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Bibliotheken in Thüringen

Bibliotheken in Thüringen Landesgeschichtlicher Hintergrund Die Kulturlandschaft Thüringen wird geographisch im wesentlichen durch natürliche Gegebenheiten begrenzt: Im Norden sind es die Südhänge des Harzes und das Saale-Unstrut-Gebiet. Im Süden schirmen der Frankenwald und das jenseits des Rennsteiges gelegene Grabfeld sowie die Niedere Rhön Thüringen gegen das bayerische Franken ab. Im Westen bilden Ausläufer der Rhön und die Meander der Werra die Grenze, während das Eichsfeld durch die heutige Grenze zu Niedersachsen geteilt wird. Im Osten ragt das Osterland mit Altenburg nach Sachsen hinein, das sächsisch-thüringische Vogtland führt ins Bayrische. Zwei wichtige europäische Haupthandelswege kreuzten sich in Erfurt: Die von Genua und Venedig ausgehende Rechte oder Kreuzstraße und die von Osten nach Westen verlaufende Hohe Straße oder Via Regia Lusatiae. Von dieser günstigen europäischen Mittellage hat Thüringen in vielerlei Hinsicht profitiert.

Seit dem hohen Mittelalter hat Thüringen wiederholt einschneidende politisch-territoriale Veränderungen erfahren, es gilt als klassisches Beispiel für den deutschen Partikularismus. Zahlreiche Burgen und Residenzen zeugen von der Vielzahl größerer und kleinerer Herrschaften. Nur fünf der zahlreichen thüringischen Adelsgeschlechter des Mittelalters errichteten Landesherrschaften von längerer Dauer. Während die Ludowinger Mitte des 13. Jahrhunderts ausstarben, konnten andere Häuser ihre Herrschaft im Laufe der Jahrhunderte ausbauen und diese in einer besonderen Art politischer und kultureller Lebensgemeinschaft als Territorialstaaten bis 1918 erhalten. Wichtig ist in diesem partikularen Geflecht die Sonderstellung der kurmainzischen, später preußischen Exklave Erfurt und des dazugehörigen Gebiets.

Im Verlauf des 12. Jahrhunderts faßte das mainfränkische Grafengeschlecht der Ludowinger in Thüringen Fuß und stieg zum bedeutendsten Fürstenhaus auf. Ludwig der Springer (reg. 1056-1123) setzte den Landesausbau zielstrebig fort. Er begann mit dem Bau der Wartburg über Eisenach (um 1067), errichtete mit der Schauenburg oberhalb Friedrichrodas die ludowingische Stammburg (1074) und ließ von etwa 1090 an die Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut bauen. 1085 gründete er das Kloster Reinhardsbrunn bei Friedrichroda. Ludwig I. (reg. 1123/1130-1140) wurde 1131 mit der Landgrafschaft Thüringen belehnt. Die Burg Weißensee, die auch Runneburg genannt wird, war wegen ihrer Mittellage zwischen der Neuenburg im Osten und der Wartburg im Westen für die Landesherrschaft von Bedeutung. Als festes Haus der Landgrafen ist auch die Burg Grimmenstein (heute Friedenstein) zu Gotha seit dieser Zeit belegt.

Unter Hermann I. (um 1155-1217; reg. seit 1190) befanden sich Hessen, Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen in einer Hand. Die Wartburg, wohin Hermann den Sitz seiner Familie verlegte, wurde zur landgräflichen Residenz bestimmt. Seine Regierungszeit ist als eine widerspruchsvolle Verbindung von landgräflicher Machtpolitik und ritterlich-höfischer Kultur charakterisiert worden (Aufenthalte u. a. von Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue und Heinrich von Veldeke; 1206/07 Sängerkrieg).

Die 1207 auf der ungarischen Burg Sarospatak geborene Elisabeth von Thüringen stand als Landgräfin unter dem Eindruck des franziskanischen Lebensideals. Nach dem Tode ihres Mannes, des Landgrafen Ludwig IV. (um 1200-1227; reg. seit 1216/17), zunehmenden Anfeindungen ausgesetzt, verließ sie 1228 die Wartburg und starb 1231 in Marburg. 1235 wurde sie von Papst Gregor IX. heilig gesprochen. Bald rankten sich um ihre Gestalt Sagen und Legenden. Mit dem Tode ihres Schwagers, des Landgrafen Heinrich Raspe IV. (um 1207-1247; reg. seit 1227), erlosch das Geschlecht der Ludowinger. Im Ergebnis des sich anschließenden thüringisch-hessischen Erbfolgekrieges (1247-1264) wurden die Wettiner zur entscheidenden Territorialgewalt in Thüringen.

Die aus dem Gebiet zwischen mittlerer Saale und Mulde (Burg Wettin) stammenden Wettiner hatten 1127 die Markgrafschaft Meißen als Lehen erhalten. Sie erbten 1247 die Landgrafschaft Thüringen, 1347 die Pflege Coburg. 1423 wurden sie mit dem Herzogtum Sachsen (Territorium um Wittenberg) und mit der damit verbundenen Kurwürde belehnt. Als Wilhelm III. 1482 ohne Erben in Weimar, das er zu einer wettinischen Hauptresidenz hatte ausbauen lassen, starb, wurden die wettinischen Besitzungen in Meißen und Thüringen in den Händen seiner gemeinsam regierenden Neffen, Kurfürst Ernst (1441-1486; reg. seit 1464) und Albrecht (1443-1500; reg. seit 1485), vereint. Als es ihnen 1483 gelang, die Schutzherrschaft über Erfurt zu erwerben und damit in die Mitte Thüringens vorzustoßen, stellte das Haus Wettin die mächtigste Territorialgewalt im Reiche dar. Die Chance für einen geschlossenen mitteldeutschen Staat wurde mit der Leipziger Teilung von 1485 vertan. Sie bedeutete die Spaltung des Hauses Wettin in zwei nach den beiden Brüdern benannte Hauptstämme und prägte die Länderstruktur in Thüringen bis 1918. Albrecht wählte die kleinere, östliche (meißnische) Landeshälfte (Herzogtum Sachsen). Dazu gehörten auch thüringische Gebiete. Ernst behielt als der Ältere die Kurwürde mit den Kurlanden (Residenz: Wittenberg); zu seinem Kurfürstentum Sachsen gehörten die anderen thüringischen Besitzungen. Albertinern und Ernestinern gemeinsam blieben u. a. die Bergwerksnutzung im Erzgebirge und der Schutz von Erfurt.

Kurfürst Ernst von Sachsen starb bereits 1486. Ihm folgte sein ältester Sohn als Friedrich III., der Weise (1463-1525; reg. seit 1486), der bald zu hohen Würden im Reich aufstieg. 1502 hatte Kaiser Maximilian I. der Errichtung einer ernestinischen Landesuniversität in Wittenberg zugestimmt. Unter dem besonderen Schutz des Kurfürsten stehend, wurden Stadt und Universität zum Mittelpunkt der Reformation, deren äußerer Anlaß der Thesenanschlag Martin Luthers vom 31. Oktober 1517 gewesen war. Unter Kurfürst Johann dem Beständigen (1468-1532; seit 1525 Alleinregent) wurde 1526 die Reformation in den ernestinischen Landen eingeführt. Die übrigen thüringischen Landesfürsten schlossen sich an, zuletzt die Henneberger 1544. Seit 1527 diente die neue Institution der Kirchenvisitation der Neuordnung von Verwaltungsstrukturen und der Festigung der neuen Lehre. Die nun einsetzende Säkularisation der Klöster kam im wesentlichen den Landesherren zugute.

Zwei folgenschwere Ereignisse bestimmten den weiteren Verlauf der thüringischen Geschichte: der Bauernkrieg und die Schlacht bei Mühlberg an der Elbe. 1525 waren die unter Thomas Müntzers (um 1490-1525) Führung stehenden Bauern durch das Fürstenheer bei Frankenhausen am Kyffhäusergebirge vernichtend geschlagen worden. Die Schlacht bei Mühlberg in der Nähe von Torgau entschied 1547 über das Schicksal der Ernestiner und des Schmalkaldischen Bundes, zu dem sich 1530 unter dem bestimmenden Einfluß Kursachsens und Hessens protestantische Fürsten zusammengeschlossen hatten. Das von Herzog Alba befehligte kaiserliche Heer besiegte die unter der Führung des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I., des Großmütigen (1503-1554; reg. seit 1532) und des Landgrafen Philipp von Hessen stehenden Protestanten. Johann Friedrich geriet in Gefangenschaft. Das über ihn gesprochene Todesurteil wurde in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Mit der Wittenberger Kapitulation (1547) verzichtete Johann Friedrich auf die Kurwürde, die seinem albertinischen Vetter Moritz von Sachsen, der den Schmalkaldischen Bund bereits 1542 verlassen und sich dem Kaiser angeschlossen hatte, zusammen mit den Kurlanden übertragen wurde. Die Ernestiner wurden auf ihre thüringischen Besitzungen mit der Residenz Weimar beschränkt. Ein weit größerer Verlust betraf ihre Anteile am erzgebirgischen Silberbergbau. Als Ersatz für die verlorengegangene Wittenberger Universität wurde 1548 in Jena zunächst ein Gymnasium academicum gegründet. Bestimmend für die Wahl des Ortes war das Votum Philipp Melanchthons (1497-1560). Nach Jena gelangte schließlich auch die Bibliotheca Electoralis, die den Ernestinern als fürstlicher Privatbesitz geblieben war.

Stellvertretend für seinen Vater übernahm der erst achtzehnjährige Johann Friedrich II., der Mittlere (1529-1595; reg. 1554-1567), zunächst unter albertinischer Vormundschaft, die Regierung. Der geborene Kurfürst wurde aber 1552 begnadigt und unter Anerkennung der Wittenberger Kapitulation und Verzicht auf Rache in die Rechte eines Herzogs über das verbliebene ernestinische Territorium eingesetzt. Die Hohe Schule wurde nach seinem Tod unter seinem Sohn 1557 durch Kaiser Ferdinand I. zur Universität privilegiert. In die Grumbachschen Händel verwickelt, wurde Johann Friedrich II. 1567 in Gotha verhaftet und starb 1595 in kaiserlichem Gewahrsam zu Steyr.

Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar (1530-1573; reg. seit 1567 bzw. 1572) hatte sich rechtzeitig von seinem Bruder Johann Friedrich II. getrennt. Ihm fielen 1567 dessen Besitzungen zu. Nachdem 1570 der Kaiser den beiden Söhnen Johann Friedrichs ihr väterliches Erbe übergeben hatte, wurden die ernestinischen Besitzungen 1572 geteilt. Diese vor allem durch den sächsischen Kurfürsten August beförderte Erfurter Teilung ließ zwei neue ernestinische Länder entstehen: Sachsen-Weimar mit Weimar, Jena, Saalfeld, Eisenberg und Altenburg, das Herzog Johann Wilhelm übernahm, und Sachsen-Coburg mit Eisenach, Gotha, Coburg und Hildburghausen, zu deren Landesherren die beiden noch unmündigen, unter kursächsischer Vormundschaft stehenden Söhne des gefangenen Johann Friedrich des Mittleren, Johann Casimir (1564-1633; reg. seit 1586 mit seinem Bruder, ab 1596 allein) und Johann Ernst (1566-1638; reg. ab 1596 als Herzog von Sachsen-Eisenach), bestimmt wurden. Damit nahm eine Periode ständiger dynastischer Veränderungen und Gebietsverschiebungen ihren Anfang, in deren Verlauf bis zum Ende des 18. Jahrhunderts fünf für Thüringen einschneidende Teilungen stattfanden. Allein zwischen 1572 und 1741 bildeten sich 21 ernestinische Herzogtümer von unterschiedlicher Existenzdauer und mit wechselnden Territorien heraus.

Im Dreißigjährigen Krieg standen die ernestinischen Herzöge auf protestantischer Seite. Während sich vor allem Altenburg an Kursachsen anlehnte, betrieb Weimar eine aktive Politik zusammen mit den Schweden. Herzog Bernhard von Weimar (1604-1639) kämpfte an der Seite Gustavs II. Adolf und nahm an der Schlacht bei Lützen 1632 teil; sein Bruder Wilhelm (1598-1662; reg. seit 1626) wurde 1631 schwedischer Statthalter für Thüringen und das Eichsfeld in Erfurt. Den in Prag 1635 zwischen Kursachsen und dem Kaiser geschlossenen Frieden akzeptierten alle thüringischen Reichsstände. Der Beitritt Herzog Wilhelms von Weimar und seiner Brüder (mit Ausnahme Bernhards) zum Prager Frieden beendete das Bündnis Weimars mit Schweden und Wilhelms Statthalterschaft. Außerdem ging Weimar das Eichsfeld endgültig verloren, das wieder an Mainz zurückfiel. Während des Krieges gehörte Thüringen zu den von jahrzehntelangen Truppendurchmärschen am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Gebieten des Reiches.

1640 hatte Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, der Fromme (1601-1675; reg. 1640-1674) die Regentschaft des neugebildeten Herzogtums angetreten. Auf dem Areal des nach dem Ende der Grumbachschen Händel geschleiften Gothaer Grimmensteins ließ er von 1643 an das Schloß Friedenstein errichten. Durch eine kluge Politik gelang es ihm, die Folgen des Krieges in Grenzen zu halten. Frei von persönlichen Leidenschaften, entwickelte er einen protestantischen Absolutismus. Seine über 35 Jahre währende Regierungszeit ist durch Verbesserungen im Kirchen- und Schulwesen, in der Landesverwaltung, in der Rechtspflege, im Polizeiwesen und in der Wirtschaft charakterisiert. Der in Ernsts Diensten stehende Historiker und Staatsmann Veit Ludwig von Seckendorff (1626-1692) nahm sich für seinen Teutschen Fürstenstaat (1656) das Gothaische Staatswesen zum Vorbild.

Mit dem Aussterben der Linie Altenburg fielen 1672 drei Viertel ihres Gebietes einschließlich Coburg an Gotha. Damit wurde es für kurze Zeit das bedeutendste der ernestinischen Herzogtümer. 1680 teilten die sieben Söhne Ernsts des Frommen das Land unter sich auf, es entstanden Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Römhild, Sachsen-Eisenberg, Sachsen-Hildburghausen und Sachsen-Saalfeld. Der Ansatz zur Bildung eines größeren ernestinischen Staates kam nicht zum Tragen.

Die Grafen von Käfernburg (nach der Käfernburg bei Arnstadt), die sich auch nach der gleichnamigen Burg im Schwarzatal Grafen von Schwarzburg nannten, waren an der 1106 bestätigten Gründung des Klosters Paulinzella und an dessen Ausstattung beteiligt. Ihr Hauskloster, bewußt als ein Gegenpol zum ludowingischen Reinhardsbrunn geplant, gründeten sie 1143 in Georgenthal. Ihr Territorium gliederte sich in eine Oberherrschaft (Rudolstadt, Königsee, Schwarzburg, Gehren, Arnstadt) und eine Unterherrschaft (Sondershausen, Ebeleben, Frankenhausen).

Der im 14. und 15. Jahrhundert dem Hausrecht entsprechend vielfach aufgespaltene Schwarzburger Besitz befand sich 1548 noch einmal in der Hand eines Fürsten, Günthers XL., des Reichen (1499-1552; reg. seit 1525), der in Sondershausen die Reformation einführte. Im Schmalkaldischen Krieg stand er jedoch auf Seiten des Kaisers. Da sein ältester Sohn und Nachfolger Günther XLI. Bellicosus (der Streitbare; 1529-1583; reg. seit 1552) ohne Erben starb, kam es im Stadtilmer Vertrag 1599 nach dem Aussterben zweier Linien zur endgültigen Teilung in die Linie Grafschaft Schwarzburg-Sondershausen (mit Arnstadt und Ebeleben, ab 1697 Fürstentum), die, zwischenzeitlich mehrfach geteilt und wiedervereint, bis 1909 regierte, und die Linie Grafschaft Schwarzburg-Rudolstadt (ab 1710 Fürstentum) mit den Herrschaften Rudolstadt und Frankenhausen, die bis 1918 regierte und von 1909 an auch die Regentschaft über Schwarzburg-Sondershausen ausübte. Schwarzburg-Sondershausen stand als Vasall bis ins 18. Jahrhundert hinein unter starkem Einfluß der Wettiner. 1816 erließ Fürst Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt (1793-1867; reg. seit 1814) eine Verordnung zur Wahl einer Landesversammlung. Sie kann als erste Verfassung im Deutschen Bund gelten, obwohl sie erst 1821 vom Landtag verabschiedet wurde.

Die Henneberger, benannt nach ihrem Stammsitz, der bei Meiningen gelegenen Burg Henneberg, errichteten auf dem Thüringer Wald und südlich davon ihre Herrschaft und stiegen bis 1310 zu gefürsteten Grafen auf. Auch ihre Herrschaft ist durch häufige Gebietsteilungen infolge von Erbfällen charakterisiert, die ihren Einfluß zunehmend schwächten. Ihr Hauskloster war das 1131 gegründete Kloster Veßra. Nur die Schleusinger Linie war von längerem Bestand, ohne jemals den hennebergischen Gesamtbesitz unter sich vereinigen zu können. Ihr Ende zeichnete sich ab, als hohe Schuldenlasten Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen (1478-1559; reg. seit 1485) zwangen, territoriale Anwartschaften bei den Ernestinern und Hessen vertraglich zu verpfänden. Erst 1544 gestattete er die Umgestaltung des Kirchenwesens, nachdem er schon 1543 seinem Sohn Georg Ernst (1511-1583; reg. seit 1543) teilweise die Regierung übergeben hatte. Um die Hebung des Kirchen- und Schulwesens bemüht, stiftete Georg Ernst das Gymnasium zu Schleusingen. Mit ihm starben 1583 die Henneberger im Mannesstamme aus. Es sollte aber noch Jahrzehnte dauern, bis die Gefürstete Grafschaft Henneberg, den Ansprüchen ihrer Nachbarn entsprechend, vollständig aufgeteilt und als Territorium in Thüringen verschwunden war: An Hessen fiel auf der Grundlage eines Vertrages von 1521 u. a. das Amt Schmalkalden (1619). Nach dem Teilungsvertrag von 1660 zwischen den beiden sächsischen Häusern, die den ihnen nach den Erbverträgen zustehenden Hennebergischen Besitz zunächst ungeteilt verwaltet hatten, gingen u. a. Schleusingen, Suhl, Rohr und Veßra an Sachsen-Zeitz (später an Kursachsen und dann mit der Provinz Sachsen 1815 an Preußen); Meiningen und Themar gelangten an Sachsen-Altenburg, Ilmenau und Kaltennordheim an Sachsen-Weimar.

Die Henneberger haben für die Reichspolitik bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht, u. a. Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen (um 1272-1340; reg. seit 1284), der von Heinrich VII. 1310 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, Philipp von Henneberg-Aschach (bzw. Römhild) als Bischof von Bamberg (1475-1487) und Reichsfürst, und seinen Bruder Berthold XV., der als Erzbischof von Mainz (1484-1504) zugleich Kurfürst, Erzkanzler des Reiches und damit der vornehmste Fürst des Reiches war. Unter den Minnesängern aus Thüringen ragt Otto der Ältere von Botenlauben (etwa 1180-1245) hervor.

Die Herren von Reuß waren eine Seitenlinie der im Hauptstamm 1572 ausgestorbenen Vögte von Plauen, einem Ministerialengeschlecht, das ursprünglich im nördlichen Thüringen zwischen Mühlhausen und dem Unstruttal ansässig gewesen war. Kaiser Friedrich I. Barbarossa setzte sie um 1163 als Reichsvögte an der Weißen Elster, zunächst mit Sitz in Weida, ein. 1244 entstanden die Linien Weida, Gera und Plauen. Die Vögte konnten die andauernden wettinischen Angriffe abwehren und ein eigenes Territorium bilden. Es gelang ihnen sogar der Aufstieg in den Reichsgrafen- und schließlich auch in den Reichsfürstenstand. Bei der Leipziger Teilung der Wettiner 1485 gerieten reußische Gebiete als sächsische Lehen an die Ernestiner. 1533 wurde in den Reußischen Landen auf dem Wege der Kirchenvisitationen - von den kursächsischen Lehensherren gegen den Widerstand der Herren Reuß veranlaßt - die Reformation durchgesetzt. In Gera, Greiz und Schleiz wurden Superintendenturen eingerichtet.

Die Reußen, die wegen ihrer Teilnahme am Schmalkaldischen Krieg ihre vogtländischen Besitzungen an die Burggrafen von Meißen verloren hatten, erhielten 1560 die Herrschaft Greiz zurück und erwarben 1562 das Geraer Gebiet und das Reußische Oberland mit Schleiz, Ebersdorf und Lobenstein hinzu. 1564 wurden durch Dreiteilung des so entstandenen Reußischen Gesamtbesitzes die Linien Reuß-Untergreiz, ältere Linie (seit 1852 Fürstentum Reuß älterer Linie; reg. bis 1918), Reuß-Obergreiz, mittlere Linie (starb 1616 aus) und Reuß-Gera, jüngere Linie (seit 1848 Fürstentum Reuß jüngerer Linie; reg. bis 1918) gebildet. Nach der im reußischen Hausrecht festgelegten Erbfolge aller Söhne einer Linie begann eine Periode ständiger Besitzverschiebungen. 1673 wurden sämtliche Linien des Hauses Reuß in den Reichsgrafenstand erhoben. Erst 1679, als zehn unabhängige reußische Herrschaften existierten, die teilweise nur aus wenigen Ortschaften bestanden, wurde die Primogenitur eingeführt. Unter den Reußen ist Heinrich der Jüngere, genannt Posthumus, von Reuß-Gera (1572-1635; reg. seit 1595), der seine Staatsgeschäfte in streng lutherischem Sinn leitete, als Förderer des Schulwesens und des kirchlichen Regiments, der Rechtspflege, der inneren Verwaltung und der Wirtschaft bemerkenswert. Die reußischen Höfe Köstritz und Ebersdorf übernahmen pietistisches Gedankengut und trugen zu dessen Verbreitung bei. Unter Heinrich XXIX. (1699-1747; reg. seit 1717) entstand in Ebersdorf schon im Vorfeld einer ehelichen Verbindung der Gräfin Erdmuthe Dorothea von Reuß-Ebersdorf (1722) mit dem Stifter der evangelischen Brüdergemeine Herrnhut, Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf und Pottendorf (1700-1760), eine Dependance, die bis in die Gegenwart existiert.

Die Herausbildung kirchlicher Strukturen begann in Thüringen relativ früh. Erste angelsächsische Missionsbemühungen dürften im 7. Jahrhundert eingesetzt haben. Der 707 in Würzburg weilende Friesen-Missionar Willibrord erhielt Schenkungen um Arnstadt, Mühlberg und Monra (Gebiet der Drei Gleichen). Bonifatius war wahrscheinlich 719 zum ersten Mal in Thüringen, 725 gründete er in Ohrdruf ein Kloster. Die Gründung eines Bistums in Erfurt (741), das zum Zuständigkeitsbereich des Mainzer Erzbischofs gehörte, ermöglichte diesem den Zugriff auf Thüringen. Fulda und Hersfeld, zwei nichtthüringische, im 8. Jahrhundert gegründete Klöster, erlangten für Thüringen Bedeutung.

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden für Erfurt vier mainzische Archidiakonate (St. Marien, St. Severi in Erfurt, Jechaburg und Dorla) gebildet und verstärkt neue Klöster gegründet. Neben dem 1085 von den Ludowingern gegründeten und mit Mönchen aus Hirsau besetzten Benediktinerkloster Reinhardsbrunn verdient das noch ältere Peterskloster zu Erfurt hinsichtlich seiner literarischen Produktion Beachtung. Im 12. Jahrhundert wurden Paulinzella und die Zisterzienserklöster Georgenthal, Volkenroda und Walkenried gegründet. Besonders Walkenried war kolonisatorisch tätig. Bereits 1120 wird Erfurt als civitas, als Stadt im rechtlichen Sinne, ausgewiesen. Es entwickelte sich als kirchliches und wirtschaftliches Zentrum Thüringens zur mittelalterlichen Großstadt. Die Abhängigkeit von Mainz bestimmte die Sonderstellung des Territoriums. Erfurt sah sich hierin durch das Eichsfeld unterstützt, wo die Mainzer längst festen Fuß gefaßt und 1228 mit Heiligenstadt einen Zentralpunkt geschaffen hatten.

Erfurt besaß im Mittelalter 90 Kirchen und Kapellen, darunter 36 klösterliche Ansiedlungen. Die 1378 gestiftete, aber erst unter Papst Benedikt IX. 1392 eröffnete städtische Universität genoß in den ersten hundert Jahren ihres Bestehens großes Ansehen. Erfurt wurde zu einem Zentrum des Humanismus. Martin Luther ließ sich 1501 an der Universität immatrikulieren und blieb bis 1511 mit Unterbrechungen in der Stadt. In den Jahren 1509 und 1510 kam es zwischen der Bürgeropposition und der patrizischen Ratsherrschaft zu Auseinandersetzungen, in die auch die Studenten eingriffen.

Von 1520 an begann sich die Reformation in Erfurt durchzusetzen. 1521 verwüsteten Studenten, Bürger und Bauern in einem dreitägigen Pfaffensturm mehr als 40 Kurien des Klerus auf dem Domhügel. Der Hammelburger Vertrag von 1530 stellte den inneren Frieden der Stadt wieder her. Den Evangelischen, die die Mehrheit der Bevölkerung bildeten, wurde freie Religionsausübung gewährt. Da die Reformation einen Rückgang der Studentenzahlen an der Universität zur Folge hatte, richtete man 1566 eine theologische Professur Augsburgischer Konfession ein. Während der Niedergang der Universität nicht aufzuhalten war, nahm die Wirtschaft in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen spürbaren Aufschwung.

Im Dreißigjährigen Krieg versuchte der Erfurter Rat vergeblich, die rechtlichen Bindungen der Stadt zu Mainz zu lösen. Unter Ausnutzung innerer Gegensätze gelang es dem Fürstbischof 1664, die Stadt gewaltsam zu unterwerfen und ihr die Selbstverwaltung zu nehmen. Mit Einführung der Stadt- und Landesverfassung von 1665 fungierte eine kurmainzische Regierung mit einem Statthalter an der Spitze als oberste staatliche Behörde. In Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) erhielt Erfurt seinen letzten kurmainzischen Statthalter (reg. 1771-1802). Er förderte besonders die 1754 genehmigte Kurmainzische Akademie nützlicher Wissenschaften, die zur Wiederbelebung der Universität beitragen sollte. Wegen mangelnder Frequenz wurde die Universität Erfurt 1816 geschlossen.

Schon im Frieden von Lunéville (1801) war festgelegt worden, daß Preußen für den Verlust seiner linksrheinischen Gebiete entschädigt werden sollte. 1802 fielen die Stadt Erfurt mit den übrigen mainzischen Besitzungen in Thüringen, die Herrschaft Blankenhain und die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen an Preußen. Die Bestätigung erfolgte durch den Reichsdeputationshauptschluß (1803). Die Völkerschlacht bei Leipzig (1813) beendete den Rheinbund, und die thüringischen Kleinstaaten schlossen sich den Verbündeten an.

Der Wiener Kongreß veränderte die politische Landschaft: Das Königreich Sachsen, bis 1806 Kursachsen, mußte seine 1485 in der Leipziger Teilung erworbenen thüringischen Gebiete an Preußen abtreten, das außerdem frühere Besitzungen in Thüringen zurückerhielt, die im Regierungsbezirk Erfurt der preußischen Provinz Sachsen vereinigt wurden. Der politische Einfluß Preußens auf Thüringen nahm zu. Sachsen-Weimar-Eisenach erfuhr u. a. durch den Neustädter Kreis Gebietserweiterungen. Fläche und Bevölkerungszahl verdoppelten sich, es entstand das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (ab 1902 Großherzogtum Sachsen). Das von Großherzog Carl August (1757-1828; reg. seit 1775) erlassene Grundgesetz über die Landständische Verfassung wurde 1816 in Kraft gesetzt und leitete die Entwicklung des Großherzogtums zur konstitutionellen Monarchie ein. Mit Goethes Tod (1832) ging die klassische Zeit Weimars zu Ende, die das deutsche Kultur- und Geistesleben unverwechselbar geprägt hat. Unter Großherzog Carl Alexander (1818-1901; reg. seit 1853) erlebte das nachklassische Weimar sein Silbernes Zeitalter. In Sachsen-Meiningen wurde der Theaterherzog Georg II. (1826-1914; reg. seit 1866) zum Schöpfer des Meininger Hoftheaters.

Das Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg (1825) führte zum Erbteilungsvertrag von 1826, der die Grundlage für den letzten großen Gebietsaustausch unter den ernestinischen Herzogtümern war. Der gesamte Besitz Sachsen-Gothas wurde neu aufgeteilt. Im Ergebnis entstanden Sachsen-Meiningen mit Saalfeld und Hildburghausen, Sachsen-Coburg in Personalunion mit Gotha und, wieder als selbständiges Herzogtum, Sachsen-Altenburg, das Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1763-1834; reg. seit 1787 bzw. 1826 als Herzog von Sachsen-Altenburg) übernahm, als dessen Land an Sachsen-Meiningen fiel.

Das Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (1806) förderte zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter dem Eindruck der Französischen Revolution und der Napoleonischen Ära den Gedanken von einem einheitlichen deutschen Staatswesen. Die Burschenschaftsbewegung, die an der Jenaer Universität ihren Ausgang nahm, hatte ihren ersten Höhepunkt im Wartburgfest von 1817. Die Einrichtung des Oberappellationsgerichtes für die ernestinischen Herzogtümer in Jena 1816/17 war ein Ausdruck für Einigungsbestrebungen in Thüringen, die sich bis Ende der vierziger Jahre fortsetzten und in Verhandlungen über einen Staatenverein oder -verband gipfelten (1848/49). Sie scheiterten an den Eigeninteressen der Einzelstaaten. Die Revolution von 1848/49 hatte in Thüringen, verstärkt durch die Mißernte von 1847, ein unterschiedliches Echo. Schwerpunkte der Bewegung waren u. a. die Residenzstädte Altenburg, Gera und Schleiz sowie die Jenaer Universität.

Im Verlauf der Novemberrevolution (1918) dankten die thüringischen Fürsten ab. Am 4. Januar 1920 schlossen die zwischenzeitlich entstandenen Freistaaten Weimar-Eisenach, Meiningen, Altenburg, Gotha, Rudolstadt, Sondershausen und der Volksstaat Reuß einen Gemeinschaftsvertrag. Die Verhandlungen mit Preußen scheiterten, und die Einwohner des Coburger Landes entschieden sich in einer Volksabstimmung für den Anschluß an Bayern. Die von der Nationalversammlung verabschiedeten Reichsgesetze über den Anschluß Coburgs an Bayern und über die Bildung des Freistaates Thüringen traten am 1. Mai 1920 in Kraft. Hauptstadt des Freistaates wurde Weimar. Die Republik trat das Erbe der thüringischen Mon- archien an, bisher einzelstaatlich bzw. gemeinschaftlich unterhaltene Einrichtungen, wie z. B. die Universität Jena, gingen in Landesträgerschaft über. Nach den politischen mußten die evangelischen kirchlichen Verhältnisse - die katholische Kirche war in dieser Weise nicht betroffen - in Thüringen neu geordnet werden. [2] Die Thüringer evangelische Kirche (ab 1948 Evangelisch-lutherische Kirche in Thüringen) wurde am 13. Februar 1920 geschaffen. Während Coburg sich aus Thüringen zurückzog, blieb die Landeskirche von Reuß ä. L. wegen theologischer Bedenken allein, sie trat erst 1934 bei.

Die erste Landesregierung unter Beteiligung der NSDAP wurde im Januar 1930 in Thüringen gebildet (Ära Wilhelm Frick als Innen- und Volksbildungsminister). Mit dem am 30. Januar 1934 in Kraft tretenden Gesetz über den Neuaufbau des Reiches war die gerade 14 Jahre währende Eigenstaatlichkeit Thüringens formal beendet. Das Land bestand nur noch als Reichsverwaltungsbezirk unter Führung des Reichsstatthalters und Gauleiters Fritz Sauckel. Im Juli 1944 wurden auf der Grundlage der Führer-Erlasse über die Teilung der preußischen Provinzen Sachsen und Hessen-Nassau zur Anpassung an die Reichsverteidigungsbezirke (Gaue) die Oberpräsidentenbefugnisse für den Regierungsbezirk Erfurt und den Kreis Schmalkalden dem Gauleiter von Thüringen übertragen. Mit diesem Gebietszuwachs erreichte Thüringen die größte räumliche Ausdehnung seiner Geschichte. Im Februar und April 1945 geriet Thüringen in die Haupt-Luftangriffszonen der alliierten Bomberverbände. Starke Zerstörungen erlitten Weimar, Jena und Gera, in Nordhausen wurde die Altstadt zu 80 Prozent vernichtet.

Am 1. April 1945 begann von Westen und Süden her die Besetzung Thüringens durch amerikanische Truppen, die am 15. April vollständig vollzogen war. Zwischen dem 1. und 6. Juli 1945 wechselte in Thüringen die Besatzungsmacht: Die US-Truppen zogen gemäß der im Londoner Abkommen vom 12. September 1944 zwischen den Alliierten vereinbarten Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen ab. An ihrer Stelle rückten sowjetische Truppen nach Thüringen ein. Im September 1945 wurde die Landesverwaltung Thüringen als de facto-Landesregierung gebildet. Mit der Verkündung des von ihr beschlossenen Gesetzes über die Bodenreform im Lande Thüringen vom 10. September 1945 wurden auch Immobilien wie Schlösser, Burgen, Herrenhäuser und Villen enteignet. Sie fielen an die zunächst unter sowjetischer Aufsicht stehenden, neu eingerichteten thüringischen Verwaltungsstellen. Der Thüringer Landtag konstituierte sich erst im November 1946. Damit wurde Thüringen eines der fünf Länder der sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Landeshauptstadt blieb zunächst Weimar. Bald siedelten einzelne Behörden nach Erfurt um, das nach der Aufhebung Preußens durch die Alliierten mit den thüringischen Teilen der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen jetzt bei Thüringen verblieben war.

Am 7. Oktober 1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Ihre Verfassung wies den durch die sowjetische Besatzungsmacht 1946 wieder eingerichteten Ländern im wesentlichen nur exekutive Funktionen zu. 1950 wurde Erfurt statt Weimar zur Landeshauptstadt erklärt, die 1951 auch Sitz des Thüringer Landtages wurde. Die im Juli 1952 in der DDR beschlossene Verwaltungsreform beseitigte die Länderstruktur. Das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Lande Thüringen führte zur Auflösung des Landes. An seine Stelle traten drei nach den Hauptorten dieser Verwaltungseinheiten Erfurt, Gera und Suhl benannte Bezirke. Ein klar gegliedertes, zentralistisch angelegtes Staatsregime war errichtet. Die letzten föderativen Reste wurden im Dezember 1958 mit der Auflösung der Länderkammer der DDR beseitigt.

Am 22. Juli 1990 beschloß die Volkskammer der DDR das Verfassungsgesetz zur Bildung von Ländern in der Deutschen Demokratischen Republik (Ländereinführungsgesetz). Auf dieser Grundlage wurde bis zum 14. Oktober 1990 das Land Thüringen durch Zusammenlegung der drei Bezirke unter Einbeziehung der seit 1952 zum Bezirk Leipzig gehörenden Kreise Altenburg und Schmölln und dem aus dem Bezirk Halle herausgelösten Kreis Artern wieder errichtet. Der am 14. Oktober 1990 gewählte Thüringer Landtag konstituierte sich am 25. Oktober 1990. Er bestätigte Erfurt als Landeshauptstadt und beschloß am 25. Oktober 1993 die Verfassung des Freistaates Thüringen. Geschichte der thüringischen Bibliotheken Daß aufgrund der historischen Gegebenheiten innovative kulturelle Entwicklungsphasen in Thüringen nur von kurzer Dauer sein konnten, bestätigt sich in der territorialen und lokalen Bibliotheksgeschichte. In der retrospektiven Gesamtschau entfaltet sich eine vielschichtige Bibliothekslandschaft, die, versucht man ihre jeweiligen Wurzeln zu ergründen, durch eine Fülle von Ideen, Aktivitäten und Durchführungsvarianten gekennzeichnet ist.

Die Buchkultur Thüringens hat eine jahrhundertealte Tradition. Aus dem 1193 gegründeten, in der Nähe von Weida gelegenen Prämonstratenserkloster Mildenfurth stammt die um 1210 vermutlich im Benediktinerkloster Bosau (bei Zeitz) hergestellte Mildenfurther Bibel, eines der wenigen erhaltenen Beispiele sächsisch-thüringischer Buchmalerei (Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek). Ein seltenes Dokument vom 24. Juni 1278 enthält die Einwilligung und Bestätigung Landgraf Albrechts des Entarteten (um 1240-1315; reg. seit 1265) zu dem von den Bewohnern des Dorfes Varenrode (heute Wutha-Farnroda) in der Nähe von Eisenach abgeschlossenen Kauf eines zum gottesdienstlichen Gebrauch bestimmten Buches.[[3]] Bereits 1329 trat im Erfurter Augustinerkloster eine Bibliotheksordnung in Kraft, 1346 besaß das Kloster eine eigene Buchbinderei. Am 11. April 1333 bestätigten Prior, Subprior und Konvent der Brüder des Dominikanerordens zu Jena, daß der Bruder des Ordenshauses zu Erfurt, Günther von Schwarzburg († 1345), drei Bände des Heiligen Thomas über die Evangelien des Matthäus, Markus und Johannes zu ihrer Bibliothek gewidmet habe, wo sie an Ketten gelegt und in Zukunft nicht ohne hinlänglichen Ersatz veräußert werden durften.[[4]] Die Reste dieser Klosterbibliothek wurden 1759 in die Jenaer Akademische Bibliothek übernommen.[[5]]

Als eine der frühesten Bibliotheksgründungen Thüringens ist die Bibliothek an der Pfarrkirche St. Marien in Mühlhausen zu erwähnen, die seit 1341 bekannt ist. Sie gilt als die erste Bibliotheksgründung des Deutschen Ordens. Die Anfänge der älteren Erfurter Universitätsbibliothek gehen bis in das Jahr 1407 zurück. 1412 stiftete der Arzt Amplonius Rating de Bercka (1365/67-1435) seine private Bibliothek, die nach ihm benannte Amploniana, für Stipendiaten im Kolleg Himmelspforte. Die Kollegiatsbibliothek (Handschriften und Drucke) - vermutlich die einzige bis ins 19. Jahrhundert existierende Bibliothek eines mittelalterlichen Collegiums - geriet nach der Auflösung des Collegium Amplonianum (1816) in Vergessenheit. 1842 wiederentdeckt, wurde sie in der damaligen Königlichen Bibliothek Erfurt als Sondersammlung aufgestellt.[[6]] 1479 begann im Peterskloster Erfurt die erste Buchdruckerpresse Thüringens zu arbeiten.

Einen ersten Überblick[[7]] über thüringische Bibliotheken gab der in Jena lehrende, als Begründer der modernen historischen Fachbibliographie Deutschlands geltende Historiker Burkhard Gotthelf Struve (1671-1738). Er führte 1703 bemerkenswerte Bibliotheken in Arnstadt, Eisenach, Erfurt, Gotha, Jena, Meiningen, Schleusingen und Weimar an.[[8]] Der Frankfurter Ratsherr, Jurist und Büchersammler Zacharias Conrad von Uffenbach (1683-1734) reiste 1709 durch Thüringen und nahm die Bibliotheken in Jena, Weimar, Erfurt, Arnstadt, Gotha und Eisenach in Augenschein.[[9]] Im November des gleichen Jahres veröffentlichte Christian Juncker (1668-1714), Rektor des Eisenacher Gymnasiums, mit seinem Discours[[10]] den ersten selbständigen Bibliotheksbericht. Ihm waren in Thüringen 13 Bibliotheken als öffentlich bekannt, die sich in Eisenach (4), Gotha (2), Weimar (2), Meiningen, Römhild, Schleusingen, Arnstadt und Jena befanden. 1752 wurde der Kreis durch die Gymnasialbibliothek in Altenburg, die Gräflich-Reußische Bibliothek in Gera und die Fürstlichen Bibliotheken in Rudolstadt und Sondershausen erweitert,[[11]] 1754 kamen noch Erfurt und Nordhausen hinzu.[[12]]

Das Mitte des 18. Jahrhunderts verstärkt in Erscheinung tretende Interesse an Informationen über Bibliotheken und ihre Bestände nahm Heinrich Ernst Seebach (1709-1758) zum Anlaß, alles, was ihm über die Bibliotheken in Erfurt, Jena, Gotha, Weimar, Eisenach, Arnstadt, Rudolstadt, Schulpforta und Roßleben bekannt geworden war, zusammenzutragen.[[13]] Er brachte die Arbeit nicht zu Ende, nur die Beschreibung der Erfurter und Jenaer Bibliotheken liegt ausführlicher vor. Im 19. Jahrhundert veröffentlichten Petzholdt[[14]] und Schwenke[[15]] wertvolles statistisches Material.

Ein besonderes Charakteristikum der thüringischen Bibliothekslandschaft[[16]] sind die durch Erbteilungen oder politische Veränderungen zwangsläufig verursachten Wanderungen ganzer Bibliotheken, von Teilbeständen oder auch nur von Einzelexemplaren, die den Weg zu einer Gesamtschau versperren. Bis in die Mitte des 19. Jhs entstanden die großen Sammlungen in Jena, Weimar, Gotha, Erfurt und Rudolstadt weniger durch gezielte Ankäufe aus der laufenden Buchproduktion, als vielmehr durch Erbanteil- und Nachlaßübernahmen, Stiftungen, Schenkungen und Umsetzungen älterer Bestände. Waren die Nachkommen nicht imstande, die Bibliotheken sachgemäß betreuen zu lassen, trennten sie sich von ihnen.

Reformation und Bauernkrieg waren die einschneidendsten Ereignisse in der älteren thüringischen Bibliotheksgeschichte. Am Vorabend der Reformation hatte es in Thüringen mehr als 200 Klöster gegeben, überwiegend Gründungen des 13. Jhs. Allein Eisenach besaß acht Klöster.[[17]] Die Reformation brach mit dem Althergebrachten und hatte ein radikales Umdenken zur Folge. Wie aus den Mühlhäuser und Jenaer Beispielen hervorgeht, bestand an vorreformatorischem Gedankengut kein Interesse mehr. Ob die um 1489 entstandene Kirchenbibliothek zu Schmalkalden, die sich um einen Grundstock von über 30 Inkunabeln unbekannter Herkunft formte, hierin eine Ausnahme machte, oder ob die Bände möglicherweise doch aus dem Augustinerkloster übernommen wurden, entzieht sich unserer Kenntnis.

Im Bauernkrieg erlitten die Klöster schwere Schäden, an einen Wiederaufbau der Gebäude war nicht zu denken. Sie gingen an die Landesherren über und wurden sequestriert, in den folgenden Jahren lösten sich die klösterlichen Gemeinschaften auf. Das Bibliothekswesen entfaltete sich nun im weltlichen Bereich, indem Rats- oder Stadtbibliotheken, für die Luthers Schrift An die Radherrn (Wittenberg 1525) die konzeptionelle Grundlage lieferte, Bibliotheken an Kirchen in Stadt- und Dorfgemeinden, in Schulen, an wissenschaftlichen Anstalten und in Behörden entstanden. Die ersten Schulbibliotheken entwickelten sich an Gymnasien und Lyzeen, die aus den mittelalterlichen Lateinschulen der Städte hervorgegangen waren. Die aus dieser Zeit (1577) stammende und am Ort überlieferte Schleusinger Gymnasialbibliothek zählt zu den bedeutenden Sammlungen ihrer Art.

1528 wird eine Liberey in der Paramentenkammer des Erfurter Domes erwähnt, die sich als Büchersammlung bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen läßt. Das reformatorische Bildungswerk wurde zwischen 1525 und 1555 in Thüringen mit Hilfe der Visitationen durchgesetzt, den Büchersammlungen galt ihre besondere Aufmerksamkeit. Als neue Bibliotheksform entwickelte sich ab Mitte des 16. Jahrhunderts die im Turm, in der Sakristei oder hinter dem Altar aufgestellte Kirchenbibliothek. Äußerlich - in Einbandgestaltung und Aufbewahrungsform (libri catenati) - waren die Bände noch ganz der klösterlichen Tradition verhaftet (Beispiele sind Saalfeld und Pößneck), inhaltlich jedoch spiegelten sie die anhaltenden Lehrstreitigkeiten und Glaubensdifferenzen wider. Flugschriften der Reformation, Luther-Bibeln, Ausgaben von Luthers Schriften und die anderer Reformatoren, die symbolischen Bücher und Kirchenordnungen gehörten zur Grundausstattung der frühen protestantischen Kirchenbibliotheken. Thüringens besonders enge Bindung an das Luthertum ist durch die Persönlichkeit des Reformators geprägt, durch seine thüringischen Vorfahren, den Schulbesuch in Eisenach, seine Studienjahre in Erfurt, die Bibelübersetzung auf der Wartburg. Protestantische Kirchenbibliotheken entwickelten sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts z. B. in Stadtilm, Forstwolfersdorf bei Weida (um 1570), Siebleben bei Gotha (um 1580), Altenburg (um 1580), Frankenhausen (1596) und Schleiz (1597).[[18]] Sie beruhten auf Zuwendungen und Stiftungen, besaßen in der Regel keinen Vermehrungsfonds und existierten ohne irgendwelchen Verwaltungsapparat, indem sie von den jeweiligen Pfarrern nebenamtlich betreut wurden. Deshalb kamen wohl auch die meisten von ihnen nicht oder nur wenig über den Zustand ihrer ersten Begründung hinaus.

Zu den frühesten bekannten thüringischen Ratsbibliotheken gehört die der Stadt Erfurt (entstanden um 1480). Im Jahre 1796 kam der größere Teil in die spätere Stadtbibliothek, der kleinere Teil wurde durch das Stadtarchiv übernommen. Am Beispiel der Mühlhäuser Ratsbibliothek ist der Gründungsvorgang nach der Konzeption Luthers nachvollziehbar, schon 1572 war sie den Bürgern der Stadt öffentlich zugänglich. Ratsbibliotheken entstanden z. B. um 1560 in Altenburg und Eisenberg, zwischen 1680 und 1690 in Sömmerda und Weimar, Mitte des 18. Jahrhunderts in Nordhausen und Meiningen. Letztere wurde - mit Ausnahme der juristischen Werke - 1833 dem Gymnasium Bernhardinum Meiningen übergeben. Teilbestände von Ratsbibliotheken sind heute noch in den Archiven überliefert.

Wohl den größten Innovationsschub erhielt die thüringische Bibliotheksgeschichte im 16. Jahrhundert aus Wittenberg. Hier hatte Kurfürst Friedrich III., der Weise (1463-1525; reg. seit 1486) die Bibliotheca electoralis 1512 als Hofbibliothek gegründet. Im Zusammenhang mit der Neuordnung der Wittenberger Universität (gegr. 1502) stand seit 1536 die fürstliche Privatbibliothek den Professoren und Studenten offen und entwickelte sich zur Universitätsbibliothek. Bücher aus dem Wittenberger Franziskanerkloster, dem Zisterzienserkloster Grünhain und dem Prämonstratenserkloster Mildenfurth fanden unter dem Bibliothekariat Georg Spalatins (1484-1545) Eingang in die Sammlung.

Als der Standort Wittenberg 1547 infolge der Mühlberger Katastrophe aufgegeben werden mußte, gelangte die Electoralis zunächst ohne genaue Zweckbestimmung in die Weimarer Residenz. Die späteren fürstlichen Privatbibliotheken in Weimar und Gotha sind ihr verpflichtet, denn sie übernahmen aus ihr Teilbestände. Der weitaus größte Teil aber kam 1549 nach Jena, wo er zum Grundstock für die seit 1548 im Entstehen begriffene Universitätsbibliothek wurde. 1557 wurde - als erste Erwerbung dieser Art - der Nachlaß Georg Rörers (1492-1557), des Herausgebers der Jenaer Lutherausgabe (deutschsprachige Ausgabe 1555/58, in Latein 1556/58), von den ernestinischen Herzögen für die Bibliothek angekauft. Die beiden Lutherausgaben haben übrigens vielerorts zur Entstehung von Kirchenbibliotheken beigetragen, da ihr Ankauf verordnet wurde. Die erste Pflichtexemplarregelung zugunsten der Universitätsbibliothek stammte vom 3. Juli 1570.

Als zunächst protestantisch-ernestinische, dann zunehmend thüringische akademische Bildungsstätte hat die Universität Jena Generationen von Theologen, Juristen, Kameralisten und Medizinern, sowie von Philosophen, Erziehern, Schriftstellern und Literaten Mitteldeutschlands geprägt. Sie zog aber auch Jünglinge aus Ost- und Südosteuropa sowie aus dem Baltikum an. Die Salana brachte bedeutende Hochschullehrer hervor, ihr Einfluß in Glaubenssachen, auf Rechtsprechung und Politik war beträchtlich. Die Jenaer Gelehrtenrepublik wurde von den fürstlichen Nutritoren gemeinsam geführt. Sie erlebte Höhepunkte zur Zeit der frühen Aufklärung in der Weigel-Ära, in der Klassischen Zeit am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts (Schiller, Fichte, die Romantiker) und in Verbindung mit dem Aufbruch der Naturwissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jhs (Schleiden, Haeckel, Abbe, Zeiss).

Neben der Jenaer Bibliothek, die anfangs noch für die Ernestiner den Rang einer Hofbibliothek hatte, verbreiterte sich im 17. Jahrhundert das Netz fürstlicher Bibliotheken. Die Regenten thüringischer Herrscherhäuser, machtpolitisch bis auf wenige Ausnahmen ohne Gewicht, entfalteten als legitime geschichtliche Möglichkeit ihre Kräfte auf religiösem und kulturellem Gebiet. Die territoriale Vielfalt wurde als Chance verstanden. Im 17. Jahrhundert ist bereits ein relatives Kräftegleichgewicht zu beobachten, das Gegensätze ausglich und günstige Bedingungen für die Entfaltung von Musik, Theater, Literatur und Kunst, Baukunst und Gartenarchitektur schuf. Für kürzere oder längere Zeit dienten (in chronologischer Abfolge) die Städte Schleusingen, Greiz, Weimar, Rudolstadt, Sondershausen, Eisenach, Altenburg, Gera, Gotha, Schleiz, Jena, Eisenberg, Hildburghausen, Meiningen, Römhild, Saalfeld, Ebersdorf, Arnstadt und Weida als Residenzen.[[19]] Die Pflege der schönen Künste ging zeitweilig mit äußerer Prachtentfaltung und aufwendigen Hofhaltungen einher.[[20]]

Bibliophile Neigungen sind z. B. bei Kurfürst Friedrich III., dem Weisen zu beobachten, bei Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar und seinem Sohn und Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., Herzog von Sachsen-Weimar-Altenburg (1562-1602; reg. seit 1573), der im Schloß zu Torgau eine eigene Druckerei betrieb, und bei Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach (1666-1729; reg. seit 1698). Fürstlicher Bücherbesitz war zumeist im Erbteilungsgeflecht mit enthalten. Auf diese Weise entstanden Hofbibliotheken wie die in Weimar, Coburg, Altenburg und Gotha.

Ernst I., der Fromme, von Sachsen-Gotha konzentrierte seine Sammlungen auf Schloß Friedenstein, zu denen auch die 1647 begründete herzogliche Bibliothek gehörte. Sie hatte bereits in den dreißiger Jahren in Weimar ihren Anfang genommen, wo der Architekt und Ingenieur Andreas Rudolphi (1601-1679) seit 1636 als Bibliothekar für die Gothaer Bücher eingesetzt gewesen war. Als Friedrich Wilhelm III. von Sachsen-Altenburg 1672 im Alter von 14 Jahren starb, erlosch die ältere Altenburger Linie und Ernst der Fromme kam im Erbgang in den Besitz von drei Vierteln der auf Herzog Friedrich Wilhelm I. zurückgehenden wertvollen Bibliothek. Als Ausdruck barocker Repräsentation begründeten die Söhne Ernsts des Frommen in ihren Residenzen eigene Hofbibliotheken. Die Gothaer Bibliothek blieb unangetastet, sie nahm später sogar wieder Teile dieser Sammlungen auf. Im Schloß Glücksburg (Römhild) wurde z. B. durch Herzog Heinrich von Sachsen-Römhild (1650-1710; reg. seit 1680), der sich besonders mit Mathematik und Naturwissenschaften befaßte, eine Bibliothek angelegt. Nach seinem Tod kam die Büchersammlung an die Herzogliche Bibliothek Gotha.

1617 war in Weimar die Fruchtbringende Gesellschaft ins Leben gerufen worden, eine Sprachgesellschaft nach italienischem Vorbild, die weit über Thüringens Grenzen hinaus Fürsten, Adlige und bürgerliche Gelehrte zu ihren Mitgliedern zählte. Durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges wurde sie in ihrer Entfaltung gehemmt, trotzdem weckte sie literarisches Interesse. In der zweiten Hälfte des 17. Jhs erlebte die Jenaer Universität eine Phase des Aufschwungs, Wiederaufbau und Neubeginn nach den harten Kriegsjahren brachten ein neues Lebensgefühl mit sich.

Die Herzogliche Bibliothek in Meiningen entstand um 1680, die Altenburger Hofbibliothek 1686. Nach dem Aussterben der Nebenlinie Sachsen-Jena gelangten deren Bücher an den Weimarer Hof, das Jahr 1691 gilt deshalb als das Gründungsjahr der Herzoglichen Bibliothek zu Weimar.[[21]]

Die Gelehrtenbibliotheken des 17. Jahrhunderts, teilweise von beträchtlichem Umfang, waren in erster Linie Arbeitsbibliotheken. Fachliche Kompetenz ging mit privatem Bücherbesitz einher. Sie existierten neben den offiziellen Universitätsbibliotheken, denen häufig die Mittel fehlten, aktuelle Literatur zu erwerben. Zur Unterscheidung von den Privatbibliotheken der Professoren führte die Jenaer Universitätsbibliothek die Bezeichnung Bibliotheca publica. Sie wurde durch Ankäufe und Schenkungen von Spezialsammlungen wesentlich vergrößert, u. a. erwarb sie die Bibliotheken von Dominicus Arumäus (1579-1637; 1639), Johann Andreas Bose (1626-1674; 1674) und Caspar Sagittarius (1643-1694; 1694). Seit der Mitte des Jahrhunderts war sie bemüht, den Benutzern die Arbeit zu erleichtern. Um 1650 gab man das Pultsystem auf, 1680 wurde ein heizbares Benutzerzimmer eingerichtet.

Für das Schleusinger Gymnasium konnte 1658 die Bibliothek der gelehrten Rektoren Joachim Zehner (1566-1612) und Samuel Zehner (1594-1635) erworben werden, 1678 gelangte die von den Jenaer Professoren Johann Gerhard (1582-1637) und Johann Ernst Gerhard (1621-1668) angelegte Büchersammlung (Gerhardina) in die Herzogliche Bibliothek nach Gotha.[[22]]

Die Reuß-Obergreizer Hofbibliothek entstand um 1700, sie blieb dem Publikum verschlossen. Durch Vermächtnis gelangten 1841 die Sammlungen der Landgräfin Elizabeth von Hessen-Homburg (1770-1840) nach Greiz. Sie bilden heute den wertvollsten Teil der Bibliothek der Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz.[[23]]

Im 18. Jahrhundert konnten die thüringischen Bibliotheken beachtliche Erwerbungen verzeichnen. Die Herzogliche Bibliothek in Gotha übernahm u. a. 1709 die Bibliothek von Heinrich Fergen (3000 Bände) und um 1720 die von Hans Friedrich von Thumshirn (5000 Bände). In Erfurt schenkte 1716 der Mainzer Statthalter Philipp Wilhelm von Boineburg (1656-1717) die zum größten Teil durch seinen Vater Johann Christian von Boineburg (1622-1672) zusammengetragene Bibliothek (9000 Bände) der Universität; vereinigt mit den noch vorhanden Beständen sollte sie als Boineburgische (Universitäts-)Bibliothek fortgeführt werden.[[24]]

Für die Universitätsbibliothek Jena fällt in diese Zeit u. a. die Erwerbung der wertvollen Bibliothek von Johann Andreas Danz (1728). Bei der Übernahme der Bibliothek von Christian Gottlieb Buder (1763) handelte es sich um den umfangreichsten Zugang ihrer Geschichte (45.000 Titel).

Die Weimarer Bibliothek erhielt den Gründungsanschub durch Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1662-1728; mitreg. seit 1683), der in seiner fünfundvierzigjährigen Regierungszeit neben dem höfischen Theater- und Musikleben auch das städtische Schulwesen förderte. In seiner Ära wuchs die Büchersammlung bis 1723 auf über 11.000 Bände an. Erworben wurden die Bibliotheken des Kanzlers von Lilienheim (1701), Balthasar Friedrich von Logaus (1704), Marquard Gudes (Teilbestände, 1706) und der Gebrüder Schurzfleisch (1722). Die Weimarer Bibliothek, als Fürstenbibliothek entstanden, wurde fast ausschließlich von Gelehrten verwaltet, deren vielseitige Interessen der Sammlung in ihrer Gesamteinheit den universalen Charakter gaben. Mit dem Wittenberger Professor und Polyhistor Konrad Samuel Schurzfleisch (1641-1708), der 1706 sein Amt antrat, begann die Reihe bedeutender Bibliothekare, die der Bibliothek Rang und Ansehen verliehen.

Unter der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739-1807) erhielt sie ein eigenes Gebäude, durch Umbau eines Renaissanceschlosses entstand der 30.000 Bände aufnehmende Rokoko-Saal. Im Jahre 1774 gab die Herzogin ihre Notenschätze und Bücher an die Bibliothek. Nach ihrem Tod folgten weitere 5000 Bände, darunter die aus dem Nachlaß Gottscheds gekauften dramatischen Werke. Von ihrem Sohn Carl August (1757-1828; reg. seit 1775) erhielt die Bibliothek u. a. Schrifttum zur Französischen Revolution, Kunstbände, Militärliteratur (einschließlich der Kartensammlung) und Erotica.

1727 wurde die fürstliche Büchersammlung in Rudolstadt neu geordnet und für ausgewählte Personen des Hofes geöffnet. Im Zusammenhang mit der Einrichtung eines Theologischen Seminars (1748) verordnete Fürst Johann Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt (1721-1767; reg. seit 1744) die ™ffnung der Fürstlichen Bibliothek für Studienzwecke. 1804 wurde sie, nach dem Ankauf der Ketelhodtschen Bibliothek (40.000 Bände), in die unterhalb von Schloß Heidecksburg gelegene Stadt verlagert und als Präsenzbibliothek breiteren Kreisen zugänglich gemacht. Unter dem aufgeklärten, wissenschaftlich interessierten Herzog Ernst II. (1745-1804; reg. seit 1772) hatte auch die Gothaer Bibliothek bedeutende Zugänge zu verzeichnen.

Im 18. Jahrhundert entstanden zahlreiche Gesellschaftsbibliotheken, die von den Mitgliedern der Vereinigungen selbst zusammengetragen und gemeinschaftlich genutzt wurden. Anzuführen sind in Jena z. B. die Bibliotheken der Deutschen Gesellschaft (gegr. 1728),[[25]] der Societas Latina (gegr. 1733), der Naturforschenden Gesellschaft (gegr. 1793)[[26]] und der Mineralogischen Gesellschaft (gegr. 1796). Nach dem Erlöschen der Gesellschaften wurden die Büchersammlungen von der Universitätsbibliothek übernommen.

Die Aufklärung förderte die Entfaltung der Presse und des Zeitschriftenwesens, sie führte zur Steigerung der literarischen Produktion und der Buchhandelsumsätze. Die Leserey wurde zu einem beinahe unentbehrlichen und allgemeinen Bedürfnis (Kant). Neue Herstellungsmethoden beeinflußten die Preisgestaltung, veränderte Buchmarktbedingungen erleichterten die Lektürebeschaffung. Neben den in Jena und Erfurt bestehenden Firmen entwickelten sich im 18. und 19. Jahrhundert Verlags- und Buchhandelszentren in Gotha (Reyher, Mevius, Ettinger, Becker),[[27]] Altenburg (Pierer, Brockhaus), Weimar (Bertuch, Hoffmann, Voigt, Böhlau), Rudolstadt (Fröbel) und Hildburghausen (Meyer). Am Beispiel der Verlegerdynastie Perthes ist die Entwicklung von Verlagsunternehmen in diesen Jahrzehnten zu verfolgen.

Der Vorschlag zur Anlegung einer Kirchenbibliothek in Stedtfeld bei Eisenach (1764) durch den Pfarrer Johann Christian Hoffmann (1727-1809) ist für Thüringen die erste bekannte Quelle, die etwas über das Wirken eines Landpfarrers auf dem Gebiet des Büchereiwesens aussagt.[[28]] Theorie und Praxis stimmten in diesem Fall überein. Die selbst in ganz kleinen Dörfern eingerichteten Kirchenbibliotheken können als eine Besonderheit der thüringischen Bibliothekslandschaft angesehen werden (z. B. Gierstädt, Groß- und Kleinfahner). Auf diesen Wegen erreichten Bibeln und theologische Schriften auch die Dorfgemeinde, die sie, wie es im Gothaischen seit Herzog Ernst dem Frommen üblich war, aus eigenen Mitteln finanzierte.[[29]] Der Boden für die dörflichen Volkslesebibliotheken des 19. Jahrhunderts war vorbereitet. In Apfelstädt (bei Gotha), wo 1642 mit dem Aufbau einer Kirchenbibliothek begonnen worden war, wurde 1841 durch den Pfarrer Ernst Heinrich Kuntz (1792-1864) zusätzlich eine Volksbibliothek organisiert.

Mit ihrem Lektüreangebot richteten sich die Leihbibliotheken an ein breiteres Publikum, sie waren an der Gewinnung neuer Leserschichten interessiert. 1784 rief der Theologie- und Philosophie-Student Christian Friedrich Mylius (1762-1841) in Jena ein Akademisches Lese-Institut ins Leben, das auch Familien, Frauen und Kinder als Zielgruppen ansprach. Ausgehend von seiner Leihbibliothek entwarf er ein vollständiges System von Bildungsanstalten, dessen kleinste Einheit die Gemeindebibliothek war.[[30]] 1790 gründete Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811) an der Schnepfenthaler Schule eine regionale Lesebibliothek, deren Teilnehmer in Orten ansässig waren, aus denen seine Zöglinge kamen. Salzmann nutzte die Institution der Leihbibliothek genauso wie das von ihm redigierte und gedruckte Volksblatt Der Bote aus Thüringen (1788-1816) zur Verbreitung aufklärerisch-reformpädagogischer Ideen. Schnepfenthaler Lehrer, z. B. Johann Christoph Friedrich Guthsmuts (1759-1839), erarbeiteten die Schulbücher selbst, die dann im dortigen Schulverlag hergestellt wurden.[[31]] Die Schriften der Schnepfenthaler Schulbibliothek vermitteln noch eine Vorstellung von Salzmanns Bildungsprogramm.

Lesegesellschaften waren in Thüringen sowohl in den Städten als auch auf dem Land verbreitet.[[32]] Die 1781 in Gehren bestehende Prediger-Lesegesellschaft hat in der Kirchenbibliothek Ilmenau ihre Spuren hinterlassen. Zeitschriften und Broschüren aus der Frankenhäuser Lesegesellschaft, die von 1795 bis 1803 durch den Arzt Wilhelm August Gottlieb Manniske (1769-1835) betreut wurde, sind heute noch in der Ratsbibliothek Frankenhausen (Depositum im Kreisheimatmuseum Frankenhausen) vorhanden.[[33]] Anlaß für den Zusammenschluß der Mitglieder war die Französische Revolution, über die sich die Intellektuellen der Stadt und der Umgegend informieren wollten.

In den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Bildung von Predigerlesevereinen gefördert, denen sich manchmal die Schullehrer zugesellten. Die dringend benötigte Fachliteratur wurde auf Gemeinschaftskosten angeschafft. In Gierstädt z. B. sind die damals abonnierten Periodika noch in der Kirchenbibliothek anzutreffen. Auf der Grundlage dieser Lesezirkel entstanden Ephoralbibliotheken, die an die Stelle der unaktuell gewordenen älteren Kirchenbibliotheken traten (so in Sondershausen). Die Übernahmen von Zeitschriften und Journalen aus dem Jenaer Lesemuseum (gegr. 1816) durch die Universitätsbibliothek Jena und aus dem Weimarer Lesemuseum (gegr. 1830) durch die dortige Großherzogliche Bibliothek waren vertraglich geregelt. Die für beide Seiten Gewinn bringende Zusammenarbeit erstreckte sich über Jahrzehnte.

Besonders gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Bibliotheken durch Stiftungen und Legate bereichert. So verblieb z. B. die Privatbibliothek von Nikol August Hiesebock (1716-1794) nach seinem Tod in dem Dorf Angelroda, ohne daß sich später ein Nachfolger für den Ausbau der Sammlung gefunden hätte.[[34]] Etwa zur gleichen Zeit (1794) vermachte der Jurist Rudolph Gottfried Theodor Apel (um 1710-1792) seine Privatbibliothek in die Sömmerdaer Kirchenbibliothek, wobei er das Fortbestehen und die laufende Erweiterung der Sammlung durch ein ansehnliches Legat sicherte. Ganz im Geiste religiöser Toleranz gab der kurmainzische Statthalter Karl Theodor von Dalberg bei seinem Weggang (1802) seine Privatbibliothek (5500 Bände) zu gleichen Teilen an das evangelische und katholische Gymnasium; von dort gelangten die beiden Hälften später (1820) an die damalige Königlich Preußische Bibliothek[[35]] (heute Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt).

Von 1797 bis zu seinem Tod war Goethe mit der Verwaltungs-Oberaufsicht über die Weimarer Bibliothek betraut, die er zunächst gemeinsam mit seinem Ministerkollegen Christian Gottlob von Voigt, und nach dessen Ableben (1819) allein ausübte. 1815 wurde die Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena geschaffen, der die Akademische Bibliothek zu Jena ab 1817 unterstand. Diese übernahm 1846 die Bibliothek des Mediziners Carl Wilhelm Stark (1787-1845; 3039 Nummern),[[36]] 1849 die Bibliothek des Chemikers Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849; 478 Nummern), 1851 die des Theologen und Kirchenhistorikers Johann Traugott Leberecht Danz (1769-1851; 2000 Bände) und 1864 die des Altphilologen Ferdinand Gotthelf Hand (1786-1851; 8636 Nummern).

Von der letzten ernestinischen Erbteilung (1826) waren die residenzstädtischen Bibliotheken in Altenburg, Gotha, Coburg und Meiningen nur mittelbar betroffen. Die Altenburger Hofbibliothek, inzwischen als Herzogliche Bibliothek auf 9000 Bände angewachsen, führte als erste unter den Residenzbibliotheken 1834 die Bezeichnung Landesbibliothek. Es gelang ihr, nach und nach die verschiedenen Bibliotheken der Stadt unter ihrem Dach zu vereinen. 1848 veranlaßte Fürst Günther Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt, daß die Fürstliche öffentliche Bibliothek Rudolstadt in allgemeinen Landesbesitz überführt und mit einem Etat aus Landesmitteln versehen wurde.[[37]]

Bei den Schulbibliotheken wurde es gegen Mitte des 19. Jhs üblich, Lehrer- und Schülerbibliothek getrennt zu führen. Vor allem die Realschulbibliotheken übernahmen Aufgaben der erst viel später eingerichteten Kinder- und Jugendbibliotheken. 1843 wurde in Mühlhausen eine Schülerlesebibliothek eingerichtet, die von 1844 bis 1905 als Jugendbibliothek bestand und allen Schülern zugänglich war.

Speziell die seit 1825 in Thüringen entstehenden Geschichtsvereine und ihr beispielgebender Umgang mit der Literatur förderten die Herausbildung von Bibliotheken. In Südthüringen wurde die Vereinsarbeit von Persönlichkeiten wie Ludwig Bechstein (1801-1860) getragen, der als Schriftsteller und Märchensammler, Archivar und Bibliothekar bekannt wurde. Als Vereinsgründer konnte er seine konzeptionellen Vorstellungen in den Statuten des Hennebergischen Altertumsforschenden Vereins (gegr. 1832) verwirklichen, die neben der historischen Forschung überlieferungssichernde, konservierende und restaurierende Aufgaben in den Vordergrund stellten. Der von den Bibliotheken, Archiven und Museen organisierte Schriftentausch bewährte sich bei der Literaturbeschaffung als dauerhafte, kostensparende Lösung.

Aus den Thüringer Volksbibliotheken des 19. Jahrhunderts sind nur wenige originale Exemplare überliefert, weil die Bücher sich durch die intensive Benutzung verbrauchten. Ganz vereinzelt tauchen Bände in den Beständen großer wissenschaftlicher Bibliotheken auf. 1838 veranlaßte der Pfarrer, Kulturpolitiker und Volksschriftsteller Heinrich Schwerdt (1810-1888) die Errichtung einer Gemeindebibliothek in dem Dorf Neukirchen bei Eisenach, die 1840 den Namen Gutenbergs-Bibliothek erhielt und eine der frühesten Volksbibliotheken in Thüringen ist. 1844 wurde nach Preuskers Modell in Altenburg eine Bürger-Bibliothek geschaffen, die Herzog Joseph von Sachsen-Altenburg (1789-1868; reg. 1834-1848) tatkräftig unterstützte. Sie ging 1930 in der Landesbibliothek Altenburg auf. Aus dem Gründungsbestand der 1841/42 durch die Lesegesellschaft des Arztes und Bürgermeisters Johann Gottlieb Stemler (1788-1856) ins Leben gerufenen Stadtbibliothek Zeulenroda[[38]] haben sich noch einzelne Bände im Stadtarchiv Zeulenroda erhalten. 1859 wurde in Mühlhausen eine Volksbibliothek für Handwerker und Fabrikarbeiter, die erste dieses Typs im Regierungsbezirk Erfurt, gegründet. Sie erhielt 1896 in der für den Mittelstand konzipierten Städtischen Bibliothek Konkurrenz, erst 1927/28 wurden beide unter Beteiligung der Zentralbibliothek der Gewerkschaften zusammengeführt. Die älteren Bestände wurden 1933 an das Mühlhäuser Stadtarchiv abgegeben.

Parallel zu den seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs einsetzenden Volksbildungsbestrebungen engagierter Lehrer, Pfarrer und Beamter entstanden mit der Differenzierung der Wissenschaften Spezialbibliotheken für die einzelnen Gebiete. An der Jenaer Universität formten sich Seminarbibliotheken heraus, die in den Zweigbibliotheken des modernen universitären Bibliothekssystems ihre Fortsetzung fanden. In Mühlhausen wurde 1886 die Büchersammlung des Reisenden und Privatgelehrten Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau (1769-1857) der Stadt übergeben.[[39]]

In Eisenach entstand 1887/89 durch Zentralisierung der am Ort befindlichen Bibliotheken die Carl-Alexander-Bibliothek. Zusammen mit der Wartburg-Bibliothek in der Predigerkirche aufgestellt, übernahm sie zwar die Funktionen einer Stadtbibliothek, doch fehlte es ihr an der notwendigen Akzeptanz. Ihre schrittweise Auflösung erfolgte zwischen 1948 und 1966, Restbestände sind noch in Eisenacher Bibliotheken vorhanden.

Neu war für Thüringen um die Wende zum 20. Jahrhundert der Typ der wissenschaftlichen Betriebs- oder Werksbibliothek, die 1905 mit der Firmenbibliothek des Zeiss-Werkes Jena entstand. Den Grundstock bildete die Privatbibliothek von Ernst Abbe (1840-1905), die er schon vor 1900 ausgewählten Mitarbeitern geöffnet hatte.[[40]] Von den bis 1933 besonders in Ostthüringen verbreiteten Gewerkschafts- und Arbeiterbibliotheken[[41]] ist in den heutigen Bibliotheksbeständen nichts mehr auffindbar.

Einen eigenen Weg verfolgte die 1913 gegründete Fürstlich Schwarzburgische Landesbibliothek in Sondershausen, die ihre Substanz durch Zentralisierung älterer Bestände gewonnen hatte. Sie existierte sieben Jahre, dann wandelte sie sich von der wissenschaftlichen zur volkstümlichen Bibliothek. Ihre Spezialsammlung Schwarzburgica gelangte in das Sondershäuser Schloßmuseum.

Die Abdankung der Fürsten nach der Novemberrevolution von 1918 hatte für die meisten wissenschaftlichen Bibliotheken Thüringens gravierende Folgen. Nach der Gründung des ersten Freistaates Thüringen (1920) erhielten die ehemals fürstlichen Bibliotheken in den Residenzstädten den Status von Landesbibliotheken, die der Staat finanzierte. 1925 wurde die Thüringische Landesbibliothek Weimar zur offiziellen Landesbibliothek des Freistaates Thüringen am Sitz der Regierung bestimmt. Sie hatte jedoch Schwierigkeiten, sich in dieser Funktion durchzusetzen. Bei erweitertem Aufgabengebiet betrug der Erwerbungsetat z. B. 1933/34 nicht einmal ein Drittel der Summe, die ihr als Großherzogliche Bibliothek 1914 zur Verfügung gestanden hatte.[[42]] Im März 1940 mußte der damalige amtierende Direktor Hermann Blumenthal (1903-1941) feststellen, daß die Bibliothek in ihrer derzeitigen Verfassung weder nach Bücherbestand und Haushaltsmitteln noch nach Personal- und Raumverhältnissen ihren Aufgaben gerecht werden konnte.[[43]]

Der Gedanke einer Bildungsbücherei, der 1908 die Umwandlung der Königlichen Bibliothek Erfurt in die Stadtbücherei Erfurt[[44]] mit geprägt hatte, wurde Mitte der zwanziger Jahre wieder aufgenommen.[[45]] Bibliotheken mit historischen Buchbeständen sollten durch volkstümliche Büchereiabteilungen, die ausgewählte Neuerscheinungen anboten, auf dem laufenden gehalten werden. Kombinierte Landes-/Bildungsbüchereien entstanden in Sondershausen nach einer gründlichen Bestandsbereinigung (1924), Eisenach (1926), Meiningen (1927), Rudolstadt (1925, 1940) und Altenburg (1932). Von diesen Umprofilierungen wurde die Geraer Landesbücherei nicht berührt; sie besaß keine älteren Bestände.[[46]] Die Landesbibliothek Weimar nahm weiterhin ihre Funktion als wissenschaftliche Universalbibliothek wahr.

1926 begann der Jenaer Universitätsbibliothekar Theodor Lockemann (1885-1945) mit der Verwirklichung von Gemeinschaftsunternehmen, an denen die thüringischen Landesbibliotheken beteiligt waren. 1931 veröffentlichte er ein Verzeichnis,[[47]] das sämtliche an der Universitätsbibliothek Jena und in den thüringischen Landesbibliotheken laufend gehaltenen Zeitschriften und Reihen enthielt. Der 1935 an der Bibliothek begonnene Thüringer Gesamtkatalog, der die Neuerwerbungen dieser Bibliotheken erfaßte, wurde 1945 zerstört.

Die mit der öffentlichen Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz ausgelöste Verfolgung der von dem Regime abgelehnten Autoren führte in den ™ffentlichen Bibliotheken und in den Leihbüchereien zu Aussonderungskampagnen großen Ausmaßes. Die wissenschaftlichen Bibliotheken mußten die unter das NS-Verdikt fallende Literatur sekretieren.[[48]] 1934 wurde die Staatliche Thüringische Landesberatungsstelle für volkstümliches Büchereiwesen von Gera nach Jena verlegt, die sich auf den Ausbau des ländlichen Bibliothekswesens konzentrierte. Die wissenschaftlichen und historischen Buchbestände traten dabei in den Hintergrund. Das öffentliche Bibliothekswesen umfaßte bei Kriegsende 1149 Bibliotheken, darunter zwanzig größere Landes- und Stadtbüchereien und 100 Kleinstadtbüchereien sowie die in ihrer Zusammensetzung nahezu gleich ausgestatteten über 1000 ländlichen Volksbüchereien.[[49]]

Während des Zweiten Weltkrieges wurden 1943 und 1944 wertvolle Kulturgüter in Schlösser, Burgen und Bergwerksstollen ausgelagert, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Das betraf auch Buchbestände der Universitätsbibliothek Jena und aus der Thüringischen Landesbibliothek Weimar. Diese hatte kurz zuvor ihr zweihundertfünfzigjähriges Bestehen mit einer Festschrift[[50]] gefeiert, die ein aufschlußreiches Grußwort des thüringischen Ministerpräsidenten Wilhelm Marschler enthielt: Daß die Landesbibliothek Weimar mitten in dem großen Kampfe, der über Bestand und Weltgeltung des Großdeutschen Reiches entscheiden wird, ihres 250jährigen Jubiläums gedenkt, mag ein Zeichen dafür sein, daß auch im Kriege die Pflege der geistigen Güter keine Einbuße erleiden soll; denn der deutsche Führungsanspruch gründet sich ebenso auf die Ueberlegenheit des deutschen Geistes wie auf die Stärke der deutschen Waffen ...

Bei dem Luftangriff am 9. Februar 1945 auf Jena wurde das Gebäude der Universitätsbibliothek bis auf die Magazine zerstört, 16 Menschen fanden dabei den Tod, unter ihnen der Bibliotheksdirektor und 11 seiner Mitarbeiter. Etwa 10 Prozent der Bestände wurden vernichtet. Der Grundstein für den Wiederaufbau des Zentralgebäudes wird am ursprünglichen Platz im September 1998 gelegt. Die Stadtbibliothek Erfurt erlitt durch die teilweise Zerstörung des Collegium maius der früheren Erfurter Universität große Verluste (15.000 Bände).[[51]] Die durch Auslagerungen geretteten Bestände der Bibliotheken wurden nach Kriegsende wieder an ihre Standorte zurückgeführt.

Nachdem schon im Juli 1945 die amerikanische Besatzungsmacht als Reparationsleistung u. a. die Patentschriftensammlung des Jenaer Zeiss-Werkes requiriert hatte, transportierte die Sowjetarmee die Werksbibliothek ab. 1946 wurden die Bestände der Landesbibliothek Gotha - bis auf die Gotha und Thüringen betreffenden Werke (ca. 10.000 Bde), die Belletristik (ca. 22.000 Bde) und weitere ca. 4000 Bände Gesangbücher, Predigtsammlungen und Leichenpredigten - verpackt und als Kriegstrophäen in die Sowjetunion verbracht. Im Jahre 1956 wurde die Hauptmasse wieder nach Gotha zurückgegeben. Der heute noch in Rußland befindliche Rest ist Gegenstand von Verhandlungen. Die etwa 50.000 Bände der ™ffentlichen Bücherei des Landes Thüringen und des Herzogl. Hauses Meiningen gingen 1946 ebenfalls in die Sowjetunion. Ihre Standorte lassen sich heute kaum noch feststellen. Ähnlich erging es der Alten Ratsbibliothek des Stadtarchivs Mühlhausen.[[52]]

Mit der auf Anweisung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland durch die Deutsche Bücherei Leipzig aufgestellten vorläufigen Liste der auszusondernden Literatur[[53]] begann die Sichtung der Bestände nach Schriften faschistischen oder militaristischen Inhalts, die der Benutzung zu entziehen waren. Der Befehl Nr. 4 des Alliierten Kontrollrates vom 13. Mai 1946, betreffend Einziehung von Literatur und Werken nationalsozialistischen und militaristischen Charakters, wurde als nachträgliche Bestätigung gewertet. Betroffen waren alle Bibliotheken. Zählte der Buchbestand der Thüringer Volksbüchereien 1945 noch 946.697 Bände, nahm er 1946 um 221.602 Bände, 1947 um 182.159 Bände, 1948 um 14.464 Bände und 1949 um 9388 Bände ab. Insgesamt wurden in diesen Bibliotheken 427.613 Bände (45 Prozent) ausgemerzt.[[54]]

Die in ersten Nachkriegsjahren den staatlichen Bibliotheken, Museen und Archiven zugewiesene Literatur aus Bodenreform- und Enteignungsprovenienzen wurde, soweit sie nicht als Kriegsbeute in die Sowjetunion transportiert worden war, auf ihre Eignung zur Bestandsergänzung geprüft. Nicht Benötigtes und Dubletten wurden durch die 1953 in den Räumen der Gothaer Landesbibliothek auf Schloß Friedenstein eingerichtete Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZWA) aufgefangen. Sie hatte die Aufgabe, herrenlos gewordenes historisches Buchgut an neue Standorte zu vermitteln. Im Jahre 1959, drei Jahre nach der Rückgabe des größten Teils der Gothaer Bibliotheksbestände, siedelte die Zentralstelle nach Berlin über und wurde der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin (DSB) als Abteilung eingegliedert.

Die mit der Verwaltungsreform von 1952 an die Stelle der Länder getretene Bezirkseinteilung veränderte die städtische und ländliche Netzstruktur der Volksbüchereien, die zu Staatlichen Allgemeinbildenden Bibliotheken (StAB) profiliert wurden. Das führte zur Liquidation der Landesbibliotheken in Altenburg, Eisenach, Rudolstadt und Sondershausen. Die Landesbibliothek Weimar blieb auf Grund ihrer überregionalen Bedeutung davon ausgenommen. Die Gothaer Zentralstelle übernahm auch die Aufbereitung dieser Bibliotheksbestände.

Im Jahre 1955 wurde an der Universitätsbibliothek Jena mit dem Thüringer Zentralkatalog (TZK) begonnen. In den Folgejahren erfaßte er neben den Beständen der Instituts- und Klinikbibliotheken der Jenaer Universität die Neuerwerbungen aus über 100 weiteren Bibliotheken Thüringens. In wenigen Fällen wurden auch ältere Titel aufgenommen.

Die Veränderungen im Schul- und Bildungswesen wirkten sich besonders auf die Gymnasialbibliotheken aus. Stadtverwaltungen und Landkreise trennten sich damals bereitwillig von ihnen überflüssig erscheinender Literatur mit dem vordergründigen Argument, daß die Bibliotheksräume als Klassenzimmer benötigt würden. Nach inhaltlichen Profilierungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in den zwanziger Jahren war dieser Bibliothekstyp ein drittes Mal von Bestandsreduktionen betroffen.

Neue Bibliotheken entstanden seit den fünfziger Jahren im Museumsbereich, an den Hochschulen und für wissenschaftliche Spezialdisziplinen. Den Stand dokumentierte der Thüringer Bibliothekenführer von 1963, der 504 Bibliotheken verzeichnete.[[55]] Die Typisierung erfolgte nach (1) Wissenschaftlichen Allgemeinbibliotheken,[[56]] (2) Wissenschaftlichen Fachbibliotheken,[[57]] (3) Allgemeinen öffentlichen Bibliotheken, einschließlich Kinderbibliotheken,[[58]] (4) Betriebsbibliotheken (Technisch-wissenschaftliche Bibliotheken,[[59]] Gewerkschaftsbibliotheken[[60]]), (5) Hoch- und Fachschulbibliotheken,[[61]] (6) Medizinischen Bibliotheken[[62]] und (7) Spezialbibliotheken.[[63]]

Auf der Grundlage der Verordnung über die Aufgaben des Bibliothekssystems bei der Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik vom 31. Mai 1968 (BVO)[[64]] wurden die Stadt- und Bezirksbibliotheken in den drei Bezirksstädten zu Wissenschaftlichen Allgemeinbibliotheken der Bezirke (WAB(B) entwickelt: WAB(B) Erfurt (1968), WAB(B) Suhl (1975) und WAB(B) Gera (1976).[[65]] Als Regionalbibliotheken sollten sie die früheren Landesbibliotheken ersetzen. Jetzt erhielten die beiden letzten Landesbibliotheken andere Funktionen: Die Landesbibliothek Weimar[[66]] wurde 1969 mit der Zentralbibliothek der deutschen Klassik[[67]] der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar fusioniert, die ihr Namen, Funktion und entsprechendes Profil gab. Die Landesbibliothek Gotha wurde 1969 zur Forschungsbibliothek mit dem Status einer buchgeschichtlichen Spezialsammlung erklärt.[[68]] Mit der Anweisung 22/1969 des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR über die Stellung, Aufgaben und Arbeitsweise des Bibliothekswesens und der wissenschaftlichen Information an den Hochschulen[[69]] vom 15. August 1969 wurden die Universitäts- und Hochschulbibliotheken zu einschichtigen Bibliothekssystemen ihrer Trägerinstitutionen. Sie waren mit den vorhandenen Instituts- und Seminarbibliotheken zusammenzuführen.

Im Zusammenhang mit der zunehmenden Betonung DDR-nationaler Tendenzen begannen die Staatlichen Allgemeinbibliotheken Anfang der siebziger Jahre, etwa zu dem Zeitpunkt, als die älteren Buchbestände der aufgelösten Bibliotheken unwiederbringlich verloren waren, mit dem Aufbau territorialkundlicher Spezialbestände. Im Rahmen der Auseinandersetzungen um das nationale Kulturerbe in der DDR wurde auch dem historischen Buch wieder Aufmerksamkeit geschenkt. Eine erste Bilanz über die historischen Buchbestände in öffentlichen Bibliotheken erschien 1987.[[70]] Im Jahre 1989 existierte in den drei thüringischen Bezirken ein flächendeckendes, miteinander kooperierendes Netz staatlicher allgemeinbildender Bibliotheken (StAB), Gewerkschaftsbibliotheken und wissenschaftlicher Bibliotheken, das von Bibliotheken weiterer Typen ergänzt wurde.

Ein neuer Abschnitt in der thüringischen Bibliotheksgeschichte begann mit der Wiederbegründung des Landes Thüringen 1990/91. Dieser war wiederum durch Umbenennungen, Neugründungen (z. B. Behördenbibliotheken in den Ministerien), Schließungen (z. B. nebenamtlich geführte ™ffentliche Bibliotheken), Auflösungen (z. B. wissenschaftliche Betriebsbibliotheken, alle Gewerkschaftsbibliotheken) und konzeptionelle Neuorientierungen gekennzeichnet, die u. a. durch Veränderungen in der Unterhaltsträgerschaft verursacht wurden. Die Kommunalisierung der ™ffentlichen Bibliotheken kam für diesen Bibliotheksbereich einem Neubeginn gleich.[[71]]

Auch für die wissenschaftlichen Bibliotheken ergaben sich schrittweise Veränderungen. Gemäß Paragraph 91 des am 24. Juni 1992 vom Thüringer Landtag beschlossenen Thüringer Hochschulgesetzes[[72]] wurde der Universitätsbibliothek Jena die Funktion der wissenschaftlichen Landesbibliothek übertragen. Sie heißt seitdem Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Die 1953 gegründete Hochschule für Elektrotechnik Ilmenau wurde zur Technischen Universität erhoben, die bisherige Hochschulbibliothek wurde zur Universitätsbibliothek. Aus ehemaligen technischen Bildungsanstalten an drei Standorten wurden Fachhochschulen in Erfurt[[73]], Jena[[74]] und Schmalkalden[[75]] gebildet, die Gründung einer vierten (in Nordhausen) erfolgte 1998. Damit tauchte ein neuer Bibliothekstyp, die Fachhochschulbibliothek, in der Thüringer Bibliothekslandschaft auf. Aufgelöst wurde die 1954 gegründete Medizinische Akademie Erfurt, ihr Klinikum verselbständigte sich, und die Zentralbibliothek mit ihren Zweigstellen kam als Zweigbibliothek an die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Am 1. Januar 1994 wurde die 1816 geschlossene Universität Erfurt[[76]] wiederbegründet.[[77]] Der Aufbau der Universitätsbibliothek ist im Gange.[[78]] Die Pädagogische Hochschule Erfurt-Mühlhausen (gegr. 1954) gab ihre Mühlhäuser Abteilung auf.[[79]] Die Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar wurde in Bauhaus-Universität Weimar umbenannt. Ihre 1947 gegründete Hochschulbibliothek wurde zur Universitätsbibliothek.

Die (seit 1991) Forschungs- und Landesbibliothek Gotha beging 1997 ihr 350jähriges Bestehen.[[80]] Am Tag der Feier des 300jährigen Bibliotheksjubiläums, am 18. September 1991, änderte die Bibliothek der deutschen Klassik Weimar, die Teil der Stiftung Weimarer Klassik ist, ihren Namen in Herzogin Anna Amalia Bibliothek.[[81]]

Der Freistaat Thüringen beteiligt sich am Gemeinsamen Bibliotheksverbund der Bundesländer Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (GBV). Die Einbeziehung der thüringischen Bibliotheken hat mit den Universitäts- und Hochschulbibliotheken und den beiden Forschungsbibliotheken begonnen und wird stufenweise fortgesetzt. Typologie der thüringischen Bibliotheken Die drei größten thüringischen Bibliotheken mit umfangreichen historischen Buchbeständen sind in der Rangfolge ihres Gesamtbestandes:[[82]] Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena,[[83]] die 1997 über 3,2 Millionen Bände zählte; die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar[[84]] mit über 900.000 Bänden (1996) und die Forschungs- und Landesbibliothek Gotha[[85]] mit rund 550.000 Bänden. Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt[[86]] konnte zwischen 1925 (Stadtbücherei 124.000 Bände, Volksbücherei und Lesehalle 19.842 Bände) und 1996 (633.026 Medieneinheiten) vor allem im Bereich Hauptbibliothek/Zweigbibliotheken[[87]] ihren Bestand verfünffachen, während die Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen[[88]] relativ konstant blieb. Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt zählt etwa 83.000 Bände.[[89]]

Universitäts-, Hoch- und Fachhochschulbibliotheken

Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena besteht aus der Zentralbibliothek und 41 Zweigbibliotheken, von denen 12 über größere historische Buchbestände verfügen. Die meisten von ihnen entstanden bereits im 19. Jahrhundert, sie gingen in der Regel aus Seminarbibliotheken hervor und entwickelten sich zu leistungsfähigen Spezialbibliotheken. Die der Universitätsbibliothek zugewachsene Landesbibliotheksfunktion schließt die Sammlung von Archiv- und Pflichtexemplaren, die Erarbeitung und Veröffentlichung der landeskundlichen Thüringen-Bibliographie und die Leitfunktion im regionalen und überregionalen Leihverkehr ein. Sie ist das größte wissenschaftliche Bestandszentrum in der thüringischen Bibliothekslandschaft.

In der Bibliothek der Bauhaus-Universität sind auch die Büchersammlungen der Vorläufer-Institutionen (ab 1860) enthalten. Die Bibliothek der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt (gegr. 1872) besitzt wertvolles historisches Notenmaterial. Die Erfurter Fachhochschulbibliothek ist durch ihre Zweigbibliothek Gartenbau vertreten, die Jenaer Fachhochschulbibliothek besitzt Bestände aus der ehemaligen Werksbibliothek von Carl Zeiss Jena. Die Akademische Bibliothek des Philosophisch-Theologischen Studiums in Erfurt entstand 1952 mit der Ausbildungsstätte. Das 1922 eingerichtete Eisenacher Predigerseminar verfügt über eine umfangreiche theologische Fachbibliothek.

1.1.1. Forschungsbibliotheken

Die beiden in Thüringen existierenden Forschungsbibliotheken gingen aus residenzstädtischen fürstlichen Bibliotheken hervor, die zeitweilig den Status von Landesbibliotheken hatten. Die Forschungs- und Landesbibliothek Gotha verfügt über wertvolle Buch- und Handschriftenbestände. Als Forschungsstelle für europäische Literatur- und Kulturgeschichte (Schwerpunkt Deutsche Literatur, 1750 bis 1850) stellt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ihre Bestände zur Verfügung.

Zu den Forschungsbibliotheken ist auch die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt zu rechnen. Ihre Bestände stammen aus der ehemaligen Rudolstädter Landesbibliothek, die 1993 wieder aus der Stadt- und Kreisbibliothek Rudolstadt herausgelöst und verselbständigt wurden. Als wissenschaftliche Stadtbibliothek hat sie überregionale Bedeutung. Einen ähnlichen Charakter hat die Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt.

1.1.2. Öffentliche Bibliotheken

Die heute im Besitz ™ffentlicher Bibliotheken wie z. B. der Stadt- (Kreis- und Regional-)Bibliotheken in Altenburg, Eisenach, Erfurt, Gera, Greiz, Hildburghausen, Meiningen, Sonneberg und Suhl befindlichen lokalgeschichtlichen und landeskundlichen Bestände sind neueren Datums. Sie wurden in der Regel antiquarisch oder als Geschenk erworben.

1.1.3. Klosterbibliotheken

Über Existenzdauer und Zusammensetzung der thüringischen Klosterbibliotheken ist wenig be- kannt.[[90]] Was auf uns gekommen ist, war vielen Zufälligkeiten ausgesetzt, es ist nur noch ein Widerschein der mittelalterlichen Buchkultur. Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt überliefert z. B. Bücher aus Erfurter Klosterbesitz wie dem Peterskloster, Schottenkloster, Augustinerkloster,[[91]] Kartäuserkloster und dem Severistift. Auf die Wirksamkeit der Kartäusermönche als Schriftsteller und Kopisten hat z. B. der Rudolstädter Hofrat Ludwig Friedrich Hesse 1858 im Serapeum hingewiesen.[[92]] Infolge der Säkularisation wurden Bücher aus Erfurter Klöstern weltweit verstreut, in Thüringen besitzen z. B. die Weimarer Bibliothek und die Universitätsbibliothek Jena Bände aus Erfurter Klöstern.

Die durch die gelehrten Neigungen des Abtes Johannes Pilearius (Huter; vor 1485 - nach 1525) vermehrte Klosterbibliothek Himmelgarten (Nordhausen) ist seit 1552 Eigentum der Nordhäuser Kirche St. Blasii. Bücher aus der Bibliothek des 1450 gegründeten Römhilder Chorherrenstifts bewahrt die dortige Kirchenbibliothek auf, sie gehört mit ihrer über fünfhundertjährigen Tradition zu den ältesten in Thüringen.[[93]] Der Grundstock der Mitte des 16. Jahrhunderts gebildeten Sondershäuser Kirchenbibliothek bestand aus Büchern, die wahrscheinlich aus dem Jechaburger Stift stammten.[[94]] Einzelne Stücke aus den Eichsfelder Klöstern Gerode, Hadmersleben, Reifenstein, Teistungenburg und Worbis befinden sich im Bistumsarchiv Erfurt.[[95]] Aus dem Meininger Franziskanerkloster sind Bände in der Schleusinger Gymnasialbibliothek vorhanden, sie besitzt außerdem Bücher aus dem erst 1502 gegründeten Schleusinger Franziskanerkloster und wahrscheinlich auch aus Kloster Veßra.[[96]] Als das Stadtilmer Kloster 1492 abbrannte, konnten einige Bände gerettet werden, die heute den Kern der dortigen Kirchenbibliothek bilden. Die Saalfelder Inkunabelüberlieferung stellt für Thüringen insofern etwas Besonderes dar, als Bücher aus dem kurz nach 1250 gegründeten Franziskanerkloster bis heute in dem gleichen Gebäude - seit 1904 als Museum genutzt - aufbewahrt werden.

Traditionslinien bis in die Gegenwart ergeben sich z. B. auch in Weida (Kuno-Walther-Bibliothek). Im Jahre 1480 besaß die Bibliothek des Franziskanerklosters 17 Bände, 1525 waren es 106. Restbestände aus dem Mühlhäuser Franziskanerkloster übernahm Mitte des 16. Jahrhunderts die dortige Ratsbibliothek. Die in der Pößnecker Kirchenbibliothek überlieferten, vermutlich noch aus dem dortigen Karmeliterkloster stammenden Inkunabeln befinden sich seit 1996 in der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha. Die Bibliothek im Redemptoristenkloster Heiligenstadt (gegr. 1920) ist heute die einzige ihrer Art im thüringischen Raum.

1.1.4. Kirchenbibliotheken

Unter dem Begriff der Kirchenbibliothek vereinigen sich Bibliotheken mit Bezeichnungen wie Pfarr-, Parochial-, Kirchgemeinde-, Superintendentur-, Ephoral- oder Propsteibibliothek. Unter den Einträgen befinden sich zwei katholische und 38 evangelische Kirchenbibliotheken.

Die 1583 durch ein Legat des Obristen Leo Packmor veranlaßte Arnstädter Kirchenbibliothek[[97]] gehört in Thüringen zu den bedeutendsten ihrer Art. Die Bibliothek in der Weimarer Stadtkirche verdankte 1613 ihre Entstehung einer Stiftung des Superintendenten Antonius Probus (1539-1613), Graf Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt (1581-1646) veranlaßte 1636 die Übergabe von 650 Bänden zur Bibliothek der neuerbauten Rudolstädter Stadtkirche. 1642 wurde mit dem Aufbau einer Kirchenbibliothek in Apfelstädt bei Gotha begonnen, 1653 begründete der Archidiakon Caspar Thomas Müller (1602-1653) die Meininger Sakristei-Bibliothek. Die Schleizer Kirchenbibliothek wurde 1701 durch die Stiftung des Superintendenten Johann Gabriel Hartung (1641-1701) beträchtlich erweitert. Besondere Erwähnung verdient die Stedtfelder Bibliothek (gegr. 1764). Die Bibliothek der Herzoglichen Hofkirche Gotha wurde 1902 von der Herzoglichen Bibliothek, in deren unmittelbarer Nachbarschaft sie bestand, übernommen. Erst 1977 erhielt die Museumsbibliothek Meiningen den Bestand der Fürstlichen Hof- bzw. Schloßkirchenbibliothek. Die heutige Erfurter Dombibliothek entstand erst 1816, enthält jedoch Überreste aus zahlreichen Thüringer Klöstern.

Schulbibliotheken

Dieser Bibliothekstyp hat in Thüringen ein wechselhaftes Schicksal erfahren. Eine ungebrochene Traditionslinie von der Kloster- zur Schulbibliothek weist Saalfeld auf. Die neue Stadtschule wurde vermutlich 1527 begründet, 1534 bezog sie das Franziskanerkloster, in dem die letzten Mönche nach der Reformation noch wohnten. Den Grundstock der Schulbibliothek bildeten Bücher aus der ehemaligen Klosterbibliothek, durch die Stiftung des Bürgermeisters Jacob Keltz (ag1556) konnte sie bis ins 19. Jahrhundert hinein laufend ergänzt werden. Sie befindet sich heute im Heimatmuseum Saalfeld.

Die Anfänge der Bibliothek des Fürstlichen Gymnasiums Arnstadt (gegr. 1539) lassen sich bis ins späte 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Die ältere Arnstädter Gymnasialbibliothek, die seit 1630 angewachsen war, ging 1913 in der neu entstandenen Fürstlichen Landesbibliothek Sondershausen auf, doch finden sich Restbestände in der Arnstädter Museumsbibliothek. In Roßleben eröffnete Heinrich von Witzleben, der erste thüringische Ritter, der evangelisch wurde, 1554 eine Klosterschule, die nach dem Vorbild der 1543 gegründeten Fürstenschule Sankt Afra in Meißen eingerichtet war. Teile der Ende des 18. Jhs entstandenen Gymnasialbibliothek sind heute wieder zugänglich. In Schleusingen entstand mit dem Gymnasium 1577 auch eine Bibliothek, die später als wissenschaftliche öffentliche (Stadt-)Bibliothek zur Benutzung offen stand. Sie befindet sich heute in der Obhut des Naturhistorischen Museums Schloß Bertholdsburg. Die Bibliothek am Karl-Friedrichs-Gymnasium in Eisenach verdankte 1586 ihre Entstehung dem Rektor Valentin Weinreich (1553-1622), Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie Bestandteil der neu gebildeten Carl-Alexander-Bibliothek Eisenach, einzelne Bände überliefert die Eisenacher Stadtbibliothek.

Zu den Gründungen im 17. Jahrhundert gehören die Gymnasialbibliotheken in Gera (1608, nach dem Brand von 1780 neu begründet; aufgegangen in der Bibliothek des Greizer Kupferstichkabinetts), Gotha (um 1616; 1945 der Landesbibliothek Gotha zugewiesen), Schleiz (1656; zum Teil in der Kirchenbibliothek überliefert), Rudolstadt (1664; nach 1970 größtenteils auf die Rudolstädter Bibliotheken verteilt) und Eisenberg (1688; die 1872 entstandene Eisenberger Schüler(lese)bibliothek diente zugleich als öffentliche Bibliothek für die Stadtbewohner).

Im Jahre 1759 wurde der Magister Johann Friedrich Manniske (1720-1799) an die Fürstliche Landschule Frankenhausen (Schwarzburg-Rudolstadt) berufen. Die durch ihn begründete Schulbibliothek wandelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zur Ratsbibliothek oder vielmehr Stadtbibliothek (Depositum im Kreisheimatmuseum Frankenhausen).[[98]] Eine umfangreiche Schulbibliothek entstand auch an der Schnepfenthaler Erziehungsanstalt, die der aus Sömmerda stammende Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann 1784 ins Leben rief und die am Ort überliefert ist. Das 1712 entstandene Wilhelm-Ernst-Gymnasium Weimar erhielt erst um 1800 die lang entbehrte Schulbibliothek (Teilbestände gelangten um 1950 ins Stadtarchiv Weimar). Die Fröbelsche Schulgründung in Keilhau bei Rudolstadt (1817) hatte die Herausbildung einer Schulbibliothek im Gefolge, die heute durch Schularchiv und Schulmuseum ergänzt wird.[[99]]

Eine Sonderstellung nahm die im Zuge der Gegenreformation gebildete Bibliothek des Heiligenstädter Jesuitenkollegs ein, das von 1574 bis 1773 bestand. Aus ihr ging die Bibliothek des katholischen Gymnasiums in Heiligenstadt hervor, die den Lehrern und dem gebildeten Publikum zur Verfügung stand. Von der älteren Gymnasialbibliothek gelangte 1907 der größte Teil an die Königliche Bibliothek in Berlin, es finden sich aber auch Bände in der Erfurter Dombibliothek und in anderen thüringischen Bibliotheken. Schon 1820 besaß das Heiligenstädter Gymnasium eine Schülerbibliothek. Das Erfurter Jesuitenkolleg wurde erst 1619 eingerichtet; nach seiner Aufhebung wurde 1774 das Gymnasium Emmericianum gegründet, das bis 1822 bzw. 1834 existierte. Bücher aus diesem Kolleg sind in der Pfarrbibliothek der Propstei Heiligenstadt, im Bistumsarchiv Erfurt, in der heutigen Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt und in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz überliefert.

Behördenbibliotheken

Behördenbibliotheken, deren Bestehen besonders eng mit Strukturveränderungen in der Verwaltung verbunden war, werden bestandsgeschichtlich weniger reflektiert. Aus der Eisenacher Ministerialbibliothek (gegr. 1596), die als Regierungsbibliothek fortgeführt und seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr ergänzt wurde, kamen 1887 die nicht juristischen Werke in die Carl-Alexander-Bibliothek. Die Kurfürstlich Mainzische Regierungsbibliothek in Erfurt wurde 1709 der späteren Stadtbibliothek überwiesen und 1723 in den Bestand aufgenommen. 1924 erhielt die damalige Landesbibliothek Gotha mehrere gothaische Behördenbibliotheken. Die Herzoglich Sachsen-Meiningische Ministerialbibliothek (um 1680 entstanden) befindet sich größtenteils im Staatsarchiv Meiningen, vereinzelt tauchen auch Exemplare in anderen Bibliotheken auf. Nach 1929 wurde die Bibliothek des Thüringischen Statistischen Landesamts vom Staatsarchiv Weimar übernommen. Die Fürstlich Schwarzburgische Kammer-Bibliothek zu Rudolstadt ging in der damaligen Landesbibliothek Rudolstadt auf. Ein Sonderfall ist die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums in Erfurt, die, 1648 förmlich begründet, noch heute besteht.[[100]] Bis 1691, dem Zeitpunkt der Wiederbelebung der Universitätsbibliothek, war sie die einzige öffentliche Bibliothek der Stadt.

Die Bibliothek des Gemeinschaftlichen Thüringischen Oberlandesgerichts in Jena gründete sich auf der Bibliothek des früheren Hofgerichts (1566-1816), die in der Bibliothek des Oberappellationsgerichts (1817-1879) ihre Fortsetzung fand. Mit der Bildung des Freistaates Thüringen wurde auch das Oberlandesgericht in Jena wieder eingerichtet. Im Herbst 1998 kommt die Bibliothek aus Potsdam, wohin die 70.000 Bände zwischen Oktober 1952 und April 1953 von Erfurt aus an die spätere Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam-Babelsberg gebracht worden waren, wieder an ihren angestammten Platz zurück.

Archivbibliotheken

Die Anfänge der Archive[[101]] gehen in Thüringen bis in das 14. und 15. Jahrhundert zurück. Zusammen mit der Behördenorganisation im städtischen und im staatlichen Bereich bildeten sie sich allmählich heraus, ein festes Gründungsdatum ist oft schwer zu bestimmen. Das dichte Netz von Archivstandorten in Thüringen vor 1920 war der geschichtlich gewachsenen Struktur des thüringischen Raumes angepaßt.[[102]] Nach der Zusammenführung der selbständigen thüringischen Einzelstaaten zum Freistaat Thüringen (1920) entstanden Staatsarchive in den ehemaligen Residenzstädten Altenburg, Arnstadt (bis 1929), Gotha, Greiz, Meiningen, Rudolstadt, Sondershausen (bis 1952) und Weimar, deren Dienstbibliotheken in den nachfolgenden Jahrzehnten durch aktuelle Zugänge und durch die Übernahme von Bibliotheksbeständen unterschiedlichster Provenienzen ausgebaut wurden.

Das Erfurter Bistumsarchiv (belegt 1117/1312) verfügt über eine historische Überlieferung von fast 1000 Jahren. Unter den traditionsreichen städtischen Archiven ist das im 14. Jahrhundert begründete Stadtarchiv Mühlhausen mit seiner wertvollen Ratsbibliothek hervorzuheben. Reste ehemaliger Ratsbibliotheken befinden sich in den Stadtarchiven Nordhausen, Sömmerda, Weimar, Eisenberg und Gera. Buchbestände besitzen das Archiv der Evangelischen Brüdergemeine Ebersdorf (gegr. 1749), das Landeskirchenarchiv Eisenach (gegr. 1922), das Pfarrhausarchiv Eisenach (gegr. 1925) und das Regionalkirchenarchiv Ostthüringen in Gera (gegr. 1938). Das Archiv der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und das Historische Archiv Weißensee entstanden erst 1995. Insgesamt sind 21 Archive mit Einträgen vertreten.

Museumsbibliotheken

Die Wurzeln für die heutige Museumslandschaft[[103]] Thüringens sind in der Gothaer Kunst- und Wunderkammer Herzog Ernst des Frommen zu sehen. Im Zeitalter der Aufklärung wurden in den thüringischen Residenzstädten die ersten fürstlichen Sammlungen der ™ffentlichkeit zugänglich gemacht, z. B. die Meininger Kunstsammlungen in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts.

An die Stelle privater Sammler traten im 19. Jahrhundert Geschichts-, Naturkunde- und Kunstvereine, die Sammel- und Bildungsaufgaben übernahmen. Seit Mitte des 19. Jhs gestaltete sich das Museumswesen vielseitiger. Die Museen bauten eigene Fachbibliotheken auf, sie übernahmen im 20. Jahrhundert aber auch geschlossene Büchersammlungen oder Einzelbände aus unterschiedlichen Provenienzen.

Vor allem Bibliotheken von Geschichts- und Altertumsvereinen, Naturforschenden Vereinigungen und Gewerbevereinen gingen in ihre Bestände ein. Als Beispiele seien angeführt die Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes (Naturkundliches Museum Mauritianum Altenburg),[[104]] der Altenburger Kunstverein (Lindenau-Museum Altenburg), der Erfurter Entomologische Verein (Naturkundemuseum Erfurt), der Geraer Naturwissenschaftliche Verein (Museum für Naturkunde Gera) und der Hennebergische Geschichtsverein (Naturhistorisches Museum Schleusingen).

Mit ihrem konkreten Orts- und Sachbezug brachten die Museen einen neuen Blickwinkel in die Sammeltätigkeit von Bibliotheken. Sie machten es sich zur Aufgabe, auch die Leistungen unbedeutenderer, aber lokalgeschichtlich interessanter Personen in dem dazugehörigen Umfeld vorzuführen. Berühmte Musiker, Dichter und Naturforscher erhielten eigene Gedächtnisausstellungen. An historischer Stätte werden beispielsweise Bach und die Bach-Familie (Eisenach), Rudolf Baumbach (Meiningen), Vater und Sohn Brehm (Renthendorf), Ernst Haeckel (Jena), Otto Ludwig (Eisfeld), Fritz Reuter (Eisenach) und Theodor Storm (Heiligenstadt) gewürdigt. Goethes Bibliothek (5424 Titel, fast 7000 Bände) ist in seinem ehemaligen Wohnhaus am Frauenplan in Weimar überliefert, das seit 1886 besichtigt werden kann.[[105]] Im Jahre 1895 kam die Wagner-Sammlung des österreichischen Industriellen Nikolaus Oesterlein (1841-1898) durch die Vermittlung von Joseph Kürschner nach Eisenach. Von Interesse sind auch die Bibliotheksbestände der Naturkundemuseen in Altenburg, Erfurt, Gera und Gotha. Für die Museen entstand vor allem nach 1945 in der Pflege der ihnen zugewachsenen Bibliothekssubstanzen ein neues Aufgabengebiet.

Spezialbibliotheken

An der Jenaer Universität entstanden neben der Universitätsbibliothek gegen Mitte des 19. Jahrhunderts Seminarbibliotheken für einzelne Fächer (z. B. Theologie, Staatswissenschaft, Pädagogik), deren Bestände später in die Universitätsbibliothek integriert wurden. Die im 20. Jahrhundert entstehenden Institutsbibliotheken wandelten sich zu Zweigbibliotheken im universitären Bibliothekssystem.

Die Bibliothek der Thüringer Botanischen Gesellschaft (gegr. 1882) ist mit dem Herbarium Haussknecht Jena (Zweigbibliothek der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek) verbunden. Die Bibliotheken der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft (gegr. 1864) und der Goethe-Gesellschaft (gegr. 1885) sind mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar assoziiert.

Die frühe Verlagsproduktion von Johann Georg Justus Perthes (1749-1816) ist im Gothaer Verlagsarchiv vorhanden, die über hundertjährige Redaktionsarbeit am Gotha und an Petermanns geographischen Mitteilungen fand in der Verlagsbibliothek und der getrennt geführten Kartensammlung ihren Niederschlag.

Relativ vollständige Sammlungen der Zeitschriften von Geschichtsvereinen befinden sich u. a. in Hohenleuben (Museum), Jena (Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek), Meiningen (Staatsarchiv), Mühlhausen (Stadtarchiv) und Schleusingen (Museum). Die Bibliothek der 1838 gegründeten Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg wird als Depositum im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg verwaltet. Hinzuweisen ist noch auf die weit verbreiteten Bibliotheken der Gewerbevereine; Sammlungsbestände befinden sich im Stadtmuseum Gera, in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt und in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Fachbibliotheken, von denen viele privaten Sammlern verpflichtet waren, entstanden u. a. an den Sternwarten in Jena, Gotha und Sonneberg, zu den Kunstsammlungen Lindenaus in Altenburg, an der Weimarer Musikhochschule, der früheren Jenaer Lehranstalt für Landwirte, im Herbarium Haussknecht (Weimar, später Jena), im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar und in den Nervenheilanstalten in Stadtroda und Hildburghausen. Synopse Typisch für die politisch zersplitterte, akribisch verwaltete, aber im Innern grenzüberschreitend ungewöhnlich schöpferische Kulturlandschaft Thüringen sind Büchersammlungen, deren Bestandsgröße zwischen 5000 und 20.000 Bänden liegt. Diese kleineren, den Bedürfnissen angepaßten Einheiten liegen merkwürdigerweise geographisch eng beieinander. Für den Benutzer ergibt sich im Zusammenspiel der Bibliotheken aller Bereiche ein beachtliches Feld an Möglichkeiten. Gerade die Geschichte kleinerer Büchersammlungen an weniger bekannten Orten führt zu der Erkenntnis, daß nur das wechselvolle Spannungsverhältnis zwischen dem Autor, der ein Thema gestaltete, dem Hersteller, der dem Werk die äußere Form gab, der Bibliothek, die das Produkt überlieferte, und dem Benutzer, der, motiviert durch Tätigkeit und Zeitumstände, irgendwann ein bestimmtes Buch benötigte, den Institutionen Dauer verlieh. Wurde dieser Prozeß unterbrochen, erlosch das Interesse an der Büchersammlung.

Der Hinweis, daß ein großer Teil der heute in Bibliotheksbesitz befindlichen Werke mit dem Erscheinungsjahr vor 1900 nicht zeitparallel in den Bestand gelangte, sondern erst im Nachhinein erworben wurde, ist besonders für die Bestände in den Museen zutreffend. Diese zeitliche Verschiebung zwischen Anschaffung zum Zeitpunkt des Erscheinens und späterer (antiquarischer) Erwerbung muß bei dem Vergleich älterer statistischer Angaben zu den Gesamtbeständen beachtet werden.

Die Multifunktionalität der Bibliotheken wird an Einzelbeispielen deutlich: so überliefert die Bibliothek im Haeckel-Haus (Jena) Teile von Haeckels Privatbibliothek und dient damit der Nachlaßpflege, gleichzeitig hat sie aber die Funktionen einer Zweigbibliothek der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena für einen bestimmten naturwissenschaftlichen und medizinhistorischen Bereich zu erfüllen und wird laufend ergänzt. Die Bibliothek im Museum Hohenleuben-Reichenfels, 1825 durch den Vogtländischen Altertumsforschenden Verein gegründet, ist seitdem sowohl Vereins- als auch Museumsbibliothek. Sie besteht neben dem Vereinsarchiv und den bis in die Gegenwart fortgeführten Sammlungen. Hinzu kommen Aufgaben im Sinne einer wissenschaftlichen Stadtbibliothek.

Die städtischen Bibliotheksnetze entwickelten sich, bedingt durch die Informationsbedürfnisse und das Bildungsstreben der Einwohner und in Abhängigkeit von den allgemeinen Vermögensverhältnissen und den obrigkeitlichen Vorstellungen, von Ort zu Ort unterschiedlich. An der Ausprägung des historischen Buchbestandes werden gesamtstädtische Bibliotheksentwicklungen vor allem in den ehemaligen Residenzstädten sichtbar. Die Bibliotheksstruktur der Residenzstadt Altenburg erscheint in der Rückschau zwar als ein abgestimmtes Ganzes, sie entwickelte sich jedoch im freien Spiel kultureller Kräfte.[[106]] Von überragender Bedeutung für die Entwicklung des Altenburger Bibliothekswesens Mitte des 19. Jahrhunderts war der Staatsmann, Kunstsammler und Bibliophile Bernhard von Lindenau (1779-1854). Er beeinflußte durch seine Stiftungen das städtische Kulturleben nachhaltig. Als Beispiel für ein kompliziertes städtisches Bibliotheksgeflecht kann Erfurt gelten, das Mühlhäuser[[107]] profilierte sich besonders im 19. Jahrhundert. Aufgrund ihres instrumentalen Charakters existieren zahlreiche Bibliotheken in einer Art Kulturverbund. Darunter sind Kombinationen zwischen Museum und Bibliothek (Sondershausen), Archiv und Bibliothek (Bad Langensalza), aber auch zwischen Museum, Archiv und Bibliothek (Schloß Burgk) zu verstehen. Kirchenbibliotheken sind z. B. größtenteils Bestandteil der örtlichen Kirchenarchive.

Die Kooperation zwischen Bibliotheken und die Idee der virtuellen Bibliothek wurden in Thüringen schon früh entwickelt. Der Gedanke, daß eine große Bibliothek nützlicher sei als viele kleine (so 1820 in Erfurt), bot sich geradezu an. Daß die Bibliotheken aber nicht tatsächlich zusammengeführt zu werden brauchten, sondern daß ihre virtuelle Vereinigung völlig ausreichen würde, erkannte schon Wilhelm Ernst Tentzel (1659-1707), der 1704 einen Zusammendruck der Kataloge aller sächsischen und thüringischen Kirchen- und Schulbibliotheken für wünschenswert hielt. In Anlehnung an Tentzel brachte der Eisenacher Rektor Christian Juncker 1709 den sächsisch-thüringischen Zentralkatalog als kompendiöses bibliographisches Nachschlagewerk erneut in Vorschlag.[[108]]

Der naheliegende Plan eines Gesamtkataloges für die Bibliotheken in Weimar und Jena wurde 1785 durch den Weimarer Bibliothekar Christian Friedrich Schnauß (1722-1797) auf Wunsch des Herzogs Carl August in einem Gutachten erörtert. 1817 begonnen, blieb das Unternehmen in den Anfängen stecken. In Erfurt stellte 1797 der Orientalist und Philosophie-Professor Johann Joachim Bellermann (1754-1842) unter der Devise Universalität statt Partikularität Überlegungen zu einem städtischen Gesamtkatalog an. Auch in Gotha verfolgte man ähnliche Ziele. Der von Eduard Jacobi (1796-1865) vorgeschlagene Bibliotheksverband bezweckte die Abstimmung thüringischer Bibliotheken untereinander. Mit der Konversion der Katalogdaten historischer Buchbestände in den großen Thüringer Bibliotheken, die auch die Literatur seiner Zeit erfaßt, schließt sich nach 300 Jahren der Bogen zu Tentzel.

Die Frage, welche Fächerstruktur das in den thüringischen Bibliotheken überlieferte Schrifttum aufweist, kann nur in großen Zügen beantwortet werden. Theologische, historische, juristische, philologische, philosophische und pädagogische Werke stehen im Vordergrund, medizinische und naturwissenschaftliche Fachliteratur ist weniger vorhanden. Letzteres gilt auch für die Fächer Wirtschaft und Technik sowie Kunst[[109]] und Musik. Belletristik ist als Streugut in vielen Bibliotheken vorhanden, größere Sammlungen befinden sich in Eisenach (Reuter-Wagner-Museum), Gotha (Forschungs- und Landesbibliothek), Meiningen (Baumbachhaus), Sondershausen (Schloßmuseum) und Weimar (Arnim-Bibliothek).

Der Anteil der lateinischen Sprache an den Beständen bewegt sich in der für das 16. bis 19. Jahrhundert bekannten rückläufigen Tendenz. Französischsprachige Literatur ist erwartungsgemäß in residenzstädtischen Bibliotheken (Gotha, Greiz, Rudolstadt, Weimar) höher vertreten, englischsprachige Literatur dagegen mehr in Spezialbereichen (Bibliothek der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft Weimar) und Gymnasialbibliotheken anzutreffen. Englisches Gedankengut wurde zumeist durch Übersetzungen vermittelt.

Bevorzugte Umschlageplätze für die originalsprachigen Literaturen waren im 16. und 17. Jahrhundert Antwerpen und Amsterdam, unter den ausländischen Druckorten kommen Paris und London, unter den deutschen Erscheinungsorten Frankfurt am Main, Leipzig, Wittenberg, Jena, Berlin, Nürnberg, Gotha, Weimar und Erfurt am häufigsten vor. Originalsprachige Literatur der östlichen Nachbarn ist nur punktuell nachweisbar (Russische Bibliothek der Großherzogin Maria Pawlowna, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar; Bibliotheca Hungarorum, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena).

Als definierte, und damit zur Anschaffung verpflichtende, oder aber bei der Erwerbung lediglich zu berücksichtigende Sammelgebiete erscheinen am häufigsten Städte, Regionen, Einzelpersonen und Personengruppen. Gesammelt wird die über einen Ort erschienene Literatur (einschließlich der mit ihm verbundenen Personen). Das betrifft z. B. Altenburg, Arnstadt, Bad Langensalza, Bad Frankenhausen, Eisenach (mit der Wartburg), Eisenberg, Eisfeld, Erfurt, Gera, Gotha, Greiz, Hildburghausen, Jena, Kahla (mit der Leuchtenburg), Keilhau, Meiningen, Mühlhausen, Ohrdruf, Rudolstadt, Saalfeld, Schmalkalden, Schmölln, Sömmerda, Sondershausen, Sonneberg, Suhl, Weida, Weimar und Weißensee (mit der Runneburg).

Zu den Regionen, denen Bibliotheken besondere Aufmerksamkeit schenken, gehören das Eichsfeld, die thüringische Rhön, das Fränkische Südthüringen, das Henneberger Land, das Kyffhäusergebiet, das Osterland, das Saaletal, der Orlagau, das Reußenland und das Vogtland. Nord-, Süd-, West- und Ostthüringen werden jeweils als Teilbereiche erfaßt, aber auch Thüringen in seiner Gesamtheit ist mehrfach als Sammelgebiet ausgewiesen. Bis auf Sachsen sind die angrenzenden Länder kein Gegenstand von Sammelkonzeptionen. Über die ehemaligen Länder Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Saal- feld, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen ist umfangreiche Literatur vorhanden, vor allem Kleinschrifttum.

Unter den Personen und Autoren, die anhaltendes Interesse beanspruchen, finden sich u. a. Caspar Aquila (Saalfeld), Ernst Wilhelm Arnoldi (Gotha), Vater und Sohn Brehm (Renthendorf), Elisabeth von Thüringen (Eisenach, Heiligenstadt), Friedrich Fröbel (Bad Blankenburg, Keilhau), Goethe (Weimar), Ernst Haeckel (Jena), Herder (Weimar), Franz Liszt (Weimar), Otto Ludwig (Eisfeld), Luther (Eisenach, Jena), Joseph Meyer (Hildburghausen), Friedrich Nietzsche (Weimar), Fritz Reuter (Eisenach), Christian Gotthilf Salzmann (Schnepfenthal), Shakespeare (Weimar), Schiller (Weimar), Theodor Storm (Heiligenstadt), Richard Wagner (Eisenach) und Wieland (Weimar). Außerdem sind Bestandsinseln zu einzelnen Personen in Bibliotheksbeständen nachweisbar, so z. B. für Hugo Grotius (Erfurt), Konrad Duden (Schloß Burgk), Christian Reichardt (Erfurt), Erasmus Reinhold (Saalfeld) und Johann Karl Wezel (Sondershausen). Einen Sammelschwerpunkt eigener Prägung stellt die Faust-Sammlung in Weimar dar.

Personengruppen wie die Bach-Familie (Eisenach), die Burschenschaften (Jena, Eisenach), die Freimaurer (Altenburg, Erfurt, Jena, Rudolstadt), die Herrnhuter Brüdergemeine und die Gesamtbrüderunität (Ebersdorf), der Löbichauer Musenhof (Posterstein, Weida), die Jenaer Studenten (Jena), Thüringer Musiker (Gotha, Weimar), Thüringer Pfarrer (Eisenach), die Reußen (Hohenleuben, Greiz, Schloß Burgk) und die Vögte (Weida) bilden ebenfalls Sammelgebiete.

Die Bibliotheken der Vergangenheit verfügten nur in Ausnahmefällen über einen festen Erwerbungsetat. Deshalb sicherten Stiftungen und Legate von oft beträchtlichem Umfang das Fortbestehen vor allem kleinerer thüringischer Bibliotheken. Aus dem 16. Jahrhundert sind Jacob Keltz (1555 Saalfeld), Leo Packmor (1583 Arnstadt) und Christoph Wiener (1589 Eisenach) als Stifter bekannt, aus dem 18. Jahrhundert Johann Gabriel Hartung (1701 Schleiz), Philipp Wilhelm von Boineburg (1716 Erfurt), Georg Leopold Hoyer (1759 Mühlhausen) und Rudolph Gottfried Theodor Apel (1792 Sömmerda), aus dem 19. Jahrhundert u. a. Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1828 Hildburghausen).

Wenn eine feste Summe zu Erwerbungszwecken nicht zur Verfügung stand, wurden auch Bußgelder (Arnstadt, 17. Jh), Kollektengelder (Frankenhausen, Stedtfeld, Nordhausen), Strafgelder (Deutsche Gesellschaft Jena, 18. Jh), Aufnahme- und Versetzungsgelder (Gymnasium Eisenberg, 19. Jh) zur Finanzierung von Ankäufen herangezogen. Erwerbungen, die den Bibliotheken keine Kosten verursachten, waren die bei Ordinationen oder bei Beförderungen zu stiftenden Exemplare (Gotha, 17. und 18. Jh), Belegexemplare (an Archive, aber auch an Gesellschaften), Rezensions- und Widmungsexemplare und schließlich Pflichtexemplare (Jena, Gotha, Weimar). Konnten für eine Bibliothek keine Erwerbungsquellen mehr erschlossen werden, erstarrte sie zum Denkmal.

Kontinuierlichen Zugängen stehen Bestandsreduktionen gegenüber. Die Plünderungen während der Bauernunruhen und die marodierenden Truppen im Dreißigjährigen Krieg machten auch vor Büchern nicht halt. Die Verluste bei Stadtbränden waren beträchtlich (1609 Römhild, 1686 Klosterschule Roßleben, 1689 Frankenhausen, 1753 Ohrdruf, 1780 Gera). Die 1946 durch die Sowjetunion requirierten und dort verbliebenen Bibliotheksbestände hinterließen Lücken, die bis heute nicht geschlossen werden konnten.

Die Bestandsgeschichten enthalten Beispiele für die Aussonderung unbrauchbar gewordener oder unerwünschter bzw. verbotener Bücher. Es blieb nicht dabei, wie es 1556 in Römhild geschah, die alten Klosterbücher in einem besonderen Gelaß von den Neuzugängen zu separieren. Petrejus in Mühlhausen trennte sich 1572 von unnützen Werken, d. h. von mittelalterlichen, dem scholastischen Denken verhafteten Handschriften. Bestandssichtungen und Aussonderungsaktionen begleiteten gesellschaftliche Umbruchsituationen, wie aus den dargestellten Vorgängen in den dreißiger Jahren und nach 1945 hervorgeht. In den Jahren 1990 und 1991 stimmten sich die thüringischen Bibliotheken, den veränderten Leserwünschen Rechnung tragend, mit dem nun zugänglichen neuartigen Buchhandelsangebot ab. Im Jahr 1990 sonderte allein die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Erfurt 128.783 Medieneinheiten aus.[[110]]

Bestandsprofilierungen hatten ebenfalls die Aussonderung veralteter oder konzeptionell nicht mehr tragfähiger Fachliteratur zur Folge (z. B. 1902 aus der Landwirtschaftlichen Bibliothek Jena; nach 1968 aus der ehemaligen Thüringischen Landesbibliothek Weimar). In den zwanziger Jahren trennten sich auf dem Wege von der wissenschaftlichen Bibliothek zur volkstümlichen Bücherei im Zuge einer Bestandsbereinigung Bibliotheken von älteren Schriften (1922/25 Sondershausen; 1952/53 schließlich Abgabe der Wissenschaftlichen Abteilung der Landesbücherei Sondershausen an die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände in Gotha). Unsachgemäße Lagerung und Diebstähle trugen ebenfalls zur Verringerung des älteren Buchgutes bei.

Einen wesentlichen Anteil hatten Bestandsumsetzungen von einer Bibliothek in die andere. 1593 forderte Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg aus der Römhilder Kirchenbibliothek juristische Bücher ab. 1832 wurden Erfurter Bestände in die Königliche Bibliothek Berlin umgesetzt, um 1920 wurden theologische Schriften aus der Meininger Gymnasialbibliothek in die dortige Kirchenbibliothek abgegeben. Ähnliche Vorgänge sind wiederholt in der thüringischen Bibliothekslandschaft zu beobachten. Endlich sind die seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlichen Dublettenverkäufe anzuführen, durch die sich die schlecht dotierten Bibliotheken Mittel zum Kauf neuer Bücher verschafften (Weimar, Gotha, Jena, Rudolstadt). Unter den Verkäufen wertvoller Einzelstücke nach Orten außerhalb des thüringischen Kulturraumes sind zwei Gutenberg-Bibeln zu erwähnen (Erfurt 1872, Sondershausen um 1930). 1988 wurden mehrere Hundert Schriften aus dem Altenburger Stadtarchiv gegen Devisen über den Antikhandel Pirna verkauft. Desinteresse und Unachtsamkeit führten z. B. bei Gymnasial- und Kirchenbibliotheken bis in die jüngste Zeit zu erheblichen Verlusten.

Zentralisierungsbestrebungen gingen häufig einher mit der Auflösung von Bibliotheken (1920 Gründung der Freien öffentlichen Bibliothek Gera) oder der Dezimierung von Bibliotheksbeständen. Die bei der Zusammenführung entstehenden Dubletten - überzeugendes Ergebnis für die Effektivität dieses Schrittes - wurden verkauft, getauscht oder abgegeben. Inwieweit Umlagerungen an andere Standorte substantielle Veränderungen an den Beständen zur Folge hatten, hing von den angewandten Verfahrensweisen ab (z. B. die Überlieferung Eichsfelder Bibliotheksbestände in Erfurt und Berlin).

Der Erhaltungszustand der beschriebenen Bibliotheken ist unterschiedlich. In den meisten Fällen sind es Gebrauchsbibliotheken, die schon vom äußeren Anblick her verraten, daß die Bücher viel benutzt und gelesen wurden. Durch unsachgemäße Unterbringung erlitten kleinere Sammlungen bis in die Gegenwart Schaden, etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzten Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen ein. Durch Kriegseinwirkungen wurden die historischen Bestände der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen, um die Beseitigung von Langzeitschäden ist man seit Jahren intensiv bemüht (Jenaer Papierspaltverfahren).

Vereinzelt haben thüringische Bibliotheken ihre Zimelien vorgestellt.[[111]] Zu den bemerkenswerten Stücken in thüringischen Bibliotheken gehört als bedeutendste Rechtsquelle des Mittelalters Eike von Repgows Sachsenspiegel, der in Ausgaben des 15. und 16. Jhs vorhanden ist. Auch die Schedelsche Weltchronik (Nürnberg 1493) ist mehrfach überliefert. Bände mit eigenhändigen Bemerkungen Luthers besitzen z. B. die Bibliotheken in Erfurt, Jena, Rudolstadt und Saalfeld. Unter den Bibeln befinden sich so markante Stücke wie die Flutbibel in Weida (Lüneburg 1634-1635) und die Kroatenbibel in Römhild (Wittenberg 1603). Die Wittenberger Biblia Germanico-Latina ist, von dem Dresdener Hofbuchbinder Jakob Krause gebunden, in Stedtfeld (Ausgabe 1565)[[112]] und Arnstadt (Ausgabe 1574)[[113]] vorhanden. Sebastian Münsters in Ausgaben des 16. und 17. Jahrhunderts vorliegende Cosmographia und Heinrich Büntings Itinerarium sacrae scripturae sind weit verbreitet. Sie werden ergänzt durch Kartenwerke von Ortelius, Mercator und Blaeu. Merians Theatrum Europaeum ist z. B. in Greiz, Roßleben und Rudolstadt vorhanden, von Johann Hieronymus Kniephofs Botanica in originali (Erfurt 1734) besitzt u. a. das Erfurter Naturkundemuseum ein Exemplar. Zedlers Universallexikon ist häufiger anzutreffen (u. a. im Staatsarchiv Greiz).

Unter den Kunstbänden sind William Hamiltons und Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins Collection of engravings from ancient vases (Neapel 1791-1795) und die Denkmäler aus Aegypten und Aetiopien (Berlin 1849-1856) von Richard Lepsius aus dem Lindenau-Museum Altenburg sowie John Chamberlaines Imitations of original drawings by Hans Holbein (London 1792-1800) in der Universitätsbibliothek Weimar bemerkenswerte Exemplare. George Brookshaws Pomona Britannica (London 1812) gehört zu den hervorragenden Stücken des Greizer Bücher- und Kupferstichkabinetts. Mit der Sophien-Ausgabe von Goethes Werken (Weimar 1887-1912), einem Geschenk des Großherzogs Carl Alexander, begann die Eigenentwicklung der Bibliothek des Weimarer Staatsarchivs.

Jede der thüringischen Bibliotheken ging in der Bestandserschließung eigene Wege. Sowohl Listen- als auch Band- und Zettelkataloge sind als konventionelle Katalogformen in Gebrauch. Seit den neunziger Jahren tritt an ihre Stelle zunehmend die elektronische Datenbank (OPAC). Im Gemeinsamen Bibliotheksverbund ist mit Hilfe einer sinnvollen Integration von lokalem Bibliothekssystem und zentraler Verbunddatenbank der überlokale Zugriff auf die Bestände anderer Bibliotheken gegeben. In Vorbereitung sind Mikrofiche-Ausgaben älterer Verzeichnisse (z. B. der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha). Bestände Thüringer Bibliotheken wurden auch in andere Zentralkataloge aufgenommen.[[114]]

Erste Bestandsübersichten, sieht man von den Katalogen der Klosterbibliotheken ab, sind aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Ein erster Katalog für die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena stammt aus dem Jahre 1536 (Electoralis),[[115]] es folgen Verzeichnisse für die Kirchenbibliotheken in Arnstadt (1591) und Römhild (1593), die Schulbibliothek Saalfeld (1592) sowie für die Ratsbibliothek Altenburg (1595).

Die Bestandsgliederung der Gothaer Bibliothek geht in ihrer Grundstruktur auf die Festlegungen Veit Ludwig von Seckendorffs zurück, der von 1645 bis 1664 Aufseher über die noch junge Bibliothek war. Sie wurde in den folgenden Jahrhunderten ausgebaut, heute erschließt ein differenziertes System von Gesamt- und Spezialkatalogen den Gothaer Bestand. Von mittelbarem Einfluß auf die Erfurter Katalogsituation war Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der die Schenkung der Boineburgischen Privatbibliothek, deren Katalog er für den Vater angefertigt hatte, bei dem Sohn vorantrieb. Die von ihm 1667 entworfene, in Anlehnung an Gabriel Naudé nach dem Fakultätssystem gestaltete Aufstellungssystematik ist bibliothekstheoretisch interessant. Wegen persönlicher Unstimmigkeiten (Leibniz hatte kein Honorar erhalten) kam sie nicht zur Anwendung.[[116]] Johann Christian Bartholomäi (1708-1778 [sic]), von 1753 an als erster hauptamtlicher Bibliothekar an der Weimarer Bibliothek angestellt, erarbeitete zwischen 1758 und 1776 einen standortfreien Realkatalog in 60 Folio-Bänden, der im 19. Jahrhundert aufgegeben und nur in Teilbereichen aktualisiert wurde.[[117]]

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit (1697-1704) als Universitätsbibliothekar in Jena suchte Burkhard Gotthelf Struve die Dreiteilung des Bibliotheksfundus (Electoralis, laufende Erwerbungen seit dem Dreißigjährigen Krieg, Gelehrtenbibliotheken) durch die Anlegung eines alphabetischen Real-Kataloges zu überwinden. Der geplante Druck des neuartigen Gesamtkatalogs scheiterte auch hier an der nicht gezahlten Zusatzvergütung.[[118]] Das rasche Wachstum der Jenaer Bibliotheksbestände zu Anfang des 19. Jahrhunderts bewirkte, daß bei der Reorganisation der Akademischen Bibliothek (1817/24)[[119]] die Entscheidung zugunsten einer nach bibliothekspraktischen Gesichtspunkten getroffenen systematischen Aufstellung in Verbindung mit einem alphabetischen Nominalkatalog fiel. Für das Schema war der Bibliothekar Georg Gottlieb Güldenapfel (1776-1826) verantwortlich, Aufstellungssystematik und Nominalkatalog waren bis 1949 in Gebrauch.

Der Gesamtsachkatalog der Fürstlichen ™ffentlichen Bibliothek Rudolstadt (entstanden 1867/82) verdankt seine Entstehung Bernhard Anemüller (1820-1895), die Systematik liegt bis heute der Aufstellung zugrunde.[[120]] Der unter der Leitung von Johann Christian Hermann Weißenborn (1813-1886) für die Königliche Bibliothek Erfurt erarbeitete wissenschaftliche Standortkatalog wurde 1886 abgeschlossen, gleichzeitig wurde ein alphabetischer Gesamtkatalog in Zettelform geschaffen.

Außer diesen am Ort der Bibliothek einzusehenden Katalogen erschienen gedruckte Bestandsverzeichnisse, von denen die Kataloge des Eisenacher Gymnasiums von 1709 und der Arnstädter Kirchenbibliothek von 1746 und 1908 beispielhaft zu erwähnen sind.[[121]] Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Kataloge von Schulbibliotheken innerhalb der Reihen der Schulprogramme publiziert, z. B. 1893 der Katalog des Fürstlichen Gymnasiums zu Schleiz.[[122]] Von den Landesbibliotheken hatte nur die zu Altenburg ein gedrucktes Gesamtbestandsverzeichnis herausgegeben.[[123]] Auch Teilbestandsverzeichnisse sind selten veröffentlicht worden.[[124]] Besonderes Interesse fanden die Lutherdrucke und zeitgenössischen Ausgaben der Werke Martin Luthers.[[125]]

Thüringische Bibliotheken, Archive und Museen sind in mittelalterlichen Burgen und Klöstern, residenzstädtischen Schlössern, Stadt- und Dorfkirchen, repräsentativen Bürgerhäusern und altehrwürdigen Pfarrhäusern untergebracht, die das Kulturgut würdig aufbewahren. Bibliotheksräume haben sich in den Schlössern von Altenburg, Molsdorf und Rudolstadt erhalten. Keine der beschriebenen Bibliotheken besitzt einen funktionsgerechten Zweckbau.

Im Weimarer Rokokosaal und in der Saalbibliothek des Heiligenstädter Redemptoristenklosters werden die Sammlungen repräsentativ zur Schau gestellt. In bescheidenerem Rahmen geschieht das auch im Greizer Bücher- und Kupferstichkabinett und im Altenburger Lindenau-Museum, wo Teile der Büchersammlung als Schausammlung für die Besucher aufgestellt sind.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Thüringen in Ausstellungen auf historisches Buchgut hinwiesen. 1864 wurde in Schmalkalden ein Kirchenmuseum eingerichtet, das, 1893/94 erneuert, den Urbestand der Kirchenbibliothek vorstellte. 1890 befand sich im Martinsstift Erfurt ein reformationsgeschichtliches Museum, das Drucke aus dieser Zeit ausstellte. 1904 wurden im Grabaer Kirchenmuseum auch Bücher aus der Kirchenbibliothek gezeigt, 1926/27 bestand im Saalfelder Heimatmuseum für kurze Zeit ein Buchmuseum als eigene Abteilung. Die Erfurter Ausstellung 1000 Jahre Schrift und Buch zeigte 1924 Schätze (Einbände, Drucke, Buntpapiere, Exlibris) aus dem Besitz der Stadtbücherei.[[126]]

Thüringische Bibliotheken beschritten schon früh den Weg in die ™ffentlichkeit. 1536 öffnete sich in Wittenberg die Bibliotheca Electoralis für die Studierenden, in Jena dürfte es nicht anders gewesen sein. 1572 konzipierte Johann Petrejus (um 1518-1574) die zu revidierende Ratsbibliothek für den Rat und die Bürger der Stadt Mühlhausen, 1684 war die Arnstädter Kirchenbibliothek öffentlich zugänglich. Um 1710 erklärte Leibniz sich für die ™ffentlichkeit der Boineburgischen Bibliothek, 1728 erhielten die Erfurter Gelehrten die Erlaubnis, sie zu benutzen. Die Schloßbibliothek Hildburghausen war von 1714 bis 1729 auch für Gymnasiasten zugänglich. 1748 wurde die Fürstliche Bibliothek Rudolstadt für das Publikum geöffnet,[[127]] 1759 wurde die Frankenhäuser Schulbibliothek durch den Konrektor Manniske in dieser Absicht gegründet. Kurz nach seinem Regierungsantritt gewährte Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen (1761-1803; reg. seit 1782) am 16. November 1782 allen Interessierten Zutritt zu seiner Bibliothek.

Unter andern Wünschen der Gelehrten, schrieb Christian Juncker 1709 in seinem eingangs erwähnten Discours, ist auch dieser, daß, nachdem von Kaysern, Königen, Chur- und Fürsten, Grafen und andern Hohen Standes- auch Privat-Personen, theils in Dero Residentz-Schlössern, theils in Clöstern, Kirchen, Academie-Häusern und Schulen, zum Behuff des gemeinen Wesens und (zur) Beförderung der Studien, so große als kleine Bibliothequen in nicht geringer Menge, gestifftet, angeordnet, und nach und nach vermehret worden, man von allen denselben hinlängliche Nachricht erlangen möchte.[[128]] Dieser Forderung versucht die vorliegende Übersicht zu entsprechen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß das umfangreiche Faktenmaterial ständig durch neue Ereignisse ergänzt bzw. überholt wird. Bei aller Individualität, die in den Bibliotheksbiographien sichtbar wird, läßt eine Querschnittsanalyse der historischen Bibliothekslandschaft Thüringen vor dem Hintergrund der politischen Geschichte der Territorialstaaten doch gemeinsame Grundtendenzen im Kirchen-, Schul- und Bildungswesen erkennen.

Daß sich die thüringische Bibliothekslandschaft mit einem historischen Buchbestand von über 1,8 Millionen Bänden in dieser Vielfalt und Dichte herauszubilden vermochte, verdankt sie dem Partikularismus, der kulturelle Eigenentwicklungen stützte. Die Pflege dieses kulturellen Erbes und seine Aufbewahrung und Erhaltung über die unmittelbare Gegenwart hinaus stellt für die nachfolgenden Generationen eine lohnenswerte Aufgabe und Verpflichtung dar. Weimar, im Juni 1998 Felicitas Marwinski

Anmerkungen

1 Dem historischen Überblick liegen vor allem neuere zusammenfassende Darstellungen zur thüringischen Geschichte zugrunde (Auswahl): Geschichte der deutschen Länder. Territorien-Ploetz. Bd 1. Die Territorien bis zum Ende des alten Reiches. Hrsg. von Georg Wilhelm Sante und A. G. Ploetz-Verlag. Würzburg 1964. - Geschichte Thüringens. Hrsg. von Hans Patze und Walter Schlesinger. Bd 5. Politische Geschichte in der Neuzeit. Teil 1. 2. Köln, Wien 1978-84 (Mitteldeutsche Forschungen 48,5). - Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte. 1815-1945. Reihe B, Bd 15. Thüringen. Bearb. von Thomas Klein. Marburg/Lahn 1983. - Thüringen. Hrsg. von Hans Patze in Verbindung mit Peter Aufgebauer. 2., verb. und erg. Aufl. Stuttgart 1989 (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 9). - Thüringen. Hrsg. für die Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat Bonn von Hermann Heckmann. 2. Aufl. Würzburg 1990 (Historische Landeskunde Mitteldeutschlands). - Ulrich Heß: Geschichte Thüringens 1866-1914. Weimar 1991. - Ulrich Heß: Geschichte der Behördenorganisation der thüringischen Staaten und des Landes Thüringen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1952. Hrsg. von Peter Langhof und Jochen Lengemann. Jena, Stuttgart 1993 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Große Reihe 1). - Von der Reformation bis 1918. Hrsg. von Jürgen John. Erfurt 1995 (Quellen zur Geschichte Thüringens 2). - 75 Jahre Freistaat Thüringen. Verfassungen und Gesetze 1920-1995. Bearb. von Bernhard Post. Hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar. Erfurt 1995 (Quellen zur Geschichte Thüringens 5). - Jürgen John, Reinhard Jonscher und Axel Stelzner: Thüringen: Geschichte in Daten. München, Berlin 1995. - Ernst Koch: 75 Jahre Protestantismus in Thüringen: 1921-1996. Beobachtungen zum Weg einer jungen mitteldeutschen Landeskirche. In: Blätter des Vereins für thüringische Geschichte 7 (1997) Heft 1, S. 6-14

2 Bei der Volkszählung von 1910 waren in den thüringischen Staaten 1.500.000 Evangelische mit 920 Pfarrstellen und ca. 1400 Kirchgemeinden und 45.000 Katholiken mit 22 Priestern und 30 Kirchen und Kapellen gezählt worden.

3 Ludwig Friedrich Hesse: Urkunden über den Verkauf einzelner Bücher und Vermächtnisse von solchen, welche angekettet werden sollten. In: Serapeum 19 (1858) S. 17-26; hier S. 18

4 Hesse (wie Anm. 3); hier S. 18-21

5 Vgl. den hschr. Katalog: Verzeichnis derienigen Bücher u. Handschriften, welche als der Ueberrest der ehemaligen Closter-Bibliotheken zu Jena in der HauptKirche zu S. Mich. daselbst aufbehalten werden. Aufgesetzt von M. Johann Gottfried Müller. Jena, im Jahre 1749

6 Heute Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt, Abteilung Wissenschaftliche Sondersammlungen. Zur Amploniana vgl. auch Anm. 111

7 Zur Situation in Thüringen vgl. Felicitas Marwinski: Exkurs über die thüringische Bibliothekslandschaft. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 42 (1995) S. 156-169

8 Burkhard Gotthelf Struve: Introductio in notitiam rei litterariae et usum bibliothecarum. Jena 1703

9 Zacharias Conrad von Uffenbach: Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, Holland und Engelland. Theil 1. Frankfurt und Leipzig 1753, S. CVIf.

10 Christian Juncker: Discours von den in den Chur- und Fürstl. Sächs. Landen Zeithero befindlichen und bekandten öffentlichen Bibliothequen. Eisenach 1709

11 Johann Andreas Fabricius: Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit. Bd 1. Leipzig 1752

12 Johannes Friedrich Jugler: Bibliotheca historiae litterariae selecta. Jena 1754

13 Heinrich Ernst Seebach: Thuringia litterata. Bd 2. Von den Bibliothequen in Thüringen (Des gelehrten Thüringens dritter Theil). Unvollendetes Ms. [um 1753/55] (Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, F 116)

14 Handbuch Deutscher Bibliotheken. Hrsg. von Julius Petzholdt. Halle 1853. - Adressbuch der Bibliotheken Deutschlands mit Einschluss von Oesterreich-Ungarn und der Schweiz. Neu hrsg. von Julius Petzholdt. Dresden 1875

15 Adressbuch der Deutschen Bibliotheken. Bearb. von Paul Schwenke. Leipzig 1893 (Centralblatt für Bibliothekswesen, Beih. 10)

16 Im folgenden wird der Thüringen-Begriff stets im Sinn des gegenwärtigen Grenzverlaufs gebraucht (mit Einschluß Erfurts)

17 Reinhold Jauernig: Thüringen. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. 3., völlig neubearb. Aufl. Bd 6. Tübingen 1962, Sp. 873-880; hier Sp. 874

18 Auffällig ist, daß vor allem viele der ältesten Ortsgründungen in Thüringen als Kulturträger in der Bibliothekslandschaft in Erscheinung treten, z. B. (Ersterwähnungen in Klammer) Arnstadt (704), Apfelstädt (775), Gierstädt (874), Sömmerda (876), Saalfeld (936), Altenburg (976), Heiligenstadt (um 990) und Ilmenau (um 990).

19 Vgl. hierzu: Residenzstädte und ihre Bedeutung im Territorialstaat des 17. und 18. Jhs. Vorträge des Kolloquiums vom 22. und 23. Juni 1990 im Spiegelsaal der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, Schloß Friedenstein. Gotha 1991

20 Vgl. hierzu: Frühneuzeitliche Hofkultur in Hessen und Thüringen. Hrsg.: Jörg Jochen Berns und Detlev Ignasiak. Erlangen und Jena 1993 (Jenaer Studien 1). - Herrscher und Mäzene. Thüringer Fürsten von Hermenefred bis Georg II. Hrsg.: Detlev Ignasiak. Rudolstadt und Jena 1994. - Kleinstaaten und Kultur in Thüringen vom 16. bis 20. Jh. Hrsg.: Jürgen John. Weimar [u. a.] 1994

21 Zur gleichen Zeit betrieb in Erfurt der Rektor Georg Christoph Petri von Hartenfels (1633-1718) die Wiederbegründung der Erfurter Universitätsbibliothek, indem er die noch vorhandenen Reste - eine circa 100 Bände umfassende verwahrloste Bücheransammlung - neu aufstellen ließ und durch Geschenke ergänzte.

22 Helmut Claus: Bibliotheca Gerhardina. Eigenart und Schicksal einer thüringischen Gelehrtenbibliothek des 17. Jhs. Gotha 1968 (Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha 13)

23 Ich schreibe, lese und male ohne Unterlaß ...Elizabeth, englische Prinzessin und Landgräfin von Hessen-Homburg (1770-1840) als Künstlerin und Sammlerin. Hrsg.: Roswitha Mattausch-Schirmbeck und Gotthard Brandler. Bad Homburg v. d. Höhe, Greiz [1995]. [Begleitband zur Ausstellung anläßlich ihres 225. Geburtstages]

24 Almuth Märker: Boineburgica. Vom Werden und Wachsen einer Bibliothek. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. N. F. 1 (1993) S. 109-122

25 Der Katalog der Deutschen Gesellschaft Jena wird durch die ThULB Jena zur Veröffentlichung vorbereitet.

26 Büch, Gabriele: Die Bibliothek der Naturforschenden Gesellschaft zu Jena. In: Mitteilungen. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena 3 (1993) Heft 6, S. 1-13

27 Otto Küttler; Irmgard Preuß: Drucke Gothaer Verleger. 1750-1850. Bestandsverzeichnis. Gotha 1965 (Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha 10)

28 Günter Heine: Die Stedtfelder Pfarrbibliothek. In: Laudate dominum. Festgabe zum 70. Geburtstag von Landesbischof D. Ingo Braecklein. Berlin 1976 (Thüringer kirchliche Studien 3). - Günter Heine: Quellen zur Geschichte der thüringischen Kirchen- und Pfarrbibliotheken vom 16. bis in die erste Hälfte des 19. Jhs und die Möglichkeiten ihrer Auswertung, dargestellt namentlich an der Stedtfelder Kirchenbibliothek. In: Herbergen der Christenheit (1979/80) S. 81-100

29 Ernst Koch: Dorfpfarrer als Leser. Beobachtungen an Visitationsakten des 18. Jhs im Herzogtum Sachsen-Gotha. In: Pietismus und Neuzeit 21 (1995) S. 274-298

30 Vgl. Felicitas Marwinski: Lesen und Geselligkeit. Hrsg.: Städtische Museen Jena. Jena 1991, S. 11-19

31 Fröbels Unternehmen weisen eine ähnliche Struktur auf (ohne Leihbibliothek).

32 Felicitas Marwinski: Lesegesellschaften in thüringischen Residenz- und Universitätsstädten. Ein Überblick. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 47 (1993) S. 79-98

33 Felicitas Marwinski: Die Frankenhäuser Lesegesellschaft von 1795. In: Marginalien 82, 1981, S. 63-83

34 Felicitas Marwinski: Nicol August Hiesebock - Spuren eines Lebens. In: Blätter der Gesellschaft für Buchkultur & Geschichte Rudolstadt 1 (1997) Heft 1, S. 9-26

35 Kathrin Paasch: Die Erfurter Privatbibliothek Carl Theodor von Dalbergs. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt N. F. 4 (1996) S. 81-103

36 Konrad Marwinski: Ex Bibliotheca C. W. Starkii. Anmerkungen zur Nachlaßbibliothek von Carl Wilhelm Stark (III.), die 1846 von der Universitätsbibliothek Jena erworben wurde. In: Mitteilungen. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena 8 (1998) Sonderheft, S. 46-57

37 Schütterle, Michael: Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Geschichte und Sammlungen im Überblick. Rudolstadt 1995, S. 30

38 Felicitas Marwinski: Aus der Bestandsgeschichte der Stadtbibliotheken zu Neustadt an der Orla und Zeulenroda. In: Studien zum Buch- und Bibliothekswesen 6 (1988) S. 56-76 (Zeulenroda S. 67-72)

39 Felicitas Marwinski: Dieses Buch hat mit mir die Reise um die Welt gemacht ... Ex Bibliotheca Tilesiana. In: Mitteilungen. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena 5 (1995) Heft 3, S. 11-20

40 Abbe war bei der Gründung der ™ffentlichen Lesehalle und Volksbibliothek Jena von entscheidendem Einfluß (vgl. Chronik der Ernst-Abbe-Bücherei und Lesehalle zu Jena 1896-1996. Jena [1996]), er förderte auch die Bibliothek der Jenaer Sternwarte, das Jenaer Lesemuseum, die Universität und die Universitätsbibliothek.

41 Felicitas Marwinski: Sozialdemokratie und Volksbildung. Leben und Wirken Gustav Hennigs als Bibliothekar. München [u. a.] 1994 (Beiträge zur Bibliothekstheorie und Bibliotheksgeschichte 9)

42 Die Landesbibliothek Weimar im Jahre 1933/34. In: Mitteldeutschland. Weimarische Zeitung (1934) Nr. 119, 25. Mai [Pressemitteilung unter der Rubrik: Aus Kunst und Leben]

43 Hermann Blumenthal: Die Weimarische Landesbibliothek. Ihr gegenwärtiger Zustand und ihre künftigen Aufgaben. [Denkschrift]. Weimar, im März 1940 [Typoskript]

44 1908 kaufte die Stadt Erfurt die gesamte Königlich Preußische Bibliothek Erfurt mit der Auflage, sie für die Dauer zu erhalten und von den übernommenen Beständen nichts zu veräußern.

45 Felicitas Marwinski: Bibliotheken zwischen Monarchie und Republik. Untersuchungen zur Umbruchsituation im thüringischen Bibliothekswesen zu Beginn der zwanziger Jahre. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 49 (1995) S. 87-107

46 Von der Freien ™ffentlichen Landesbücherei zur Stadt- und Regionalbibliothek Gera. Festschrift zum 75jährigen Bestehen. Gera 1995

47 Thüringischer Zeitschriftenkatalog. Bearb. von Theodor Lockemann und Wilhelm Schmitz. Jena 1931 (Claves Jenenses 1)

48 Lothar Bohmüller und Konrad Marwinski: Die Universitätsbibliothek Jena von 1933 bis 1945. In: Die Universitätsbibliotheken Heidelberg, Jena und Köln unter dem Nationalsozialismus. Hrsg. von Ingo Toussaint. München [u. a.] 1989, S. 91-287 (Beiträge zur Bibliothekstheorie und Bibliotheksgeschichte 2)

49 Johanna Rittinghaus: Bericht über die gegenwärtige Lage des ländlichen Bibliothekswesens in Thüringen. In: Der Volksbibliothekar 2 (1948) S. 293-298; hier S. 297

50 Aus der Geschichte der Landesbibliothek zu Weimar und ihrer Sammlungen. Festschrift zur Feier ihres 250jährigen Bestehens und zur 175jährigen Wiederkehr ihres Einzuges ins Grüne Schloss. Hrsg. von Hermann Blumenthal. Jena 1941 (Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, Beih. 23)

51 Vgl. auch Georg Leyh: Die deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken nach dem Krieg. Tübingen 1947, S. 123 f. (Jena), S. 78 f. (Erfurt)

52 Vgl. hierzu: Restitution von Bibliotheksgut. Runder Tisch deutscher und russischer Bibliothekare in Moskau am 11. und 12. Dezember 1992. Hrsg. von Klaus-Dieter Lehmann und Ingo Kolasa. Frankfurt a. M. 1993 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 56). - Die Trophäenkommissionen der Roten Armee. Eine Dokumentensammlung zur Verschleppung von Büchern aus deutschen Bibliotheken. Hrsg. von Klaus-Dieter Lehmann und Ingo Kolasa. Frankfurt a. M. 1996 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 64)

53 Liste der auszusondernden Literatur. Hrsg. von der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone. Vorläufige Ausgabe nach dem Stand vom 1. April 1946. Berlin 1946. Nachtrag 1. Nach dem Stand vom 1. Januar 1947. Berlin 1947. Nachtrag 2. Nach dem Stand vom 1. September 1948. Berlin 1948. Nachtrag 3. Nach dem Stand vom 1. April 1952. Berlin 1953

54 Martin Thilo: Zur Entwicklung des Volksbüchereiwesens in Thüringen seit 1945. In: Der Volksbibliothekar 4 (1950) S. 142-143

55 Thüringer Bibliothekenführer. Führer durch die Bibliotheken der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Bearb. von Helmut Beck, Fritz Herrmann, Gerhard Pomaßl. Jena 1963

56 LB Gotha, Thüringische LB Weimar, UB Jena, Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Erfurt

57 Genannt werden 125 Einrichtungen.

58 Bezirk Erfurt: 63; Bezirk Gera: 25; Bezirk Suhl: 32

59 Genannt werden 66 Einrichtungen.

60 87 Bibliotheken dieses Typs wurden von der Einheitsgewerkschaft FDGB in den Betrieben unterhalten.

61 Unter den 42 Bibliotheken dieses Typs waren 3 Hochschulbibliotheken (Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, Franz-Liszt-Hochschule Weimar, Hochschule für Elektrotechnik Ilmenau), Fachschul- und Ingenieurschulbibliotheken u. a.

62 Genannt werden 19 Bibliotheken vorwiegend von Krankenhäusern.

63 Unter den 41 Bibliotheken dieses Typs werden vor allem Museen und Archive aufgeführt.

64 Verordnung über die Aufgaben des Bibliothekssystems bei der Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik vom 31. Mai 1968 (BVO). In: Gesetzblatt der DDR, Teil II (1968) S. 565 ff. - Auch abgedruckt in: Rechts-ABC für Bibliothekare. Hrsg.: Deutscher Bibliotheksverband der DDR, Fachkommission für Rechtsfragen. Ausgabe 1983. Leipzig 1983, S. 205-216

65 Für Thüringen vgl. Felicitas Marwinski: Die Wissenschaftlichen Allgemeinbibliotheken der Bezirke (WAB/B) - Konzeption und Realisierung eines Bibliothekstyps in der DDR. In: Die wissenschaftliche Stadtbibliothek und die Entwicklung kommunaler Bibliotheksstrukturen in Europa seit 1945. Bibliothekshistorisches Seminar, 22.-24. September 1997 in Lübeck (im Druck)

66 Landesbibliothek Weimar, Stand 1. Oktober 1928: ca. 418.000 Bände (einschließlich kleine Schriften), 610 Inkunabeln; 1957: 569.934 Bde, 474 Inkunabeln

67 Zentralbibliothek der deutschen Klassik der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (gegr. 1953), 1957: 82.661 Bände

68 Helmut Claus: Von der Bibliotheca ducalis zur Forschungs- und Landesbibliothek Gotha. In: Bibliotheksforum Bayern 20 (1992) S. 21-31

69 Anweisung 22/1969 des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen über die Stellung, Aufgaben und Arbeitsweise des Bibliothekswesens und der wissenschaftlichen Information an den Hochschulen vom 15. August 1969. In: Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen (1969) 8/9, S. 2 ff. - Auch abgedruckt in: Rechts-ABC (wie Anm. 64), S. 311-316

70 Helmut Göhler: Orientierung zu Funktionen und Aufgaben der Staatlichen Allgemeinbibliotheken bei der Sammlung, Erschließung und Propagierung von Literatur über das Territorium. Berlin 1978 (Methodische Materialien zur Bibliotheksarbeit 1). - Gisela Jonas, Marianne Jonzeck und Kathrin Lehmann: Informationsbericht zur Arbeit mit territorialkundlichen Beständen und weiteren Sondersammlungen. Berlin 1987

71 Vgl. hierzu: ™ffentliche Bibliotheken im Land Thüringen. Tendenzen der Entwicklung von 1989 bis 1992. [Erarb. von Christine Geist.] Erfurt 1993. - Bau, Sanierung und Ausstattung ™ffentlicher Thüringer Bibliotheken 1991-1994. [Hrsg.:] Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Erfurt 1995

72 Thüringer Hochschulgesetz (ThürHG) vom 7. Juli 1992. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Thüringen (1992) 18 vom 10. Juli, S. 315 ff.

73 Hervorgegangen aus den Ingenieurschulen für Gartenbau (gegr. 1946) und für Bauwesen (gegr. 1947)

74 Hervorgegangen aus der Ingenieurschule für wissenschaftlichen Gerätebau Carl Zeiss (gegr. 1975)

75 Hervorgegangen aus der Kgl. Fachschule für Kleineisen- und Stahlindustrie (gegr. 1902), später Ingenieurschule für Maschinenbau (gegr. 1950)

76 Klaus-Dieter Wolf: Strategie einer Universitätsgründung. Universität Erfurt. Erfurt 1996 (Erfurter Universitätsschriften 1)

77 Der Studienbetrieb wird 1999 aufgenommen.

78 Christiane Schmiedeknecht: Universitätsbibliothek Erfurt. In: 3. Thüringer Bibliothekstag in Erfurt am 11. Oktober 1997 anläßlich des 100jährigen Bestehens der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Hrsg.: Landesverband Thüringen im Deutschen Bibliotheksverband e. V. Erfurt 1998, S. 22-26. - Grundsteinlegung September 1998.

79 Die Fusion der Hochschule mit der Universität Erfurt und die der beiden Bibliotheken wird vorbereitet.

80 Konrad Marwinski: Gotha hat eine weit und breit renommirte Bibliotheque ... Vortrag zum Festakt anläßlich des 350jährigen Jubiläums der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha am 10. September 1997. Gotha [1998]

81 Historische Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar. Beiträge zu ihrer Geschichte und Erschließung. Mit Bibliographie. Zusammenstellung und wiss. Red.: Konrad Kratzsch und Siegfried Seifert. München [u. a.] 1992 (Literatur und Archiv 6)

82 Quellen für die Umfangsangaben (gekürzt): Für 1929: Minerva-Handbücher. Abt. 1. Die Bibliotheken. Bd 1. Deutsches Reich. Bearb. von Hans Praesent. Berlin und Leipzig 1929. Für 1957: Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken. Bd 37. Wiesbaden 1957. Für 1996: Deutsche Bibliotheksstatistik 1996. Berlin 1997

83 Universitätsbibliothek Jena, Stand 1. Januar 1928: ca. 761.000 Bände (einschließl. kleine Schriften), keine Angabe der Dissertationen, 950 Inkunabeln; 1957: 1.843.660 Bde (einschließl. Dissertationen), 662 Inkunabeln; 1996: 3.207.805 Bde (einschließl. Dissertationen), 1189 Inkunabeln

84 Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, 1996: 900.926 Bde, 477 Inkunabeln

85 Herzogliche Bibliothek Gotha, 31.12.1925: 323.742 Bde (einschließl. kleine Schriften), ca. 1900 Inkunabeln; Landesbibliothek Gotha, 1957: 450.000 Bde, 1026 Inkunabeln; Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, 1996: 539.519 Bde, 1050 Inkunabeln

86 Stadtbücherei Erfurt (Prov. Sachsen, Preußen; 135.000 Einwohner, Allgemeine wissenschaftliche Bibliothek), Ende 1925: ca. 124.000 Bde, ca. 550 Inkunabeln; Stadt- und Hochschulbibliothek Erfurt, 1957: 297.545 Bde, 616 Inkunabeln; Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt, 1996: 633.026 Medieneinheiten

87 Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Chronik zum hundertjährigen Bestehen der Erfurter Volksbibliothek. Mit Beiträgen von Marikka Barth ...Hrsg. von der Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung. Erfurt 1997

88 Die Abteilung umfaßt im wesentlichen die Bestände der ehemaligen (wissenschaftlichen) Stadtbücherei Erfurt.

89 Landesbibliothek Rudolstadt, [1928]: ca. 100.000 Bde, 110 Inkunabeln; 1957 kein Eintrag im Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken; Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt, 1996: 60.000 Bücher- und Zeitschriftenbände; Angabe im Handbuch 1993: 85.000 BE, davon 71.113 bis 1900

90 Es ist zu erwarten, daß das von der Historischen Kommission für Thüringen in Angriff genommene Projekt Thüringer Klosterbuch neue Ergebnisse zutage fördern wird.

91 Kathrin Paasch: Die Bibliothek der Augustiner-Eremiten in Erfurt. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 52 (1998) S. 92-134

92 Ludwig Friedrich Hesse: Kartäusermönche zu Erfurt als Schriftsteller und Bücherabschreiber. In: Serapeum 19 (1858) S. 1-7

93 Felicitas Marwinski und Konrad Marwinski: 500 Jahre Kirchenbibliothek Römhild. In: Aus zwölf Jahrhunderten. Berlin 1971, S. 143-168 (Thüringer kirchliche Studien 2)

94 Felicitas Marwinski und Konrad Marwinski: Erfurter Einbände in Sondershausen - zur Situation der Erfurter Einbandforschung. In: Das Buch als Quelle historischer Forschung. Dr. Fritz Juntke anläßlich seines 90. Geburtstages gewidmet. Leipzig 1977, S. 139-150 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beih. 89)

95 Michael Matscha: Zur Geschichte der Dombibliothek im Bistumsarchiv Erfurt und ihrer Handschriften- und Inkunabelbestände. In: Ein Jahrhundert Akademische Bibliothek in Paderborn. Hrsg. von Karl Hengst. Paderborn 1996, S. 144-155 (Veröffentlichungen zur Geschichte der mitteldeutschen Kirchenprovinz 10)

96 Helmut Müller: Die ehemalige Gymnasialbibliothek zu Schleusingen. Geschichte ihrer Entstehung und Entwicklung. In: Almanach für Kunst und Kultur im Bezirk Suhl 2 (1982) S. 69-75

97 Felicitas Marwinski: Die Bibliothek in der Arnstädter Oberkirche. In: Marginalien 139, 1995, S. 78-80

98 Felicitas Marwinski: Ohne Bücher ist es unmög- lich, gelehrt zu sein ... Aus der Geschichte der Frankenhäuser Schulbibliothek. In: Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft. Hrsg.: Kreisheimatmuseum Bad Frankenhausen. Bad Frankenhausen 1997 (Veröffentlichungen des Kreisheimatmuseums Bad Frankenhausen 15)

99 Felicitas Marwinski: Die historische Schulbibliothek in Keilhau. In: Mitteilungen. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek 4 (1994) Heft 1, S. 10-15

100 Die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums zu Erfurt. Geschichte, Bestände, Forschungsbereiche. Beiträge des Wissenschaftlichen Kolloquiums Die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums als Quelle historisch orientierter Forschungen am 12. und 13. September 1997 im Erfurter Augustinerkloster. Hrsg.: Michael Ludscheidt. Bucha bei Jena 1998 (Palmbaum Texte Kulturgeschichte 2)

101 Archivführer Thüringen 1993. Hrsg. vom Thüringer Archivarverband in Verbindung mit der Archivberatungsstelle Thüringen. Weimar 1993

102 Wegweiser durch die Historischen Archive Thüringens. Im Namen und Auftrag des Thüringer Archivtages bearb. und hrsg. von Paul Mitzschke. Gotha 1900. Die Arnstädter und Sondershäuser Archivbestände befinden sich heute im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt.

103 Vgl. Museen in Thüringen. Red.: Museumsverband Thüringen e. V. Frankfurt a. M. 1995

104 Kathrin Worschech: Zur Geschichte der Bibliothek der Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg. In: Mauritiana 19 (1991) Heft 1/2, S. 21-26

105 Goethes Wohnhaus. [Museumsführer.] Einleitung: Gisela Maul ...München [u. a.] 1996, S. 118-119

106 Herman Anders Krüger: Altenburger Bibliothekswesen. Altenburg 1930. Vgl. auch Felicitas Marwinski: Die Literarische Gesellschaft zu Altenburg 1790-1849. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 94 (1980) S. 209-219

107 Achim Siedhof: 125 Jahre öffentliche Bibliotheken in Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt. In: Archiv und Geschichtsforschung. Mühlhausen 1985, S. 18-24. Auch erschienen in: Der Bibliothekar 38 (1984) S. 495-498

108 Juncker, Discours (wie Anm. 10), S. 22

109 Felicitas Marwinski: Literatur zur Kunst in Thüringer Bibliotheken. Hrsg. von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Stand: Oktober 1994. Jena [1995]

110 Heidemarie Trenkmann: Die Entwicklung der Bibliothek seit 1969. In: Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Chronik zum hundertjährigen Bestehen der Erfurter Volksbibliothek. Erfurt 1997, S. 48 f.

111 Handschriften und alte Drucke aus den Sammlungen der Universitätsbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena. [Text und Bildauswahl von Georg Karpe unter Mitwirkung von Irmgard Kratzsch und Helmut Vogt.] Jena 1976. - Konrad Kratzsch: Wiegendrucke der Zentralbibliothek der deutschen Klassik. Weimar 1981 (Weimar - Tradition und Gegenwart 37). - Zur Amploniana vgl.: Miniaturen der Erfurter Amploniana. [Texte, Bildauswahl: Johannes Kadenbach. Hrsg.: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek Erfurt im Auftrag des Rates der Stadt Erfurt.] Erfurt 1990. - Handschriften und Alte Drucke der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Text und Konzept: Kathrin Paasch. Hrsg. von der Neuen Erfurter Bibliotheksgesellschaft. Erfurt 1997 (Erfurter Bibliotheken 1)

112 Konrad von Rabenau: Deutsche Bucheinbände der Renaissance um Jakob Krause, Hofbuchbinder des Kurfürsten August I. von Sachsen. [Ausstellungskatalog.] Brüssel 1994, Nr. 56-65 (Stedtfelder Exemplar)

113 Felicitas Marwinski und Konrad Marwinski: Beiträge zur Einbandkunde aus der Kirchenbibliothek zu Arnstadt in Thüringen. In: Einbandstudien. Ilse Schunke zum 80. Geburtstag am 30. Dezember 1972 gewidmet. Berlin 1972, S. 98-119; hier S. 113 f., Abb. 21

114 Kirchlicher Zentralkatalog beim Evangelischen Zentralarchiv in Berlin (KZK). Im Auftrag des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin hrsg. von Uwe Czubatynski. Mikrofiche-Edition. München [u. a.] 1997

115 Gedruckt: Sachiko Kusukawa: A Wittenberg University Library Catalogue of 1536. Cambridge, Mass. 1995 (Libri pertinentes 3)

116 Kathrin Paasch: Die historischen Handschriften- und Buchbestände der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. In: Die Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Chronik zum hundertjährigen Bestehen der Erfurter Volksbibliothek. Erfurt 1997, S. 20-28; hier S. 22 f.

117 Siegfried Seifert: Niemand wird läugnen, daß ein Real-Catalog das Fundament einer jeden Bibliotheks-Anstalt sey. Bemerkungen zum historischen Realkatalog der Weimarer Bibliothek. In: Historische Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar. München [u. a.] 1992, S. 55-92 (Literatur und Archiv 6) [ 118 ] Geschichte der Universitätsbibliothek Jena. 1549-1945. Weimar 1958, S. 206 f. (Claves Jenenses 7)

119 Lothar Bohmüller und Konrad Marwinski: Bibliotheksalltag 1820. Aus den Diensttagebüchern des Jenaer Universitätsbibliothekars Georg Gottlieb Güldenapfel und seiner Mitarbeiter. Jena 1988 (Beiträge zur Geschichte der Universitätsbibliothek Jena 3) [ 120 ] Michael Schütterle: Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Geschichte und Sammlungen im Überblick. Rudolstadt 1995 (Schriften der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt 1) [ 121 ] Christian Juncker: Historische Nachricht von der öffentlichen Bibliotheque des Fürstl. Gymnasii zu Eisenach. Eisenach 1709 [Katalog S. 48-101]. - Johann Christian Olearius: Kurtze doch hinlängliche Nachricht von der öffentlichen Kirchen-Bibliotheck in Arnstadt. Arnstadt 1746. - Eduard Weise: Neues Verzeichnis der Kirchen-Bibliothek in Arnstadt i. Th. Arnstadt 1908

122 Walther Böhme: Katalog der Schulbibliothek des Fürstlichen Gymnasiums zu Schleiz. Schleiz 1893 (Beilage zu Programm 714)

123 Katalog der Herzogl. Landesbibliothek in Altenburg. Auf Grund der geschriebenen Bibliotheks-Kataloge für den Druck bearb. von Christian Friedrich Sehrwald. Abt. 1. Alphabetischer Katalog. 2 Bde. Abt. 2. Systematisches Repertorium. Altenburg 1872-73. - Fortsetzung: Neue Erwerbungen der Herzoglichen Bibliothek in Altenburg (später: Thüringische Landesbibliothek) Juni 1872-1925/26

124 Herbert Koch: Die Leichenreden der Universitätsbibliothek Jena. Jena 1941. - Otto Küttler und Irmgard Preuß: Drucke Gothaer Verleger 1750-1850. Bestandsverzeichnis. Gotha 1965 (Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha 10). - Felicitas Marwinski: Almanache, Taschenbücher, Taschenkalender. Weimar 1967 (Kataloge der Thüringischen Landesbibliothek 1). - Ein Gesamtverzeichnis der jetzigen Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist im Erscheinen begriffen. - Felicitas Marwinski: Zeitungen und Wochenblätter. Weimar 1968 (Bibliographien, Kataloge, Bestandsverzeichnisse. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar). - Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die umfangreichen Zeitungsbestände der thüringischen Archive.

125 Konrad Kratzsch: Verzeichnis der Lutherdrucke 1517-1546 aus den Beständen der Zentralbibliothek der deutschen Klassik. Weimar 1986 [erschienen 1987] (Veröffentlichungen der Zentralbibliothek der deutschen Klassik 1). - Die Werke Martin Luthers in der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek der Stadt Erfurt. [Bearb.: Kathrin Paasch, Gabriele Kern und Monika Waldheim.] Erfurt 1996. - Frank Joachim Stewing: Die Lutherdrucke des 16. Jhs in Rudolstädter Bibliotheken. Teil 1. Katalog. Rudolstadt 1997 (Schriften der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt 2)

126 Adolf Rhein: 1000 Jahre Schrift und Buch. Führer durch die Ausstellung im Erfurter Kunstverein, Juni bis August 1924. Erfurt 1924

127 Schütterle (wie Anm. 120), S. 19

128 Juncker, Discours (wie Anm. 10), S. 2

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Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.