FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Deutschen Volksliedarchivs

Adresse. Silberbachstr. 13, 79100 Freiburg (Breisgau) [Karte]
Telefon. (0761) 7 44 65 und 7 20 76
Bibliothekssigel. <Frei 99>

Unterhaltsträger. Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg
Funktionen. Öffentlich zugängliches Archiv und Spezialbibliothek zur deutschen und internationalen Volksliedforschung; Arbeitsinstrumentarium für eigene wissenschaftliche Publikationen.
Sammelgebiete. Volkslieder aus Deutschland und anderen deutschsprachigen Gebieten, fremdsprachige Parallelen zu deutschen Liedern, Fachliteratur zur Volksliedforschung, Volkskunde, Volkssprache und Musikgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Freihandaufstellung. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr und 14-17 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Lese- und Kopiergerät für Mikrofiche und Mikrofilm; Plattenspieler, Tonbandgerät, Tonkassettengerät.
Gedruckte Informationen. S. u. 4.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung emp- fehlenswert. - Straßenbahn- und Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 2 oder 4) bis Haltestelle Holbeinstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Deutsche Volksliedarchiv wurde am 1. Mai 1914 von dem Germanisten und Volkskundler Prof. John Meier im Auftrag des damaligen Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde (heute: Deutsche Gesellschaft für Volkskunde) gegründet. Beabsichtigt war die Schaffung eines Zentralarchivs zur Sammlung und Inventarisierung von Volksliedern (Text und Melodie), d. h. einer Arbeitsstätte für die Volksliedforschung. Ziel war von Anfang an die Herausgabe einer wissenschaftlichen Gesamtausgabe des deutschen Volkslieds, von der inzwischen 8 Bde (Balladen) vorliegen. In Zusammenarbeit mit vielen regionalen Sammelstellen und dem deutschsprachigen Ausland (Schweiz, Österreich, ost- und südosteuropäische Siedlungsgebiete) wurden im Verlauf der 74jährigen Geschichte des Archivs ca. 350.000 Liedaufzeichnungen gesammelt und durch ein vielfältiges Katalogsystem zugänglich gemacht.

1.2 Nach dem Tod von John Meier (ag1953) wurde das Deutsche Volksliedarchiv (DVA) vom Land Baden-Württemberg übernommen und 1956 verstaatlicht. Auch die Privatbibliothek John Meiers mit einem beachtlichen Bestand an germanistischer und historischer Literatur sowie einer Sonderdrucksammlung von Publikationen zum Volkslied ging in den Besitz des DVA über. Weitere Nachlässe von Sammlern und Volksliedforschern konnten in der Folgezeit erworben werden: handschriftlicher Nachlaß von Ludwig Erk (18.925 Liedaufzeichnungen ab 1840), Nachlaß von Johannes Koepp (Sammlung von Gebrauchsliederbüchern aus dem 18. bis 20. Jh und einige Hss.), ferner der Nachlaß von Kurt Wagner (1235 Flugblattdrucke aus dem 18. und 19. Jh). Inkorporiert wurden weiterhin eine Sammlung von etwa 1000 Volksliedaufzeichnungen aus der ehemaligen Sprachinsel Gottschee (Nachlaß von Hans Tschinkel), eine Sammlung fremdsprachiger Parallelen zu deutschen Volksliedern (Nachlaß Werner Danckert), eine Sammlung zum Kinderlied (Pädagogische Hochschule Lörrach; Gerd Watkinson), eine Sammlung Bänkelgesang" (Fritz Nötzoldt), Literatur zum Volkslied, den Märchen und Sagen Lothringens (Nachlaß von Louis Pinck und Angelika Merckelbach-Pinck) und Bestände der Karl-Fischer-Bibliothek (Wandervogelgruppe). Freiburg 5 Deutsches Volksliedarchiv

1.3 Die unter der Leitung der Nachfolger von John Meier - Erich Seemann (1953-1963), Wilhelm Heiske (1963-1969) und Lutz Röhrich (seit 1969) - weiter ausgebauten Sammelgebiete des DVA sind: 1. Volksliedaufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung in Schrift und Ton, einschließlich ausländischer Parallelen; 2. Liedflugblätter und -flugschriften (Kopien); 3. gedruckte und handschriftliche Liederbücher; 4. Fachliteratur zum deutschen und ausländischen Volkslied, zu den Volkssprachen (Dialekten), zur deutschen und ausländischen Volkskunde und zur Musikgeschichte; 5. bildliche Zeugnisse für die Kulturgeschichte des Singens und Musizierens.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den zentralen Bestand des DVA bilden ca. 350.000 Liedaufzeichnungen, von denen etwa 19.000 auf Tonträgern gespeichert sind. Der Schwerpunkt liegt auf Liedaufzeichnungen seit dem Anfang des 19. Jhs, die in laufender Nummernfolge archiviert sind. Vielfach sind es Abschriften fremder Sammlungen. Kopien dieses Materials sind nach Liedtypen gesondert in Arbeitsmappen zusammengefaßt, die nicht nur alle bekannten Varianten eines Volksliedes, sondern auch ausländische Parallelen und Literaturangaben enthalten. Auf Grund dieses Materials und des hervorragenden Präsenzbestandes an deutscher und internationaler Fachliteratur zum Volkslied hat das DVA den Rang einer Arbeitsstelle für internationale Volksliedforschung.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek des DVA verfügt über historische Buchbestände in den Bereichen Liederbuch, Geschichte, Deutsche Literatur, Volkssprache und Musikgeschichte. Der Schwerpunkt liegt deutlich im 19. Jh (ca. 4100 Titel), gegenüber ca. 385 Titeln aus dem 18. Jh, 20 aus dem 17. Jh und 2 Titeln aus dem 16. Jh. Mit Ausnahme weniger lateinischer und einiger französischer Titel sind sie in deutscher Sprache abgefaßt. Diese Zahlen basieren im Fall besonders interessanter Bestände auf einer Auszählung, ansonsten auf Hochrechnung nach bestimmten Katalogabschnitten.

Systematische Übersicht

2.3 Im Bereich Liederbuch, Liedausgabe, Sekundärliteratur ist ein historischer Bestand von ca. 1260 Titeln vorhanden. Er gliedert sich in Editionen und Abhandlungen zum deutschen Volkslied (19. Jh 480), Ausgaben zum geistlichen Lied und Kirchenlied (17. Jh 4 Titel, 18. Jh 12, 19. Jh 98), Soldatenliederbücher (66 Titel aus dem 19. Jh, außerdem ein umfangreicher Bestand zum Ersten und Zweiten Weltkrieg), Gesellschaftsliederbücher (18. Jh 46, darunter 27 Freimaurerliederbücher, 19. Jh 380), Schulliederbücher (19. Jh 53, darunter die zweite Ausgabe des Hoppenstedt, erschienen 1800), Studentenliederbücher (18. Jh 9, 19. Jh 160, darunter eine umfangreiche Sammlung von Commersbüchern) und Parteiliederbücher (19. Jh 15 sozialdemokratische Liederbücher, 20. Jh 108 nationalsozialistische Liederbücher). Darüber hinaus liegen 285 handschriftliche Liederbücher vor, von denen drei vor 1800 zu datieren sind, die übrigen in die Zeit von 1800 bis zur Gegenwart. Frühe Liedflugblätter und -schriften ab dem Ende des 15. Jhs sind in Form von Kopien (ca. 12.000) verfügbar. In Originalen besitzt das DVA die Flugblattdrucke aus dem Nachlaß von Kurt Wagner und 25 Flugblattsammelbände aus dem 19. und dem späten 18. Jh. Überdies sind Ausgaben und Literatur zum Volkstanz vorhanden (darunter einige Titel aus dem 19. Jh).

2.4 In der Gruppe Geschichte mit etwa 300 Titeln ist die Untergruppe Universitäten und Hochschulen zu erwähnen (Sammlung von Studienführern, Universitätsgeschichten und Schilderungen des Studentenlebens aus dem 18. Jh - 10 Titel - und dem 19. Jh - 79 Titel). Dieser Bestand ist wie die Germanistische Abteilung Teil des Nachlasses von John Meier.

2.5 Die mittelalterliche deutsche Literatur ist mit 444 Titeln vertreten (darunter 72 Textsammlungen bekannter Herausgeber des 19. Jhs sowie 370 Titel einzelner Autoren und anonymer Werke aus dem 19. Jh). Die Sammlung zur neueren deutschen Literatur umfaßt ca. 800 Titel, von denen die meisten aus dem 19. Jh sind (704, vorwiegend Gedichtsammlungen). Unter den 16 Titeln aus dem 17. Jh befinden sich Werke von Opitz, Hoffmannswaldau, Schottel und Stieler.

2.6 Ein weiteres wichtiges Sammelgebiet sind die Volkssprachen. An mundartlicher Literatur, an Wörterbüchern und Abhandlungen sind 161 Titel aus dem 19. Jh und 7 Titel aus dem 18. Jh vorhanden. Besonders gut dokumentiert sind die Mundarten Österreichs und Bayerns, des alemannischen Sprachraums (einschließlich der Schweiz), des schwäbischen Sprachraums und Siebenbürgens. Zum Rotwelsch oder zur Gauner- und Zigeunersprache existiert eine kleine Sondersammlung (18 Titel aus dem 19. Jh).

2.7 Der Bestand an Textsammlungen und Schriften zum ausländischen Volkslied ist bedeutend. Allerdings handelt es sich hier meist um Titel aus dem 20. Jh. Erwähnenswert sind für das 19. Jh Francis James Child, The English and Scottish Popular Ballads (1882-1998), Svend Grundtvig, Danmarks Gamle Folkeviser (1853-1876) und Andreas Peter Berggreen, Folke-Ange og Melodier (1842-1855). Sehr gute Sammlungen bestehen für die englischsprachigen Gebiete, für Skandinavien und besonders für den slawischen Sprachraum. Auch die Volkslieder der Juden - die jiddischen, judeo-spanischen und israelischen - sind gut vertreten. Unter Musikgeschichte und Musikethnologie befinden sich interessante Sammlungen zur Jugendbewegung, zur Jugendmusikbewegung und zur Zigeunermusik bzw. zum Zigeunerlied. Zu erwähnen ist hier auch der Bestand zum Gebiet der Volksmusikinstrumente.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Autoren- und Titelkatalog [Zettelkatalog in Anlehnung an RAK; eigene Systematik]

Standortkatalog [Zettelkatalog]

Die Bestände des DVA sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen, außerdem im Freiburger Gesamtkatalog und in verschiedenen Fachbibliographien, u. a. in: Internationale Volkskundliche Bibliographie, Jahresbibliographie der Volksballadenforschung, Musikethnologische Jahresbibliographie Europas.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Textinitien-Kataloge [für ältere Lieder in Flugblättern, Flugschriften etc., für Gebrauchsliederbücher, seit etwa 1780, für die Lieder der Arbeitsmappen und für die Lieder des Tonarchivs]

Melodienkatalog

Schlagwortkataloge [für die Lieder der Arbeitsmappen und der Flugblattabteilung; zur Ikonographie der Titelillustrationen]

Topographischer Katalog

Katalog der Einsender, Aufzeichner, Vorsänger und Briefwechsel 1914-53

Katalog der Verfasser, Komponisten und Sänger

Katalog der Drucker, Druckorte von Flugblättern und Flugschriften

Bibliographische Kataloge [alphabetische Dokumentationskataloge nach Au- toren- und Sachtiteln bzw. nach Schlagworten; enthalten den Buchbestand zum Thema Volkslied, Volksmusik des DVA, außerdem Titel aus anderen Bibliotheken mit Standortvermerk, Titelnachweise aus Antiquariatskatalogen sowie Hinweise auf Rezensionen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Das Deutsche Volksliedarchiv. Freiburg i. Br. 1948 [Broschüre des DVA]

Brednich, Rolf W.: Das Deutsche Volksliedarchiv. Freiburg i. Br. 1970 [Broschüre des DVA]

Dittmar, Jürgen: Das Deutsche Volksliedarchiv. Freiburg i. Br. 1977 [Broschüre des DVA]

Wiora, Walter: Zur Lage der deutschen Volksliedforschung. Das Erbe John Meiers und die weiterführende Entwicklung. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 73 (1954) S. 197-216

Brednich, Rolf W.: Zum 50jährigen Bestehen des Deutschen Volksliedarchivs in Freiburg i. Br. In: Hessische Blätter für Volkskunde 55 (1964) S. 310-318

Heiske, Wilhelm: Das Deutsche Volksliedarchiv in Freiburg i. Br. In: Handbuch des Volksliedes. Bd 2. München 1975, S. 175-184

Brednich, Rolf W.: Das Deutsche Volksliedarchiv. Rückblick anläßlich seines 60jährigen Bestehens. In: Freiburger Almanach 26 (1975) S. 45-50

Holzapfel, Otto: Deutsches Volksliedarchiv. In: Zeitschrift für Volkskunde 79 (1983) S. 75-77

Holzapfel, Otto: Das Deutsche Volksliedarchiv Freiburg i. Br. Bern 1988 (Studien zur Volksliedforschung 3)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bericht über die Sammlung deutscher Volkslieder. Nr. 1-18. Freiburg i. Br. 1915-1941

Lansky, Josef und Wolfgang Suppan: Der neue Melodien-Katalog des Deutschen Volksarchivs. In: Fontes artis musicae 10 (1963) S. 30-34

Brednich, Rolf W.: Neuerwerbungen des Deutschen Volksliedarchivs. Volksliedsammlung Johannes Koepp und Flugschriftensammlung Kurt Wagner. In: Jahrbuch für Volksliedforschung 20 (1975) S. 151-153

Stand: Oktober 1988

Isolde Tröndle-Weintritt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.