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Knihovna kláštera minorit z Jihlavy v minoritském kláštere v Brne

Bibliothek des Minoritenklosters aus Iglau im Minoritenkloster in Brünn


Adresse. Minoritská 1, 602 00 Brno
Telefon. (05) 42 21 48 63

Unterhaltsträger. Konvent minorit v Brne [Minoritenkonvent in Brno]
Funktion. Historische Klosterbibliothek
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzstudium in der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke der Mährischen Landesbibliothek/Universitätsbibliothek in Brünn (s. Eintrag dort).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung und Genehmigung erforderlich.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Eine alte Hauschronik berichtet, daß bereits 1221 König Otakar I. Premysl Minoriten aus Italien in Iglau angesiedelt habe. Demnach müßte das Kloster das erste dieses Ordens in Mähren gewesen sein. Sicher belegt ist, daß es im Jahre 1243 bestand und daß im Jahre 1258 die Übergabe des Iglauer Hospitals an das Prämonstratenserkloster Zeliv [Seelau] und den Iglauer Pfarrer im Minoritenkloster stattfand. Über die früheste Geschichte des Klosters ist wenig bekannt, da 1355 bei einem Klosterbrand alle Urkunden vernichtet wurden und im Jahre 1523 das Kloster zusammen mit einem Großteil der Stadt abermals niederbrannte. In der Folge der Reformation faßte 1574 der Provinzial Rochus Buccarello den Entschluß, das Kloster ganz zu verlassen. Nur um das Besitzrecht nicht zu verlieren, wurde es seitdem noch von zwei Mönchen bewohnt. Mit der Wiederherstellung der katholischen Lehre im Jahre 1621 wurden auch die Minoriten in ihre Rechte wieder eingesetzt. Der Klosterbetrieb wurde in armen Verhältnissen fortgesetzt.

1.2 Unter diesen Bedingungen war der Aufbau einer Bibliothek zunächst nicht möglich. Die nachweisbaren Anfänge datieren auf das Jahr 1646, als der Bakkalaureus der Theologie Balthasar Brendt aus Köln einige homiletische Werke beschaffte. Besitzeinträge des Konvents dokumentieren eine Katalogisierung oder Inventarisierung der Bestandszuwächse in den Jahren 1656, 1674, 1680, 1686 und 1691. Wichtigste Erwerbsquelle waren inkorporierte Privatsammlungen der Ordensmitglieder, z. B. von Prior Hieronymus Schwartz (1691, ca. 10 Bde) und Silvester Clement (60 Bde, gekauft 1710-1745). Ferner sind zu nennen Sixtus Weiner (

†1731), Bonaventura Leipold (†1726), Ludwig Kerschner (†1728), Clement Tandre (†1731), Marcellus Schwartz (nach 1736), Aurelius Neiser (1742), Edmundus Pable (†1746), Pancratius Gruner (†1755), Amadeus Hörmann (†1784), Constantinus Hladký (†1804), Paulinus Suppauer (†1804), Sixtus Zebo (†1805), Odericus Krum (†1813), Donulus Schwartz (†1816), Clement Hladký (†1841), Maximilian Stocek (*1817, im Jahre 1851 Bibliothekar) und Eduard Schinzel. Kleinere Schenkungen kamen auch vom Pfarrer aus Pribyslav [Pribislawitz], Sigmund Adalbert Hoda (1695) und von Josef Franz Leipoldt, Pfarrer in Vyskytná nad Jihlavou [Güshübl] (1742).

1.3 Anläßlich des Klosterumbaus im Jahre 1738 wurde eine Bibliothek errichtet. In der Regierungszeit Josephs II. erwarben die Iglauer Minoriten einige Bücher aus den aufgehobenen Klöstern, z. B. von den Franziskanern in Brünn und Znojmo [Znaim], den Paulanern in Brtnice [Pirnitz], den Zisterziensern in Zdar nad Sázavou [Saar] und den Prämonstratensern in Znojmo-Louka [Bruck a. d. Thaya], darunter eine Inkunabel und 4 Postinkunabeln. Hinzu kamen etwa 130 Bde aus der Brünner Minoritenbibliothek.

1.4 Im Jahre 1950, nach Aufhebung der Klöster durch den tschechoslowakischen Staat, wurde die Bibliothek der Brünner Universitätsbibliothek übergeben. Da keine Möglichkeit bestand, die Bücher an ihrem ursprünglichen Aufstellungslort zu belassen, wurden sie zunächst in einem Depot außerhalb von Brünn aufbewahrt. 1993 wurde die Bibliothek nach Brünn umgesiedelt, im Minoritenkloster untergebracht und zu Beginn des Jahres 1998 dem Orden (zusammen mit dessen Bibliothek) übergeben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 1695 Bde, davon 1161 Bde Alte Drucke (68 Prozent). Davon entfallen 4 auf das 15. Jh, 32 auf das 16. Jh, 214 auf das 17. Jh, 911 auf das 18. Jh und 425 auf das 19. Jh. 109 Bde wurden nach 1900 gedruckt.

2.2 Sprachlich dominieren deutschsprachige (803 Titel, 48 Prozent) und lateinische Werke (726 Titel, 43 Prozent), gefolgt von tschechischen (151 Titel, darunter 76 Alte Drucke, 8 Prozent). Daneben liegen 11 italienische und 4 französische Titel vor.

2.3 Die vier theologischen Inkunabeln sind in lateinischer Sprache. Sie stammen aus Straßburg (2), Basel und Nürnberg (je eine) und sind in die Inkunabelsammlung der Brünner Universitätsbibliothek eingegliedert.

2.4 Unter den 32 Drucken des 16. Jhs überwiegt die Theologie (25 Titel), den Rest bilden Recht (2), Geschichte (2), Geographie, Philologie und Rhetorik (je einer). 14 Drucke liegen in deutscher Sprache vor (9 theologische), die aus Augsburg (einer); Bruck a. d. Thaya, Köln und Mainz (je 2); Straßburg (3), Tübingen und Wittenberg (je einer) stammen. Einige lateinische Drucke aus dem deutschen Kulturraum stammen aus Basel und Köln (je 3) sowie aus Augsburg (einer).

2.5 Unter den Drucken des 17. bis 19. Jhs überwiegt ebenfalls die Theologie. Die stärkste theologische Untergruppe bildet die Homiletik (565 Bde), in der 3 Werke von Abraham a Sancta Clara und einige Sammelbände mit Gelegenheitspredigten des 18. Jhs aus Böhmen, Mähren und Österreich vertreten sind. Zu den selteneren Werken zählen ein unvollständiges Exemplar des lateinisch-ungarisch-deutschen Wörterbuches von Balázs Szikszai Fabricius, Nomenclatura seu dictionarium (Sárvár 1602), und einige Werke der deutschen Barockliteratur, z. B. Ventiblasus Rumplificius [pseud.], Curieuser Mischmasch (o. O. [Cappudozia im Voigtlande] 1733); Kaspar Stieler, Vortrab der Allzeitfertigen Sekretariens (Nürnberg 1683) und Paul von Winckler, Zwey Tausend gutte Gedancken (Görlitz 1685).

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI]

Standortkatalog

[hschr. Bandkatalog]

Standortkatalog

[in Zettelform]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Dokoupil, Vladislav; Vobr, Jaroslav: Catalogus librorum saec. XVI typis impressorum, qui in bibliothecis Conventus Ord. Fr. Ref. S. P. Francisci Dacicensis et Moravotriboviensis. Conventus Ord. Fr. Min. Conv. Iglaviensis et in bibliotheca Episcopalis seminarii clericorum Brunensis asservantur. Brno 1973

[vervielfältigt; Alphabetischer Katalog; nach PI; mit vielen Registern]

Die Inkunabeln (4), Postinkunabeln 1501-1520 (5), Alten Drucke aus der Slowakei (18), Brünner Drucke und Alten Musikdrucke sind in den entsprechenden Gesamtkatalogen der Mährischen Landesbibliothek in Brünn verzeichnet (s. Eintrag dort; 3.2)

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Gedenkbuch des Konvents 1711-1778

[Klosterarchiv im Mährischen Landesarchiv in Brünn, Signatur: E 50-II e]

4.2 Darstellungen

Elvert, Christian d': Die Bibliotheken der Minoriten zu Brünn, Iglau, Troppau und Jägerndorf. In: Schriften der historisch-statistischen Sektion der k.u.k. mähr. schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Heft 3. Brünn 1852, S. 95.

Volný, Rehor: Pfarre zu Mariens Himmelfahrt bei dem Minoritenkloster. In: ders.: Kirchliche Topographie von Mähren. Abt. 2. Brünner Diöcese. Bd. 3. Brünn 1860, S. 7-10

Knihovna kláštera minorit v Jihlave [Die Bibliothek des Minoritenklosters in Iglau]. In: Vladislav Dokoupil: Dejiny moravských klášterních knihoven ve správe Universitní knihovny v Brne [Die Geschichte der mährischen Klosterbibliotheken unter der Verwaltung der Universitätsbibliothek in Brünn]. Brno 1972, S. 187-192

[S. a. das Vorwort zum Sonderkatalog in 3.2]

Stand: Oktober 1992

Jaroslav Vobr

Ergänzt: April 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.