FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Domgymnasiums

Adresse. Grüne Straße 32, 27283 Verden (Aller) [Karte]
Telefon. (04231) 9 23 80

Unterhaltsträger. Landkreis Verden
Funktion. Schulbibliothek.
Sammelgebiete. Alle schulrelevanten Fächer. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-16 Uhr, Freitag 9-13 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Haus.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung unbedingt erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten). A 27, Ausfahrt Verden-Ost oder Verden-Nord. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Zwar ist bereits im 12. Jh eine Schule am Verdener Dom nachweisbar, doch geht das heutige Domgymnasium auf eine erst 1578 gemeinsam durch das Domkapitel und den Rat der Stadt erfolgte Gründung zurück. Die Einrichtung sollte eine Schule im Geiste der Reformation sein. Ihr ursprünglicher Name war Schola Verdensis, später Lyceum Verdense; erst 1831 erhielt die Schule ihren heutigen Namen Domgymnasium.

1.2 Die Entstehungsgeschichte der Bibliothek ist nicht unmittelbar mit der Geschichte der Schule als Nachfolgerin der alten Lateinschule des Bistums Verden verbunden. Erstmals wird im Jahre 1798 unter dem Schulleiter, Consistorialrat, Professor und Rektor Johann Georg Schilling († 1839) ein Buchbestand erwähnt, der kaum mehr als 100 Bde umfaßte und wohl auf einen Sonderfonds von 100 Talern zurückging. Da aber bald keine weiteren finanziellen Mittel flossen, konnte die Sammlung nicht weiter ausgebaut werden.

1.3 Erst unter Schillings Nachfolger, dem späteren Superintendenten Ernst Ludwig Cammann († 1861), wurde die Bibliothek systematisch ausgebaut und durch eine Reihe von Nachlässen erweitert. 1200 Taler Zuschuß wurden Cammann jährlich gewährt, und auch die Eltern spendeten Bücher. So wurde 1824 erstmals ein eigener Bibliotheksraum erforderlich. Den bedeutendsten Zuwachs erhielt die Bibliothek durch den Verdener Bürgermeister, Landschaftsrat und Geschichtsschreiber Christoph Gottlieb Pfannkuche (1785-1868), einen ehemaligen Schüler der Anstalt, der bei seinem Tod der Bibliothek seine etwa 2000 Bde umfassende Sammlung vor allem historischer und literarischer Werke hinterließ. Gleichfalls bedeutsam war die Sammlung der juristischen Schriften des Syndikus der Stadt Verden, Dr. Friedrich Lang (1778-1859), die an die Bibliothek fiel. Hinzu kamen Stiftungen von Schülern. Im Jahre 1874 besaß die Lehrerbibliothek 6000 Bde, 1893 über 9000 Bde und ca. 20.000 Schulprogramme, 1928 ca. 12.000 Bde. Daneben bestand eine Schülerbibliothek, die aber heute nicht mehr über historische Bestände verfügt.

1.4 Die Bibliothek überstand den Zweiten Weltkrieg ohne größere Verluste. 1945 wurde der Alphabetische Katalog von der englischen Besatzungsmacht abtransportiert; die Bücher konnten gerettet werden. Mitte der sechziger Jahre wurde der Bestand an Schulprogrammen um ca. 9000 Titel verringert, die die deutschen Schulen der Ostgebiete betreffen. Diese Exemplare wurden an die heutige Nordost-Bibliothek in Lüneburg abgegeben (s. Eintrag dort). Die Bibliothek wurde stets von Lehrkräften der Schule betreut.

Clemens-August Borgerding

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek wird z. Z. einer Revision unterzogen, dabei wird ein neuer Katalog erstellt. Gegenwärtig sind die Bestände erst etwa zu einem Drittel neu katalogisiert, ein weiteres Drittel ist bisher in keinem Katalog verzeichnet. Gleichzeitig wird die Systematik überarbeitet. Die Bestände wurden deshalb am Regal ausgezählt, teilweise mußten Bestandsgrößen geschätzt werden. Dementsprechend kann die Bestandsbeschreibung nur summarisch erfolgen. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtumfang der Bibliothek von ca. 35.000 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 3300 Titel (ohne Schulprogramme, s. u. 2.10). Davon stammen einige Titel aus dem 16. Jh, ca. 300 Titel aus dem 17. Jh, ca. 600 aus dem 18. Jh und die restlichen 2400 aus dem 19. Jh. Zu etwa 90 Prozent handelt es sich um deutschsprachige Werke. Fremdsprachige Titel finden sich in nennenswertem Umfang nur in der Sachgruppe Philologie ( s. u. 2.4) bei den Alten Sprachen (Griechisch und Latein) sowie bei der Geschichte ( s. u. 2.5), in geringer Zahl auch bei der Französischen und Englischen Philologie. Systematische Übersicht

2.3 Die Bestände sind in 23 Systematikgruppen aufgestellt, die fein untergliedert sind. Die Beschreibung erfolgt nach dem Umfang der Sachgruppen. Teilweise werden Gruppen zusammengefaßt. Zeitschriften allgemeinen Inhalts bilden eine gesonderte Gruppe am Ende der Systematik (s. u. 2.10), Fachzeitschriften stehen in den einzelnen Systematikgruppen.

2.4 Mit 1150 Titeln ist die Philologie die umfangreichste Sachgruppe. 520 Titel entfallen auf die Klassische Philologie, davon ca. 140 auf griechische und 180 auf lateinische Werk- und Textausgaben, jeweils etwa zur Hälfte in den Originalsprachen. Auf Altertumskunde, Handbücher und Lexika sowie Übungsbücher zu Grammatik, Stilistik und Metrik kommen ca. 200 Titel, darunter viele Teubner-Ausgaben. Zu den ältesten Titeln zählen Dionysios von Halikarnassos, De collocatione verborum ( o. O. 1604) und eine von Hermann Conring herausgegebene griechisch-lateinische Ausgabe von Aristoteles, Politica (Helmstedt 1656). Die Deutsche Philologie stellt etwa 470 Titel, davon ca. 50 Wörterbücher und Textsammlungen, je zur Hälfte aus dem 18. und 19. Jh, darunter das Grimmsche Deutsche Wörterbuch (Leipzig 1854 ff.) und der Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs (Bremen 1767-1771). Mit ca. 300 Titeln in etwa 1500 Bdn entfällt der umfangreiche Bestand zur Deutschen Philologie auf Textausgaben zur deutschen Literatur, darunter jeweils Gesamtausgaben von Goethe (Sophienausgabe), Herder, Jean Paul, Klopstock, Lessing, Schiller, Seume und Wieland. Sie werden ergänzt durch ca. 60 Titel Sekundärliteratur, fast ausschließlich des 19. Jhs, ca. 40 Sprachlehren und Schulgrammatiken sowie etwa 20 Titel zur deutschen Kulturgeschichte. Hinzu kommt ein kleiner Bestand zur Englischen Philologie von ca. 70 Titeln vornehmlich des späten 19. Jhs. Neben Wörterbüchern und Lexika handelt es sich vor allem um Textausgaben des 19. Jhs (fast ausschließlich Byron, Dickens, Shakespeare). Die Französische Philologie stellt ca. 60 Titel, darunter Voltaire, OEuvres complètes (Basel 1791-1792). Auf die Italienische Philologie entfallen ca. 30 Titel.

2.5 Die zweitgrößte Bestandsgruppe ist die Geschichte mit ca. 890 Titeln. Sie wird eingeleitet von ca. 100 Handbüchern, allgemeinen Werken sowie Gesamtdarstellungen, die teilweise bis ins 18. Jh zurückreichen, und ca. 40 Titeln zu den Historischen Hilfswissenschaften einschließlich Urkundenbüchern. Auf die Alte Geschichte entfallen ca. 150 Titel, darunter finden sich neben Darstellungen zur griechischen und römischen Geschichte auch Werke zu Israel und Ägypten. Der Bestand zur deutschen Geschichte umfaßt ca. 500 Titel. Neben 200 Gesamtdarstellungen ( u. a. von Droysen, Lamprecht, Raumer, Sybel und Treitschke) finden sich hier fast ausschließlich Werke der politisch-militärgeschichtlichen Historiographie mit Schwerpunkten bei Friedrich II. ( u. a. OEuvres posthumes, Berlin 1788) und dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.

2.6 Die Geschichte der übrigen europäischen Staaten umfaßt bei ca. 100 Titeln jeweils nur kleine Bestände. Auf Frankreich kommen etwa 50 Titel, davon etwa ein Drittel originalsprachig, auf England und Österreich jeweils ca. 10 Titel. Die etwa 110 Bremensien, Werke zur Verdener und Stader Geschichte geben der Sammlung einen regional- und lokalgeschichtlichen Akzent. Hier findet sich viel Kleinschrifttum, darunter aus dem 16. Jh 10 Schriften zu Bremen, als älteste Erläuterungen des Reichs-Städtischen Praedicati nebst Reichs-Seßion (Bremen 1652). Als weitere Beispiele seien genannt eine Apotheker-Taxe, welche in den Herzogthümern Bremen und Verden publiciret und eingeführet worden (Stade 1765) und Johann Christian Meier, Väterliche Erinnerungen, Warnungen und Ermahnungen eines Lehrers für solche Jugendliche, welche die Schule verlassen (Stade 1781).

2.7 191 Titel entfallen auf die Geographie, davon 10 Titel zur Geologie und Meteorologie und 27 allgemeine Lehr- und Handbücher sowie Überblicksdarstellungen. Die Untergruppe Historische Geographie umfaßt 15 Reiseberichte. Die Geographie Deutschlands zählt etwa 60 Titel, darunter mehrere Atlanten und Karten. Zu England liegen 5 Titel vor, zu Amerika 17, zu Afrika 16 und zu Asien 18. Die Sammlung umfaßt außerdem ca. 20 Schulbücher sowie die Zeitschrift Globus (1862-1875). Die noch ungeordnete Sachgruppe Recht enthält ca. 130 Titel zum Privaten und Öffentlichen Recht sowie zum Strafrecht.

2.8 Zur Pädagogik liegen ca. 100 Titel vor, vornehmlich didaktisch-methodische Werke für den Schulgebrauch sowie Nachschlagewerke und allgemeine Einführungen. Hinzu kommen Schriften zur Geschichte der Pädagogik sowie Gesetze und Richtlinien für die Schulverwaltung. Einer der ältesten Titel ist Joachim Heinrich Campe, Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Unterrichtswesens (Hamburg 1785-1792).

2.9 Die übrigen Sachgruppen enthalten jeweils unter 100 Titel, vor allem Handbücher, Überblicksdarstellungen und methodisch-didaktische Werke für den Schulgebrauch. Es handelt sich um die Gruppen Allgemeine Nachschlagewerke (Lexika, Enzyklopädien, Bibliographien), Naturwissenschaft einschließlich Biologie, Chemie, Physik und Mathematik (Werke zur Geschichte der Naturwissenschaften und Biographien bedeutender Forscher), Politik und Soziologie (Staatstheorien), Kunst (Klassische Archäologie, Kunstgeschichte und Bildende Kunst), Musik (Geschichte der Musik, Musikerbiographien), Philosophie (Textausgaben der in der Schule behandelten Autoren), Theologie (darunter Luther, Tischreden, Frankfurt 1563, vor allem aber Werke zur Kirchengeschichte), Medizin (Geschichte der Medizin, bedeutende Mediziner) sowie Wirtschaft (Wirtschafts- und Sozialgeschichte).

2.10 Von den über 20 pädagogischen und allgemeinen Zeitschriften zählen das Journal des sccavans (1665-1740), die Acta Eruditorum (1682-1738) und die Zeitung von Gelehrten Sachen bzw. Göttingische Gelehrte Anzeigen (1748-1830) zu den ältesten. Hinzu kommen ca. 10.000 Schulprogramme, die noch nicht erschlossen sind.

3. KATALOGE

[1945 wurde von der englischen Besatzungsmacht der Alphabetische Katalog nach England gebracht.]

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[beide im Aufbau; in Zettelform]

Die Bestände sind weder im Niedersächsischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Sie sind jedoch im Katalog der wissenschaftlichen und heimatkundlichen Literatur im Elbe-Weser-Raum des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden in Stade verzeichnet [Alphabetischer Standort-Kurztitelkatalog nach RAK; auf Mikrofiche und maschinenlesbar in Dbase III-plus].

3.2 Historische Kataloge

General-Katalog der Gymnasial-Bibliothek zu Verden [hschr.; 2 Bde; geführt bis ca. 1900; enthält auf S. 2-5 ein " Verzeichnis derjenigen Bücher, welche die Schule 1794 ... schon besaß und die Rektor Schilling 1794-1815 ansammelte, aufgestellt von Conrektor Sonne im August 1861" (93 Titel); S. 6-7 " Nachtrag derjenigen Bibliotheksbücher, welche unter dem Rector Cammann durch Schenkung oder Ankauf aus den Strafgeldern oder aus den Abiturientengeldern erworben ... sind, aufgestellt von Conrektor Sonne im August 1861" (28 Titel); S. 8 ff. Zugangsbücher 1816 ff. mit Angabe der Preise]

Zettelkatalog

[hschr.; geführt bis zum Zweiten Weltkrieg; unvollständig]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Der Historischen Bibliothek ist das Schularchiv angegliedert. Dieses umfaßt im wesentlichen alle Verwaltungsakten und Verzeichnisse der Stiftungen seit der Wende vom 18. zum 19. Jh fast vollständig. Besonders wertvoll ist die lückenlos vorhandene Sammlung aller Abiturprüfungsvorgänge und -arbeiten seit Einführung dieser Prüfung im Königreich Hannover im Jahre 1788.

4.2 Darstellungen

Die seit 1896/97 vorliegenden Schulprogramme enthalten teilweise auch kurze Berichte zur Bibliothek. Die Domschule zu Verden. Zeugnisse einer fast tausendjährigen Schule. 2. Aufl. Verden 1987 [zur Bibliothek S. 14-15; enthält auch einige Abbildungen alter Drucke]

Menge, Paul: Das Verdener Domgymnasium 1578-1928. Verden 1928

Stand: September 1997

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.