FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek und Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums

Adresse. Museumstraße 1, 38100 Braunschweig [Karte]
Telefon. (0531) 1225-2417 (Bibliothek) oder (0531) 1225-2410 (Kupferstichkabinett)
Telefax. (0531) 1225-2408
e-mail. [H.-Ulrich-Museum]
Bibliothekssigel. <Bs 75>

Unterhaltsträger. Land Niedersachsen
Funktion. Kunsthistorische Fachbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Kunstgeschichte, insbesondere Geschichte der Malerei, Bildhauerkunst, Graphik, Zeichnung und Kunstgewerbe. 2. Besonderes Sammelgebiet: Illustrierte Prachtwerke des 16. bis 18. Jhs. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: nach Voranmeldung; Studiensaal des Kupferstichkabinetts nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Fotoaufträge aus der Fotothek nach Absprache.
Gedruckte Informationen. Informationsblätter und -broschüren zu Spezialbeständen und Ausstellungen des Kupferstichkabinetts.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 1) bis Haltestelle Bohlweg. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Museumsbibliothek ist eng mit der Geschichte des Kupferstichkabinetts verbunden. Die heute hier als Sondersammlung aufgestellten ca. 800 illustrierten Prachtwerke können als Grundbestand der Museumsbibliothek gelten, obwohl sie, ebenso wie die anderen Objekte des Museums, als Kunstschätze betrachtet wurden und werden. Sie gehen zurück auf Sammlungen von Herzog Anton Ulrich (1633-1714), Herzog Ferdinand Albrecht (1636-1687), Herzog Ludwig Rudolf (1671-1735), Herzogin Elisabeth Sophie Marie (1683-1767), Herzog Carl I. (1713-1780), Herzog Carl Wilhelm Ferdinand (1735-1806) sowie des Collegium Carolinum. Es handelt sich um illustrierte Werke zur Kunstgeschichte, Topographie, Architektur und Technik sowie zum Theaterwesen.

1.2 Besonders gut dokumentiert ist die Provenienz der Werke Ferdinand Albrechts, des Halbbruders von Anton Ulrich, dem Begründer der Kunstkammer im Schloß Bevern. Ferdinand Albrecht, dessen Büchersammlung dem universalen Bildungsideal der Renaissance entsprach, versah seine auf vielen Reisen zusammengetragenen Bücher mit entsprechenden Eintragungen und Besitzernotizen. Eigenhändig schrieb er Titelblätter für Sammelbände oder foliierte die Bände, in denen die Seiten- oder Blattzählung fehlte. Aus seinem Besitz stammen neben bedeutenden Hss. die römischen Inschriften Apians von 1534 (s. u. 2.6). Mit dem Ankauf von über 100 Radierungen legte er 1665 den Grundstock zu der bedeutenden, heute 560 Blatt umfassenden Jacques Callot-Sammlung. Der aufgelöste Sammelband mit dem Titel " Icones hasce nobilissimi celeberrimique, Jacobi Calotti a suo amico Israele Sylvestre emit. Lutetiae MDCLIX" beinhaltete u. a. die Folgen " Schrecken des Krieges", " Les Exercises militaires" und die " Apostel Martyrien". Entgegen der Tendenz, die bis zum Anfang des 19. Jhs als Bandsammlungen verzeichneten Kupferstiche einzeln aufzuführen, ist ein zweiter in Paris von Ferdinand Albrecht angekaufter Sammelband in seiner alten Form erhalten geblieben. Er vereinigt zahlreiche Folgen von Ansichten aus Frankreich und Italien, die Israel Silvestre, Perelle, Callot, Goyrand u. a. zwischen 1625 und 1655 radiert haben. Insgesamt ist aber nur ein geringer Teil der Bibliotheca Albertina in die Museumsbibliothek gelangt. Von den mit Kupferstichen illustrierten Werken seiner Bibliothek lassen sich heute nur noch 53 im Kupferstichkabinett nachweisen.

1.3 Zahlreiche Werke tragen das Exlibris der Herzogin Elisabeth Sophie Marie, so z. B. Jean Jacques Boissards Topographie Roms (Frankfurt 1597-1602) sowie das teils mit Farbholzschnitten, teils mit Farbkupferstichen illustrierte Werk von Hubert Goltzius, Fastos magistratum et triumphorum Romanorum (Brügge 1566).

1.4 Unter Carl I., der 1754 das herzogliche Kunst- und Naturalien-Kabinett zu einem öffentlichen Museum umgestaltete, fand das Kupferstichkabinett eine erste großzügige Erweiterung durch die 1765 beginnenden Ankäufe von Kupferstichen. In einer Anordnung von 1766 verfügte er, daß die " bereits ansehnliche Sammlung von Kupferstichen" möglichst komplettiert werden sollte und daher sämtliche Stücke dieser Art aus der Wolfenbütteler Bibliothek zu überweisen seien. Gotthold Ephraim Lessing schickte daraufhin im Jahre 1771 insgesamt 129 Stiche nach Raffael, die er bereits nach dem neuesten, 1769 erschienenen OEuvreverzeichnis geordnet hatte, sowie 41 Handzeichnungen (mit Zuschreibungen an Michelangelo, Paolo Veronese und Rottenhammer) aus der Herzoglichen Bibliothek in das Kupferstichkabinett. Daneben erfolgte der Aufbau einer Handbibliothek für die Mitarbeiter des Museums.

1.5 Nach diesem anfänglichen Wachstum der Bibliothek setzte 1806 nach der Plünderung des Museums durch Napoleon, bei der das Kupferstichkabinett 243 Handzeichnungen einbüßte, eine Zeit der Stagnation ein. Daß auch Bücher für das Musée Napoléon beansprucht wurden, ist nicht auszuschließen, erwähnte doch der seit 1806 amtierende Museumsdirektor Johann Ferdinand Friedrich Emperius (1759-1822) in seinen Berichten die " Wegführung und Zurückkunft der braunschweigischen Kunst- und Bücherschätze". Die meisten Kunstschätze kehrten zwar in das Museum zurück, jedoch dauerte es weitere 70 Jahre, bis die Sammlungen des Museums in den alten Zustand versetzt worden waren. Einerseits mußten beschädigte Kunstwerke restauriert und andere nach dem Abriß des Schlosses Salzdahlum in der Gemäldegalerie des Museums neu aufgestellt werden; andererseits fehlte es von seiten des Herzoghauses an dem nötigen Interesse für das Kunsterbe. Hatte Carl I. viele Ankäufe aus eigener Tasche bezahlt, so daß das Museum mit 200 Reichstalern jährlich auskam, mußte nach 1815 von dem staatlichen Zuschuß aus dem Kloster- und Studienfonds auch der Bestandsaufbau bestritten werden. Die Arbeit der Museumsdirektion blieb auch nach der Erhöhung des Zuschusses auf 500 Taler stark eingeschränkt.

1.6 Erst mit dem Umzug des Kupferstichkabinetts aus den Räumen des Paulinerklosters in das 1887 fertiggestellte neue Museumsgebäude erfuhr die Sammlung unter dem Graphikforscher Josef Eduard Wessely (1826-1895) einen Aufschwung. Wessely hatte 1878 das Kupferstichkabinett als erster wissenschaftlicher Leiter übernommen. 1876 nannte er einen Bestand von ca. 60.000 Bl. der inzwischen aufgelösten Kupferstichbände. Der Nachlaß des Gutsbesitzers August Vasel (1848-1910) in Beierstedt vermehrte den Bestand um eine sorgfältig angelegte Sammlung von Graphik aller Jahrhunderte, insgesamt 10.000 Bl. Bei einem Austausch von Beständen der Herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel mit Sammlungen des Herzog-Anton-Ulrich-Museums kamen 1928 die Einzelblätter, vor allem die 1875 von der Bibliothek angekaufte Sammlung des Freiherrn Gottlob Günther August Heinrich Karl Berlepsch (1787-1877), in das Kabinett. Es sind viele seltene Blätter des 16. und 17. Jhs darunter, u. a. eine Folge Radierungen aus der Schule von Fontainebleau sowie eine Sammlung von Handzeichnungen.

1.7 Im Zweiten Weltkrieg wurden ab 1942 sämtliche Kunstwerke ausgelagert. Ein Teil des Kupferstichkabinetts kam in das Amtshaus Bündheim; ca. 3000 Bde der Bibliothek wurden in das Schloß Hedwigsburg ausgelagert, das 1944 einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Von der Vernichtung verschont blieben lediglich die Zeitschriftenreihen, Nachschlagewerke und die Literatur über Graphik. Zahlreiche, durch die Transporte während des Krieges beschädigte Einbände konnten rasch restauriert werden. Bereits 1945 war die Handbibliothek wieder benutzbar.

1.8 Seit 1945 liegt das Schwergewicht der Erwerbungen auf der Einrichtung und Erweiterung einer kunsthistorischen, dem aktuellen Forschungsstand genügenden Fachbibliothek. Es wurde versucht, fehlende Altbestände in geringem Maße durch gezielten Ankauf einzelner Standardwerke des 18. und 19. Jhs auszugleichen. Aus dem Nachlaß Dr. med. Elisabeth Graffs († 1979) gelangten 1979 ca. 120 Bde in die Bibliothek. Auch wird der wissenschaftliche Nachlaß des 1944 verstorbenen Museumsleiters Eduard Flechsig (1864-1944) in der Bibliothek betreut.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 55.000 Bdn umfaßt der historische Buchbestand 4502 Titel. Diese Zahl wurde durch Auszählung am Regal ermittelt, da keine revidierten Kataloge vorhanden sind. Ein Teil der Titel trägt keine Orts- und Jahresangaben, doch konnten die meisten dieser Werke aufgrund des Druckes und ihrer Einbände chronologisch zugeordnet werden.

2.2 Der Bestand ist in verschiedenen Räumen des Museums aufgestellt. Er ist für den Benutzer ausschließlich über einen Alphabetischen und einen im Aufbau befindlichen Kreuzkatalog erschlossen ( s. u. 3.1). Da für die Beschreibung eine systematische Zuordnung erforderlich war, die für alle Bereiche der Bibliothek anwendbar sein sollte für die frei zugängliche Präsenzbibliothek und die separat aufgestellten älteren Bestände -, wurde auf die alte, 25 Kategorien umfassende, inhaltliche Gliederung des Katalogs von 1894 zurückgegriffen ( s. u. 3.2). Bis etwa zum Jahre 1900 wurde jeder Band mit einer Akzessionsnummer und der jeweiligen systematischen Kategorie gekennzeichnet, die hier als Ordnungsprinzip gewählt wurde. Diese Unterteilung entspricht der ursprünglichen Bibliotheksaufstellung, ist jedoch nur z. T. mit der heutigen Aufstellung identisch, so daß die aufgeführten Titel einer Abteilung heute nicht notwendigerweise zusammenstehen. Die älteren Bestände werden vom Kupferstichkabinett betreut und müssen dort eingesehen werden. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Der chronologische Schwerpunkt der insgesamt 4502 vor 1900 erschienenen Titel liegt im 19. Jh mit 3233 Titeln (72 Prozent, vor allem aus der zweiten Jahrhunderthälfte). Es folgt das 18. Jh mit 666 Titeln, das 17. Jh mit 507 und das 16. Jh mit 79. Die Bibliothek besitzt 7 Inkunabeln (davon ein Neudruck aus dem 16. Jh). Für 10 Titel war keine chronologische Zuordnung möglich. Eine größere Anzahl von vor 1800 erschienenen Werken findet sich bei den Schriften zur Antike, bei den Drucken zur Kunstgeschichte der Niederlande sowie den numismatischen Schriften.

2.4 Die Bibliothek umfaßt 2789 deutschsprachige Titel (62 Prozent). Bei den 1713 fremdsprachigen Werken dominiert Französisch mit 806 Titeln (18 Prozent). Es wurden 364 lateinische, 234 italienische, 163 niederländische und 129 englische Titel gezählt; 17 Titel sind in sonstigen Fremdsprachen. Systematische Übersicht

2.5 Die einleitende Gruppe Künstlerlexika, Kunsthandbücher und Nachschlagewerke umfaßt 57 Titel vor allem des 19. Jhs und ist etwa zur Hälfte deutschsprachig. Dieser Bestand wird ergänzt durch etwa 90 Kunstzeitschriften und allgemeine Zeitschriften mit Beiträgen zur Kunst, größtenteils aus dem 19. Jh in den Sprachen Deutsch (58 Titel), Französisch (22) sowie Italienisch und Niederländisch. Auf die Literatur zur Kunstwissenschaft und Ästhetik kommen 37 Titel, zum weitaus überwiegenden Teil auf deutsch und im 19. Jh erschienen.

2.6 Mit 1979 Titeln (44 Prozent des historischen Bestandes) ist die Kunstgeschichte die umfangreichste Sachgruppe. Davon entfallen 21 Titel auf das 16. Jh, 222 auf das 17. Jh, 260 auf das 18. Jh und 1471 auf das 19. Jh; 5 Titel sind ohne Angabe des Erscheinungsjahres. Sprachlich gliedert sich dieser Bestand in 1224 deutsche Titel, 303 französische, 146 italienische, 140 lateinische, 104 niederländische, 54 englische und 8 Titel in sonstigen Fremdsprachen. Die Sammlung ist teilweise nach chronologischen, teilweise nach geographischen Gesichtspunkten untergliedert. Neben 169 allgemeinen und einführenden Darstellungen entfallen 14 Titel auf die Vorgeschichte, 62 auf Ägypten, 29 auf Asien und 3 auf Arabien. Der Bereich Griechisches und Römisches Altertum bildet mit 410 Titeln die größte Untergruppe. Es finden sich u. a. Petrus Apianus, Inscriptiones sacrosanctae vetustatis non illae quidem Romanae sed totius fere orbis (Ingolstadt 1534), Onophrius Panvinius, Fasti et triumphi Romanorum a Roma (Venedig 1567) und Giovanni Battista Cavalieri, Urbis Romae aedificiorum illustrium quae supersunt reliquiae ( o. O. 1569), Antiquarum statuarum urbis Romae primus et secundes liber ( o. O. 1585) und Antiquarum ... tertius et quartus liber (Rom 1594). Von den 261 deutschsprachigen Titeln stammen nahezu alle aus dem 19. Jh. Die 78 Titel aus dem 18. Jh, 53 Titel aus dem 17. Jh und 11 Titel aus dem 16. Jh sind fast ausschließlich in Latein (60 Titel), Französisch (35), Italienisch (33) und Englisch (14). Auf das Christliche Altertum entfallen 34 Titel, auf das Mittelalter 210; auch hier stammen 95 Prozent der Titel aus dem 19. Jh und sind vornehmlich in Deutsch.

2.7 Zur Kunstgeschichte der Neuzeit liegen 1048 Titel vor. Davon entfallen auf Deutschland 361 Titel (davon 298 deutschsprachig und 25 aus dem 17. und 18. Jh) und auf die Niederlande 286 (davon jeweils ca. 100 französische und niederländische). Als Beispiele seien genannt Carel van Mander, Het Schilder-Book (Haarlem 1604), Lodovico Guicciardini, Belgicae sive interioris Germaniae descripto (Amsterdam 1635), Joannes Casparus Gevartius, Pompa introitus honore ... Ferdinandi Austriaci (Antwerpen 1642) und Nicolaas J. Visscher, Theatrum praecipuarum urbium Ducatus Brabantiae (Amsterdam 1660). Auf Italien entfallen 261 (davon fast 100 italienische), auf Frankreich 92 (davon 50 aus dem 17. und 18. Jh und 69 in Französisch), auf England 28, auf Spanien 13 und auf Schweden, Dänemark und Rußland 7 Titel. Insgesamt handelt es sich bei den Werken zur Kunstgeschichte um Handbücher und Gesamtdarstellungen zu einzelnen kunstgeschichtlichen Epochen sowie um Literatur zu Leben und Werk einzelner Künstler.

2.8 Das zweitgrößte Sammelgebiet ist die Abteilung Museen und Kunstanstalten mit 812 Titeln (18 Prozent). 75 Titel sind vor 1800 erschienen, über 90 Prozent sind deutschsprachig. Französische Literatur bildet mit 157 Titeln einen weiteren Schwerpunkt. Auf Allgemeines und Handbücher entfallen 16 Titel, Ausstellungsverzeichnisse, Kataloge von öffentlichen und privaten Kunstsammlungen, Museumsführer und Versteigerungskataloge sind mit 553 Titeln vertreten, Sammlungswerke mit 123. Speziell zu deutschen Museen liegen 120 Titel vor.

2.9 Auf die Kunsttechnik entfallen 82 Titel, davon einer aus dem 16. Jh (Lorenzo Sirigatti, La practica di prospettiva, Venedig 1596), 28 aus dem 17. Jh, 17 aus dem 18. Jh und 36 aus dem 19. Jh. Es dominieren Anleitungen zum Mal- und Zeichenunterricht, zu Perspektive, Anatomie, Proportions- und Farbenlehre sowie zum Restaurieren und Konservieren von Ölgemälden und anderen Kunstwerken. Schließlich finden sich Werke zur Schreib- und Buchdruckerkunst, z. B. Ulrich Hofman, Schreib-Kunst (Nürnberg 1659). Die Kupferstichkunde umfaßt 308 Titel, davon 4 aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh und 16 aus dem 18. Jh. Neben Lexika und Handbüchern ( z. B. Pierre François Basan, Dictionnaire des graveurs anciens et modernes, Paris 1767) liegt eine umfangreiche Sammlung zu einzelnen Meistern vor (Beham, Callot, Dürer etc.). Das Kunstgewerbe stellt 153 Titel, davon 10 aus dem 17. Jh und 9 aus dem 18. Jh; etwa die Hälfte der Titel ist fremdsprachig, vor allem französisch. Hier finden sich Handbücher und Darstellungen zu den einzelnen kunsthandwerklichen Techniken wie Metallbearbeitung, Möbelherstellung, Textilkunst, Keramik und Porzellan. Die Sachgruppe " Geschnittene Steine" umfaßt 25 Titel zu Gemmen und Kameen, davon 2 aus dem 16. Jh und 17 aus dem 18. Jh. Als Beispiele seien genannt Leonardo Agostini, Gemmae et sculpturae antiquae depictae (Amsterdam 1685) und Abraham Gorlaeus, Dactyliotheca seu annulorum sigillarium (Leiden 1695). Die Münzkunde ist mit 187 Titeln vertreten, davon 13 aus dem 16. Jh, 62 aus dem 17. Jh und 86 aus dem 18. Jh. Die älteren Titel dieser Gruppe sind geschlossen aufgestellt, z. B. Andreas Fulvius, Illustrium imagines. Imperatorum et illustrium virorum ac mulierum vultus ex antiquis numismatibus expressi (Rom 1517), Melchior Goldast, Catholicon rei monitariae (Frankfurt 1662) oder Jacques de Bie, Numismata imperatorum Romanorum aurea, argenta ... (Antwerpen 1617). 96 Titel sind lateinisch, 55 deutsch, 24 französisch.

2.10 Die Sachgruppe Trachten und Kostümkunde stellt 46 Titel, davon 5 aus dem 16. Jh ( z. B. Kleidertrachten. Trachten mancherley Völker, Antwerpen 1581), 16 aus dem 17. Jh und 11 aus dem 18. Jh; etwa ein Drittel dieser Werke ist in französischer Sprache, so André Corneille Lens, Le Costume (Lüttich 1776). Der Bestand zu Waffen, Turnieren, Reit-, Fecht- und Tanzschulen umfaßt 18 Titel, die bis ins 16. Jh zurückgehen. Als Beispiel sei genannt Gregorio Lambranzi, Neue und curieuse theatralische Tantz-Schul (Nürnberg 1716). Auf Wappen, Genealogie, Orden und Siegel entfallen 16 Titel, davon 7 aus dem 17. Jh, darunter Virgil Solis, Libellus scoturu - Wappenbüchlein (Nürnberg 1555, repr. München 1882) und John Pine, The procession and ceremonies observed at the time of the installation of the Knights companions of the most honourable military order of the Bath (London 1730).

2.11 Zum Bauwesen liegen insgesamt 85 Titel vor, darunter eine Inkunabel (Leon Battista Alberti, De re aedificatoria, Florenz 1485), 2 Titel des 16. Jhs, 15 des 17. Jhs und 25 des 18. Jhs. Etwa die Hälfte der Titel entfällt auf Lehrbücher und Entwürfe zur Architektur, der Rest auf Darstellungen zur Geschichte der Baukunst. Hier finden sich die einschlägigen Baudenkmäler-Inventare und unter den älteren Titeln zahlreiche Architekturtraktate, z. B. von Sebastiano Serlio, Tutte le opere d'architettura (Venedig 1584) und Andrea Palladio, The Architecture (London 1715).

2.12 Die Sachgruppe Bildniswerke stellt 80 Titel an Porträtwerken, davon 11 aus dem 16. Jh, 35 aus dem 17. Jh, 21 aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh ( z. B. Antoine van Dyck, Le cabinet des plus beaux portraits de plusieurs Princes et Princesses, Hommes illustres ... , Den Haag 1728). 34 Titel sind lateinisch und 22 französisch. Die Fürstlichen Prachtwerke umfassen 33 Titel, davon jeweils 16 aus dem 17. und 18. Jh sowie einer aus dem 19. Jh. Es handelt sich hierbei fast ausschließlich um großformatige Abbildungswerke von Hoffestlichkeiten und Trauerfeiern, z. B. Histoire de la triomphante entrée du Roy et de la Reyne dans Paris, le 26. d'aoust, 1660 (Paris 1665) oder Beschreibung und Abriß der Fürstlichen Leich Procession ... Christiani Marggraffens zu Brandenburg ( o. O. o. J.).

2.13 Die allgemeinen Enzyklopädien und die Zeitschriften allgemeinen Inhalts stellen 16 Titel, davon 2 aus dem 17. Jh und 7 aus dem 18. Jh. Auf allgemeine und Fachwörterbücher entfallen 14 Titel. Die Bibliothek besitzt eine Sammlung von Bibeln, Andachts- und Erbauungsschriften mit 87 Titeln, davon 2 Inkunabeln (Boek der hilghen oldvaders, o. O. o. J., Titelblatt fehlt, und Spiegel Menschlicher Behaltnis, Speyer ca. 1478), 9 Titel aus dem 16. Jh, 37 aus dem 17. Jh, 26 aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh. Die Sammlung wurde unter druck- bzw. kunstgeschichtlichen Gesichtspunkten aufgebaut, so daß es sich oft um illustrierte Ausgaben handelt.

2.14 Auf Geschichte und Geographie entfallen 102 Titel. Sie gliedern sich in 3 Inkunabeln (eine deutsche und 2 lateinische Ausgaben von Schedels Liber chronicarum, Nürnberg 1493 und 1494), einen Titel des 16. Jhs, 11 Titel des 17. Jhs, 9 des 18. Jhs und 78 des 19. Jhs, darunter auch Stammtafeln und Atlanten. Dieser Bestand wird ergänzt durch 36 Reise- und Länderbeschreibungen des 17. Jhs (8 Titel, u. a. Jean Baptiste Tavernier, Les six voyages en Turquie, en Perse et aux Indes, Paris 1679 und die deutsche Ausgabe, Genf 1681), des 18. Jhs (11) und 19. Jhs (17), zu zwei Dritteln in französischer Sprache. In der Regel sind die Werke reich mit Abbildungen kunsthistorisch bedeutsamer Bauwerke versehen. Auf die Schöne Literatur kommen 81 Titel, darunter eine Inkunabel (Francesco Colonna, La Hypnerotomachia di Poliphilo, Verona 1499, Neudruck Venedig 1545), 2 Titel des 16. Jhs, 7 des 17. Jhs, 23 des 18. Jhs und 48 des 19. Jhs. Es handelt sich fast ausschließlich um illustrierte Werke der Weltliteratur. Vermischte Wissenschaftliche Werke stellen 32 Titel, vor allem des 18. und 19. Jhs.

2.15 Die Sachgruppe " Braunschweiger Sachen" umfaßt 109 Titel, darunter 6 aus dem 17. Jh und 13 aus dem 18. Jh. Es handelt sich um lokal-, regional-, landes- und kunstgeschichtliche Untersuchungen zu Braunschweig und dem Braunschweiger Umland sowie um personengeschichtliche Darstellungen. Als Beispiele seien genannt Joachim Johann Mader, Antiquitates Brunsvicenses (Helmstedt 1678), Braunschweigisches Magazin. 60 Abhandlungen, braunschweigische Sachen behandelnd (Braunschweig 1748-1862) oder Alexander Brückner, Die Familie Braunschweig in Rußland im 18. Jahrhundert (St. Petersburg 1876). Auf die Bücherkunde entfallen 17 Titel zur Druck- und Einbandgeschichte.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Kreuzkatalog

[begonnen 1977; nach PI und RAK; der alte Bestand wird z. Z. aus dem alten Alphabetischen (Verfasser-) Katalog aus dem 19. Jh (s. u. 3.2) herausgenommen und in diesen Katalog eingearbeitet.]

Standortkatalog [im Aufbau seit 1990]

Schlagwortkatalog

[im Aufbau; enthält nur die Neuzugänge]

[alle Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind weder im Niedersächsischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Hoefer, Johann Gottfried: Verzeichniß der beym hertzoglichen Antiquitaeten- und Naturalien- Cabinet befindlichen Bücher. 1764

[hschr.; in Bandform; Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Sig. 2. Alt 2307, fol. 27-39]

Catalogus von Büchern, die von Altertümern und Münzen handeln und sich auf dem Museo zu Braunschweig befinden

[hschr.; in Bandform; o. J.; nach Formaten geordnet; Sig. H 28]

Catalogus von allen auf dem Museo in Braunschweig befindlichen Büchern, welche Erdbeschreibung, Philosophie und insonderheit Naturgeschichte betreffen

[hschr.; in Bandform; o. J.; Sig. H 35]

Verzeichnis der Historischen, Architektonischen und andren Bücher mit Kupferstichen, welche in dem Kleinen Kabinett stehen

[hschr.; in Bandform; Alphabetisches Verzeichnis; o. J.; Sig. H 53]

[Die drei letztgenannten Kataloge stellen frühe Inventarisierungen und Katalogisierungen des alten Besitzes des Herzog-Anton-Ulrich-Museums dar; sie wurden zwischen 1780 und 1790 durch Museumssekretär Anton Konrad Friedrich Ahrens (1747-1811) erstellt.]

Verzeichnis der Büchersammlung des Herzoglichen Museums

[hschr.; in Bandform; bis 1864 fortgeführt (Sig. H 88); hierzu Abschrift aus dem Jahre 1857 (Sig. H 89); Nachtrag 1874 (Sig. H 106)]

Herzogliches Museum. Verzeichnis der Sammlung der Bücher und Kupferwerke nach der Nummerfolge mit Angabe der Erwerbsquellen

[hschr.; in Bandform; Sig. H 116; aus einer Neubearbeitung der genannten älteren Kataloge entstanden; aufgebaut nach Numerus currens; 2 Bde; 1893 begonnen und 1910 fortgesetzt; enthält jedes Werk mit Nummer, Titel, Zahl seiner Bände und Format. Außerdem wurde in einer Rubrik der " Nachweis" der einzelnen Titel angegeben, aufgegliedert nach (A) " Alter Katalog" (Verfasserkatalog, Sig. H 88, aus dem die ersten 867 Nummern des Kataloges von 1893 stammen); (N) " Nachtrag" (Sig. H 106, aus dem die folgenden 245 Nummern, bis 1111, entnommen sind); (K) " Kupferstich-Katalog" (Sig. H 53 mit 545 Nummern, bis 1657); (Z) " Zugangsliste" (damit ist die seit 1871 geführte " Zugangsliste für die Sammlungen des Herzoglichen Museums. Bd 1. Abt. II. Bibliothek", Sig. H 94, gemeint, die von der Nr. 1657 an die folgenden 3281 Titel verzeichnet); 1964 mit der Nr. 11.082 abgeschlossen, da die Bibliothek nicht mehr nach dem früheren akzessorischen System und Formaten geordnet wurde, sondern ausschließlich nach Sachgebieten Aufstellung fand; die Zugangsliste wurde weitergeführt mit den Angaben über Zugang, Katalognummern, Erwerbsquelle sowie Anschaffungspreis.]

Herzogliches Museum. Fachkatalog der Sammlung der Bücher und Kupferwerke. 1894

[hschr.; in Bandform; Systematischer Katalog in 2 Bdn; spiegelt die Aufstellung der alten Bestände nach Fachgebieten bis 1894; die in diesem Katalog vergebenen Signaturen wurden infolge der Neuaufstellung 1960 nach dem System der Bibliotheca Hertziana des Deutschen Kunsthistorischen Instituts in Rom aufgehoben; nach einer räumlichen Neueinrichtung 1977 kam es auch zu einer Umstrukturierung, in deren Rahmen nur die illustrierten Prachtwerke ihre Signaturen behielten.]

Alphabetischer Katalog

[in Karteiform; im 19. Jh begonnen; enthält auch alle vom Kupferstichkabinett verwalteten Bücher; die Bestände werden z. Z. in den neuen Kreuzkatalog in Zettelform ( s. o. 3.1) eingearbeitet.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsverzeichnisse 1784, 1810, 1857, 1864, 1871-1944 [lückenhaft]

4.2 Darstellungen

Fink, August: Geschichte des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig. Braunschweig 1954 (repr. 1967)

Fink, August: Herzog-Anton-Ulrich-Museum. Lagebericht 1955 [Ms.; zur Geschichte der Bibliothek im Zweiten Weltkrieg S. 85 f.]

Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig. Braunschweig 1977 (Museum Heft 6, 1977) [zur Geschichte des Museums S. 8-18; die Bibliothek wird nicht erwähnt.]

Heusinger, Christian von: Bibliotheca Albertina. Notizen zum wiederaufgefundenen Katalog der Bibliothek Herzog Ferdinand Albrechts zu Braunschweig und Lüneburg. In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 3 (1979) S. 55-65 [Beschreibung eines geringen Teils der ehemals insgesamt 3337 Titel umfassenden Bibliothek Ferdinand Albrechts, der in der Museumsbibliothek vorhanden ist] Klessmann, Rüdiger (Hrsg.): Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig. München 1978 [zur Geschichte des Museums S. 7-14]

Luckhardt, Jochen (Red.): Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig. Kurzführer. Braunschweig 1991 [zur Geschichte des Museums S. 7-10]

Stand: Juni 1997

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.