FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Oesterreich > Niederoesterreich > Wiener Neustadt 

Bischöfliche Bibliothek

Adresse. Propsteipfarre Wiener Neustadt, Dom-platz 1, 2700 Wiener Neustadt [Karte]
Telefon. (02622) 23 202

Unterhaltsträger. Propsteipfarre Wiener Neustadt
Funktion. Bibliothek der Propsteipfarre Wiener Neustadt (seit 1785), hervorgegangen aus den ehemaligen Bibliotheken der Wiener Neustädter Bischöfe (1480 bis 1785).
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach telefonischer Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schnellbahn- und Zugverbindung ab Wien-Südbahnhof. - A 2, Abfahrt Wiener Neustadt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der erste Bischof der 1469 gegründeten Diözese Wiener Neustadt, Petrus Engelbrecht (reg. 1477-1491), legte schon 1480 eine mit 82 Büchern ausgestattete Bibliothek an, die in erster Linie die Bildung seines Diözesanklerus fördern sollte. Zur Unterbringung der allmählich anwachsenden Bestände ließ der Bischof an die im Bischofshof befindliche alte St. Katharinenkapelle einen Trakt mit Bibliotheksraum im ersten Stockwerk anbauen. Diese Büchersammlung bestand bis zur Aufhebung des Bistums Wiener Neustadt im Jahr 1785.

1.2 Nach 1785 ging die Bibliothek in den Besitz der Prosteipfarre Wiener Neustadt über und erfuhr bis 1912 ständig Zuwachs. Unter Propst Alois Wildenauer (reg. 1921-1929) wurden die Bücher neu geordnet, katalogisiert und aufgestellt. Von 1959 bis 1993 war die Bibliothek im Diözesanarchiv Wien deponiert. Seit 1994 befindet sie sich wieder in der Propsteipfarre Wiener Neustadt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßte nach dem Katalog von 1925/1926 1696 Titel. Davon kamen 1317 im Jahr 1959 an das Diözesanarchiv Wien. Die folgenden Zahlen basieren auf den Angaben des oben genannten Kataloges und anschließender Autopsie jedes einzelnen Werkes. Da der ursprüngliche Bestand für die Bibliotheks- und Bildungsgeschichte durchaus von Interesse ist, wird dieser in Klammer jeweils hinzugefügt.

2.2 Die 1299 (1677) Titel aus der Zeit bis 1900 verteilen sich auf 8 (25) Inkunabeln, 423 (677) Drucke des 16. Jhs - bis 1550 85 (219), ab 1551 338 (458) -, 328 (373) des 17. Jhs - bis 1650 235 (272), ab 1651 94 (101) -, 277 (287) des 18. Jhs - bis 1750 109 (115), ab 1751 168 (172) - und 199 (204) des 19. Jhs, davon bis 1850 133 (134), ab 1851 66 (70). Bei 64 (111) Werken fehlt das Erscheinungsjahr.

2.3 1004 (1313) Titel liegen in Latein vor: 6 (22) Inkunabeln, 397 (608) Titel des 16. Jhs, 288 (321) des 17. Jhs, 181 (188) des 18. Jhs und 78 (81) des 19. Jhs. In Deutsch sind 212 (272) Werke verfaßt: 2 (3) Inkunabeln, 19 (57) Titel des 16. Jhs, 12 (21) des 17. Jhs, 75 (78) des 18. Jhs, 92 (94) des 19. Jhs und 9 (16) o. J. 40 (42) Titel sind französisch: einer des 16. Jhs, 7 (8) des 17. Jhs, 15 des 18. Jhs, 15 des 19. Jhs und 2 (3) o. J. -, ebenfalls 40 (44) italienisch: 4 (7) des 16. Jhs, 20 des 17. Jhs, 5 des 18. Jhs, 10 des 19. Jhs und einer (2) o. J. 3 Titel sind glisch, 2 spanisch, einer ist griechisch.

Systematische Übersicht

2.4 Die ursprüngliche Ordnung und Aufstellung des Bestandes ist nicht bekannt. Mit der Neuordnung der Bibliothek 1925/1926 erfolgten die Anlage eines Kataloges und die Anordnung der Bücher nach theologischen Disziplinen, jedoch nur bei den zahlenmäßig am stärksten vertretenen Gruppen. Der Sammlungsschwerpunkt liegt mit rund zwei Dritteln des Bestandes auf dem Gebiet der Theologie (894 von 1317 erhaltenen bzw. 1094 von ehemals 1696 vorhandenen Werken).

2.5 160 (220) Titel zur Bibelwissenschaft umfassen Bibelausgaben, -konkordanzen, -kommentare (z. B. Commentarii in universam scripturam von Cornelius a Lapide, 1625) und allgemeine bibelwissenschaftliche Abhandlungen, wie Johann B. Gerhausers Biblische Hermeneutik (1829). Der Bestand zur Patristik weist 77 (96) lateinische und griechische Ausgaben der Kirchenväter sowie von Theologen der Antike und des Mittelalters auf (Ambrosius, Athanasius, Augustinus, Basilius, Beda Venerabilis, Bernardin von Siena, Bernhard von Clairvaux, Bonaventura, Chrysostomus, Clemens, Cyprian, Cyrillus, Dionysius Areopagita, Epiphanius, Gregor d. Gr., Gregor von Nazianz, Hieronymus, Hilarius, Irenäus, Isidor von Thessalonich, Johannes Damascenus, Lactanz, Leo d. Gr., Lucifer, Optatus, Origenes, Prosper von Aquitanien, Tertullian, Theodoret, Thomas von Aquin und Vinzenz von Lerins).

2.6 Die Literatur zum Bereich Allgemeine Theologie (153, ehemals 201 Titel) enthält 103 (143) Werke zu Dogmatik und allgemeiner Theologie, darunter 6 (31) zur protestantischen Theologie, in erster Linie Luthers. Zu finden sind u. a. Abhandlungen von Engelbert Küpfel (Institutiones theologiae dogmaticae, 1789), Franz-Wenzel Goldwitzer (Compendium dogmatum, 1824) und Heinrich Joseph Denzinger (Enchiridion Symbolorum et Definitionum, 1854). 34 (40) Titel betreffen die Kontroverstheologie, z. B. die Disputationes de controversiis christianae fidei adversus hujus temporis haereticos von Robert Bellarmin (Ingolstadt 1593).

2.7 Während nur geringe Bestände zu Polemik (7, ehemals 8 Titel), Apologetik (6) und Religionswissenschaft (3, ehemals 4) vorliegen, ist die Praktische Theologie mit 504 (577) Werken besonders gut vertreten. Davon tfallen 77 (83) Titel auf Aszetik und Erbauungsliteratur (z. B. Jeremias Drexels Christliche Betrachtungen, 1645, und Il combattimento spirituale von Lorenz Scupoli, 1769). Bei den 62 (67) Titeln zur Homiletik handelt es sich um Predigten von Robert Bellarmin, Jean Billot, G. Antonio Bordoni, Louis Bourdaloue, E. T. J. Brückner, Johannes Eck, Matthäus Faber, Norbert Fahrländer, Esprit Fléchier, Fulvio Fontana, Eduard Maria Fresacher, Blaise Gisbert, Vincent Houdry, Ambros Kollenetz, Pierre-François Lafitau, Franz Josef Lohr, Martin Marckard, Jean Massillon, Jakob Mazzioli, Kasimir Moll, J. Eusebius Nieremberg, François Pallu, J. Valentin Paur, Charles-Joseph Perrin, Michael Schmitz, Guillaume Segaud, Paolo Segneri, Gregor Trautwein und Augustin Zippe.

2.8 Der Bereich Praktische Theologie umschließt ferner 25 (36) Titel zur Liturgie, darunter Agenden bzw. Ritualia der Diözesen Mainz (1551), Paris (1839), Salzburg (1574) und St. Pölten (1787), weiters Ausgaben des Breviarium Romanum (1749, 1763, 1794), des Canon Missae für den Gebrauch der Bischöfe (1755), des Missale Romanum (1689), des Pontificale Romanum (1663), des Proprium Sanctorum (1735, 1858, 1869) und die Decreta der Ritenkongregation (1838). Im Bestand zur Katechetik (34, ehemals 35 Titel) sind u. a. Katechismen von Robert Bellarmin (1698), Petrus Canisius (Köln 1563 und 1575, 1670, 1764), Georg Eder (Köln 1570), François Aimé Pouget (1779) und Georg Witzel (Köln 1556) sowie der Catechismus Romanus des Konzils von Trient (1606) thalten. Unter 20 (23) Titeln zur Pastoraltheologie ist André Reichenbergers Pastoral-Anweisung nach den Bedürfnissen unseres Zeitalters (1805) zu erwähnen.

2.9 74 (88) Titel zählt die Abteilung Kirchenrecht, darunter Joseph Helferts Handbuch des Kirchenrechts (1845), Vitus Pichlers Jus canonicum (1746), Anaklet Reiffenstuels Jus canonicum (1727) und Paulus Joseph Rieggers Institutiones jurisprudentiae (1762). Hinzu kommen 81 (91) Werke zum Ius civile. Der Moraltheologie sind 127 Titel zuzuordnen, etwa die Theologia moralis von Angelinus Brinckmann (1750) und die Resolutiones morales von Antonio Diana (1647). Eine gemeinsame Abteilung bildeten ursprünglich die Werke zur Kirchengeschichte (76, ehemals 82 Titel) und Geschichte (107, ehemals 145). Unter den auf Österreich Bezug nehmenden Werken sind z. B. der Bericht über den III. Österreichischen Katholikentag (1892) und Carl Fohringers Das soziale Wirken der Kirche in Österreich: Diözese St. Pölten (1900).

2.10 Die nicht-theologischen Disziplinen machen zusammen nur etwa ein Drittel (419 von 1317 bzw. 602 von ursprünglich 1696 vorhandenen Titeln) des Gesamtbestandes aus. Nur wenige Werke gibt es zur Botanik (ein Titel), Geographie (2, ehemals 5), Kunstgeschichte (2, ehemals 3), Naturkunde (2, ehemals 8) und Pädagogik (9, ehemals 10). 22 (27) Werke sind zur Philologie vorhanden, 34 (59) zur Philosophie, 21 (23) zur Rhetorik. Relativ umfangreich ist mit 42 (67) Titeln der Bestand an griechischen und lateinischen Klassiker-Ausgaben. Er umfaßt Werke von Apollodor, Äsop, Ausonius, Catull, Cicero, Florus, Gellius, Horaz, Iustin, Martial, Nepos, Ovid, Plinius d. Ä., Plinius d. J., Polybius, Quintilian, Seneca, Tibull, Valerius Maximus, Velleius Paterculus und Vergil. 2.6

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Bibliothek's Katalog der Hauptpfarre Wiener Neustadt

[Nominalkatalog; nach hauseigenen Regeln in den Jahren 1925 und 1926 angelegter Bandkatalog]

3.2 Historische Kataloge

Catalog über die in der Bibliothek der Propstpfarre in Wiener Neustadt befindlichen Bücher. 1847

[hschr.; Nominal-Bandkatalog]

Bibliotheks-Katalog der Hauptpfarre in Wiener Neustadt

[um 1900 angelegter hschr. Nominal-Bandkatalog]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Buttlar-Gerhartl, Gertrud: Wiener Neustadt - Bischofssitz von 1469 bis 1785. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 52 (1985) S. 1-54 [zur Gründung der Bibliothek durch Petrus Engelbrecht S. 4]

Paulhart, Herbert: Ein Wiener Neustädter Bücherverzeichnis von 1480. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 71 (1963) S. 133 ff. [erstes, unter Bischof Engelbrecht angelegtes Bücherverzeichnis]

Stand: Jänner 1994

Johann Weißensteiner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.