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Bibliothek der Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg

Adresse. Moorweidenstraße 36, 20146 Hamburg [Karte]
Telefon. (040) 44 37 23 (Sekretariat)

Unterhaltsträger. Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg im Verband der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD), Berlin
Funktion. Literatur-Bereitstellung für Mitglieder des Freimaurerbundes.
Sammelgebiete. Freimaurerei und verwandte Gebiete; Philosophie; Religion.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Vereinbarung. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof Hamburg-Dammtor (ca. 5 Minuten). U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie U 1) bis Haltestelle Stephansplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Freimaurerei in ihrer heutigen Form existiert in Europa seit der ersten Hälfte des 18. Jhs (in England seit 1717, in Deutschland seit 1737). Im deutschen Sprachraum etablierte sich eine Reihe von Großlogen als Dachorganisationen jeweils einer bestimmten Lehrart der Freimaurerei. Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland wurde 1770 in Preußen mit Sitz in Berlin gegründet und ihr Wirkungsbereich später in Provinzen gegliedert. 1777 ist das Gründungsjahr der Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg.

1.2 Etwa seit 1790 sammelten sich in den Begegnungsstätten von Freimaurern der niedersächsischen Provinz wahllos religiöse, philosophische und nach und nach auch maurerische Bücher und Schriften an. Vielfach waren es Schenkungen und Nachlässe von Logenmitgliedern; Adelige spendeten wertvolle Schriften aus ihrem Privatbesitz. Seit etwa 1854, nach der Erstellung des ersten Katalogs, erfolgte die Einrichtung eines ständigen Bibliotheksabends mit geordneter Ausleihe für die Mitglieder der Provinzialloge. In der Folgezeit sind es die Zuwendungen der einzelnen Mitgliedslogen der Provinz gewesen, die ihre kleineren Bestände an die Sammlung in Hamburg gaben, sowie auch Ankäufe aus von der Provinzialloge zur Verfügung gestellten Mitteln, die den Bücherbestand zu einer wirklichen Bibliothek anwachsen ließen. Seit Ende des 19. Jhs wurde dann ein regelmäßiger Betrag für Neuanschaffungen bereitgestellt. Nach dem Einzug der Provinzialloge in das heutige Hamburger Logenhaus in der Moorweidenstraße im Jahr 1909 wurden auch die räumlichen Voraussetzungen zur geschlossenen Unterbringung der Bücher- und Schriftensammlung geschaffen.

1.3 In den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg vergrößerte sich der Bestand der Provinzial-Bibliothek außerordentlich. Es vermehrte sich insbesondere durch Nachlaßübernahmen auch der Dublettenbestand, der eine gleichzeitige Mehrfachausleihe ermöglichte. Mitte der zwanziger Jahre hatte sich der Gesamtbestand mehr als verdoppelt, und der Wachstumstrend hielt entsprechend der steigenden Mitgliederzahlen aller deutschen Logen bis in die dreißiger Jahre an. Er erreichte 1932/33 seinen Höhepunkt mit fast 10.000 Büchern und Schriften sowie zahlreichen Periodika.

1.4 Während der Zeit des Nationalsozialismus war ein Totalverlust der Bibliothek zu beklagen. Bücher und Schriften, die nicht vorher von Logenmitgliedern privat in Verwahrung genommen waren, wurden nach der erzwungenen Logenauflösung 1935 beschlagnahmt. Die " weltanschaulich gefährliche" Literatur über die Freimaurerei und ihre verwandten Gebiete wurde von den örtlichen Polizeistellen nach Berlin überführt; lediglich die " unverfängliche" Literatur, vorwiegend aus historischen, philosophischen und theologischen Schriften bestehend, gab die Gestapo zur beliebigen Verwendung frei. Dieser Bestand lag monatelang in einem Kellerraum des Logenhauses, der jedermann zugänglich war, so daß viele Bücher abhanden kamen. Die heutige Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg lehnte das Angebot einer Übernahme der restlichen Bücher ab, als sie erfuhr, daß die Bestände aus ehemaligem Logenbesitz stammten.

1.5 Sowohl die von den nationalsozialistischen Behörden sichergestellten und abtransportierten Bestände, die vielfach zu anti-freimaurerischer Propaganda mißbraucht wurden, als auch die von Logenmitgliedern versteckt gehaltenen Bücher und Schriften sind größtenteils in den Jahren bis 1945 der Vernichtung anheimgefallen. Von den nach Berlin abtransportierten Beständen sind jedoch möglicherweise Teile über die nationalsozialistische Sammelstelle Slawa Slcaska in die Universitätsbibliothek Posen gekommen, die Bestände aus den fünf vereinigten Hamburger Logen besitzt. Von den untergetauchten und von Logenmitgliedern heimlich versteckten Beständen kamen 1946 etwa 900 bis 1000 Bücher und Schriften wieder zum Vorschein und bildeten den Grundstock für die wiedergegründete Bibliothek der Provinzialloge von Niedersachsen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt heute insgesamt ca. 4000 Werke, von denen über 1000 Titel zum historischen Bestand zählen. Hierunter befinden sich auch ältere Periodika von z. T. heute nicht mehr bestehenden Logen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie Matrikel. Ca. 500 Titel des historischen Bestandes sind maurerischen Inhalts und spiegeln die Entwicklung und das Wesen der Freimaurerei im In- und Ausland wider. Diese Werke gehen bis in die Mitte des 18. Jhs zurück und geben Auskunft über Geschichte, Recht und Gesetze sowie über Brauchtum und Symbolik der Freimaurerei. Ca. 60 Titel sind der Erinnerung an verdiente Freimaurer und der Deutung ihres Wirkens gewidmet. Ca. 150, z. T. aus dem 17. Jh stammende Titel gehören in den Bereich von Religion und Theologie. Ca. 350 Titel sind der Philosophie, der Ethik und der allgemeinen Literatur zuzuordnen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Bestandskartei

[Ordnung nach Autoren, Herausgebern und Fachgebieten]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

In den Annalen der Hamburger Provinzialloge wird erstmals 1854 von der Erstellung eines Kataloges der seit 1790 gesammelten freimaurerischen Literatur berichtet. Dieser Katalog existiert nicht mehr.

Verzeichnis der von der Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg gesammelten Bücher. Hamburg 1909

[systematisch gegliederter Katalog; enthält 2938 Werke; erschlossen über ein alphabetisches Register; vorbereitet zur 125-Jahrfeier 1902]

Bücher-Verzeichnis. Hamburg 1960

[Nachtrag 1965; beide Verzeichnisse gedruckt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kneisner, Friedrich (Hrsg.): Geschichte der Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg. Am Tage ihrer 125jährigen Jubelfeier. Berlin 1902 [vorgelegt zur 125-Jahrfeier; nicht im Buchhandel]

Kneisner, Friedrich: Geschichte der Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg von 1902 bis 1927. Hamburg 1927 [vorgelegt zur 150-Jahrfeier; nicht im Buchhandel]

Schröder, Hans: Beiträge zur Geschichte der Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg für die Jahre 1927-1952. Hamburg 1952 [vorgelegt zur 175-Jahrfeier; nicht im Buchhandel]

Stand: Juni 1989

Wolf Colmorgen

Gerald Reese


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.