FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Osobitný fond Slovenskej národnej kniznice - Oponická kniznica

Sonderbestand der Slowakischen Nationalbibliothek - Bibliothek aus Oponice


Adresse. Námestie J. C. Hronského 1, 036 52 Martin
Telefon. (0842) 4 13 13 72, 4 13 29 93 (Direktion), 4 13 16 49 (Ausleihe)
Telefax. (0842) 4 13 31 88, 4 13 31 60, 4 13 30 03

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultúry SR [Kultusministerium der Slowakischen Republik]
Funktion. Forschungsbibliothek mit geschlossenem Bestand.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand (Alte Drucke). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, photographische Reproduktion und Mikroverfilmungen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Voranmeldung erforderlich. Vorbestellte Literatur kann bereitgestellt werden. - Anreise s. Eintrag Martin 1, Slowakische Nationalbibliothek - Grundbestand.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde um 1774 von Graf Anton Juraj Aponi (Apponyi, 1751-1817) in Wien im Palais seiner Familie gegründet. Einen bedeutenden Beitrag zur Ordnung der Bibliothek leistete der Bibliothekar und Jesuit Augustín Michelazzi, der ab 1733 in der Bibliothek tätig war und mehrere Kataloge erarbeitete (s. u. 3.2). Unter ihrem Gründer und dessen Bibliothekar wuchs die Bibliothek auf ca. 30.000 Bde an.

1.2 Nach dem Tod des Gründers war der Fortbestand der Bibliothek ernsthaft durch Erbstreitigkeiten unter den drei Söhnen gefährdet. Der mittlere Sohn, Anton (1782-1852), ließ schließlich die Bibliothek schätzen und zahlte seinen Brüdern die Erbanteile aus. Für die so gewonnene umfangreiche Bibliothek verfügte er nicht über ausreichende Räume, so daß er gezwungen war, in den Jahren 1818 und 1819 auf Auktionen in Wien einen Teil der Bücher zu verkaufen. Der aus diesem Anlaß gedruckte Auktionskatalog Catalogi auctionum Bibliothecae Apponianae cum pretiis, ist jedoch nicht erhalten.

1.3 Zu einem weiteren Markstein wurde das Jahr 1825, in dem der damalige Bibliothekar Karol Anton Gruber (1760-1840) die Bibliothek nach Bratislava [Preßburg] überführte. Er ließ ein neues Bibliotheksgebäude bauen, in dem die Bibliothek von 1827 bis 1846 als erste öffentliche Bibliothek in Bratislava untergebracht war. Gruber prägte das Profil der Bibliothek durch eine neue Systematik und die von ihm ausgearbeiteten Kataloge. Seine Collectio monimentorum quae in memoriam bibliothecae Apponianae custodita sunt (Preßburg 1827) gilt bis heute als eine der wichtigsten Quellen zur Bibliothek (s. u. 5). In dieser Zeit wurde die Bibliothek europaweit bekannt. Aus London wurden für sie ca. 50 seltenere englische Ausgaben geschickt, die den Vermerk tragen This book is to be perpetually preserved in the Public National Library of Presburg und bis heute erhalten sind.

1.4 Nach der Pensionierung Grubers war der Fortbestand der Bibliothek erneut gefährdet. Als Anton Aponis Gesuch um finanzielle Hilfe des Magistrats der Stadt für den Erhalt der Bibliothek abgelehnt wurde, beschloß er, die Bestände ins Schloß der Familie Aponi in Oponice zu überführen. Da die dortigen Räume für die ca. 25.000 Bde der Bibliothek nicht groß genug waren, wurde am Schloß ein Nebengebäude

errichtet.

1.5 Große Verluste erlitt die Bibliothek im Jahre 1892, als ihr damaliger Besitzer L'udovít Aponi (1849-1909) in einer öffentlichen Auktion in London bei Sotheby, Wilkinson & Hodge ca. 2000 wertvolle Handschriften und Drucke aus ihrem Bestand verkaufte. Nach dem Tod des letzten Besitzers des Schlosses Oponice, Graf Henrich Aponi (1885-1939), ging die Bibliothek als Schuldenersatz an Graf L'udovít Károlyi und war zum allmählichen Verkauf bestimmt, den Antiquariate in Praha [Prag] und Wien durchführen sollten. Zunächst wurden ca. 10.000 Bde nach Prag gebracht und die ersten 1300 Bde dort im Juni 1939 verkauft. Der Abtransport der Bücher wurde zwar durch die Kriegsereignisse unterbrochen, dennoch war bereits etwa die Hälfte der Bibliothek nach Prag überführt worden. Sie gelangten nicht wieder zurück.

1.6 In der Aufbauphase des Sozialismus wurde das Schloß nach dem Zweiten Weltkrieg als landwirtschaftliches Lager genutzt. Die Bibliothek geriet darüber in Vergessenheit. Erst in den fünfziger Jahren wurde sie durch den Bibliothekar und Literaturhistoriker Vševald Jozef Gajdoš wiederentdeckt und erschlossen. Seine eingehende Untersuchung des Bestandes ist bis heute maßgeblich (s. u. 5).

1.7 Neben Phasen großer Verluste erlebte die Bibliothek auch Zeiten des Wachstums. Die Grafen Aponi haben sie immer wieder systematisch vermehrt und auch wertvolle Einzeldrucke oder Sammlungen, z. B. Privatbibliotheken bedeutender Persönlichkeiten, erworben. Karol Anton Gruber erwähnt u. a. die Erwerbung der Sammlungen des Grafen Sebastiano von Ayala, des Barons Spielmann, des Barons Brandnau und des Aufklärers Erich Gustav Birkenstock. Unikate und seltene Drucke aus diesen Sammlungen wurden aber in den späteren Auktionen in der Regel zuerst verkauft, darunter Handschriften aus dem 15. Jh, Inkunabeln und Paläotypen.

1.8 Viele Bücher der Bibliothek tragen Exlibris und andere Eigentumsvermerke, die auch als Quellen zur Bibliotheksgeschichte dienlich sind. Unter den deutschen Vorbesitzern des 18. Jhs dominiert Lüders Kulenkamp (1724-1794), Doktor der Theologie und Professor der Philosophie an der Universität Göttingen. Auf Vorbesitzer aus dem deutschen Sprachgebiet verweisen weitere Eigentumsvermerke wie

 die von Joh.  Fr.  Fischer und I. C. Böhmer oder die
heraldischen Exlibris von Karl Freiherr von Troilo, Io. Georg Burckhard, Antonius de Schmerling und [?] Petzold. Interessant sind ferner die deutschsprachigen Widmungen innerhalb der Familie Aponi, wie z. B. Meinem Liebling Tony Apponyi als Andenken an den guten alten ...Turcsanyi Nagy Appony den 14/9 1882.

1.9 Seit 1957 ist die Bibliothek im Besitz der Slowakischen Nationalbibliothek in Martin. Nach ihrer Restaurierung wurde sie 1992 im renovierten Schloß in Diviaky, einem Außenmagazin der Nationalbibliothek, aufgestellt und dient historischen und kulturwissenschaftlichen Forschungen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den heutigen Bestand bilden die unter 7505 Signaturen eingetragenen 15.042 Bde Monographien, Periodika und Handschriften des 16. bis 20. Jhs. Seltene Codices und Inkunabeln, die einst Bestandteile der Bibliothek waren und in frühen Katalogen verzeichnet sind, finden sich heute nicht mehr im Bestand. In den Katalogen sind aber einige Vermerke über das Schicksal dieser fehlenden Bände eingetragen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek umfaßt heute 254 Titel des 16. Jhs, 1057 Titel des 17. Jhs, 2652 Titel des 18. Jhs und 2969 Titel des 19. Jhs. Bei 119 Titeln ist das Erscheinungsjahr nicht festzustellen. Die Angaben wurden durch eine Zählung aller Signaturen am Katalog ermittelt. Die Differenz zwischen der Gesamtzahl der Signaturen und der Summe der Titel aus den einzelnen Jahrhunderten entfällt auf die Drucke des 20. Jhs.

2.3 Etwa 23 Prozent der Drucke sind in französischer Sprache. Sie stammen aus der Zeit, in der die Grafen Anton und Rudolf Aponi als Diplomaten in London und Paris tätig waren. Mehr als 40 Prozent entfallen auf lateinische, und 18 Prozent auf deutschsprachige Werke, vorwiegend in den Gruppen Theologie, Philosophie, Geschichte und Antike. Seltener sind Englisch (kaum 1 Prozent) und Ungarisch (3,6 Prozent) vertreten, nur marginal Griechisch, Italienisch, Slowakisch und andere Sprachen. Diese Zahlen wurden durch eine Teilauszählung am Katalog und entsprechende Hochrechnung ermittelt.

Systematische Übersicht

2.4 Der Bestand war ursprünglich im Schloß Oponice in 17 Fachgruppen gegliedert und aufgestellt: Libri archaeologici, artistici, belletristici, biographici, classici, diplomatici, encyclopaedici, geographici, historia literaturae, historia naturalis, historici, juridici, philologici, philosophici, physici, poetici und theologici.

2.5 Nach der Wiederentdeckung der Bibliothek in den fünfziger Jahren mußte sie neu geordnet werden. Die Einteilung durch Vševald J. Gajdoš in 31 Fachgruppen ist bis heute erhalten geblieben: (I) libri classici; (II) classici diplomatici anglici; (III) historia literaturae diplomatici anglici; (IV) historia literaturae; (V) poetici; (VI) biographici; (VII) juridici slovaci territoriales periodici; (VIII) belletrici philologici; (IX) philologici; (X) belletrici mixti; (XI) theologici (1); (XII) belletrici praecipue latini ars libri maximi; (XIII) belletrici praecipue germanici item hungarici et italici; (XIV) belletrici praecipue gallici; (XV) belletrici latini; (XVI) belletrici praecipue anglici; (XVII) diversi maxime diplomatici scholastici; (XVIII) diplomatici; (XIX) artistici; (XX) archaeologici; (XXI) encyclopedici; (XXII) theologici (2); (XXIII) theologici (3); (XXIV) geographici periodici; (XXV) historia naturalis oeconomici periodici; (XXVI) philosophici; (XXVII) historici (1); (XXVIII) historici (2); (XXIX) ephemerides (1); (XXX) ephemerides (2); (XXXI) historici manuscripti.

2.6 Die Gruppen I-II (Classici) enthalten Werke griechischer und lateinischer Klassiker mit einer eindeutigen Dominanz der lateinischen Sprache. Deutsche Übersetzungen sind die Ausnahme. Zahlreich sind jedoch die im deutschen Sprachgebiet erschienenen lateinischen Werke, vornehmlich gedruckt in Leipzig, Göttingen, Halle, Straßburg, Köln und Frankfurt a. M.

2.7 Die Gruppe III (Historia literaturae diplomatici anglici) ist reich an deutschsprachigen Drucken (ca. 60 Prozent), vor allem aus dem 18. und 19. Jh. Neben Johann Gottfried Eichhorns Geschichte der Literatur von ihrem Anfang bis auf die neuesten Zeiten sind hier z. B. die Werke von Johann Friedrich Degen, Erduin J. Koch und Johann Samuel Ersch zu finden. Zu erwähnen sind auch das Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten sowie zahlreiche literaturgeschichtliche Periodika, darunter die Allgemeine Literatur-Zeitung (1785-1809) und Allgemeines Repertorium der Literatur für die Jahre 1785-1800 (1793-1807).

2.8 Die Gruppe IV (Historia literaturae) ist im Unterschied zur Gruppe III spezifischer ausgerichtet. Inhaltliche Schwerpunkte bilden literaturkritische Werke, literarische Almanache, Bibliothekskataloge, Biographien von Druckern und Typographen, Werke der Buchwissenschaft, Auktionskataloge und bibliographische Lexika. Die Bücher stammen überwiegend aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und der ersten Hälfte des 19. Jhs. Unter den Katalogen finden sich z. B. Catalogus librorum manuscriptorum Angliae et Hiberniae ...cum indice alphabetico (Oxford 1697), Bibliotheca Coisliniana, olim Segueriana von Bernard de Montfaucon (Paris 1715), Catalogus librorum manuscriptorum bibliothecae Cottonianae, cui praemittur Roberti Cotton von Thomas Smith (Oxford 1696), Catalogus codicum manuscriptorum graecorum bibliothecae Mediceae Laurentianae von Angelus Maria Bandinius (Florenz 1764-1770), Catalogus codicum latinorum et italicorum Bibliothecae Mediceae Laurentianae (Florenz 1774-1778) und Catalogus codicum Arabiscorum, Persicorum, Turcicorum bibliothecae palatinae Vindobonensis von Joseph von Hammer (Wien 1812).

2.9 Die Gruppe V (Poetici) umfaßt Werke der Weltliteratur. Neben den Klassikern deutscher Literatur (Goethe, Schiller, Lessing, Herder, Schlegel) sind auch weniger berühmte Autoren vertreten, z. B. Elisabeth von der Recke, August Friedrich Ursinus, Johann Heinrich Voss, Johann Nikolas Goetz, Friedrich Wilhelm Zachariae und Ján Ladislav Pyrker. Ebenfalls zahlreich sind deutsche Übersetzungen fremdsprachiger Werke sowie Werke italienischer Dichter aus dem 17. Jh. Zu gleichen Anteilen sind Werke des 18. und 19. Jhs vertreten. Zur Dichtung und ihrer Theorie sei der Titel Delitiae italicorum poetarum, hujus superiorisque aevi illustrium ... (Frankfurt 1608) genannt. Ähnliche Werke zu Dichtern aus Frankreich, Deutschland und Belgien erschienen ebenfalls in Frankfurt (1609, 1612 und 1614). Zu erwähnen ist auch die Edition British Poets (1773), von der in der Bibliothek 44 Bde erhalten sind. Die Germanica dieser Gruppe stammen vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh, z. B. Gedichte mit Kupfern von Gottfried August Bürger (Göttingen 1789), Die Psalmen (deutsche Übersetzung von Moses Mendelssohn, Berlin 1788), Deutsche Übersetzungen und Gedichte (Breslau 1689), sowie Balladen und Lieder der altenglischen und altschottischen Dichtart (Berlin 1777). Ferner sind Werke von Lessing, Friedrich Schlegel, J. G. von Alis, Friderica Brun-Münster u. a. zu nennen sowie eine Reihe in Wien erschienener Gedichte (1816-1817) und Virgils Aeneis travestirt von Blumauer (Wien 1784-1788). Außerdem finden sich hier Gedichte aus dem Griechischen übersetzt von Cristoph Graf zu Stolberg (Hamburg 1782) und Bakis des größten türkischen Lyrikus, Divan, zum ersten Mahle ganz verdeutscht von Joseph von Hammer (Wien 1825).

2.10 Die Gruppe VI (Biographici) ist verhältnismäßig umfangreich. Viele Werke weisen eher belletristische Züge auf. Inhaltliche Schwerpunkte liegen bei der Familien- und Geschlechtergeschichte sowie bei Biographien bedeutender Persönlichkeiten (besonders des 18. Jhs). Französische und italienische Werke überwiegen, deutschsprachige sind weniger zahlreich. Vorhanden sind z. B. Biographien des albanischen Königs Skanderbeg, des türkischen Sultans Mahomet II., des polnischen Königs Jan Sobieski, von Zar Peter III., König Ludwig XV. und Pythagoras, der Hl. Theresa, von Cagliostro und Jean Mabillon. In deutscher Sprache liegen u. a. vor die Lebensbeschreibungen Schillers, Dürers, Zwinglis, des Fürsten Wenzel von Lobkowicz (Václav Lobkovic), der Königin Marie Antoinette sowie Lessings Leben des Sophokles (Berlin 1790), Antonio Velascos Leben aller spanischen und fremder Mahler (Dresden 1781), Johann Joseph von Hubers Handbuch für Künstler und Freunde der Kunst (Augsburg und Leipzig 1721) mit biographischen Beschreibungen von 50 Malern sowie Johann Pezzls Charakteristik Josephs des Zweiten (Wien 1803). Den Bestand ergänzen genealogische Hand- und Jahrbücher sowie ephemere Gedenkschriften.

2.11 In der Gruppe VII (Juridici) stehen allgemeine rechtswissenschaftliche Literatur, verschiedene Verwaltungshandbücher, ältere und neuere Gesetzbücher des Bürgerlichen, Straf-, Staats- und Kirchenrechts sowie Verfassungen. Erwähnt seien u. a. Johann Nicolaus Funcks Leges XII. tabularum, suis quotquot reperiri potuerunt fragmentis restitutae et observationibus critico-antiquariis illustratae (Rinteln 1744), Johann Georg Zimmermanns Verteidigung Friedrich des Großen gegen den Grafen von Mirabeau (Hannover 1788), Christian Daniel Erhards Betrachtungen über Leopold des Weisen Gesetzgebung in Toscana (Dresden und Leipzig 1791), Karl Heinrich Ludwig Pölitz' Die Staatensysteme Europas und Amerikas seit dem Jahre 1783 (Leipzig 1826) und Andreas Heidingers Selbstadvokat ... Anleitung wie man sich in Rechtsgeschäften aller Art selbst vertreten ... kann (Wien 1853). Die Schwerpunkte der Gruppe liegen im 18. und 19. Jh. Die Gesetzbücher betreffen zumeist Deutschland, Frankreich, England oder Österreich-Ungarn. Die zahlreichen Periodika stammen größtenteils vom Anfang des 20. Jhs.

2.12 In den Gruppen VIII, X, XII-XVI (Belletrici) kann die Grenze zwischen belletristischer und nicht-belletristischer Literatur nicht eindeutig gezogen werden. Neben Werken der Philologie und Philosophie finden sich beispielsweise auch dramatische Werke, Lexika, Gesamtausgaben der Werke Goethes und Schillers aus dem 19. Jh sowie Lord Byrons Korrespondenz. Hinzu kommen Statuten und Jahrbücher von Jockey- und Automobil-Clubs, Ausstellungskataloge (auch zu Hundeschauen), Handelskataloge (von Feuerwehrwagen und Feuerspritzen, von Obstbäumen und Tieren), Preislisten, Kalender, Landkarten u. a. In diesem Bestand finden sich ferner Werke der Weltliteratur in deutschen Übersetzungen, darunter die Dramatischen Werke von Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel und Ludwig Tieck (Berlin 1856-1857). Die meisten deutschsprachigen Titel gehören zur Gruppe XIII (Belletrici praecipue germanici item hungarici et italici), so etwa Werke von Conrad von Bolanden, Christoph von Schmid, Ferdinand Raimund, Franz Frisch, Gustav Freytag, Fedor von Zobeltitz und Ida Hahn-Hahn.

2.13 Die Gruppe IX (Philologici) umfaßt sprachwissenschaftliche Lexika, Wörterbücher und sprachgeschichtliche Werke zumeist aus dem 18. und 19. Jh. Sprachlich überwiegen französische Titel; deutsche, italienische, englische, lateinische und ungarische Titel sind ebenfalls vorhanden. Unter den deutschsprachigen Werken sind z. B. Friedrich von Adelungs Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergischen Bibliothek in die Vatikanische gekommen sind (Königsberg 1796-1799) und ein Encyklopädisches Wörterbuch, oder alphabetische Erklärung aller Wörter aus fremden Sprachen, die im Deutschen angenommen sind (Zeitz und Naumburg 1793-1805).

2.14 Die Gruppen XI, XXII, XXIII (Theologici) sind ausgesprochen umfangreich und weisen einen hohen Anteil deutschsprachiger Werke auf (mehr als 55 Prozent). Es liegen 17 Hss. religiösen Inhalts von Olga Scherr-Thoss vor, geborene Strachwitz und Mutter von Margareta Aponiová. Zahlreich sind Katechismen, Gebetbücher, Liederbücher, Fürbitten und Dankschreiben sowie Schriften zu kirchlichen Synoden und Konzilen und zur Geschichte von Klöstern und Orden. Ordens- und Klosterregeln finden sich z. B. in Neuestes Regelbüchlein für die Mitglieder des dritten Ordens heil. Vaters Franziskus (Mainz 1883); Heiliges Handbuch, oder Sammlung von verschiedenen geistlichen Anweisungen für das Ordensleben (Regensburg 1853) von Leonardo da Forto Maurizio und in Die Grundlehren des Ordenslebens in einer Übersetzung aus dem Französischen von August Meer (Breslau 1874).

2.15 In der Gruppe XIX (Artistici) ist das deutschsprachige Schrifttum vertreten durch Übersichten zur Kunstgeschichte aus allen Jahrhunderten, Kunstenzyklopädien, Anatomien für Künstler, Ausstellungskataloge, durch Werke zu orientalischer Kunst, Architektur, Dekorationskunst, Handarbeiten und Karikaturen sowie durch zahlreiche Musikalien (zusammen mehr als 25 Prozent). Französische und italienische Werke sind ebenfalls vorhanden. Sie behandeln die Geschichte und Kunstgeschichte der Antike sowie die Kunstgeschichte bis ins 19. Jh.

2.16 In der Gruppe XXI (Encyclopedici) stammen die wichtigsten zyklopädischen Werke aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und dem 19. Jh. Auch hier sind deutschsprachige Drucke zahlreich vertreten, darunter Johann Beckmanns Beyträge zur Geschichte der Erfindungen (Leipzig 1780-1805) und Johann Christoph Gatterers Allgemeine historische Bibliothek ... (Halle 1767-1771). Neben klassischen Enzyklopädien finden sich sowohl Konversationslexika zu Geschichte und Literatur als auch Bulletins mit den neuesten Erkenntnissen aus Naturwissenschaft, Wirtschaft und Kunst sowie Zeitschriften. Genannt sei Otto Ludwig Hartwigs Technologisches Wörterbuch oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufakturen, Fabriken und Handwerker ... (Berlin und Stettin 1781-1784).

2.17 Die meisten der erhaltenen Handschriften in der Gruppe XXXI (Manuscripti) sind nicht besonders wertvoll. Hier finden sich Handschriften von Olga Scherr-Thoss, Notizen von Henrich Aponi, Sitzungsberichte des Comitiorum Regni Hungariae, außerdem lateinische und französische Schriften zu Literatur, Recht und Technik (meistens aus dem 18. und 19. Jh). Eine jüngere Ausnahme bildet das deutschsprachige Tagebuch der Jagdexpedition in Sudan, 1924 von Henrich Aponi. Weiterhin ist das handschriftliche Theaterstück Die Wiederkehr des Hausvaters - Familien Scene in drei Abtheilungen (19. Jh) bemerkenswert. Unter den wenigen Musikalien in dieser Gruppe sind Abschriften der Werke von Mozart, Schubert und weniger bedeutenden Komponisten (Signaturen XIX 176, 175, 180, 169).

2.18 Die Bestände der übrigen Systemgruppen sind deutlich weniger umfangreich. Die Gruppe XVIII (Diplomatici) umfaßt u. a. Friedensverträge, diplomatische Korrespondenz zwischen den Kaiser- und Königshöfen, Staatsdokumente, Abrisse zur politischen Situation aus verschiedenen Jahrhunderten sowie politische Testamente. Der Bestand spiegelt die langjährigen engen Beziehungen des Aponi-Geschlechts zu Frankreich. Vorhanden sind Werke zur politischen Entwicklung Frankreichs im Zeitalter des Absolutismus, der Republik und des napoleonischen Kaisertums. Hier finden sich weiterhin verschiedene philosophische Werke, so von David Hume, Thomas Morus und Mirabeau sowie Werke des Begründers der modernen Diplomatie Jean Mabillon.

2.19 Die Gruppe XX (Archaeologici) weist inhaltlich ein breites Spektrum auf. Sie enthält kritische Literatur zu antikem Schrifttum, Werke zur Geschichte des Handels und der Schiffahrt, der Begräbnisrituale von Griechen und Römern sowie der Volkstrachten und Masken. Der Bestand weist Analogien zur Gruppe Historici auf. Auch hier ist die kritische Historiographie der Aufklärungszeit zahlreich vertreten. Andere Gruppen wie Geographie, Geschichte und Naturwissenschaften enthalten bemerkenswerte historische Bestände, jedoch keine signifikanten deutschsprachigen Teilbestände.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Gajdoš, Vševlad J.: Katalóg Oponickej kniznice [Katalog der Bibliothek in Oponice]. Oponice 1956-1957 [Standortkatalog zum Dienstgebrauch]

3.2 Historische allgemeine Kataloge

Bibliotheca Apponiana catalogus alphabeticus

[undatiert, vom Ende des 18. Jhs; von Augustín Michelazzi]

Catalogus Alphabetico generalis Bibliothecae Apponianae secundum auctore

[angelegt 1805; wahrscheinlich von Augustín Michelazzi]

Catalogus Alphabeticus Bibliothecae Apponyanae

[angelegt nach 1819 von Karol Anton Gruber]

Catalogus librorum Bibliothecae Apponianae

[angelegt 1837; alphabetisch geordnet]

Catalogus librorum Bibliothecae Comitis Antonii de Appony

[angelegt nach 1837; alphabetisch geordnet]

[alle Kataloge hschr., in Bandform]

Bibliotheca Apponiana Catalogus systematicus criticus

[hschr.; angelegt 1797 von Augustín Michelazzi nach Michael Denis; Einteilung in 5 Klassen, in Sektionen und Paragraphen]

3.3 Historische Sonderkataloge

Catalogus librorum rariorum Bibliothecae Apponianae. Bd 1

[hschr.; angelegt 1799-1800 von Augustín Michelazzi]

Catalogus librorum

[hschr.; angelegt um 1837; nach Sprachen geordnet]

Katalog nach Ländern

[z. T. von Karol Anton Gruber bearbeitet; ca. 1800-1811; geordnet nach Erscheinungsorten]

In den historischen Katalogen fehlen die Angaben zu den Signaturen, obwohl schon damals in der Bibliothek ein Signaturensystem existierte.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Balbi, Adrien: Essai statistique sur les bibliothèques de Vienne. Wien 1835, S. 108-109

Jambrekovich, László: A nagy-apponyi Apponyi könyvtár [Die Aponi-Bibliothek aus Oponice]. In: Magyar bibliofil szemle [Ungarische bibliophile Rundschau] 2 (1925) S. 116-120

Jambrekovich, László: A gróf Apponyiak nagyapponyi könyvtáráról [Zur Bibliothek des Grafen Aponi von Oponice]. In: Magyar könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 32 (1925) S. 56-67

Cerná, Marie Ludmila: Apponyiovská knihovna v Oponicích [Die Aponi-Bibliothek in Oponice]. In: Margin lie [Marginalien] 12 (1938) S. 91-105 [Separatabdruck]

Neubert, F. K.: Vzácná knihovna prevezena ze Slovenska do Prahy [Eine wertvolle Bibliothek aus der Slowakei nach Prag überführt]. In: Národní práce [Volksarbeit] (19. März 1939) S. 5

Neubert, F. K.: Knihovna hrabat Apponyi. Zámek Oponice, Slovensko. I. cást. Drazba v Praze 6.-7.VI.1939 [Die Bibliothek der Grafen Aponi. Schloß Oponice, Slowakei. 1. Teil. Auktion in Prag 6.-7. Juni 1939]. Praha 1939 [Auktionskatalog]

Bohuš, Eugen: Príspevky k dejinám súkromných knizníc na Slovensku [Beiträge zur Geschichte der Privatbibliotheken in der Slowakei]. In: Slovenská národná kniznica [Die Slowakische Nationalbibliothek] 3 (1947) S. 26-30

Kotvan, Imrich: Dnešný stav kniznice v Oponiciach [Der heutige Zustand der Bibliothek in Oponice]. In: Kniznica [Die Bibliothek] 7 (1955) S. 276

Pasiar, Štefan: Podiel štúrovcov na budovaní základov slovenského knihovníctva [Der Anteil der Štúr-Anhänger an der Bildung der Grundlagen des slowakischen Bibliothekswesens]. In: Kniznica 8 (1956) S. 196

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Gajdoš, Vševald Jozef: Verejná národná kniznica v Bratislave v 19. storocí [Die öffentliche Volksbibliothek in Bratislava im 19. Jh]. In: Kniznica 10 (1958) S. 163-169

Gajdoš, Vševald Jozef: Oponická kniznica [Die Aponi-Bibliothek aus Oponice]. Martin 1971

Gruber, Karol Anton: Collectio monimentorum quae in memoriam bibliothecae Apponianae custodita sunt. Preßburg 1827

Gruber, Karl Anton: Vorzügliche Handschriften der gräflich Anton Apponyschen Bibliothek. In: Anzeige-Blatt für Wissenschaft und Kunst. Wien 1831, S. 33-44 (Jahrbücher der Literatur 31)

Stand: Dezember 1999

Peter Sabov


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.