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Biblioteca Angelica

Bibliothek Angelica


Adresse. . Piazza Sant'Agostino 8, 00186 Roma
Telefon. . (06) 6 86 80 41
Telefax. . (06) 6 83 23 12
Bibliothekssigel. . <RML 06>

Unterhaltsträger. . Ministero per i beni e le attivité culturali [Ministerium für Kulturgüter und kulturelle Aufgaben]
Funktion. Öffentlich zugängliche Forschungsbibliothek.
Sammelgebiete. . Alle Wissensgebiete mit Schwerpunkten bei Schöner Literatur und Literaturgeschichte, Kirchengeschichte, Reformation und Gegenreformation.

Benutzungsmöglichkeiten. . Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. Ausleihe zu Studien- und Forschungszwecken. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30 -18 Uhr, Samstag 8.30-13.30 Uhr; im August Montag bis Samstag 8.30-13.30 Uhr. Vom 12. bis 22. Oktober ist die Bibliothek geschlossen, Katalogbenutzung, Ausleihe und bibliographischer Informationsdienst sind jedoch von 10-12 Uhr möglich. Die Bücherausgabe endet eine Stunde vor Schließung der Bibliothek. Manuskripte und Rara werden von den Bibliotheksangestellten im Lesesaal ausgegeben und müssen eine halbe Stunde vor Schließung des Lesesaals zurückgegeben werden, Drucke eine Viertelstunde vor dem Ende der Lesezeit. Das Lesen von bibliothekseigenen CD-ROM, Mikrofilmen und Mikrofiches muß von den Bibliotheksangestellten genehmigt werden. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte (nur für Forschungsliteratur ab 1901), Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, CD-ROM-Terminal, Datenbankrecherche (Servizio Bibliotecario Nazionale, SBN, Datennetz der italienischen Bibliotheken),
Internet. -Station.
Gedruckte Informationen. Faltblatt zur Benutzung und zur Geschichte der Bibliothek (in italienischer und englischer Sprache).
Hinweise für anreisende Benutzer. Bibliothekseinlaß und Bestandsbenutzung gegen Vorlage des Personalausweises. - Vom Hauptbahnhof Busverbindungen (Linien 64 und 40) bis Haltestelle Largo Argentino oder (Linien 70, 87 und 492) bis Haltestelle Corso Rinascimento; U-Bahnverbindung (Linie A) bis Station Spagna oder (Linie B) bis Colosseo, von dort Busverbindung (Linie 85) bis Haltestelle Corso Umberto I. - Gebührenpflichtige Parkplätze auf dem Lungo Castello Tevere und auf dem Lungo Tevere Marzio.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Biblioteca Angelica verdankt ihren Namen dem Augustinermönch Angelo Rocca (1546-1620), der Ende des 16. Jhs seine Büchersammlung (ca. 20.000 Bde) dem Augustinerkloster in Rom übergab. Das Kloster hatte bereits in den vorangegangenen Jahrhunderten wertvolle Handschriften als Schenkungen großzügiger Römer erhalten sowie aus den Nachlässen von Klosterangehörigen. Angelo Rocca, gelehrter Schriftsteller und Bibliophiler sowie Leiter der Vatikanischen Druckerei [Tipografia Vaticana] während des Pontifikats Sixtus V. (1585-1590), verlieh der Klosterbibliothek eine neue Beschaffenheit, als er ihr seine in fast vierzig Jahren tstandene Sammlung hinzufügte. Die Bibliothek wurde adäquat untergebracht, erhielt einen eigenen Etat und eine Bibliotheksordnung. Nach dem Willen Roccas stand die Bibliothek allen Interessenten unabhängig von Status und Einkommen offen. Diese absolute Neuheit weckte das Interesse eines stetig wachsenden Publikums, und der Ruhm der Bibliothek verbreitete sich sehr bald. Im Jahre 1661 hinterließ Lucas Holstenius (1596-1661), Leiter der Vatikanischen Bibliothek [Biblioteca Apostolica Vaticana], den Augustinern seine Privatbibliothek (3500 Bde).

1.2 In der ersten Hälfte des 18. Jhs waren das römische Augustinerkloster und seine Bibliothek der Hintergrund für die religiösen Auseinandersetzungen der Epoche. Die Anwesenheit der Hauptvertreter der Augustinischen Lehre ließ in der Bibliothek eine Sammlung von Texten entstehen, die noch heute grundlegend für das Studium von Reformation und Gegenreformation sind. Im Jahre 1762 wurde die mit 60.000 Drucken, 500 Hss. und 450 geographischen Karten äußerst reiche Bibliothek des Kardinals Domenico Passionei (1682-1761) erworben. Sie verdoppelte den Bestand der Angelica und bereicherte ihn um Texte, die der dem Umfeld der römischen Jansenisten verbundene Kardinal und päpstliche Nuntius in Wien (1730-1737) vor allem auf seinen Reisen durch die protestantischen Länder Europas gekauft hatte. Um diese Zeit richtete Luigi Vanvitelli, den die Augustiner mit der Reorganisation ihres Klosters beauftragt hatten, auch den heutigen Bibliothekssaal ein. Die wegen dieser Maßnahme ab 1748 geschlossene Bibliothek wurde erst 1786 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, als der neue, bis heute gebräuchliche Katalog fertiggestellt war.

1.3 Im 19. Jh verlief die Geschichte der Angelica parallel zur Geschichte der Stadt, die geprägt war von der Invasion der Franzosen und den folgenden Aufständen gegen diese Fremdherrschaft. Das Wirken der Augustiner in der Angelica dete 1873, als die Bibliothek nach der Einigung Italiens in den Besitz des Staates überging. Sie blieb aber an ihrem Standort und wurde auch weiterhin ergänzt. Zwischen 1883 und 1884 kaufte die Bibliothek einen Teil der Büchersammlung der römischen Fürstenfamilie Massimo; es handelt sich um 171 Bde Handschriften und um 428 Drucke des 16. bis 19. Jhs, die überwiegend die Stadt Rom betreffen. Seit 1975 ist die Bibliothek Angelica dem heutigen Ministerium für Kulturgüter und kulturelle Aufgaben unterstellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Angelica besitzt insgesamt ca. 200.000 Bde, von denen mehr als 100.000 bis 1850 erschienen und den sogenannten Altbestand [Fondo Antico] im Lesesaal der Bibliothek bilden. Der älteste Teil dieses Bestandskomplexes umfaßt 1159 Inkunabeln und ca. 20.000 Drucke des 16. Jhs. Die umfangreichsten und laufend ergänzten Bestände betreffen den Hl. Augustinus und den Augustinerorden, die Geschichte der Reformation und Gegenreformation unter besonderer Berücksichtigung Italiens, sowie die religiösen Streitschriften dieser Zeit. Größere Sammlungen finden sich auch im Bereich der Schönen Literatur zu Dante, Petrarca und Boccaccio, zu italienischer Literatur und Theater des 15. bis 18. Jhs sowie zu Rom. Darüber hinaus besitzt die Bibliothek ungefähr 600 italienische und ausländische Periodika derselben Themenkomplexe. Hinzu kommen die Sammlungen von Rara, Bodoni- und Elzevier-Drucken. Die Sammlung der von Giambattista Bodoni (1740-1813) gedruckten Werke umfaßt 519 Drucke, die größtenteils 1919 in die Bibliothek gelangten. Ein bibliographischer Apparat sowie Handbücher stehen für die Erschließung und die Untersuchung der Bestände zur Verfügung. Die Handschriftensammlung besteht aus ca. 24.000 losen Dokumenten und 2700 Bdn mit lateinischen, griechischen und orientalischen Schriften. An Zeichnungen, Graphiken und geographischen Karten sind ungefähr 10.000 Stück vorhanden; hinzu kommen ca. 30.000 in Bänden des Altbestandes. Von besonderem Interesse sind eine bemerkenswerte Sammlung von Veduten des meridionalen Italien am Ende des 16. Jhs, eine Vielzahl von Atlanten und 85 Seekarten holländischer Herkunft aus dem 18. Jh.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Für die Erhebungen zum deutschen Bestand wurden die Inventare der einzelnen Abteilungen gesichtet, insbesondere das der Altbestandsabteilung Salone, die fast alle Drucke des 16. bis 19. Jhs enthält, das der Inkunabel-Abteilung (Incunaboli) und der Rara-Abteilung (Rari). Im Hinblick auf die Drucke des 19. Jhs wurde außerdem der Bestand der Abteilung Mezzanino untersucht. Nicht berücksichtigt wurden Bände ohne Angabe des Druckorts; mehrbändige Ausgaben wurden als eine Einheit gezählt.

2.3 Vom Altbestand der Bibliothek sind 5914 Drucke Germanica. Sie gliedern sich in 94 Inkunabeln, 1547 Titel des 16. Jhs, 2337 Titel des 17. Jhs, 1883 Titel des 18. Jhs und 53 Titel des 19. Jhs. In sprachlicher Hinsicht dominiert unter den Germanica Latein (5528 Titel); daneben sind jedoch auch andere Sprachen vertreten, so etwa Französisch (160 Titel), Deutsch (118), Griechisch (74) sowie Hebräisch, Italienisch u. a. Zweisprachig (Latein und Griechisch) sind 23 Titel und dreisprachig (Latein, Griechisch und Hebräisch) 3 Titel.

2.4 Die wichtigsten Druckorte des Germanica-Bestandes sind Frankfurt (750 Titel), gefolgt von Basel (656), Köln (600), Leipzig (375), Wittenberg (334), Jena (326), Straßburg (278), Nürnberg (177), Tübingen (138), Augsburg (120), Altdorf (114), Zürich (98), Ingolstadt und Hanau (91), Wien (86), Hamburg (87), Helmstedt (84), Halle a. d. Saale (77), Mainz (74), Heidelberg (64), Marburg (64), Berlin (49), Rostock (42), Gießen (36), Göttingen (34), Dresden (29) und Genf (29), Groningen (28), München (25), Franeker (24) und Freiburg (20). Weitere Druckorte sind jeweils nur mit einzelnen Drucken vertreten.

2.5 Die Bibliothek besitzt 1159 Inkunabeln, darunter zahlreiche, die von deutschen Druckern in Italien hergestellt wurden. Die deutschen Inkunabeln sind ausnahmslos in lateinischer Sprache. Die meisten stammen aus Straßburg (20), gefolgt von Basel (18), Nürnberg (14), Köln (14) und Augsburg (7). Inhaltlich handelt es sich vor allem um theologisches Schrifttum und Bibeln, Schöne Literatur sowie einige historische, naturwissenschaftliche und geographische Werke. 2.2

2.6 Von den 1547 Germanica des 16. Jhs gehören 410 Titel zur Philologie und Schönen Literatur, 396 betreffen die Theologie (u. a. Kirchengeschichte und Reformationsgeschichte), 165 die Geschichte, 157 die Jurisprudenz, 92 die Philosophie, 81 die Naturwissenschaften, 73 die Medizin. Hinzu kommen 69 Bibeln, 57 Biographien und 47 Titel anderer Themen. 1487 Titel sind in lateinischer Sprache, 37 in Griechisch, 10 in Hebräisch, 5 in Italienisch, 3 in Deutsch, 2 in Französisch und je einer in Syrisch und Aramäisch. Die wichtigsten Druckorte sind Basel (510 Titel), Frankfurt (270), Köln (214) und Straßburg (126), gefolgt von Wittenberg (76), Leipzig (68), Zürich (52), Tübingen (51), Ingolstadt (41), Nürnberg und Heidelberg (je 29) und Augsburg (24). Weitere Druckorte sind deutlich seltener vertreten.

2.7 Von den 2337 Germanica des 17. Jhs gelangten viele mit der Sammlung von Kardinal Domenico Passionei in die Bibliothek. Neben 542 juristischen Dissertationen finden sich 375 Titel zur Theologie, 92 zur Reformation, 89 zur Kirchengeschichte sowie 55 Bibeln. 335 Titel betreffen Philologie und Schöne Literatur, 329 die Geschichte, 92 die Philosophie, 22 die Kunstgeschichte und 85 sind Biographien. Das ursprüngliche inhaltliche Spektrum dieses Bestandsabschnittes wurde durch den Nachlaß von Lucas Holstenius erweitert um 74 Titel zu allgemeinen Fragen der Wissenschaft und zur Naturgeschichte, 68 Titel zur Medizin und 42 zur Geographie. Weitere Wissensgebiete sind mit insgesamt 137 Titeln vertreten. Interessant ist ein kleiner Komplex Züricher Drucke, der neben medizinischen und botanischen Schriften Streitschriften zur reformierten Kirche umfaßt und aus der Sammlung Passioneis stammt. In sprachlicher Hinsicht dominiert weiterhin Latein (2249 Titel), es finden sich aber auch Titel in Französisch, Griechisch, Hebräisch, Deutsch (9), Italienisch u. a. Sprachen. Die häufigsten Drucke sind Frankfurt a. M. (486 Titel), Köln (318), Wittenberg (205), Straßburg (167), Leipzig (162) und Jena (137). Weitere Drucke stammen aus Heidelberg (84), Hanau (82), Nürnberg (78), Altdorf (56), Basel (55), Augsburg (54), Mainz (51), Tübingen (49), Ingolstadt (44), Hamburg (42), Zürich (33), Gießen, Marburg und Wien (je 24), Groningen (23) u. a. Städten.

2.8 Bei den 1883 deutschen Drucken des 18. Jhs liegt der Schwerpunkt bei allgemeiner Theologie (333), Kirchengeschichte (66), Reformation (66) und Bibeln (68). 393 Titel beschäftigen sich mit Schöner Literatur, 304 mit Recht, 229 mit Geschichte und 56 mit Philosophie. Die Naturwissenschaften betreffen 25 Titel, die Medizin 30, die Geographie 16, die Kunstgeschichte 23 und 102 Titel sind Biographien. Weitere 174 Titel verteilen sich auf andere Wissensgebiete. Erwähnung verdienen aus der Sammlung Domenico Passioneis außerdem ca. 30 Kataloge von Privatbibliotheken. Es überwiegen Titel in Latein (1676), es finden sich aber auch solche in Deutsch (78), Französisch (92), Griechisch (17), Italienisch (11) und Hebräisch (9). Die Druckorte sind Leipzig (403 Titel), Frankfurt (172), Wittenberg (152), Halle (131), Helmstedt (94), Jena (69), Wien (53), Straßburg und Altdorf (je 50), Nürnberg (45), Köln (43), Göttingen (42), Berlin (39), Hamburg (38), Tübingen (33), Augsburg (30), Dresden und Marburg (je 22), Hannover (20) u. a.

2.9 Von nur 53 deutschen Drucken des 19. Jhs sind 28 deutschsprachig, 22 lateinisch sowie je einer griechisch, hebräisch und französisch. Inhaltlich betreffen sie Schöne Literatur, Theologie, Kunstgeschichte, Geschichte, Recht, Geographie, Wissenschaftsgeschichte und Kirchengeschichte. Der häufigste Druckort ist Leipzig (20 Titel).

Systematische Übersicht

Theologie

2.10 Der größte Teil des deutschen historischen Bestandes (ca. 2000 Titel) ist erwartungsgemäß der Theologie und ihren verschiedenen Teildisziplinen (einschließlich Kirchengeschichte, Reformation und einer Bibelsammlung) zuzuordnen. Besonders zahlreich sind Werke, die sich mit dem Hl. Augustinus und seiner Lehre beschäftigen. Bemerkenswert sind eine Ausgabe von De civitate Dei (Rom: Sweynheym und Pannartz 1470) und die Enarrationes in Psalmos (Basel 1497). Unter den Werken des 16. Jhs findet sich die editio princeps, der Opera Omnia des Augustinus (Basel 1505-1517). Von den Augustinischen Mystikern sind u. a. zu nennen Simone de Cascia (Fidati; Enarrationes in 4 Evangelia, Basel 1517) und Gregorio da Rimini. Eine interessante Dokumentation der verschiedenen über ganz Europa verteilten Augustinerklöster ist Angelus Hoegmayers Monasteria Romana Fr. Ord. Erem. S. Augustini aeri incisa ... (München 1731).

2.11 Von insgesamt 245 Bibelausgaben wurde die älteste in lateinischer Sprache von Johann Mentelin in Straßburg gedruckt (vor 1461). Bei der Biblia sacra hebraica, chaldaica, grece et latine Philippi II Regis Catholici pietate et studio ad Sacrosancta Ecclesia usum (Anvers 1568) handelt es sich um die älteste polyglotte Ausgabe im Bestand. Bemerkenswert ist überdies die Saincte Bible en François translatée selon la pure et entiÅ re traduction de S. Hierome et imprimée par Martin L'Empereur (Anvers 1530), die als protestantisches Werk auf den Index gesetzt wurde. Weiter ist hinzuweisen auf die 1509 von Froben in Basel gedruckte Bibel und eine Biblia illustrata [thesaurus sacrorum historiarum Veteris-Novi Testamenti] elegantissimis imaginibus expressis excellentissimorum in hac arte virorum opera (Anvers: De Jode 1585). Von den zahlreichen Bibeln des 17. Jhs verdient die 1603 von Froben in Hamburg gedruckte Ausgabe Erwähnung. Unter den protestantischen Bibeln findet sich eine Luther-Bibel in deutscher Sprache (Lüneburg 1633).

2.12 Die Kirchengeschichte betreffen 365 Titel, darunter als Inkunabeln die Epistolae di Gregorio Magno (Augsburg: Zainer 1476) und die Vitae sanctorum patrum des Hl. Hieronymus (Nürnberg: Koberger 1483; Straßburg 1485). 461 Titel beschäftigen sich mit der protestantischen Reform und der Lehre Luthers. Besonders zahlreich sind die Werke Erasmus' vertreten, darunter z. B. Axiomata pro Martino Lutero (Leiden 1527) und Encomium moras (Köln 1524 und 1634). Die Bibliothek besitzt eine von Hans Holbein illustrierte Ausgabe von Stultitiae laus (Basel 1676), einer Satire über die zeitgenössische religiöse und soziale Situation. Besonders gut ist auch das Werk Luthers dokumentiert, von seinen ersten Predigten gegen das Papsttum (Wittenberg 1518) bis zu seinen Abhandlungen über das Seelenheil. Der charakteristischere Bestand der Bibliothek ist jedoch jener, der von Arnauld, Bajo, Jansenius und Quesnel angeführten religiösen Auseinandersetzungen um den Augustinerorden im 18. Jh.

Schöne Literatur

2.13 Eine weitere wichtige Abteilung ist mit 1288 Titeln die Schöne Literatur, der auch philologische und philosophische Schriften zugeordnet wurden. An Inkunabeln finden sich hier Dantes La Commedia (Foligno: Neumeister und Angelini 1472) in der Erstausgabe, die Opera latina Petrarcas (Basel: Amerbach 1496) und die Comoediae von Terenz (Straßburg: Grüninger 1496). Zu den bedeutendsten und seltensten Drucken der Bibliothek gehört Ciceros De oratore, das erste in Italien gedruckte Buch (Subiaco: Sweynheym und Pannartz 1465). Reich ist vor allem der Bestand zur Literatur der Reformationszeit, darunter Luthers Antiqua literarum monumenta autographa ab anno 1517 a 1546 (Braunschweig 1690) und Conrad Gesners Mithridates ... (Zürich 1610), das den Beginn der modernen Linguistik darstellt. Am stärksten ist das 18. Jh vertreten. Hier verdienen Erwähnung die Historia Litteraria von Petrus Lambecius (Leipzig 1710), Johannes Fabricius' Historia bibliothecae Fabricianae (Wolfenbüttel 1718-1719), J. Burckards De lingua latina (Hannover 1713, Wolfenbüttel 1721) und Johann Christoph Wolfs Monumenta Typographica (Hamburg 1740).

Philosophie

2.14 Philosophischen Inhalts sind 260 Titel. Unter den Inkunabeln verdienen Erwähnung Boethius' De consolatione philosophiae (Nürnberg: Koberger 1486), Marsilio Ficinos Epistolae (Nürnberg: Koberger 1497) und Senecas De quattuor virtutibus liber (Köln 1470). Die antike Philosophie repräsentiert bei den Drucken des 16. Jhs Aristoteles' Opera omnia (Basel 1539). Die italienische Schule ist sehr gut vertreten von Girolamo Cardano über Giordano Bruno bis zu Tommaso Campanella (Realis Philosophia epilogistica cum notis Tobia Adami, Frankfurt 1602). Aus dem 17. Jh sind im Bestand Georg Horn, Historiae Philosophicae (Leiden 1655) und Joannes Jonsius, De scriptoribus historiae philosophicae (Frankfurt 1659). Eine interessante Abteilung bilden Werke, die auf dem Index standen und in anderen Bibliotheken nur schwer zu finden sind, die die Biblioteca Angelica jedoch dank eines Breve von Papst Alexander VII. besitzt.

Geschichte

2.15 Der Bestand zur Geschichte umfaßt 743 Titel. Hierher gehören als früheste Drucke Bartolomeo Platinas Vitae pontificum (Nürnberg: Koberger 1481) und Guido de Columnas Historia destructionis Troiae (Straßburg 1486). Das inhaltliche Spektrum der Abteilung reicht von der griechischen und römischen Antike (Thukydides, Xenophon, Polybios, Dionysios von Halicarnassos, Suetonius, Cassiodorus) bis zu den verschiedenen Nationalhistorien moderner Staaten. Die Geschichte Deutschlands ist Gegenstand von mehr als 300 Titeln des 17. und 18. Jhs. Bei 249 Titeln handelt es sich um Biographien bedeutender historischer Persönlichkeiten; 56 Titel betreffen die Kunstgeschichte. Als Beispiele sind zu nennen Paolo Giovio, Elogia virorum literis illustrium (Antwerpen 1557), Theodor Beza, Icones id est verae imagines virorum doctrina simul et pietate illustrium ... (Genf 1580) und Friedrich Roth-Scholtz, Icones eruditorum Academiae Altdorfinae (Nürnberg und Altdorf 1721).

Rechtswissenschaft

2.16 Ein bemerkenswert umfangreicher Germanica-Bestand findet sich mit 1116 Titeln zu den Rechtswissenschaften. Bei der Mehrzahl der Titel handelt es sich um Dissertationen von verschiedenen deutschen Akademien und Universitäten aus dem 16. und 17. Jh. Sie stammen am häufigsten aus Leiden und Wittenberg, den Hochburgen der lutherischen Lehre. Den Bereich des Kanonischen Rechts vertreten das Decretum Gratiani (Antwerpen 1573) und die fünfbändige Ausgabe von Anaklet Reiffenstuels Analecti ...jus canonicum universum (Antwerpen 1743). Einen besonderen Platz unter den Werken des 16. Jhs nimmt Aymar du Rivals Civilis historiae iuris sive in XII tab. leges commentariorum libri quinque (Mainz 1530) ein, in dem der Autor die Rechtsgeschichte anhand von Zitaten antiker Autoren nachvollzieht. Für das Zivilrecht sind von Bedeutung C. G. Hoffmann, Historia iuris Romani Justiniani ... (Leipzig 1718) und J. Calvin, Magnum lexicon juridicum (Köln 1734) sowie Gerhard Meerman, Novus thesaurus juris civilis (Den Haag 1751).

Naturwissenschaften

2.17 Bei den Naturwissenschaften (310 Titel) wurde als einer der ältesten Drucke Hartmann Schedels Liber chronicarum (Nürnberg: Anton Koberger 1493) eingeordnet. Es folgen verschiedene Ausgaben des 16. und 17. Jhs von Werken Tycho Brahes, René Descartes' und Johannes Keplers. Erwähnenswert ist außerdem Conrad Gesners Onomasticon propriorum nominum (Basel 1549) mit einer Widmung des Autors. Interessant ist auch das von De Vries im 17. Jh herausgegebene, vollständig mit Stichen illustrierte Werk über den Brunnenbau. Unter den Werken des 18. Jhs findet sich Isaac Newtons Philosophiae naturalis principia mathematica (Amsterdam 1723).

Medizin

2.18 Mit der Medizin beschäftigen sich 178 Titel. Als Inkunabel ist der Hortus Sanitatis (Mainz: Meydenbach 1491) erwähnenswert. Andreas Vesalius' De humani corporis fabrica libri septem (Basel 1543 und 1555) untergrub mit seinem neuen Forschungsansatz die bis zu diesem Zeitpunkt gültigen Grundlagen der anatomischen Lehre Galens, der seinerseits mit den Opera Omnia (Basel 1538) vertreten ist. Das 16. Jh repräsentieren darüber hinaus Werke Hippokrates' (Frankfurt 1595) sowie Drucke von Plantin in Leiden. Zu dieser Abteilung gehört auch Johannes Sambucus' Icones veterum aliquot ac recentium medicorum, philosophorumque elogiolis suis editae (Antwerpen: Plantin 1574).

Geographie

2.19 Von besonderem Interesse ist die kleine Sammlung zur Geographie (114 Titel). Einige dieser Werke stammen aus der Bibliothek von Lucas Holstenius (s. o. 1.1) und sind sehr selten. Von den ältesten Titeln sei Corvinius Laurentius' Cosmographia (Basel 1496) erwähnt. Zu den bedeutenden Werken des Faches gehören ferner der Atlas Maior sive cosmographia Blaviana ... (Amsterdam 1665), Gerard van Keulens nautischer Atlas De groote nieuve vermeerderde zee-atlas ... (Amsterdam 1706) und Georgius Hornius' Accuratissima orbis delineatio; sive geographia vetus, sacra et profana ... (Den Haag 1740). Bei dem Titel Civitates orbis terrarum (5 Bde, Köln 1575) von Georg Braun und Franz Hohenberg handelt es sich um eine reiche ikonographische Sammlung von Ansichten und Plänen der Welthauptstädte. Das Exemplar, dem leider einige Seiten fehlen, ist in marmoriertes Kalbleder gebunden und mit vergoldeten Beschlägen versehen.

2.20 Es wurden weitere ca. 300 historische deutsche Drucke gezählt, die inhaltlich nicht eindeutig den einzelnen Fachabteilungen zugeordnet werden können.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Verfasserkatalog bis 1886 angeschaffter Werke

[34 Bde; alphabetisch nach Verfassern und Titeln geordnet]

Sachkatalog bis 1886 angeschaffter Werke

[21 Bde; alphabetisch nach Schlagwörtern geordnet]

Katalog bis 1886 angeschaffter Sammelbände

[3 Bde]

Verfasserkatalog nach 1886 angeschaffter Werke

[in Zettelform]

Sachkatalog nach 1886 angeschaffter Werke

[in Zettelform]

Periodika-Katalog

[in Zettelform]

EDV-Katalog (SBN)

[eingeführt 1991; verzeichnet nur Neuerscheinungen]

Seit 1991 gehört die Bibliothek zum Bibliotheksverbund Servizio Bibliotecario Nazionale (SBN), der Online-Recherchen zu den meisten italienischen Bibliotheken ermöglicht.

2.20

3.2 Moderne Sonderkataloge

Handschriftenkatalog

[in Bandform; alphabetisch nach Verfassern]

Inkunabelkatalog

[in Zettelform; alphabetisch nach Verfassern]

Katalog der Drucke 16. Jhs

[in Zettelform; alphabetisch nach Verfassern]

Bodoni-Drucke

[in Zettelform; alphabetisch nach Verfassern]

Graphik-Katalog

[in Zettelform; alphabetisch nach Graveuren, Zeichnern, Autoren, Druckern, Schlagwörtern]

Verfasserkatalog zu den Periodika und Handschriften der Accademia Letteraria dell'Arcadia

[in Bandform; alphabetisch]

Katalog der Bestände der Accademia Letteraria dell'Arcadia

[in Zettelform; alphabetisch]

3.3 Historischer Katalog

Katalog der Bibliothek Angelo Rocca

[in Bandform; 17. Jh]

Rocca, Angelo: Bibliotheca Angelica litteratorum litterarumque amatorum commoditati dicata Romae in aedibus augustinianis. Roma 1608

Muccio, Giorgio; Franchi de Cavalieri, Pio: Index Codicum Graecorum Bibliothecae Angelicae, prefatus est Aeneas Piccolomini. Firenze und Roma 1896

Celani, Enrico: La Biblioteca Angelica (1605-1873) [Die Bibliothek Angelica (1605-1873)]. In: La Bibliofilia [Die Bibliophilie] 13 (1911) S. 1-8; 14 (1911) S. 41-58

Castelbarco Albani della Somaglia, Maria: Un grande bibliofilo del sec. XVIII il Cardinale Domenico Passionei [Kardinal Domenico Passionei, ein großer Bücherfreund des 18. Jhs]. Firenze 1937

Gutiérrez, Davide: De antiquis Ordinis Eremitarum Sancti Augustini bibliothecis. In: Analecta Augustiniana 23 (1954) S. 164-372

Gutiérrez, Davide: La biblioteca del convento di Sant'Agostino di Roma nel secolo XV [Die Bibliothek des Augustinerklosters in Rom im 15. Jh]. In: Analecta Augustiniana 27 (1964) S. 5-58; 28 (1965) S. 57-153

Ceccarelli Taddeo, Maria Grazia: L'antico indice per materie della Biblioteca Angelica (Mss 616 e 617) [Das alte Fächerverzeichnis der Biblioteca Angelica (Mss 616 und 617)]. In: Accademie e biblioteche d'Italia [Akademien und Bibliotheken Italiens] 49 (1981) S. 139-142

Serrai, Alfredo: Angelica vindicata. In: ders.: Biblioteche e cataloghi [Bibliotheken und Kataloge]. Firenze 1983, S. 25-44

Munafó, Paola; Muratore, Nicoletta: La Biblioteca Angelica [Die Bibliothek Angelica]. Roma 1989

Ceccarelli Taddeo, Maria Grazia: Vocis et animarum pinacotecae: cataloghi di biblioteche private dei secoli XVII-XVIII nei fondi dell'Angelica [...Kataloge von Privatbibliotheken des 17. bis 18. Jhs in den Beständen der Angelica]. Roma 1990

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Es gibt keine Spezialstudien zu den Germanica-Beständen der Bibliothek; einige nützliche Informationen finden sich jedoch in verschiedenen Publikationen, die in den letzten Jahren von der Bibliothek herausgegeben wurden.

Cavalli, Margherita; Terlizzi, Fiammetta: Legature di pregio in Angelica [Wertvolle Einbände in der Angelica]. Roma 1991

Con dedica dell'Autore. Una scelta degli autografi del Fondo Bocelli [Mit Widmung des Autors. Eine Auswahl von Autographen der Sammlung Bocelli]. Roma 1979

Guiso, Maria Antonietta; Muratore, Nicoletta: Ad usum navigantium, carte nautiche manoscritte di Gerard Van Keulen 1709-1713 [Ad usum navigantium: Handschriftliche Seekarten von Gerard Van Keulen 1709-1713]. Roma 1992

Guiso, Maria Antonietta: Geografi - I libri geografici di Lukas Holstenius nella Biblioteca Angelica [Geographen - Die geographischen Bücher Lukas Holstenius' in der Bibliothek Angelica]. Roma 1997

La collezione Bodoniana. Catalogo a cura di Annamaria Palaia e Loana Moscatelli [Die Bodoniana-Sammlung. Katalog von Annamaria Palaia und Loana Moscatelli]. Roma 1987

Muratore, Nicoletta; Munafó, Paola: Immagini di citté raccolte da un frate agostiniano alla fine del XVI secolo [Bilder der Stadt, von einem Augustinermönch Ende des 16. Jhs gesammelt]. Roma 1991

Muratore, Nicoletta: Da Palazzo Massimo all'Angelica: manoscritti e libri a stampa di un'antica Famiglia romana [Vom Palazzo Massimo in die Angelica: Manuskripte und Drucke einer alten römischen Familie]. Roma 1997

Stand: November 1998

Nicoletta Muratore