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Bibliothek des Deutschen Entomologischen Instituts

Adresse. Schicklerstr. 5, 16225 Eberswalde [Karte]
Telefon. (03334) 2 29 36; 23 61 94; 23 61 95
Telefax. (03334) 21 23 79
Bibliothekssigel. <B 15>

Unterhaltsträger. Land Brandenburg
Funktion. Spezialbibliothek mit hauseigenen Aufgaben. Sammelgebiet. Entomologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, öffentlich zugänglich. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-16 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr; als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken am Leihverkehr der Spezialbibliotheken (ASpB) beteiligt.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät für Recherchen in der Zeitschriften-Datenbank; Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische oder schriftliche Anmeldung erwünscht. - Busverbindung (O-Bus) ab Hauptbahnhof Richtung Ostend bis Haltestelle Markt. A 11 (E 28), Ausfahrt Finowfurt; B 167. Parkplätze in der Schicklerstraße in begrenztem Umfang vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek ist mit der Geschichte des Deutschen Entomologischen Instituts (DEI) verbunden. Sie beginnt aber nicht erst mit der 1886 erfolgten Gründung des Instituts als Deutsches Entomologisches Nationalmuseum (DENM), sondern bereits fast vierzig Jahre früher. Im Jahre 1849 erwarb der achtzehnjährige Primaner Gustav Kraatz (1831-1909) einige Werke aus dem Nachlaß des Berliner Arztes und Entomologen Prof. Wilhelm Ferdinand Erichson (1809-1849). Sie bildeten den Grundstein seiner entomologischen Bibliothek und der späteren Institutsbibliothek.

1.2 In der Folgezeit (seit 1858) unternahm Kraatz zahlreiche Reisen nach Paris und erwarb bei den " bouquinistes" viele seltene entomologische Werke, wie etwa handkolorierte Werke von Maria Sybilla Merian, Johann Rösel von Rosenhof u. a. Zwischen 1865 und 1884 kaufte Kraatz Bibliotheken auf, die aus den Nachlässen einiger bedeutender Entomologen stammten, und zwar von dem Hof- und Sanitätsrat in Rauden bei Hoyerswerda Dr. Julius Roger (1819-1865), von dem Bankier, Kaufmann und Insektenhändler in Altona Christian Sommer (1785-1868), von Julius Lederer (1821-1870), Kaufmann in

Wien, von Gottlieb August Wilhelm Herrich-Schäffer (1799-1874), Arzt in Regensburg, einschließlich des an Herrich-Schäffer gegangenen Nachlasses des Augsburger Malers, Kupferstechers und Entomologen Jakob Hübner (1761-1826) mit zahlreichen Originalen und Handzeichnungen, sowie von Johann Georg Haag-Ruthenberg (1830-1879), Jurist in Frankfurt a. M., und von Arnold Förster (1810-1884), Oberlehrer in Aachen. Hatte sich Kraatz zunächst vornehmlich auf die Beschaffung von Literatur seiner Zeit konzentriert, wandte er sich seit den sechziger Jahren zunehmend der älteren Literatur zu.

1.3 Erst 1905 konnte mit der Aufstellung der Bibliothek und mit der Katalogisierung der Bestände begonnen werden. Neben den Monographien, Serien und Zeitschriften waren es in bedeutendem Umfang Separata, die registriert und nach Autoren geordnet wurden. Nach Abschluß dieser Arbeiten waren 58 Zeitschriften, etwa 2660 Einzelwerke sowie über 7000 Separata vorhanden. In den Jahren 1908 bis 1910 gelangten zusammen mit den Sammlungen auch die Bibliotheken einiger verstorbener Entomologen in das Institut: Friedrich Wilhelm Konow (1842-1908), Pfarrer in Teschendorf/Mecklenburg (Hymenoptera); Gustav Breddin (1864-1909), Realschullehrer in Oschersleben (Hemiptera); Otto Schwarz (1861-1908), Lehrer in Berlin (Coleoptera: speziell Elateridae).

1.4 Nach dem Tode von Prof. Kraatz (1909) übernahm der Mediziner und Entomologe Dr. Walther Horn (1871-1939) die Leitung des Museums, das 1920 in Deutsches Entomologisches Institut umbenannt wurde. Bereits Anfang der dreißiger Jahre galt die Bibliothek als die größte entomologische Spezialbibliothek in Europa. Durch die Herausgabe eigener Publikationen (mehrere Zeitschriften, Einzelwerke) wurde die Möglichkeit geschaffen, im Rahmen eines internationalen Schriftentausches vor allem Periodika, darunter viel nichtkonventionelle Literatur, aber auch besonders durch Rezensionsexemplare - Einzelwerke zur Erweiterung und zum Ausbau der Bestände zu erwerben. Dies ist die Haupterwerbungsart der Bibliothek geblieben. Über 90 Prozent aller eingehenden Zeitschriften werden im Rahmen des Schriftentausches beschafft.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestände sind nach dem Numerus currens aufgestellt. Die nachfolgend genannten Zahlen sind das Ergebnis von Zählungen der Zettelkataloge für Monographien, Serien und Zeitschriften. Überprüfungen am Bestand wurden wegen der Zuordnungen zu den einzelnen Sprachen vorgenommen. Der Anteil des historischen Bestandes an den etwa 110.000 Separata wurde nicht durch Zählung ermittelt. Als grobe Schätzung kann ein Prozentsatz von ca. 30 Prozent gelten. Der gegenwärtige Bestand umfaßt ca. 67.000 Bde, darunter ca. 44.000 Zeitschriften- und Serienbände, ca. 110.000 Separata und ca. 720 laufend gehaltene Zeitschriften. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den ca. 1300 Zeitschriften sind 354 dem historischen Bestand zuzurechnen. 14 beginnen zwischen 1701 und 1800, 340 zwischen 1801 und 1900. Darunter sind 157 deutsche, 121 englische, 38 französische, die übrigen 38 verteilen sich auf zehn weitere Sprachen, darunter 9 italienische, 7 spanische und 5 dänische.

2.3 Von den ca. 23.000 Bdn Monographien und Serien sind 4337 zum historischen Bestand zu zählen. Mehrbändige Ausgaben wurden als ein Titel gezählt. Vom historischen Buchbestand stammen aus dem 16. Jh 2 Titel in lateinischer Sprache; aus dem 17. Jh 52, darunter 35 in lateinischer, 9 in deutscher, 4 in französischer, 3 in holländischer und einer in englischer Sprache; aus dem 18. Jh 484, darunter 249 in deutscher, 131 in lateinischer, 52 in französischer, 29 in englischer, 11 in holländischer, 7 in italienischer, 3 in dänischer, je einer in spanischer und schwedischer Sprache; aus dem 19. Jh 3799, darunter 1855 in deutscher, 775 in französischer, 653 in englischer, 229 in lateinischer, 98 in italienischer, 54 in schwedischer, 36 in holländischer, 48 in spanischer, 28 in dänischer, 7 in russischer, 7 in polnischer, 3 in portugiesischer, 3 in ungarischer, 2 in tschechischer und einer in serbokroatischer Sprache.

Systematische Übersicht

2.4 Lückenlos vorhanden sind zahlreiche deutschsprachigen Fachzeitschriften, wie die Berliner Entomologische Zeitschrift (ab 1857) und die Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft (ab 1862). Unter den gegenwärtig schon seit über einhundert Jahren und vollständig vorhandenen ausländischen Periodika sind Bjulleten' Moskovskogo obsvcestva ispytatelej prirody (ab 1829); Magazine of Natural History (ab 1829); Annales de la Societé Entomologique de France (ab 1832); Transactions of the Royal Entomological Society of London (ab 1836); The Entomologist (ab 1840); Annales de la Societé Linnéenne de Lyon (ab 1850); Tijdschrift voor Entomologie (ab 1858); Horae Societatis Entomologicae Rossicae (ab 1861); Transactions of the American Entomological Society (ab 1867/68); Bolletino della Società Entomologica Italiana (ab 1869); Canadian Entomologist (ab Bd 2, 1869); Archivos do Museo Nacional do Rio de Janeiro (ab 1876) und Proceedings of the Linnean Society of New South Wales (ab 1877).

2.5 Das älteste vorhandene Werk ist Plinius' Historiae mundi libri XXXVII (Lyon 1553). Zum Bestand gehören zahlreiche Bücher von Maria Sybilla Merian (1647-1717), die z. T. in verschiedenen Ausgaben und Auflagen (z. T. von der Autorin selbst koloriert) vorhanden sind: Der Raupen wunderbare Verwand(e)lung und sonderbare Blumennahrung (Nürnberg 1679 und Frankfurt 1683); Der Rupsen Begin, Voedzel en wonderbaare Veranderung (Amsterdam 1678); Metamorphosis insectorum Surinamensium (Amsterdam 1705) und Over de voortteeling en wonderbaerlyke veranderingen der Surinaemische insecten ... (Amsterdam 1719). Die beiden letzten Titel sind als kolorierte und als nichtkolorierte Ausgaben vorhanden. Die vom Naturforscher und Miniaturmaler August Johann Rösel von Rosenhof (1705-1759) seit 1740 monatlich herausgegebene Insectenbelustigung, ein Vorläufer der entomologischen Zeitschriften und berühmt durch außergewöhnliche Naturtreue der Insektendarstellungen, ist in der ersten Auflage sowie in der Ausgabe (1746 ff.) von Rösels Schwiegersohn Christian Friedrich Carl Kleemann (1735-1789) vorhanden.

2.6 Die Icones Insectorum rariorum (Stockholm 1759) von Carl Alexander Clerck († 1765) wurden nur von der schwedischen Königin verschenkt und waren nicht im Buchhandel erhältlich. Die Bibliothek besitzt hierzu noch eine handschriftliche, das Original genau nachahmende Kopie des schwedischen Textes und der 16 kolorierten Tafeln. Von dem Nürnberger Rechtsgelehrten Martin Frobenius Ledermüller (1719-1769) ist sein seltenstes und schönstes Werk, Versuch, bey angehender Frühlings-Zeit die Vergrösserungswerckzeuge zum nützlichen und angenehmen Zeitvertreib anzuwenden (Nürnberg 1764) vorhanden. Es enthält zwölf kolorierte Kupfertafeln und veröffentlicht erstmals mikroskopische Beobachtungen. Weiterhin sind hervorzuheben Henry Louis Duhamel du Monceau und M. Tillet, Histoire d`un insecte qui dévore les grains de l'Angoumois (Paris 1762); Drew Drury, Illustrations of natural history (London 1770-1782); Benjamin Wilkes, One hundred and twenty Copper-Plates of English Moths and Butterflies (London 1773); Pieter Cramer, De uitlandsche Kapellen voorkomende in de drie Waereld-Deelen Asia, Africae en America (Utrecht 1779-1791); und Jacob L`Admiral, Naauwkeurige waarneemingen omtrent de veranderingen van veele insekten of gekrovene diertjes (Amsterdam 1774) mit 33 kolorierten Tafeln.

2.7 Erwähnenswert sind mehrere Werke des Augsburger Musterzeichners Jacob Hübner (1761-1826), darunter Sammlung auserlesener Vögel und Schmetterlinge mit ihren Namen (Augsburg 1793), zusammen mit dem Manuskript, sowie die Sammlung europäischer Schmetterlinge, begonnen 1805, mit 790 kolorierten Kupfertafeln. Seit 1793 gab Georg Wolfgang Franz Panzer (1755-1829) seine Faunae insectorum Germanicae initia, oder Deutschlands Insecten heraus. Diesen historischen Buchbestand ergänzen zahlreiche Hss. Es sind zumeist Originale für die kolorierten Kupfertafeln sowie viele Einzelabbildungen, die teilweise als Vorlagen für spätere Werke dienten. Dazu gehören die von Johann Christoph Friedrich Klug (1775-1856) kopierten 54 Tafeln aus dem Archiv der Insectengeschichte von Johann Caspar Fuessly.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Katalog der Bibliothek des Deutschen Entomologischen Museums. Teil 1: Einzelwerke und Separata. Berlin 1913 [anonym]

Alphabetischer Zettelkatalog für Monographien, Periodika, Separata

[Katalogisierung erfolgte nach Hausregeln und nach PI, seit 1976 nach RAK]

Sachkatalog für Monographien und Stücktitel

[seit 1992 in Bearbeitung]

Periodica entomologica. Bestandsverzeichnis der laufend gehaltenen Zeitschriften und Serien. Stand: 31. März 1985. (Zusammengestellt und bearb. von Christel Wutzmer und Felicitas Marwinski). Eberswalde-Finow 1985. In: Nova Supplementa Entomologica 1 (1985) S. 4-235

3.2 Sonderkataloge

Katalog der Nachlässe verstorbener Entomologen

[in Zettelform; begonnen durch Gustav Kraatz; enthält 58.000 Archivalien von 100 Entomologen sowie Institutsakten; Veröffentlichung s. u. 5, Felicitas Marwinski, Nachlässe und Namensregister]

Katalog der Bildnissammlung

[begonnen von Gustav Kraatz und bis heute fortgeführt; umfaßt ca. 7600 Bildnisse (Porträts und Gruppenaufnahmen) von ca. 3000 Entomologen; Veröffentlichung s. u. 5, Katalog der Porträtsammlung]

Biographischer Katalog

[begonnen von Walther Horn, laufend ergänzt; enthält Lebensdaten sowie bibliographische Hinweise auf veröffentlichte Würdigungen und Nekrologe von ca. 1000 Entomologen]

Verzeichnis über den Verbleib entomologischer Sammlungen

[von Walther Horn begonnen, zusammen mit Ilse Kahle veröffentlicht 1935-1937, s. u. 5; Ergänzungen von Hans Sachtleben 1961, s. u. 5; erweiterte und korrigierte Veröffentlichung unter dem Titel Collectiones entomologicae: Ein Kompendium über den Verbleib entomologischer Sammlungen der Welt bis 1960. Berlin 1990, s. u. 5; weitere Nachträge und Ergänzungen in Zettelform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Wutzmer, Christel; Marwinski, Felicitas: Aus der Geschichte der Bibliothek des ehemaligen Deutschen Entomologischen Institutes. In: Beiträge zur Entomologie 23 (1973) S. 197-217

Ebert, Werner u. a. : Einhundert Jahre Deutsches Entomologisches Institut. In: Beiträge zur Entomologie 36 (1986) S. 5-52 [S. 36-52: Die Entomologische Bibliothek]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Gaedike, Reinhard: Der Literaturbestand der Bibliothek des Deutschen Entomologischen Institutes und seine Bedeutung in der Gegenwart. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Bibliothekswesen und Dokumentation des Landbaues (1992) Heft 48, S. 35-38

Horn, Walther; Kahle, Ilse: Über entomologische Sammlungen, Entomologen und Entomo-Museologie. 1. Kapitel: Sammlungen, welche ihre Eigentümer gewechselt haben (nebst Angaben über Ausbeuten von Expeditionen, Privat-Sammlern und Händlern). In: Entomologische Beihefte 2 (1935) S. 1-160; 3 (1936) S. 161-296; 4 (1937) S. 297-388, 511-533

Horn, Walther; Kahle, Ilse; Friese, Gerrit; Gaedike, Reinhard: Collectiones Entomologicae. Ein Kompendium über den Verbleib entomologischer Sammlungen der Welt bis 1960. Teil I: A-K, S. 1-220; Teil II: L-Z, S. 223-573. Berlin 1990

Katalog der Porträtsammlung bedeutender Entomologen. Stand: September 1984. (Erarb. von Felicitas Marwinski). Eberswalde-Finow 1987. In: Nova Supplementa Entomologica 2 (1987) S. 3-75

Marwinski, Felicitas: Aus der Arbeit der Bibliothek des Deutschen Entomologischen Instituts: Nachlässe und Konvolute. In: Beiträge zur Entomologie 20 (1970) S. 813-826; 21 (1971) S. 305-312; 23 (1973) S. 427-443; 24 (1974) S. 349-382; 25 (1975) S. 163-188, S. 297-323; 26 (1976) S. 167-178; 31 (1981) S. 27-82

Marwinski, Felicitas: Namensregister zu den Inventarien der Entomologen-Nachlässe (Nr. 1 bis 100) im Archiv der Entomologischen Bibliothek Eberswalde-Finow. Eberswalde-Finow 1988. In: Nova Supplementa Entomologica 4 (1988) S. 3-103

Sachtleben, Hans: Nachträge zu " Walther Horn und Ilse Kahle: Über entomologische Sammlungen". In: Beiträge zur Entomologie 11 (1961) S. 481-540

Stand: September 1993

Reinhard Gaedike


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.