FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Deutschen Wetterdienstes

Adresse. Frankfurter Str. 135, 6050 Offenbach (Main) [Karte]
Telefon. (069) 8062-272, -273 oder -275 Telex. 4 152 817
Bibliothekssigel. <B 23>

Unterhaltsträger. Deutscher Wetterdienst (DWD)
Funktion. . Literaturversorgung des Deutschen Wetterdienstes. Spezialbibliothek für Meteorologie und Klimatologie in der Bundesrepublik Deutschland.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Meteorologie, Klimatologie. 2. Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft: SSG 16.14: Meteorologie, Klimatologie, Klimakarten, Klimaatlanten.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Keine Ausleihe an Personen, die nicht dem DWD angehören. Allgemein zugänglicher Lesesaal. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30-12.30 Uhr und 13.30-15.30 Uhr (Freitag bis 14.30 Uhr). Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr (keine historischen Bestände).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Zugänge der Bibliothek des Deutschen Wetterdienstes (monatlich). Buchbesprechungen, Neuerscheinungen in der Zeitschrift PROMET.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof Frankfurt (Linie 16) bis Stadtgrenze Offenbach. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof Offenbach (ca. 20 Minuten). A 661, Ausfahrt Kaiserleikreisel/Berliner Straße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1847 erfolgte die Einrichtung einer meteorologischen Abteilung im Preußischen Statistischen Büro in Berlin. In der Abteilung entstand eine kleine meteorologische Büchersammlung durch Schenkungen, weil für den Kauf von Büchern wenig Geld vorhanden war. 1886 wurde sie in das dem Kultusminister unterstellte Preußische Meteorologische Institut umgewandelt. Man begann mit der systematischen Literaturbeschaffung, auch antiquarischer Bücher. Um 1900 besaß die Präsenzbibliothek einen hohen Grad an Vollständigkeit. 1904 veröffentlichte das Institut erstmalig eine Bestandsstatistik in seinem Jahresbericht (13.853 Buchbinderbände, 6038 Broschüren, 632 Karten). Als das Institut 1934 seine Selbständigkeit aufgeben mußte, hatte die Bibliothek ca. 40.000 Bde.

1.2 Im Jahre 1934 entstand der Reichswetterdienst, in den auch das Institut mit seiner Bibliothek einbezogen wurde. Die Bibliothek erhielt das Sigel B 23 und nahm am Leihverkehr der deutschen Bibliotheken teil. Zur Sacherschließung verwendet man seitdem die Internationale Dezimalklassifikation (UDC). Während des Zweiten Weltkrieges erfolgten mehrere Verlegungen der Bibliothek. Der Neuaufbau begann nach dem Krieg in Wiesbaden und Bad Kissingen. Der Verlust, den man später mit Hilfe des Alphabetischen Katalogs feststellte, betrug fast ein Drittel des Bestandes. Das waren ca. 20.000 von 60.000 Bdn. Die alten Akzessionskataloge gingen verloren. 1949 wies die DFG der Bibliothek die Sondersammelgebiete Meteorologie und Klimatologie zu.

1.3 Im Jahre 1957 erreichte die Bibliothek ihren heutigen Standort. Der Schriftenaustausch, auch mit Ländern des Ostens, wurde weiter ausgebaut. Bis 1988 wuchs der Bestand auf 150.000 Bde an. In den sechziger Jahren erweiterte man die Literaturdokumentation. Seit 1967 liegen alle klassifizierten Titel, überwiegend Zeitschriftenaufsätze, auf maschinenlesbaren Datenträgern vor (bis 1989 ca. 110.000 Titel). 1989 begann der Aufbau einer Literaturdatenbank.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die Beschreibung des historischen Bestandes stehen keine alten Kataloge zur Verfügung. Erschwerend wirkt sich auch aus, daß der historische Bestand auf eine große Zahl von Sachstandorten sowie auf Reihen- und Zeitschriftenstandorte verteilt ist. Hinzu kommt, daß die Zuordnung der Monographien zu den Standorten oft willkürlich vorgenommen wurde. So stehen beispielsweise am Standort Luftelektrizität einige Werke über Elektrizität, die eigentlich in die Physik gehören. Manche Sachgebiete sind auf mehrere Standorte aufgeteilt, so daß die Feststellung der Zahlen sehr schwierig war. Die Zahlen ergaben sich durch Auszählung von Teilen und anschließende Hochrechnung. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 150.000 Bdn beträgt der historische Bestand etwa 14.000 Bde. Davon entfallen etwa 75 Prozent auf das 19. Jh (rund 10.500 Bde). Die restlichen 3500 Bde verteilen sich auf das 16. bis 18. Jh: ca. 250 Bde aus dem 16. Jh, ca. 1250 Bde aus dem 17. Jh und 2000 Bde aus dem 18. Jh. 20 Inkunabeln sind vorhanden.

2.3 Meteorologische Monographien, Sammelwerke, Schriftenreihen und Zeitschriften sind in deutscher Sprache (ca. 50 Prozent), englischer (ca. 30 Prozent) und französischer Sprache (ca. 15 Prozent) vorhanden. Daneben finden sich auch viele Veröffentlichungen in anderen Sprachen, z. B. in Niederländisch und in Italienisch sowie ältere lateinische Werke (z. B. Aristoteles, Albertus Magnus).

Systematische Übersicht

2.4 Der historische Bestand repräsentiert die Entwicklung der Meteorologie vom ausgehenden Mittelalter bis zur Moderne, dem Beginn staatlicher Wetterdienste und weltweiter Meßnetze am Ende des 19. Jhs. Er deckt die gesamte Meteorologie und ihre Spezialgebiete ab und ist international. Eine Ergänzung ist nur noch in seltenen Fällen möglich.

2.5 Im ausgehenden 15. und am Anfang des 16. Jhs war die Meteorologie noch keine eigenständige Wissenschaft. Man findet sie aber in den lateinischen Ausgaben von Aristoteles (Meteorologica) und anderen, die an Aristoteles anknüpften (ca. 25 Bde). In vielen Werken werden die Meteore (Erscheinungen am Himmel ohne Unterscheidung zwischen atmosphärischen und astronomischen Ereignissen) insgesamt behandelt. Man bezeichnet diesen frühen Zweig der Meteorologie auch als Astrometeorologie (ca. 70 Bde). Im 16. Jh erschienen schon Werke mit meteorologischem Inhalt (Wind, allgemeine Meteorologie und Wetter, ca. 40 Bde). Dazu gehören auch viele religiös geprägte Darstellungen wie Wetterpredigten und Bücher über Wunderzeichen am Himmel (ca. 30 Bde). Wichtige frühe Werke über Meteorologie sind die Meteorologia von Fausto da Longiano (Venedig 1542), Das Buch Meteororum von Paracelsus (Köln 1566) und die Commentarii meteorologici von Wolfgang Meurer (Leipzig 1592).

2.6 Auf diese Periode folgte im 17. und 18. Jh die Epoche der ersten wissenschaftlichen Instrumente und systematischen Messungen sowie der Erforschung physikalischer Grundlagen und ihre Formulierung in mathematischen Gesetzen. Dazu zählen Werke von Galileo Galilei um 1640/1650 und Otto von Guerickes Werk Experimenta nova Magdeburgica de vacuo spatio (Amsterdam 1672). Weitere wichtige Bücher sind Jean Andre de Lucs Werke in deutscher und französischer Sprache über Meteorologie, die Atmosphäre, Hygrometer und terrestrische Physik, Johann Heinrich Lamberts Abhandlungen von den Barometerhöhen und ihren Veränderungen (München 1765), John Daltons Meteorological observations and essays (London 1793 und 1834), Anton Pilgrams Untersuchungen über das Wahrscheinliche der Wetterkunde (Wien 1788) sowie Werke von Evangelista Torricelli und Anders Celsius. Ihren Höhepunkt fand diese Epoche in einem internationalen meteorologischen Meßnetz, dessen Ergebnisse in den Ephemeriden der Pfälzischen Meteorologischen Gesellschaft (Mannheim 1781-1792) veröffentlicht wurden. In diesen Jahrhunderten behandelte man schon viele Spezialgebiete der Meteorologie, denen auch im 19. Jh das Interesse der Wissenschaft galt: Stürme und Sturmfluten (ca. 280 Bde), Luftelektrizität (ca. 40 Bde), Gewitter und Blitze (ca. 100 Bde), Eis (ca. 20 Bde), strenge Winter (ca. 10 Bde), Instrumente (ca. 250 Bde), Medizin und Wetter (ca. 70 Bde), Lufttemperatur und Bodentemperatur (ca. 150 Bde), Niederschlag (ca. 350 Bde), Klima (ca. 25 Bde), Luftdruck (ca. 70 Bde), Barometrische Höhenmessung (ca. 50 Bde), Natur und Eigenschaften der Luft (ca. 100 Bde), Landwirtschaft und Wetter (ca. 70 Bde), Allgemeine Meteorologie (ca. 260 Bde).

2.7 Das 19. Jh war gekennzeichnet durch das Bemühen, Beobachtungen systematisch durchzuführen, die Theorien in Lehrbüchern zu vermitteln, die Grundlagen auszubauen und Wettererscheinungen zu untersuchen. Zahlreiche Lehrbücher über die allgemeine Meteorologie (ca. 200 Bde) sind ebenso vorhanden wie ein- oder mehrbändige Werke über allgemeine Klimatologie (ca. 300 Bde), Klimabeschreibungen (ca. 400 Bde) und Grundlagen der Wettervorhersage (ca. 250 Bde). Als Beispiel für eine frühe Darstellung des Klimas der Erde sei Heinrich Berghaus' Meteorologisch-Klimatologischer Atlas (Gotha 1849) genannt. Neue Themen der meteorologischen Forschung des 19. Jhs waren die Strahlung (ca. 40 Bde aus dem 19. Jh) und der Staub einschließlich Ozon (ca. 70 Bde), z. B. die Straßburger Dissertation von E. Boeckel, De l'Ozone (1856).

2.8 Besonders müssen die umfangreichen Datensammlungen in Jahrbüchern (ca. 3000 Bde) und anderen Reihen (Datensammlungen in ca. 2000 Bdn) von Instituten, Observatorien und Akademien sowie von den nationalen Wetterdiensten sehr vieler Länder der Erde erwähnt werden. Zudem liegen seit Mitte des 19. Jhs Witterungsberichte (ca. 400 Bde), tägliche Wetterberichte und Wetterkarten (ca. 800 Bde) aus vielen Ländern vor. Eine genauere Differenzierung nach Ländern und Instituten ist wegen der großen Zahl der Herausgeber und der Verteilung auf viele Standorte nicht möglich. Beispiele sind die Observations metéorologiques et magnétiques aus St. Petersburg (1837 ff.), die Observations. Hongkong Observatory (1884 ff.), die Indian Meteorological Memoirs (Calcutta 1876 ff.), die Magnetical and Meteorological Observations Greenwich (London 1840 ff.), das Bulletin quotidien (Paris 1863 ff.), Täglicher Wetterbericht der Deutschen Seewarte (Hamburg 1876 ff.), Berliner Wetterbericht (1864 ff.), das Annuaire Metéorologique de la France (Paris 1848 ff.).

2.9 Einen breiten Raum nehmen in allen Jahrhunderten die anderen Naturwissenschaften ein: Physik (ca. 800 Bde), Mathematik (ca. 300 Bde), Astronomie (ca. 200 Bde), Hydrologie und Ozeanographie (ca. 150 Bde), Geophysik (ca. 300 Bde) und Geographie (ca. 500 Bde). Beispiele für naturwissenschaftliche Werke sind Nicolai Bion, Mathematische Werckschule (Nürnberg 1741), Abraham Gotthelf Kästner, Geschichte der Mathematik (Göttingen 1796-1800, in: Geschichte der Künste und Wissenschaften); Museum des Neuesten und Wissenswürdigsten (Berlin 1814-1818, hrsg. von Sigismund Friedrich Hermbstädt).

2.10 Hinzu kommen Bücher über Luftfahrt einschließlich Ballonfahrten (ca. 150 Bde), Expeditionen (ca. 120 Bde), Kalender (ca. 50 Bde) und anderes wie Bibliographien, Biographien, Geschichte der Naturwissenschaften, alte naturwissenschaftliche Reihen, Nachschlagewerke, Lexika. Beispiele sind Robert Boyle, The General History of the Air (London 1692); Evangelista Torricelli, Lezione accademiche (Florenz 1715); Christian Kramp, Geschichte der Aerostatik (Straßburg 1784/85); Antoine Laurent Lavoisier, Opuscules physiques et chimiques (2. Auflage, Paris 1801); Otto Lilienthal, Der Vogelflug (Berlin 1889); Gaston Tissandier, Histoire des Ballons (Paris 1887 und 1890); Heinrich Berghaus, Allgemeine Länder- und Völkerkunde (Stuttgart 1837-1844); Louis de Freycinet, Voyage autour du monde, Metéorologie (Paris 1844). Eine wichtige Reihe waren die Fortschritte der Physik (Berlin 1845 ff.).

2.11 In der Bibliothek sind alle meteorologischen Zeitschriften vorhanden (Europa, USA, ca. 1200 Bde). Die älteste deutschsprachige meteorologische Zeitschrift ist die Zeitschrift für Meteorologie (Wien 1866 ff.). Hinzu kommen naturwissenschaftliche Zeitschriften (ca. 1000 Bde). Herausragend ist darunter das Journal der Physik (1790-1797; hrsg. von A. Carl Gren, Halle) und die Fortsetzung Annalen der Physik (1799 ff.; hrsg. von Ludwig Gilbert, Halle, ab 1824 von Johann Christian Poggendorf).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[weist auch den historischen Bestand nach; umfaßt auch Zeitschriften und Reihen]

Sachkatalog

[nach DK, erschließt den Bestand ab Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jhs]

Die Bestände sind im Hessischen Zentralkatalog ab ca. 1960 und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Berichte über die Tätigkeit des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts. Berlin 1891-1916

Berichte über die Tätigkeit des Preußischen Meteorologischen Instituts. Berlin 1917-1933

Deutscher Wetterdienst (Hrsg.): Jahresbericht für das Jahr ... Frankfurt a. M. [1953 bis 1957]. Offenbach a. M. [1958 ff.]

Keil, Karl: Die Wetterdienstbibliothek als Archiv-Fachbibliothek im Rahmen der deutschen Bibliotheken. Meteorologische Rundschau 6 (1953) Nr. 9/10, S. 187-188

Keil, Karl: Die Wetterdienstbibliothek im Laufe eines Jahrhunderts. Berichte des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone 7 (1952) Nr. 42, S. 16-17

Kirch, Hans-D.: Die Bibliothek des Deutschen Wetterdienstes. Eine Chronik. Offenbach a. M. 1983 [unveröffentlichtes Ms.]

Reichsamt für Wetterdienst (Hrsg.): Bericht über die Tätigkeit in den Jahren 1934 und 1935 [Berlin o. J.]; ... in den Jahren 1936 und 1937 [Berlin 1938]; ... im Jahre 1938 [Berlin 1939]

Schlegel, Max: Die Bibliothek des Deutschen Wetterdienstes im Wandel der Zeiten (1847-1983). PROMET 13 (1983) Nr. 3/4, S. 61-64

Schlegel, Max: Nachruf auf Karl Keil. Meteorologische Rundschau 40 (1987) Nr. 5, S. 129-130

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Schlegel, Max: Wiegendrucke meteorologischen Inhalts aus der Wetterdienstbibliothek. Berichte des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone 12 (1950) S. 20

Schlegel, Max: Die Entwicklung des meteorologischen Lehrbuchs seit 1500 an Beispielen aus der Wetterdienstbibliothek. Berichte des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone 12 (1950) S. 21-23

Stand: Februar 1990

Hans-D. Kirsch


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.