FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Obšcestvennaja Organizacija-Muzej Nemcy v Sankt-Peterburge i Okrestnostjach

Nicht-Staatliches Organisationsmuseum Die Deutschen in St. Petersburg und Umgebung


Adresse. Nevskij prospekt 22-24 (Lesesaal der Schulbibliothek). Postadresse: Natal'ja I. Ivanova (Leiterin), Novatorov ulica 41-42, 198216 Sankt-Peterburg
Telefon. (0812) 531 38 14 (Privatnummer der Bibliotheksleiterin)
Telefax. (0812) 586 70 95
e-mail. [deutsch@infa.rasi.spb.ru]

Unterhaltsträger. Konrad Adenauer Stiftung; die Firmen Siemens und Stein und Schiedler
Funktionen. Sammlung und Bereitstellung deutschsprachiger Drucke.
Sammelgebiet. Deutschsprachige Drucke.

Benutzungsmöglichkeiten. Lesesaal der Schulbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung.
Technische Einrichtung für den Benutzer. Kopiergerät in Vorbereitung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. - Metrostation Kanal Griboedova (ca. 5 Minuten Fußweg); Busverbindung (Linien 3, 7, 22) und Trolleybus (Linien 1, 5, 7, 10, 22) bis Haltestelle Dom knigi [Buch-Kaufhaus]; von dort ca. 5 Minuten Fußweg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Buchbestand des Museums wurde 1996 zusammengestellt. Das erste Buch war Die schöne Heimat: Bilder aus Deutschland (Königstein i. Taunus 1915), das aus der Privatbibliothek des Mediziners Emmanuel B. Fuhrmann (1874-1942) stammt und dem Museum von seiner Tochter, der Chemikerin Tat'jana E. Ptizyna (*1918) übergeben wurde. Der Buchbestand konnte durch einige Privatbibliotheken beträchtlich erweitert werden, die als Schenkungen in das Museum eingingen. Chronologisch läßt sich der Bestand auf drei Zeiträume verteilen: vor 1917 erschienene Drucke, von 1917 bis zum Zweiten Weltkrieg erschienene Drucke und nach 1945 publizierte Drucke. Zum Teil wurden die vor 1917 verlegten Drucke in Deutschland bestellt, weitere wurden in Buchhandlungen erworben, z. B. bei Andreas Isler und H. Schmitzdorf.

1.2 Nach 1917 wurden zahlreiche Privatbibliotheken verstaatlicht. Ein Teil der beschlagnahmten Sammlungen wurde den Beständen der staatlichen öffentlichen Bibliotheken übergeben, der andere wurde verkauft, so daß diese Werke wiederum in neue Privatbibliotheken eingingen. Die deutschsprachigen Werke des Museumsbestandes stammen zum größten Teil aus solchen Privatsammlungen. In einigen Büchern finden sich Exlibris, Buchhändlermarken, Marginalien von Vorbesitzern, Widmungen und Stempel. Die größte Zahl der Germanica wurde in den Sammlungen der unten genannten Personen ermittelt.

Sammlung Evelina V. Leont'eva

1.3 Diese Bibliothek entstand in den zwanziger Jahren auf Initiave von Vasilij P. Leont'ev (1890-1982), Musiker am Opernhaus in Mariinskij. Leont'ev sprach gut Englisch, Esperanto und Deutsch. An deutschsprachigen Werken überwiegen Drucke aus dem Verlag der Wolgadeutschen, darunter Werke der russischen Klassiker, wie Aleksandr Puškin, Nikolaj Gogol' und M. Lermontov. Nach Leont'evs Tod erbte diese Sammlung seine Tochter Evelina V. Leont'eva (*1930). Die Sammlung umfaßt 61 Bde in deutscher Sprache, darunter 16 Bde Schöne Literatur aus dem 19. Jh.

Sammlung Irina B. Kisterova

1.4 Diese Sammlung geht zurück auf das 19. Jh. Der erste Besitzer, Vladimir P. Rengarten (1882-1964), wurde in Taškent (Mittelasien) geboren. Er absolvierte die Bergbauhochschule in St. Petersburg, später war er Doktor der Geologie und Mineralogie, forschte in Pamir, im Kaukasus und im Ural und war zudem als Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften tätig. Da er sich viel in Belgien, Frankreich und Deutschland aufgehalten hatte, beherrschte er Französisch und Deutsch. Seine Sammlung übernahmen seine Töchter, die Genetikerin Marina V. Rengarten (1924-1985) und die Meeresbiologin Nina V. Rengarten (1912-1991). Später erbte die Sammlung Rengartens Enkelin, die Tochter von Nina V. Rengarten, die Geologin Irina B. Kisterova (*1938). Zur Zeit ist sie eine der Leiterinnen der Orthodoxen Geistlichen Schule in St. Petersburg. Rengartens Sammlung umfaßt 34 Bde in deutscher Sprache, darunter 29 Bde Schöne Literatur aus dem 19. Jh.

Sammlung Tatjana E. Ptizyna

1.5 Diese Privatbibliothek entstand Anfang des 20. Jhs. Der erste Besitzer war der Militärarzt Emmanuel B. Fuhrmann (1874-1941). 1941 wurde er verhaftet und 1942 ermordet. Seine Tochter Tat'jana E. Ptizyna (*1918) erbte die Privatbibliotheken ihres Vaters und ihres Mannes, des Chemikers Boris V. Ptizyn (1903-1965), der aus Liepaja [Liebau] stammte und dort das deutsche Gymnasium besucht hatte. Die Sammlung von E. Fuhrmann umfaßt 137 Bde in deutscher Sprache, davon 19 Bde aus dem 19. Jh (15 Bde Schöne Literatur, 2 Bde zur Religion, jeweils ein Bd zur Geographie und Geschichte).

Sammlung Elena V. Mordok

1.6 Diese Bibliothek wurde ebenfalls Anfang des 20. Jhs gegründet. Der erste Besitzer war der Jurist Alfred Georg von Semmer (1891-1963), Sohn des deutschstämmigen Militärarztes Georg von Semmer (1849-1910). Später gehörte diese Sammlung seiner Witwe Lidija M. Mordok. In ihren Besitz ging auch die Bibliothek ihrer Schwester Adelina M. Mordok (1884-1969) über sowie die einer Verwandten, der Deutschlehrerin Tat'jana T. Solodovnikova (1902-1995). Diese vereinigte Privatbibliothek erbte die Biologin Elena V. Mordok (*1934). Die Sammlung umfaßt 42 Bde in deutscher Sprache, davon 27 Bde aus dem 19. Jh (7 Bde Schöne Literatur, 17 Bde Enzyklopädien, 2 Bde zur Sprachkunde sowie ein Bd zur Naturwissenschaft).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Insgesamt enthält der Bestand 680 Bde, davon sind 673 Bde deutschsprachige und 7 Bde russischsprachige Drucke. Die deutschsprachigen Drucke des 19. Jhs belaufen sich auf 228 Bde. Weitere 445 Bde stammen aus dem 20. Jh. Die vor 1917 publizierten Werke erschienen in Verlagen in Leipzig, Berlin, Bremen, Breslau, Hamburg, Jena, Stuttgart und Riga. Die nach 1917 verlegten Werke erschienen in Verlagen der Republik der Wolgadeutschen, in Moskau und Leningrad. Die nach Kriegsende erschienenen Werke stammen aus der DDR, später aus dem vereinigten Deutschland.

2.2 Die 7 Bde in russischer Sprache wurden in den Bestand aufgenommen, weil sie die deutsch-russischen Kulturbeziehungen beleuchten. Genannt seien My deti rossijskich nemzev - Wir sind Kinder von Rußland-Deutschen. Sammelband der Erinnerungen und Dokumente über Repressionen gegen russische Deutsche (St. Petersburg 1995); Nemzy v Rossii: Istoriko-kul'turnye aspekty [Die Deutschen in Rußland: Historisch-kulturelle Aspekte] (Moskva 1994).

2.3 Im Bestand überwiegt Schöne Literatur mit 171 Bdn. Darunter finden sich Gesamtausgaben von Lessing, Goethe, Schiller und Heinrich Heine sowie einzelne Werkausgaben. An Werken anderer Autoren seien genannt: Richard Dehmel, Erlösungen (Berlin 1898); Felix Dahn, Walhall. Germanische Götter- und Heldensagen (Kreuznach 1885) und Julie Hoffmann, Mythologie der Griechen und Römer (Breslau 1885). Unter den literarischen Werken finden sich 22 Bde Übersetzungen, z. B. Henry W. Longfellows Gedichte (Leipzig 1897); Dickens' Oliver Twist (Berlin 1896); Georg Ebers Eine Aegyptische Königstochter (Leipzig 1877) und Tolstojs Graf, Wirt und Knecht (Berlin 1895). Hinzu kommen 22 Bde Kinderliteratur, darunter Tony Schumachers Ein Wunderkind (Stuttgart 1900) und Heimatzauber (Stuttgart 1896) sowie Ernst Ottos Ein frohes Farbenspiel: humoristische Plaudereien (Leipzig 1900).

2.4 Weitere 35 Bde verteilen sich auf Enzyklopädien (17 Bde; z. B. Brockhaus Conversations-Lexikon, Leipzig 1869-1887); Religion (7 Bde), z. B. Christliches Hausbuch in Morgen- und Abendgebeten (Stuttgart 1840-1841); Johannes Scherr, Geschichte der Religion (Leipzig 1860) und Der Koran (Halle o. J.). An fremdsprachigen Lexika sei genannt Friedrich Ernst Feller, Neuestes Taschen-Wörterbuch Französisch und Deutsch (Leipzig 1894). Die Geschichte ist vertreten mit Carl Rademacher, Bilder aus der Geschichte der Stadt Köln (Köln 1900). Zur Philosophie liegen vor Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums (Leipzig o. J.) und Camille Flammarion, Gott in der Natur (Halle 1894); als Reisebeschreibung ist vorhanden Sophie Wörishöffer, Kreuz und quer durch Indien (Bielefeld und Leipzig 1884). Das Haushaltswesen betrifft das Livländische Koch- und Wirtschaftsbuch für große und kleinere Haushaltungen (Moskva 1851).

Gedruckter Katalog:

Pervye 100 knig iz sobranija muzeja Nemcy v Sankt-Peterburge i okrestnostjach [Die ersten 100 Bücher aus der Sammlung des Museums Die Deutschen in St. Petersburg und Umgebung]. Sankt-Peterburg 1998

[Zettelkataloge fehlen noch]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Nemeckojazycnye izdanija v sobranijach S. Peterburga. Materialy konferencii [Deutschsprachige Drucke in den Sammlungen St. Petersburgs. Materialien der Konferenz]. Sankt-Peterburg 1999

Stand: Januar 1999

Natal'ja I. Ivanova


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.