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Bibliothek des Bundesarchivs, Abteilungen Potsdam

Adresse. Tizianstr. 13, 14467 Potsdam [Karte]
Telefon. (0331) 31 42 16
Telefax. (0331) 31 43 03
Bibliothekssigel. <B 40>

Unterhaltsträger. Bundesministerium des Innern
Funktion. Wissenschaftliche Dienstbibliothek für Mitarbeiter und Benutzer.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jhs. 2. Besondere Sammelgebiete: Geschichte des Staatsaufbaus, der politischen Parteien, Verbände und Institutionen des privaten Rechts; Amtliche Druckschriften des Deutschen Reiches, Preußens, weiterer deutscher Länder und der ehemaligen DDR; Historische Hilfswissenschaften sowie Belegexemplare der Archivbenutzer.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung für Außenstehende ist möglich. - Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Donnerstag 8-12 Uhr, 13-15.30 Uhr, Dienstag und Freitag 8-12 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Anfertigung von Kopien und Mikrofilmen in beschränktem Umfang möglich.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung (Linie 93) bis Haltestelle Bundesarchiv. Parkplatz vorhanden (Eingang Tizianstraße).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek ist untrennbar mit der Geschichte des Reichsarchivs und seiner institutionellen Nachfolger verbunden. Das Reichsarchiv ist 1919 vor allem für die Aufnahme militärischen Schriftgutes entstanden. Seine Bibliothek übernahm daher in den ersten Jahren fast ausschließlich Bücherbestände militärischer Bibliotheken und Dienststellen, insbesondere 1919/20 die Bibliothek des Großen Generalstabes (etwa 30.000 Bde, die nicht in die Deutsche Heeresbücherei Berlin gelangten), um 1925 weitere Bestände durch die Einbeziehung mehrerer Reichsarchiv-Zweigstellen und um 1935 durch die Auflösung der Abteilung Berlin und der Zweigstelle Spandau des Reichsarchivs.

1.2 Seit Mitte oder Ende der zwanziger Jahre übernahm das Reichsarchiv in verstärktem Maße Akten der Obersten Reichsbehörden (gelegentlich auch deren Bibliotheken), erwarb eine größere Zahl von Nachlässen von Politikern, Parlamentariern und Publizisten und erhielt Dubletten von Bibliotheken der Obersten Reichsbehörden. Dadurch verlor die Bibliothek des Reichsarchivs ihren fast ausschließlich militärischen Charakter und wurde eine der bedeutendsten deutschen Bibliotheken zur politischen, militärischen und wirtschaftlichen Geschichte des Reiches und Preußens (seit etwa 1850) mit einem erheblichen Anteil amtlicher Veröffentlichungen. Ihr Bestand betrug 1935 ca. 105.000 Bde.

1.3 Als 1935 die kriegsgeschichtliche Abteilung des Reichsarchivs als Forschungsanstalt für Kriegs- und Heeresgeschichte herausgelöst und 1936 die militärischen Aktenbestände dem neuen Heeresarchiv zugewiesen wurden, erfolgte auch eine Aufteilung des Bibliotheksbestandes zwischen diesen beiden Archiven, die jedoch am gleichen Standort in Potsdam verblieben. 1945 umfaßten beide Bibliotheken zusammen ca. 130.000 Bde. Die Bibliothek des Reichsarchivs (ca. 30.000 Bde) fiel im April des gleichen Jahres einem Bombenangriff zum Opfer.

1.4 Das Deutsche Zentralarchiv (ab 1974 Zentrales Staatsarchiv) verfügte bei seiner Gründung 1946 über keine Bibliotheksbestände. Den Grundstock bildeten Bestände aufgelöster Bibliotheken, die in den ersten Jahren vor allem von der Tauschstelle der damaligen Deutschen Staatsbibliothek Berlin, der Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Potsdam und der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände Gotha (später Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände bei der Deutschen Staatsbibliothek Berlin) vermittelt wurden. Darunter befanden sich umfangreiche Teilbestände ehemaliger Behördenbibliotheken, so z. B. des Auswärtigen Amtes, des Statistischen Reichsamtes, des Preußischen Abgeordnetenhauses, des Reichsnährstandes und der Hochschule für Politik.

1.5 Die Bibliothek, deren Ausbau seit 1950 in stärkerem Maße betrieben wurde, berücksichtigte zunehmend bei ihrem Bestandsaufbau die Zuständigkeit des Zentralen Staatsarchivs Potsdam für Archivgut der zentralen staatlichen Organe und Einrichtungen des Deutschen Reiches und der Deutschen Demokratischen Republik. Als eine beachtliche archiv- und geschichtswissenschaftliche Spezialbibliothek ist sie inzwischen auf etwa 130.000 Bde angewachsen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Auszählung erfolgte am Systematischen Katalog. Der historische Bestand der Bibliothek umfaßt etwa 4000 Titel. Davon entfallen 7 auf das 17. Jh, 103 auf das 18. Jh und 3890 auf das 19. Jh.

2.2 Mit 3315 Titeln, davon 3100 aus dem 19. Jh, ist die deutsche Sprache am stärksten repräsentiert. Mit 95 Titeln (7 aus dem 18. Jh, 88 aus dem 19. Jh) ist die französische Sprache vertreten. 24 englische Titel stammen aus dem 19. Jh. Die restlichen Titel entfallen u. a. auf die spanische, niederländische und russische Sprache.

Systematische Übersicht

2.3 Der gesamte Bestand ist nach dem Numerus-currens-Prinzip aufgestellt. Die Systematikgruppen folgen im wesentlichen der Anlage des Archivs und berücksichtigen in starkem Maße die archivalische Überlieferung, die mit der Vorbereitung der Gründung des Deutschen Reiches (1867) beginnt und mit der Einheit Deutschlands 1990 endet.

2.4 Der historische Bestand umfaßt u. a. ausgewählte Literatur aus den Bereichen Allgemeine und deutsche Geschichte, Staatsaufbau, Geschichte politischer Parteien, Verbände und Organisationen und des privaten Rechts, bis hin zu den Systemgruppen Deutsche Arbeiterbewegung, Soziologie, Erziehungswissenschaften, Post, Verkehr, Theologie, Land- und Forstwirtschaft, Geographie, Kunst und Archivistik.

2.5 Zu diesem breitgefächerten Spektrum gehören z. T. auch seltenere Werke aus dem 17. und 18. Jh, so Christian Otto Mylius, Corpus Constitutionum Marchicarum (1737-1751), einzelne Gesetzestexte in lateinischer Sprache sowie Carl Jacob Spener, Teutsches Ius Publicum oder des Heiligen Römisch-Teutschen Reichs vollständige Staatsrechtslehre (1723).

2.6 Das 18. Jh ist besonders mit Haus- und Hofkalendern sowie Staatshandbüchern einzelner deutscher Territorien (Königreiche, Großherzogtümer u. a.) vertreten, die ca. 100 Titel ausmachen. Sie bilden u. a. den umfangreichen Grundstock der Sammlung Amtlicher Druckschriften des Deutschen Reiches, die, gesondert gekennzeichnet und aufgestellt, bis ins 20. Jh hineinreicht.

2.7 Der größte Teil des historischen Bestandes (über 3000 Titel) entfällt auf das 19. Jh. Er berührt aufgrund der Besonderheiten der Bibliothek sämtliche erwähnten Systemgruppen, vorrangig aber die Bereiche Staats- und Rechtsgeschichte (380 Titel), Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte (500 Titel) und Wirtschaftsgeschichte (ca. 500 Titel). Hier sind z. B. statistische Veröffentlichungen und Parlamentsdrucksachen des Deutschen Reiches und der Länder, Gesetzessammlungen, Staatshandbücher, Haushaltspläne, Ministerial- und Amtsblätter sowie Zeitschriften und zeitschriftenähnliche Reihen aus fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens dieser und der nachfolgenden Zeit zu nennen. Hierzu gehören auch spezielle bibliographische, biographische und quellenkundliche Nachschlagewerke, Lexika und Handbücher.

2.8 Entsprechend der bedeutenden im Archiv vorhandenen Sammlung von Nachlässen hervorragender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens besitzt die Bibliothek zahlreiche Schriften von und über diese Erblasser, z. B. Friedrich Naumann (1860-1919), Kurd von Schlözer (1822-1894), Christoph von Tiedemann (1836-1907) sowie Memoiren und Biographien aus allen oben genannten Sammelgebieten.

2.9 Einen bedeutsamen Komplex bildet die Literatur sowohl zur Geschichte der Wirtschaftsverbände, Industrie- und Handelskammern, zum Genossenschaftswesen (besonders Konsumgenossenschaften) als auch zur Geschichte einzelner Industriezweige (Chemie, Maschinenbau, Eisen- und Stahlindustrie, Leichtindustrie u. a.). Hervorzuheben sind Firmenschriften zahlreicher Industrieunternehmen, z. B. Krupp, Siemens, Schwarzkopf, Borsig, Lorenz (ca. 80 Titel) ebenso wie Darstellungen zu den Anfängen verschiedener Finanzunternehmen, z. B. Banken, Börsen, Versicherungen (ca. 180 Titel).

2.10 Erwähnenswert sind zahlreiche Gemeindelexika und Ortsverzeichnisse deutscher Territorien aus dem 19. Jh (ca. 110 Titel) sowie 105 Titel zur Kirchengeschichte, u. a. zum Kirchenrecht und Missionswesen.

Sondersammlungen

2.11 Die Amtlichen Druckschriften bilden mit ihrer umfangreichen Sachthematik eine gesonderte Sammlung innerhalb der Bibliothek, die, mit eigener Systematik versehen, nach dem Provenienzprinzip separat aufgestellt ist.

2.12 Nicht zur Bibliothek gehörig, aber erwähnenswert, ist die historische Kartensammlung aus dem 18. bis 20. Jh (die älteste Karte ist um 1740 entstanden). Es handelt sich vornehmlich um Karten von Städten und Provinzen Europas und des Deutschen Reiches.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach PI]

Alphabetischer Katalog [nach RAK]

Systematischer Katalog [nach Hausregeln]

Katalog der Amtlichen Druckschriften

[in Zettel- und Listenform]

Standortkatalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Brandenburgische Zeitungen sind bei Gittig nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangslisten vor 1950

Zugangsbücher ab 1950 bis zur Gegenwart [In beiden Akzessionsformen sind Titel aus dem historischen Buchbestand enthalten.]

4.2 Darstellungen

Deutsches Zentralarchiv [seit 1974: Zentrales Staatsarchiv] 1946-1971. Hrsg. unter Leitung von Helmut Lötzke. Potsdam 1971

Metschies, Kurt: Zur Funktion von Bibliotheken in Archiven. In: Archivmitteilungen 26 (1976) S. 227-232

Metschies, Kurt: Amtliche Druckschriften in Archiven: Information, Erfahrungen und Probleme, dargestellt am Beispiel des Zentralen Staatsarchivs Potsdam. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 96 (1982) S. 545-553

Merker, Wolfgang; Metschies, Kurt: Die Erfassung amtlicher Druckschriften im Zentralen Staatsarchiv, Potsdam: Erfahrungen und Probleme. In: Archivmitteilungen 33 (1983) S. 64-67

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Brather, Hans-Stephan (Bearb.): Die obersten Reichsbehörden 1867-1945: eine Bibliographie ihrer periodischen und serienmäßigen Amtsdrucksachen. 5 Bde. o. O. u. J. [Ms.]

Schmitz, Hannelore: Bestandsübersichten, Archivführer, Informationen und Quellennachweise von Staats-, Stadt- und Kreisarchiven der DDR: Auswahlbibliographie. In: Archivmitteilungen 30 (1980) S. 242-244

1000 (Tausend) Jahre deutsche Geschichte: Dokumente aus Archiven der DDR; Ausstellung der Staatlichen Archivverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Museum für Deutsche Geschichte 21. September bis 2. Dezember 1990. Berlin 1990

Übersicht über die Bestände des Deutschen Zentralarchivs Potsdam (Zentrales Staatsarchiv). Berlin 1957 (Schriftenreihe des Deutschen Zentralarchivs 1)

Das Zentrale Staatsarchiv stellt sich vor: Dokumente aus acht Jahrhunderten deutscher Geschichte; Ausstellung im Vestibül der Deutschen Staatsbibliothek 6. Mai bis 21. Juni 1987. Berlin 1987

Stand: Februar 1993

Hannelore Schmitz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.