FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Deutschen Theatermuseums

Adresse. Galeriestraße 4a und 6, 80539 München [Karte]
Telefon. (089) 22 24 49, 22 25 54 oder 22 63 66
Telefax. (089) 29 16 07 89
Bibliothekssigel. <M 113>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezial- und Museumsbibliothek zur Dokumentation und Archivierung deutschsprachiger Stücktexte und internationaler Theaterliteratur.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Darstellende Künste; Primär- und Sekundärliteratur zum internationalen und deutschsprachigen Theater einschließlich des Musik- und Tanztheaters, der Pantomime; Literaturwissenschaft (Drama); Nachbargebiete wie Kultur-, Kunst- und Architekturgeschichte. - 2. Besondere Sammelgebiete: Deutschsprachige Dramen, Bühnenmanuskripte, Fernsehspiele, Theatermaterialien außerhalb des Buchhandels wie Programmhefte, Theaterzettel u. ä.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Freihandaufstellung von Nachschlagewerken und aktuellen Zeitschriften im Lesesaal. Vorbestellung der Magazinbestände notwendig. Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10-12 Uhr, 13.30-16 Uhr und nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (Kopieren eingeschränkt), Mikrofiche-Lesegerät. Reprographische Dienste werden vermittelt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert (speziell für die Bereitstellung gesuchter Titel). Genaue Angaben über die gewünschten Materialien notwendig. U-Bahnverbindung (Linien U3, 4, 5, 6) bis Haltestelle Odeonsplatz. Stark beschränkte Parkmöglichkeit.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die erfolgreiche Königlich Bayerische Hofschauspielerin Clara Ziegler (1844-1909) bestimmte testamentarisch ihr Vermögen zur Errichtung eines Theatermuseums. Als weltweit ältestes selbständiges Institut seiner Art wurde es als Clara-Ziegler-Stiftung durch Königliches Dekret 1910 gegründet und in der Villa der Stifterin eröffnet. Die von der Gründerin vorhandenen Theatralia wurden sukzessive mit Schenkungen, Nachlässen und zumeist finanziell schwierigen Erwerbungen ergänzt.

1.2 Durch die Vermittlung der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger und des Deutschen Bühnenvereins kam eine Reihe von Künstlernachlässen ins Haus. Mit der Bibliothek Alwill Räder (Dramaturg, 1842-1917) begann 1917 der eigentliche Aufbau der bis dahin bescheidenen Bücherei. Ca. 15.000 Bde mit Theaterliteratur, vor allem aus dem 18. und 19. Jh, bildeten den Grundstock. Durch den Zugang umfangreicher Privatbibliotheken mit seltenen historischen Werken wurde der Buchbestand im Vergleich zu den anderen Sammelbeständen " zum größten Schatz im Hause" ( s. u. 4, Rapp). Von Sammlern aus Theaterpraxis und Wissenschaft gelangten zahlreiche Texte und Manuskripte sowie Theateralmanache, Hss. berühmter Theaterleute, Rollenporträts, Regiebücher, Libretti und Dramentexte in den Bestand. Die durch den Ersten Weltkrieg verarmte Stiftung wurde ab 1922 vom Bayerischen Staat verwaltet. In den Jahren von 1924 bis 1926 bildeten die staatlich unterstützten Ankäufe der Bibliotheken von Carl Zeiss (Generalintendant, 1871-1924), Albert Köster (Universitätsprofessor, 1862-1924) und Berthold Litzmann (Dozent, 1856-1926) " das systematische Gerüst, um alle Sparten der Theatergeschichte planmäßig weiterpflegen zu können" ( s. u. 4, Rapp).

1.3 Im Zweiten Weltkrieg wurden durch die Bombardierung des Theatermuseums neben den großen Beständen an Schau- und Studienmaterialien, Bühnenmodellen, Theaterprogrammheften und Theaterkritiken auch die Kataloge als wichtigstes Nachweismittel der Bibliothek vernichtet. Glücklicherweise rettete der Museumsdirektor Günter Schöne (1904-1986) den gesamten Buchbestand durch Auslagerung. In den Nachkriegszeiten konnte mit dem Verkaufserlös des Stiftergrundstücks ein Teil der Hofgartengalerie wiederaufgebaut und 1953 bezogen werden. Das Theatermuseum war eine Abteilung des Bayerischen Nationalmuseums, bis es unter dem Direktor Eckehart Nölle (*1937) 1979 die Selbständigkeit als Staatliches Museum des Freistaates Bayern erreichte und den neuen Namen Deutsches Theatermuseum erhielt.

1.4 Da die Gründung der Bibliothek erst nach 1900 erfolgte, sind die historischen Buchbestände meist durch übernommene Sammlungen oder antiquarische Käufe zusammengekommen. Der historische Bestand konnte aufgrund unzureichender finanzieller und personeller Gegebenheiten in der Vor- und Nachkriegszeit nur mühsam ausgebaut werden. Die Voraussetzungen zur retrospektiven Bestandspflege haben sich durch die Verstaatlichung des Museums nur unwesentlich verbessert. So gehören kostenfreie Übernahmen von Nachlässen und Theaterarchiven mit Regie-, Rollen- und Soufflierbüchern zu den größeren Erwerbungen. Mit über 100.000 Bdn (ohne Kritiken und Programmhefte) ist diese Bibliothek die größte Spezialsammlung zum Theater im deutschsprachigen Raum.

Hildegard Fryda

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Ausgezählt wurde anhand der nach dem Numerus currens geordneten Standortkataloge für Rara, Monographien und Periodika, wobei Titel ohne Erscheinungsjahr (eine relativ hohe Anzahl) unberücksichtigt blieben. Reprints werden wie Originalausgaben behandelt, mehrbändige Werke und Zeitschriften als ein Titel gezählt. Die Zahlen vermitteln nur ein ungefähres Bild des Bestandes.

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 100.000 Bdn umfaßt der historische Bestand 9158 Titel (ca. 30.000 Bde). Es überwiegt die im 19. Jh erschienene Literatur mit 7262 Titeln (80 Prozent) vor der des 18. Jhs mit 1637 Titeln (17 Prozent). Auf das 17. Jh entfallen 216 Titel (2,4 Prozent), auf das 16. Jh 45 Titel (0,5 Prozent). Zwei Inkunabeln sind vorhanden.

2.3 Das deutschsprachige Schrifttum hat mit 80 Prozent den größten Anteil (7322 Titel). Französisch liegen 1096 Titel vor (12 Prozent), italienisch 489 (5,4 Prozent) und englisch 144 (1,6 Prozent). Dänisch, Lateinisch, Niederländisch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch und Ungarisch sind mit einzelnen Titeln vertreten.

Birgit Schaefer

Systematische Übersicht

2.4 Der früher grob systematisch aufgestellte Magazinbestand wurde bei der Neuordnung in der Nachkriegszeit, getrennt nach Monographien und Periodika, nach dem Numerus currens sortiert. Da die Standortkataloge keine systematischen Anhaltspunkte liefern und ein systematischer Sachkatalog fehlt, kann der historische Bestand nur summarisch beschrieben werden. Die Beschreibung erfolgt nach den Formalgruppen der Theatermaterialien.

2.5 Im Lesesaal stehen Lexika, Bibliographien, aktuelle und häufig benutzte historische Zeitschriften, Theateralmanache, Bühnenjahrbücher, Theaterspielplanverzeichnisse, Theaterstatistiken u. ä. In einer groben Fachgruppenaufstellung steht eine kleine Auswahl von Werken der Theatergeschichte und -wissenschaft. Die Neuaufstellung nach einer verbesserten Systematik ist geplant.

Stücktexte

2.6 Bühnentexte sind mit der Sekundärliteratur im Magazin archiviert. Sie sind der Hauptbestandteil der Bibliothek. Der umfangreiche Bestand an Dramentexten aller Art aus den letzten vier Jahrhunderten einschließlich der überlieferten Stücke des antiken und mittelalterlichen Theaters (Numerus-currens-Aufstellung) enthält Hss., Bühnenmanuskripte aller Epochen und Erscheinungsformen, Einzel- oder Gesamtausgaben, Erstausgaben oder spätere Ausgaben sowie Unikate mit Anmerkungen und Einstreichungen von Künstlern und Theaterpraktikern. Die Texte sind im Alphabetischen Hauptkatalog und in einem Titelkatalog erschlossen.

2.7 Auch die Werke fremdsprachiger Dramatiker sind in originalsprachigen und übersetzten Ausgaben reichlich vertreten, ebenso deutsche Stücke in Übertragungen. Viele Stoffe sind als Bearbeitungen für die Bühne vorhanden. Manche Texte sind von berühmten Künstlern illustriert. Als Besonderheit aus der Theaterpraxis ist der große Anteil an eingestrichenen Regie-, Rollen-, Inspektions- und Soufflierbüchern hervorzuheben, die zumeist aus Theaterarchiven kommen. Sie dokumentieren die Inszenierungsarbeit und die historischen Aufführungsstile ( s. u. 2.10-2.12, Rara).

Libretti

2.8 Textbücher sind zu fast allen Gattungen der wortgebundenen Musik vorhanden. Vor allem Oper (im weitesten Sinne), Oratorium und Kantate sind gut vertreten (etwa 1000 Drucke vor 1801). Zu den musikgeschichtlich bedeutsamen Texten zählen u. a. Camillo Rinuccinis Dafne (Florenz 1600), Nicolò Minatos Il fuoco eterno ( Wien 1674), mehrere " Descrizioni" von Festen (z. B. Feste nelle nozze, Florenz 1579, oder Camillo Rinuccini, Descrizione delle feste, Florenz 1608) und Intermedien des 16. Jhs, wie Bastino de Rossi, Crizione dell' apparato e degl' intermedi (Florenz 1589), sowie Gesamtausgaben u. a. der Werke von Pietro Antonio Metastasio (Venedig 1780-1783) und Giovanni Andrea Moniglia (Florenz 1689). Außerdem enthält die Sammlung reichhaltiges Textmaterial (Stücktexte) zur Geschichte der Opéra comique. Bemerkenswert sind zahlreiche, oftmals nur in Inhaltsangaben sowie in Hinweisen auf Dichter und Komponisten vorliegende Textdokumente zu Schuldramen ( s. u. 3.1, Schaal).

2.9 Alle Formen des Musiktheaters wie Musikdramen, Singspiele, Operetten, Ballette, sind mit Textauszügen und Partituren (zumeist Klavierauszüge) reichlich vertreten. Darunter finden sich viele Erstausgaben. Unikate stellen vor allem die häufig bearbeiteten Ausgaben dar, deren Einstreichungen von bedeutenden Künstlern stammen. Der Titelnachweis ist in den allgemeinen Katalogen möglich. Für die vor 1801 gedruckten Libretti (ca. 1000) existiert ein zusätzlicher gedruckter Titelkatalog ( s. u. 3.1).

Rara

2.10 Gesondert aufgestellt (nach Numerus currens) sind 830 Drucke und Hss. hauptsächlich aus dem 16. bis 18. Jh. In dieser heterogenen Gruppe finden sich seltene Stücktexte (Schuldramen), Libretti, Partituren, Ballette, Stegreifspiele, Intermezzi (musikalische, tänzerische oder schauspielerische), Aufführungstexte und Beschreibungen von Festen des Adels und der Kirche, Literatur zu Bühnenformen, Theaterarchitektur und -techniken, wie beispielsweise Vitruv, De architectura (Venedig 1567), und Sebastiano Serlio, Architettura (Venedig 1566).

2.11 Zwei Inkunabeln mit Werken von Terenz ( Lyon 1493 und Straßburg 1496) sind vorhanden. Das 16. Jh ist mit ca. 50 Titeln vertreten, die vor allem in lateinischer und italienischer Sprache ein Bild des zeitgenössischen Theaters abgeben. Zu nennen sind geistliche Spiele (Hans Tyrolff, Ein gottseliges ... fast lustiges teutsch gerheimtes Spil, Leipzig 1541) sowie graphische und textliche Belege kirchlicher Anlässe (La Rappresentatione di Santa Cecilia, Siena um 1560) und höfischer Feste (Massimo di Troiano, Dialoghi, Venedig 1569, anläßlich der Vermählung von Herzog Wilhelm V. mit Renata von Lothringen in München aufgeführt). Auch frühe Beispiele zum Ballett sind vertreten, so Balthasar de Beaujoyeulx, Balet comique de la Royne (Paris 1582).

2.12 In Werken des 17. Jhs werden frühe Opernaufführungen in den barocken Zentren Europas beschrieben, so in Versailles, Wien, Dresden und München. Zu München liegt vor von Pietro Paolo Bissari, Fedra incoronata (München 1662), anläßlich der Taufe des Kurprinzen Max Emanuel geschrieben. Zahlreiche Texte des 17. und 18. Jhs dokumentieren die Entwicklung vom lateinischen Text über italienische, französische und englische Dramen bis zu den Bühnenfassungen der jeweiligen Formen des Nationaltheaters. Außerdem sind theoretische Schriften vorhanden. Es finden sich z. B. ein Sammelband mit lateinischen Jesuitendramen (Trient 1652; München 1727-1741); Terenz, Sechs Freudenspiele ... (Hamburg 1670); Schau-Bühne Englischer und Frantzösischer Comödianten ... (Frankfurt a. M. 1670); Jean Baptiste Molière, La Princesse d'Elide (Paris 1674); Luise Adelgunde Viktoria Gottsched, Briefe die Einführung des Englischen Gesccks im Schauspiel betreffend ... (Frankfurt a. M., Leipzig 1760), Jacob Michael Reinhold Lenz, Anmerkungen übers Theater nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears (Leipzig 1774), Lessing, Emilia Galotti (Berlin 1772) sowie Florian Reichsiegel, Hermann, ein Beyspiel der Liebe zum Vaterlande (Salzburg 1773). Daneben sind " versteckte Rara" im allgemeinen Bestand vorhanden: Bühnenmanuskripte, von Künstlern eingestrichene Exemplare von Regie-, Rollen- und Soufflierbüchern, Erstausgaben u. a. Zu ermitteln sind die Texte mit Rara-Signatur durch die Hauptkataloge und durch einen Standortkatalog in Zettelform ( s. u. 3.2). Sekundärliteratur zum Drama und Theater

2.13 Die Sekundärliteratur ist in einem Schlagwortkatalog nachgewiesen. Die z. T. sehr weitgefaßten Begriffe ordnen die Literatur vorrangig nach (Theater-)Orten und Regionen, Personen der Theaterwelt und Theaterthemen. Vorhanden sind Bestände zu den Bereichen Allgemeine Theatergeschichte, Drama, Dramaturgie, Antikes Theater, Barocktheater, Bühnenbild, Bühnenkostüm, Theaterbau u. a. Alle Bereiche der Bühnen- und Dramengeschichte und die Belange der Theaterpraxis sind dokumentiert. Sprech-, Musik- und Tanztheater werden in Schriften des 16. bis 19. Jhs behandelt. Feste der Kirche und des Adels, Festzüge, Hochzeits- und Beerdigungsfeierlichkeiten, Laienspiele, Stegreifspiele u. a. ergänzen theatrale Spielformen. Auch Schrifttum zu den Nachbargebieten Literatur-, Kultur- und Kunstgeschichte sowie Architektur ist vorhanden. Die einzige Sammlung, die durch einen Sachgruppenkatalog erschlossen ist und einen Überblick über das Sammlungsspektrum erlaubt, ist die Bibliothek Albert Köster mit ca. 1000 Bdn (s. auch 1.2 und 3.2). Sie ist in den allgemeinen Bestand eingeordnet. Periodika

2.14 Die Bibliothek besitzt ca. 1100 Periodika, darunter ca. 500, deren Erscheinungsbeginn in die Zeit zwischen dem 18. Jh und dem Ersten Weltkrieg fällt. Aus dem 18. Jh stammen ca. 70 Titel, aus der ersten Hälfte des 19. Jhs ca. 160 und aus der zweiten Hälfte bis zum Ersten Weltkrieg ca. 260. Rund 10 Prozent sind fremdsprachig. Neben französischen, englischen und italienischen Titeln sind einzelne niederländische, dänische, schwedische, polnische und ungarische vorhanden. Auch Publikationen von Theatern in Riga, St. Petersburg und Moskau finden sich. Der umfangreiche Bestand (darunter zahlreiche Rara) zeichnet sich durch beachtliche Vollständigkeit der Jahrgänge aus. Er setzt sich aus allgemeinen Theaterzeitschriften, Theaterfachzeitschriften, Almanachen, Theaterkalendern, Bühnenjahrbüchern deutschsprachiger Bühnen und einzelner Theater zusammen. Sie werden durch Mitteilungen literarischer oder theatralischer Vereine, Gesellschaften und Genossenschaften sowie durch allgemeine Literatur-, Kultur-, Kunst- und Gesellschaftszeitungen ergänzt.

2.15 Aus dem 18. Jh sind zu nennen: Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters, hrsg. von Lessing (Stuttgart 1750); Les spectacles de Paris (Paris 1754-1794); Theaterkalender (Gotha 1775-1784); Baierische Beyträge zur schönen und nützlichen Litteratur (München 1779-1783); Journal des Luxus und der Moden (Weimar 1789-1823). Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs liegen u. a. vor Adrastes, hrsg. von Herder (Leipzig 1801-1803); Journal für deutsche Frauen (Leipzig 1805-1806); Almanach dramatischer Spiele, hrsg. von August von Kotzebue (Leipzig, Hamburg 1803-1831); Almanach für das Theater, hrsg. von August Wilhelm Iffland (Berlin 1807-1812); Prager Theater-Almanach (Prag 1808-1809); Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt ( Wien 1823-1858); Allgemeine Theater-Chronik (Leipzig 1832-1872).

2.16 An Periodika aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs bis zum Ersten Weltkrieg sind u. a. vorhanden: Die Deutsche Schaubühne (Hamburg 1860-1873); Deutsche Bühnengenossenschaft (Berlin 1879-1919); Freie Bühne für modernes Leben, hrsg. von Otto Brahm (Berlin 1890-1892); Almanach des spectacles (Paris 1874-1879); Dramatic Notes (London 1879-1885); Goethe-Jahrbuch (Frankfurt a. M. 1885 ff.); Jahresbericht der kaiserlichen Theater St. Petersburg und Moskau (1901-1902); The Mask (Florenz 1908-1929); Die Volks-Bühne (Charlottenburg 1908-1923); Bühne und Welt (Berlin 1898-1917; die Aufsätze dieser Zeitschrift sind größtenteils im Schlagwortkatalog der Bibliothek ausgewertet).

Theaterzettel

2.17 Der älteste überlieferte Theaterzettel, vermutlich aus dem Jahre 1466, ist handschriftlich. Später wurden die Ankündigungen auch gedruckt. Das Museum besitzt ca. 300.000 Theaterzettel. Einer der frühesten vorhandenen Zettel kündigt " eine sehr lustige Comödie" einer englischen Schauspieltruppe für den 21. April [wahrscheinlich 1628] im " Fechthauß" zu Nürnberg an mit dem Titel " Die Liebes Süßigkeit verändert sich in Todes Bitterkeit". Viele Jahresbände verschiedener Bühnen sind vorhanden, z. B. des Kgl. Hof- und Nationaltheaters München (ab 1770), des Theaters der Stadt Dresden (1829-1884) und des Herzoglichen Hoftheaters in Meiningen (1885-1890), neben Aufführungen von Charlotte Birch-Pfeiffer (1837-1866).

Theaterprogramme deutschsprachiger Bühnen

2.18 Das heute übliche Theaterprogramm wurde zum ersten Mal am 30.8.1894 vom Königlichen Schauspielhaus in Berlin herausgegeben. Die großen Bestände an Theaterprogrammen sind 1944 verbrannt. Die heute wieder umfangreiche Sammlung (ca. 300.000 Hefte) wurde nach 1945 aufgebaut und retrospektiv ergänzt, z. B. durch Exemplare der Münchner Kabarettszene der Jahrhundertwende ( u. a. Die Elf Scharfrichter), Programme der Münchner Kammerspiele (Expressionistisches Theater), der Max Reinhardt-Inszenierungen sowie der Künstlertheater. Die Aufstellung erfolgt geographisch und chronologisch (Theaterort, Theater, Aufführungsjahr). In der elektronischen Dokumentation (Inszenierungsdatei) werden auch die an einer Aufführung beteiligten Personen (Regisseure, Schauspieler, Bühnenbildner u. a.) verzeichnet.

Theaterkritiken

2.19 Das erste Zeitungsausschnittarchiv verbrannte im Zweiten Weltkrieg. Seit 1945 wurden etwa 1,5 Millionen Theaterkritiken und -informationen ausgeschnitten und nach den Titeln der Inszenierungen, Personen oder Themen in Schubern sortiert. Kritiken aus dem Zeitraum vor dem Ersten Weltkrieg liegen in Nachdruck-Sammlungen vor, z. B. Norbert Jaron, Berlin, Theater der Jahrhundertwende ... im Spiegel der Kritik (Tübingen 1986). Ab 1993/94 werden die Daten der Inszenierungen elektronisch gespeichert.

Theaterporträts (Graphiksammlung)

2.20 Die umfangreiche Porträtsammlung von Schauspielern, Sängern, Tänzern, Dramatikern und Komponisten umfaßt Holzschnitte, Kupferstiche in verschiedenen Techniken, Holz- und Stahlstiche, Lithographien und Aquarelle seit dem 16. Jh. Zu den graphischen Blättern kommen geschlossene Serien, meist aus dem 18. und vor allem dem 19. Jh, vorrangig in den Theater-Zentren Paris, London, Wien, Berlin und München erschienen. Der gedruckte Katalog der Münchner Sammlung verzeichnet auch Illustrationen in vorhandenen Buchausgaben oder Einzelblätter daraus. Er weist die darstellenden und bildenden Künstler sowie die Stecher etc. in verschiedenen Registern nach ( s. u. 3.1, Schöne).

Porträt- und Theaterphotographien (Photoarchiv)

2.21 Porträt- und Rollenphotographien entstanden zuerst in den Photoateliers, speziell in Frankreich ab etwa 1855 (z. B. Sarah Bernhardt photographiert von Nadar). Die frühesten Stücke der ca. 2,5 Millionen Einheiten umfassenden Sammlung stammen von 1848 und 1856 und zeigen die Museumsgründerin Clara Ziegler. Ab Ende des 19. Jhs wurden die ersten Szenenphotos im Theater gemacht. Aufführungsphotos, Bühnenbild- und Theaterbauaufnahmen ergänzen die Sammlung ( s. u. 5, Balk).

Autographen (Archiv)

2.22 Von den ca. 70.000 Autographen ist ein Teil (Schreiber A-Gr) katalogisiert. Die übrigen Bestände sind noch nicht erschlossen. Mit der elektronischen Aufbereitung der Nachlässe wurde begonnen.

3. KATALOGE

Die ursprünglichen Kataloge zu den Vorkriegsbeständen wurden im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Eine Schnellkatalogisierung durch zumeist bibliothekarische Laien in der Nachkriegszeit prägte die Mehrzahl der vorhandenen Kataloge. Eine Neukatalogisierung der alten Bestände auf EDV-Basis ist parallel zu den Bearbeitungen der Neuzugänge geplant.

3.1 Moderne Kataloge

Allgemeine Kataloge:

Alphabetischer Hauptkatalog

[in Zettelform; Anlage nach Hausregeln und RAK; elektronische Datei im Aufbau]

Periodika-Katalog

[in Zettelform; alphabetische Anlage mit mechanischer Wortfolge]

Periodika-Standortkatalog

[Anlage nach drei Formaten und Numerus currens]

Theaterstücktitel-Katalog

[in Zettelform; alphabetische Anlage nach Hausregeln]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; Anlage nach Hausregeln; elektronische Datei im Aufbau]

Standortkataloge der Monographien

[Band- und Zettelkataloge; drei Formate und Numerus currens]

Autographenkatalog A-Gr

[alphabetischer Zettelkatalog]

Die Bestände sind im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen, aber nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB).

Sonderkataloge:

Katalog des Freihandbestandes im Lesesaal

[in Zettelform; systematische Anlage nach 35 groben Sachgruppen]

Standortkatalog der Handbibliotheken

[3 Bandkataloge]

Dramendatei/Werktitelkatalog

[elektronische Datei im Aufbau; Dokumentation für die Erstellung des Dramenlexikons, s. u.]

Theaterpersonenkatalog

[alphabetischer Zettelkatalog; elektronische Datei im Aufbau]

Theaterprogrammheftdatei

[elektronische Datei im Aufbau]

Inszenierungsdatei

Theaterkritikendatei

Theaterphotographiendatei

Gedruckte Kataloge:

Schaal, Richard: Die vor 1801 gedruckten Libretti des Theatermuseums München. Kassel, Basel 1977 [Sonderdruck aus: Die Musikforschung 10 (1957)-14 (1961)]

Schöne, Günter: Porträtkatalog des Theatermuseums München (früher Clara-Ziegler-Stiftung). Die graphischen Einzelblätter und Serien. 3 Bde. Wilhelmshaven 1978-81

Deutsches Theatermuseum (Hrsg.): Dramenlexikon. Jahrband 1985 ff. München 1986 ff.

3.2 Historische Kataloge

Rara-Standortkatalog

[in Zettelform; 3 Formate und Numerus currens]

Sammlung Köster [hschr. Verzeichnis nach Sachgruppen; ohne Standortnachweis]

Sammlung Zeiss [hschr. alphabetisches Verzeichnis]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Rapp, Franz: Das Theater-Museum in München. Entwicklung und Zukunft. In: Das Welttheater (1924/25) Nr. 1/2, S. 30-32

Rapp, Franz: Wesen und Bedeutung der Theatermuseen mit besonderer Berücksichtigung des Theatermuseums der Clara Ziegler-Stiftung in München. In: Deutsche Bühne 20 (1928) S. 298-302

Rapp, Franz: Das Theater-Museum der Clara Ziegler-Stiftung in München. Zur 25-Jahr-Feier seines Bestehens. In: Der neue Weg 64 (1935) S. 294-296 Hille, Gertrud: Franz Rapp (1885-1951) und das Münchner Theatermuseum. Birsfelden 1977

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Balk, Claudia: Theaterfotografie. München 1989

Deutsches Theatermuseum. In: André Veinstein (Hrsg.): Bibliothèques et musées des arts du spectacle dans le monde. Paris 1960

Fryda, Hildegard: Theaterliteratur. In: Deutsches Theatermuseum: Erwerbungen und Stiftungen 1982-1991. München 1992, Bl. 3, 24, 25, 39, 40

Huesmann, Heinrich: Das Theater-Informations-System TANDEM. In: Bibliotheksforum Bayern 10 (1982) S. 272-277

Nölle, Eckehart: Das Deutsche Theatermuseum (früher Clara-Ziegler-Stiftung) in München. In: Theatersammlungen in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West). Berlin 1985, S. 93-99

Nölle, Eckehart; Fryda, Hildegard: Das Deutsche Theatermuseum. In: Bibliotheksforum Bayern 16 (1988) S. 164-168

Schmitt, Peter; Ulrich, Paul S.: Archive, Bibliotheken, Museen, Sammlungen und Gedenkstätten mit Beständen zum Bereich " Darstellende Künste" in der Bundesrepublik Deutschland. München 1992, S. 70-71 (Bundesverband der Bibliotheken und Museen für darstellende Künste e. V., Sonderheft 1)

Schuster, Ralf S.: Gedruckte Spielplanverzeichnisse stehender deutscher Bühnen im Ausgang des 18. Jahrhunderts bis 1896. Frankfurt a. M. u. a. 1985

Stand: März 1994

Hildegard Fryda


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.