FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Sachsen L - Z > Leipzig
     Sachsen A - K

Universitätsbibliothek Leipzig Zweigstelle Comenius-Bücherei

Adresse. Schenkendorfstr. 34, 04275 Leipzig; [Karte] Bestände z. Z. nur benutzbar in der Zweigstelle Geistes- und Sozialwissenschaften, Augustusplatz 9, 04109 Leipzig [Karte]
Telefon. (0341) 9730-606 (Zweigstelle Geistes- und Sozialwissenschaften)
Telefax. (0341) 9730-619
Bibliothekssigel. <207>

Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen. Universität Leipzig
Funktion. Pädagogische Fachbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Pädagogik, Psychologie sowie angrenzende Wissensgebiete, schulrelevante Bereiche der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften; Schulbücher. 2. Besonderes Sammelgebiet: Schulschriften (Jahresberichte, Programme, Abhandlungen).

Benutzungsmöglichkeiten. Das Bibliotheksgebäude ist bis auf weiteres geschlossen; die Bestände sind jedoch benutzbar in der Zweigstelle Geistes- und Sozialwissenschaften, s. o. Auskunft auch über die Hauptbibliothek, Beethovenstr. 6, 04107 Leipzig, Tel. (0341) 9730-500. Öffnungszeiten (der Zweigstelle): Montag 9-21 Uhr, Dienstag bis Freitag 8-21 Uhr, Samstag 9-17 Uhr. Leihverkehr: über Hauptbibliothek.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Auf Wunsch wird nach vorheriger schriftlicher oder telefonischer Anfrage auch Literatur bereitgestellt. Bücherholdienst zweimal pro Woche. Ab Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung zur Zweigstelle Geistes- und Sozialwissenschaften (Linien 10, 11, 28) nach Süden bis Haltestelle Augustusplatz. - Tiefgarage in unmittelbarer Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Comenius-Bücherei wurde am 15. November 1871 auf Antrag des Leipziger Lehrers Julius Beeger vom Leipziger Lehrerverein als eine Stiftung (Comenius-Stiftung) gegründet. Am 8. Februar 1872 wurden ihre ersten Statuten in Kraft gesetzt. Aus diesen geht hervor, daß der Bibliothek " die größtmögliche Vollständigkeit in derjenigen Literatur gegeben werde, welche direkt für Unterrichts- und Erziehungszwecke bestimmt ist, oder in unmittelbaren Zusammenhang damit steht" (Statuten der Pädagogischen Centralbibliothek [Comenius-Stiftung] zu Leipzig). In der ersten Zeit wurde der Bestand fast ausschließlich durch Schenkungen erweitert (1872; 2500 Bde). 50 Jahre nach ihrer Gründung verfügte die Bücherei über ca. 250.000 Bde, von denen mehr als die Hälfte aus Schenkungen von Lehrern, Schulbuchverlegern und Buchhändlern stammte. 1942 erreichte der Bestand einen Umfang von fast 400.000 Bdn. 1943 wurden während eines Bombenangriffs ca. 350.000 Bde vernichtet. Davon betroffene Bestandsgruppen und -bereiche können im einzelnen nicht benannt werden, da die damals gültigen Kataloge für eine systematische Aufstellung zum größten Teil nicht mehr existieren.

1.2 Ab 1946 erfolgte der erneute Bestandsaufbau durch erste Bücherkäufe und Schenkungen aus Lehrerkreisen. Eine umfangreiche Hilfe erhielt die Bücherei durch den Verlag Volk und Wissen (Schulbuchverlag der DDR), der bis 1951 von allen seinen Neuerscheinungen ein Freiexemplar zur Verfügung stellte. Außerdem gingen bedeutende Bestände aus Schulbibliotheken, u. a. aus der pädagogischen Abteilung der ehemaligen Fürstenschule St. Afra in Meißen sowie 3000 Nummern von Schulprogrammen mit wissenschaftlichen Abhandlungen aus der Bibliothek der Thomasschule in Leipzig ein. 1985 wurde ein weiterer Teil der Bibliothek der Thomasschule mit 1284 Bdn übernommen. Von 1951 bis 1990 war die Comenius-Bücherei eine Außenstelle der Pädagogischen Zentralbibliothek Berlin, die eine Einrichtung der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR war. Ab dem 1. Januar 1991 kam die Bücherei wieder in die Verantwortung des Landes Sachsen zurück und wurde 1992 als Zweigstelle in die Universitätsbibliothek Leipzig integriert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die ursprüngliche systematische Ordnung (auch im Magazin) ist nach Zerstörung und Wiederaufbau durch eine Aufstellung nach dem Numerus currens abgelöst worden. Gesondert gestellt sind lediglich die " paedagogica rara". Der Grundbestand ist durch einen engen Schlagwortkatalog sachlich erschlossen. Die Hochrechnung danach und Stichproben im Magazin ergeben einen historischen Bestand von etwa 15.000 Bdn, die, mit Ausnahme der " paedagogica-rara"-Sammlung (s. u. 2.3), vornehmlich im 19. Jh erschienen sind.

2.2 Aus diesem historischen Bestand sind besonders die Klassiker der Pädagogik und Philosophie hervorzuheben. Zu nennen sind etwa Friedrich Fröbel, Grundzüge der Menschenerziehung (1833), Kindergartenbriefe (1887), Kindergartenwesen (1883); Johann Friedrich Herbart, Lehrbuch zur Einleitung in die Philosophie (1837), Allgemeine Pädagogik und Umriß pädagogischer Vorlesungen (1876) sowie Friedrich Daniel Schleiermacher, Grundriß der philosophischen Ethik (1841), Philosophische Sittenlehre (1870) und Erziehungslehre (1871). Weitere Werke liegen von Johann Gottfried Herder (11), Friedrich Adolf Wilhelm Diesterweg (41) und Karl Friedrich Wilhelm Wander (8) vor.

2.3 Die Bestände der " paedagogica rara"-Sammlung wurden mit 4303 Bdn ausgezählt: 291 Bde des 16. Jhs, 445 des 17. Jhs, 2236 des 18. Jhs, 1244 des 19. Jhs und 87 ohne Jahresangabe. Sie verteilen sich auf 3087 Bde in Deutsch, 859 in Latein, 312 in Französisch, 15 in Englisch und 30 in sonstigen Sprachen. In größerem Umfang sind vertreten Joachim Heinrich Campe mit 143 Bdn (Sammlung einiger Erziehungsschriften, 1778; Die Empfindungs- und Erkenntniskraft der menschlichen Seele, 1776; Klugheitslehren für Jünglinge, 1793; Neue Methode, Kinder auf eine leichte und angenehme Weise Lesen zu lehren, 1778; Kleine Seelenlehre für Kinder, 1780) sowie Christian Gotthilf Salzmann mit 94 Bdn (Conrad Kiefers ABC und Lesebüchlein, 1798; Ameisenbüchlein, 1807; Anweisung zu einer zwar nicht vernünftigen aber doch modischen Erziehung der Kinder, 1780; Über die Erziehungsanstalt in Schnepfenthal, 1808; Reisen der Salzmannischen Zöglinge, 1784-1793). Es folgen Johann Bernhard Basedow mit 90 Bdn (Anfang der Arbeit am Elementarbuche zur Verbesserung des Schulwesens, 1796; Opus elementarius, 1774; Für Cosmopoliten Etwas zu lesen, zu denken und zu thun, 1775), Erasmus mit 84, Johann Amos Comenius mit 82, August Hermann Francke mit 48, Johann Heinrich Pestalozzi mit 46, Luther mit 38, Rousseau mit 36, Eberhard von Rochow mit 33 und John Locke mit 23 Bdn.

2.4 Aus der Bibliothek der Thomasschule Leipzig wurden 1284 Bde übernommen. Es handelt sich um 400 Bde des 16. Jhs, 330 des 17. Jhs, 290 des 18. Jhs, 240 des 19. Jhs und 24 ohne Jahresangabe. Sie verteilen sich auf 520 Bde in Deutsch, 751 in Latein, 5 in Französisch, einen in Englisch und 7 in sonstigen Sprachen. Der Bestand spiegelt, auch in seinen erhaltenen Resten, die Tradition einer jahrhundertealten, klassischen Studien verbundenen Schule und ihrer Büchersammlung wider. Sondersammlung

2.5 Schuljahresberichte und Schulprogramme. Die Sammlung von Schulprogrammen umfaßt nach Stichproben etwa 155.000 Programme aus den Jahren 1780 bis 1930, zum überwiegenden Teil aus dem 19. Jh. Dazu gehören 55.000 Abhandlungen, von denen z. Z. erst 4000 in die Kataloge eingearbeitet sind.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; in zwei Teilen; 1. Teil: Bestand der Erscheinungsjahre 1828 bis 1975, nach PI; 2. Teil: ab Erscheinungsjahr 1976, nach RAK-WB]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform, nach weiten Schlagworten, stellenweise durch Unterschlagwörter feiner gegliedert; weist auch ausgewählte Zeitschriftenaufsätze nach]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Alphabetischer Sonderkatalog

[in Zettelform, nach PI; umfaßt den Bestand der " paedagogica rara" mit den Erscheinungsjahren vor 1828]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach PI; umfaßt Bücher aus der Schenkung der Bibliothek der Thomasschule zu Leipzig]

Sonderkatalog Schulprogramme

[verzeichnet Schulprogramme alphabetisch nach Schulorten, innerhalb derer alphabetisch nach Schulen und innerhalb der Schulen chronologisch; im Aufbau begriffen]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; erfaßt die Abhandlungen der Jahre 1824 bis 1918 nach Autoren]

3.3 Historische Kataloge

Katalog der Pädagogischen Centralbibliothek (Comenius-Stiftung) zu Leipzig. 2. Aufl. 3 Bde. Leipzig: im Selbstverlag der Bibliothek 1892-1907

Katalog der Pädagogischen Centralbibliothek (Comenius-Stiftung) zu Leipzig. 3. Aufl. 4 Bde. Leipzig: im Selbstverlag der Bibliothek 1902-1912

Verzeichnisse der Comenius-Bücherei zu Leipzig. Bd 1, Heft 1; Bd 3, Heft 1.2. Leipzig: im Selbstverlag der Bibliothek 1920-1927 [Teile des Katalogs der Bibliothek: mehr wohl nicht erschienen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Zahl der verfügbaren Archivalien ist sehr gering, da neben den ca. 350.000 Bdn fast alle Unterlagen im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurden. Zugangsbücher sind ab 1951 vorhanden. Ausleihunterlagen sind ebenfalls erst für die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nachweisbar.

4.2 Darstellungen

Beeger, Julius: Die Pädagogischen Bibliotheken, Schulmuseen und ständigen Lehrmittelausstellungen der Welt, mit besonderer Berücksichtigung der Pädagogischen Centralbibliothek (Comenius-Stiftung) zu Leipzig. Eine geschichtlich-statistische Zusammenstellung. Leipzig 1892

Rocke, Gustav: Bericht über das 25-jährige Bestehen der Pädagogischen Zentralbibliothek (Comenius-Stiftung) in Leipzig. Erstattet bei der Gedenkfeier am 28. Januar 1897. Leipzig 1897

Festschrift: 50 Jahre Comenius-Bücherei. Den Freunden und Förderern der Bücherei gewidmet zum 16. November 1921. Leipzig 1921 Goldhahn, Richard: Fünfzig Jahre Comenius-Bücherei. In: Deutsche Schule 25 (1921) Heft 11, S. 481-488

Stand: Juli 1996

Gudrun Remer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.