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Bibliothek des Flensburger Alten Gymnasiums

Adresse. S. Flensburg Landeszentralbibliothek Schleswig-Holstein

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als Gründungsjahr der Flensburger Bibliothek des Alten Gymnasiums (im folgenden als Schulbibliothek bezeichnet) wird das Jahr 1711 angesehen. In der im Jahre 1566 durch den Flensburger Franziskanermönch Lütke Namens (1498-1574) eingerichteten Lateinschule hatte sich bereits vor 1711 eine Büchersammlung befunden, die der Begründer der Schule aufgebaut hatte und die im 19. Jh vorübergehend in die Schule zurückgelangte und sich z. T. noch heute in der Schulbibliothek befindet. Lütke Namens, ein Sohn des reichen Flensburger Kaufmanns und Ratsverwandten Namen Jansen († 1549), hatte bereits in den zwanziger Jahren des 16. Jhs als Student an der Sorbonne in Paris erste Bücher erworben. Nach seiner Rückkehr nach Flensburg erhielt der Mönch in den Wirren der Reformationszeit von seinem Orden den Auftrag, die noch vorhandenen Bücher aus den aufgelösten Franziskanerklöstern der Ordensprovinz Dacia in Sicherheit zu bringen. Diesen Auftrag verfolgte er nach seiner Vertreibung aus den Ländern des dänischen Königs, der als Herzog von Schleswig und Holstein Flensburgs Landesherr war, von seinem " Exil" in Schwerin aus weiter.

1.2 Als Lütke Namens, der seinem Orden treu blieb und zeitlebens ein entschiedener Gegner der lutherischen Kirche war, aufgrund besonderer königlicher Erlaubnis 1545 in seine Heimatstadt zurückkehren durfte, erwarb er weitere Bücher, die für seine Schulstiftung bestimmt waren. Erhalten sind mehr als 100 Drucke und 3 Handschriftenbände, darunter ein Codex mit Lütke Namens' eigenen Werken. Viele dieser Werke enthalten Schriften, die sich scharf gegen Luther und die Reformation wenden. Die von Lütke Namens mit dem Vermögen seiner Eltern gestiftete Schule, die der Rekatholisierung Flensburgs dienen sollte, entwickelte sich schon bald zu einer lutherischen Lateinschule, in der kein Platz mehr für eine katholische Büchersammlung war. 1588 wurden die Bücher entgegen Lütke Namens' testamentarischen Bestimmungen von der Lateinschule in die Flensburger St. Nikolai-Kirche gebracht und in die dortige Kirchenbibliothek eingeordnet (s. Eintrag dort). Danach gab es länger als ein Jahrhundert keine Büchersammlung mehr in der Schule.

1.3 Erst im Jahre 1711 begründete der Flensburger Johannes Moller (1661-1725), seit 1685 im Dienst der Schule, seit 1701 Rektor, die noch heute bestehende Schulbibliothek. In seinem Katalog ( s. u. 3.2) wies Moller darauf hin, daß sich zu Beginn des Jahres 1711 nur 4 Bücher in der Flensburger Schule befunden hätten: eine Luther-Bibel, ein griechisches und ein lateinisches Wörterbuch sowie ein Band, an den die Administratio Scholae Flensburgensis, die im Jahre 1589 in Wittenberg erschienene Ordnung der Flensburger Lateinschule, angebunden war. Moller, Verfasser des bibliographischen Sammelwerks Cimbria literata (Kopenhagen 1744), konnte schon in kurzer Zeit durch Geschenke und Ankäufe eine ansehnliche Büchersammlung zusammenbringen. Im Katalog sind die Stifter der Bücher ebenso genannt wie die Geldbeträge für den Ankauf von Büchern. Als Stifter zeichnete sich Moller selbst mit ca. 120 Bdn besonders aus. Aber auch seine Lehrerkollegen, Flensburger Pastoren, Bürgermeister und Ratsverwandte, viele Schüler und andere stellten Bücher zur Verfügung. Im Jahre 1711 konnte der Rektor bereits 111 Bücher als Geschenk entgegennehmen sowie ein neues lateinisches Wörterbuch und Morhofs Polyhistor (Lübeck 1702) erwerben; 1712 kamen 162 Bde dazu, davon 119 als Geschenk. In den folgenden Jahren gingen die Schenkungen zurück, während die Ankäufe gesteigert werden konnten. Im Jahre 1725 verfügte die Schulbibliothek, deren Errichtung Moller in seinem " Kurzen und eilfertigen Entwurf der Historie der Flenßburgischen publiquen Stadt-Schule" (Schulprogramm 1717) als die bedeutendste Leistung während seines Rektorats ansah, über beinahe 1300 Bde, von denen etwas mehr als 800 käuflich erworben waren.

1.4 Mollers " Catalogus" enthält außer dem Zugangsverzeichnis einen nach Formaten geordneten Systematischen Katalog ( s. u. 3.2) auf 317 Seiten. Die Einteilung der Sachgruppen folgte damaligen Universitätsgepflogenheiten mit Theologie, Jurisprudenz und Medizin an der Spitze. Von Anfang an waren in der Schulbibliothek besonders viele theologische und historische Werke vorhanden, hinzu kam ein großer Bestand an Schriften zur griechischen und römischen Antike.

1.5 In den ersten Jahrzehnten nach Mollers Tod konnte die Bibliothek keinen größeren Zuwachs mehr verzeichnen, obwohl sie die einzige nennenswerte Bibliothek am Ort war. Von Johannes Mollers Sohn Olaus Henrich Moller (1715-1796), der von 1749 bis 1796 Rektor der Lateinschule war, wurden alle Bücher mit dem Eintrag " Bibliothecae Scholae Flensburgensis" versehen. Die Büchersammlung, die zunächst in der Wohnung des Rektors im alten Schulgebäude am Klostergang zwischen Südermarkt und Kloster aufgestellt war, wurde unter Olaus Henrich Moller in den Schulsaal gebracht, der auch für Versammlungen des städtischen Rats und der Geistlichkeit genutzt wurde. Nach den baulichen Veränderungen um 1800 wurde dann für die Bibliothek ein besonderer Raum über dem Rektorat hergerichtet, in dem sie von Rektor Bernhard Ludwig Königsmann (1748-1835) in neuer, mehr der Schulpraxis entsprechender Ordnung aufgestellt wurde. Königsmann, der sich in den gedruckten Schulprogrammen von 1815 und 1817 eingehend mit dem " gegenwärtigen Büchervorrathe der Flensburgischen Stadtschule" befaßte ( s. u. 4.2), bedauerte damals, daß die Sammlung nur eingeschränkt für schulische Zwecke verwendet werden konnte. Unter den verschiedenen Fächern seien die humanistischen zwar am stärksten vertreten, aber die Zahl der Klassiker sei seiner Meinung nach nicht so bedeutend, wie man es eigentlich hätte erwarten können.

1.6 Im Schulprogramm von 1817 wies Königsmann darauf hin, daß schon bald mit der Übernahme der oben genannten Kirchenbibliothek von St. Nikolai (im folgenden als St. Nikolai-Bibliothek bezeichnet) zu rechnen sei. Diese Bibliothek, die seit 1588 auch die Büchersammlung des Schulgründers Lütke Namens enthielt, war im Jahre 1580 begründet worden und wies schon im ausgehenden 16. Jh einen bedeutenden Buchbestand auf. Die 441 Drucke dieser Bibliothek, dazu 3 Handschriftenbände und eine Musikaliensammlung des ausgehenden 16. Jhs wurden kurz nach 1817 in die Schulbibliothek eingeordnet und mit dem handschriftlichen Eintrag " Flensburger Schul-Bibliothek" versehen, obwohl die Verfügungsgewalt über die Bücher bei der Kirche blieb. Nachdem ungefähr 10 Jahre später die Mitglieder des 1828 gegründeten Literarischen Vereins der Prediger der Propstei Flensburg bereits die Erlaubnis erhalten hatten, die St. Nikolai-Bibliothek in der Schule benutzen zu dürfen, wurde diese 1834 wieder in die Kirche an ihren alten Standort zurückgebracht. Da man in der Schule 1834 über keinen Katalog der St. Nikolai-Bibliothek verfügte, war man nicht in der Lage, Kirchen- und Schulbibliothek sauber zu trennen. So ist zu erklären, daß 57 Bde der St. Nikolai-Bibliothek, darunter die Handschriftenbände, 9 Inkunabeln und Plantins Antwerpener Polyglotten-Bibel, sowie die Musikaliensammlung in der Schulbibliothek zurückblieben, dafür aber 42 Bde (darunter eine Inkunabel), die eigentlich zur Schulbibliothek gehörten, in die Nikolaikirche gelangten.

1.7 Über die Entwicklung der Schulbibliothek lassen sich seit 1827 aus den gedruckten Schulprogrammen genauere Angaben gewinnen. Rektor Friedrich Carl Wolff (1766-1845), der stark vom Neuhumanismus geprägt war, wies 1827 im Programm darauf hin, daß " uns ... noch immer die meisten der besten Ausgaben von den alten Classikern (mangeln)". Ein Jahr später erreichte er für seine Bibliothek zum ersten Mal einen festen jährlichen Geldbetrag für die Anschaffung von Büchern aus Stiftungsmitteln aus dem Testament von Gotthard und Anna Hansen (80 Rthlr), der später beträchtlich erhöht wurde. Bereits 1829 war eine Reihe Klassikerausgaben angeschafft worden. 1831 konnten außerdem Geschichtswerke und Landkarten erworben werden, und " durch königliche Gnade" erhielt die Schulbibliothek eine erste Sammlung klassischer dänischer Schriften.

1.8 Nach dem ersten gedruckten Systematischen Katalog ( s. u. 3.2) bestand die Schulbibliothek 1835 aus ca. 3000 Drucken, von denen über 1600 der Klassischen Philologie (Philologia) zugeordnet waren. Es folgten mit über 400 Titeln Geschichte (Historia, Chronologia, Genealogia) und mit nicht ganz 300 Titeln Theologie und Neuere Sprachen (Linguae recentiores), wozu auch Deutsche Sprache und Literatur gezählt wurden. Ungefähr 130 Titel gehörten zu dem Bereich Naturgeschichte, Medizin und Mathematik (Historia naturalis, Ars medica et mathesis), halb so viele zu den Bereichen Geographie (Geographia, Itineraria) und enzyklopädische Nachschlagewerke (Encyclopaediae scientiarum) sowie ungefähr 50 Titel zu den Bereichen Philosophie (Philosophica et rhetorica) und Recht (Libri Juridici). Am Schluß des Katalogs war die Musikaliensammlung verzeichnet, die aus 13 Bdn bestand. Die Schulbibliothek verfügte 1835 über 11 Inkunabeln, über ca. 400 Drucke des 16. Jhs und etwa 750 Drucke des 17. Jhs. Der Anteil älterer Drucke aus der Zeit vor 1700 war in den Bereichen Recht, Theologie, Medizin und Philosophie besonders hoch; viele ältere Drucke fanden sich ebenfalls in den Bereichen Klassische Philologie und Geschichte, während solche Titel in den Fächern Geographie und Neuere Sprachen sehr gering vertreten waren. In den folgenden Jahren wuchs die Bibliothek, vor allem im Bereich Klassische Philologie, kontinuierlich weiter. Bereits 1845 konnte der Systematische Katalog in neuer, erweiterter Auflage erscheinen ( s. u. 3.2).

1.9 Nach dem Scheitern der schleswig-holsteinischen Erhebung gab es für die Schulbibliothek in der Zeit der dänischen Herrschaft von 1850 bis 1864 einen großen Aufschwung. Unter dem aus Dänemark stammenden Rektor Rasmus Johannes Simesen (1810-1890) wurden mit königlicher Hilfe König Friedrich VII. stellte schon 1851 1000 Rthlr und in den Jahren von 1853 bis 1855 je 500 Rthlr zur Verfügung und mit Unterstützung des Ministeriums des Herzogtums Schleswig insbesondere dänische Werke angeschafft, womit die bisherige Struktur der Sammlung verändert wurde. Auch durch den Inhalt der Schulbibliothek sollte die Stadt Flensburg, in der seit einigen Jahrhunderten deutsche Kultur und deutsches Geistesleben vorgeherrscht hatten, dänisch geprägt werden. Neben den Werken " zur vaterländischen Geschichte" und zur Literatur des Nordens bemühte man sich nach 1850 aber auch verstärkt um den Ausbau der Naturwissenschaften. Bereits 1853 erschien eine erste Fortsetzung des Katalogs von 1845, weitere Fortsetzungen folgten 1857 und 1859 ( s. u. 3.2). 1857 bestand die Schulbibliothek aus 6750, zwei Jahre später bereits aus über 8000 Bdn.

1.10 Als Ende der fünfziger Jahre des 19. Jhs neben dem Altbau ein neues Schulgebäude errichtet wurde, übernahm die Schulbibliothek den östlichen Flügel des alten Schulgebäudes am Klostergang. Dort wurde ein Lesesaal eingerichtet, in dem lexikalische und besonders kostbare Werke eingesehen werden konnten. Die Bibliothek sollte nun nicht mehr nur Schulzwecken dienen, sondern eine Öffentliche Bibliothek sein, und dafür wurde sie an zwei Tagen in der Woche für das interessierte Publikum geöffnet. Der veränderten Aufgabenstellung entsprach auch die besondere Förderung in Höhe von 5000 Rthlrn, die ihr 1860 aus der königlichen Kasse zur Verfügung gestellt wurden. Mit diesen Mitteln konnten viele neue Werke erworben werden. Hinzu kamen zahlreiche Schenkungen, u. a. von einem ungenannten Schweden, der der Schule 133 z. T. sehr wertvolle Bände zur schwedischen Geschichte und Literatur überließ. Im Jahre 1863 konnte ein umfangreiches Verzeichnis herausgegeben werden, das die seit 1859 hinzugekommenen über 1800 Bücher zur Geschichte des Nordens und zur dänischen, norwegischen und schwedischen Literatur erfaßte ( s. u. 3.2). Jens-Peter Traps historisch-topographischer Beschreibung des Herzogtums Schleswig läßt sich entnehmen, daß die Bibliothek 1864 ca. 16.000 Bde umfaßte.

1.11 Als der dänische Gesamtstaat 1864 zusammenbrach und Schleswig-Holstein eine preußische Provinz wurde, änderte sich auch die Zusammensetzung der Flensburger Schulbibliothek. Die Bibliothek der Gelehrtenschule war seit einer Reihe von Jahren zugleich als Öffentliche Bibliothek benutzt worden. In dieser Zeit war es jedoch zu keiner wesentlichen Bestandsvermehrung bei der Literatur zur deutschen Bildung und Wissenschaft gekommen, so daß ein Aufruf um Unterstützung an Verleger und Schriftsteller, Vereine und Einzelpersonen erging. Innerhalb eines Jahres wurden der Bibliothek aus ganz Deutschland 2800 Bde geschenkt, hinzu kamen 700 gekaufte. In den folgenden Jahrzehnten konnten durch Geschenke oder Käufe viele weitere, z. T. wertvolle Bände in die Bibliothek eingeordnet werden. Genannt seien die Bücher aus dem Nachlaß von Rektor Friedrich Lübker (1811-1867), die mit Unterstützung des preußischen Kultusministers erworben werden konnten, und Bücher " auf dem Gebiete der deutschen Nationalliteratur, der allgemeinen deutschen und der schleswig-holsteinischen Spezialgeschichte", die seit 1888 mit Hilfe der Friedrich-Stiftung, begründet von Friedrich, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1814-1885), in die Sammlung gelangten. Die Bibliothek, die eine öffentliche Einrichtung mit einem 1872 genegten Benutzer-Reglement blieb, verfügte 1869 über ca. 25.000, 30 Jahre später über ca. 40.000 Bde und war damit eine der größten deutschen Schulbibliotheken.

1.12 Dieser Bestand fand nach dem Ersten Weltkrieg im neuen Schulgebäude an der Selckstraße seinen Standort. Die Bücher wurden in den zwanziger Jahren in eine neue Systematik gebracht, wobei Altbestände, die als besonders wertvoll galten, gesondert aufgestellt wurden. Für die Schulbibliothek, die dem auswärtigen Leihverkehr angeschlossen war, wurden der noch heute benutzte Alphabetische und Systematische Zettelkatalog ( s. u. 3.1) angelegt. Während der Revisionsarbeiten gelangten 1927 mehr als 200 Bde der Flensburger Predigerbibliothek in die Schule, die 1828 von dem Literarischen Verein der Prediger der Propstei Flensburg begründet worden war. Sie umfaßte vor allem theologische Schriften des 18. und beginnenden 19. Jhs. Teile der Schulbibliothek wurden in den folgenden Jahrzehnten wiederholt in Ausstellungen, vor allem im Städtischen Museum Flensburg, gezeigt, u. a. bei Jubiläen.

1.13 Damit die Bibliothek des Alten Gymnasiums besser von der Forschung genutzt werden kann, wurden ihre historischen Bestände 1989 von der Landeszentralbibliothek Schleswig-Holstein in Flensburg als Dauerleihgabe übernommen. Seitdem befinden sich in der Schule keine nennenswerten Altbestände mehr. Von den insgesamt ca. 40.000 Bdn der Schulbibliothek dürften ca. 35.000 Bde mit annähernd 30.000 Titeln aus der Zeit vor 1900 im Magazin der Landeszentralbibliothek aufgestellt sein.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Da bisher keine genauen Titelaufnahmen des historischen Bestandes in der Landeszentralbibliothek erfolgt sind, ist keine exakte Bestandsbeschreibung möglich. Lediglich über einige Teilbereiche können Angaben gemacht werden. Die Beschreibung basiert auf einer ersten Sichtung.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der größte Teil der ca. 30.000 Titel aus der Zeit vor 1900 stammt aus dem 19. und dem 18. Jh. Aus dem 17. Jh sind wahrscheinlich mehr als 2000 und aus dem 16. Jh etwa 1000 Drucke vorhanden. Unter den 12 Inkunabeln (davon 9 ehemals zur Kirchenbibliothek von St. Nikolai gehörig) befindet sich eine Ausgabe des Graecismus von Eberhard von Béthune in einem Lyoner Druck von ca. 1490 (GW 9218), der bisher nur in einer Bibliothek in Frankreich nachgewiesen werden konnte. Unter den älteren Beständen finden sich einige bemerkenswerte Einbände.

2.3 Ein Großteil der Drucke des 15., 16. und beginnenden 17. Jhs ist in lateinischer Sprache. In der umfangreichen Sammlung zur Geschichte, Landeskunde und Literatur der nordischen Länder liegen zahlreiche Veröffentlichungen in den skandinavischen Sprachen vor. Werke in englischer Sprache und in den romanischen Sprachen betreffen die jeweiligen Literaturen, aber auch andere Sachbereiche wie Geschichtswerke und Reisebeschreibungen. In den Bereichen Klassische Philologie und Theologie finden sich außerdem Werke in griechischer und einige seltene Drucke in hebräischer Sprache.

Systematische Übersicht

2.4 Die Bibliothek ist nach einer Systematik aufgestellt, die in den zwanziger Jahren des 20. Jhs entworfen und weiterentwickelt wurde. Sie enthält eine komplizierte Abfolge großer und kleiner (z. T. auch griechischer) Buchstaben sowie arabischer und römischer Zahlen. Größere Abteilungen sind stärker untergliedert; ältere (wertvolle) Drucke sind häufig in eigenen Gruppen zusammengefaßt. Nicht in die Systematik eingeordnet sind Bände der Flensburger Predigerbibliothek, die 1927 in die Schulbibliothek gelangt sind.

2.5 Stark differenziert ist die umfangreiche Gruppe der Geschichtlichen Werke (ca. 6000 Drucke). Im Bereich der Allgemeinen Geschichte ist ein großer Bestand älterer Drucke vor 1750 anzutreffen. Seltene Drucke finden sich auch in den Gruppen Deutsche Geschichte, Geschichte einzelner Länder und Geschichte Schleswig-Holsteins (und Flensburgs). Bemerkenswert in der letzten Gruppe sind insbesondere Werke aus der großen Zeit Gottorfs im 17. Jh sowie zahlreiche kleinere Schriften zur gottorfischen Frage um 1700 und zur schleswig-holsteinischen Frage Mitte des 19. Jhs, darunter ca. 300 Flugschriften. Hier findet sich ein reicher Bestand an Werken zur Geschichte und Landeskunde Dänemarks und der übrigen skandinavischen Länder (ca. 1800 Drucke aus der Zeit vor 1864). Allein zur Abteilung Geschichte Dänemarks gehören ca. 600 Drucke, hinzu kommen zur Landeskunde Dänemarks ca. 190, zu Recht, Verwaltung und Statistik dieses Landes ca. 80 und an Quellen zur Geschichte Dänemarks ca. 60 Drucke. Ebenfalls findet sich hier eine größere Sammlung älterer dänischer Zeitschriften. Besondere Abteilungen befassen sich außerdem mit der Geschichte Schwedens (ca. 300 Drucke), mit den nordischen Sagas (ca. 230 Drucke) und mit der Geschichte Norwegens (ca. 110 Drucke).

2.6 Über den zweitgrößten Bestand verfügt die Abteilung Klassische Philologie mit ca. 5000 Drucken. Reichhaltig ist der Bestand an Nachschlagewerken, an Titeln zu Sprache, Literatur und Altertumskunde (ca. 1100 Drucke). Besonders stark sind die klassischen Autoren vertreten, z. T. in kommentierten Ausgaben des 16. und 17. Jhs.

2.7 Die drittstärkste Gruppe der Bibliothek bilden die Theologischen Werke (ca. 3000 Drucke). Im Bestand vor 1725 finden sich mehrere Inkunabeln und ca. 300 Drucke des 16. und 17. Jhs. Neben Werken zur allgemeinen Theologie gehören dazu größere Bestände zur Bibelkunde (mehr als 500 Drucke) und zur Kirchengeschichte sowie zur Glaubens- und Sittenlehre. Vorhanden ist ebenfalls eine beachtliche Sammlung an Predigtliteratur und Erbauungsschriften. Die Werke zur Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins und des Nordens bilden eine besondere Abteilung. Relativ viele, z. T. seltene Drucke finden sich in den beiden kleineren Bereichen Medizin und Jura, die überwiegend schon in Johannes Mollers Rektoratszeit in die Büchersammlung gelangt sind.

2.8 Mit fast 3000 Drucken stehen die Werke zu den Fremden Sprachen an vierter Stelle. Darunter sind zahlreiche Ausgaben dänischer und anderer skandinavischer Schriftsteller und Werke zur dänischen Literatur und Sprache. In dieser Gruppe finden sich auch umfangreiche Sammlungen zur englischen und französischen Literatur und Sprache. Hinzu kommen einige Ausgaben italienischer und spanischer Schriftsteller. Die Abteilung Sprachen wird vervollständigt durch die mit ca. 2000 Drucken fünftstärkste Gruppe der Deutschen Literatur und Sprache mit Ausgaben deutscher Klassiker.

2.9 In dem Fachbereich Naturwissenschaften (insgesamt beinahe 2000 Drucke) sind viele ältere Nachschlagewerke und illustrierte Ausgaben insbesondere aus dem 18. Jh anzutreffen, darunter Drucke von Buffons Histoire naturelle (Paris 1749-1804 und Zweibrücken 1785 ff.), Friedrich Justin Bertuchs Bilderbuch für Kinder (Weimar 1790-1843) und Georg Christian Oeders Flora Dancia (Kopenhagen 1761-1843, 71 Faszikel). Ähnlich reichhaltig ist der Fachbereich Erdkunde mit einer historischen Kartensammlung (ca. 1000 Karten des 17. und 18. Jhs in Sammelatlanten) und vielen älteren Reisebeschreibungen. Auch in der ca. 400 Drucke umfassenden Gruppe Mathematik finden sich einige seltene Drucke aus dem 16. Jh.

2.10 Mit jeweils ca. 800 Drucken sind die Abteilungen Pädagogik und Philosophie ungefähr gleich stark. Insbesondere im Bereich Philosophie finden sich ca. 150 Drucke aus der Zeit vor 1750 mit Werken älterer Philosophen. Die kleine Gruppe Kunst, zu der auch der Bereich Musik zu zählen ist, birgt einige wertvolle Werke (s. u. 2.13). Weiterhin verfügt die Bibliothek über eine Sammlung biographischer Sammelwerke mit Nekrologen vor allem aus dem 18. Jh, über eine gesonderte Zeitschriftenabteilung, in der diejenigen Zeitschriften zusammengefaßt sind, die sich keinem besonderen Fachbereich zuordnen ließen, und über die beiden Gruppen Bibliothekswissenschaften und Varia, in denen u. a. Bibliothekskataloge, die Allgemeine Deutsche Bibliothek und einige Lexika gesammelt sind.

Sondersammlungen

2.11 Von der Flensburger Predigerbibliothek sind ca. 200 Bde nicht in die Systematik eingeordnet. Sie enthalten theologische Schriften des 18. und beginnenden 19. Jhs und sind auch von der Aufstellung her als Sondersammlung anzusehen.

2.12 Schulprogramme. Die Bibliothek verfügt über eine ca. 500 Titel umfassende Sammlung von Schulprogrammen und Schulschriften, die vom Alten Gymnasium selbst (vom Anfang des 18. Jhs an) und von anderen Gymnasien aus dem deutschen Sprachraum herrühren. Sie sind nicht in die Systematik eingeordnet.

2.13 St. Nikolai-Bibliothek. In die Systematik der Schulbibliothek eingefügt sind die sich dort seit ca. 1817 befindenden 57 Bde der St. Nikolai-Bibliothek, die sich aus Werken der eigentlichen Kirchenbibliothek und der Bibliothek des Franziskanermönchs Lütke Namens, des Begründers des Alten Gymnasiums, zusammensetzen. Ihrem Ursprung nach gehören zur St. Nikolai-Bibliothek auch Musikaliendrucke und -handschriften des ausgehenden 16. Jhs, die sich heute in der Schulbibliothek befinden und dort den wichtigsten Bestandteil einer bedeutenden Musikaliensammlung bilden. Die älteren Bestände, die nach ihrem ursprünglichen Besitzer, dem Flensburger Amtsschreiber Hans Hartmann (1534-1606), als Hartmannsche Sammlung bezeichnet werden, umfassen in 38 Drucken und 12 Hss. Motetten und andere Kompositionen (jeweils mit mehreren Stimmbüchern), von denen einige wahrscheinlich Unikate sind. Aus diesem Bestand sind bis jetzt u. a. 1990 die sogenannten Kronborg-Motetten von Leonhard Lechner (ca. 1553-1606) veröffentlicht worden, nach einem Nürnberger Druck von 1582. Nicht zur Hartmannschen Sammlung gehört Martin Agricolas Musica instrumentalis deudsch (Wittenberg 1529), nach der 1969 ein Faksimiledruck angefertigt wurde.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[beide in Zettelform; in Verbindung mit der Umsystematisierung zwischen 1926 und 1929 angelegt und danach weitergeführt; vermitteln keinen zufriedenstellenden Gesamtüberblick über den historischen Bestand der Schulbibliothek]

Die Bestände sind nur z. T. im Norddeutschen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus Bibliothecae Scholae Flensburgensis

[hschr. Bandkatalog; angelegt von Rektor Johannes Moller 1711 und weitergeführt bis in die fünfziger Jahre des 18. Jhs; überliefert in der Schulbibliothek]

Verzeichniß der jetzt in der Flensburgischen Schulbibliothek vorhandenen und nach Fächern geordneten Bücher. Flensburg 1835 [erster gedruckter Systematischer Katalog]

Bibliothek der Flensburger Gelehrtenschule 1845. Flensburg 1845 [Systematischer Katalog]

Fortsetzung des im Jahre 1845 gedruckten Catalogs über die Bibliothek der Flensburger Gelehrten- und Real-Schule. Flensburg 1853

Zweite Fortsetzung ... Flensburg 1857

Dritte Fortsetzung ... Flensburg 1859

Verzeichniss der zur Geschichte des Nordens und zur dänischen, norwegischen und schwedischen Literatur gehörenden Bücher, die seit Juli 1859 für die Flensburger Schulbibliothek angeschafft worden sind. Flensburg 1863 [2. Auflage des Systematischen Katalogs mit drei Fortsetzungen und einem Spezialverzeichnis; zumeist veröffentlicht als Beilagen zu den Schulprogrammen]

Beeck, Nicolaus: Alte Drucke der Flensburger Gymnasial-Bibliothek. In: Jahresbericht des Kgl. Gymnasiums ... zu Flensburg 1877, S. 25-32

Wiegand, [Wilhelm]; Krumm, [Joh.]: Kurzer Auszug aus dem Katalog der Kgl. Gymnasialbibliothek in Flensburg. Flensburg 1899 (Beilage zum Jahresbericht 1899)

Praetorius, Ernst: Katalog der Musikalien-Sammlung der Kgl. Gymnasialbibliothek in Flensburg. Flensburg 1905 (Beilage zum Jahresbericht 1906)

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Bibliotheksarchiv: Allgemeine und vermischte Verwaltungsakten 1830-1945; Buch- und Zeitschriftenzugang 1890-1965; Benutzungsordnungen 1872, 1932; Ausleihverzeichnisse und -bücher 1861-1949

Im Stadtarchiv Flensburg: Sachakte Bibliothek der Gelehrten- und Realschule 1563-1854 [Sig. A 577];

Schulrechnungen 1580-1865 [Sig. A 601b]; allgemeine Verwaltung der Schule 1651-1853 [Sig. A 569] Einblicke in die Entwicklung vermitteln ab 1827 insbesondere die gedruckten Schulprogramme.

Dazu s. auch Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 50

4.2 Darstellungen

Landeszentralbibliothek allgemein

Ahlers, Jens; Kraack, Gerhard: Die Landeszentralbibliothek Schleswig-Holstein und ihre historischen Buchbestände. In: Grenzfriedenshefte 1993, Heft 1, S. 3-24 (auch erschienen als Sonderdruck in den Schriften der Landeszentralbibliothek Schleswig-Holstein 2)

Lorenzen, Heinz-Jürgen: Die Landeszentralbibliothek Schleswig-Holstein. Geschichtliche Entwicklung, Aufgabenstellung und Funktionen. In: Buch und Bibliothek 41 (1989) S. 876-883

Lorenzen, Heinz-Jürgen: Der Neubau der Landeszentralbibliothek in Flensburg. In: Buch und Bibliothek 42 (1990) S. 745-751

Altes Gymnasium

Ahlers, Jens: Die Bibliothek des Alten Gymnasiums Flensburg in der Landeszentralbibliothek. In: 1566-1991. Altes Gymnasium Flensburg Festschrift. Flensburg 1991, S. 51-54

Brasch, Ove Malling: Flensborg Latin- og Realskoles Historie. Første Deel 1566-1797.

Flensborg 1861, S.86, 169

Daerr, Martin: Die Flensburger Schulbibliothek besteht 250 Jahre. In: Das Alte Gymnasium (Jahresbericht 1956-1961).

Flensburg 1961, S. 23-25 Königsmann, Bernhard Ludwig: Beschluß der Nachricht von dem gegenwärtigen Büchervorrathe der Flensburgischen Stadtschule. Schleswig 1817 [Schulprogramm]

Königsmann, Bernhard Ludwig: Nachrichten von dem gegenwärtigen Büchervorrathe der Flensburgischen Stadtschule. Schleswig 1815 [Schulprogramm]

Peters, Alfred: Aus der Geschichte der Schule. In: 1566-1966.

Altes Gymnasium Flensburg. Eine Festschrift. Flensburg 1966, S. 41-42

Roeper, Gustav: Die Flensburger Gymnasialbibliothek. Flensburg 1926 [Ms.; im Archiv des Alten Gymnasiums]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Allgemeines

Roeper, [Gustav]: Verzeichnis der aus Anlaß der Tagung des Schlesw.-Holst. Geschichtsvereins ausgestellten alten Drucke, Handschriften usw. der Flensburger Schulbibliothek. Flensburg o. J. [ca. 1925/30]

Bibliothek von Lütke Namens Hansen, Heinrich: Lütke Naamani und seine Schriften. In: Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte II, 9 (1930-1935) S. 167-231

Kraack, Gerhard; Lorenzen, Nis: Die St. Nikolai-Bibliothek zu Flensburg. Eine Büchersammlung aus dem Jahrhundert der Reformation. Beschreibung und Katalog. Flensburg 1984, S. 33-47

Rasmussen, Jørgen Nybo: De danske franciskaneres bøger i Flensborg. In: Kirkehistoriske Samlinger 1977, S. 51-80

Seelen, Johann Henrich von: Selectorum litterariorum specimen XV, quo Bibliothecae Flensburgensis Nicolaitanae Codicem ineditum Ludolphi Naamani Flensburgensis recenset [Schulschrift]. Lübeck 1723 [auch in: Seelen, Johann Henrich von: Selecta Litteraria. Lübeck 1726, S. 519-546]

Steidl, P. D.: Lütke Namensen. En Franciskanerskikkelse fra Reformationstiden. In: Credo 17 (1936) S. 14-17, 37-39, 70-72, 79-83, 110-114, 140-143, 158-163, 212-213, 222-225, 255-257, 276-280

Buchillustration

Ahlers, Jens; Kraack, Gerhard: Buchillustrationen aus fünf Jahrhunderten. Eine Ausstellung in der Landeszentralbibliothek Schleswig-Holstein vom 17. Mai bis 23. Juni 1991 anläßlich der 425-Jahr-Feier des Alten Gymnasiums Flensburg. Flensburg 1991 Musikalien Agricola, Martin: Musica instrumentalis deudsch. Wittenberg 1529 [repr. in: Agricola, Martin: Musica figuralis deudsch ( u. a.). Hildesheim 1969] Engelke, Bernhard: Bartholomäus Stockmann, ein Flensburger Musiker des 16. Jahrhunderts. In: Nordelbingen 5 (1926) S. 567-583 Kongsted, Ole ( u. a.): Festmusik fra Renaissancen. København 1990 [Katalog in dänischer und deutscher Sprache]

Kongsted, Ole: Kronborg-Brunnen und Kronborg-Motetten. Ein Notenfund des späten 16. Jahrhunderts aus Flensburg. Flensburg 1991 Kongsted, Ole: Kronborg-Motetternes komponist. In: Dansk Årbog for Musikforskning 20 (1992) S. 7-18

Kongsted, Ole (Hrsg.): Leonhard Lechner? " Kronborg-Motetterne". In: Musik i Danmark på Frederik II's tid. Bd 8. København 1992

Kraack, Gerhard: Die Hartmannsche Musikaliensammlung in der Bibliothek des Alten Gymnasiums. In: 1566-1991. Altes Gymnasium Flensburg Festschrift. Flensburg 1991, S. 55-64 Kronborg-Motetterne. København 1990

[Faksimile-Ausgabe, mit moderner Chortranskription und Einleitung von Ole Kongsted]

Lohmeier, Dieter: Festmusik der Renaissance. Eine Ausstellung mit Flensburger Notenfunden der Zeit um 1600. In: Grenzfriedenshefte 1990, Heft 4, S. 259-263

Vaagt, Gerd: Königliche Musik aus Flensburg. In: Schleswig-Holstein 9 (1991) S. 14-16

Stand: Februar 1993

Gerhard Kraack


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.