FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Doksy [Hirschberg]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Schloß Hirschberg erwarb im Jahre 1680 Graf Ernst Josef von Waldstein (1654-1708), ein Politiker und kaiserlicher Beamter, der auch die Bibliothek aufzubauen begann. Sein Sohn Franz Joseph (1680-1722), ebenfalls ein hoher Staatsbeamter, erweiterte die Bestände zusammen mit seiner Gemahlin, Franziska Josephine Margarethe Gräfin Czernin von und zu Chudenitz (1689-1725). Diese ergänzte aus ihrer Büchersammlung auch die Bibliothek des Kapuzinerklosters unweit von Mnichovo Hradište [Münchengrätz]. Nach der Säkularisation des Klosters kam 1782 ein Teil dieses Bestandes zurück nach Doksy. Ein weiterer Förderer der Bibliothek war Franz Ernst von Waldstein (1705-1748), der seine Bücher mit einem heraldischen Exlibris versehen ließ.

1.2 Franz Ernsts Sohn Johann Vinzenz Ferrerus (1731-1797), der den Namen Graf von Waldstein-Wartenberg tragen durfte, ergänzte die Bibliothek vor allem mit französischer Literatur. Zu nennen sind auch die Beiträge der Gemahlin seines Sohnes Ernst Philipp Georg (1764-1832), der Gräfin Antonie Des Fours (1772-1813), aus dem Schloß Hrubý Rohozec [Großrohosetz] oder Hrádek u Sušice [Hradek bei Schüttenhofen]. Beträchtlich vermehrt wurde der Bestand unter ihrem Sohn Christian Vinzenz (1794-1858). Auch eine kleinere Sammlung von Büchern der Grafen Czernin aus Schloß Kozel [Waldschloß] kam 1816 hinzu (s. Eintrag dort). Aus den letzten Generationen der Familie sind Ernst Franz (1821-1904) und sein Sohn Adolph (1868-1930) zu erwähnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der neueste Teil der Bibliothek aussortiert. Nach 1953 kamen 8350 Bde aus der Schloßbibliothek in die Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften in Prag, wo sie als historische Sammlung inkorporiert wurden (s. Eintrag dort). Die Musikalien kamen in das Archiv des Museums der tschechischen Musik [Muzeum Ceské Hudby - archiv] in Prag (s. Eintrag dort). Heute befindet sich die Bibliothek im Besitz der Tschechischen Akademie der Wissenschaften [Ceská akademie ved] und unter der Verwaltung des Nationalmuseums in Prag.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Unter den 8350 Bdn finden sich 50 Hss., 20 Drucke des 16. Jhs und 3387 Drucke des 17. und 18. Jhs. Etwa 50 Prozent der Bibliothek sind deutsche Werke.

2.2 Ein großer Teil der Bibliothek ist der Geschichte gewidmet, insbesondere der böhmischen und französischen Geschichte und der Kirchengeschichte, bei einem hohen Anteil historischer Biographien. Hinzu kommen zahlreiche genealogische und heraldische Werke. Nennenswert sind u. a. Václav Hájek z Libocan, Böhmische Chronica (Prag 1596; auch in Ausgaben des 18. Jhs); Meine Gedanken über die Einleitung in die christliche Religion und Kirchengeschichte (o. O. 1791) und Johann Hübners Kurtze Fragen aus der Genealogie (Leipzig 1725-1733). Ein zweiter Bereich umfaßt philosophische und religiöse Literatur, neben theologischen und homiletischen vor allem ethische und asketische Werke. Zu nennen sind ferner juristische Literatur, Gesetzbücher und Werke über die Staatsverwaltung, darunter Johann Jacob von Weingartens Vollständiger Ausszug der verneuerten Königlichen Lands-Ordnung und Novellen. Im Königreich Böhaimb (Prag 1686).

2.3 Die Naturwissenschaften sind in erster Linie durch Physik und Mathematik vertreten, darunter die von Johann Mayer herausgegebene Sammlung physikalischer Aufsätze besonders die böhmische Naturgeschichte betreffend (Dresden 1791-1794). Bei der ökonomischen Literatur dominieren Schriften über die Waldwirtschaft. Kleinere Gruppen bilden Medizin, Pharmazie, Rhetorik, Pädagogik, Geographie, Reisebeschreibungen, topographische Werke und Landkarten. Der Bestand wird durch eine Reihe von Wörterbüchern ergänzt.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Gesamtkatalog der Schloßbibliotheken unter der Verwaltung des Nationalmuseums in Prag

[Alphabetischer Katalog; bearb. von Bohumír Lifka]

3.2 Historischer Katalog

Katalog zur Bibliothek im Excellenz Graf Waldstein'schen Schlosse zu Hirschberg. 1908

[befindet sich in der Schloßbibliothek Kopidlno, Signatur R 39; der sogenannte Vetters-Katalog, der aus Hirschberg verschwunden ist]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Lifka, Bohumír: Zámecké a palácové knihovny v Cechách. Prehled historicko-topografický [Schloß- und Palaisbibliotheken in Böhmen. Eine historisch-topographische Übersicht]. In: Ceský bibliofil [Der tschechische Bibliophile] 6 (1934) S. 47, 54

Lifka, Bohumír: Valdštejnská knihovna ze zámku v Doksech [Die Waldsteinsche Bibliothek aus dem Schloß in Hirschberg]. In: Vedecké informace Základní knihovny Ceskoslovenské akademie ved [Wissenschaftliche Informationen der Hauptbibliothek der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften] (1968) Supplement 2, S. 30-54

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Lifka, Bohumír: Valdštejnská knihovna ze zámku v Doksech. Soupis starých tisk [Die Waldsteinsche Bibliothek aus dem Schloß in Hirschberg. Verzeichnis der Alten Drucke]. In: Vedecké informace Základní knihovny Ceskoslovenské akademie ved [Wissenschaftliche Informationen der Hauptbibliothek der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften] (1969) Supplement 2-4, S. 1-194; (1970) Supplement 2-4, S. 195-386

Tichý, Josef: Valdštejnský exemplár Jeníkových Bohemik [Das Waldsteinsche Exemplar der Bohemica von Jan Jeník z Bartric]. In: Sborník Národního musea v Praze, rada C [Sammelband des Nationalmuseums in Prag, Reihe C] 4 (1959) Nr. 1, S. 15-32

Stand: Januar 1995

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.