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Cervený Hrádek u Jirkova [Rothenhaus]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Schloß Rothenhaus erwarben 1771 die Grafen von Rottenhan. Die Bibliothek geht vermutlich schon auf Graf Heinrich von Rottenhan zurück (1737-1809), einen Politiker, Unternehmer und Förderer der Industrie. Nach ihm erbte das Schloß seine Tochter Marie Gabrielle (1784-1863), verheiratet mit dem Grafen Georg August von Buquoy (1781-1851). Einen Teil der Büchersammlung brachte sie als Mitgift in die Schloßbibliothek in Nové Hrady v Jizních Cechách [Gratzen] mit ein (s. Eintrag dort). Als Eigentümer des Schlosses Rothenhaus folgte ihre Tochter Isabelle (1812-1893) mit ihrem Gemahl Johann Nepomuk von Trauttmansdorff (1804-1846), die beide für eine Erweiterung der Bibliothek sorgten. Aufgrund der Heirat ihrer Tochter Gabrielle (1840-1923) mit Prinz Ludwig von Hohenlohe-Langenburg (1823-1866) gelangte das Schloß in den Besitz dieses Geschlechts. Der Familie gehörte auch das Schloß Herálec [Heraletz], das in den achtziger Jahren des 19. Jhs verkauft und dessen Bibliothek in das Schloß Cervený Hrádek überführt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloß verstaatlicht, und die Schloßbibliothek kam in den Besitz des Nationalmuseums in Prag.

1.2 Bücher anderer Provenienz finden sich ebenfalls in der Bibliothek, so die des Wiener Arztes Franz Xaver Bens oder Bestände aus dem säkularisierten Minoritenkloster in Kadan [Kaaden]. Aus Adelsfamilien finden sich ferner Bücher der Grafen von Aichbichl und der polnisch-böhmischen Grafenfamilie von Ankwicz, darunter auch Werke des Politikers und Diplomaten Josef von Ankwicz (ca. 1750-1794).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der heutige Bestand umfaßt 4421 Bde, davon 15 Hss., 10 Drucke des 16. Jhs, ca. 300 Bde des 17. Jhs, ca. 1400 Bde des 18. Jhs und ca. 2000 Bde des 19. Jhs. Der Rest stammt vom Anfang des 20. Jhs. Etwa 70 Prozent des Bestandes sind deutschsprachig, der Rest ist vorwiegend französisch.

2.2 Im Bestand Alter Drucke bilden Werke über die Geschichte der europäischen Länder einen Schwerpunkt. Bemerkenswerte historische Werke aus dem 18. Jh sind u. a. Kurtze doch gründliche Historie des Hertzogtums Lothringen ... (Frankfurt und Leipzig 1743), Franz Christoph von Khevenhüllers Annalivm Ferdinandeorvm ... (Leipzig 1721-1726) sowie Caspar Sagittarius' Gründliche und ausführliche Historia der Graffschafft Gleichen (Frankfurt a. M. 1732). Genealogische Werke ergänzen den historischen Bestand, darunter Gabriel Bucelinus' Germania topo-chrono-stemmato-graphica (Ulm 1662), Damian Hartard von und zu Hattsteins Die Hoheit des Teutschen Reichs-Adels ... (Bamberg 1751) sowie Franz Karl Wissgrills Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels ... (Wien 1794-1800). Weitere Gebiete sind Theologie und Philosophie, darunter auch Aurelius Augustinus' Soliloquia (Bamberg 1727).

2.3 Sehr zahlreich vorhanden sind lateinische juristische Werke, die in Deutschland gedruckt wurden. Bemerkenswerte Titel aus dem frühen 18. Jh sind z. B. Samuel Pufendorffs De jure naturale et gentium (Frankfurt 1716) und Georg Adam Struves Syntagma juris feudalis (Frankfurt 1726). Ein Komplex mit ca. 30 juristischen Dissertationen, die im 18. Jh in Städten wie Leipzig, Halle, Magdeburg, Jena, Erfurt und Wittenberg erschienen sind, ergänzt den Bestand zum Recht. Eine Sondergruppe bilden Medizin und Pharmazie mit Werken wie Joannes Franciscus Weyperts Trifolium chirurgicum (Frankfurt 1735) und J. F. Schulz' Vernünftige und gründliche Abhandlung von den fürnehmsten Kinderkrankeiten (Frankfurt 1741). Ein kleinerer Teil der Bücher ist der Mathematik, Physik und Landwirtschaft zuzuordnen. Hier finden sich u. a. Lorenz J. D. Suckows Entwurf einer physischen Scheidekunst (Frankfurt 1769) und L. Roses Der wohl unterwiesene Landwirth (Wien 1770). Cervený Hrádek u Jirkova [Rothenhaus]

2.4 Der Bestand des 19. Jhs setzt sich vorwiegend aus Belletristik, Poesie und Reisebüchern zusammen. Die Geschichte ist vor allem vertreten durch Biographien und Memoiren von bedeutenden Politikern und Feldherren, darunter auch einige Biographien des österreichischen Generals Johan Josef Václav Radeczky von Radecz. Einen kleineren Bestand bildet die katholische religiöse Literatur, insbesondere Katechismen und Missale. Zahlreich sind Werke der Autoren aus dem Hause Hohenlohe sowie Werke über die Geschichte dieses Geschlechts vertreten, so Kraft Karl August zu Hohenlohe-Ingelfingens Aus meinem Leben (Berlin 1907) und Joseph Albrechts Münzgeschichte des Hauses Hohenlohe (o. O. 1844).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Gesamtkatalog der Schloßbibliotheken unter der Verwaltung des Nationalmuseums in Prag

[alphabetisch geordnet; erstellt 1977-1978]

Standortkatalog [erstellt 1976]

3.2 Historische Kataloge

Cathalogus der Hochreichgräflich von Trautmansdorfschen Bibliothek in Heraletz 1844 [Signatur 1890]

Katalog der Bibliothek in Rothenhaus 1870

[Signatur 1891]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mašek, Petr: Knihovna zámku Cervený Hrádek u Jirkova [Die Schloßbibliothek Rothenhaus]. In: Knihy a dejiny [Bücher und Geschichte] 2 (1995) Nr. 1, S. 31-38

Mašek, Petr: Die Bibliothek des Schlosses Cervený Hrádek u Jirkova (Rothenhaus). In: Die Fürsten zu Hohenlohe in Böhmen. Handschriften und Frühdrucke 1516-1916. Kloster Schöntal 1996, S. 24-29

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Mašek, Petr; Mück, Hans-Dieter: Handschriften, Frühdrucke und Bücher der Schloßbibliothek Rothenhaus. In: Die Fürsten zu Hohenlohe in Böhmen. Handschriften und Frühdrucke 1516-1916. Kloster Schöntal 1996, S. 30-56 [Verzeichnis ausgestellter Bücher]

Stand: September 1996

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.