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Okresní muzeum v Klatovech - knihovna

Bezirksmuseum in Klatovy - Bibliothek


Adresse. Hostašova 1, 339 01 Klatovy 4
Telefon. (0186) 2 31 09
Telefax. (0186) 2 60 11

Unterhaltsträger. Okresní úrad Klatovy [Bezirksamt Klatovy]
Funktionen. Museumsbibliothek und öffentliche Spezialbibliothek für die Geschichte des Bezirks Klatovy.
Sammelgebiete. Literatur aller Fachgebiete zu Südwestböhmen, insbesondere zum Bezirk Klatovy und zum Böhmerwald [Šumava].

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 7.30-18 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.

Technische Einrichtungen für den Benutzer.' Kopiergeräte, Fotowerkstatt.
Gedruckte Informationen. S. u. 5.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vorbestellte Literatur kann bereitgestellt werden. - Verkehrsverbindung s. Eintrag zum Archiv.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek entstand zusammen mit dem Stadtmuseum und seinem Archiv durch eine Verordnung des Stadtamtes Klatovy vom 14. September 1882. Um den Aufbau der Bibliothek machte sich insbesondere der Jurist Dr. Karel Hostaš (1854-1934) verdient, der auch als Gründer des Museums gilt. 1882 kaufte das Stadtamt den Nachlaß des Privatsammlers František Jung (1817-1882) für das Stadtmuseum auf, der neben Büchern und Schriften auch Münzen, Waffen und Porzellan umfaßte. Die Bestände der Museumssammlungen und der Bibliothek haben zum Teil eine ältere Geschichte, da zahlreiche aufgelöste oder verstaatlichte Schul-, Vereins- und Privatbibliotheken aus Südwestböhmen, insbesondere aus dem Bezirk Klatovy und dem Böhmerwald [Šumava], sowie zahlreiche Schenkungen von Institutionen aus Westböhmen in die Bibliothek eingingen.

1.2 In den Jahren 1882 bis 1945 wurden beispielsweise inkorporiert die Bibliothek des 1812 gegründeten Gymnasiums in Klatovy, die zuvor Restbestände der ehemaligen Bibliothek des Jesuitenkollegiums in Klatovy übernommen hatte, die Justizbibliothek in Klatovy und die Bibliothek des ehemaligen Professors für Archäologie an der Universität in Brno [Brünn], Emanuel Šimek (1883-1963).

1.3 Die Museumsbibliothek ist gegenwärtig eine Abteilung des Bezirksmuseums. Sie dient als wissenschaftliche Bibliothek und stellt überdies durch ihren Spezialbestand zu Südwestböhmen eine Forschungsgrundlage für die Geschichte der Region sowie für die Beziehungen Südwestböhmens zu Bayern dar. Als Folge von Umbaumaßnahmen am Museum in den Jahren 1991 bis 1993 waren umfangreiche Bestandsüberführungen notwendig. 1993 wurde mit einer Bestandsrevision und einer Neuaufstellung der Museumsbibliothek begonnen; eine Katalogisierung der Bestände mit EDV ist für die Zukunft vorgesehen. Bezirksmuseum - Bibliothek

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 100.000 Bde. In der Sammlung Alter Drucke befinden sich ca. 4000 Bde; aus dem 19. Jh stammen etwa 30.000 bis 35.000 Drucke. Des weiteren besitzt die Bibliothek eine Handschriftensammlung (ca. 100 Hss.), deren älteste Stücke aus dem 15. und 16. Jh stammen. Notendrucke, Karten, Gelegenheitsdrucke und Ansichtskarten befinden sich im Archiv des Bezirksmuseums (s. Eintrag dort). Eine genaue Analyse der Teilbestände nach Fächern und Jahrhunderten konnte nicht durchgeführt werden, da derzeit kein vollständiger Katalog vorliegt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt 24 Inkunabeln. Die Sammlung Alter Drucke umfaßt 4000 Bde, darunter ca. 100 Bde des 16. Jhs, ca. 400 des 17. Jhs und ca. 3500 des 18. Jhs. Bei den 24 Inkunabeln überwiegen deutsche Drucke. Nürnberg (6) und Leipzig (5) sind die am häufigsten vertretenen Druckorte. Überdies liegen 4 italienische Drucke vor und 2 böhmische (aus Prag und Kutná Hora [Kuttenberg]).

2.3 Im Gesamtbestand machen Werke in tschechischer Sprache ca. 60 Prozent aus, in deutscher ca. 30 Prozent, in lateinischer ca. 5 Prozent und in anderen Sprachen (Französisch, Englisch, Italienisch, Russisch) zusammen ca. 5 Prozent. Im Bestand Alter Drucke haben deutschsprachige Titel mit schätzungsweise 50 Prozent (ca. 2000 Drucke) den größten Anteil. Im Bestand des 19. Jhs liegt der Anteil deutscher Titel ebenfalls bei ungefähr 50 Prozent (schätzungsweise 15.000 bis 20.000 Drucke).

Systematische Übersicht

2.4 Inhaltlich vertreten sind Werke zu Geschichte (ca. 5000 Bde), Archäologie (ca. 5000 Bde einschließlich der Bibliothek Šimek, s. u. 2.8), Ethnographie (ca. 1000 Bde), weiterhin in geringerem Umfang zu Theologie, Recht, Naturkunde, Philosophie und Literatur. Jahrmarkts- und Wallfahrtsdrucke, Schuljahresberichte und Zeitschriften ergänzen den Bestand.

2.5 Bei den Inkunabeln überwiegen theologische Werke (15). Vertreten sind auch einige Werke aus den Bereichen Philosophie, Literatur, Recht und Naturkunde. Die älteste Inkunabel ist eine lateinische Bibel, die 1477 von Anton Koberger in Nürnberg gedruckt wurde (GW 4227). Als wertvoller Druck gilt zudem das Missale Pragense (Nürnberg: Georg Stuchs 1498).

2.6 Die juristischen Werke gehen in erster Linie auf die inkorporierte Justizbibliothek aus Klatovy zurück. Vorhanden sind ca. 1500 Bde aus dem 18. bis 20. Jh. Aus dem 18. Jh liegen z. B. in Wien und Prag gedruckte Reichs- und Landesgesetzbücher vor, aus dem 19. Jh weitere Gesetzessammlungen.

2.7 Die Sammlung zu Südwestböhmen und dem Böhmerwald, die auch Werke regionaler Autoren und in der Region gedruckte Titel (Klatoviensia) einschließt, umfaßt ca. 5000 Bde aus dem 16. bis 20. Jh. Vorhanden sind beispielsweise Bernhard Gruebers und Adalbert Müllers Der Bayerische Wald (Böhmerwald) (Regensburg 1846) sowie von Josef Wenzig und Johann Krejcí Der Böhmerwald. Natur und Mensch (Prag 1860). Unter den deutschsprachigen Autoren aus der Region sind vertreten Josef Rank und Josef Schramek. Als bedeutende Schriftsteller des Böhmerwaldes seien genannt Karel Klostermann und Josef Hais-Týnecký.

2.8 Die inkorporierte Privatbibliothek des Archäologieprofessors an der Universität in Brno, Emanuel Šimek, umfaßt ca. 3500 Drucke aus dem 19. und 20. Jh. Inhaltlich überwiegen seinen Forschungsarbeiten entsprechend archäologische und anthropologische Werke. Die archäologischen Werke dokumentieren Funde und Ausgrabungen in ganz Europa; Schwerpunkte liegen in Böhmen, Deutschland, Österreich und Polen. Sprachlich haben tschechische Drucke mit 60 Prozent den größten Anteil, deutsche Drucke machen 35 Prozent und Drucke in anderen Sprachen 5 Prozent aus. Eine Spezialbibliographie zu den Werken Emanuel Šimeks wird z. Z. vorbereitet.

2.9 Die Sammlung der Wallfahrts- und Jahrmarktsdrucke umfaßt ca. 3500 Drucke aus dem 18. bis 19. Jh. Hier finden sich ca. 1500 gedruckte Lieder und ca. 2000 gedruckte Gebete. Die Wallfahrtsdrucke stammen aus Böhmen und Mähren. Sprachlich überwiegen tschechische Drucke mit 70 Prozent; deutsche Drucke machen etwa 30 Prozent aus. Die Wallfahrtsdrucke bieten eine Übersicht über die Wallfahrtsorte in Böhmen, die meisten liegen jedoch zu Klatovy und seinem Marienkult vor. 2.2

2.10 Die Sammlung mit Jahresberichten der Mittelschulen der früheren k.u.k. Monarchie und der Tschechoslowakei gehört mit ca. 15.000 Jahrgängen zu den größten in Böhmen. Die Jahresberichte stammen aus Gebieten, die heute in der Tschechischen oder Slowakischen Republik, in Polen, Österreich, Slowenien und Italien liegen. Der Großteil ist im 19. und 20. Jh erschienen. 60 Prozent liegen in deutscher Sprache vor, 30 Prozent in tschechischer Sprache und 10 Prozent in anderen Sprachen (Italienisch, Latein, Französisch, Russisch, Englisch).

2.11 Im Zeitschriftenbestand liegen Zeitschriften des 18. und 19. Jhs vor, jedoch nicht in vollständigen Reihen. Bemerkenswert sind vor allem die Klattauer Periodika Der Bote aus dem Böhmerwald (1863-1867), Klatovské listy [Klattauer Blätter] (1882-1943) und Šumavan [Böhmerwaldblatt] (1868-1945). Der Anteil deutschsprachiger Periodika liegt bei ca. 25 Prozent.

2.12 Die Exlibris-Sammlung zählt 400 Stücke aus dem 16. bis 20. Jh; der Großteil stammt jedoch aus dem 19. und 20. Jh. Das älteste Exlibris ist das von Jan Hodejovský z Hodejova d. Ä. (1496-1566) aus dem Jahre 1546. Klattauer Autoren des 19. Jhs sind ebenfalls mit Exlibris vertreten.

2.13 Die Bibliothek besitzt ferner eine ca. 400 Bde umfassende Sammlung von Auktionskatalogen für Bücher, Kunstobjekte, Münzen, Möbel, Textilien u. a. Der Schwerpunkt liegt bei Katalogen des 19. und 20. Jhs aus Böhmen, Österreich und Deutschland. Deutsche Auktionskataloge liegen u. a. vor für die Häuser Helbing in München, Rosenberg in Frankfurt a. M. und Lempertz in Köln.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog der Bibliothek

[mschr.; in Zettelform; angelegt 1993 von Professor Emanuel Šimek]

Hrka, Jindrich: Incunabula typographica. 1994

[hschr., verzeichnet die Inkunabeln der Museumsbibliothek]

Eine Katalogisierung der Bestände mit EDV ist für die Zukunft geplant.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog der Drucke des 15.-20. Jhs

[hschr. und mschr.; in Zettelform; angelegt 1924; unvollständig]

Systematischer Katalog der Drucke des 15.-20. Jhs

[hschr.; in Zettelform; angelegt 1924; unvollständig]

Topographischer, chronologischer und systematischer Katalog der Artikel aus der Zeitschrift Šumavan [Böhmerwaldblatt]

[in Zettelform; verzeichnet Artikel aus den Jahren 1868-1910]

Zelenka, Jan: Katalog bibliotheky professorské c. k. reálného a vyššího gymnasia v Klatovech [Katalog der Professorenbibliothek des k.k. Real- und Höheren Gymnasiums in Klatovy]. In: Programm c. k. státního reálného a vyššího gymnasia v Klatovech ... [Programm des k.k. staatlichen Real- und Höheren Gymnasiums in Klatovy ...] (1898/99) S. 3-24; (1899/1900) S. 3-26; (1900/01) S. 3-23

Vocadlo, Vilém: Katalog bibliotheky professorské v Klatovech [Katalog der Professorenbibliothek in Klatovy]. In: Programm c. k. státního reálného a vyššího gymnasia v Klatovech ...[Programm des k.k. staatlichen Real- und Höheren Gymnasiums in Klatovy ...] (1902/03) S. 17-36; (1903/04) S. 25-46; (1904/05) S. 17-30; (1905/06) S. 17-26

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Quellen zur Geschichte des Museums und der Bibliothek einschließlich Inventarbüchern und Korrespondenz befinden sich im Museumsarchiv (s. Eintrag dort).

4.2 Darstellungen

Hostaš, Karel: Jak jsem zachranoval pozstatky mestského archivu a archiv krajský v Klatovech [Wie ich die Überreste des Stadtarchivs und das Kreisarchiv in Klatovy rettete]. In: Vestník Musea mesta Klatov [Anzeiger des Stadtmuseums Klatovy]. Bd 3. Sborník Hostašv [Sammelband Hostaš]. Klatovy 1924, S. 35-37

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hurka, Jindrich: Z poklad knihovny klatovského muzea [Aus den Schätzen der Museumsbibliothek Klatovy]. 1987 [hschr.]

ders.: Knihovna klatovského muzea [Die Museumsbibliothek Klatovy]. In: Muzejní zpravodaj [Der Museumsberichterstatter] (1991) Nr. 1 [nicht paginiert]

ders.: Ze sbírek muzejní knihovny. (Exlibris Jana staršího Hodejovského z Hodejova z roku 1546) [Aus den Sammlungen der Museumsbibliothek. (Exlibris von Jan Hodejovský z Hodejova d. Ä. aus dem Jahre 1546)]. In: Muzejní zpravodaj [Der Museumsberichterstatter] (1991) Nr. 2 [nicht paginiert]

ders.: Šumavan, výberova bibliografie 1868-1900 [Das Böhmerwaldblatt, eine Auswahlbibliographie 1868-1900]. 3 Bde. Klatovy 1991-1997

Urbánková, Emma: Soupis prvotisk ceského pvodu [Verzeichnis der Inkunabeln böhmischen Ursprungs]. Praha 1986

Vestník Mestského musea v Klatovech 1882-1908 [Anzeiger des Stadtmuseums in Klatovy 1882-1908]. Klatovy 1909

Stand: Februar 1998

Jindrich Hurka


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.