkularisierte er auch die berühmte Benediktinerabtei Hornbach und errichtete auf deren Grund und Boden eine fürstliche Landesschule, das spätere Gymnasium. Ihm folgte sein zweiter Sohn Johann in der Zweibrücker Pfalzgrafenwürde (1569-1604). Der jüngste Sohn Karl erhielt den zweibrückischen Anteil der Hinteren Grafschaft Sponheim mit dem Hauptort Birkenfeld, woraus sich später vermehrt um einige elsässische Territorien ein eigenes kleines Herrschaftsgebiet entwickelte.

1.3 Sowohl Pfalzgraf Johann I. in Zweibrücken als auch Pfalzgraf Karl in Birkenfeld (1560-1600) waren außerordentlich gebildete und geistig aufgeschlossene Fürsten. Johann betätigte sich selbst auf literarischem Gebiet und verfaßte neben dem Vorwort zum kalvinistischen Katechismus eine vielbändige, allerdings nicht mehr erhaltene Genealogie der Wittelsbacher. Karl war Rektor der Universität Heidelberg ehrenhalber. Beide legten den Grundstock für bedeutende Büchersammlungen, welche die jeweiligen Nachfolger vermehrten und ausbauten. Allerdings erlebten beide Bibliotheken ein unterschiedliches Schicksal, nachdem ihre Entwicklung während eines Jahrhunderts annähernd parallel verlaufen war.

1.4 Das kleine und abgelegene Birkenfeld blieb von den Widrigkeiten der Zeitläufte weitgehend verschont. Die Karolinische Bibliothek konnte sich ungeschmälert und kontinuierlich entwickeln. Die einzige Störung war der Umzug ins elsässische Bischweiler im Jahre 1720; dorthin hatte die Regierung in der zweiten Hälfte des 17. Jhs ihren Sitz verlegt. Das politisch bedeutendere Zweibrücker Fürstentum wurde in die kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. Jhs hineingezogen. In deren Verlauf wurde die Bibliothek zunächst zum größeren Teil zerstört; der einschließlich zwischenzeitlicher Neuerwerbungen immerhin noch etwa 5000 Bde umfassende Restbestand gelangte dann im Jahre 1677 nach Frankreich.

1.5 In Zweibrücken brach mit dem Jahre 1677 ein bibliotheksgeschichtlich gesehen " dunkles" Jahrhundert an: Die fortdauernden Auseinandersetzungen mit Frankreich während der Reunionszeit, die Verwaltung des Fürstentums durch Gouverneure während der Personalunion mit Schweden (1697-1718) und damit das Fehlen eines fürstlichen Mäzens, vor allem aber der Wiederauf- und Ausbau des durch den Dreißigjährigen Krieg verwüsteten und entvölkerten Landes führten zu einer Verlagerung der Prioritäten. An die Neugründung einer Bibliothek war nicht zu denken. Allerdings plante das schwedische Gouvernement, das noch bestehende Wolfgangische Gymnasium zu einer Akademie auszubauen, zu einem geistigen Zentrum des Protestantismus auf dem linken Rheinufer. Der Plan scheiterte an den unsicheren politischen Verhältnissen am Anfang des 18. Jhs. Auch als nach dem Ende des schwedischen Regiments mit Pfalzgraf Gustav Samuel Leopold (1719-1731) wieder ein fürstlicher Landesherr in Zweibrücken residierte, ergab sich keine einschneidende Veränderung. Zwar legte dieser eine bescheidene Büchersammlung an, doch diese diente ausschließlich privatem Gebrauch und war der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

1.6 Eine Wende brachte erst der dynastische Wechsel auf dem Zweibrücker Fürstenthron, nachdem mit Gustav Samuel die schwedische Linie Pfalz-Kleeburg im Mannesstamm ausgestorben war. Aus dem Erbfolgestreit ging die Linie Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler mit Christian III. (1733-1735), dem Urenkel eben jenes Pfalzgrafen Karl, der die Birkenfelder Bibliothek gegründet hatte, als Sieger hervor. Unter dessen Sohn und Nachfolger Christian IV. (1735-1775) erlebte das Fürstentum eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte und entwickelte sich zu einem Musterland des aufgeklärten Absolutismus. Der Pfalzgraf hatte an der Universität Leyden studiert, hielt sich regelmäßig in Paris auf und verfügte über ausgezeichnete Beziehungen zur dortigen aufgeklärten Gesellschaft. Er nahm die Pläne der schwedischen Vorgängerregierung wieder auf, Zweibrücken zu einem geistig-kulturellen Zentrum auszubauen.

1.7 Er konnte dabei auf eine personelle Kontinuität zurückgreifen: den Gymnasialprofessor Georg Christian Crollius, einen Enkel des Historikers Georg Christian Joannis, der im Zuge der schwedischen Akademiepläne nach Zweibrücken gekommen war und bereits die Grundlagen einer pfalz-zweibrückischen Historiographie gelegt hatte. Um seinen Mitarbeitern bei diesem Vorhaben das notwendige geistige Rüstzeug zur Verfügung stellen zu können, ließ Christian IV. im Jahre 1752 die weitgehend ungenutzte Büchersammlung seiner Vorfahren von Bischweiler nach Zweibrücken schaffen. Sie wurde im Gebäude ihrer Vorgängerin aufgestellt, in einem Flügel der ausgedehnten älteren Schloßanlage, dem sogenannten Langen Bau am Wasser, den Pfalzgraf Johann I. für seine Bibliothek hatte herrichten lassen.

1.8 Damit war aus der sogenannten Birkenfelder oder Karolinischen Bibliothek eine jüngere Bibliotheca Bipontina geworden. Diese umfaßte, laut dem Register, das der Bischweiler Archivar und Bibliothekar Hermann Bernhard Patrick nach dem Umzug ins Elsaß bei einer Generalinventur im Jahre 1722 angelegt hatte, an die 5000 Bde, darunter sowohl vom Inhalt als auch von der Ausstattung her kostbare und seltene Stücke. Erwähnt seien nur die Bibelübersetzung Luthers von 1543 oder Diethelm Kellenbergers Sammlung von Bildnissen Römischer Kaiser von 1588 mit dem berühmten Porträtsupralibros Ottheinrichs. Obwohl hinsichtlich der Bücherzahl eher bescheiden der etwa hundert Jahre zuvor nach Frankreich verschleppte Rest der Johanneischen Bibliothek hatte allein ungefähr den gleichen Umfang ist die Birkenfelder Sammlung dennoch von einzigartigem Wert. Die Geschlossenheit ihres gewachsenen Bestandes dokumentiert die Ideale fürstlicher Bildung ebenso wie die geistigen Interessen und Vorlieben einzelner Regenten eines Kleinstaates im Zeitalter des Absolutismus. Nicht wenige Bücher tragen den eigenhändigen Namenszug der Pfalzgrafen Karl und dessen Sohnes und Nachfolgers Georg Wilhelm († 1669).

1.9 Mit der Neuorganisation und dem Ausbau der Bibliothek wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1753 Georg Christian Crollius betraut, wiewohl er den offiziellen Titel eines Bibliothecarius erst 1760 erhielt. Nachdem er den aktuellen Bestand in den Jahren 1754 bis 1756 in systematischen Katalogen aufgenommen hatte, widmete er sich der planmäßigen Vermehrung der Bibliothek, die er selber für seine historiographischen Arbeiten benutzte. Nachdem er sich 1777 mit Christians Nachfolger Karl II. August (1775-1795) überworfen hatte, folgte ihm Ernst Heinrich Berckmann, ebenfalls Professor am Gymnasium illustre, im Bibliothekarsamt nach. Unter dessen Leitung wurden die Privatbibliothek des als Numismatiker berühmt gewordenen Gymnasialkonrektors Friedrich Ludwig Exter und später auch die Bibliothek von Crollius für die Fürstliche Bibliothek ersteigert. Selbstverständlich fanden dort auch die weit über die Residenzstadt hinaus bekannten Erzeugnisse des Zweibrücker Journalismus ihren Standort, wie etwa die in der französischen Hofbuchdruckerei hergestellten beiden Gazetten: die mehr das kulturelle Leben beobachtende und kommentierende Gazette universelle de littérature aux Deux-Ponts und die allgemein politische Gazette ou Journal politique des Deux-Ponts. Auch als Pfalzgraf Karl II. August seine Residenz in das neuerbaute Schloß auf dem Karlsberg bei Homburg verlegt hatte, behielt die Fürstliche Bibliothek als öffentlich zugängliche Einrichtung ihren angestammten Platz in den Räumen des Zweibrücker Johannesbaues. Bibliothek des Gymnasiums illustre

1.10 Der Ruf Zweibrückens als kultureller Mittelpunkt ging nicht zuletzt vom Fürstlichen Gymnasium illustre aus, das Pfalzgraf Wolfgang (1532-1569) auf dem Boden der ehemaligen Benediktinerabtei Hornbach gegründet hatte. Es war zunächst fürstliche Landesschule, aus deren Zöglingen sich die weltliche und geistliche Elite des frühabsolutistischen Verwaltungsstaates rekrutierte. Die einstige Schulbibliothek sie hat wohl auch die Hornbacher und die Bibliotheken der übrigen säkularisierten Klöster des Fürstentums enthalten hatte während des Dreißigjährigen Krieges dasselbe Schicksal erlitten wie die Fürstliche Büchersammlung. Das Gymnasium blieb mehr als hundert Jahre ohne eigene Bücherei.

1.11 Nach dieser Phase des Niedergangs im 17. Jh erlebte die Schule unter dem Rektorat von Georg Christian Crollius (1757-1790) eine neue Blüte. Im Jahre 1768 wurde der Grundstock für einen Neuaufbau gelegt: Christian IV. befürwortete das Gesuch des Rektors Crollius um Ankauf von etwa 50 Bdn vor allem antike Klassiker aus dem Nachlaß seines Vaters und Amtsvorgängers Johann Philipp. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich eine ansehnliche Bibliothek (bei Crollius' Tod 1790 umfaßte sie etwa 1500 Bde), für deren Ausbau der Pfalzgraf selber durch die Zuweisung eines festen Vermehrungsetats von jährlich 30 Gulden sorgte. Überdies wurden die abgehenden Schüler verpflichtet, ihrem Gymnasium ein Buch zu vermachen, und Crollius selbst, der als Rektor auch die Schulbibliothek verwaltete, lieferte fleißig " Pflichtexemplare" seiner zahlreichen historiographischen Werke ab. Auch Mitglieder der Regierung bedachten die Bibliothek immer wieder mit Geschenken und Stiftungen: etwa die Geheimräte Adam Heinrich Crantz und Georg Karl Weyland, vor allem aber der Sekretär der Polizeikommission Friedrich Daniel Hoffmann, der 1785 die Erlaubnis zur Eröffnung einer Buchhandlung erhielt und im selben Jahr der Gymnasialbibliothek eine größere Anzahl Bücher zukommen ließ. Nicht zuletzt bildeten die berühmten Editiones Bipontinae - von Crollius zusammen mit seinen Kollegen Friedrich Christian Exter und Johann Valentin Embser seit 1779 besorgte Ausgaben griechischer und lateinischer Klassiker eine kontinuierliche Bereicherung des Bestandes. Gebrauchsbibliothek der fürstlichen Kammer

1.12 Daneben entstand eine dritte Bibliothek, die Christian IV. zum Gebrauch der fürstlichen Regierung, vor allem des Kammerkollegiums, gegründet hatte. Dementsprechend wurden hier vor allem kameralistische Werke gesammelt. Sie lassen sich leicht anhand des mit einer Krone versehenen Monogrammstempels " CP" (was wohl für Christian bzw. Carl Pfalzgraf steht) identifizieren. Untergebracht war diese kleinste der Zweibrücker Bibliotheken sie umfaßte 1816 knapp 500 Bde in unmittelbarer Nachbarschaft der Karolinischen Bibliothek in einem besonderen Raum des Langen Baues. Bibliotheca Bipontina

1.13 Die Zusammenfassung dieser drei selbständigen und sehr unterschiedlich strukturierten Sammlungen zu einer Einheit ist eine direkte Folge der Französischen Revolution, die Anfang 1793 die Residenzstadt überrollte und schließlich den Untergang des Fürstentums herbeiführte. Daß die Bücher die Wirren der Revolutionszeit überstanden und daß ihnen ein Schicksal wie das der Johanneischen Bibliothek die Wegführung nach Frankreich - erspart blieb, ist der Geistesgegenwart des Gymnasialrektors Johann Georg Faber, des Nachfolgers von Crollius, zu verdanken. Er lenkte die berüchtigten Ausleerungskommissäre zunächst dadurch ab, daß er die Treppe zu den im ersten Stock befindlichen Bibliotheksräumen niederreißen ließ. Später konnte er die französischen Beamten glauben machen, die Bücher gehörten sämtlich dem Gymnasium und seien für den Unterrichtsbetrieb unentbehrlich. Damit antizipierte er unabsichtlich den Zustand, der in der Folgezeit beinahe zweihundert Jahre herrschen sollte.

1.14 Die Zusammenfassung der drei Bibliotheken unter der Obhut des Gymnasiums fand 1806 statt, nachdem die Fürstliche- und die Kammerbibliothek ihren angestammten Platz im Langen Bau, der für andere Zwecke benötigt wurde, hatten räumen müssen. Sie wurden nach verschiedenen Zwischenstationen im damaligen Gymnasialgebäude aufgestellt. Eine rechtliche Absicherung fand dieser Zustand erst nach dem Übergang Zweibrückens an das Königreich Bayern im Jahre 1816. Der Verbleib der Bücher in der Stadt und deren Vereinigung zu einer Gymnasialbibliothek wurde amtlich verfügt; bald bürgerte sich für sie die traditionsreiche Bezeichnung Bibliotheca Bipontina ein. Im folgenden Jahr bewilligte die Kreisregierung in Speyer einen Jahresetat von 300 Gulden sowie 100 Gulden für den Bibliothekar, der jeweils dem Lehrerkollegium des Gymnasiums entstammte.

1.15 Die Anschaffungspolitik während des 19. Jhs richtete sich vornehmlich nach den schulischen Bedürfnissen. In erster Linie wurden Werke der aufblühenden Altertums- und Geschichtswissenschaft gekauft. Der Bestand älterer Werke wurde durch den gelegentlichen Erwerb von Nachlässen erweitert, so Ende Dezember 1818, als große Teile der umfangreichen Büchersammlung des vormaligen Regierungsrates Philipp Ludwig Horstmann für die Bipontina ersteigert wurden. Sie ergänzten vor allem die juristische und historische Literatur. Auch Stiftungen von privater Seite trugen nach wie vor zur Vermehrung des Bestandes bei: So schenkte der Historiker Johann Friedrich Böhmer der Bibliothek im Jahre 1855 etwa 100 Bde, darunter seine eigenen bis 1848 erschienenen Arbeiten. Im übrigen blieb die enge Verbindung zwischen Schule und Bibliothek die in der Personalunion zwischen Schul- und Bibliotheksleitung ihren institutionellen Ausdruck fand bis in die jüngste Zeit erhalten. Erst mit der Auflösung des Herzog-Wolfgang-Gymnasiums, der Nachfolgeanstalt der Fürstlichen Schule, zum Ende des Schuljahres 1987/88 wurde die Bibliotheca Bipontina zu einer selbständigen Dienststelle des Landes Rheinland-Pfalz erhoben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsbeschreibung folgt der in der Mitte dieses Jahrhunderts entwickelten Aufstellungssystematik, wobei auftretende Unkorrektheiten und Inkonsequenzen nach Möglichkeit berichtigt wurden. Die zugrundeliegende Auszählung der Bestände wurde unter Zuhilfenahme des Standortkatalogs am Regal vorgenommen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 50.500 Bdn umfaßt der historische Bestand ohne Hss. 6533 bibliographische Einheiten in ca. 12.000 Bdn. Davon sind 68 Inkunabeln; 1371 Titel erschienen im 16. Jh, 1293 im 17. Jh, 1978 im 18. Jh und 1823 im 19. Jh. Die am häufigsten auftretenden Sprachen sind Deutsch (3100 Titel), Latein (2208) und Französisch (622). Andere Sprachen sind mit 345 Titeln vertreten, darunter vor allem Altgriechisch und Italienisch (Englisch lediglich achtzehnmal); 249 sind zwei- und mehrsprachig.

Systematische Übersicht

2.3 Die 68 Inkunabeln 62 in lateinischer, 6 in deutscher Sprache lassen sich den Sachgruppen Recht (39 Titel), Sprache und Literatur (12), Theologie (10), Geschichte (5) und Philosophie/Pädagogik (2) zuordnen. Die juristischen Titel sind überwiegend Textausgaben des Codex Iustinianus oder Kommentare dazu. Zur Literatur gehören neben Gesamt- und Teilausgaben klassischer Autoren (Horaz, Terenz, Cicero) eine deutsche Version des Trojaromans von Guido Colonna und eine illuminierte Boccaccio-Übersetzung von 1473 (das älteste Stück). Bei der Theologie finden sich neben einer lateinischen Bibel homiletische, kirchenrechtliche und liturgische Titel. Die historiographische Literatur ist mit drei Ausgaben der Schedelschen Chronik (davon eine deutsche Übersetzung), einer kölnischen Chronik sowie der Weltchronik von Werner Rolevinck (1425-1507) vertreten. Schließlich findet sich eine Abhandlung von Jakob Wimpfeling (1450-1528) über Jugenderziehung sowie eine deutsche Übersetzung der Philosophenbiographien von Walter Burleigh (1275-1345?). Mehr als die Hälfte dieser Drucke, 36, ist in Venedig entstanden, deren Mehrzahl wiederum in den Offizinen von Baptista de Tortis und Andreas Torresanus. Daneben erscheinen als Druckorte Straßburg (9 Titel), Nürnberg (8 Titel, sämtlich von Anton Koberger), Köln (4), Mailand (3), Augsburg und Basel (je 2) sowie Pavia, Speyer, Tübingen und Ulm (je ein Titel).

2.4 Mit 2063 Titeln bildet die Gruppe Literatur und Sprache den größten Teilbestand. Davon entstammt mehr als die Hälfte (1080 Titel) dem 19. Jh und repräsentiert die typische Schul- und Lehrerhandbibliothek eines humanistischen Gymnasiums. Dementsprechend finden sich hier knapp 800 Ausgaben lateinischer und griechischer Klassiker (samt zugehörigen Kommentaren), vielfach in bearbeiteten Ausgaben in usum scholarum. Die deutsche Literatur ist mit 76 Titeln vertreten, fast durchweg Ausgaben der Klassiker des 18. und 19. Jhs. An außerdeutschen literarischen Werken finden sich 49 Titel, davon 21 französische. Einen weiteren Schwerpunkt bilden ca. 170 literatur- und sprachwissenschaftliche Werke, vor allem aus der klassischen Philologie (Grammatiken, Stilistiken, Lehr- und Übungsbücher, Wörterbücher und Literaturgeschichten).

2.5 Bei den vor 1800 erschienenen 983 Titeln sind gewisse Akzentverschiebungen zu verzeichnen, wiewohl auch hier mit knapp der Hälfte (436) die antiken Klassiker im Vordergrund stehen. Davon sind 289 Autoren der goldenen und silbernen Latinität (an der Spitze Cicero, Livius, Tacitus und Sueton), von denen 79 dem 16. Jh, 96 dem 17. Jh und 106 dem 18. Jh angehören. Eines der wertvollsten Stücke ist die Cicero-Ausgabe von 1565 aus der Offizin von Aldus Manutius, die der Bibliothek des Pfalzgrafen Karl von Birkenfeld entstammt. Bei den insgesamt 155 griechischen Autoren (angeführt von Homer, Demosthenes und anderen Rednern sowie den Tragödiendichtern) liegt der zeitliche Schwerpunkt auf dem 16. Jh (68 Titel gegenüber 25 aus dem 17. und 62 aus dem 18. Jh), wobei die Vielzahl der Übersetzungen bzw. zweisprachigen Ausgaben auffällt, die mit 117 die der originalsprachigen Editionen (38) um das Dreifache übersteigt.

2.6 Neben den antiken Autoren sind die Vertreter des Neulateins mit etwa 130 Titeln vorhanden, relativ häufig erwartungsgemäß die Humanisten, voran Erasmus und Melanchthon. An Werken der verschiedenen Nationalliteraturen sind 236 Titel vorhanden, davon allein 135 französische (mit einem deutlichen Schwerpunkt von 71 Titeln aus dem 17. Jh). Die deutsche Literatur ist mit nur 62 Werken vertreten, davon 15 aus dem 16. Jh (vorwiegend Volksbücher, Ritterromane und Komödien geistlichen und weltlichen Inhalts), 16 aus dem 17. Jh und 31 aus dem 18. Jh. Schließlich stammen 180 Werke aus dem Gebiet der einzelnen Philologien, davon knapp zwei Fünftel (69 Titel) aus dem 16. Jh. Auch hier handelt es sich in erster Linie um lateinische und griechische Grammatiken, Stilkunden, Übungs- und Wörterbücher sowie Literatur zur Rede- und Dichtkunst.

2.7 Die Editiones Bipontinae bilden eine Sondersammlung. Im Jahre 1777 faßten die Zweibrücker Gymnasialprofessoren Crollius, Exter und Embser den Entschluß, eine Klassikeredition zu veranstalten, wobei sie mit dem Anspruch hervortraten, einwandfreie Texte in ansprechender Aufmachung zu einem wohlfeilen Preis vorzulegen ein Plan, der auf breite Zustimmung stieß, wie die umfangreiche Subskriptionsliste zeigt, auf der auch der Name Benjamin Franklins zu finden ist. Von 1779 bis 1809 erschienen an die 80 griechische und lateinische Autoren, allesamt in einer speziell entwickelten Type gesetzt und zumeist mit Titelkupfern des Mannheimer Künstlers Egid Verhelst d. J. versehen. Seit 1780 wurden die Ausgaben in der eigens eingerichteten Typographia Societatis Bipontinae gedruckt, die 1794 nach Straßburg ausweichen mußte. Die Editiones-Sammlung der Bipontina ist nicht ganz vollständig. Sie besitzt Ausgaben von insgesamt 62 Autoren: 11 griechische (davon die meisten zweisprachig) und 51 lateinische, darunter die beiden " Eckeditionen" von 1779 (Tacitus) und 1809 (Pomponius Mela). Eine Besonderheit innerhalb der Reihe stellt die 1803 erschienene Ausgabe der Gedichte des polnischen Jesuiten und Neulateiners Maciej Kazimierz Sarbiewski (1595-1640) dar.

2.8 Der Bestand an theologischer Literatur umfaßt 1291 Titel, mit dem zeitlichen Schwerpunkt auf den älteren Werken: 591 stammen aus dem 16. Jh, 324 aus dem 17. Jh, 283 aus dem 18. Jh und nur 93 aus dem 19. Jh. Einen deutlichen inhaltlichen Schwerpunkt bildet die theologische Kontroversliteratur (117 Titel), innerhalb dieser die konfessionelle Polemik. Mehr noch als die theologischen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken sind dabei die innerevangelischen Differenzen dokumentiert; in erster Linie finden sich lutherische Angriffe auf die Anhänger Calvins und Zwinglis. Die am häufigsten vertretenen Theologen sind Jakob Andreä, Philipp Marbach, Ägidius Hunnius, Lukas und Andreas Osiander, die auch in den anderen Teilgruppen immer wieder begegnen. Für die katholische Seite finden sich vor allem die Werke des Kardinals Bellarmin. Mit der Kontroverstheologie zusammenhängend und nicht immer klar von ihr zu trennen sind die Gebiete Glaubensbekenntnis, Glaubenslehre und Glaubenserziehung, ein Komplex von insgesamt knapp 200 Titeln. Die christliche Symbolik ist mit 22 Titeln vertreten, wobei neben den bekannten lutherischen Bekenntnisschriften und der dazugehörigen Literatur auch ein Glaubensbekenntnis der Mennoniten von 1664 vorhanden ist. An dogmatischen Werken finden sich 127 Titel vorwiegend lutherischer Provenienz. Die hauptsächlich behandelten Themen sind neben Gotteslehre und Christologie vor allem Ekklesiologie und Sakramententheologie, hier vor allem die verschiedenen Abendmahlslehren. Die Katechese ist mit 44 Titeln vertreten; neben protestantischen Katechismen findet sich hier auch der gegenreformatorische des Petrus Canisius.

2.9 Von den knapp 250 Titeln kirchengeschichtlicher Literatur behandeln 61 die Reformation und die konfessionellen Auseinandersetzungen seit dem 16. Jh. Für das 18. Jh liegen umfangreiche Sammlungen der Religionsgravamina der evangelischen Reichsstände auf dem Regensburger Reichstag vor. Auf katholischer Seite sind neben Spezialdarstellungen der Geschichte einzelner Hochstifter oder Abteien (die meisten mit ausführlichem Dokumentationsteil in Form von Urkundeneditionen oder -faksimiles, Abbildungen von Münzen, Siegeln etc.) eine Reihe von Konziliengeschichten hervorzuheben, vornehmlich zum Tridentinum.

2.10 Fast 90 Titel betreffen das Gebiet des Kirchenrechts. Neben den einschlägigen kanonistischen Sammlungen wie dem Decretum Gratiani, dem Liber Extra und dem Liber Sextus ist selbstverständlich das evangelische Kirchenrecht vertreten, vor allem mit 40 Kirchenordnungen verschiedener lutherischer und reformierter Reichsstände, darunter auch des Fürstentums Zweibrücken.

2.11 Von 148 Gesamt- oder Teilausgaben der Bibel entstammt die Mehrzahl (79) dem 16. Jh. Neben 36 lateinischen sind 57 deutsche Übersetzungen vorhanden, zumeist in der Version Luthers, sowie 20 polyglotte Ausgaben, darunter als Dokument früher Druckerfertigkeit ein zwölfsprachiges Neues Testament von 1599. Unter den anderssprachigen finden sich eine spanische Übersetzung von 1596, eine polnische von 1572, ein estnischer Psalter von 1596 sowie ein äthiopischer von 1701. Hinzu kommen 96 Titel Bibelkommentare, exegetische Werke, Hilfsliteratur zum Bibelstudium wie Spezialwörterbücher und -sprachlehren sowie 25 Postillen mit den Schriftlesungen der Sonn- und Feiertage.

2.12 Die Praktische Theologie ist vor allem durch mehr als 130 homiletische Werke vertreten, worunter sich neben theoretischer Literatur und Anleitungen für den Prediger umfangreiche Predigtsammlungen befinden. Auch hier sind alle drei Konfessionen vertreten, auf katholischer Seite auffallend oft Abraham a Santa Clara. 62 Bde enthalten Leichenpredigten (Einzelstücke und vor allem Sammlungen, insgesamt etwa 250 bis 300); sie betreffen fast ausschließlich fürstliche Persönlichkeiten. Daneben finden sich etwa 110 Gebet-, Andachts- und Erbauungsbücher, vor allem aus dem 16. (38) und 17. Jh (47).

2.13 Andere Zweige der theologischen Wissenschaft sind auffällig unterrepräsentiert. So sind nur 18 Titel aus der Moraltheologie und 8 aus der Pastoraltheologie vorhanden; 18 Titel gehören zur Patrologie, vor allem Ausgaben der Väterschriften (in erster Linie der lateinischen). 13 Titel behandeln nichtchristliche Religionen (darunter eine lateinische Übersetzung des Korans von 1698 aus dem Besitz des Pfalzgrafen Christian II.) oder allgemeine Religionsgeschichte und vergleichende Religionswissenschaft (die letzteren aus dem 19. Jh). Ein Mischbestand von etwas mehr als 60 Titeln enthält neben allgemeinen theologischen Werken, Einführungen in das Theologiestudium, theologischen Bibliographien, Werken zur Theologiegeschichte, Sammlungen theologischer Dissertationen, vor allem Gesamt- und Teilausgaben der Werke führender Theologen, etwa von Jan Hus, Johannes Calvin und dem Zweibrücker Reformator Johann Schwebel (um 1490-1540), sowie ca. 30 Titel Lutherschriften.

2.14 Von dem geringen Bestand an philosophischer Literatur (90 Titel) stammt ein gutes Drittel (33) aus dem 19. Jh und beschäftigt sich mit den verschiedenen Strömungen der deutschen Philosophie, der Religionsgeschichte sowie der (pädagogischen) Psychologie. Die 57 älteren Titel (zwei Drittel davon in Latein) behandeln verschiedene philosophische Teilgebiete; am häufigsten vertreten sind Logik und Ethik sowie Werke zum Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie. Erwähnt seien die Werkausgaben von Francis Bacon, Thomas Hobbes und vor allem Christian Wolff.

2.15 Zur Sachgruppe Pädagogik und Schulwesen gehören 112 Titel, davon 64 aus dem 19. Jh. In erster Linie handelt es sich um allgemeine Werke zur Erziehungswissenschaft, Werkausgaben führender Pädagogen sowie Fachdidaktiken. Die älteren, bis 1800 erschienenen Titel behandeln neben der Fürstenerziehung vor allem die Geschichte einzelner Schulen und Universitäten, nicht zuletzt des Zweibrücker Gymnasiums.

2.16 Bedenkt man, daß ein namhafter Historiker lange der Spiritus rector zweier der Ursprungsbibliotheken war, so verwundert es nicht, daß sich mit mehr als 1200 Titeln (180 aus dem 16. Jh, 283 aus dem 17. Jh, 431 aus dem 18. Jh und 322 aus dem 19. Jh) ein gut ausgebauter Bestand an Geschichtsliteratur findet. Der größte Anteil mit mehr als einem Fünftel der Titel (266) entfällt dabei auf die Geschichte einzelner deutscher Dynastien, Reichsstände oder Landschaften, in erster Linie der wittelsbachischen Territorien Bayern, Kurpfalz und Zweibrücken und der bayerischen Rheinpfalz. Daneben ist auch die Geschichte Sachsens, Brandenburg-Preußens und Hessens überdurchschnittlich gut repräsentiert. Überregional konzipierte Werke zur Geschichte des Heiligen Römischen Reiches und dessen Nachfolgeinstitutionen im 19. Jh (Gesamtdarstellungen wie auch spezielle Werke, etwa zu den Glaubenskriegen des 17. Jhs) finden sich demgegenüber nur knapp 140, die meisten aus dem 18. Jh. Darunter ist eine Reihe von Urkunden- und Akteneditionen, Früchte der gerade sich entwickelnden Quellenkritik. Weitaus mehr Titel behandeln die Geschichte nichtdeutscher Staaten und Völker in Mittelalter und Neuzeit: Neben 60 Werken zu verschiedenen Themen der europäischen Geschichte allgemein, vor allem im 17. Jh, liegen knapp 200 Darstellungen zur Geschichte einzelner europäischer und nichteuropäischer Staaten vor, von denen mehr als ein Drittel (75) Frankreich behandelt. Erwähnenswert ist eine Reihe von Werken zur italienischen, skandinavischen, osteuropäischen und türkischen Geschichte mit zeitlichem Schwerpunkt im 17. Jh.

2.17 Zur Geschichte der griechischen und römischen Antike einschließlich der antiken Religionsgeschichte und Mythologie sind etwa 160 Titel vorhanden, überwiegend aus der Gymnasialbibliothek des 19. Jhs. Etwa ebensoviele Titel behandeln die verschiedenen Hilfswissenschaften, ein gutes Drittel davon genealogische Fragen deutscher und außerdeutscher Fürstengeschlechter. Daneben sind Diplomatik, Sphragistik, Numismatik und Heraldik ebenso vertreten wie der umfangreiche Komplex der Chronologie, einschließlich einiger Kalender.

2.18 An der Nahtstelle zwischen Literatur und Geschichtsschreibung sind die biographischen Werke (Memoiren, Briefsammlungen, historische Biographien) angesiedelt (120 Titel). Der geographische Akzent ruht auch hier auf Frankreich mit Lebensbeschreibungen verschiedener Könige (voran Ludwig XIV.), Napoleons, Richelieus und anderer Politiker und Militärs. Hierher gehört auch eine Reihe anderer Personalschriften zu verschiedenen, meist fürstlichen Persönlichkeiten, die aus unterschiedlichen Anlässen (Geburtstagen, Heiraten, Thronjubiläen etc.) entstanden sind. Ein Rest von knapp 100 Titeln entfällt schließlich auf allgemeine historische Werke, Universalgeschichten, Handbücher, geschichtsphilosophische Abhandlungen, Einführungen und Bibliographien sowie (aus dem 19. Jh.) auf Lehrbücher und geschichtsdidaktische Werke.

2.19 Der Bestand an geographischer Literatur umfaßt 193 Titel, mehr als ein Drittel davon (67) aus dem 17. Jh (das 16. Jh ist mit 26, das 18. mit 47 und das 19. mit 53 Titeln vertreten). Zwei thematische Schwerpunkte sind die Reiseliteratur (Reisebeschreibungen und -tagebücher, teilweise in Briefform, sowie Reiseführer), die etwas mehr als ein Viertel des Bestandes ausmachen, und die (teilweise historischen) Länderkunden, Regionaltopographien und Städtebücher (ca. 80 Titel), die sich etwa zu gleichen Teilen auf Deutschland bzw. deutsche Länder und das Ausland, voran Frankreich, beziehen. Daneben ist auch hier ein Grundbestand an Einführungen, Lexika, Hand- und Lehrbüchern (vor allem aus der Schulbibliothek des 19. Jhs; ca. 40 Titel) vorhanden. Schließlich sind ca. 20 Atlanten und Kartenwerke nebst Kommentarbänden sowie theoretische Werke zur Kartographie zu erwähnen.

2.20 Da die Birkenfeld-Bischweiler Bibliothek wie auch die spätere Bipontina als öffentliche Institutionen am Ort fürstlicher Residenzen und Verwaltungszentren angesiedelt waren, spielte die rechtswissenschaftliche Literatur von Anbeginn eine große Rolle. Insgesamt finden sich knapp 800 Titel. Der zeitliche Schwerpunkt liegt im 18. Jh, aus dem mehr als die Hälfte der Bücher stammt (408 Titel); jedoch sind auch das 16. Jh mit 150 Titeln und das 17. Jh mit 200 Titeln gut vertreten, während im 19. Jh, als die Bibliothek vornehmlich pädagogischen Zwecken diente, nur 50 Titel angeschafft wurden. Mehr als 30 Foliobände aus dem 16. Jh tragen (wie übrigens auch die Inkunabeln mit juristischer Thematik) den Besitzvermerk " Pro Cancellaria Bipontina" und stellen damit möglicherweise einen winzigen Rest der Johanneischen Bibliothek dar, der die Verwüstungen des 17. Jhs überdauert hat.

2.21 Innerhalb des Bestandes ist mit ca. 300 Titeln die Literatur zum öffentlichen Recht am häufigsten vertreten (in erster Linie Werke zum Staats- und Verfassungsrecht des Heiligen Römischen Reiches, aber auch zum Staatsrecht benachbarter Länder, vor allem Frankreichs). Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Partikularrechte einzelner deutscher Territorien und Reichsstände, vor allem der wittelsbachischen Länder, worunter sich auch eine Anzahl von Gesetzes- und Verordnungensammlungen findet. In diesen Zusammenhang gehören weiterhin die zahlreichen Deduktionen und Prätentionen, juristisch-historische Darlegungen und Gutachten zum Nachweis von Rechten bzw. Gebietsansprüchen einzelner Länder oder Dynastien, sowie die Akten-Dokumentation der darüber entstandenen Rechtshändel (etwa 130 Titel). Zumeist unter dem Titel Consilia et responsoria finden sich etwa 100 Sammlungen von Urteilen und Stellungnahmen einzelner oder mehrerer Rechtsgelehrter und juristischer Fakultäten zu verschiedenen rechtlichen Fragen. Die einschlägigen Sammlungen des römischen Rechts (das Corpus Iuris Civilis, vor allem die Institutiones) sind samt zugehörigen Kommentaren knapp vierzigmal vertreten, vor allem in Ausgaben des 16. und frühen 17. Jhs. Die restlichen Titel verteilen sich auf die Sparten Privatrecht (25), Lehensrecht (21), Strafrecht (13), Rechtsgeschichte (11), Völkerrecht (7) und Fürstenspiegel (5) sowie Sammlungen von Reichsabschieden (22) und Parlamentsprotokolle (der Assemblée Nationale von 1789/90, der Paulskirchenversammlung von 1848/49 sowie der beiden Kammern des Bayerischen Landtags; insgesamt 9 Titel).

2.22 Der fast ausschließlich dem 18. Jh entstammende Bestand an wirtschaftswissenschaftlicher Literatur umfaßt 218 Titel, deren überwiegende Mehrzahl (176) zur ehemaligen fürstlichen Kammerbibliothek gehörte. Dementsprechend spielen kameralistische Werke eine große Rolle (insgesamt 68). Im einzelnen handelt es sich um Schriften führender Kameralisten wie Johann Christian Daniel Schreber (1739-1810), Johann Heinrich Gottlob von Justi (1705/1720?-1771) oder Johann Friedrich von Pfeiffer (1718-1787) und Allgemeindarstellungen zur Kameralistik (17 Titel), Spezialdarstellungen zu nationalökonomischen Themen (21), zu Fragen der Staatsfinanzen (14), des Außen- und Binnenhandels (10) sowie zur Sozialpolitik (Witwen- und Waisenkassen und Armenpflege; 5 Titel).

2.23 Die umfangreichste Gruppe wirtschaftswissenschaftlicher Literatur befaßt sich mit dem zentralen Wirtschaftszweig des Ancien Régime, der Landwirtschaft (145 Titel). Hier finden sich neben landwirtschaftlichen Kompendien, Lehrbüchern und Lexika (knapp 50 Titel) etwa 100 Titel zu speziellen Themen der Landwirtschaft des 18. Jhs wie Getreide- und Klee-Anbau, Pflanzenkrankheiten, Schädlingsbekämpfung, Düngemittel, Bienen- und Seidenraupenzucht, Garten- und Forstwirtschaft sowie allgemeine Methoden zur Verbesserung der Agrikultur. Viele Titel berücksichtigen betriebswirtschaftliche Aspekte mit dem Ziel der effizienten Bewirtschaftung eines bäuerlichen Anwesens.

2.24 Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer sind mit knapp 140 Titeln vertreten (10 aus dem 16. Jh, 26 dem 17. Jh, 45 dem 18. Jh und 56 aus dem 19. Jh). Die mehr als 30 mathematischen Titel verteilen sich etwa gleichmäßig auf Arithmetik sowie Rechen- und Lehrbücher einerseits und Geometrie andererseits. An Naturwissenschaften finden sich Astronomie (16 Titel), wobei Peter Apians Himmelskunde als kostbarstes Werk gelten darf, daneben Physik und Chemie oder Alchimie (35 Titel), allgemeine Naturkunde und Naturgeschichte (20 Titel, darunter Buffons Histoire naturelle), schließlich Zoologie (14 Titel) und Botanik (20) mit Hieronymus Bocks Kräuterbuch von 1560.

2.25 Insgesamt 59 Werke gehören zur Medizin, davon 32 aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh. Der thematische Schwerpunkt liegt auf Darstellungen zur allgemeinen Pathologie, zu bestimmten Krankheiten (etwa der Pest) und deren Therapie oder Prophylaxe (26 Titel). Zehn bzw. 11 Titel behandeln Anatomie und Physiologie sowie Arzneikunde, 12 Titel verteilen sich auf allgemeinmedizinische Handbücher, Abhandlungen zur Medizingeschichte sowie gynäkologische Werke.

2.26 Die Technik verzeichnet 33 Titel, davon 24 aus dem 18. Jh. Es handelt sich in erster Linie um Allgemein- und Spezialdarstellungen zur Mechanik und zu mechanischen Instrumenten und Maschinen (Mühlenwerken, Feuerspritzen, Luftmaschinen, auch energiesparenden Küchenherden und Stubenöfen) sowie Werken zu Bergbau und Metallverhüttung, darunter 2 Ausgaben von Werken Agricolas (1494-1555). Außerdem findet sich eine Darstellung des Architekten und Zweibrücker Baudirektors Friedrich Georg Wahl über Brücken- und Straßenbau.

2.27 Militaria belaufen sich auf knapp 50 Titel, fast ein Drittel davon (28) aus dem 17. Jh (9 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 18. Jh und 3 aus dem 19. Jh). Sie behandeln neben allgemeinen Fragen der Kriegführung und militärischen Taktik vor allem Festungsbau und Waffentechnik. 13 Titel dieses Bestandes stammen aus dem Besitz des Pfalzgrafen Georg Wilhelm.

2.28 Unter Kunst sind knapp 40 Titel verzeichnet. Deren eine Hälfte stammt aus dem 19. Jh und behandelt in erster Linie Fragen der klassisch-antiken Kunst und Kunsttheorie. Die andere umfaßt nahezu ausschließlich Werke zur Architektur sowie einige Musicalia, darunter Liederbücher mit Noten und Abhandlungen über die Oper.

2.29 Die 25 Titel der Sachgruppe Sport entstammen etwa je zur Hälfte dem 16. und dem 17. Jh. Sie betreffen vorwiegend Jagd und Reitsport sowie Pferdedressur und die Therapie von Pferdekrankheiten.

2.30 Die Sachgruppe Bibliothekswesen ist ein Mischbestand mit 35 Titeln, davon 21 aus dem 18. Jh. Hier finden sich neben verschiedenen Schrifttums- und Bücherverzeichnissen (18 Titel) eine Anzahl biographischer Lexika, vornehmlich Gelehrtenkalender (11) sowie allgemeine Nachschlagewerke (6), darunter auch die Encyclopédie Diderots und d'Alemberts in einer Folio- und einer Quartausgabe.

2.31 Von 53 Zeitschriften (abgesehen von Fachzeitschriften, die zu den jeweiligen Sachgruppen gehören) stammen 2 aus dem 17. Jh, 30 aus dem 18. Jh und 21 aus dem 19. Jh. Die wenigsten wurden kontinuierlich bezogen, zumeist handelt es sich um Einzeljahrgänge oder -nummern. Hervorzuheben sind die Periodika der kurfürstlich bzw. königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie (weniger vollständig) der Theodoro-Palatina in Mannheim. Daneben finden sich allgemeine wissenschaftliche Zeitschriften wie die Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (1759-1793), politische und das europäische Hofleben kommentierende Organe wie der Mercure historique et politique (1690-1716) und der Mercure galant (1677-1710), selbstverständlich auch die Gazetten und Journale aus Zweibrücker Druckereien, schließlich die Revue des deux mondes (1870-1903).

2.32 Zum historischen Bestand gehören 112 Hss., die älteste aus dem 13. Jh, die jüngste vom Ende des 19. Jhs. 74 sind in deutscher, 24 in lateinischer, 8 in französischer, 2 in einer weiteren Sprache, 4 sind zwei- oder mehrsprachig. Eine Palmblatthandschrift aus dem polynesischen Raum war weder hinsichtlich Entstehungszeit noch Sprache zu definieren. Etwas mehr als die Hälfte läßt sich den Sachgruppen Geschichte (27), Theologie (24) und Recht (17) zuordnen. Hervorzuheben sind neben einigen Stücken zur Geschichte wittelsbachischer Territorien verschiedene Archivalien, darunter ein etwa 135 Schriftstücke enthaltender Aktenband der kurpfälzischen Kanzlei aus der ersten Hälfte des 17. Jhs. Bei der Theologie finden sich neben Predigtsammlungen (15. bis 17. Jh) und Gebetbüchern (16. bis 18. Jh) mit zwei Bibeln aus dem 13. und 14. Jh die ältesten Hss.

2.33 Das 1466 beginnende Mitgliederverzeichnis der Sakramentsbruderschaft der Abtei Wörschweiler, in dem sich auch der Name des Zweibrücker Erstdruckers Jörg Geßler findet, zählt zu den bekanntesten und für die Regionalgeschichtsschreibung wichtigsten Stücken der Sammlung. Schwerpunkte der juristischen Manuskripte sind Landrechte verschiedener Territorien sowie Verordnungen und Deduktionen. Die 6 Hss. aus dem Bereich Schulwesen beziehen sich ausnahmslos auf das Hornbacher oder Zweibrücker Gymnasium. Wichtigste Stücke sind die Schulordnung des Pfalzgrafen Wolfgang von 1559 und die Schulmatrikel von 1559 bis 1633, die ebenfalls eine bedeutende prosopographische Quelle darstellen. Jeweils 6 Manuskripte gehören zu den Sachgruppen Literatur, Bibliothekswesen und Heilkunde. Erwähnenswert sind neben 2 Cicero-Hss. (14. oder 15. Jh?) 2 Bde mit französischen Dichtungen, die Anna von Rohan, der Schwägerin des Pfalzgrafen Johann II. (1604-1635), zugeschrieben werden; außerdem die Bibliothekskataloge von Patrick und Crollius sowie eine Anzahl von Rezeptsammlungen. An geographischen Hss. finden sich 5, ausnahmslos Reisebeschreibungen (16. bis 18. Jh), wie etwa das Tagebuch der Italienreise des Prinzen Friedrich Michael, des Bruders Christians IV., aus dem Jahre 1752. Von den restlichen, verschiedene Themen behandelnden Manuskripten sind hervorzuheben eine Zeugwartinstruktion von 1546 mit einer Vielzahl von Illustrationen sowie ein alchimistischer Sammelband, wohl aus dem 17. Jh. Schließlich ist eine umfangreiche Fragmentsammlung zu erwähnen, bei der es sich meist um Überreste theologischer Hss. des Mittelalters handelt, die in nachreformatorischer Zeit zu Einbandzwecken verwendet wurden.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [Zettelkatalog, nach PI]

Systematischer Standortkatalog

[zum internen Dienstgebrauch: Verschlagwortung für Teilgruppen durchgeführt]

Einbandkatalog

[zusammengestellt von Ignaz Reinwald, 1980; beschreibt die wertvollen Bucheinbände]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg, aber nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Register und Repertorium aller in der Fürstlich Pfaltz-Birkenfeldischen Bibliothec zu Bischweiler befindlichen Bücher und Manuscriptorum

[hschr., zusammengestellt von Hermann Bernhard Patrick, 1722]

Systematischer Katalog

[hschr., zusammengestellt von Georg C. Crollius mit Ergänzungen von E. H. Berckmann, 1754 ff.]

"Pro Cancellaria Bipontina"

[hschr., Verzeichnis hauptsächlich juristischer Literatur, 18. Jh]

Bibliothek des Pfalzgrafen Karl von Birkenfeld

[Fotokopie der im Landesarchiv Speyer aufbewahrten Kataloge, etwa 17. Jh]

Zweibrücker Kammerbibliothek

[Fotokopie der im Landesarchiv Speyer aufbewahrten Kataloge, 1790]

Katalog. Speyer 1829

[gedr., zusammengestellt von Johann P. Zimmermann]

Katalog. Zweibrücken 1871

[gedr., zusammengestellt von Friedrich Butters]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

"Historische Bemerkungen über die Bibliothek zu Zweibrücken" [Gutachten von Philipp K. Heintz, 1816 erstellt; sollte die damals strittigen Besitzverhältnisse klären helfen; als Konzept im Protestantischen Kirchenschaffneiarchiv Zweibrücken erhalten. Weitere, größtenteils noch nicht ausgewertete bibliotheksrelevante Dokumente sind ebenfalls dort zu finden.]

4.2 Darstellungen

Buttmann, Rudolf: Geschichte der Gymnasialbibliothek zu Zweibrücken. Zweibrücken 1898

Crollius, Georg: Commentatio de illustri olim Bibliotheca Bipontina saecula superiori deperdita. Zweibrücken 1758 [über die ältere Bibliothek des Pfalzgrafen Johann I.]

Hubert-Reichling, Sigrid: Die Bibliotheca Bipontina. In: Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und die Französische Revolution. [Katalog zur]

Landes-Ausstellung in der Karlskirche Zweibrücken 16. April bis 28. Mai 1989. Kaiserslautern 1989, S. 45-49

Koch, Walter: Studien zur Bibliotheksgeschichte Zweibrückens im 18. Jahrhundert. Zweibrücken 1959

Wölbing, Hans: Die Bibliotheca Bipontina in der Barockzeit. In: Julius Dahl und Karl Lohmeyer (Hrsg.): Das barocke Zweibrücken und seine Meister. Waldfischbach 1957, S. 489-530

Wölbing, Hans: Geschichte des Gymnasium Bipontinum. Zweibrücken 1959

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Apffel, Helmut: Vom Wert der Gazette des Deux-Ponts als Geschichtsquelle. In: Pfälzer Heimat 28 (1977) S. 92-100

Arnold, Erwin: Editiones Bipontinae. In: Herzog-Wolfgang-Gymnasium 1559-1984. Zweibrücken 1984, S. 60-66

Butters, Friedrich: Über die Bipontiner und die Editiones Bipontinae. Zweibrücken 1877

Reinwald, Ignaz: Zur Geschichte der Einbandkunst in Zweibrücken im 16. und 17. Jahrhundert. In: Pfälzer Heimat 24 (1973) S. 125-131

Stand: Januar 1991

Dieter Blinn


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.