FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Chodová Planá [Kuttenplan]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als älteste Eigentümer der Herrschaft Kuttenplan sind die Herren von Schwamberg nachgewiesen. Im Laufe der Jahrhunderte kam es jedoch mehrfach zu einem Besitzerwechsel, bis der bayerische Geheimrat Theodor von und zu Haimhausen die Herrschaft nach der Schlacht am Weißen Berge im Jahre 1622 kaufte. Das Schloß blieb im Besitz seiner Nachfolger bis zum Aussterben der männlichen Linie mit Sigismund Haimhausen im Jahre 1793. Später ging es auf seine Tochter und auf den Enkel Graf Kajetan von Berchem (1795-1863) über, der aus einer ursprünglich Kölner, aber in Bayern naturalisierten Adelsfamilie stammte.

1.2 Die Grafen von Haimhausen und Berchem-Haimhausen, wie sie sich später nannten, hatten stets Verbindung zu München und Bayern, wo sie auch weitere Ländereien besaßen. Am Aufbau der Bibliothek beteiligten sich alle Angehörigen der Familie Berchem-Haimhausen, insbesondere Hans Berchem-Haimhausen (1823-1896). Aus der ursprünglichen Haimhausener Sammlung sind jedoch nur noch wenige Stücke erhalten geblieben. Die Linie Berchem-Haimhausen bestand nur zwei Generationen fort und ging mit Maximilian von Berchem (1841-1910) auf die Linie von Berchem über, in deren Besitz das Schloß bis 1945 blieb. Maximilian und seine Gemahlin Ernestine, geborene Markgräfin von Pallavicini (1849), sorgten für den weiteren Ausbau der Bibliothek. Eine beträchtliche Erweiterung erfuhr der Bestand durch die Mutter Maximilians, Sophie Freiin von Eichthal (1815-1889), die einen Teil der Eichthaler Bibliothek aus ihrem bayerischen Besitz Ebersberg bei München nach Kuttenplan überführte. Etwa 150 Bde tragen den entsprechenden Besitzvermerk. Kleinere Teile der Sammlung stammen aus dem Besitz des bayerischen Politikers Josef Antoni Belli von Pino (1765), der bayerischen Familie von Seckendorff, der bayerischen Ritter von Fassmann u. a.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestand umfaßt 4424 Bde, von denen ca. 70 bis 80 Prozent dem historischen Bestand zuzuordnen sind. Außerdem sind 5 neuzeitliche Handschriftenbände vorhanden. 347 Bde stammen aus dem 18. Jh, teils in deutscher, teils in französischer Sprache. Der überwiegende Teil stammt aus dem 19. Jh und liegt großenteils in deutscher Sprache vor.

2.2 Bei den Drucken des 18. Jhs überwiegen historische Schriften sowie Übersetzungen antiker Autoren. Aufgrund der intensiven Beziehungen der Familie zu Bayern finden sich zahlreiche Bavarica, insbesondere Werke zur bayerischen Geschichte und zum bayerischen Recht. Außerdem ist eine Reihe von Reisebeschreibungen vorhanden. Gegen Ende des 18. Jhs steigt der Anteil naturwissenschaftlicher und insbesondere mathematischer Werke. Der Rest besteht aus zeitgenössischer Schöner Literatur sowie aus Werken der Weltliteratur.

2.3 Den umfangreichsten Teil bilden Drucke des 19. Jhs sowie des frühen 20. Jhs. Auch hier finden sich zahlreiche Bavarica mit Druckorten wie Nürnberg, Bamberg oder Regensburg sowie bayerische Zeitschriften. Ein Großteil betrifft die Geschichte; darunter sind zahlreiche Werke zu Otto von Bismarck. Bemerkenswert ist der Anteil an Reisebeschreibungen zu allen Kontinenten, insbesondere zu Rußland und Amerika. Zur Bildenden Kunst finden sich Sammlungsbeschreibungen von Galerien und Museen sowie Auktionskataloge. Einige Werke aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs liegen zur Naturwissenschaft und Mathematik vor. Der Bestand an Bohemica ist nicht sehr umfangreich und konzentriert sich auf regionale Literatur zu Westböhmen. Außerdem sind belletristische Werke in deutschen Übersetzungen vertreten.

Gesamtkatalog der Schloßbibliotheken unter der Verwaltung des Nationalmuseums in Prag

[alphabetisch; erstellt 1988-1989]

Standortkatalog [erstellt 1975-1976]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mašek, Petr: Príspevky k dejinám zámeckých knihoven Západních Cech [Beiträge zur Geschichte der Schloßbibliotheken Westböhmens]. In: Sborník archivních prací [Sammelband der Archivarbeiten] 41 (1991) Heft 2, S. 512-516

Mašek, Petr: Die Bibliotheken Westböhmens. In: Günter Scholz (Hrsg.): Libri castellani. Europäische Bücherschätze aus Adelsbibliotheken in Böhmen. Böblingen 1992, S. 22 [Ausstellungskatalog]

Stand: September 1996

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.