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Bibliotheks- und Informationssystem der Universität

Adresse. Uhlhornsweg 49-55, 26129 Oldenburg [Karte]
Telefon. (0441) 798-2023
Telefax. (0441) 798-4040
e-mail. [dierks@bis.uni-oldenburg.de]
Bibliothekssigel. <715>

Unterhaltsträger. Land Niedersachsen
Funktion. . Versorgung der Hochschule mit Literatur, anderen Informationsträgern und mit Literaturinformation.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissenschaftsgebiete. 2. Besondere Sammelgebiete: Künstlerbücher, Buchobjekte, Jugend- und Kinderbücher.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten (auch für Ausleihe): Montag bis Freitag 9-21 Uhr; Mediothek: Montag bis Freitag 10-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Lesegeräte für Mikrofiche-Kataloge. Terminals für den Online-Benutzerkatalog (EDV-System URICA); Fachinformations-Datenbanken; Terminals des BRZN (Online-Recherchemöglichkeiten); Kopiergeräte; Einzelarbeitsräume (Carrels); Mediothek (enthält u. a. Reader-Printer).
Gedruckte Informationen. BIS in Kürze. Daten und Fakten, Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg, 1986. Faltblätter.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 7 und 9) bis Haltestelle Lappan, dann Linie 4 oder 10 bis Haltestelle Universität. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die 1973 gegründete Universität Oldenburg besitzt naturgemäß keinen gewachsenen historischen Buchbestand. Wenn auch gelegentlich ältere Literatur erworben wird, so ist das Bibliotheks- und Informationssystem (BIS) der Universität Oldenburg mit seinem Gesamtbestand von ca. 750.000 Bdn doch im wesentlichen als moderne Gebrauchsbibliothek zu charakterisieren.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek besitzt drei Sondersammlungen mit einem zusammenhängenden historischen Bestand von insgesamt ca. 3400 Bdn: die Leihbibliothek Manitius, die Sammlung der Kinder- und Jugendbücher sowie einen Bestand englischer Heftromane, Jugendzeitschriften und Comics. Bis auf die Leihbibliothek L. O. Manitius, die in einem gesonderten Raum aufgestellt ist, befinden sich die übrigen genannten historischen Buchbestände des BIS entweder im Rara-Raum (die Sammlung der Kinder- und Jugendbücher) oder in Vitrinen (Teile der Sammlung " Englische Heftromane, Jugendzeitschriften und Comics"). Soweit sie bisher systematisiert wurden, geschah dies nach dem für den gesamten Bestand des BIS verbindlichen System der Bremer Systematik. Die Bestände wurden am Regal ausgezählt.

Christiane Dierks

Leihbibliothek Manitius

2.2 1973 konnte die aus der ersten Hälfte des 19. Jhs datierende Leihbibliothek von L. O. Manitius aus Suhl in Thüringen erworben werden, allerdings ohne den originalen Leihbibliothekskatalog, der nicht überliefert ist. Die geschlossen aufgestellte Sammlung besteht aus knapp 2.000 Bdn. Aus den Lücken in der ursprünglichen Nummernfolge auf der vorderen Deckelinnenseite der Bände ist zu schließen, daß die Sammlung ehemals etwa um ein Drittel umfangreicher war.

2.3 Vom Umfang und Inhalt ist sie repräsentativ für kleinstädtische Leihbibliotheken des 19. Jhs. Es handelt sich ausschließlich um deutschsprachige Literatur. Die Erzählprosa macht mit ca. 1500 Titeln 75 Prozent des Bestandes aus, von dem jeweils ca. 750 Titel auf Abenteuer-, Ritter-, Räuber-, Kriminal- und Schauerliteratur sowie auf Gesellschafts-, Familien-, Liebesromane und Erzählungen entfallen. Die erfolgreichen Modeautoren dieses Genres des frühen 19. Jhs sind jeweils mit mehreren Werken vertreten, so Heinrich Clausen, Friedrich Hackländer, Christian August Vulpius, Karl Gottlob Cramer, Friedrich Laun und August Lafontaine. Auch bei den Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen sind die Vertreter des historischen Abenteuerromans am häufigsten zu finden (Eug`ene Sue, Alexandre Dumas und vor allem Sir Walter Scott). Beim Gesellschafts- und Familienroman ist der hohe Anteil weiblicher Autoren auffällig (etwa Charlotte von Ahlefeld, Caroline Auguste Fischer, Wilhelmine von Gersdorf, Christiane Benedictine Naubert, Julie von Richthofen und Amalie Schoppe). Dieser Teil der Sammlung bietet ein breites Spektrum der sonst schwer zugänglichen literarischen Produktion von Frauen im frühen 19. Jh.

2.4 Die Schauspiele (Dramen, Lustspiele, Vaudevilles, Possen) machen ca. 200 Titel (10 Prozent des Bestandes) aus. Hier sind die sonst nur schwer greifbaren Lustspiele von Karl Meisl, Johann Friedrich Jünger und Julius von Voss zu finden. Gedichte, Reisebeschreibungen sowie Anekdoten, Aphorismen und Humoristisches sind mit jeweils etwa 40 Titeln (2 Prozent) vertreten. Die Sammlung besteht zu ca. 90 Prozent aus belletristischer Literatur. Der klassische Kanon der deutschen Literaturgeschichte ist dabei nur marginal vertreten. Die verbleibenden ca. 180 Titel (9 Prozent) der Sammlung verteilen sich mit jeweils etwa 36 Bdn (2 Prozent) relativ gleichmäßig auf historische und politische Schriften (vor allem die Schriften Chateaubriands und Tocquevilles), Lebensbeschreibungen meist gekrönter Häupter, Länder- und Völkerkunde, Natur- und Menschenkunde sowie Ratgeber und Lebenshilfe (hier finden sich besonders Texte zur Ehe, zur weiblichen Tugend und zum häuslichen Leben).

Ralph Gäthe

Englische Heftromane, Jugendzeitschriften und Comics

2.5 Die Sammlung der englischen Heftromane, Jugendzeitschriften und Comics des 19. Jhs wurde im Zusammenhang mit einem Forschungschwerpunkt des Faches Anglistik nach und nach antiquarisch erworben. Der Bestand an Comics stammt aus dem Archiv des im 19. Jh von den Brüdern Harmsworth gegründeten englischen Verlages Amalgamated Press.

2.6 Die rund 200 Heftromane sind der Abenteuer- und Sensationsliteratur zuzuordnen, die in England zwischen 1830 und 1900 für Leser aus Arbeiterfamilien produziert wurde. Es sind illustrierte, in 8-, 12- oder 16-seitigen Lieferungen abgegebene Fortsetzungsromane, die von Banditen, Piraten und Straßenräubern handeln; darunter sind jedoch auch Schauergeschichten und gelegentlich sozialkritische Zeitromane. Die bedeutendsten Autoren der ersten Entwicklungsphase (1830-1860), Pierce Egan, Thomas Prest, George W. M. Reynolds und John Frederick Smith, sind in der Sammlung vertreten. Ab etwa 1860 wandte sich diese Literatur vornehmlich an männliche Jugendliche aus den unteren Schichten. In diesem Zusammenhang sind die Jugendautoren Edwin H. Burrage, George Emmett, Bracebridge Hemyng und Robert J. Lambe zu nennen. Viele der Heftromane erschienen jedoch anonym.

2.7 Unter den englischen Jugendzeitschriften der viktorianischen Ära (230 Bde) finden sich zwar einige Zeitschriften für Mädchen (u. a. The Girl's Own Paper, The Monthly Packet), der Schwerpunkt liegt jedoch auf Zeitschriften für Jungen wie The Boy's Own Paper, The Captain, Chums, Every Boy's Magazine und The Union Jack. Hauptbestandteil dieser Wochenblätter waren illustrierte Fortsetzungs-Abenteuerromane, die meistens nach kurzer Zeit in attraktiv aufgemachter Buchform noch einmal veröffentlicht wurden. Als Ergänzung zu den Abenteuerzeitschriften besitzt die Bibliothek einen 300bändigen Bestand an militärhistorischen Erzählungen und Kolonialromanen von Robert Michael Ballantyne, George Manville Fenn, George Alfred Henty, William Henry Giles Kingston, Thomas Mayne Reid und Gordon Stables.

2.8 Die Comic-Sammlung aus dem Zeitraum 1882-1939 weist zwar Lücken auf, sie dürfte jedoch eine Rarität sein, denn nicht einmal die British Library hat den großen Teil dieser erfolgreichen Serien verzeichnet oder gar gesammelt. Die insgesamt 4720 Einzelhefte (davon mehr als die Hälfte vor 1914) stammen fast ausschließlich aus dem Archiv des von den Brüdern Harmsworth gegründeten Verlages Amalgamated Press, der um die Jahrhundertwende den Markt für Unterhaltungszeitschriften beherrschte. Neben den Vorläufern aus den achtziger Jahren des 19. Jhs (Ally Sloper's Half-Holiday, Funny Folks) sind die wichtigsten Comic-Zeitschriften der größten Verbreitungsphase von 1890 bis 1914 vorhanden: Comic Cuts, Illustrated Chips, Snap Shots, Funny Cuts, Funny Wonder, Big Budget und Comic Life.

Kevin Carpenter

Kinder- und Jugendbücher

2.9 Von den historischen Kinder- und Jugendbüchern wurden 1975 im Rahmen der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse ca. 400 Bde aus dem 18. und 19. Jh aus einer ehemaligen Privatsammlung gekauft. Seitdem wurde diese Sammlung durch gelegentliche Antiquariatskäufe ergänzt, vor allem durch 72 illustrierte Bücher des Grafen von Pocci aus dem 19. Jh. Dieser Bereich ist ein Forschungsschwerpunkt der Universität im Rahmen der jährlich stattfindenden Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse (" KIBUM").

2.10 Die fast ausschließlich deutschsprachige Sammlung sie enthält so gut wie keine Übersetzungen besteht aus ca. 650 Bdn des 18. und 19. Jhs, wobei die überwiegende Mehrheit (ca. 90 Prozent) aus dem 19. Jh stammt. Sie enthält christliche Schriften und moralische Erzählungen, Volks- und Kunstmärchen, Bilder-, Lieder- und Rätselbücher sowie belehrende Naturkunde-, Geographie- und Geschichtsbücher, Liedersammlungen, Märchen, Kalender und Almanache, Spruchbüchlein u. a. Der Bestand teilt sich auf in Bücher für Kinder beiderlei Geschlechts und spezielle Knaben- bzw. Mädchenbücher, wobei die Mädchenbücher ca. 10 Prozent der Sammlung ausmachen. Eine eigene Kategorie sind ca. 50 ABC-Bücher, Fibeln und Lernmittel aus dem 18. und 19. Jh.

Annelies Müller

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer EDV-Katalog

[nach RAK-WB; von allen oben beschriebenen historischen Buchbeständen des BIS wurden 1985 (EDV-)Titelaufnahmen nach RAK-WB erstellt und in den allgemeinen Alphabetischen Katalog (jetzt auch online) eingeordnet. Allerdings konnten nur die englischen Heftromane, Jugendzeitschriften und Comics vollständig nach den im BIS üblichen Regeln erschlossen werden und sind entsprechend (online) zu recherchieren. Die historischen Kinder- und Jugendbücher sind nur teilweise erfaßt, die Sammlung Manitius gar nicht.]

3.2 Sonderkataloge

Katalog der Leihbibliothek L. O. Manitius aus Suhl (Thüringen) [nach PI; in Zettelform]

Für die übrigen historischen Bestände gibt es Ausstellungskataloge (s. u. 5).

Nur die EDV-erfaßten Titel sind im Niedersächsischen Zentralkatalog und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Carpenter, Kevin; Steinbrink, Bernd: Ausbruch und Abenteuer. Deutsche und englische Abenteuerliteratur von Robinson bis Winnetou. Oldenburg 1984 [Ausstellungekatalog des BIS]

Carpenter, Kevin: Vom Penny Dreadful zum Comic. Englische Jugendzeitschriften, Heftchen und Comics von 1855 bis zur Gegenwart. Oldenburg 1981 [Ausstellungskatalog des BIS; englische Ausgabe: Penny Dreadfuls and Comics. London 1983]

Fülgraff, Barbara (Hrsg.): Mädchenbücher aus drei Jahrhunderten. Oldenburg 1983 [Ausstellungskatalog des BIS]

Gefken, Gisela: Die Leihbücherei L. O. Manitius aus Suhl, jetzt an der Landesbibliothek Oldenburg. Ein Arbeitsbericht. In: LB Oldenburg, Auswahlliste der Neuerwerbungen 3, Nr. 61 (1975) Anhang S. 1-3 [Dauerleihgabe der Universität Oldenburg, inzwischen abgegeben an das BIS]

Kinderbücher des 19. Jahrhunderts. Aus den Beständen der Oldenburger Universitätsbibliothek. Oldenburg 1980 [Ausstellungs- und Bestandskatalog des BIS]

Klattenhoff, Klaus (Hrsg.): Lesen lernen. ABC-Bücher, Fibeln und Lernmittel aus drei Jahrhunderten. Oldenburg 1982 [Ausstellungskatalog des BIS]

Stand: September 1996

Christiane Dierks


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.