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Diözesanbibliothek

Adresse. St. Rochus-Str. 21, 7000 Eisenstadt [Karte]
Telefon. (02682) 777-0 bzw. 777-234 oder 235
Telefax. (02682) 777-252

Unterhaltsträger. Diözese Eisenstadt
Funktion. Diözesanbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Burgenlandensia, ungarisches und kroatisches theologisches Schrifttum.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (ausgenommen Lexika, Handbücher, ungebundene Zeitschriften, Bestände der Sondersammlungen). - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-12 Uhr und 13-17 Uhr, Freitag 9-13 Uhr. Im Juli und August verkürzte Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. - Buslinie ab Wien, Südtirolerplatz bzw. Bahnhof Wien-Mitte; Bahnverbindung ab Südbahnhof durchgehend oder Umsteigen in Neusiedl am See; ab Bahnhof Meidling bis Müllendorf, dann Bus nach Eisenstadt. - B 16 bis Ebreichsdorf, A 3. Parkplätze sind in unmittelbarer Nähe vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Diözesanbibliothek ist aus den Amtsbibliotheken der Apostolischen Administratur Burgenland bzw. der Diözese Eisenstadt hervorgegangen. Die seit Ende der sechziger Jahre des 20. Jhs bestehende zentrale Bibliothek wird seit 1971 hauptamtlich betreut. Aufgabe der Diözesanbibliothek ist es, sowohl theologische als auch kirchen- und landesgeschichtliche Literatur zu sammeln und für den Bedarf der Seelsorger, Lehrer, Studenten und anderer Interessenten bereitzustellen. Gesammelt werden auch die von den einzelnen Dienststellen der Diözesankurie herausgegebenen Druckwerke (Behelfe, Mitteilungsblätter).

1.2 Den wertvollen historischen Bestand stellen zwei Sondersammlungen dar: die Bibliothek des Pfarrers Joseph Michael Weinhofer (1778-1859) und jene des Prälaten Martin Mersich (1894-1983). Die Weinhofer-Bibliothek wurde um 1972 als Depositum an die Diözesanbibliothek überstellt. Weinhofers Wirken als Homilet und Katechet reichte weit über Pinkafeld hinaus; ein Buch seiner Katechesen und vier Bücher seiner Predigten erschienen im Druck, einige davon in zwei Auflagen bzw. in ungarischer Übersetzung. Er stand mit führenden Männern der katholischen Erneuerung in Österreich und Deutschland (insbesondere mit dem Wiener Romantikerkreis um Klemens Maria Hofbauer) teils in persönlicher, teils in brieflicher Verbindung. Seine profunde Bildung und sein weiter geistiger Horizont resultierten vor allem aus seinem ständigen Bemühen um ein adäquates Verständnis der religiösen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen seiner Zeit.

1.3 Die Bibliothek des Domkapitulars Prälat Martin Mersich kam noch vor seinem Tod als Depositum in die Diözesanbibliothek, welcher dann dieser Bestand im Erbwege zufiel. Martin Mersich, der selbst schriftstellerisch tätig war, widmete sich bereits in jungen Jahren verschiedenen kulturellen Aufgaben (Laientheater, Chorwesen, religiöses Schrifttum, Geschichte, Literatur und Kultur der burgenländischen Kroaten) und entfaltete so im Laufe der Zeit eine rege Sammeltätigkeit. Bei einem Teil des Bestandes dürfte es sich - den Eintragungen in den Büchern zufolge - um Geschenke handeln, die übrigen Bände sind wohl durch Kauf - für den eigenen Gebrauch in Seelsorge, Schule und für wissenschaftliche Arbeiten - und durch Widmung von Autoren zugewachsen. Der über das eigentliche Sammelgebiet hinausgehende Teil des Nachlasses (Bücher, die nicht in burgenländisch-kroatischer Sprache verfaßt sind, bzw. Werke ohne Bezug zu den Kroaten im westungarischen Raum) soll in der Diözesanbibliothek (Hauptbibliothek) aufgestellt werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Diözesanbibliothek umfaßt rund 11.500 Bde (exklusive Weinhofer- und Mersich-Bibliothek). Hinzu kommen rund 100 Zeitschriftentitel. Historisches Buchgut in nennenswertem Umfang enthalten lediglich die oben erwähnten Sondersammlungen.

2.2 Die Weinhofer-Bibliothek setzt sich aus 162 Titeln (426 Bdn) zusammen. Nicht miteingerechnet sind jene rund 100 Bde, die sich derzeit noch in Pinkafeld befinden. Ein Titel (2 Bde) stammt aus dem 16. Jh, 3 (3 Bde) liegen aus dem 17. Jh vor, 72 (165 Bde) aus dem 18. Jh und 85 (255 Bde) aus dem 19. Jh. Ein Buch ist undatiert. Die 187 Titel (361 Bde) der Mersich-Bibliothek verteilen sich auf 14 (16 Bde) aus dem 18. Jh und 63 (65 Bde) aus dem 19. Jh. Die Zahlenangaben basieren auf Autopsie jedes einzelnen Werkes.

2.3 Die Bibliothek Weinhofers enthält neben einigen lateinischen und - in sehr geringer Zahl - ungarischen Werken hauptsächlich deutschsprachige Literatur. Die Bücher aus dem Besitz von Martin Mersich sind in burgenländisch-kroatischer Sprache verfaßt, d. h. in der Sprache der im 16. Jh in den heute burgenländischen, westungarischen, niederösterreichischen, slowakischen und mährischen Raum eingewanderten Kroaten.

Bibliothek Weinhofer

2.4 Der z. Z. noch ungeordnete Bestand spiegelt in seiner Zusammensetzung die theologischen Interessen und das Wirken Joseph Michael Weinhofers wider. Die Mehrzahl seiner Bücher ist mit einem handschriftlichen Besitzvermerk versehen; 54 Titel (106 Bde) ohne Besitzvermerk werden ebenfalls der Weinhofer-Bibliothek zugezählt.

2.5 Die Büchersammlung umfaßt ausschließlich Theologica. Das Spektrum reicht von Werken der Kirchenväter und Kirchenlehrer bis hin zur zeitgenössischen religiösen Literatur, besonders auf dem Gebiet der damals neue Wege beschreitenden Katechese und Wortverkündigung. Hervorzuheben ist eine Augustinus-Ausgabe in 18 Bdn (1756-1768), deren Vorbesitzer der Augustiner-Eremit P. Martin Rosnak (†1801 in Lockenhaus) war. Joseph Michael Weinhofer könnte sie während seiner Tätigkeit in Lockenhaus erworben haben. Unter den zahlreichen zeitgenössischen Predigten sind Werke von Sebastian Winkelhofer, Johann Emanuel Veith, Louis Bourdaloue und Jean Baptiste Massillon zu finden. Johann Michael Sailer ist mit 20 Titeln vertreten. Auch die Geschichte der Religion Jesu Christi (49 Bde, 1811 -1853) von Friedrich Leopold Stolberg fehlt nicht.

Bibliothek Mersich

2.6 Der Bestand ist mit Ausnahme der Periodika des 20. Jhs noch ungeordnet, eine Aufstellung nach chronologischen Gesichtspunkten ist für 1995/1996 vorgesehen. Die Sammlung an burgenländisch-kroatischen Drucken des 18. und 19. Jhs ist wahrscheinlich die umfangreichste, die in einer österreichischen Bibliothek öffentlich zugänglich ist.

2.7 Die religiöse Literatur umfaßt Bücher für den gottesdienstlichen Gebrauch, Katechismen - im 18. Jh oft Teil von Gebet- oder Evangelienbüchern -, biblische Geschichten, Heiligenlegenden und Erbauungsschrifttum. Darüber hinaus finden sich vor allem Schulbücher, ferner Unterhaltungsliteratur und - aus dem 20. Jh - Kalender, Zeitungen und Zeitschriften. Zudem enthält die Bibliothek handschriftliche Gebetbücher und Liederhandschriften aus dem 19. Jh sowie eine Sammlung von handschriftlichen, maschinschriftlichen und hektographierten Textbüchern von Theaterstücken aus dem 20. Jh (vielfach Übersetzungen bzw. Bearbeitungen von Martin Mersich).

3. KATALOGE

Autorenkatalog der Hauptbibliothek

[in Zettelform, nach PI]

Zu den Periodika der Bibliothek Mersich gibt es hschr. Vorarbeiten für ein Verzeichnis (Bestände des 20. Jhs). Auch die Katalogisierung des übrigen Bestandes der Bibliothek Mersich steht noch aus. Die Weinhofer-Bibliothek ist ebenfalls durch keinerlei Kataloge erschlossen, auch ein Verzeichnis des noch in Pinkafeld befindlichen Bestandes existiert bislang nicht.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kugler, Franz: Geschichte der Stadt Pinkafeld mit Berücksichtigung der r.k. Pfarre. Pinkafeld o. J. [1973]

Pratl, Johannes Karl: Joseph Michael Weinhofer, Verlauf und Aspekte eines ungewöhnlichen Seelsorgerlebens (mschr. Diplomarbeit, Graz 1985)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kuzmich, Ludwig: Kulturhistorische Aspekte der burgenlandkroatischen Druckwerke bis 1921 mit einer primären Bibliographie. Eisenstadt 1992 (Burgenländische Forschungen, Sonderband X; Diss., Wien 1991) [verzeichnet auch die Drucke der Bibliothek Mersich]

Stand: März 1994

Hans Peter Zelfel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.