FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Umeleckoprmyslové muzeum v Praze - sbírka knizního umení a uzité grafiky

Kunstgewerbemuseum in Prag - Sammlung Buchkunst und angewandte Graphik


Adresse. Ulice 17. listopadu 2, 110 01 Praha 1 - Staré Mesto
Telefon. (02) 51 09 32 55
Telefax. (02) 24 81 16 66
e-mail. [upmprints@anet.cz]
Bibliothekssigel. <ABE 310>

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Spezialsammlung zur Buchkunst und angewandten Graphik.
Sammelgebiete. Buchkunst, Bucheinbände, Illustrationen, typographische Buchausstattung; angewandte Graphik, Plakate, Miniaturen, Photographien u. a.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbestand. - Öffnungszeiten der Ausstellungsräume im Museum: Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr. Montags geschlossen. Die Sammlung ist für die Öffentlichkeit nur teilweise und kurzfristig in Ausstellungen zugänglich. Ausnahmen für Wissenschaftler sind auf schriftlichen Antrag mit Angabe der Forschungsziele möglich. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Fotowerkstatt.
Gedruckte Informationen. Ausstellungskataloge und Publikationen im Verkauf an der Ausstellungskasse.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung unter Angabe der Forschungsziele erforderlich. - U-Bahnverbindung (Linie A) oder Straßenbahnverbindung (Linie 17, 18) bis Station/Haltestelle Staromestská; Fußwegnähe (ca. 100 m) - Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage gegenüber dem Museumsgebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Kunstgewerbemuseum in Prag wurde von der Prager Handels- und Gewerbekammer [Obchodní a zivnostenská komora] im Jahre 1885 gegründet. Bereits in den siebziger Jahren des 19. Jhs hatte das Präsidium der Handelskammer jährliche Dotationen zum Aufbau der Sammlungen bewilligt, die den Ankauf der ersten Sammlungsgegenstände ermöglichten. Die wachsenden Sammlungen fanden im neuen, zwischen 1897 und 1900 erbauten, Museumsgebäude eine angemessene Unterbringung. Seitdem verfügt das Museum über eigene Ausstellungsräume.

1.2 Die Büchersammlung gehört zu den ältesten Beständen des Museums. Sie wurde ursprünglich als Sammlung historischer und moderner Bucheinbände konstituiert. Ihre Anfänge waren mit den Fachinteressen der ersten Museumsdirektoren, Karel Chytil (1857-1934) und František A. Borovský (1852-1933), eng verbunden. In den Jahren 1903 und 1909 fanden bedeutende Ausstellungen von Bucheinbänden und Vorsatzpapieren und 1904 die erste Titelblattausstellung im Museum statt. Mehrere Alte Drucke wurden in dieser Zeit ausschließlich wegen ihrer wertvollen Einbände angekauft. Die Bestandsvermehrung führte allmählich zur Erweiterung des eingeschränkten Sammelgebiets, und die Aufmerksamkeit galt nun auch der gesamten Buchausstattung, den Illustrationen und der Typographie.

1.3 Nach der Sammlung zur Buchkunst entstand in den neunziger Jahren des 19. Jhs die Sammlung zur angewandten Graphik im Kunstgewerbemuseum. In ihr wurden vorwiegend graphische Blätter und Zeichnungen zusammengetragen mit Bezug zur Bildenden Kunst, Buchkunst oder zum Kunsthandwerk. Sie dienten beispielsweise Künstlern des Kunsthandwerks als Vorlage.

1.4 Die Sammlungen wurden laufend durch Ankäufe, Schenkungen, Nachlässe und Inkorporationen von Beständen anderer Bibliotheken vermehrt. Insbesondere seit den sechziger Jahren des 20. Jhs kamen ca. 2000 Bde aus der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums und der Nationalgalerie in Prag [Národní galerie v Praze] hinzu (s. Einträge dort), darunter illustrierte Bücher und Dubletten graphischer Alben. Bedeutende Stifter waren u. a. der Sammler und Mäzen Vojtech Lanna (1836-1909), der Museumsdirektor František A. Borovský, die Buchbinder Karel (1859-1898) und Jan V. Spott (1853) sowie aus jüngerer Zeit der Schriftsteller Jan Bartoš (1893-1946) und der Sammler Bohuslav Dušek (1886-1957). Durch sie kamen Alte Drucke, Zeichnungen, Graphiken und Einbände in die Sammlung, darunter auch deutschsprachige aus dem deutschen und böhmischen Kulturgebiet. Das Museum erwarb weiterhin für die Spezialsammlungen wichtige Komplexe aus den Nachlässen des Architekten Antonín Barvitius (1823-1901), von Josef Fanta (1856-1954), dem Journalisten Arne Laurin (1889-1945), dem Maler František Muzika (1900-1974) u. a. Barvitius hinterließ zahlreiche Alte Drucke zur Architektur sowie seine eigenen Entwürfe. Im Jahre 1953 kam die sogenannte Kinderbibliothek des Graphikers Hugo Steiner-Prag mit Kinderbüchern aus aller Welt in die Sammlungen. Sie umfaßt ca. 1250 Bde mit einem zeitlichen Schwerpunkt bei Titeln aus der ersten Hälfte des 20. Jhs.

1.5 Das Kunstgewerbemuseum wurde 1949 verstaatlicht und verlor zwischen den Jahren 1959 und 1969 seine Selbständigkeit. In dieser Interimsphase war es der Nationalgalerie in Prag angegliedert und stand unter deren Verwaltung. Seit 1969 ist das Kunstgewerbemuseum wieder eine eigenständige Institution. Seine Sammlung Buchkunst und angewandte Graphik bildet heute zusammen mit den Plakaten und Photographien eine von fünf Museumsabteilungen, die die Geschichte der Buchkunst und angewandten Graphik vom Mittelalter bis zur Gegenwart dokumentiert.

 Kunstgewerbemuseum - Sammlung Buchkunst

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Im Jahre 1996 erreichte die Büchersammlung 24.000 Inventarnummern, darunter ca. 25.000 Buchbände (einige Inventarnummern bezeichnen mehrere Bände). Die Gesamtzahl umfaßt nicht nur Drucke, sondern auch mehr als 100 Handschriften vom 13. bis 20. Jh, die nicht getrennt katalogisiert oder aufgestellt sind, sowie Bucheinbände, die keinen Buchblock enthalten. Die graphische Sammlung zählt ca. 100.000 Einheiten. Außerdem bilden 31.000 Plakate eine selbständige Sondersammlung. Der Bestand der Sammlung umfaßt vielfältiges Material, wie z. B. Zeichnungen und graphische Blätter, die als Vorlagen und Entwürfe dienten (ca. 30.000 Einheiten), Buchgraphiken (ca. 4000 Einheiten, auch Buchillustrationen und Entwürfe für Buchumschläge), Exlibris (mehr als 15.000), Devotionaliengraphiken (ca. 14.000 graphische Andachtsbilder), Gelegenheitsdrucke (ca. 3000-6000 Drucke, darunter u. a. Einladungen, Glückwünsche, Neujahrswünsche, Tanzordnungen, Menüs, Diplome) sowie Ansichtskarten, Werbegraphiken, Etiketten, Kalender, Spielkarten, Landkarten, Darstellungen von Innenräumen, Tapeten und vieles andere mehr.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Angaben wurden anhand der Zettelkataloge ermittelt, die jedoch unvollständig sind. Die angegebenen Bandzahlen können in etwa als Titelzahlen betrachtet werden, da nur wenige Reihenwerke vorliegen. Die Bestände sind nach Numerus currens aufgestellt.

2.3 Die Sammlung der Inkunabeln umfaßt 45 Bde. Der Großteil stammt aus deutschen Offizinen (33 Bde). Unter den 8 vertretenen deutschen Druckorten dominieren Nürnberg und Straßburg; Köln, Ulm, Freiburg, Augsburg und Speyer sowie weiterhin Basel sind ebenfalls vertreten. Die übrigen wurden in Venedig (6), Prag (2), Plzen [Pilsen] und Brno [Brünn] gedruckt. Zwei Titel tragen keine Verlagsangaben. 42 Inkunabeln erschienen in lateinischer Sprache, zwei in tschechischer (2 Exemplare der Bible prazská [Prager Bibel], Praha 1488), und Johann Niders Die vierundzwanzig goldnen Harfen (Augsburg: Antonius Sorg 1484) liegt als einzige in deutscher Sprache vor.

2.4 Die Bestände des 16. bis 19. Jhs umfassen folgende deutsche oder im deutschen Sprachgebiet erschienene Werke: 102 Bde des 16. Jhs, 174 Bde des 17. Jhs, ca. 550 Bde des 18. Jhs und ca. 1450 Bde des 19. Jhs. Sprachlich dominiert im Bestand der Sammlung das Tschechische (mehr als 75 Prozent), gefolgt von Deutsch (ca. 15 Prozent) und Latein (ca. 3 Prozent), ferner sind vertreten Französisch, Italienisch, Englisch, Niederländisch, Slowakisch, Slowenisch und Polnisch.

2.5 Unter den im deutschen Sprachgebiet erschienenen Werken finden sich zahlreiche fremdsprachige Drucke. Im 15. Jh überwiegen bei den Inkunabeln lateinische Titel (97 Prozent), während nur ein Titel in deutscher Sprache vorliegt. In den Beständen des 16. Jhs sind 27 Prozent der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Werke in deutscher und 68 Prozent in lateinischer Sprache. Aus dem 16. Jh stammen die ersten fremdsprachigen Werke, z. B. in Griechisch, Italienisch (z. B. Georg Agricola, Opera de l'arte de metalli, Basel 1563) und Tschechisch (z. B. Jan Cernýs Herbarium oder Kräuterbuch Knieha lekarska ktera slove herbarz aneb zelinarz, Nürnberg 1517). Im 17. und 18. Jh steigt der Anteil der deutschsprachigen Drucke von 50 auf 75 Prozent; fremdsprachige Titel mit deutschen Druckorten liegen vor in Französisch (aus Augsburg, Dresden, Berlin, Wien), in Italienisch (aus Wien) und Tschechisch (aus Nürnberg, Sulzbach, Wien). Eine ähnliche Zusammensetzung zeichnet sich für das 19. Jh ab, aus dem zusätzlich zwei englische Titel aus Leipzig vorhanden sind. Von den deutschsprachigen Werken, die nicht aus dem deutschen Sprachgebiet stammen, sind die meisten aus Böhmen, einige aus Venedig (vom Ende des 17. Jhs), Gent und Kopenhagen.

Systematische Übersicht

Sammlung Buchkunst

2.6 Bei den Inkunabeln überwiegen theologische Werke. Unter den Autoren finden sich u. a. Vincentius Bellovacensis, Bonaventura, Antonius Florentinus, Alphonsus a Spina und Robertus Caracciolus. Zum humanistischen Schrifttum gehört einer der ältesten Titel der Sammlung, Albrecht von Eybs Margarita poetica (Nürnberg: Johann Sensenschmidt 1472). Zu den ältesten Werken zählen weiterhin frühe Drucke aus Ulm (Henricus de Hassia, Vocabularius bibliae, Johann Zainer 1473), aus Straßburg (Vincentius Bellovacensis' Speculum historiale, o. J. [um 1470]) sowie Drucke aus Köln und Basel. Genannt sei auch Bonaventuras Sermones de tempore et de sanctis (Ulm 1481, H 3513). Die meisten Inkunabeln sind in spätgotische Ledereinbände aus Südböhmen gebunden (z. B. aus der Produktion des Buchbinders Bartholomeus Trnka, †1533). Sie wurden 1896 aus der Vodicka-Sammlung aus Ceský Krumlov [Krumau] angekauft.

2.7 Deutsche Drucke des 16. Jhs sind mit ca. 100 Bdn vertreten. Ihre mit Blindpressung verzierten Einbände belegen die Vielfalt der damals gepreßten Motive. Zahlreich sind Porträts von Melanchthon, Luther und anderen Reformatoren sowie Darstellungen der antiken Tugenden. Es handelt sich vorwiegend um deutsche Arbeiten, teilweise mit Supralibros aus Sachsen und Würzburg. Ein Einband geht auf den Buchbinder Hans Wagner aus Lauingen zurück, weitere auf den Prager Buchbinder Kryštof Meyšnar (†1599), auf Pavel Gutsch (tätig um 1558-1590) und andere, die z. B. aus Schlesien oder Sachsen nach Prag gekommen waren. Inhaltlich überwiegen theologische Werke, darunter Das Buch der Offenbarung der heiligen Brigitte (Nürnberg 1502), Missale Pragense (Nürnberg 1503), Psalterium Davidis cum hymnis (Leipzig 1523), Martin Luthers Das eyn Christliche versamlung odder gemeyne: recht und macht habe: alle lere tzu urteylen ... (Wittenberg 1523) und seine Offinbarung des Endchrists aus dem Propheten Daniel wydder Catharinum (Wittenberg 1524). Humanistische Werke finden sich von Erasmus und Antonio Mancinelli, des weiteren Matthias Garbitius Illyricus' Oratio funebris de vita ... D. Ioannis Sichardi (Tübingen 1552). Das neue Interesse der Renaissance am Menschen bezeugen sowohl Walter Ryffs New Kochbuch für die Kranken (Frankfurt 1555) als auch Albrecht Dürers De symmetria partium humanorum corporum (Paris 1557). Ausgaben antiker Autoren liegen beispielsweise vor von Cicero und Livius.

2.8 Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden graphisch aufwendig gestaltete Bücher, die vornehmlich den Bereichen Geschichtsschreibung, Theologie, Geographie und Kunsthandwerk zuzuordnen sind. Zu den prachtvoll illustrierten Werken zählen Jacobus Stradas Imperatorum Romanorum imagines (Zürich 1559) und Jakob Schrenck von Notzings Augustissimorum imperatorum ... imagines (Innsbruck 1601). Zum Kunsthandwerk und Kostümbild liegen bereits aus dem 16. Jh vor Abraham Bruyns Imperii ac Sacerdotii ornatus (Köln 1578) mit 50 Kostüm-Abbildungen sowie Jakob Müllers Ornatus ecclesiasticus (München 1591). Besonders erwähnt sei der Bestand an Architekturbüchern und Architekturalben, darunter Albrecht Dürers De urbibus, arcibus, castelisque (Paris 1535), Walter Ryffs Der newen Perspectiva das I. Buch (Nürnberg 1547), Daniel Mayers Architektura oder Verzeichnis von allerhand Einfassungen (Frankfurt 1612), Abraham Leuthners Gründtliche Darstellungen der fünf Säulen (Prag 1677), Marcus Nonnenmachers Der Architectonische Tischler oder Pragerisches Säulen-Buch (Nürnberg 1710) und Johann Bernhard Fischer von Erlachs Entwurf einer historischen Architektur (Leipzig 1725). Des weiteren sind vertreten Werke von Johann Georg Bergmüller, Andreas Böckler, Giuseppe Galli Bibiena, Andreas Pozzo, Johann Jacob Schübler, Leonhard Christoph Sturm und Johann Christian Weigel. Von Christian Ludwig Stieglitz liegt in französischer Sprache vor Plans et dessins tirés de la belle architecture (Leipzig 1800), von Charles Heathcote Tatham Auserlesene Muster antiker Bau-Ornamenten ... (Weimar 1805). Die meisten deutschen und österreichischen Autoren und Kupferstecher, die die architektonischen Entwürfe graphisch gestalteten, standen mit dem böhmischen Kulturkreis in Verbindung.

2.9 Die Sammlung beherbergt auch einen bemerkenswerten Teilbestand (ca. 200 Werke) an Vorlagenalben und Musterbüchern aus dem 16. bis 20. Jh (s. u. 2.11). Hier finden sich seltene handgemalte und gedruckte Musterbücher, z. B. von einem Augsburger Plattner (um 1550), von Glas- und Porzellanmanufakturen (z. B. aus Schlaggenwald um 1810, Steinschönau um 1832 und Haida um 1895). Zur Erfindung der Lithographie liegt vor das Musterbuch über alle lithographische Kunst Manieren von Aloys Senefelder (München 1809). Weiterhin umfaßt die Sammlung wertvolle Konvolute von Wappen- und Emblembüchern des 16. bis 19. Jhs sowie etwa 300 Kalender und Taschenbücher des 18. und 19. Jhs. Zahlreich vertreten sind verschiedene Schreibmuster, ABC-Bücher und Handbücher des Schönschreibens, die die Entwicklung der Schriftkunst vom 16. bis 20. Jh dokumentieren. Erwähnt sei das Newe ABC Büchlein (Augsburg 1627), ein kalligraphisches Alphabet vom Augsburger Kupferstecher Lucas Kilian. Weitere Vorlagenblätter und Zeichnungen finden sich in der Graphiksammlung.

2.10 Kinderbücher bilden einen der umfangreichsten Teilbestände in der Sammlung (ca. 2500-3000 Bde), sind aber nicht separiert. Sie stammen größtenteils aus dem 19. und 20. Jh. Der bemerkenswerte Anteil deutscher Drucke liegt für die erste Hälfte des 19. Jhs bei etwa einem Drittel und sinkt danach auf schätzungsweise 10 Prozent. Eine Sonderstellung nehmen hier die ABC-Bücher, Namenbücher oder Buchstabierbücher ein, die für Kinder bestimmt waren. Die Sammlung umfaßt mehr als 20 deutsche ABC-Bücher des 18. und 19. Jhs, von denen ein Teutsches ABC Büchlein zum Gebrauch der kleinen Schuljugend (Prag ca. 1754) zu den ältesten gehört. Nennenswert sind auch ein deutsches ABC-Buch aus Kopenhagen (um 1835), ein französisches aus Leipzig (1882) und ein seltenes deutsch-hebräisches Neues ABC und Buchstabir Buch von Markus Klauber (Prag 1817). Es liegen zudem mehrsprachige Orbis-pictus-Bücher aus dem 19. Jh vor, die Comenius' Orbis sensualium pictus nachahmen, beispielsweise Joan. Amos Comenii Orbis pictus (Hradec Králové 1833) in einer Bearbeitung von Josef Chmela in lateinischer, deutscher, tschechischer, polnischer und französischer Sprache; Orbis pictus v reci ceské a nemecké [Orbis pictus in tschechischer und deutscher Sprache] (Prag 1877) sowie Orbis pictus. Natur, Leben und Verkehr für lernbegierige Kinder (Prag o. J. [ca. 1860-1870]).

Sammlung angewandte Graphik

2.11 Einen Schwerpunkt dieser Sammlung bilden die Zeichnungen und graphischen Blätter des 16. bis 20. Jhs, die als Vorlagen und Entwürfe für Künstler des Kunsthandwerks dienten. Die Sammlung umfaßt wertvolle Konvolute graphischer Vorlagenblätter von Renaissancemeistern, z. B. von Hans Sebald Beham, Erasmus Hornick (21 Blätter der Entwürfe für Goldschmiedearbeiten, Nürnberg 1565), Virgil Solis und Theodor de Bry. Deutsche Kupferstecher und Zeichner des 17. und 18. Jhs sind vertreten durch Johann Christoph Kolb, Johann Christoph Weigel, Paul Decker, Johann Georg Bergmüller, Johann Andreas Pfeffel, Franz Xaver Habermann u. a. Die meisten Drucke des 16. und 17. Jhs stammen aus Nürnberg, die meisten des 18. Jhs aus Augsburg. Auf Augsburger Künstler geht ein umfangreicher Bestand an Devotionaliengraphiken zurück, so auf die zwei bekannten Augsburger Kupferstecher des 18. Jhs Elias Christian Heiss und Bernhard Vogel zwei seltene, auf Seide gedruckte Prager Universitätsthesen: Theses ex universa philosophia, quas ...in celeberrimo Archi-Episcopali Collegio Pragensi ad S. Adalbertum ... (Augsburg o. J.) und Conclusiones ex universa philosophia thomistica ... (o. O. 1750). Ebenfalls mit ihren Arbeiten der Devotionaliengraphik vertreten sind die Augsburger Kupferstecherfamilien Kilian und mit einer bemerkenswerten Zahl die Familie Klauber (zumeist Andachtsbilder).

2.12 Deutsche Drucke spielen auch in den Beständen der Gelegenheitsgraphik eine wichtige Rolle. Aus dem 17. Jh sind einige deutsche Einblattdrucke zur politischen Situation während des Dreißigjährigen Krieges erhalten. Mit mehreren hundert Drucken vertreten sind Prager und Wiener Glückwünsche aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, ein Teil von ihnen in der für die Biedermeierkultur typischen Form der beweglichen Bilder. Hier finden sich auch deutschsprachige Einladungen zu Promotionen, Vermählungen, Konfirmation u. a., mehr als 120 Eintrittskarten zu Prager Bällen (von 1796 bis zur zweiten Hälfte des 19. Jhs), Tanzordnungen und Visitenkarten. Unter den Neujahrswünschen des 19. Jhs und anderen, meist anonymen, Gelegenheitsdrucken dominieren graphische Blätter von Josef Bergler aus den Jahren 1803 bis 1827. Die Sammlung umfaßt auch 100 Freundschaftsalben mit Sinnsprüchen auf Erinnerungsblättern.

2.13 Vorhanden sind weitere deutsche Drucke in den Beständen der Werbegraphik und der Kalender (Drucke der Prager Firma A. Haase), der Notbanknoten, Etiketten von Flaschen und Schachteln, Ansichtskarten und Spielkarten aus dem 19. und 20. Jh. Die Werbegraphiken aus dem 19. Jh stammen z. B. aus den lithographischen Werkstätten von F. E. Sandtner, J. Jelínek und J. Habel. In der Exlibris-Sammlung, deren zeitlicher Schwerpunkt im 20. Jh liegt, sind viele deutsche Künstler vertreten (oft Prager Deutsche), darunter z. B. Emil Orlik (ca. 130 Exlibris), Franz von Bayros und Hugo Steiner-Prag. Zu den ältesten Exlibris in der Sammlung zählt das Exlibris von Zacharias Geizkofler von Gailenbach vom Beginn des 17. Jhs; aus dem 18. und 19. Jh liegen u. a. die der Adelsfamilien Thun-Hohenstein, Bülow und Nostitz vor.

Sondersammlung

Plakate und Plakatentwürfe

2.14 Bemerkenswert ist die getrennt katalogisierte und aufgestellte Sondersammlung von ca. 31.000 Plakaten und Plakatentwürfen, die eine der bedeutendsten europäischen Sammlungen ihrer Art ist. Ihr Schwerpunkt liegt bei tschechischen, deutschen, österreichischen und französischen Werbe-, Ausstellungs- und touristischen Plakaten aus dem 19. und 20. Jh, ausgeführt in verschiedenen Drucktechniken. Die ältesten deutschen Plakate gehen auf die fünfziger Jahre des 19. Jhs zurück; sie stammen aus Braunschweig und Berlin. Deutsche Plakate machen im Bestand aus dem 19. Jh etwa ein Drittel aus. Deutsche künstlerische Plakate aus der Zeit um 1900 sind vertreten durch Werke von Thomas Theodor Heine, Ludwig Hohlwein, Bruno Paul, Fritz Rehm, Franz von Stuck, Karl von Zumbusch (jeweils aus München), Louis Oppenheim, Ernst Deutsch, Julius Klinger, Lucian Bernhard, Julius Gipkens (jeweils aus Berlin), weiterhin J. M. Olbrich, Josef Goller, Carl Langhein, Brynolf Wennerberg u. a. Prager Deutsche sind vertreten durch Emil Orlik, Richard Teschner und Hugo Steiner-Prag. Wiener Plakate aus der Zeit stammen aus dem Umfeld des Hagenbundes und der Sezession.

3. KATALOGE

Autorenkatalog der Büchersammlung

[in alphabetischer Ordnung]

Inventarkatalog der Büchersammlung

[geführt seit Ende des 19. Jhs]

Autorenkatalog der graphischen Sammlung

[in alphabetischer Ordnung]

Inventarkatalog der graphischen Sammlung

[geführt seit Ende des 19. Jhs]

Katalog der Buchkünstler

[verzeichnet in alphabetischer Ordnung u. a. Illustratoren, Graphiker, Buchbinder, Typographen]

Typographischer Katalog

[alphabetisch nach Druckern und Verlegern geordnet]

Inventarkatalog der Exlibris

[Alle Kataloge in Zettelform.]

Die Bestände sind teilweise in der Bibliographie der gedruckten fremdsprachigen Bohemica aus den Jahren 1501-1800, die in der Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften in Prag ausgearbeitet wird, verzeichnet.

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Alle Archivalien werden im Museumsarchiv aufbewahrt, darunter Personalnachlässe der Museumsdirektoren, Kuratoriumsberichte und Ausstellungsdokumentationen.

4.2 Darstellungen

Poche, Emanuel: Umeleckoprmyslové museum v Praze [Das Kunstgewerbemuseum in Prag]. Praha 1955

Umeleckoprmyslové muzeum v Praze 1885-1985. Publikace ke stému výrocí ústavu [Das Kunstgewerbemuseum in Prag 1885-1985. Publikation zum 100. Jahrestag]. Praha 1985

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Ausstellung von Bucheinbänden und Buntpapieren. Prag 1909

Borovský, František A.: Katalog der Ausstellung von Bucheinbänden und Vorsatzpapieren. Prag 1903

Borovský, František A.: Strucný prvodce výstavou titulních list [Kurzgefaßter Führer durch die Ausstellung von Titelblättern]. Praha 1904

Chytil, Karel: Kunstgewerbliches Museum der Handels- und Gewerbekammer in Prag. Führer durch die Sammlungen. Prag 1909

Chytil, Karel; Borovský, František A.: Bucheinbände vom 18. Jahrhundert bis in die neueste Zeit. Auswahl aus der im Kunstgewerbemuseum 1903 veranstalteten Ausstellung von Bucheinbänden. Praha 1904

Chytil, Karel; Jirík, František X.: Seznam predmet zakoupených pro Umeleckoprmyslové museum ze sbírky Lannovy [Verzeichnis der aus der Lanna-Sammlung für das Kunstgewerbemuseum angekauften Gegenstände]. Praha 1910

Hamanová, Pavlína: Z dejin knizní vazby od nejstarších dob do konce XIX. stol. [Zur Geschichte des Bucheinbandes von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 19. Jhs]. Praha 1959

Hejdová, Dagmar (Hrsg.): Stredoveké umelecké remeslo ze sbírek Umeleckoprmyslového muzea v Praze [Das mittelalterliche Kunsthandwerk aus den Sammlungen des Kunstgewerbemuseums in Prag]. Praha 1986

Hrabák, Zdenek: Nemecký umelecký plakát. Cást I. Mnichov 1890-1914 [Deutsches künstlerisches Plakat. Teil I. München 1890-1914]. Liberec 1992

Janáková, Iva; Stehlíková, Dana (Hrsg.): Prírstky sbírek Umeleckoprmyslového muzea v Praze z let 1986-1991 [Neuerwerbungen des Kunstgewerbemuseums in Prag 1986-1991]. Praha 1992

Janáková, Iva; Vondrácek, Radim: Pohledy do interiér 1. poloviny 19. století [Darstellungen der Innenräume aus der ersten Hälfte des 19. Jhs]. Praha 1993

Kroutvor, Josef: Prazská nározí 1890-1940 [Die Prager Straßenecken 1890-1940]. Praha 1987 [zu Prager Straßenplakaten]

Kroutvor, Josef: Poselství ulice. Z dejin plakátu a promen doby [Botschaften der Straße. Zur Geschichte des tschechischen Plakates und den Veränderungen der Zeit]. Praha 1991 [mit deutscher Zusammenfassung]

Rous, Jan: Orbis pictus neboli Svet v obrazích. Knihy a hry ceských detí v období mezi klasicismem a secesí ze sbírek UPM [Orbis pictus oder die Welt in Bildern. Bücher und Spiele böhmischer Kinder zwischen Klassizismus und Jugendstil in den Sammlungen des Kunstgewerbemuseums]. Praha 1989

Royt, Jan; Mlcoch, Jan: Ceské nebe. Topografie poutních míst barokních Cech [Böhmischer Himmel. Topographie der Wallfahrtsorte des barocken Böhmens]. Praha 1993 [Ausstellungskatalog zu Devotionaliengraphiken mit deutscher Zusammenfassung]

Royt, Jan; Mlcoch, Jan: Ceské nebe - Böhmischer Himmel. Böhmische Landespatrone und Wallfahrtsorte in der barocken Devotionalgraphik aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums Prag. Begleitband zur Sonderausstellung im Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut vom 6. April bis 23. Juli 1995. Neukirchen b. Hl. Blut 1995

Rudolf II. and Prague. The Imperial Court and Residential City as the Cultural and Spiritual Heart of Central Europe. Prague, London and Milan 1997 [Texte und Katalog der Exponate zur Prager Ausstellung; vollständige englische und tschechische Ausgabe, deutsche Ausgabe ohne Katalog]

Stehlíková, Dana (Hrsg.): Cabinets of Arts and Curiosities. Five centuries of arts and crafts collecting. The exhibition of the Museum of Decorative Arts. Prague 1995

Straka, Cyril: Výstava vazeb knizních starých i moderních [Ausstellung alter und moderner Bucheinbände]. Praha 1921

Vojtech svobodný pán Lanna, sberatel, mecenáš a podnikatel [Adalbert Freiherr von Lanna, Sammler, Mäzen und Unternehmer]. Praha 1996 [Ausstellungskatalog mit englischer Zusammenfassung]

Vondrácek, Radim: Der Bucheinband (Stil und Ornament). In: Rudolf II. und Prag. London 1997,

S. 340-344, 700-704

Vondrácek, Radim; Janáková, Iva: Book bindings of the 15th-20th centuries. The Museum of Decorative Arts in Prague. Prague 1995

Vše pro díte ze sbírek Umeleckoprmyslového muzea v Praze. Katalog výstavy v UPM prosinec 1994 - únor 1995 [Alles für das Kind aus den Sammlungen des Kunstgewerbemuseums in Prag. Katalog zur Ausstellung im Kunstgewerbemuseum in Prag. Dezember 1994 - Februar 1995]. Praha 1994

Wittlichová, Jana; Vondrácek, Radim: Litografie aneb kamenopis. Pocatky ceské litografie 1819-1850 [Lithographie oder Steindruck. Anfänge der Lithographie in Böhmen 1819-1850]. Praha 1996 [Ausstellungskatalog mit englischer Zusammenfassung]

Wittlichová, Jana; Vondrácek, Radim: Karel Vilém Medau, 1791-1866. Tiskar a litograf v Litomericích a v Praze [Carl Wilhelm Medau, 1791-1866. Drucker und Lithograph in Leitmeritz und in Prag]. Litomerice 1998

Stand: Mai 1999

Radim Vondrácek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.