FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Ksiaznica Cieszynska

Haus des Teschener Buches


Adresse. ul. Przykopa 14, 43-400 Cieszyn
Telefon. (033) 852 27 71
Telefax. (033) 852 16 62
e-mail. [kcc@cieszyn.petex.bielsko.pl]
Internet. http://www.ata.com.pl/kcc

Unterhaltsträger. Urzad Miejski [Magistrat der Stadt]
Funktion. Regionalbibliothek mit wissenschaftlichem Charakter.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissensgebiete (insbesondere Geisteswissenschaften). - 2. Besonderes Sammelgebiet: Silesiaca.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (alle Bücher sind in den Lesesälen benutzbar). - Öffnungszeiten: Lesesaal für Zeitschriften und moderne Drucke (ul. Niemcewicza 8; ab Januar 2000: ul. Mennicza 46): Montag und Mittwoch 11-18 Uhr, Dienstag und Freitag 9-15 Uhr; Lesesaal für Sonderbestände (Rynek 18; ab Januar 2000: ul. Mennicza 46): Mittwoch bis Freitag 9-14 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm-Lesegeräte, Computer-Terminals.
Gedruckte Informationen. Haus des Teschener Buches. Teschen 1995. - Ksiaznica Cieszynska [Haus des Teschener Buches]. In: Zabytkowe zbiory Biblioteki Cieszyna. Wystawa [Die historischen Bestände der Bibliothek Teschen. Ausstellung]. Cieszyn 1996, S. 5-9 [in Polnisch, Tschechisch und Deutsch].
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische oder schriftliche Anmeldung empfehlenswert. - Vom Bahnhof und vom Busbahnhof zum Lesesaal für Zeitschriften und moderne Drucke Fußwegnähe (20 bzw. 15 Minuten), zum Lesesaal für Sonderbestände ebenfalls Fußwegnähe (15 bzw. 10 Minuten). - Von Dresden E 40 über Görlitz und Bolesawiec [Bunzlau] nach Wrocaw [Breslau], von dort nach Opole [Oppeln] und weiter auf der Landstraße 49 über Racibórz [Ratibor] nach Zary [Sorau], von dort Schnellstraße 93. Parkmöglichkeiten sind in Bibliotheksnähe vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Den Bestand der Bibliothek bilden einige historische Sammlungen, die bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jhs im Teschener Stadtmuseum [Muzeum Miejskie, gegr. 1901] vereinigt wurden. Das Haus des Teschener Buches entstand als selbständige Bibliothek erst im Jahre 1994. Allen hier zusammengeführten Sammlungen gemeinsam ist ihre enge Verbindung zur Teschener Geschichte.

1.2 Die älteste und wertvollste Sammlung des Bestandes ist die Bibliothek des Jesuiten Leopold Johannes Scherschnik (1747-1814), eines Teschener Gelehrten, Pädagogen und Sammlers, der sich um die Stadt auf vielen Gebieten verdient gemacht hat. Scherschnik begann bereits während seiner Studienzeit an Jesuitenkollegien in Olomouc [Olmütz] und Praha [Prag] mit dem Sammeln von Büchern. Nach seiner Rückkehr nach Teschen im Jahre 1775 wurde er Lehrer und später Präfekt des katholischen Gymnasiums und bemühte sich, für die Schule und die Stadt eine Bibliothek zu gründen. Diese sollte den Ansprüchen der damaligen Wissenschaft genügen und sowohl didaktischen Zwecken als auch der wissenschaftlichen Arbeit dienen können. Da die Verwaltung für dieses Projekt nur wenig Interesse zeigte, beschloß Scherschnik, seine eigenen, damals schon beträchtlichen Sammlungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

1.3 Bei ihrer Eröffnung als erste Öffentliche Bibliothek des damaligen österreichischen Schlesien im Jahre 1802 zählte die Bibliothek Scherschniks schon einige tausend Bände. Im Sinne der Aufklärung war die Bibliothek als universale Sammlung angelegt, in der alle damaligen Wissensgebiete vertreten waren, jedoch mit Schwerpunkten bei Schrifttum, das Scherschnik besonders interessierte (Theologie, Geschichte, Pädagogik, Buchwissenschaft). Für den Fortbestand der Bibliothek sorgte ihr Gründer, indem er eine Stiftung schuf, welche die Unterbringung, Betreuung und Ergänzung der Sammlung bis in die dreißiger Jahre des 20. Jhs sicherte. Die von der Stiftung angestellten Verwalter der Bibliothek haben für die Bestände mit unterschiedlichem Erfolg gesorgt. Besonders verdient machte sich Albin Heinrich (1785-1864), Sammlungswart und Bibliothekar der Jahre 1815 bis 1831, der ein Handschriftenverzeichnis anlegte. Bei seiner Amtsübernahme zählte der Bestand 7296 Drucke in 11.099 Bdn, 207 Bde Hss., 159 Karten und 325 Graphiken. Im Jahre 1851 waren die Bibliotheksbestände auf 8480 Titel in 12.480 Bdn angewachsen. Scherschniks Sammlung, die in den dreißiger Jahren des 20. Jhs dem Stadtmuseum übergeben wurde, ist in ihrem damaligen Umfang von ca. 15.000 Bdn erhalten, darunter 11.000 Alte Drucke, 41 Inkunabeln (39 Bde) und ca. 1000 Hss. (s. u. 2.5-2.16).

1.4 Eine weitere wertvolle, in die heutige Bibliothek inkorporierte Büchersammlung ist die der Volksbücherei [Czytelnia Ludowa], einer Teschener Kultur- und Bildungsinstitution. Ihre Sammlung geht im Ursprung zurück auf die im Jahre 1848 als erste offizielle polnische Institution gegründete Teschener Gesellschaft für die Selbstvervollkommnung in der polnischen Sprache [Towarzystwo Cieszynskie dla Wydoskonalenia sie w Jezyku Polskim]. Die Gesellschaft gründete im Jahre 1849 die Polnische Bibliothek für das Volk des Teschener Landes [Biblioteka Polska dla Ludu Kraju Cieszynskiego] mit dem Ziel, die polnische Literatur zu sammeln und zu verbreiten. Hier wurde ein Bestand von ca. 620 Titeln in 840 Bdn zusammengetragen. Sechs Jahre nach ihrer Gründung wurde die Polnische Bibliothek als Repressionsmaßnahme der österreichischen Behörden nach der Niederschlagung des Völkerfrühlings (1848) bereits wieder aufgelöst und ihr Buchbestand in die Bibliothek von L. J. Scherschnik eingegliedert. Im Jahre 1861 entstand die Volksbücherei, die als Nachfolgerin der Polnischen Bibliothek im Jahre 1863 deren ehemalige Bestände zurückerhielt. Diese Leihbibliothek erhielt ihren übrigen Bestand fast ausschließlich durch Spenden, welche auf den Appell eines ihrer Gründer und zugleich Bibliothekars, Pawe Stalmach (1824-1891), eingingen. Die Spenden kamen sowohl von verschiedenen Institutionen, als auch von Privatpersonen, darunter vor allem Mitglieder der polnischen kulturellen und wissenschaftlichen Elite, wie Schriftsteller (J. I. Kraszewski), Verleger und Buchhändler sowie Adelige. Unter den Institutionen sind erwähnenswert das damalige Ossolinski-Nationalinstitut [Zakad Narodowy im. Ossolinskich] in Lwów [Lemberg], die Krakauer Wissenschaftliche Gesellschaft [Krakowskie Towarzystwo Naukowe] und die Literarisch-historische Gesellschaft [Towarzystwo Literacko-Historyczne] in Paris.

1.5 Im Jahre 1876 erhielt die Volksbücherei als Geschenk die Sammlung theologischer und historischer Werke des Krakauer Pfarrers Karol Teliga (1808-1884), die 1027 Werke in 1887 Bdn zählte, darunter auch Alte Drucke und Handschriften. Im folgenden Jahr konnte sie die Sammlung der aufgelösten Gesellschaft der sich bildenden polnischen Jugend in München [Towarzystwo Ksztacacej sie Modziezy Polskiej w Monachium] übernehmen, die aus 256 Titeln in 371 Bdn bestand. Hinzu kam im Jahre 1888 die Bibliothek des Gutsbesitzers Ignacy Bagienski (

†1887) aus Odessa, die ca. 7000 Bde umfaßte, darunter zahlreiche wertvolle Alte Drucke. Mit der Auflösung der Volksbücherei im Jahre 1922 wurden ihre Bücher Eigentum des Schulvereins des Teschener Fürstentums [Macierz Szkolna Ksiestwa Cieszynskiego; gegr. 1886]. Aus der Volksbücherei sind heute noch 15.000 Bde erhalten, darunter mehr als 2000 Alte Drucke, 7 Inkunabeln und 7 Bde Hss. (s. u. 2.17 f.).

1.6 Der Schulverein war bereits seit 1908 im Besitz der bedeutenden Privatbibliothek des polnischen Schriftstellers Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887), die durch dessen Sohn und Erben Franciszek Kraszewski übergeben worden war. Da der Schulverein aber in Teschen keine geeigneten Räume zur Verfügung hatte, bestimmte er die Sammlung als eine Lehrerbibliothek für das gerade entstehende polnische Gymnasium in Orlova [Orowa, Orlau]. Als Orlau nach der Teilung Teschener Schlesiens im Jahre 1920 an die Tschechoslowakei fiel, wurde die Bibliothek nach Teschen gebracht und mit der Volksbücherei vereinigt. Die vereinigten Sammlungen übergab der Schulverein im Jahre 1937 dem Stadtmuseum in Teschen. Die Sammlung Kraszewski zählt ca. 9000 Titel in mehr als 14.000 Bdn, darunter 884 Bde Alte Drucke (s. u. 2.19 f.).

1.7 Die Büchersammlung der Polnischen Ethnographischen Gesellschaft [Polskie Towarzystwo Ludoznawcze], die ebenfalls ein Bestandteil der Sammlungen im Haus des Teschener Buches ist, tstand um die Wende vom 19. zum 20. Jh. Die Gesellschaft wurde 1901 in Teschen auf Initiative des Pfarrers Józef Londzin (1863-1929) gegründet. Sie sollte der Erforschung und dem Schutz der Volkskultur auf dem Gebiet Teschener Schlesiens dienen und zu diesem Zweck die Denkmäler der materiellen und geistigen Kultur der Region, darunter auch Bücher und Handschriften, sammeln. Die Büchersammlung der Gesellschaft entstand vornehmlich durch Spenden der lokalen Bevölkerung. Dieser Spenderkreis bestimmte das Bestandsprofil, das sich stark von dem der Volksbücherei unterschied. Im Jahre 1930 zählte die Bibliothek etwa 1000 Bücher, im wesentlichen Alte Drucke. Die Sammlung der Polnischen Ethnographischen Gesellschaft wurde gleichzeitig mit der Bibliothek von Scherschnik in den dreißiger Jahren des 20. Jhs dem Stadtmuseum als Depositum übergeben. Die Tätigkeit der Polnischen Ethnographischen Gesellschaft endete im Jahre 1939, aber ihre Büchersammlung wurde auch als Teil des Museums durch andauernde Schenkungen kontinuierlich ergänzt. Zur Zeit umfaßt sie mehr als 8000 Titel in ca. 10.000 Bdn (darunter 418 Alte Drucke). Neben den Büchern gehören zur Sammlung verschiedene Archivmaterialien im Umfang von etwa 9000 Einheiten. Es handelt sich um Dokumente des 16. bis 20. Jhs, die überwiegend die Geschichte Teschener Schlesiens betreffen (s. u. 2.21 f.).

1.8 Aus der nachgelassenen Privatbibliothek des polnischen sozialistischen Politikers und Freiheitskämpfers Tadeusz Reger (1872-1938), der 1895 nach Teschen kam, konnte das Teschener Stadtmuseum den größeren Teil erwerben. Dieser bildet den kleinsten historischen Bestand der Bibliothek (5000 Titel in 7000 Bdn, darunter 4 Bde Alte Drucke). Im wesentlichen umfaßt diese Sammlung historische, juristische und soziologische Literatur sowie Silesiaca des 19. und 20. Jhs. Eine Sammlung von Archivalien von der Wende des 19. zum 20. Jh (mehr als 100 Mappen mit ca. 5500 Einheiten) dokumentiert ferner Regers Tätigkeit und stellt zugleich wertvolles Material zur Erforschung der zeitgenössischen Geschichte dar. Die Materialien aus Regers Bibliothek, welche die Polnische Sozialdemokratische Partei betreffen, wurden dem Zentralen Archiv der PPS in Warszawa [Warschau] übergeben. Etwa 1000 Bücher, vor allem Arbeiten sozialistischer Theoretiker und Führer, kaufte das Pisudski-Museum in Lódz. Diese Sammlung wird heute im Staatsarchiv in Lódz aufbewahrt.

1.9 Der umfangreichste Teilbestand der Bibliothek ist die sogenannte Postmuseale Sammlung [Zbiory pomuzealne], die zunächst im Stadtmuseum gesammelt und im Jahre 1960 als für den Bedarf des Museums unbrauchbar ausgesondert wurde. Diese Sammlung zählt etwa 2500 Alte Drucke, 27.500 nach 1800 erschienene Drucke, einige tausend Zeitschriftenjahrgänge und einige hundert Handschrifteneinheiten. Die Erschließung der Sammlung ist unvollkommen, die vorhandenen Inventare und Kataloge sind ungenau und unvollständig. In dem heterogenen Bestand sind Fragmente von Bibliotheken der unterschiedlichsten Institutionen nachweisbar, darunter auch deutsche, die nach 1945 aufgelöst wurden, wie der Techniker Club, das Albrecht-Gymnasium und der Deutsche Leseverein in Teschen, der Volksbildungsverein Skotschau [Skoczów], die Volksbücherei der Nordmark Teschen und die Bibliothek des Zentralinstituts für Oberschlesische Landesforschung in Teschen. Ferner finden sich Bücher der polnischen Gymnasien in Teschen und Orlau, aus Volksschulbüchereien, des Museums des Schulvereins von Tschechisch Teschen, weiterer Schulvereine und aus Gerichten verschiedener Ebenen aus dem Gebiet des Schlesischen Teschen sowie aus dem Vorbesitz der Verwaltung der Teschener Kammer, einer nach dem Tod der letzten Teschener Fürstin, Elisabeth Lukrezia (Elzbieta Lukrecja, †1653), von Kaiser Ferdinand III. gegründeten Verwaltungseinheit. Inhaltlich prägen die Postmuseale Sammlung Drucke historischen, juristischen, statistischen und pädagogischen Inhalts.

1.10 Alle erwähnten Sammlungen wurden in den dreißiger Jahren im Stadtmuseum in Teschen vereinigt, das seit 1929/30 im ehemaligen Schloß der Grafen Larisch untergebracht war. Auf Beschluß der Stadtverwaltung sollten die vereinigten Sammlungen die Basis bilden für eine wissenschaftliche Institution zur Erforschung der Geschichte und Kultur Teschener Schlesiens. Die Realisierung dieses Vorhabens verhinderte der Zweite Weltkrieg. Ein wesentlicher Teil des Bestandes wurde zerstreut, die meisten Bücher kamen nach 1945 jedoch an ihren Standort zurück, u. a. dank der Bemühungen von Wiktor Karger (1880-1976), Museumsdirektor in den Jahren 1920 bis 1945, und seines Nachfolgers Ludwik Brozek (1907-1976). Im Jahre 1960 wurden die historischen Bestände aus der Museumssammlung ausgesondert, um vor Ort die Historische Abteilung der Schlesischen Bibliothek [Oddzia Zabytkowy Biblioteki Slaskiej] in Katowice [Kattowitz] zu bilden. Diese Funktion hatten die Bestände bis zum Jahre 1988, als die Schlesische Bibliothek die Sammlung in die Trägerschaft der Stadt Teschen zurückgab. Diese gliederte die Sammlung zunächst der Öffentlichen Stadtbibliothek [Miejska Biblioteka Publiczna] an, obwohl die historischen Sammlungen hier nicht angemessen untergebracht waren. Die größten polnischen Bibliotheks- und Bibliographiezentren haben damals für das Schicksal der Teschener Sammlungen Interesse gezeigt. Der Programmrat der Historischen Abteilung der Stadtbibliothek [Rada Programowa Oddziau Zabytkowego Biblioteki Miejskiej] wurde gebildet und setzte sich aus herausragenden polnischen Spezialisten zusammen. Auf Empfehlung des Programmrates wurde die Historische Abteilung der Stadtbibliothek in eine selbständige Bibliothek umgewandelt, die unter dem Namen Haus des Teschener Buches ihre Tätigkeit am 1. Januar 1994 aufnahm.

1.11 Der Bestand der jungen Bibliothek ist insgesamt bisher nur unzureichend bearbeitet; die vorhandenen Kataloge entsprechen nicht modernem Standard. Seit 1994 werden die Bestände mit EDV erfaßt und neu gegliedert in Neue Bücher (ab 1950), Alte Bücher (1801-1950), Alte Drucke (bis 1800), Sammlung Scherschnik, Periodika, Handschriften, Dokumente gesellschaftlichen Lebens, Ikonographie, Kartographie und Mikrofilme. Alle Teilbestände werden in eigenen Katalogen und Hilfskarteien erfaßt (Alphabetische und Sachkataloge, Herausgeber- und Druckerverzeichnisse, Verzeichnisse der Druckorte, Provenienzkarteien, Exlibriskarteien, Supralibroskartei und Konkordanzen der Neusignaturen).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek umfaßt heute ca. 120.000 Bde Monographien und mehrere tausend Bände Periodika, darunter 17.000 Bde Alte Drucke (vor 1800). Darüber hinaus finden sich im Bestand ca. 17.000 Hss., eine Mikrofilmsammlung mit 700 Einheiten und Kleinschriften (Kalender, Plakate, Flugschriften, Spielpläne, Programme u. a.). Den größten Teil des Bestandes bilden die historischen Sammlungen unterschiedlicher Provenienzen; der laufend ergänzte aktuelle (moderne) Bestand umfaßt ca. 14.000 Bde.

2.2 Die folgenden chronologischen, sprachlichen und systematischen Übersichten beschränken sich auf die Sammlungen Alter Drucke und Handschriften. Alle Bestandsangaben beruhen auf Hochrechnungen anhand der historischen Kataloge und Inventare.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Der Bestand Alter Drucke (17.000 Bde) umfaßt 46 Bde Inkunabeln, ca. 1000 Drucke des 16. Jhs (6 Prozent des Bestandes), ca. 4000 Drucke des 17. Jhs (ca. 23 Prozent) und 12.000 des 18. Jhs (ca. 70 Prozent). Die chronologische Verteilung ist mit kleinen Abweichungen auch in einzelnen historischen Sammlungen ähnlich.

2.4 Vom Gesamtbestand Alter Drucke stellen die Germanica etwa 56 Prozent (9500 Bde), auf lateinische Drucke (ohne Germanica) tfallen ca. 23 Prozent (ca. 3900 Bde). Die übrigen 21 Prozent (ca. 3600 Bde) sind in anderen europäischen Sprachen. Davon bilden die Polonica mit beinahe 10 Prozent die umfangreichste Gruppe. Die sprachliche Verteilung der Drucke ist in den einzelnen Sammlungen unterschiedlich und variiert auch von Jahrhundert zu Jahrhundert. Von den 46 Inkunabeln sind 33 Germanica, unter den Büchern des 16. Jhs sind es beinahe 40 Prozent, im 17. Jh etwa 50 Prozent und im 18. Jh etwa 60 Prozent.

Systematische Übersicht

Sammlung Scherschnik

2.5 Die meisten deutschen Drucke finden sich im größten und ältesten Einzelbestand der Bibliothek, in der Sammlung von Leopold Johann Scherschnik (15.000 Bde). Deutschsprachige Drucke bilden mehr als 65 Prozent dieser Sammlung, 28 Prozent sind in lateinischer Sprache, in anderen Sprachen liegen beinahe 7 Prozent vor. Auch inhaltlich ist die Sammlung Scherschnik die reichste der Bibliothek. Die ursprüngliche, von Scherschnik selbst eingeführte Systematik wurde beibehalten. Den Bestand verzeichnen verschiedene Inventarbücher, so das Repertorium codicum Manuscriptorum in caes. reg. Bibliotheca Scherschnickiana Teschinii (Hss.), das Repertorium der Probst Leopold Scherschnikischen Bibliothek in Teschen (Drucke); Inkunabeln und Postinkunabeln (Drucke bis 1550) sind im Inventarbuch für die Abteilung Antiquitates typographicae aufgenommen. Diese im 19. Jh angelegten Inventarbücher verzeichnen jedoch nicht das gesamte Material. Ein Teil der Handschriften wurde erst in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts inventarisiert und im Jahre 1991 mehr als 2000 Bde Monographien und Periodika, die zuvor ebenfalls nicht verzeichnet waren. In den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jhs entstand der Alphabetische Katalog der Sammlung.

2.6 Scherschnik ordnete seine Bibliothek formal und thematisch. Handschriften wurden separiert, ebenso die Inkunabeln und Postinkunabeln, die zur Abteilung Antiquitates typographicae zusammengefaßt wurden. Der Rest wurde in 28 Sachgruppen gegliedert, die alle Wissenschaftsbereiche umfassen. Von 41 Inkunabeln wurden 28 in Offizinen des deutschen Sprachgebiets gedruckt. Die beiden ältesten Drucke sind Gregorius Magnus, Moralia (Nürnberg: Sensenschmidt 1471) und Isidorus Hispalensis, Etymologiae (Augsburg: Zainer 1472). Die einzige nicht-lateinische Inkunabel in den Beständen der Bibliothek ist die deutschsprachige Ausgabe der Gesta Romanorum (Augsburg: Schobsser 1489). Es handelt sich um eines von zwei Exemplaren dieses Werkes in polnischen Sammlungen. Ein Unikat in polnischen Bibliotheken ist das Ius Municipale Brunense (Nürnberg: Stuchs, ca. 1498). Von den Inkunabeln stammen insgesamt 13 aus Nürnberger Druckereien (10 von Koberger, eine von Stuchs, eine von Sensenschmidt sowie eine von Sensenschmidt und Frisner), je drei wurden in Straßburg und Ulm, je zwei in Augsburg, Leipzig und Speyer sowie je eine in Hamburg, Köln und Reutlingen gedruckt. An Postinkunabeln finden sich 182 Titel in 137 Bdn. Unter den 77 deutsch- und lateinsprachigen Germanica sind Terenz, Comoediae (Straßburg 1503), Martin Luther, Resolutiones disputationum de virtute indulgentiarum (o. O. 1519), Erasmus, Collectanea adagiorum veterum (Straßburg 1510), Ptolemäus' Geographia universalis (Basel 1542) und Flavius Renatus Vegetius, Vier Bücher der Ritterschaft (Augsburg 1534).

2.7 Die Drucke des 16. bis 18. Jhs (außer Postinkunabeln) wurden thematisch geordnet und entsprechend im Inventar verzeichnet, so daß die Bestandsgrößen der einzelnen Fächer feststellbar sind. Etwa 20 Prozent gehören zur Theologie, beinahe 11 Prozent der Sammlung bildet die juristische Literatur, etwa ebenso umfangreich ist der Bestand zur Geschichte. Werke zu den übrigen Geisteswissenschaften bilden zusammen etwa 30 Prozent (darunter Schöne Literatur ca. 6 Prozent; Sprachwissenschaft 5 Prozent; Rhetorik 5 Prozent; Philosophie 5,5 Prozent; Bibliographie, Geschichte des Buches, Kataloge der Bibliothek, Biographien 5,5 Prozent; Pädagogik 3 Prozent). Die übrigen ca. 30 Prozent der Sammlung verteilen sich auf Naturwissenschaften und Angewandte Wissenschaften (Medizin 5 Prozent, Naturkunde 6 Prozent, Landeskunde 5 Prozent, Ökonomie und Technik 7 Prozent, Mathematik und andere exakte Wissenschaften 7 Prozent).

2.8 Der Bestand zur Theologie setzt sich zusammen aus Bibelausgaben, Bibelkommentaren, Kirchengeschichte, Patristik, Homiletik, Heiligenviten und Konzilsschriften. Scherschnik, ein katholischer Priester und ehemaliger Jesuit, beschränkte sich nicht auf das Sammeln katholischen Schrifttums, sondern erwarb auch Werke von Theologen anderer Konfessionen, vor allem der lutherischen. Neben Werken von Martin Luther und Philipp Melanchthon sind dies u. a. Johann Wigand, De Schwenckfeldismo (Leipzig 1587), Abraham Bucholzer, Isagoge chronologica (Görlitz 1580) und Heinrich Bullinger, Krótkie opisanie wiary swietej chrescijanskiej [Kurze Beschreibung des heiligen christlichen Glaubens, Krakau 1573] in der polnischen Übersetzung des Buchdruckers Maciej Wierzbieta. Der letzte Druck ist eines von zwei in Polen erhaltenen Exemplaren. Die Bibelsammlung umfaßt u. a. die Ausgaben Bibel. Das ist alle Bücher Alts und News Testaments ...erleucht durch Johann Dietenberger (Köln 1626), Biblia Testamenti Veteris ...opera atque studio Davidi Clodii (Frankfurt 1677) und Die Bibel ...nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers (Halle 1780). Die Werke der Kirchenväter vertritt u. a. Augustinus' Büchlein von Vollkommenheit der Gerechtigkeit (Regensburg 1666). Das Werk von Thomas a Kempis repräsentieren Titel wie Die deutsche Theologie und Nachfolge Christi, herausgegeben von Johann Arndt (Amsterdam 1631) und Von der Nachfolge Christi (Köln 1714).

2.9 Werke zur Pädagogik, an denen Scherschnik ein besonderes Interesse hatte, wurden in der Abteilung Critici et pedagogici gesammelt. Neben der wichtigsten Literatur dieses Bereiches, wie Jan Amos Komenskys Janua linguarum, Orbis pictus und Titeln von Pestalozzi und Rousseau, finden sich hier auch einige Arbeiten von Scherschnik selbst, z. B. die Lesefrüchte aus Quintilianus Werken, zum Unterrichte der Gymnasialschüler (Teschen 1810), sowie pädagogische Zeitschriften.

2.10 Der Bestand zur Geschichte verteilt sich überwiegend auf die beiden Abteilungen Historici prophani und Antiquitates Romanae et Graecae. Unter den Germanica des Faches sind zahlreiche Werke zur Antike von hervorragenden Forschern wie Athanasius Kircher und Johann Joachim Winckelmann sowie Arbeiten über die Geschichte Europas, so z. B. das mehrbändige Theatrum Europaeum, herausgegeben und illustriert von Matthäus Merian (Frankfurt 1662-1738). Von besonderem Interesse ist in dieser Gruppe die Sammlung von Silesiaca, die einen wichtigen Schwerpunkt der Sammeltätigkeit Leopold Scherschniks darstellte. Es finden sich hier die ältesten Chroniken Schlesiens, wie Joachim Cureus, Schlesische General Chronica (Wittenberg 1585) und Jacob Schickfuss, New vermehrte Schlesische Chronica (Leipzig 1625), des weiteren Werke von Eleasar Tilisch, Martin Hanke, Nikolaus Henel von Hennenfeld, Johannes Sinapius, Christian Runge u. a. Als Historiker sammelte Scherschnik auch zahlreiche Werke der historischen Hilfswissenschaften, so etwa zu Diplomatik, Heraldik und Numismatik. Die wichtigsten zeitgenössischen Enzyklopädien und Wörterbücher ergänzen den Bestand (Zedlers Universal-Lexicon, Halle und Leipzig 1732-1750; Jöchers Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Leipzig 1750-1751).

2.11 Die Sammlung zur Rechtswissenschaft schließt Werke zum kirchlichen und zum weltlichen Recht ein. Zu den frühen Germanica des Bestandes gehört Institutionum sive dementorum D. Justiniani libri quatuor (Mainz 1542); das 17. Jh vertritt das Corpus iuris canonici emendatum et notis illustratum Gregorii XII (Basel 1696). Weiterhin finden sich auch Werke von Georg Adam Struve und Wolfgang Lose.

2.12 Werke zur Geschichte des Buches und der Buchdruckerkunst, Bibliographien, Bibliotheks- und Verlagskataloge sind in der Abteilung Bibliographi vereinigt. Zur Unterstützung seiner Sammeltätigkeit war dieser Bestand von besonderer Bedeutung für Scherschnik. Hier finden sich u. a. das Allgemeine europäische Bücherlexicon von Theophilus Georgi (Leipzig 1742-1758) und die Annales typographici von Georg Wolfgang Panzer (Nürnberg 1793-1803). In der Gruppe Schöne Literatur ist die deutsche Literatur insbesondere mit Lyrik aller Epochen vertreten, aber auch Werke der übrigen Gattungen von den bedeutendsten Vertretern der deutschen Literatur fehlen nicht. Zu den frühen Drucken der Sammlung gehören Jacob Angermundt Brück, Emblemata politica (Straßburg 1618), Jacobus Masenius, Palaestra eloquentia ligatae (Köln 1657), Johannes Angelus Silesius, Köstliche evangelische Perle (Glatz 1678) und Nicolaus Avancinus, Poesis dramatica (Köln, Prag und Rom 1675-1686). Das 18. Jh vertreten Friedrich Hagedorn, Sämmtliche poetische Werke (Wien 1780), Martin Opitz, Teutsche Gedichte (Frankfurt 1746), Christian Ewald von Kleist, Sämmtliche Werke (Berlin 1791) sowie Christian Fürchtegott Gellert, Poetische Schriften (Wien 1792). Jeweils mit mehreren Titeln vertreten sind ferner Goethe, Heine, Klopstock, Lessing, Schiller und Wieland.

2.13 Erwähnenswerte Germanica der Gruppe Sprachwissenschaft sind insbesondere im Bestand der Wörterbücher vorhanden. Zu den ältesten Titeln der Sammlung zählen Jacob Gretser, Nomenclator Latinograeco-Germanicus (Ingolstadt 1598) und Simon Roth, Ein Teutscher Dictionarius (Augsburg 1572). Joannes Buxtorf ist vertreten mit dem Lexicon Chaldeicum, Talmudicum ac Rabinicum (Basel 1639) und dem Lexicon Hebraicum et Chaldeicum (Basel 1663). Im Bestand zur Rhetorik finden sich Conradius Dietericus, Institutiones rhetoricae (Leipzig 1694) sowie der Titel Gründliche Einleitung zur teutschen und lateinischen Oratorie wie auch Poesie (Frankfurt und Leipzig 1713).

2.14 In der Gruppe Philosophie sind u. a. deutsche Drucke der Werke klassischer griechischer und lateinischer Autoren vorhanden, so von Platon, Aristoteles, Seneca und Boethius. Als wichtigster deutscher Vertreter der neueren Philosophie ist Kant u. a. mit seiner Kritik der reinen Vernunft (Riga 1790) vertreten. Erwähnenswerte Beispiele für Germanica der Gruppe Naturwissenschaften sind Conrad Gesner, Historia animalium (Zürich 1551) und De omni rerum fossilium genere (Zürich 1565), Samuel Müller, Vademecum Botanicum (Frankfurt und Leipzig 1694) sowie Carl von Linné, Natursystem des Mineralreichs (Nürnberg 1777).

2.15 Die Handschriftensammlung (ca. 1000 Einheiten) umfaßt Kodizes und ungebundene Handschriften des 13. bis 19. Jhs (ca. 50 Prozent deutsch, 30 Prozent lateinisch, der Rest in Tschechisch und anderen Sprachen). Diese Sammlung ist in zwei Gruppen eingeteilt. Die kleinere wird von Zimelien, besonders wertvollen Handschriften, gebildet, die aufgrund ihres bibliophilen Wertes gesammelt wurden. Zu ihnen gehören u. a. einige mittelalterliche Handschriften. Die älteste ist der Pergamentkodex Liber Decretalium (13. oder 14. Jh), der wahrscheinlich aus Norditalien stammt; von der Wende des 15. zum 16. Jh stammen ein weiterer Pergamentkodex, Augustinus' De Civitate Dei contra Paganos, sowie Vitruvs De architectura libri decem. Darüber hinaus finden sich auch wertvolle Denkmäler des teschechischen und polnischen Schrifttums: die altböhmische Übersetzung der Prophetenbücher und des Neuen Testaments aus den Jahren 1418 bis 1439 sowie das Graduale Officia de Beata Maria Virgine (1526). Zu dieser Gruppe gehört auch eine deutsche Handschrift - ein illuminiertes Miniaturgebetbuch des 15. Jhs, das der Teschener Fürstin Elisabeth Lukrezia gehörte.

2.16 Die umfangreichere Gruppe der Handschriftensammlung bilden aus dem 16. bis 19. Jh stammende Silesiaca. Mehr als die Hälfte dieses Bestandes ist deutschsprachig. Es handelt sich sowohl um Handschriften der Werke verschiedener Autoren als auch um Quellenmaterial, Originaldokumente und Abschriften, die verschiedene Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Schlesien, besonders in Teschener Schlesien betreffen. Den Bestand dieser Gruppe repräsentieren Daniel Czepko, Gynecaeum Silesiacum (1613), Scriptores Silesiae von Christian Runge (1738) und Gottfried Ferdinand Buckisch, Prolegomena Schlesischer Religions-Historien, eine deutschsprachige Kopie des lateinischen Originals. In der Sammlung finden sich auch Handschriften der veröffentlichten und unveröffentlichten Arbeiten Teschener Autoren, vor allem von Scherschnik selbst und von Albin Heinrich. Unter den übrigen Handschriften ist Material verschiedener Institutionen, wie z. B. die Sammlung Cancellaria Elisabethe Lucreciae, die aus Dokumenten der Jahre 1642 bis 1662 besteht (tschechisch, deutsch und lateinisch). Weiterhin finden sich Rechnungsbücher, Instruktionen des Magistrats in Angelegenheiten der städtischen Kasse, Materialien zu den Konfessionsangelegenheiten, vor allem der katholischen (zahlreiche Dokumente, die den Jesuitenorden betreffen), aber auch der evangelischen Kirche, Dokumente des Schulwesens, Fragmente von Korrespondenz, Vorlesungstexte, verschiedene Notizen und kleine literarische Arbeiten.

Volksbücherei

2.17 In der Sammlung (15.000 Bde) überwiegen Werke der geisteswissenschaftlichen Fächer - Schöne Literatur, Geschichte, Philosophie und Theologie. Unter den mehr als 2000 Alten Drucken bilden die Polonica die umfangreichste Gruppe (63 Prozent), gefolgt von französischen Drucken (16 Prozent). Germanica (deutsch und lateinisch) sind in dieser Sammlung weniger umfangreich vertreten (11 Prozent) und in noch geringerer Zahl die übrigen lateinischsprachigen Drucke (7,5 Prozent). Bücher in anderen Sprachen bilden die verbleibenden ca. 2,5 Prozent der Sammlung (überwiegend Italienisch und Tschechisch; in Russisch, Holländisch, Litauisch und Ukrainisch nur einzelne Drucke). Die Sammlung wurde zu Beginn des 20. Jhs inventarisiert und in der Zwischenkriegszeit katalogisiert (unvollständig).

2.18 Außer in der Bibliothek von Scherschnik finden sich nur in dieser Sammlung Inkunabeln (8 Titel in 7 Bdn). Von diesen erschienen drei in Köln bei Ulrich Zell, je eine stammt aus Nürnberg und Straßburg. Zwei weitere Inkunabeln der Sammlung sind Unika in polnischen Bibliotheken: Bernardinus Senensis, Quadragesimale de christiana religione (Lyon: Carcain, ca. 1490) und die zusammengebundenen Titel Pseudo-Eusebius Cremonensis, Epistola de morte Hieronymi, Pseudo-Augustinus, Epistola de vita Hieronymi und Pseudo-Cyrillus, Epistola de miraculis Hieronymi (Köln: Ulrich Zell 1470). Letzteres ist zugleich die älteste Inkunabel der Bibliothek. Von den sechs Germanica des 16. Jhs sind drei Werke von Autoren des Altertums: die Naturgeschichte von Plinius (Köln 1550), Plutarchs Werke (Frankfurt 1600) und der erste Band der Nürnberger Ausgabe des Codex Justinianus (1529, Digestorum seu Pandectarum libri quinquaginta). Zwei weitere Drucke sind Wörterbücher von Ambrosius Calepinus (Dictionarium undecim linguarum, Basel 1590) und von Nicolaus Clenardus (Graecae linguae institutiones cum scholis et praxi ..., Frankfurt 1598). Bei den Germanica des 17. Jhs handelt es sich vor allem um Titel religiösen, historischen und juristischen Inhalts. Aufmerksamkeit verdient Samuel Pufendorfs De rebus a Carolo Gustavo Sueciae rege gestis (Nürnberg 1696). Unter den Germanica des 18. Jhs, die am umfangreichsten vertreten sind, sind die Werke zur Geschichte bemerkenswert, besonders deswegen, weil sich hier auch mehrere Silesiaca finden.

Sammlung Kraszewski

2.19 Die Bibliothek von Józef Ignacy Kraszewski, die vor allem die Sammlung eines Schriftstellers ist, enthält hauptsächlich Werke zur polnischen und zur allgemeinen Geschichte, der Schönen Literatur, zu Kunstgeschichte, Philosophie und anderen Geisteswissenschaften. Im Bestand Alter Drucke, der 884 Bde zählt, überwiegen die Polonica (39 Prozent), gefolgt von Titeln in lateinischer (20 Prozent), in deutscher (19 Prozent) und in französischer Sprache (ca. 15 Prozent). Drucke in weiteren Sprachen machen 6 Prozent aus (überwiegend Italienisch). In den Jahren 1926/27 wurden ein Inventar des Bestandes und ein Alphabetischer Zettelkatalog der Sammlung angelegt, der wie der der Volksbücherei jedoch nicht zuverlässig ist. Ein gedruckter Katalog der Bibliothek, der im Jahre 1888 von Micha Pawlik zusammengestellt und nach dem Tode Kraszewskis herausgegeben wurde, diente potentiellen Käufern der Bibliothek als Überblick.

2.20 Unter den vor 1800 erschienenen Germanica überwiegen wie im Gesamtbestand Bücher zur Geschichte Polens. Die allgemeine Geschichte repräsentieren u. a. die im 17. Jh erschienenen Chroniken, so z. B. von Helmold und Dithmar sowie Rudolf Hiobs Allgemeine Schaubühne der Welt (Frankfurt 1649-1731) und Peter de Duisburgs Chronicon Prusiae (Frankfurt, Leipzig und Jena 1679). Ein weiterer Interessenschwerpunkt Kraszewskis war die Kunstgeschichte, im Bestand u. a. vertreten durch Joachim von Sandrart, L'Academia Tedesca ...oder Teutsche Akademie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Nürnberg 1675-1679).

Polnische Ethnographische Gesellschaft

2.21 Die Bibliothek der Polnischen Ethnographischen Gesellschaft (10.000 Bde) ist inhaltlich breit gefächert. Es finden sich hier verschiedenartige Silesiaca, die Drucke populärer Volksverlage (vor 1939) sowie Bücher zu Geschichte, Literatur, Pädagogik, Landeskunde und Naturkunde. Von den Alten Drucken der Sammlung (418 Bde) entfallen über 40 Prozent auf Polonica (polnisch und lateinisch), fast ebenso viele auf Germanica (38 Prozent; deutsch und lateinisch) sowie 13 Prozent auf Bohemica (tschechisch und lateinisch) und 5 Prozent auf sonstige Drucke (überwiegend in Latein). Der Bestand wird seit den dreißiger Jahren fortlaufend inventarisiert, darüber hinaus ist er im Alphabetischen Katalog registriert.

2.22 Inhaltlich überwiegt in der Sammlung die religiöse Literatur, besonders die jüngere. Hierzu zählt als eines der wenigen Germanica des 16. Jhs Martin Chemnitz' Examen Decretorum Concilii Tridentini (o. O. 1566-1573). Die übrigen deutschen Drucke des 16. Jhs betreffen die Philosophie (Aristoteles), Rechtswissenschaft (Kilian Koenig, Practica und Process der Berichtsleuffte nach dem Brauch sechsischer Landart ..., Leipzig 1581) und Sprachwissenschaft (Johannes Frisius, Dictionariolum puerorum Latino-Germanicum et Germanico-Latinum, Zürich 1556). Die Germanica des 17. und 18. Jhs sind überwiegend (ca. 75 Prozent) religiösen Inhalts. Die übrigen umfassen einige Silesiaca, Handbücher (zur lateinischen und zur französischen Grammatik, zur Naturgeschichte), praktische Ratgeber und Werke der Schönen Literatur (Ch. E. Kleist, Ch. M. Wieland, J. Ch. Gottsched). Unter den Silesiaca sind ein Exemplar der 1625 in Leipzig gedruckten Chronik von Jacob Schickfuss sowie Johann Christian Kundmann, Silesii in nummis, oder berühmte Schlesier in Müntzen (Breslau und Leipzig 1738) und Gottfried Dewerdeck, Silesia numismatica (Jauer 1711).

Postmuseale Sammlung

2.23 Alte Drucke sind in der Postmusealen Sammlung mit 2500 Bdn vertreten, davon entfällt ein großer Teil auf Germanica. Da dieser Bestand nicht bearbeitet ist, sind nähere Angaben z. Z. nicht möglich.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog der Neuen Bücher (Drucke ab 1801)

[mschr., in Zettelform; z. T. bereits als EDV-Katalog]

Sachkatalog der Neuen Bücher (Drucke ab 1801)

[EDV-Katalog; erfaßt den Bestand bisher nur unvollständig]

Alphabetischer Katalog der Alten Drucke (vor 1800)

[mschr., in Zettelform; z. T. als EDV-Katalog]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Alphabetischer Katalog der Periodika

[mschr., in Zettelform; z. T. als EDV-Katalog]

Akzessionskartei der Handschriften

[EDV-Katalog]

Sachkatalog der Dokumente gesellschaftlichen Lebens

[EDV-Katalog]

Alphabetischer Katalog der ikonographischen Bestände

[mschr., in Zettelform; z. T. als EDV-Katalog]

Sachkatalog der Karten

[mschr., in Zettelform; z. T. als EDV-Katalog]

Alphabetischer Katalog der Musikalien

[mschr., in Zettelform]

Alphabetischer Katalog der Mikrofilme

[mschr., in Zettelform; z. T. als EDV-Katalog]

Alphabetischer Katalog der Bibliothek von L. J. Scherschnik

[in Zettelform; zusammengestellt in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jhs]

Alphabetischer Katalog der Bibliothek der Polnischen Ethnographischen Gesellschaft

[in Zettelform; zusammengestellt in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jhs]

Alphabetischer Katalog der Bibliothek von T. Reger

[in Zettelform; zusammengestellt in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jhs]

In den EDV-Katalogen der einzelnen Bestandskategorien finden sich Verzeichnisse zu Provenienz, Druckort, Buchdrucker und Herausgeber, Exlibris, Supraexlibris, Einbänden, Illustrationen in Alten Drucken und Handschriften, Signaturkonkordanzen und ein regionales Wörterbuch des Hauses des Teschener Buches.

In Vorbereitung:

Repertorium codicum manuscriptorum in caes. reg. Bibliotheca Scherschnikiana. Bearb. von Krzysztof Szelong und Urszula Wieczorek

Katalog rekopisów sredniowiecznch [Katalog der mittelalterlichen Handschriften]. Bearb. von Marian Zwiercan

3.3 Historische Kataloge

Repertorium codicum manuscriptorum in caes. reg. Bibliotheca Scherschnikiana Teschinii

[in Bandform; zusammengestellt von Albin Heinrich 1815 bis 1831]

Repertorium der Propst [!] Leopold Scherschnikischen Bibliothek in Teschen

[in Bandform; verzeichnet die Drucke der Sammlung; zusammengestellt zwischen ca. 1850 und 1930]

Systematischer Katalog der Sammlung Scherschnik

[Anfang des 19. Jhs von Scherschnik angelegt]

Pawlik, Micha: Katalog ksiegozbioru, rekopisów, dyplomów, rycin, map, atlasów, fotografii, jakotez osobistych dyplomów, adresów itp. pozostaych po sp. Józefie Ignacym Kraszewskim [Katalog der Bücher, Handschriften, Diplome, Zeichnungen, Landkarten, Atlanten, Photographien und Personaldokumente, Adressen u. a. des seligen Józef Ignacy Kraszewski]. Lwów 1888

Alphabetischer Katalog der Bibliothek von J. I. Kraszewski

[in Zettelform; in den zwanziger Jahren des 20. Jhs zusammengestellt von Ludwik Brozek]

Alphabetischer Katalog der Volks-Leihbibliothek

[in Zettelform; zusammengestellt in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jhs]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten der Bibliothek und des Museums der Stiftung von L. Scherschnik in Teschen. 1781-1935 [Signatur APTL 32]

4.2 Darstellungen

Heinrich, Albin: Geschichte der k. k. Scherschnik'schen Gymnasialbibliothek in Teschen. In: Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst 2/21 (1830) Nr. 68, S. 533-536; Nr. 69, S. 546-548

Kudelka, Milan: Leopold Jan Šeršnik (1747-1814). Zivot a dilo [Leopold Johann Scherschnik (1747-1814). Leben und Werk]. Ostrava 1957 [enthält ein Verzeichnis der Donatoren der Bibliothek Scherschniks]

Zahradnik, Franciszek: Czytelnia Ludowa w Cieszynie [Die Volksbücherei in Teschen]. In: Zaranie Slaskie [Schlesische Morgenröte] 26 (1963) Heft 2, S. 151-166

Wadowski, Andelin: Ksiegozbiór Tadeusza Regera w Cieszynie [Die Büchersammlung von Tadeusz Reger in Teschen]. In: Zaranie Slaskie 29 (1966) Heft 1, S. 133-136

Fazan, Mirosaw: Czytelnia Polska w Cieszynie (1848-1854). Przyczynek do ksztatowania sie i rozwoju polskiego zycia kulturalnego na Slasku Cieszynskim [Die Polnische Leihbibliothek in Teschen (1848-1854). Ein Beitrag zur Gestaltung und Entwicklung polnischen Kulturlebens in Teschener Schlesien]. In: Ksiaznica Slaska [Die Schlesische Bibliothek]. Katowice 1983, S. 113-137

Jarowiecki, Jerzy: Ksiegozbiór Józefa Ignacego Kraszewskiego - warsztatem pisarza i historyka [Die Büchersammlung von Józef Ignacy Kraszewski - Arbeitsstätte eines Schriftstellers und Historikers]. In: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Szczecinskiego. Prace Polonistyczne [Wissenschaftliche Hefte der Universität Stettin. Polonistische Arbeiten] 67 (1991) Nr. 3, S. 67-92

Spyra, Janusz (Hrsg.): 190 (Sto dziewiecdziesiat) lat zaozenia Muzeum i Biblioteki Leopolda Jana Szersznika 1802-1992 [Einhundertneunzig Jahre Museum und Bibliothek von Leopold Johann Scherschnik 1802-1992]. Cieszyn 1993

Danel, Magorzata: Biblioteka Czytelni Ludowej w Cieszynie [Die Volksbücherei in Teschen]. In: Pamietnik Cieszynski [Teschener Denkschrift] 10 (1995) S. 25-46

Gojniczek, Anna: Biblioteka Józefa Ignacego Kraszewskiego [Die Bibliothek von Józef Ignacy Kraszewski]. In: Pamietnik Cieszynski 10 (1995) S. 47-65

Kubinski, Karol: Losy zbiorów bibliotecznych Tadeusza Regera [Das Schicksal der Büchersammlungen von Tadeusz Reger]. In: Pamietnik Cieszynski 10 (1995) S. 96-99

Szelong, Krzysztof: Haus des Teschner Buches. Cieszyn 1995

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Historyczne ksiegozbiory Cieszyna na tle Slaskim. Rola kulturowa i przedmiot badan [Teschener historische Büchersammlungen vor schlesischem Hintergrund. Kulturbildende Rolle und Forschungsgegenstand]. Ryszard Gadkiewicz (Red.). Cieszyn 1997 [Aufsatzsammlung; mit englischer Zusammenfassung]

Katalog starych druków medycznych w bibliotekach Slaska Górnego i Cieszynskiego [Der Katalog der medizinischen Alten Drucke in den Bibliotheken von Oberschlesien und Teschener Schlesien]. Teil II. Bearb. von J. M. Dyrda, A. Buczynski, E. Chlebowczyk-Szweda, A. Wolano. Katowice 1982

Kawecka-Gryczowa, Alodia: Inwentarz inkunabuów bibliotek cieszynskich [Das Inventar der Inkunabeln in den Teschener Bibliotheken]. In: Zaranie Slaskie [Schlesische Morgenröte] (1936) Heft 2, S. 90-96

Landsfeld, Antonin: Archiv musea Šeršníkova [Das Archiv des Scherschnik-Museums]. In: Vestník Matice opavské [Bote des Troppauer Schulvereins] (1895) Heft 5, S. 56-60; Heft 7, S. 37-40

Popioek, Franciszek: Materjay do historii Slaska w zbiorach cieszynskich [Materialien zur schlesischen Geschichte in Teschener Sammlungen]. In: Rocznik Towarzystwa Przyjaciól Nauk na Slasku [Jahrbuch der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Schlesien] 3 (1931) S. 343-347

Zabytkowe Biblioteki Cieszyna - Historické Knihovny v Tešine - Die altertümlichen Büchersammlungen in Teschen. Cieszyn 1996 [Katalog in polnischer, tschechischer und deutscher Sprache]

[Zych, Wojciech]: Rekopisy biblioteki Czytelni Ludowej w Cieszynie [Die Handschriften der Volksbücherei in Teschen]. In: Przewodnik Bibliograficzny [Bibliographische Rundschau] 33 (1910) Nr. 9/10, S. 226-227

Stand: Juni 1997

Anna Rusnok


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.