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Bibliothek des Rheinischen Landesmuseums

Adresse. Colmantstr. 14-16, 5300 Bonn [Karte]
Telefon. (0228) 7294-201 oder 7294-206
Telefax. 0228/7294-299
Bibliothekssigel. <Bo 1>

Unterhaltsträger. Landschaftsverband Rheinland und Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande
Funktion. Öffentlich zugängliche Präsenzbibliothek.
Sammelgebiete. Vor- und Frühgeschichte, Provinzial-römische Archäologie und Geschichte, Rheinische Geschichte und Kunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag 8-17 Uhr, Mittwoch 8-18 Uhr, Freitag 8-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes. Museumseigener Parkplatz in der Colmantstraße und Bachstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Rheinischen Landesmuseums ist eng verbunden mit dem 1820 von Wilhelm Dorow gegründeten Museum vaterländischer Altertümer, einer Vorläuferinstitution, und dem 1841 gegründeten Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande. Die Sammlungen beider Institutionen bilden den Kern des heutigen Museums. Dem Museum oblag von 1877 an neben der Betreuung der Sammlung auch die archäologische Bodendenkmalpflege im Gebiet der ehemaligen Preußischen Rheinprovinz (ohne Regierungsbezirk Trier). So sind bis zum heutigen Tage die provinzialrömische Archäologie und die Vor- und Frühgeschichte Hauptsammelgebiete der Bibliothek.

1.2 Der Aufbau der Bibliothek trug den Bedürfnissen beider Institutionen Rechnung. Diese begriffen sich nicht nur als Verwaltungsbehörden, sondern auch als Forschungsinstitutionen. Da der Verein von Altertumsfreunden seit 1842 mit der Herausgabe der Jahrbücher des Vereins (heute Bonner Jahrbücher) begann, benötigte er eine Bibliothek als Arbeitsgrundlage. Der Schriftenaustausch, von Anfang an systematisch betrieben, diente neben Erwerbungen und Schenkungen dem kontinuierlichen Bestandsaufbau. Zu den ersten Vereinsmitgliedern zählten u. a. Ernst Moritz Arndt, Sibylle Mertens-Schaaffhausen (gen. Rheingräfin), Karl Simrock und Ernst Friedrich Zwirner. Eingänge von Geschenken privater Personen sind seit 1843 verzeichnet, 1864 tauschte der Verein bereits mit 70 Institutionen.

1.3 Der Bestand der Vereinsbibliothek, der sich um 1865 auf 1000 Nummern belief, wurde um diese Zeit gebunden und katalogisiert, wobei ein erheblicher Betrag für Bindekosten bereitgestellt wurde. 1869 zog die Bibliothek in das Arndt-Haus um, und man plante darüber hinaus die Errichtung eines Provinzial-Museums, das aus der Vereinigung des Vereinsmuseums, der Sammlung der " vaterländischen Altertümer" und der der Universität bestehen sollte. Wärend es in Trier schnell zu einer entsprechenden Gründung und einem Neubau kam, verzögerte sich in Bonn die Gründung des geplanten Provinzial-Museums. Das Museum wurde provisorisch im Nasseschen Haus untergebracht, die Bibliothek jedoch verblieb im Arndt-Haus, wo sie weiter betreut wurde. Langfristig beschloß die Provinzialverwaltung, das Museum an der Colmantstraße (dem heutigen Standort) zu errichten, wo es 1894 bezogen werden konnte. Der Altertumsverein besaß zu dieser Zeit über 5500 Bde, die wahrscheinlich mit der noch getrennt geführten, wesentlich kleineren Museumsbibliothek zusammen aufgestellt wurden.

1.4 Um 1911 wurden der Zettelkatalog einer Neubearbeitung unterzogen und die Bestände von Museums- und Vereinsbibliothek auch katalogmäßig vereint. Die Bestände der Sammlungen des Museums und der Bibliothek wurden ständig erweitert, so daß es zu einem Erweiterungsbau kam. Die Bibliothek war in zwei Sälen des Museums untergebracht. Während des Ersten Weltkrieges konnten trotz großer Schwierigkeiten die Bestände gezielt vermehrt werden. 1932 wurden Museum und Bibliothek auch nominell vereinigt und unter gemeinsame Verwaltung gestellt.

1.5 1931 entschloß man sich, die Bibliothek zu einer Fachbibliothek für vor- und frühgeschichtliche Archäologie auszubauen, wie sie früher in Bonn nicht bestand und als Ergänzung zur Bibliothek des Akademischen Kunstmuseums notwendig war. Zur Beschaffung der erforderlichen Mittel wurden allerdings in diesem Rahmen " entbehrliche" Bestände veräußert und damit eine Bibliothek, die in bezug auf die archäologische und kunstgeschichtliche Literatur der Rheinlande ziemlich vollständig gewesen war, zerrissen. Andererseits wehrte sich der Vorstand erfolgreich gegen den Versuch, die Bibliothek in den Reichsbund für deutsche Vorgeschichte und in das Amt Rosenberg einzubeziehen, indem er den Verein in eine Gesellschaft der Freunde und Förderer des Rheinischen Landesmuseums aufgehen ließ. 1936 konnte ein zweiter Erweiterungsbau bezogen werden.

1.6 Durch rechtzeitige Auslagerung der Bestände während des Zweiten Weltkrieges kam es zu keinen nennenswerten Einbußen, obwohl das Museumsgebäude größtenteils zerstört wurde. Nach dem Krieg mußte mit einer Neuinventarisierung begonnen werden, und der Büchertausch wurde neu aufgebaut. Während der Altertumsverein, der sich wieder Verein von Altertumsfreunden nannte, durch Tauschaktivitäten Geldmittel beschaffte (1955 mit 220 Vereinen), unterstützte der Landschaftsverband Rheinland als Rechtsnachfolger der preußischen Provinzialverbände den Ausbau der Bibliothek durch Geld- und Sacttel. Die zerstörten Teile des Landesmuseums wurden 1967 wiedereröffnet und die Bibliothek entsprechend untergebracht. Mittlerweile ist der Bestand auf über 100.000 Bde bei über 1000 Tauschpartnern angewachsen. 1986 erfolgte durch den Landschaftsverband Rheinland die Trennung der Ämter Rheinisches Landesmuseum Bonn und Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege, doch nach wie vor ist die Bibliothek, verwaltungstechnisch beim Museum angesiedelt, für Belange der Bodendenkmalpflege zuständig.

Johannes A. Seifert

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 120.000 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 1000 Titel, davon 25 lateinische und 6 französische Werke, der Rest ist deutschsprachig. Ein Titel stammt aus dem 16. Jh, 7 stammen aus der ersten, 4 aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs, 13 aus der ersten, 15 aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, ca. 950 Titel sind aus dem 19. Jh.

2.2 Im Bestand befinden sich wertvolle Karten- und Abbildungsbände des Rheinlandes (besonders des Niederrheins) und Westfalens, z. T. aus dem 17. Jh, illustrierte Werke mit Landschafts- und Städteansichten aus dem 18. Jh (Köln, Bonn, Neuwied) sowie Werke zur rheinisch-westfälischen Geschichte. Bemerkenswert sind Martin Zeillers und Matthaeus Merians Topographia Archiescopatum Moguntiensis, Trevirensis et Coloniensis (Frankfurt 1654) und Topographia Westphaliae (Frankfurt 1642-1672), jeweils mit Textbeschreibung und Karten, sowie Adrian Pars' Catti aborigines Batavorum (Leiden 1697). Zu nennen sind außerdem Titel zur Vor- und Frühgeschichte, Geographie und Geologie.

2.3 Der Schwerpunkt des Bestandes liegt auf der Archäologie, insbesondere der provinzialrömischen mit Ausgrabungspublikationen und Fundberichten, z. T. in großformatigen Mappen (ca. 350 Titel) die Bibliothek hatte sich in den dreißiger Jahren als Fachbibliothek für Archäologie spezialisiert (s. o. 1.5). Unter den frühen Werken sind die Antiquitates et Annales Trevirensium (1670) zu nennen. Erwähnenswert sind außerdem Bernard de Montfaucons L'antiquité expliquée et representée en figures (Paris 1719), Nicolas Bergiers Histoire des grands chemins de l'empire romain (Brüssel 1728) sowie von Samuel Lysons An account of Roman antiquities discovered at Woodchester (London 1796). Zur germanischen Altertumskunde ist J. J. Chiflets Veröffentlichung über das Childerichgrab vorhanden, Anastasis Childerici I. Francorum Regis sive Thesaurus sepulchralis ... effossus (Antwerpen 1655). Außerdem liegen Werke zu Skulptur und Portraitplastik (ca. 50 Titel) vor sowie zum Kunstgewerbe, insbesondere der spätrömischen Zeit (ca. 100 Titel) wie Beschreibungen von Gemmen. Museums- und Sammlungskataloge runden den Bestand ab.

2.4 Unter den Werken zur alten Geschichte sind vor allem Titel zur provinzialrömischen Zeit (insbesondere zum Limes) vertreten (ca. 55). Es finden sich auch Werke zur neueren Geschichte (ca. 110 Titel) wie Urkundenbücher, Chroniken, z. B. des rheinischen Historiographen Aegidius Gelenius, Stadtgeschichten, Werke zur Verwaltung, Ordens- und Kirchengeschichte sowie Genealogien. An frühen Stadtgeschichten ist die Historia Trevirensis diplomatica et pragmatica (Augsburg und Würzburg 1750) erwähnenswert, an hagiographischen Werken Hermann Crombachs Vita et martyrium S. Ursulae et sociarum undecim millium Virginum (Köln 1647). Es folgen Werke zur Baugeschichte und Architektur (55 Titel), zur Museumskunde, Grabungstechnik und Restaurierung (14), Künstlermonographien und Werke zur Volkskunde (ca. 50).

2.5 Hervorzuheben ist ein ca. 100 Titel umfassender Zeitschriftenbestand. Hier finden sich die wichtigsten europäischen und amerikanischen Zeitschriften zur Kunst. Bemerkenswert sind die zahlreichen Publikationen der Altertums- und Geschichtsvereine des 19. Jhs, darunter das Jahrbuch des Vereins von Altertumsfreunden (1842 ff., später Bonner Jahrbuch). An ausländischen archäologischen Zeitschriften sind Titel aus fast allen europäischen Ländern vorhanden (insbesondere Frankreich und Großbritannien mit je 10 Titeln, aber auch Albanien, Belgien, Dänemark, Irland, Italien, Jugoslawien, Livland, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien und Ungarn). Außerdem liegen Zeitschriften zu außereuropäischen Gebieten vor, insbesondere Afrikas und Amerikas, wie das American Journal of Archaeology (Baltimore 1886 ff.).

Ingrid Peschke

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK-WB in vereinfachter Form; umfaßt auch die Bestände der Vereinsbibliothek]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, umfaßt auch die Bestände der Vereinsbibliothek]

Zeitschriftenbestände sind teilweise aufgenommen in: Prause, Marianne (Bearb.): Verzeichnis der Zeitschriftenbestände in den kunstwissenschaftlichen Spezialbibliotheken der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlins (VZK). Hrsg. von der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin i. A. der Arbeitsgemeinschaft der Kunst-Bibliotheken. Berlin 1973

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Journal der eingegangenen ... Publikationen anderer Vereine und Gesellschaften [1865 von Kustos Dr. Klette verfertigt]

4.2 Darstellungen

Bonner Jahrbücher. Bd 1 (1842)-190 (1990) [mit sporadischen Beiträgen zur Geschichte der Bibliothek]

Fuchs, Reinhard u. a.: Rheinisches Landesmuseum Bonn: 150 Jahre Sammlungen, 1820-1970. Düsseldorf 1971 (Kunst und Altertum am Rhein 38)

John, Gabriele: 150 Jahre Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande. Köln 1991 (Kunst und Altertum am Rhein 135)

Stand: Februar 1992

Johannes A. Seifert


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.