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Bodenseebibliothek

Adresse. Stadtarchiv, Katharinenstr. 55, 88045 Friedrichshafen [Karte]
Telefon. (07541) 3 14 08
Bibliothekssigel. <Fh 1>

Unterhaltsträger. Stadt Friedrichshafen und Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung
Funktion. Wissenschaftliche Spezialbibliothek
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Literatur zu Geschichte und Gegenwart (einschließlich der Naturkunde) des internationalen Bodenseeraumes. 2. Besonderes Sammelgebiet: Karten zum allgemeinen Sammelgebiet.

Benutzungsmöglichkeiten. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 8-12 Uhr, 13.30-16 Uhr, Donnerstag 8-12 Uhr, 13.30-18 Uhr. Freitag geschlossen. Ausleihe möglich für Werke ab 1900. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Kurzinformation (Faltblatt). Benutzungsordnung von 1992.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten). A 81 bis Singen, A 98 bis Stockach, E 64 bis Friedrichshafen. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bodenseebibliothek ist als Bibliothek des im Oktober 1868 in Friedrichshafen gegründeten Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung entstanden. Unmittelbar nach der Gründung begann man Literatur, Archivalien und museale Objekte zu Geschichte, Kultur und Naturkunde des Bodenseeraums zu sammeln. Obwohl der Verein sich stets auf den Erwerb wichtiger und ausgewählter Werke beschränken mußte, gelang durch zahlreiche Spenden in den ersten Jahrzehnten der Aufbau einer ansehnlichen Bibliothek. Im Gegensatz zum Vereinsmuseum, in dem wiederholt private Sammlungen aufgegangen sind, ist der Vereinsbibliothek keine größere Privatsammlung übergeben worden. Werke des 16. bis frühen 19. Jhs gelangten bis gegen 1880 etwa im gleichen Umfang durch Einzelstiftungen und Kauf in die Sammlung; danach ließen die geringen Mittel kaum noch antiquarische Käufe zu.

1.2 Der Großteil des Zeitschriftenbestandes wurde seit der Bibliotheksgründung im Tausch mit anderen regional- und landesgeschichtlich aktiven Vereinen des deutschen Sprachraums erworben (1884 102 Tauschpartner, in der Folge fast unverändert).

1.3 Im August 1943 wurde etwa die Hälfte der Bibliothek (die wertvolleren Monographien und der größte Teil der Zeitschriften) nach Schloß Hohenems in Vorarlberg ausgelagert. Bevor die Verlagerung der restlichen Bestände und des Schriftenlagers zustandekam, zerstörte ein Luftangriff am 28. April 1944 die zurückgebliebenen Teile der Bibliothek, die archivalischen Sammlungen und den größten Teil der Museumsbestände.

1.4 Da an eine Rückkehr ins zerstörte Friedrichshafen noch nicht zu denken war, beschloß der Verein 1948, die ausgelagerten Bestände für 10 Jahre dem Vorarlberger Landesarchiv zu übergeben. Schon 1951 fiel die Entscheidung, die Bibliothek nach Ablauf dieser Zeit an den Ursprungsort zurückzuführen. Nachdem die Stadt Friedrichshafen einen Nebenraum des 1957 bezogenen neuen Bodenseemuseums zur Verfügung gestellt hatte, kam die Bibliothek im November 1958 in die wiederaufgebaute Stadt zurück. 1968 folgte der Umzug in die neu eingerichtete Bücherei der Zeppelin-Wohlfahrt (ab 1979 Stadtbücherei), wo die Sammlung in wachsender Enge bis 1986 verblieben ist. Seit September 1986 ist sie in die Räume des Stadtarchivs im Max Grünbeck-Haus integriert.

1.5 Nachdem der Verein wegen der hohen Unterhaltskosten das Vereinsmuseum (Bodenseemuseum) bereits 1927 an die Stadt Friedrichshafen verkauft und ihr gleichzeitig ein Vorkaufsrecht für die Bibliothek eingeräumt hatte, ging die Bibliothek im Mai 1971 als Dauerleihgabe an die Stadt Friedrichshafen über. Mit der Einrichtung eines hauptamtlich verwalteten Stadtarchivs wurde die Betreuung der Bibliothek ab 1. Mai 1985 vom Archivpersonal übernommen; seit Februar 1987 ist sie einer Fachbibliothekarin anvertraut.

1.6 Die Bibliothek erhält weiterhin die Tauscheingänge des Vereins. Der Erwerb sonstiger Zeitschriften und insbesondere der Ausbau des Monographienbestands, in dem jahrzehntelange Erwerbungslücken zu schließen waren, wird seit 1971 von der Stadt Friedrichshafen finanziert. Diese trägt auch mit einem jährlichen Zuschuß des Vereins die Kosten für die 1987 aufgenommenen Restaurierungsmaßnahmen am Altbestand.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothekare Eugen Schobinger und Fritz Kuhn haben den gedruckten Katalog von 1902 in einem durchschossenen Handexemplar bis 1926 fortgeführt, so daß der Bibliotheksbestand vor dem Zweiten Weltkrieg darin fast vollständig dokumentiert ist. Dieses durch den Krieg gerettete Handexemplar wurde 1988/89 einer Bestandsrevision und der anschließenden Zählung für die vorliegende Bestandsbeschreibung zugrundegelegt.

2.2 Die Bibliothek zählte Ende 1992 insgesamt 18.581 Bde an Monographien und Zeitschriften. Der vorhandene historische Buchbestand umfaßt neben den im Jahre 1944 übriggebliebenen Altbeständen (771 Monographientitel, 977 Bde) auch viele Neuerwerbungen der letzten Jahrzehnte (338 Titel, 409 Bde). Von den insgesamt 1109 Titeln sind 737 (66 Prozent) zwischen 1861 und 1900 erschienen. Aus dem 16. Jh liegen 18 Titel (19 Bde) vor, aus dem 17. Jh 33 (46), dem 18. Jh 95 (144), aus dem Zeitraum 1801-1860 225 Titel (333 Bde). Dazu kommt eine mehrteilige Inkunabel (Venedig 1480). Es überwiegt das deutschsprachige Schrifttum, daneben finden sich nur wenige lateinische und französische Titel. Der Periodika-Bestand setzt 1824 ein; er umfaßt bis 1900 149 Titel mit insgesamt 1119 Bdn. Die Kartensammlung ist noch nicht verzeichnet.

Systematische Übersicht

2.3 Den ersten Versuch einer systematischen Gliederung hat Kustos Hermann Lanz 1884 unternommen. Sein Katalog ordnete die Bestände in die Abteilungen Geschichte (I. Universal- und II. Spezialgeschichte einzelner Länder und Regionen) und " Hülfswissenschaften" (mit 15 Unterteilungen). Zeitschriften sind innerhalb dieser Abteilungen in zwei Blöcke zusammengefaßt.

2.4 Die bis 1944 von den Bibliothekaren verwalteten archivalischen Sammlungen des Vereins sind bis auf geringe Reste zerstört. Nur 15 Hss., die seit dem 19. Jh als Bibliotheksgut behandelt wurden, erinnern noch an die frühere Sammlung, darunter ein Malefizbuch des Klosters Reichnau (1575-1590), ein Buchhorner Zunftbuch (1655-1679), eine Rentamtsrechnung von Heiligenberg (1754/55) und persönliche Papiere des bayerischen Stadtkommissars Sebastian Heß in Buchhorn (1804-1805).

2.5 Die Druckschriftenbestände konzentrieren sich auf drei Bereiche. Der Bodenseeraum in allen Aspekten von der Naturkunde über die Geschichte bis zur Gegenwartskunde bildet seit der Bibliotheksgründung den Schwerpunkt; Regionen und Orte waren von Anfang an mit Ortsbeschreibungen und Reiseführern vertreten. Mit Literatur zu den historischen Hilfswissenschaften und Quelleneditionen suchte sich der Verein das methodische Rüstzeug und die historische Basis für seine Aktivitäten anzueignen. Der Tauschschriftenbestand bot Literatur zur vergleichenden Regional- und Landesgeschichte im deutschen Sprachraum.

2.6 Am stärksten sind nach der Systematik von 1902 die Sachgebiete Spezialgeschichte (historische Landeskunde; nach den Kriegsverlusten noch 219 vor 1900 erschienene Titel) und Geographie (151) vertreten, gefolgt von Archäologie und Anthroplogie (76) sowie Sprachkunde und Literatur (56 Titel).

2.7 Unter den frühen geographischen, lexikalischen und historiographischen Werken befinden sich u. a. die Cosmographia von Sebastian Münster (1548, 1571 und 1572), die Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen vnd Völckeren Chronickwirdiger thaaten beschreybung (1548) und die Schwytzerchronik (1586) von Johannes Stumpff, die Annales Suevici (1595) von Martin Crusius und Homanns Spezialatlas (1735) sowie das Kartenwerk der Gebrüder Blaeu, Theatrum Orbis Terrarum sive Atlas Novus (1635). Eine Besonderheit ist eine drei Teile umfassende Ausgabe des Breviarum Romanum (Venedig 1480).

2.8 In der Gruppe Architektur sind erwähnenswert Walter Hermann Ryffs Übersetzung von Vitruvs De architectura (Basel 1575). Zur schwäbischen Geschichte finden sich u. a. Crusius' Annales Svevici (1595) und J. R. Wegelins Gründlich historischer Bericht von der kayserlichen und Reichslandvogtey in Schwaben (Lindau 1755).

2.9 Durch Schriftentausch mit anderen Geschichtsvereinen und wissenschaftlichen Institutionen kam die Bibliothek in den Besitz von über 250 Zeitschriften, von denen ca. 100 Titel in die Zeit von 1860 bis 1900 und einige bis in die erste Hälfte des 19. Jhs zurückreichen. Unter den älteren Titeln sind als Rara (nach der ZDB teilweise Unikate) hervorzuheben: Der Wanderer vom Rhein (Konstanz, 1824) und Der Wanderer vom Bodensee (Konstanz, 1851), Der Erzähler am See (Lindau, 1842-1844), Württembergisches Seeblatt (Friedrichshafen, 1848), Der Pilger aus Schaffhausen (1851 ff.), Sankt Galler Blätter für häusliche Unterhaltung und literarische Mitteilungen (1854, 1856-1858) und Der Bote vom Bodensee (Romanshorn, 1855-1856).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Durch die Umstellung der Katalogisierung auf EDV ab Januar 1991 und den Anschluß an den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund ab 1993 ist die Katalogführung derzeit von Veränderungen betroffen. Eine Zusammenführung folgender Kataloge wird angestrebt:

Alphabetischer Katalog bis Erwerbsjahr 1990

[Zettelkatalog, bis 1982 nach Hausregeln, seit 1983 nach RAK]

Alphabetischer Katalog ab Erscheinungsjahr 1991

[EDV-Katalog nach RAK]

Akzessionskatalog bis 1990

[bisher zugleich Standortkatalog, systematische Umstellung der Bestände für 1993 vorgesehen]

Geographischer Katalog bis 1990

[Zettelkatalog; Länder, Regionen, Orte, Gewässer]

Personenkatalog bis 1990

[Zettelkatalog]

Systematischer Katalog bis 1985

[wird nach systematischer Umstellung ergänzt und zum Standortkatalog umgestaltet]

Die Bestände sind bis auf wenige Ausnahmen im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen, jedoch nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB).

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Bibliothek des Vereins für Geschichte des Bodensee's und seiner Umgebung. Bearb. ... von Hermann Lanz. Lindau 1884

[ohne Indizes, mit Nennung der Stifter]

Katalog der Bibliothek des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung in Friedrichshafen. 2. Aufl. Bearb. von Eugen Schobinger. Friedrichshafen a. B. 1902

[mit Autoren- und Ortsregister]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv und Registratur des Vereins für Geschichte des Bodensees wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Erhalten blieben jedoch 2 Protokollbände von Vorstandssitzungen der Jahre 1901-1931 und 1931-1944, jetzt zusammen mit neueren Vereinsakten (ab 1945) in der deutschen Geschäftsstelle des Vereins, seit 1975 dem Stadtarchiv Konstanz angegliedert. Städtische Registraturakten zur Dauerleihgabe ab 1971 sind im Stadtarchiv Friedrichshafen.

Berichte zur Bibliotheksentwicklung sind Teil der Vereinsmitteilungen (Jahresberichte) in fast allen Jahrgängen der Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees. Von 1869 bis 1938 enthalten die Jahreshefte auch detaillierte Zugangsverzeichnisse der Vereinssammlungen (Käufe, Schenkungen und Schriftentausch).

4.2 Darstellungen

Grimm, Claus: Hundert Jahre kulturelle Arbeit am Bodensee. Zur Gründung des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung am 19. Oktober 1868. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 86 (1968) S. 7-85 [Darstellung der Vereinsgeschichte 1868-1968, behandelt auch die wichtigen Aspekte der Bibliotheksentwicklung; mit Register]

Holzmann, Michael: Museumstradition in Friedrichshafen: Das alte Bodensee-Museum [1868-1944, behandelt auch die weiteren Vereinssammlungen]. In: Lutz Tittel (Hrsg.): 25 Jahre Kunstsammlung Städtisches Bodensee-Museum Friedrichshafen. Friedrichshafen 1982, S. 6-19.

Holzmann, Michael E.: Ein Stück Zeitgeschichte am Bodensee. Bodensee-Bibliothek in Friedrichshafen. In: Bodensee-Hefte 33 (1983) Heft 3, S. 23-24

Zum 125-jährigen Bestand von Verein und Bibliothek im Oktober 1993 ist die Herausgabe einer Broschüre mit Darstellung der Bibliotheksgeschichte und Überblick zu den gegenwärtigen Beständen vorgesehen.

Stand: August 1993

Georg Wieland


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.