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Bibliothek der Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona

Adresse. Mennonitenstr. 20, 22769 Hamburg [Karte]
Telefon. (040) 85 71 12
Telefax. (040) 8 50 70 69
Bibliothekssigel. <H 200>

Unterhaltsträger. Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona
Funktion. Spezialbibliothek zur Täufer- und Mennonitengeschichte. Sammelgebiet. Täufer- und Mennonitengeschichte einschließlich Zeitschriften.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen; in Ausnahmefällen postalischer Versand möglich.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Voranmeldung unbedingt erforderlich.

S-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien S 11 und S 31) bis Haltestelle Holstenstraße, von dort ca. 10 Minuten Fußweg. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In Altona wurde 1601 eine Mennonitengemeinde gegründet, als die Obrigkeit den Mennoniten religiöse und gewerbliche Privilegien erteilte. Erst im 19. Jh bekamen die Mennoniten volle öffentliche Rechte in Hamburg. Die Bibliothek wurde 1770 eingerichtet und bestand ursprünglich aus dem Nachlaß des 1711 zum Gemeindeprediger gewählten Hendrik Teunis de Jager (1690-1749). Über die Jahre wuchs der Bestand durch Schenkung oder Kauf von Büchern anderer Prediger, besonders des seit 1785 in Altona tätigen Reinhard Rahusen (1735-1793), der nicht nur Mennonitica gesammelt, sondern darüber hinaus alle Bereiche der Theologie und Wissenschaften gepflegt hatte. Weitere Werke stammen aus dem Besitz des Hamburger Predigers Abraham Wynands (ca. 1703-1790). 1890 erschien ein gedruckter Katalog ( s. u. 3.2). Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Bibliothek ausgelagert. Pastor Hans-Jürgen Goertz (im Amt 1964-1969) und besonders Pastor Peter Foth (im Amt seit 1969) haben die Bibliothek in ihrer gegenwärtigen Form organisiert.

Michael D. Driedger

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Da der moderne Katalog ( s. u. 3.1) nur die Mennonitica enthält, wurde der gedruckte Katalog von 1890 ausgezählt ( s. u. 3.2). Er ist zwar bisher keiner Revision unterzogen worden und spiegelt den Bestand nur bis zum Jahre 1890, liefert insgesamt aber einen brauchbaren Überblick über die Bibliothek, zumal in den Jahren nach 1890 nur noch wenige Bücher in die Bibliothek gelangt sind.

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 4000 Bdn umfaßt die Bibliothek 1081 Titel, die vor 1900 erschienen sind. Davon stammen 29 Titel aus dem 16. Jh, 338 aus dem 17. Jh (31 Prozent), 528 aus dem 18. Jh (49 Prozent) und 166 aus dem 19. Jh; 20 Titel sind ohne Jahresangabe, stammen aber wohl aus dem 18. und 19. Jh. 569 Titel (53 Prozent) sind niederländisch, 319 deutschsprachig, 173 lateinisch, 10 französisch, 2 englisch und 8 in sonstigen Fremdsprachen. Die Titel des 16. bis 18. Jhs sind zu einem großen Teil in niederländischer Sprache. Lateinische Werke stammen vor allem aus dem 17. und 18. Jh, deutsche Titel liegen erst aus dem 18. und 19. Jh in größerer Anzahl vor. Der hohe Anteil niederländischer Drucke erklärt sich daraus, daß in der Gemeinde bis zum Beginn des 19. Jhs niederländisch gesprochen wurde. Systematische Übersicht

2.3 Von den insgesamt 90 Titeln der Sachgruppe Allgemeine Wissenschaft stammt ein Titel aus dem 16. Jh (Johann Baptist Tavernier, Sechsmahlige Länder-Reise durch die Türkey, Persien ..., Genf 1581), 13 Titel kommen aus dem 17. Jh, 64 aus dem 18. Jh und 12 aus dem 19. Jh; 40 Titel sind lateinisch, 20 niederländisch, 2 französisch und einer englisch. 18 Titel zählen zur Untergruppe Weltgeschichte, die neben Überblickswerken primär Darstellungen zur Geschichte der Niederlande enthält. Die übrigen 72 Titel gehören zur Untergruppe " Werke verschiedenen Inhalts". Sie umfaßt Dissertationen (ca. 20, teilweise in Sammelbänden), griechisch-römische Klassikerausgaben (Plato, Cicero) mit den entsprechenden Wörterbüchern und Grammatiken, philosophische Werke (Erasmus, Hegel, Kant, Wolff), aber auch Belletristik ( z. B. Fénelons Télémaque, Stuttgart 1748, und Pietro Andrea Mattiolis Kreutterbuch, Frankfurt 1626).

2.4 Die Hauptsachgruppe Theologische Wissenschaft umfaßt insgesamt 537 Titel, davon 12 aus dem 16. Jh, 173 aus dem 17. Jh, 291 aus dem 18. Jh und 61 aus dem 19. Jh. 231 Titel sind niederländisch, 163 deutsch, 126 lateinisch, 8 französisch, einer englisch und 8 in weiteren Fremdsprachen, vor allem hebräisch. Der Bestand ist in 11 Untergruppen gegliedert.

2.5 Die 16 Textausgaben der Bibel in verschiedenen Sprachen stammen aus dem 16. bis 18. Jh und umfassen hebräische, griechische, lateinische, deutsche, englische, französische, niederländische und polyglotte Drucke. Auf Exegetische Werke entfallen 90 Titel, davon 2 aus dem 16. Jh, 39 aus dem 17. Jh, 48 aus dem 18. Jh und nur ein Titel aus dem 19. Jh. 28 Titel sind niederländisch, 38 Titel lateinisch, 21 deutsch und 3 hebräisch. Der älteste Titel ist Johannes Bugenhagen, In librum psalmorum interpretatio (o. O. 1524).

2.6 Die Biblische Philologie enthält 21, zum überwiegenden Teil lateinische Titel, davon 2 aus dem 16. Jh, vor allem Grammatiken, Lexika und einige Überblicksdarstellungen zur jüdischen Literatur. Die Untergruppe Biblische Antiquitäten umfaßt 21 Titel zur Geographie, Geschichte und Landeskunde des antiken Palästina, darunter mehrere Ausgaben von Flavius Josephus aus dem 18. Jh.

2.7 Auf die Untergruppe Kirchenväter entfallen 9 Titel, davon 2 aus dem 16. Jh: Augustinus, De vita christiana liber unus (Leipzig 1539) und Basilius Magnus und Gregorius Nazanzenus, Theologorum epistolae (Hagenau 1528). Zur Kirchengeschichte liegen 39 Titel vor, davon etwa die Hälfte aus dem 19. Jh und auf Deutsch. Der älteste Titel ist eine niederländische Ausgabe der Augsburger Confession, De Confessie van Ausborch (Wesel 1558). Es ist Literatur zu allen Reformatoren einschließlich den Waldensern und Savonarola vorhanden, Darstellungen zu Luther fehlen. Die Systematische Theologie umfaßt 79 Titel vor allem des 17. und 18. Jhs, davon die Hälfte auf Niederländisch. Ein Titel stammt aus dem 16. Jh (Calvins Institutio Christianae religionis, Genf 1590), 29 aus dem 17. Jh, 41 aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh.

2.8 Die umfangreichste Untergruppe der Theologischen Wissenschaft stellen mit 114 Titeln die Predigten, davon über 70 in niederländischer Sprache. 33 Titel stammen aus dem 17. Jh, 80 aus dem 18. Jh und einer aus dem 19. Jh. Da es sich bei den Titeln häufig um mehrbändige Predigtsammlungen handelt, ist die Zahl der Bände höher als die ermittelte Titelzahl. " Schriften erbaulichen Inhalts" machen 40 Titel aus, davon über die Hälfte auf Niederländisch. Aus dem 17. Jh stammen 10 Titel, aus dem 18. Jh 26 Titel und aus dem 19. Jh 4 Titel.

2.9 Die Gruppe Streitschriften umfaßt 38 Titel, teilweise in Sammelbänden zusammengefaßt, davon einer aus dem 16. Jh (Een christelyke nootsakelighe Claghe des Vredes ... Eerst door Erasmum Roterodamum in de Latyne beschreeven en na ... overgheset, Antwerpen 1583), 17 aus dem 17. Jh, 15 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh; 18 Titel sind niederländisch. 70 Titel beinhaltet die Untergruppe " Schriften verschiedenen Inhalts", davon 18 aus dem 17. Jh, 35 aus dem 18. Jh und 17 aus dem 19. Jh; fast die Hälfte der Titel ist niederländisch. Hier finden sich neben einigen theologischen Dissertationen Gottesdienstordnungen Hamburger Kirchen, ein Sammelband mit Psalmen, Reisebeschreibungen von Predigern, theologische Zeitschriften, die Jenaer Ausgabe der Werke Luthers sowie Schriften Jacob Böhmes.

2.10 Die Hauptsachgruppe Mennonitische Schriften besteht zu einem erheblichen Teil aus in Sammelbänden zusammengefaßten Werken und stellt insgesamt 454 Titel (42 Prozent des historischen Bestandes). Davon stammen 16 aus dem 16. Jh, 152 aus dem 17. Jh, 173 aus dem 18. Jh und 93 aus dem 19. Jh; für 20 Titel liegt keine Angabe des Erscheinungsjahres vor. 318 Titel sind in niederländischer Sprache, 129 deutsch, der Rest lateinisch. Sie gliedern sich in 8 Untergruppen.

2.11 Auf Bibliographien und Bibliothekskataloge kommen 6 Titel des 18. und 19. Jhs, davon 5 niederländische. Zur Geschichte der Mennoniten und verwandter Religionsgruppen liegen 60 Titel vor, davon 8 aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. Jh und 45 aus dem 19. Jh; 17 Titel sind niederländisch. Umfangreich ist die Geschichte der Täufer, Waldenser und Böschen Brüder lokal (vor allem in Münster), regional und überregional bis hin zu Pennsylvania dokumentiert. Darunter befinden sich auch Titel zum Schul- und Unterrichtswesen sowie biographische Darstellungen vor allem zu Melchior Hoffmann und Johann von Staupitz.

2.12 An häufig zu Sammelbänden zusammengefaßten " Bekenntnisschriften" und Protokollen liegen 44 Titel vor, davon 6 aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh, 21 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh; 37 Titel sind niederländisch. Die älteste Schrift ist das mit 4 weiteren Titeln des 16. Jhs zusammengebundene Protocoll. Das ist, Alle Handlung des gesprechs zu Frankenthal, 28. May bis 19. Juni 1571 (Heidelberg 1571). Von den 46 Predigten stammen 5 aus dem 17. Jh, 39 aus dem 18. Jh und 2 aus dem 19. Jh; zu über 90 Prozent handelt es sich um niederländische Schriften (42).

2.13 Die 157 Streitschriften sind, da es sich primär um Kleinschrifttum handelt, zum großen Teil in Sammelbänden zusammengebunden. 4 Titel stammen aus dem 16. Jh, 102 aus dem 17. Jh, 49 aus dem 18. Jh und 2 aus dem 19. Jh. Sie sind fast ausschließlich niederländisch, doch liegen auch wichtige Titel in deutscher Übersetzung sowie in verschiedenen Auflagen vor. Es finden sich auch gegen Mennoniten gerichtete Schriften. Ein Großteil der Werke befaßt sich mit Argumenten für und gegen die Kindertaufe. Erwähnenswert ist auch ein Bestand von und zu Johannes Stinstra (ca. 15 Titel). Der früheste Titel ist Heinrich Bullingers Der Widertöufferen Vrsprung, Fürgang, Secten, Wäsen ... (Zürich 1560).

2.14 An Liedersammlungen und Gesangbüchern umfaßt der Bestand 7 Titel des 16. bis 19. Jhs, darunter Ueelderhande Liedekens gemaect wt den Ouden en de nieuwen Testament ... (Amsterdam 1582). In der Untergruppe " Schriften verschiedenen Inhalts von mennonitischen Verfassern" finden sich jeweils mehrere Schriften von Menno Simons (darunter seine Opera und Opera omnia, Amsterdam 1646 und 1681), Dirk Philips und Pieter Jasz Twisck. Es handelt sich insgesamt um 55 Titel, darunter 5 aus dem 16. Jh, 22 aus dem 17. Jh, 21 aus dem 18. Jh sowie 7 aus dem 19. Jh; 42 Titel sind niederländisch.

2.15 Die abschließende Untergruppe " Lokales" umfaßt 79 Titel, darunter einen aus dem 17. Jh (Willem Wynantz, 58 Stichtelycke Predikatien gedaen en schriftelyk naergelaten mitsgaders novh 10 bygevoegde ..., Amsterdam 1660), 34 aus dem 18. Jh und 24 aus dem 19. Jh. 20 Titel sind undatiert, stammen aber wohl meist aus dem 18. und 19. Jh; 31 Titel sind niederländisch. Es handelt sich bis auf wenige Ausnahmen um lokale Gelegenheitsschriften (Leichen-, Gedächtnis- und Festpredigten) sowie um Gesangbücher. Besonders umfangreich sind Werke Gerrit Kersdorps d. J. (11 Reden) und des Hamburger Predigers Reinhard Rahusen (7 Schriften und 3 Konvolute mit weiteren Drucken), dessen umfangreiche Büchersammlung der Bibliothek überwiesen wurde ( s. o. 1.1).

2.16 Die Zeitschriften sind abweichend vom gedruckten Katalog von 1890 in einer eigenen Gruppe zusammengefaßt. An wichtigen mennonitischen Zeitschriften, die bis ins 19. Jh zurückreichen, sind zu nennen Doopsgezinde Bijdragen (1861 ff.); Christlicher Gemeinde-Kalender und Mennonitischer Kalender (1892 ff.) sowie Mennonitische Blätter (1855 ff.; lückenhaft).

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Alphabetischer Katalog der Mennonitica

[Zettelkatalog nach Hausregeln; für den übrigen Bestand existiert kein moderner Katalog]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Katalog von der Bibliothek der Mennoniten-Gemeinde zu Hamburg und Altona. Als Manuscript gedruckt. [Hamburg] 1890

[Systematischer Katalog; enthält Verweisungen und Doppelaufnahmen sowie ein alphabetisches Verfasserregister; Exemplare sind in der Bibliothek in der Mennonitengemeinde in Hamburg und in der Mennonitischen Forschungsstelle auf dem Weierhof in der Pfalz vorhanden, eine Photokopie liegt zudem in der Mennonite Historical Library am Goshen College in Goshen, Indiana (USA). Das Originalmanuskript für den Katalog befindet sich im Staatsarchiv Hamburg, 521-5 (Mennonitengemeinde), Sig. 56]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Roosen, B[erend] C[arl]: Geschichte der Mennoniten-Gemeinde zu Hamburg und Altona. 2 Bde. Hamburg 1886-87; repr. Hamburg 1990 [zur Bibliothek Bd 2, S. 56, 82]

Stand: Oktober 1994

Michael D. Driedger

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.