FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Knihovna Národní galerie v Praze

Bibliothek der Nationalgalerie in Prag


Adresse. Hradcanské námestí 15, 119 04 Praha 012
Telefon. (02) 24 51 05 94
Telefax. (02) 53 64 09
e-mail. [library]
Internet. http://www.ng-ssu.cz
Bibliothekssigel. < ABE 400>

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Öffentliche Fachbibliothek.
Sammelgebiete. Kunstgeschichte, Bildende Kunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9.30 -17, Freitag 9.30-16 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Kopierstelle, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Computerarbeitsplätze mit CD-ROM-Recherchemöglichkeiten.
Gedruckte Informationen.
Benutzungsordnung, Informationsblätter und aktuelle Akquisitionsverzeichnisse.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche, telefonische oder e-mail-Anmeldung empfehlenswert. - Die Bibliothek der Nationalgalerie befindet sich im Hinterhof des Sternberg-Palais. U-Bahnverbindung (Metrolinie A) bis Station Malostranská, dann Straßenbahnverbindung (Linie 22) bis Haltestelle Prazský hrad; Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). - Parkmöglichkeiten auf dem Platz Pohorelec.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek hängt eng mit der der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde [Spolecnost vlasteneckých prátel umení] zusammen. Diese wurde 1796 zur Förderung der darstellenden Kunst und des Kunsthandwerks in Prag gegründet und initiierte in den Jahren 1799/1800 die Gründung einer Kunstschule, der Vorläuferin der Prager Akademie der Bildenden Künste [Akademie výtvarných umení]. Ihre zumeist adeligen Mitglieder legten durch Buchschenkungen den Grundstein zur Bibliothek. Wichtige Schenkungen in der Anfangsphase waren die von den Privatsammlern Dr. Josef Hoser (1770-1848) im Jahre 1843 (23 Bde Sammlungskataloge), von Vojtech Lanna (1836-1909) von 1885 bis 1896 (142 Bde Lexika) und von Dr. Hugo Toman (1838-1898) 1888/89 (102 Bde Künstlerbiographien). Die systematische Erweiterung der Bibliothek durch Ankäufe begann erst 1880 mit dem Erwerb der Bibliothek von Jan Bohumír Calve (†1805) mit 16 Bdn Handbüchern. Aus diesem Jahr stammt auch die erste Inventarliste (s. u. 3.2). 1893 wurde die Bibliothek des Malers Viktor Barvitius (1834-1902) mit ca. 100 Bdn Künstlerbiographien, Sammlungskatalogen, Lexika und Handbüchern angekauft.

1.2 Von den 733 Bdn, die die Bibliothek Ende 1899 besaß, waren 519 deutschsprachig. Die restlichen 223 Bde waren vorwiegend in Tschechisch, Italienisch oder Französisch verfaßt. Bei dem Bestand handelte es sich um topographische Verzeichnisse, Sammlungs- und Ausstellungskataloge, Künstlerbiographien, Bohemica und Pragensia, Künstlerlexika und -handbücher zu Malern und Graphikern, Chroniken, anatomische Literatur, Ikonographien und Universalenzyklopädien (z. B. von Diderot und d'Alembert). Der Anteil der tschechischen und fremdsprachigen Literatur (außer Deutsch) wuchs erst in den darauffolgenden Jahren.

1.3 Im Jahre 1937 wurden die Bestände der Bibliothek zusammen mit den Kunstsammlungen der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde verstaatlicht. 1942 fand eine Angliederung der Bestände der Modernen Galerie [Moderní galerie] statt, die sich auf die Kunst der Gegenwart konzentrierte. Die Bezeichnung Nationalgalerie war seit 1945 gebräuchlich, 1948 wurde sie gesetzlich festgeschrieben. In der Zeit von 1960 bis 1969 war die Nationalgalerie vorwiegend mit dem Kunstgewerbemuseum in Prag [Umeleckoprmyslové muzeum v Praze] organisatorisch verbunden (s. Einträge dort). Vor ihrer dgültigen Unterbringung im Sternberg-Palais (erbaut 1698-1707 für Václav Vojtech Graf von Sternberg) im Jahre 1948 war die Bibliothek seit 1885 im Rudolfinum untergebracht und seit 1929 im Neubau der Stadtbibliothek.

1.4 Im Jahre 1951 besaß die Bibliothek 10.961 Bde, davon etwa 2500 deutschsprachige und etwa 1050 Bde historischer Bestand vor 1900. Zu den wichtigsten Akquisitionen in diesem Jahrhundert gehörten die Schenkung von Ladislav Novák (1865-1944) im Jahre 1927 (11 Bde deutsche Kunstpublikationen des 19. Jhs), die Bibliothek des Sammlers Jindrich Waldes (1879-1944) in den Jahren 1940 bis 1942 (etwa 2200 Monographien und Kataloge), die Bibliothek der Modernen Galerie nach 1951 (ca. 100 Bde Ausstellungskataloge aus der ersten Hälfte des 20. Jhs) und die Graphiksammlung des Nationalmuseums 1951 (ca. 100 Bde zur Graphischen Kunst). Die bedeutendste Schenkung der vor 1900 erschienenen deutschen Literatur war die von Jirí Klazar (mehr als 200 Bde deutsche Kunstpublikationen).

1.5 Im Jahr 1965 besaß die Bibliothek 24.258 Bde, davon waren wiederum 1050 Bde historischer Bestand. Annähernd 10.000 Bde waren fremdsprachig, darunter etwa 6000 deutschsprachige. Die Bibliothek der Nationalgalerie ist eine Fachbibliothek für die Geschichte und Theorie der Bildenden Kunst. Sie dient heute mit ihrem Bestand kunsthistorischer Fachliteratur vor allem Kunsthistorikern, Historikern und Kunsttheoretikern als wissenschaftliche Fach- und Forschungsbibliothek, steht jedoch auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Zusätzlich existiert ein Archiv der Nationalgalerie in Prag (s. Eintrag dort).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die folgenden Umfangsangaben zum Bestand beruhen auf Schätzungen anhand von Inventarlisten. Die Germanica wurden bis 1900 ausgezählt. Da die Bestände nach Formaten und Numerus currens aufgestellt sind, ist eine systematische Beschreibung nach Fachgruppen erschwert.

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 70.000 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 5000 Bde, von denen ein Teil noch unbearbeitet ist. Die Bibliothek besitzt keine Inkunabeln, jedoch einige Facsimile-Ausgaben. Die 24 wertvollsten Drucke aus dem 16. und 17. Jh schließen beispielsweise ein Paolo Lomazzo, Trattato dell'arte della pittura, scoltura et architettura (Mailand 1585) und seine Idea del tempio della pittura (Mailand 1590). Aus dem 18. Jh liegen 145 Bde vor, aus dem 19. Jh mehr als 4000 Bde, vorwiegend Topographien, Sammlungs- und Ausstellungskataloge, Künstlerbiographien, Bohemica und Pragensia, Künstlerlexika, Handbücher, Chroniken, anatomische Literatur, Ikonographien und Universalenzyklopädien.

2.3 Etwa 50 Prozent der historischen Bestände sind fremdsprachig, davon etwa die Hälfte deutsch. Von den Germanica entfallen 6 Bde auf das 16. Jh, 7 Bde auf das 17. Jh, 100 Bde auf das 18. Jh und mehr als 1900 Bde auf das 19. Jh. Aus dem 16. und 17. Jh seien z. B. genannt Albrecht Dürer, Vier Bücher von menschlichen Proportionen (Nürnberg: Jeronymus Formschneyder 1528); Melchior Pfintzing, Thewerdanck (Frankfurt a. M.: Egenolff 1563); Galeazzo Gualdo Priorato, Vite et azzioni di personaggi militari e politici (Wien 1674) und Matthäus Merian, Topographia Provinciarum Austriacarum (Frankfurt a. M. 1649-1670). Aus dem 18. und 19. Jh liegen z. B. vor Joachim Sandrart, Teutsche Academie der Bau-, Bildhauer- und Maler-Kunst (Nürnberg 1768-1775); Jaroslav Schaller, Topographie des Königreichs Böhmen (Prag und Wien 1785-1797); Johann Gottfried Sommer, Das Königreich Böhmen (Prag 1836-1842) und Johann Gottfried Dlabacz, Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen (Prag 1815). Im Bestand finden sich auch Werke, die im deutschsprachigen Gebiet in einer Fremdsprache erschienen sind, z. B. französische Ausgaben des Verlags Alois Blumauer aus der zweiten Hälfte des 18. und vom Anfang des 19. Jhs, darunter Adam Bartsch, Catalogue raisonné des Estampes par G. Reni (Wien 1795) und sein Catalogue raisonné des toutes les Estampes de Rembrandt (Wien 1797).

2.4 Inhaltlich betreffen alle Bereiche der Bibliothek die Geschichte und Theorie der Kunst sowie der Architektur. Besonders bemerkenswert ist der umfangreiche Bestand an Kunstkatalogen (ca. 1500 Bde). Die Ausstellungskataloge repräsentieren Ausstellungen in ganz Europa durch das 19. Jh hindurch, davon zahlreiche in München, Berlin und Wien. Die Sammlungskataloge (ca. 500 Bde) betreffen vorwiegend Adelssammlungen, Gemäldegalerien sowie öffentliche Sammlungen, insbesondere aus dem 19. Jh. Die Auktionskataloge erlauben einen guten Überblick über den Kunstmarkt in deutschen und österreichischen Auktionssälen im 19. Jh. Herausragend sind weiterhin die Sammlung von graphischen Zyklen, Reproduktionen, Faksimiles und Gelegenheitsdrucken (ca. 300 Bde) sowie die wahrscheinlich unvollständigen Reihen in der Sammlung von Jahresalben graphischer Blätter (ca. 15 Bde, einzelne Jge), die vom Prager Kunstverein für Böhmen [Krasoumná jednota pro Cechy] herausgegeben wurden.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[geführt seit 1880]

Katalog der Künstler

[verzeichnet Literatur über einzelne Künstler alphabetisch nach Künstlernamen]

Katalog der Auktionskataloge

[nach Auktionsorten]

Katalog der Ausstellungskataloge

[nach Ausstellungsorten]

Katalog periodischer Druckschriften

[verzeichnet auch einzelne Artikel aus Zeitschriften]

Sachkatalog

[Alle Kataloge in Zettelform.]

Eine retrospektive Katalogisierung der Bestände mit EDV ist seit 1992 in Arbeit.

3.2 Historischer Katalog

Inventarliste von 1880

[verzeichnet 10.961 Bde; ergänzt bis 1951]

Helfert, Zdenek: Obrazárna Spolecnosti vlasteneckých prátel umení a její umístení [Die Pinakothek der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde und ihre Unterbringung]. [mschr.; undatiert]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Helfert, Zdenek: Historický prehled [Historische Übersicht]. [mschr.; undatiert]

Kotalík, Jirí (Hrsg.): Národní galerie v Praze [Die Nationalgalerie in Prag]. Praha 1988

Pergler, Tomáš: La bibliothèque de la Galerie Nationale de Prague. In: Bulletin des Bibliothèques de France: Tensions sociales en bibliothèques 5 (1995) S. 88-90

Pergler, Tomáš: Art Libraries and Photographic Collections in the Czech Republic. In: Joan Turner (Ed.): The Dictionary of Art. Vol. 8. London 1996, p. 425

Stand: Februar 1999

Tomáš Pergler


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.