FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek Otto Schäfer

Adresse. Judithstraße 16, 97422 Schweinfurt [Karte]
Telefon. (09721) 3985
Telefax. (09721) 3984

Unterhaltsträger. Dr.-Otto-Schäfer-Stiftung e. V.
Funktion. Spezialbibliothek, öffentlich zugänglich, mit Schauräumen für Wechselausstellungen.
Sammelgebiete. Illustrierte Drucke des 15. bis 20. Jhs, Deutsche Literatur in Erstausgaben, Fachliteratur zu Buchwesen, Buchillustration, Druckgraphik, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Germanistik, Kultur-, Geistes- und Wissenschaftsgeschichte, Antiquariats- und Auktionskataloge.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Lesesaal. Freihandaufstellung von Nachschlagewerken und wichtiger Fachliteratur. Öffnungszeiten: Dienstag 8.30-12.30 Uhr, 13-16 Uhr (Freihandbestände). Historische Bestände nur nach Terminvereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät, Recherche im EDV-Katalog.
Hinweise für anreisende Benutzer. Bei Benutzung von Magazin- oder Sammlungsbeständen schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie Bergl oder Oberndorf) bis Haltestelle Roßmarkt, dann umsteigen in Linie Deutschhof bis Haltestelle Leopoldina-Krankenhaus. Fußwegnähe vom Stadtbahnhof (ca. 5 Minuten). A 7, Kreuz Schweinfurt-Werneck; A 70, Ausfahrt Schweinfurt-Hafen. Eigener Parkplatz und Parkmöglichkeiten vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der 1912 geborene Schweinfurter Dr. phil. h.c. Otto Schäfer begann schon in frühester Jugend mit dem Sammeln europäischer Druckgraphik. Parallel dazu baute er eine Handbibliothek auf, zu deren ersten Anschaffungen J. Adam von Bartschs Peintre Graveur ( Wien 1803-1821) gehörte. Die Gründung einer Firma in England sowie der Zweite Weltkrieg und seine Folgen brachten die Sammeltätigkeit zum Erliegen. Als sich Otto Schäfer 1950 seiner Graphiksammlung wieder zuwenden konnte nun mit dem hohen Anspruch, die Entwicklung der europäischen Druckgraphik vollständig und mit Schwerpunkten bei den großen Meistern zu dokumentieren -, wurde ihm bald bewußt, daß dieses Ziel ohne das illustrierte Buch zumindest für das 15. und 16. Jh nicht zu erreichen war. Mit dem Kauf von Schedels Liber chronicarum (Nürnberg 1493) wurde 1951 der Grundstock zu einer der bedeutendsten Privatbibliotheken in Europa gelegt.

1.2 Nach anfänglichem Zögern suchte Otto Schäfer engen Kontakt zu Antiquaren und Kunsthändlern, so daß ein rascher Aufbau der Bibliothek möglich wurde. So gewährte ihm der New Yorker Antiquar Hans Peter Kraus das Recht der ersten Wahl bei den zum Verkauf anstehenden Sammlungen von Maurice Loncle und Charles Gillet. Auch die ständige wissenschaftliche Betreuung der Büchersammlung zuerst durch den Münchner Antiquar Adalbert Lauter, seit 1967 durch Manfred von Arnim ermöglichte einen kontinuierlichen Bestandsaufbau. Die schnell wachsende Sammlung fand bald die Anerkennung bibliophiler Kreise. So wurde Otto Schäfer 1966 als erstes deutsches Mitglied in den Grolier Club aufgenommen, zudem war er bis 1981 Vizepräsident der Association Internationale de Bibliophilie.

1.3 Dem Grundsatz seiner Graphiksammlung, daß Qualität vor Quantität geht, hat Otto Schäfer auch beim Aufbau seiner Bibliothek Rechnung getragen. Auf einen guten Erhaltungszustand des Drucks, auf zeitgenössische Einbände und ausgesuchte Provenienzen wurde immer Wert gelegt. Die Illustrationen sollten möglichst dem eigentlichen Ziel seiner Sammlungstätigkeit gemäß nicht oder nur schwach deckend koloriert sein. Ebenso galt der Seltenheit des Drucks besonderes Augenmerk, so daß heute eine bedeutende Anzahl von Unikaten des 15. und 16. Jhs in der Bibliothek verwahrt wird. Dadurch entstand zugleich eine Sammlung wertvoller und bedeutender Einbände, die Ende der achtziger und zu Beginn der neunziger Jahre durch bewußte Ergänzungskäufe abgerundet wurde. Schon 1976 hatte Otto Schäfer in seiner Rede anläßlich der Verleihung der Sir Thomas More Medal for Book Collecting durch die Universität von San Francisco Einbände als einen eigenständigen Teil seiner Sammlung bezeichnet.

1.4 Ein neues Sammelgebiet betrat Otto Schäfer 1961 mit dem Erwerb der Bibliothek des Londoner Kunsthändlers F. H. Rotnn. Sie umfaßte ca. 1150 Erstausgaben deutscher Literatur von der Aufklärung über die Klassik bis hin zu Romantik, Biedermeier und Jungem Deutschland. Einzelne bis dahin erfolgte Erwerbungen der Illustrata-Sammlung zur deutschen Literatur der Goethezeit wurden in diese Bibliothek integriert. Sie wurde als eigenständige Sammlung weitergeführt und ausgebaut, ein Teil der Titel durch bessere Exemplare ersetzt. Von dem ursprünglichen Bestand der Bibliothek Rotnns sind heute noch ca. 700 Titel vorhanden. Die Erwerbung wichtiger Werke der Barockliteratur weitete den zeitlichen Rahmen aus. Sie sollte einen Brückenschlag zu den Beständen der frühen deutschen Literatur in der Illustrata-Sammlung Otto Schäfers bilden. Die Aufnahme von Schriften des Realismus dehnte das Sammelgebiet auf der anderen Seite bis gegen das Ende des 19. Jhs aus. Spätere Epochen der deutschen Literatur sind bestenfalls sporadisch vertreten.

1.5 Der Ankauf bedeutender illustrierter Drucke des 15. Jhs aus dem Besitz Martin Bodmers über die Fa. Kraus im Sommer 1971 konnte nur durch Abgabe der bislang ebenfalls gesammelten illuminierten Hss. finanziert werden. In der Sammlung blieben nur wenige Manuskripte zurück, sei es aufgrund ihres außergewöhnlichen Einbandes, sei es aufgrund der Nähe ihrer Illustrationen zur Buchgraphik.

1.6 1974 erwarb Otto Schäfer von dem ihm freundschaftlich verbundenen Bibliophilen Jean Furstenberg (Hans Fürstenberg) dessen Sammlung französischer Illustrata des 18. Jhs mit ca. 660 Titeln. Diese Bibliothek wurde nicht der Sammlung illustrierter Bücher einverleibt, sondern separat aufgestellt. Sie dürfte damals die bedeutendste derartige Sammlung in deutschem Privatbesitz gewesen sein und setzte einen neuen Schwerpunkt, auch wenn ergänzende Ankäufe in die Illustrata-Sammlung eingestellt wurden.

1.7 Ein Geschenk seiner Frau Ida und seines Sohnes Otto G. Schäfer zu seinem 65. Geburtstag 1977, ein Pariser Druck von 1942 mit den Aquatinta Picassos zu Texten von Buffon, legte den Grundstock für eine kleine Sammlung moderner Malerbücher und Pressendrucke. Damit wurde die Einbandsammlung zugleich um bedeutende Beispiele vornehmlich französischer Einbandkunst des 20. Jhs bereichert. Trotz allem blieben die illustrierten Drucke des 15. und 16. Jhs der bedeutendste Teil der Sammlung.

1.8 Der 1984 erschienene Katalog der Bestände des 15. Jhs machte erstmals einen wichtigen Teil der Sammlung publik. Die Ausstellung " Fünf Jahrhunderte Buchillustration", 1987 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und 1988 in der Bayerischen Staatsbibliothek München gezeigt, rückte Umfang und Rang dieser Sammlung in das Bewußtsein der Öffentlichkeit. Zu dieser Zeit nahm auch der Plan Otto Schäfers, seine private Sammlung in eine öffentliche wissenschaftliche Forschungsbibliothek mit Ausstellungsräumen zu überführen, konkrete Gestalt an. 1989 wurde zu diesem Zweck die Dr.-Otto-Schäfer-Stiftung e. V. als zukünftiger Träger gegründet, im Oktober 1991 konnte die Bibliothek eröffnet werden.

1.9 Aufgrund finanzieller Probleme mußte sie im Sommer 1994 geschlossen und der eigene wissenschaftliche Betrieb eingestellt werden. Im Herbst 1994 wurde zusammen mit der Stadt Schweinfurt ein neues Konzept für die Bibliothek erarbeitet. Es sah zur Schaffung von weiterem Stiftungskapital den Verkauf aller nicht im deutschen Sprachgebiet gedruckten Werke der Illustrata-Sammlung und der gesamten Collection Jean Furstenberg vor. Ausgeschlossen vom Verkauf waren nur alle Unikate und die fünf Drucke aus der Bibliothek Jean Groliers als Spitzenstücke der Einbandsammlung. In vier Auktionen bei Sotheby's von Dezember 1994 bis Dezember 1995 wurden die entsprechenden Bestände veräußert.

1.10 1995 konnten im Juli der Bibliotheksbetrieb wieder aufgenommen und im Dezember der Ausstellungsbereich wieder eröffnet werden. Zudem vertraute Otto Schäfer seine private Sammlung des fast vollständigen druckgraphischen OEuvres Albrecht Dürers als Depositum der Bibliothek an. Im selben Jahr beschloß auch der Rat der Stadt Schweinfurt gemäß der vereinbarten Zusammenarbeit, die gesamte ehemalige Reichsstädtische Bibliothek in der Bibliothek Schäfer einzustellen. Als erster Schritt hierzu fand im November 1995 die Bibliothek von Johann Lorenz Bausch, dem Gründer der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, in historischer Aufstellung in den Schauräumen ihren neuen Platz. (Zu der Reichsstädtischen Bibliothek siehe den Eintrag Stadtarchiv und Stadtbibliothek Schweinfurt.)

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Als Hauptbestand sieht die Bibliothek unabhängig von der Titelzahl die Illustrata-Sammlung Otto Schäfers an. Daher werden die Sammlung Deutsche Literatur und die historischen Bestände der Handbibliothek unter den Sondersammlungen beschrieben. Als dritte Sondersammlung tritt die in der Bibliothek verwahrte private Sammlung Otto Schäfers mit Dürer-Graphik hinzu.

2.2 Eine reine Bestandserschließung der Illustrata-Sammlung nach Sachgebieten würde bedeutende Aspekte der Sammlung auslassen. Häufig gaben nicht der jeweilige Text, sondern die Illustrationen, der Einband oder auch die Provenienz den Ausschlag zum Erwerb eines Buches. Zudem haben die Verkäufe 1994 und 1995 in einige der Schwerpunkte der Sammlung empfindliche Lücken gerissen (etwa Emblembücher, Festbücher, naturwissenschaftliche Tafelwerke). Daher wird bei der Bestandsbeschreibung auch auf die Illustratoren, die Einbände und Provenienzen einzugehen sein.

2.3 Die Bestände werden in Titeln angegeben, d. h. in bibliographischen Einheiten. Allerdings wird der in Arbeit befindliche EDV-Katalog mehr Titel nachweisen, da er alle enthaltenen und beigefügten Werke erfaßt. An der prinzipiellen Zusammensetzung wird sich dadurch kaum etwas ändern.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.4 Die Sammlung illustrierter Bücher umfaßt für das 15. Jh 5 Blockbücher, ein Blockbuchfragment, 5 xylographische Einblattdrucke und 215 Inkunabeln. Von den Blockbüchern sind drei Unikate, 2 Rarissima (bis zu fünf Exemplare nachweisbar) und eines ein Rarum (bis zu 10 Exemplare nachweisbar), von den 5 xylographischen Einblattdrucken sind 4 Unikate und eines ein Rarissimum. Unter den Inkunabeln finden sich 22 Unikate, 17 Rarissima, 15 Rara und 29 seltene Drucke (bis zu 20 Exemplare nachweisbar). Das 16. Jh ist mit 528, das 17. Jh mit 53, das 18. Jh mit 51 (und 2 reinen Einbänden), das 19. Jh mit 34 und das 20. Jh mit 63 Titeln vertreten. Für das 16. Jh weist die Sammlung 18 Unikate aus. Bei der derzeitigen EDV-Katalogisierung der Drucke des 16. Jhs lassen sich jedoch etliche zusätzliche Titel finden, die nicht oder nur nach bibliographischer Belegstelle im VD 16 verzeichnet sind. Daher ist mit einer Reihe weiterer, zumindest äußerst seltener Titel für dieses Jahrhundert zu rechnen.

2.5 Überwiegend kommen in der Illustrata-Sammlung Deutsch und Latein als Sprachen vor. Für das 15. Jh gliedert sich der Bestand in 132 lateinische, 71 deutsche, 3 niederdeutsche, 15 französische und 2 italienische Titel. Dazu kommen 3 zweisprachige Titel (lateinisch und deutsch). Das 16. Jh weist 335 deutsche, 6 niederdeutsche, 164 lateinische, 7 italienische, 6 französische, einen griechischen und einen syrischen Titel auf. Sechs lateinisch-deutsche Ausgaben, ein griechisch-lateinischer und ein polyglotter Titel sind vorhanden. Die 138 Titel des 17. bis 19. Jhs sind überwiegend deutsch (103). 14 lateinische und 7 französische Titel sowie mehrsprachige Editionen bestimmen den restlichen Bestand.

Systematische Übersicht

2.6 Für das 15. Jh überwiegt die theologische Literatur mit 110 Titeln, worunter auch religiöse Erbauungsbücher gerechnet wurden, die literarische Aspekte aufweisen. Bedeutsam sind in diesem Bestand die 6 Bibeldrucke mit einem Fragment aus der Gutenbergbibel (das vollständige Buch Josua), dem dritten, vierten, neunten und zehnten deutschen Bibeldruck (Augsburg: Zainer ca. 1475; Augsburg: Pflanzmann ca. 1475; Nürnberg: Koberger 1483; Straßburg: Grüninger 1485) und der dritten niederdeutschen Bibel (Lübeck 1494). Dazu kommen 5 Plenarien, 3 Missalien und 2 Psalterfragmente (Mainz 1457 und 1459). Die Revelationes der heiligen Brigitta sind mit 4 Ausgaben, Augustinus ist mit 3 Werken und 3 ihm zugeschriebenen Schriften und Thomas von Aquin mit 2 Titeln vertreten. Hervorzuheben ist auch das Catholicon (im Stereotypsatz von ca. 1472). Bertholdus' Zeitglöcklein ist in 6 Exemplaren aus 5 verschiedenen Ausgaben vorhanden, Thomas à Kempis mit 5 Titeln vertreten. Drei Horae, darunter 2 Unikate, 2 Speculum humanae salvationis und 3 Ars moriendi sind als weitere charakteristische Drucke dieser Gruppe zu nennen.

2.7 Mit 45 Titeln folgen literarische Werke: antike Klassiker ( u. a. 2 Terenz-Editionen), mittellateinische Literatur, Schriften des Humanismus ( u. a. Boccaccio mit 3, Petrarca mit 2, Conrad Celtis mit 2 und Sebastian Brant mit 4 Titeln) und Volksbücher (2 Melusinen-Drucke: Straßburg 1478 und Lyon ca. 1480; Heldenbuch: Straßburg ca. 1480; Pfaff vom Kalenberg: Heidelberg 1490 u. a.) sind dabei nebeneinander vertreten. Als drittes Sachgebiet folgen naturwissenschaftliche Drucke mit 28 Titeln, darunter Konrad von Megenbergs Buch von der Natur (Augsburg 1475). Astronomische und astrologische Literatur stellen genau die Hälfte dieser Bestandsgruppe. Hervorzuheben sind hiervon 3 Titel Regiomontanus' (der deutsche Kalender in der Ausgabe von Regiomontanus' eigener Offizin und in der Nürnberger Blockbuchausgabe, beide von 1474, und seine Tabulae, Augsburg 1490) sowie 2 Editionen der Prognosticatio Johann Lichtenbergers (Heidelberg 1488; Straßburg, nach 31.12.1499).

2.8 Bedeutende Illustrata geographischen, medizinischen und botanischen Inhalts runden diesen Bestand ab ( u. a. der Ulmer Ptolemäus von 1482, Bernhard Breidenbachs Peregrinatio, Mainz 1486, der Mainzer Herbarius von 1484). Unter den 19 historischen und tagespolitischen Titeln sind vor allem Werner Rolewincks Fasciculus temporum mit 4 Ausgaben (Köln 1474, 1476 und 1480, Memmingen 1482) und Schedels Weltchronik mit 2 Ausgaben (beide Nürnberg 1493) zu nennen. Das juristische Schrifttum mit 3 Belial-Ausgaben (Straßburg 1477, Augsburg 1479, Lyon 1486) stellt das letzte größere Kontingent mit insgesamt 9 Titeln. Nur mit wenigen Titeln sind jeweils Philosophie, Pädagogik, Rhetorik, Grammatik und Lehrbücher vertreten. Mit dem Mainzer Totentanz von 1492 beginnt, chronologisch gesehen, ein bedeutender thematischer Schwerpunkt der Sammlung, der sich durch alle Jahrhunderte hindurchzieht.

2.9 Mit 181 Titeln stellen theologische und religiöse Themen den Hauptanteil auch der Drucke des 16. Jhs. Zu der schon für das 15. Jh ausgeführten thematischen Spannbreite tritt eine bedeutende Anzahl von Reformationsschriften, zumeist von Luther, in zweiter Linie von Andreas Karlstadt. An wichtigen Bibelausgaben sind zu nennen: Luthers Septembertestament (Wittenberg 1522) und weitere Editionen des Neuen und auch des Alten Testaments aus den zwanziger Jahren des 16. Jhs (Wittenberger und Straßburger Drucke), die erste niederdeutsche Luther-Bibel (Lübeck 1533-1534), die Zürcher Bibel von 1531 und die Frankfurter Luther-Bibel von 1534. Katholische Bibelausgaben der Lutherzeit runden diesen Bestand ab. Dazu treten selbständig erschienene Illustrationsfolgen mit meist nur kurzen Bibelzitaten zu den entsprechenden Abbildungen (Sebald Beham, Jost Amman, Tobias Stimmer). Im Bereich der Erbauungsliteratur dominieren Bearbeitungen der Passionsgeschichte Christi, u. a. von Wolfgang von Maen und Ulrich Pinder, sowie verschiedene Editionen des Hortulus animae. Schließlich ist auf eine Reihe von Predigten Geilers von Kaysersberg hinzuweisen.

2.10 Wie auch für das 15. Jh folgen zahlenmäßig literarische Werke mit 83 Titeln. Antike Autoren sind mit Euripides, Terenz und Vergil vertreten, für die mittelalterliche Literatur sind besonders die von Celtis edierten Opera der Roswitha von Gandersheim (Nürnberg 1501) zu nennen, zu den Humanisten Brant, Celtis, Boccaccio und Petrarca (Glücksbuch, Augsburg 1532) treten neu hinzu die Schriftsteller Hans Sachs, Jörg Wickram, Pamphilus Gengenbach und Johannes Fischart. Der höfische Versroman ist mit Kaiser Maximilians Theuerdank (Nürnberg 1517, im Pergamentdruck) vertreten. Unter den Volksbüchern sind der niederdeutsche Reynke Voß (Rostock 1539) und der Fierrabras (Simmern 1533) hervorzuheben.

2.11 Mit 79 Titeln folgen publizistische Schriften zu sozial- und kirchenpolitischen Themen, meist Flugschriften der Reformationszeit. Darunter finden sich die Hauptartikel der Bauernschaft und Stellungnahmen Luthers zum Bauernkrieg sowie Schriften Ulrich von Huttens. Geschichtliche Werke sind mit 36 Titeln vertreten, darunter etliche Ausgaben von Livius und Caesar sowie Cuspinians De caesaribus et imperatoribus Romanis (Straßburg 1540). Zur Geographie sind 23 Titel verzeichnet. Neben Ptolemäus-Editionen und Reiseberichte treten nun Kosmographien, Länderkunden, Atlanten und Ansichtswerke (Münster, Honter, Mercator, Braun-Hogenberg).

2.12 Astronomische Literatur (einschließlich astrologischer) ist mit 19 Titeln vertreten, wobei besonders auf Apians Astronomicum Caesareum (Ingolstadt 1540) hinzuweisen ist. Biologie und Medizin kommen auf 14 Titel, darunter Schriften von Andreas Vesal, Otto Brunfels und Leonhart Fuchs sowie das fälschlich Albertus Magnus zugeschriebene Bestiarium in der unikalen italienischen Ausgabe (Savona 1524). Die 4 Titel technologischer Natur beziehen sich auf den Bergbau (Georg Agricola) und militärisches Gerät. Im juristischen Schrifttum mit 11 Titeln ragt die Bamberger Halsgerichtsordnung (1507) heraus. Unter den 13 philosophischen Titeln finden sich vor allem antike Autoren wie Diogenes, Epiktet, Plutarch und Cicero.

2.13 Kunstliteratur ist mit 20 Titeln vertreten, darunter die Architekturtraktate Vitruvs und Walter Ryffs sowie Unterweisungen in der Kunst des Messens, der Perspektive und der Proportionslehre von Wenzel Jamnitzer, Jean Pelerin, Hieronymus Rodler, Niklas Stör, Hans Lencker, Erhard Schön, Heinrich Lautensack und Sebald Beham. Sechs Ornamentstichfolgen (Peter Flötner, Abraham de Bruyn, Michael Beutler), eine Architekturstichfolge von Virgil Solis und ein Schriftenbuch Theodor de Brys runden diese Bestandsgruppe ab. Eine neue Gattung des illustrierten Buchs, das Emblembuch, ist mit 6 Titeln vertreten, darunter die Erstausgabe der Emblemata des Alciatus (Augsburg 1531) und 3 Werke Jean Jacques Boissards. Höfisches Leben spiegeln die 3 Turnier-, 2 Fest-, 2 Jagdbücher und ein Fechtbuch wider. Unter den 4 Totentänzen sind die beiden unikalen Drucke aus der Offizin Treperel, Danse macabre des hommes (Paris ca. 1512-1522) und Danse macabre des femmes (Paris ca. 1527-1532) zu nennen.

2.14 Die zahlenmäßig am stärksten vertretenen Autoren sind Luther und Hans Sachs. Für den ersteren finden sich neben seinen Bibelübersetzungen und Kommentaren weitere 66 Schriften, darunter 47 frühe Wittenberger Drucke (teilweise Erstausgaben). Für Hans Sachs sind 29 Titel verzeichnet. Die Häufung der Karlstadt-Schriften, insgesamt 16 Titel, erklärt sich auch aus der geographischen Nähe seines Geburtsortes zu Schweinfurt. So lassen sich im Bestand des 16. Jhs vereinzelte Drucke finden, die aufgrund anderweitiger Interessen des Sammlers angeschafft wurden. Suinfurtensia und Franconica sind z. B. durch die Schweinfurter Kirchenordnung (1542) und durch einen Sammelband mit Publikationen zu den Grumbachschen Händeln vertreten.

2.15 Bei den 138 Titeln des 17. bis 19. Jhs stellen die 18 Totentänze die größte Bestandsgruppe. 17 Titel diverser Kunstliteratur bilden die zweite Hauptgruppe mit 6 Folgen von Architektur- und Gartenprospekten, 3 Traktaten zur Perspektivlehre aus dem 17. Jh, Joachim von Sandrarts Deutscher Academie (Nürnberg 1675-1679) und Aloys Senefelders Lehrbuch der Steindruckerei (München und Wien 1818). Es folgen 16 geographische Werke, davon allein 8 Topographien von Merian aus dem 17. Jh. Im 18. und 19. Jh bestimmen reine Ansichtswerke das Bild. Theologische und Erbauungsliteratur ist mit 13 Titeln, Literatur mit 12 Drucken vertreten. Dabei sind vor allem Grimmelshausens Simplicius (Nürnberg 1668) und Ewigwährender Kalender (Nürnberg 1670), Georg Philipp Harsdörffers Poetischer Trichter (Nürnberg 1647-1653), der Weisskunig in der Ausgabe des 18. Jhs ( Wien 1775) und Goethes Römisches Carneval (Berlin 1789) zu erwähnen. Das 19. Jh ist dabei nur mit 4 Illustrationsfolgen vertreten. Weiterhin lassen sich 7 Emblembücher und 5 Festbücher finden. Die Naturwissenschaften sind vor allem mit 5 Titeln technologischer Art vertreten. Vier Modelbücher (Johann Siebmacher, Paul Fürst, Johann Michael Kirschbaum, Johann Friedrich Netto) bilden zusammen mit dem unikalen Exemplar von Heinrich Quentells Modelbuch (Köln 1536) einen eigenen kleinen Schwerpunkt. Das 20. Jh wird durch 38 literarische Titel (Handpressendrucke, Malerbücher) und 16 Totentänze bestimmt.

2.16 Wie schon angedeutet, ist eine Bestandserschließung der Illustrata-Sammlung der Bibliothek ohne Hinweise auf Künstler, Einbände und Provenienzen nicht sinnvoll. Von den Illustratoren des 15. Jhs sind nur wenige namentlich bekannt, so Erhard Reuwich, Michael Wolgemut und Johannes Schnitzer von Arnsheim. Der Großteil der bedeutenden Illustratoren ist nach den Offizinen benannt: der Bämler-Meister, der Meister des Ulmer Boccaccio, der Meister des Ulmer Terenz, der Zamorensis-Meister, der Sorg-Meister, der Meister des Haintz Narr, der Meister des Grüninger-Terenz. Unter den nicht-deutschen Illustratoren ist vor allem der Hauptmeister des Vérard zu erwähnen. Die in Inkunabeldrucken vertretenen Künstler wie Hans Burgkmair und Albrecht Dürer (Narrenschiff, Basel 1497) weisen schon auf das 16. Jh.

2.17 Dürer und sein Umkreis bilden den vielleicht wichtigsten Schwerpunkt innerhalb der Sammlung, der die Sammlung-Otto-Schäfer-II mit dem druckgraphischen Werk des Nürnberger Meisters ( s. u. Sondersammlungen 2.30) ergänzt. 26 Titel zählt die Sammlung mit Dürer-Illustrationen oder ihm zugeschriebenen Werken. Von seinem Umkreis sind folgende Meister zu nennen: Hans Baldung Grien, Hans von Kulmbach, Hans Schäufelein, Hans Springinklee, Sebald Beham, Georg Pencz, Wolf Traut, Niklas Stör, Erhard Schön und Peter Flötner. Weiterhin sind vertreten Lucas Cranach d. Ä. ( u. a. mit seinem Heiltumsbuch, Wittenberg 1509), Hans Holbein d. J., Urs Graf, Jörg Breu d. Ä., Leonhard Beck, der Petrarca-Meister, Thomas Murner, Virgil Solis, Jost Amman, Hans Weiditz, Hans Rudolf Manuel Deutsch, Georg Lemberger, Tobias Stimmer und Franz Hogenberg. Auf die Weißlinienschnitte des Meisters der Berrueris-Offizin in Savano ist unter den wenigen nicht-deutschen Illustrationen besonders hinzuweisen. Für das 17. Jh sind Matthäus Merian d. Ä., Lukas Kilian, Martin Kletzel und Melchior Küsel, für das 18. Jh Johann Bernhard Fischer von Erlach, Georg Friedrich Schmidt, Salomon Gessner, Ferdinand Kobell und Johann Georg Schütz zu nennen. Im 19. Jh ragen Caspar David Friedrich und Adolph Menzel unter den Illustratoren heraus, für das 20. Jh seien zumindest Max Slevogt, Aristide Maillol und HAP Grieshaber genannt.

2.18 Unter den Einbänden sind zu nennen für das 15. Jh ein Ketteneinband, 3 Lederschnitteinbände (2 vom Fahrenden Kremsmünsterer Meister, einer von Ulrich Schreier), 2 Richenbacheinbände, ein Verlagseinband von Koberger und ein Einband aus der Werkstatt Caxtons. Im 16. Jh ist vor allem auf die 5 Groliereinbände hinzuweisen, 3 davon von Jean Picard angefertigt; jeweils einmal sind der Cupid's Bow Binder und Gommar Estienne als Binder vertreten. Dazu kommen ein Einband für Thomas Mahieu und ein Pariser Prachteinband im Grolier-Stil aus der Mitte des Jahrhunderts. Als bedeutende Beispiele deutscher Einbandkunst lassen sich Einbände für den Pfalzgrafen Ottheinrich, Einbände von Jakob Krause, ein Prachteinband für die Fugger und ein Einband für Nikolaus von Ebeleben von Thomas Stelbogen finden. Eine weitere Besonderheit ist ein Einband aus der Pillone-Bibliothek mit Schnittbemalung von Cesare Vecellio. Ebenso sind Beispiele für besondere Einbandarten vorhanden: ein Beutelbuch, Metall- und Emaileinbände, Einbände mit Öl- und Wachsmalerei, Seiden- und Samteinbände, Einbände aus Brokatpapier, mit Kameen gezierte Einbände, ein Rokokoeinband aus Perlmutt und ein klassizistischer Einband mit aufgelegten Aquatinta (zudem mit verborgener Schnittbemalung).

2.19 Teilweise lassen sich die Inkunabeln als ehemaliger Besitz berühmter Klosterbibliotheken nachweisen, u. a. des Augsburger Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra. Unter die bedeutenden Provenienzen des 15. Jhs fällt auch ein Buch aus dem Besitz Bernhard von Rohrs. Neben den für das 16. Jh schon erwähnten Büchern aus den Bibliotheken Jean Groliers, Thomas Mahieus, Pfalzgraf Ottheinrichs und der Grafen Fugger ist wahrscheinlich das persönliche Exemplar Kaiser Maximilians I. von Wolfgang von Maens Das Leiden Jesu Christi (Augsburg 1515) vorhanden. An fürstlichen Hofbibliotheken sind vertreten Dessau, Dresden, Gotha, Stuttgart, Wolfenbüttel, ferner Bücher aus dem Besitz der Herzöge von Arenberg, der Grafen Stolberg-Wernigerode, Oettingen-Wallerstein, Harrach, Schönborn und Waldbott-Bassenheim. Außerdem finden sich Exemplare aus der Bibliothek der Fürsten Liechtenstein und Dietrichstein-Nikolsburg, darunter Bücher aus der Sammlung des Kartographen Franz von Hauslab (1798-1883).

2.20 Aus bedeutenden Sammlungen des 18. Jhs sind Bücher aus dem Besitz Colberts und des Grafen Hoym vorhanden, für das 19. Jh seien Albert von Sachsen-Teschen, Erzherzogin Sophie, die Fürsten Metternich, der Earl of Spencer sowie die Herzöge von Sussex und Sutherland genannt. Weitere Provenienzen sind u. a. Prince d'Essling [i. e. Victor Masséna], Charles-Alexandre Marquis de Ganay, Michel-Pierre-Antoine-Laurent Agar Comte de Mosbourg, Raoul-Léonor Comte de Lignerolles, Charles William Dyson Perrins, Silvain S. Brunschwig, Ambroise Firmin-Didot, Léon Techener, John Pierpont Morgan, John Roland Abbey, Charles Fairfax Murray, Alfred Henry Huth, Édouard Rahir, Edmée Maus, Jean Furstenberg, Léon Gruel, Adolphe Bordes, Maurice Loncle, Charles Gillet, Paul Hirsch, Albert Ehrmann, Martin Bodmer, Tammaro de Marinis, Curt von Faber du Faur und Karl Hartwig Gregor von Meusebach. Anhand dieser Bestände sind Forschungen zu Supralibros und Exlibris möglich. Sondersammlungen Sammlung Deutsche Literatur

2.21 In der Sammlung Deutsche Literatur finden sich gegenwärtig 2596 Titel, von denen 2578 vor 1900 erschienen sind. Auf das 16. Jh entfallen 7 Titel, auf das 17. Jh 81, auf das 18. Jh 1040 und auf das 19. Jh 1450. Die Sammlung ist fast ausschließlich deutschsprachig. Es lassen sich nur 25 französische Titel (vornehmlich des 18. Jhs, darunter vor allem Schriften Friedrichs II. von Preußen und Salomon Gessners), 2 englische, ein niederländischer und ein gotischer Titel finden. An zweisprachigen Werken sind 2 deutsch-lateinische Ausgaben und ein gotisch-lateinischer Titel vorhanden.

2.22 Der Schwerpunkt der Sammlung liegt bei der Literatur der Aufklärung, des Sturm und Drang, der Klassik, der Romantik, des Biedermeier und des Jungen Deutschland. So machen die Drucke aus den Jahren zwischen 1750 und 1850 mit 2246 Titeln weit über 80 Prozent des Bestandes aus. Aus der eigentlichen Goethezeit (1770-1832) sind allein 1663 Titel vorhanden. Der Gesamtbestand umfaßt eine hohe Anzahl von Erstausgaben. 1227 Titel sind bei Wilpert und Gühring (Erstausgaben Deutscher Dichtung, 1992) als Erstausgaben oder stark vermehrte spätere Ausgaben verzeichnet. Zudem sind 361 der 363 vorhandenen Almanache und Taschenbücher Erstdrucke. Da von den ca. 600 in der Sammlung vertretenen Autoren nur knapp die Hälfte bei Wilpert und Gühring verzeichnet sind, ist von einer weit höheren Zahl von Erstausgaben auszugehen. Daneben finden sich in geringerem Umfang weitere zeitgenössische Ausgaben und Übersetzungen anderssprachiger Literaturen ins Deutsche. Erste illustrierte Ausgaben, weitere bedeutende illustrierte Editionen und reine graphische Folgen zu Werken der deutschen Literatur schaffen eine Verbindung zur Illustrata-Sammlung. Vertonungen literarischer Texte sind vereinzelt vorhanden, überwiegend zu Goethe und Rückert.

2.23 Die Sammlung versucht, die deutsche Literatur des genannten Zeitraums in ihrer gesamten Breite zu dokumentieren. So sind neben den " Klassikern" auch triviale, heute oft vergessene, damals viel gelesene Autoren vertreten, wie Zschokke, Iffland und Kotzebue. Deutsche Literatur des Mittelalters und auch der Frühen Neuzeit liegt in Editionen des 19. Jhs vor, z. B. in den Schriften der Gebrüder Grimm und den Volksbuchausgaben Simrocks. Ebenso sind wichtige Werke der Germanistik und der deutschen Altertumskunde des frühen 19. Jhs vorhanden. Die Sammlung umfaßt auch bedeutende philosophische Schriften (Leibniz, Kant, Fichte, A. W. Schlegel, Schleiermacher, Schelling, Hegel, Schopenhauer) sowie Sachprosa verschiedener Wissensgebiete, sofern sie maßgeblichen Einfluß auf das literarische Leben ausübte (so z. B. die Schriften Johann Joachim Winckelmanns).

2.24 Aus dem 16. Jh sind vertreten Hans Sachs (Gesamtausgabe 1558-1579), Johannes Fischart, Georg Rollenhagen, Mathias Holtzwart und Friedrich Dedekind. Unter den Barockausgaben sind Schriften von Jacob Balde, Hans Jacob C. von Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Georg Philipp Harsdörffer, Christian H. von Hofmannswaldau, Friedrich Logau, Daniel Caspar von Lohenstein, Martin Opitz, Friedrich von Spee, Christian Weise, Philipp von Zesen und Julius Wilhelm Zinkgref hervorzuheben. Für die späteren Epochen der deutschen Literatur sind folgende Autoren zu nennen, die entweder mit einer hohen Titelzahl oder mit einem bedeutenden Teil ihres gesamten OEuvres in der Bibliothek vertreten sind: aus Aufklärung und Empfindsamkeit Alois Blumauer, Johann Jacob Bodmer, Johann Jakob Engel, Christian Fürchtegott Gellert, Johann Wilhelm L. Gleim, Albrecht von Haller, Theodor Gottlieb von Hippel, Anna Luise Karsch, Lessing, Lichtenberg, Moses Mendelssohn, Johann Karl August Musäus, Karl Wilhelm Ramler, Moritz August von Thümmel, Johann Karl Wezel, Christoph Martin Wieland, Matthias Claudius, Salomon Gessner, Johann Heinrich Jung-Stilling, Friedrich Gottlieb Klopstock, Sophie von LaRoche, Johann Caspar Lavater, Heinrich Voss; aus Sturm und Drang sowie Klassik Gottfried August Bürger, Wilhelm Heinse, Herder, Friedrich Maximilian von Klinger, Jakob Michael R. Lenz, Friedrich Müller, Heinrich Leopold Wagner, Goethe, August von Kotzebue, Jean Paul, Schiller. Aus Romantik und Biedermeier liegen Werke vor von Achim und Bettina von Arnim, Clemens Brentano, Adelbert von Chamisso, Joseph von Eichendorff, Friedrich de la Motte Fouqué, Johann Peter Hebel, E. T. A. Hoffmann, Heinrich von Kleist, Theodor Körner, A. W. Schlegel, F. Schlegel, Ludwig Tieck, Ludwig Uhland, Rahel Varnhagen von Ense, Wilhelm Heinrich Wackenroder, Annette von Droste-Hülshoff, Franz Grillparzer, Wilhelm Hauff, Karl Immermann, Nikolaus Lenau, Eduard Mörike, Johann Nestroy, August von Platen; aus dem Jungen Deutschland Werke von Anton Alexander M. von Auersperg, Georg Büchner, Ferdinand Freiligrath, Christian Grabbe, Heinrich Heine, Georg Herwegh; aus dem Realismus Werke von Theodor Fontane, Friedrich Hebbel, Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer und Theodor Storm. Die im Gesamtbestand am zahlreichsten vertretenen Autoren sind Goethe (77 Titel), Kotzebue (47), Jean Paul (38), Lessing (37), Schiller (36), Wieland (35), Heine (29), Kant (28) und Tieck (20). Die Mehrzahl der Werke sind Einzelausgaben von Verfasserschriften. Insgesamt liegen 174 Gesamtausgaben und 293 Sammlungen vor.

2.25 Der auch gesondert aufgestellte Bestand an Almanachen (363 Jahrgänge) bildet die größte Gruppe von Sammelwerken. Überwiegend handelt es sich um literarische Almanache, von denen nur einzelne Jahrgänge aufgrund der darin enthaltenen Erstveröffentlichungen erworben wurden (so z. B. Taschenbuch für 1798 mit Goethes Hermann und Dorothea). Vollständig vorhanden sind der Musenalmanach Schillers (1796-1800), der Revolutionsalmanach (1793-1802) und Vesta (1831-1836). Zahlreiche Jahrgänge lassen sich vom Almanach dramatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung auf dem Lande (1808-1833), vom Frauentaschenbuch (1815-1830), vom Taschenbuch für Damen (1798-1822) und vom Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet (1803-1841) finden. Unter den wenigen Zeitschriften sind die vollständige Reihe des Deutschen Merkurs (1773-1789) und des in Leipzig herausgegebenen Deutschen Museums (1776-1788). Die beiden Fortsetzungen, Das neue deutsche Museum (1789-1791) und Der neue deutsche Merkur (1790-1810), sind ebenfalls vorhanden, davon erstere vollständig.

2.26 An Illustratoren sind im 18. Jh vor allem Daniel Chodowiecki und Christian Geyser, daneben Johann Friedrich Bolt, Johann Heinrich Lips, Jacob Wilhelm Mechau, Johann Wilhelm Meil und Adam Friedrich Oeser hervorzuheben, für das 19. Jh Ludwig Richter, Franz Pocci, Theodor Hosemann, Wilhelm Busch, Wilhelm von Kaulbach, Eugen Napoleon Neureuther und Otto Speckter. Handbibliothek

2.27 Die Handbibliothek verwahrt 380 vor 1900 gedruckte Bücher: 2 stammen aus dem 17. Jh, 21 aus dem 18. Jh und 357 aus dem 19. Jh. Sie gliedern sich in 162 französische Titel, 120 deutsche, 67 englische, 13 italienische und 12 lateinische. Andere Sprachen sind nur marginal vertreten.

2.28 211 Titel sind Bibliographien oder Literatur zum Buchwesen, darunter ca. 60 Auktionskataloge. Der älteste Druck ist ein Bücherverzeichnis der Officina Plantina von 1615. An Bibliothekskatalogen finden sich u. a. der Katalog der Bodleiana (Oxford 1674), der Klosterbibliothek Rebdorf (Eichstätt 1787), Dibdins Katalog der Bibliotheca Spenceriana (London 1814-1823) und der Inkunabelkatalog der Bibliothèque Mazarine (Paris 1893-1897). Im Bestand der Auktionskataloge sind in erster Linie die des 18. Jhs zu erwähnen: Baluze, Colbert, Marquise de Pompadour, Graf Hoym. Bei den Versteigerungskatalogen des 19. Jhs dominieren die der großen bibliophilen Sammler Frankreichs und Großbritanniens, unter den deutschen ist besonders der der Bibliothek Ludwig Tiecks (Berlin 1849) hervorzuheben. Mit bibliographischen Schriften sind u. a. vertreten: Gustave Brunet, Thomas Frognall Dibdin, Charles Antoine de LaSerna Santander, Marie Pellechet, Alfred William Pollard, Robert Proctor, Joseph Marie Quérard, Philipp Wackernagel. Ein bedeutendes Kontingent innerhalb dieser Bestandsgruppe bildet die Einbandliteratur.

2.29 Ansonsten sind in der Handbibliothek vor allem kunstgeschichtliche Werke mit 105 Titeln vertreten. Dabei handelt es sich vornehmlich um Schriften zur Buchillustration, Druckgraphik und Buclerei. Rund die Hälfte der Titel sind OEuvreverzeichnisse zum druckgraphischen Werk einzelner Künstler. Unter den restlichen Beständen bilden literarische und literaturwissenschaftliche Werke sowie Franconica kleinere Schwerpunkte. Hinzuweisen ist außerdem auf eine bedeutende Anzahl von Einzelblättern und Illustrationsproben aus alten Drucken: Durch die Beigaben von Einzelblättern in den Schriften Konrad Haeblers zum deutschen, italienischen und westeuropäischen Wiegendruck, in denen Wilhelm Ludwig Schreibers und Max Geisbergs zum Buchholzschnitt im 15. und 16. Jh sowie in denen Claus Nissens zu Tier- und Kräuterbüchern befinden sich 365 Inkunabelproben und 134 Einzelblätter aus Drucken des 16. Jhs in der Handbibliothek. Das 17., 18. und 19. Jh sind mit 10, 25 und 28 Einzelblättern vertreten. Sammlung-Otto-Schäfer-II: Graphik Albrecht Dürers

2.30 Drei Titel sind aus dem 15. Jh (alle fragmentarisch), 9 Titel aus dem 16. Jh (3 fragmentarisch) vorhanden. Darüber hinaus finden sich zahlreiche Buchillustrationen ohne Text. Aus dem Ritter vom Turn (Basel 1493) stammen drei Einzelblätter. Von der Apokalypse sind Einzelblätter aus der lateinischen und der deutschen Erstausgabe von 1498 und der Ausgabe von 1511 vorhanden. Die vollständige Ausgabe von 1511 liegt zudem in einem Klebeband vor. Ebenfalls in einem Klebeband befinden sich die einzelnen Druckbogen zur Ehrenpforte in einer Mischausgabe aus der ersten (1517-1518) und der dritten Ausgabe (1559). Als vollständige Buchausgaben liegen die Kleine Holzschnittpassion (1511) und die drei kunsttheoretischen Schriften Dürers in Erstausgabe vor. Aus dem Marienleben und der Großen Holzschnittpassion (beide 1511) sind Einzelblätter mit Text vorhanden. Als Sprachen kommen nur Deutsch und Lateinisch vor.

3. KATALOGE

Katalog der Bibliothek Otto Schäfer Schweinfurt

Drucke, Manuskripte und Einbände des 15. Jahrhunderts. Bearb. von Manfred von Arnim. 2 Bde. Stuttgart 1984

[Drucke des deutschsprachigen Raums und als Unikate ausgewiesene Ausgaben in der Regel noch vorhanden]

Sammlung Deutsche Literatur. Kurztitelkatalog. Schweinfurt 1995

[Alphabetischer Kurzausdruck aus dem EDV-Katalog. Almanache gesondert verzeichnet]

Handbibliothek. Katalog der Freihandbestände und des Zeitschriftenmagazins. Teil 1-3. Schweinfurt 1995

[Alphabetischer Kurzausdruck aus dem EDV-Katalog nach Sachgebieten]

S. auch u. 4.1, Sammlung Deutsche Literatur

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Sammlung Otto Schäfer (Illustrata): Erwerbungsliste [enthält auch, aber meist ohne Titelangabe, Erwerbungen für die Sammlung Deutsche Literatur]

Erwerbungsunterlagen für im Ausland erworbene Drucke [nach Erwerbungsjahr abgelegt]

Erfassungsbögen nach Akzessionsnummer [enthalten neben bibliographischer Beschreibung auch bibliographische Nachweise, Hinweise auf Literatur, Bestimmung der Buchillustration und Erwerbungsnachweis, teilweise mit Inhaltsangabe]

Alphabetischer Katalog [in Zettelform, abgebrochen ca. 1988]

Sammlung Deutsche Literatur: Alphabetischer Kurztitelkatalog [in Listenform, angelegt von Adalbert Lauter 1961 bei Übernahme der Bibliothek F. H. Rotnn. Spätere Abgänge markiert, Erwerbungen bis ca. 1967 eingeklebt]

Zettelkatalog [1967 von Manfred von Arnim begonnen, 1991 abgebrochen. In der Regel mit Erwerbungsnachweis der seit 1967 erworbenen

Drucke, mit bibliographischen Nachweisen und Literaturhinweisen, teilweise mit Inhaltsangabe und Bestimmung der Buchillustration] Akzessionsbuch [seit 1992; mit Erwerbungsunterlagen]

4.2 Darstellungen

Schäfer, Otto: Aims in book collecting. In: Gleeson Library Associates: The record 11 (June 1978) pp. 3-15

Arnim, Manfred von: Otto Schäfer ein Sammlerporträt. In: Philobiblon 26 (1982) Heft 2, S. 131-140

Kraus, Hans Peter: Der Bibliophile aus Schweinfurt. In: ders.: Die Saga von den kostbaren Büchern. Zürich 1982, S. 367-372

Sager, Peter: Georg und Otto Schäfer. In: ders.: Die Besessenen. Begegnungen mit Kunstsammlern zwischen Aachen und Tokio. Köln 1992, S. 275-299

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Ausstellungs- und Versteigerungskataloge (chronologisch): Das Buch als Kunstwerk. Französische illustrierte Bücher des 18. Jahrhunderts aus der Bibliothek Hans Fürstenberg. Stuttgart 1965 [Ausstellungskatalog mit Gesamtverzeichnis dieser 1974 von Otto Schäfer erworbenen Bibliothek; 1995 bei Sotheby's versteigert]

Arnim, Manfred von; Lauter, Adalbert (Bearb.): A selection of illuminated manuscripts, printed books, and bindings in the Otto Schäfer collection. Schweinfurt 1970 [Katalog zur Ausstellung anläßlich des Iter Germanicum des Grolier Clubs]

Arnim, Manfred von (Hrsg.): Druckgraphik des fünfzehnten Jahrhunderts. Einzelblattgraphik und illustrierte Bücher in der Sammlung Otto Schäfer. Schweinfurt 1973 [Katalog zur Ausstellung anläßlich der 25. Jahrestagung der Fränkischen Bibliophilen-Gesellschaft]

Isphording, Eduard (Bearb.): Fünf Jahrhunderte Buchillustration. Meisterwerke der Buchgraphik aus der Bibliothek Otto Schäfer. Nürnberg 1987 [Katalog zu den Ausstellungen Germanisches Nationalmuseum Nürnberg 1987, Bayerische Staatsbibliothek München 1988, Bibliothek Otto Schäfer 1992; Exponate nur noch teilweise vorhanden]

Arnim, Manfred von (Bearb.): Europäische Einbandkunst aus sechs Jahrhunderten. Beispiele aus der Bibliothek Otto Schäfer. Schweinfurt 1992 [Ausstellungskatalog. Die gezeigten Einbände vom Beginn des 15. Jhs bis heute nur noch teilweise vorhanden]

Rautenberg, Ursula (Hrsg.): Über die Ehe. Eine Literaturausstellung in der Bibliothek Otto Schäfer. Schweinfurt 1993 [Ausstellungskatalog; vermittelt einen Einblick in die Bestände der Sammlung Deutsche Literatur und der frühen deutschen Literatur in der Illustrata-Sammlung]

The collection of Otto Schäfer. 4 parts. New York und London 1994-95 [Katalog zu den vier Versteigerungen bei Sotheby's: I. Italian books. New York, 8.12.1994; II. Parisian books. London, 27.6.1995; III. Illustrated books and historical bindings. New York, 1.11.1995; IV. The Hans Fürstenberg Collection of eighteenth-century French books. London, 7.-8.12.1995]

Schneider, Erich (Hrsg.): Dürer als Erzähler. Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen aus der Sammlung-Otto-Schäfer-II. Schweinfurt 1995 [Ausstellungskatalog. Die private Sammlung Otto Schäfers mit dem fast vollständigen druckgraphischen OEuvre Albrecht Dürers soll in einer Reihe von Ausstellungen vollständig publiziert werden.]

Petersen, Kathi; Müller, Uwe; Drescher, Georg (Hrsg.): " Das Wort sie sollen lassen stahn". Bibeln aus Schweinfurter Bibliotheken. Ausstellung im Gunnar-Wester-Haus und in der St. Johanniskirche 31. Oktober - 1. Dezember 1996 und in der Bibliothek Otto Schäfer 3. Dezember 1996 2. Februar 1997. Schweinfurt 1996 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schweinfurt 11) [Ausstellungskatalog; mit einem Gesamtverzeichnis der Bibeln der Bibliothek Otto Schäfer]

Stand: Dezember 1995

Georg Drescher


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.