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Bibliothek der Cistercienserinnen-Abtei Oberschönenfeld

Adresse. Cistercienserinnen-Abtei Oberschönenfeld, 86459 Gessertshausen
Telefon. (08238) 2028
Bibliothekssigel. <AkthB 123>

Unterhaltsträger. Cistercienserinnen-Abtei Oberschönenfeld
Funktion. Klosterbibliothek für Angehörige des Hauses.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte des Cistercienser-Ordens, Cistercienser-Literatur. 2. Besondere Sammelgebiete: Gebet- und Betrachtungsbücher.

Benutzungsmöglichkeiten. Zum größten Teil Präsenzbibliothek; für die Schwestern jederzeit zugänglich, für Außenstehende nur mit Genegung und nach schriftlicher Voranmeldung. Gelegentlich Ausleihe an Benutzer möglich. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung und persönliche Vereinbarung erforderlich. Vom Bahnhof Gessertshausen mit Taxi (Tel. 08238/2252) ca. 2,5 km zum Kloster. A 8, Ausfahrt Adelsried, B 300 von Augsburg oder Ulm bis Gessertshausen, südliche Abzweigung " Waldberg".

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Ursprünge des Cistercienserinnenklosters Oberschönenfeld gehen zurück auf das Jahr 1211. Aus dieser Zeit gibt es keine sicheren geschichtlichen Quellen, nur Legenden. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1248, als durch Papst Innozenz IV. dem Kloster alle Privilegien des Cistercienserordens verliehen wurden. Oberschönenfeld wurde der geistlichen Leitung des Abtes von Kaisheim unterstellt. Daher erklären sich auch die regen Beziehungen zwischen den beiden Klöstern.

1.2 Es läßt sich nur vermuten, daß in diesen ersten Jahrzehnten des Klosters eine bescheidene Bibliothek aufgebaut wurde; denn laut der Statuten des Cistercienserordens konnte eine Gründung nur erfolgen, wenn eine entsprechende Anzahl liturgischer Bücher vorhanden war Psalterien, Hymnarien, Bibelausgaben, Gradualien, Kirchenväter etc. Sicherlich haben auch die Mönche von Kaisheim die Schwestern mit Büchern versorgt, denn die Geschichte Kaisheims berichtet schon früh von einer Bibliothek und einem Skriptorium. Durch Aufstände, Bauernkrieg und mehrmalige Flucht aller Schwestern im Dreißigjährigen Krieg ging der gesamte Bestand der alten Bibliothek verloren. Nicht einmal Buchtitel sind überliefert.

1.3 Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist es der bedeutenden und tatkräftigen Äbtissin Elisabeth Herold (1633-1657) zu verdanken, daß altes Schriftgut wieder gesammelt und gewissenhaft geordnet wurde. Ihre Chronik ist die wichtigste Quelle der Geschichte der Abtei. Großen Wert legte Äbtissin Elisabeth auf die Anschaffung von Büchern für den Gottesdienst und die Bibliothek. Zeugnis von Buchkäufen geben Einträge in alten Bursbüchern. Einige von ihr erworbene Bücher sind noch vorhanden.

1.4 Wichtigen Aufschluß über die ab Mitte des 17. Jhs wiederaufgebaute Bibliothek gibt ein handschriftliches Verzeichnis, das den Buchbestand etwa von 1700 bis 1880 enthält. Ungefähr 1020 Titel werden aufgeführt, die größtenteils noch vorhanden sind. Eine größere Anzahl von Büchern stammt aus dem Augsburger Verlag Johann Jakob Mauracher. Vermutlich gibt es eine Verbindung zu einer Chorfrau, Sr. M. Benedikta Mauracher, die von 1757 bis 1804 in Oberschönenfeld lebte. Bei der Säkularisation war ein Bestand von ca. 2000 Bdn vorhanden.

1.5 Im Jahre 1975 begann der damalige Spiritual P. Albert Kloth OCist. († 1990), den gesamten Buchbestand, der ungeordnet in Regalen und Schränken aufbewahrt wurde, zu katalogisieren und neu aufzustellen. Für die Unterbringung wurden zwei Räume innerhalb der Klausur renoviert. Die Aufstellung ist seit ca. 1986 beendet. Die Vermehrung des Bestandes erfolgt durch Kauf, Buchrezensionen, Nachlässe und Schenkungen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Angaben beruhen auf einer Auszählung des Zettelkatalogs. Die Bearbeitung war erschwert, weil der Altbestand zusammen mit der neueren Literatur nach Sachgebieten aufgestellt ist.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 17.780 Bdn beträgt der historische Bestand ca. 3800 Bde. Aus dem 16. Jh sind 11 Bde vorhanden, aus dem 17. Jh 145 und aus dem 18. Jh 1160. Der Bestand des 19. Jhs mit ca. 2500 Bdn wurde geschätzt. Von den 23 Bibelausgaben sind 2 in lateinischer Sprache, 2 in griechischer und lateinischer, 11 in lateinischer und deutscher und die übrigen in deutscher Sprache. Deutsche Bibelübersetzungen liegen in 58 Bdn vor. Interessant ist eine Ausgabe Altes Testament und Neues Testament für Anfänger der welschen Sprache von 1787. Von der aszetischen Literatur sind ca. 80 Bde in Latein, 9 in Portugiesisch, 7 in Französisch und einer in Spanisch. Erwähnenswert ist ein Gebetbuch in serbischer Sprache von 1877. In den anderen theologischen Disziplinen überwiegt die deutsche Sprache außer in der Liturgik: Missale, Breviere, Rituale und Psalterien sind vorwiegend in Latein.

Systematische Übersicht

2.3 Der Gesamtbestand ist in 20 Gruppen mit 139 Untergruppen eingeteilt. Die Beschreibung folgt dem Aufstellungsplan der Bibliothek.

2.4 In der Gruppe " Biblica" sind 177 Bde vorhanden, einschließlich Kommentare, Schriften zur biblischen Theologie und zum Schulunterricht. Im Bereich der Systematischen Theologie und Philosophie gibt es in den einzelnen Fächern nur kleine Bestände mit jeweils 20 bis 30 Bdn. In der Praktischen Theologie entfallen auf die Pastoral 69 Bde, auf die Homiletik 142, auf die Liturgik 268 und auf die Katechetik 68.

2.5 Den größten Bestand enthält die Aszetik mit 528 Bdn. Führende Autoren sind Alfons Maria von Liguori (19. Jh) mit 13 lateinischen und 37 deutschen Bdn; Franz von Sales (18. Jh) mit 32 Bdn; Thomas a Kempis (18. Jh) mit 26 Bdn; Johann Michael Sailer (19. Jh) mit 17 Bdn sowie auffallend viele Autoren aus dem Jesuitenorden, so Josef Pergmayr (18. Jh) 21 Bde; Ulrich Probst (18. Jh) 17 Bde; Caesare Calino (18. Jh) 16 Bde; Jean Crasset (18. Jh) 15 Bde und Paul Segneri (19. Jh) 11 Bde.

2.6 Im Bereich der Spiritualität liegen 469 Bde vor, ein Großteil davon speziell für Priester und Ordensleute. Dazu kommen allgemeine und thematisch gebundene Betrachtungen, marianische Spiritualität und Mystik. Mehrfach vorhanden sind Regelbüchlein des hl. Benedikt, aus dem 16. Jh 4, aus dem 17. Jh 6 und aus dem 18. Jh 15.

2.7 Kirchengeschichte, speziell die Geschichte der Diözese Augsburg, ist mit 142 Bdn vertreten, Ordensgeschichte mit 63. Sie umfaßt allgemeine Ordensgeschichte, besonders aber benediktinisches und cisterciensisches Mönchtum sowie Veröffentlichungen, Festschriften und Beschreibungen einzelner Klöster. Der Bestand an Cistercienser-Schriftstellern zählt 70 Bde, vertreten sind u. a. Bernhard von Clairvaux (26) und Gertrud von Helfta (12).

2.8 Die Hagiographie umfaßt 127 Bde, die Welt- und Kunstgeschichte (darunter ein größerer Teil mit Werken zur Geschichte Bayerns) 84, die Medizin 28. Einen größeren Altbestand gibt es in der Literatur mit 105 Bdn und in der Musikwissenschaft mit 103 Bdn. Bei den Naturwissenschaften sind es 56 Bde, bei den Schulbüchern 59 und bei den Lexika 38 Bde.

2.9 Von den Zeitschriften gehören 55 Jahrgänge zum historischen Bestand. An Musikalien gibt es 150 Hss. und Drucke aus dem 18. und frühen 19. Jh mit geistlichen und weltlichen Vokal- und Instrumentalkompositionen.

Sondersammlung

2.10 Gesondert aufgestellt ist eine Sammlung von 117 Bdn mit allgemeinen Gebetbüchern, Gebetbüchern großer Persönlichkeiten und von Bruderschaften. Daneben gibt es auch eine größere Anzahl von Diözesangesangbüchern.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI, geordnet nach Verfassern, Sachtiteln oder Stichwort]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; als Standortkatalog geführt]

Beide Kataloge wurden in den Jahren 1975 bis 1986 aufgestellt.

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Historischer Katalog

[hschr; enthält den Bestand von 1700 bis 1880, ca. 1020 Titel, nach Formaten geordnet]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bursbücher ab Mitte des 17. Jhs

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kloth, Albert, P. OCist.: Von einem alten Buch aus Oberschönenfeld. In: Die Tat Rundbrief des Freundeskreises Oberschönenfeld e. V. Nr. 23 (1988) S. 88-94

Kloth, Albert, P. OCist.: Zisterzienser-Literatur in der alten Bibliothek Oberschönenfeld. In: Die Tat Rundbrief des Freundeskreises Oberschönenfeld e. V. Nr. 16 (1985) S. 154-163

Linsenmeyer, Jürgen: Studien zur Musiküberlieferung und Musikpflege im Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Diss. Neusäß 1990

Stand: Dezember 1991

Sr. M. Lucia Schwarz OCist.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.