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Doos'sche Bibliothek - Bibliothek Witt-Warstede

Adresse. Altes Rathaus, Op de Göten, 25554 Wilster [Karte]
Telefon. (04823) 502 und 503

Unterhaltsträger. Stadt Wilster
Funktion. Verwaltung der Doos'schen und der Witt-Warstedeschen Bibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 23 bis Itzehoe, B 5. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Doos'sche Bibliothek wurde im wesentlichen in den Jahren von 1750 bis 1829 aufgebaut. Mitte des 18. Jhs erbte die Familie Doose neben einem beträchtlichen Vermögen auch einige ältere Bücher, die den Grundstock der Bibliothek bildeten. Von ihr kann man sich heute jedoch nur noch ein unklares Bild machen, da zahlreiche dieser Werke 1851 versteigert wurden. Ein umfassender Ausbau der Bibliothek erfolgte erst Ende des 18. Jhs durch Kanzleirat Johann Hinrich Doose (1738-1804), einen gebildeten und an den Wissenschaften der Zeit interessierten Mann. Doose erwarb Bücher zu allen Wissensgebieten, zu einem großen Teil auf Auktionen. Die neueren Titel bezog er durch Johann Friedrich Hammerich (1763-1827), Buchhändler, Buchdruckereibesitzer und Verleger in Altona, mit dem er in geschäftlichen Beziehungen stand. Aus dieser Verbindung lassen sich auch die zahlreichen Hamburger Drucke in der Sammlung erklären. Auf das Äußere der Bücher legte die Familie offensichtlich wenig Wert; es war eher eine Gebrauchsbibliothek als eine repräsentativen Zwecken dienende Sammlung.

1.2 Nach dem Tod ihres Mannes führte die 1828 zur Etatsrätin ernannte Louise Doose (geb. von Wolters, 1758-1829) den Ausbau der Bibliothek in geringem Maß fort und vermachte sie 1829 der Großen Stadtschule und der Mädchenschule in Wilster. Zu diesem Zeitpunkt umfaßte die Sammlung etwa 4870 Werke in 10.000 Bdn. Die Etatsrätin verfügte dabei, daß die für die Jugend ungeeigneten und wertlosen Werke verkauft und stattdessen geeignetere Titel angeschafft werden sollten. Es kam aber erst 1851 zu einer Versteigerung. Danach machte der Bestand der Bibliothek nur noch etwa 1400 Titel in ca. 3000 Bdn aus, der auch in den folgenden Jahren nicht weiter vermehrt wurde, da kein entsprechender Etat zur Verfügung stand. 1897 bewilligte der Magistrat schließlich eine Summe von 500 Mark zur Anschaffung neuer Bücher, da die Bibliothek in eine Volksbücherei umgewandelt wurde.

1.3 Die Doos'sche Bibliothek befand sich damals im Doos'schen Haus (Bürgermeisterhaus), 1944 lag sie vernachlässigt in einem hinteren Gartenhaus. Von dort wurde die Sammlung 1944 nach Süddeutschland ausgelagert, da auf Anordnung der Archivberatungsstelle sämtliche schleswig-holsteinischen Archive in ein Salzbergwerk bei Heilbronn gebracht werden sollten. 1946 kam die Bibliothek unversehrt nach Wilster zurück und ist heute im alten Rathaus von 1585 aufgestellt. Bibliothek Witt-Warstede

1.4 Neben der Doos'schen Bibliothek befindet sich noch eine weitere, ehemals private Büchersammlung im Besitz der Stadt Wilster. Es handelt sich um die Bibliothek Witt-Warstede, die Gustavus F. C. Witt 1967 der Stadt vermachte. Sie wurde von Gustav J. J. Witt (1854-1928) begründet, einem Hamburger Kaufmann und Besitzer eines Im- und Exportgeschäftes, dessen Familie aus der Wilstermarsch stammte und der sich in seinen letzten Lebensjahren der Familien- und Heimatforschung widmete. Ist die Doos'sche Bibliothek das typische Beispiel einer Privatbibliothek des 18. Jhs, so steht die Witt-Warstedesche für die Büchersammlung einer Bürgerfamilie des 19. Jhs. Thematisch gesehen handelt es sich um einen ähnlichen Bestand wie in der Doos'schen Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Doos'sche Bibliothek

2.1 Der historische Bestand der Doos'schen Bibliothek macht heute 1265 Titel in 2662 Bdn aus. Diese Anzahl wurde durch Auszählung des Systematischen Katalogs ermittelt ( s. u. 3). Der Bestand verteilt sich auf eine Inkunabel (Schedelsche Weltchronik, 1493), 6 Titel aus dem 16. Jh, 88 aus dem 17. Jh, 908 (72 Prozent) aus dem 18. Jh und 196 Titel aus dem 19. Jh. 66 Werke sind ohne Erscheinungsjahr. Aus dem 20. Jh liegen keine Titel vor. Mit 1175 Titeln (93 Prozent) umfaßt die Sammlung fast ausschließlich deutschsprachige Werke. Daneben sind 65 lateinische Titel vorhanden, 22 französische und 3 in sonstigen Sprachen, darunter ein hebräischer Titel.

2.2 Der Bestand ist in 28 Hauptsachgruppen gegliedert, von denen hier nur die wichtigsten genannt werden. Die umfangreichste Kategorie ist die Belletristik mit insgesamt 291 Titeln. Davon stellt das deutsche Schrifttum 73 Werke, vornehmlich literaturtheoretischen Charakters, gefolgt von den Theaterstücken mit 71 Titeln, darunter eine größere Anzahl von Lustspielen von August von Kotzebue und Trauerspielen von August Wilhelm Iffland. Die Unterhaltungslektüre umfaßt 38 Werke, die Ausgaben antiker Klassiker 69 Titel, vor allem in holländischen Editionen des 17. Jhs, darunter auch Elzevier-Ausgaben im Duodez-Format. Hinzu kommen 12 Ausgaben mit Gedichten. Wenig umfangreich ist die Literatur des Auslands mit 18 Titeln französischer Literatur (zur Hälfte in deutschen Übersetzungen) bzw. 10 Titeln englischer Autoren (ausschließlich in deutschen Übersetzungen). Insgesamt handelt es sich um einen Titel des 16. Jhs, 18 des 17. Jhs und 61 des 19. Jhs, 20 Werke verzeichnen kein Erscheinungsjahr, die restlichen 191 stammen aus dem 18. Jh.

2.3 Die Geschichte weist 191 Titel auf, mit Universalgeschichte als Schwerpunkt. Daneben finden sich Werke zur Geschichte einzelner Staaten, besonders Schleswig-Holsteins. Ein Titel stammt aus dem 15. Jh (die stark beschädigte Schedelsche Weltchronik in der lateinischen Ausgabe von 1493), 23 aus dem 17. Jh, 147 aus dem 18. Jh und 15 aus dem 19. Jh, 5 Titel sind ohne Angabe des Erscheinungsjahres.

2.4 In der Abteilung Erdkunde (177 Titel) finden sich besonders Reisebeschreibungen, darunter Berichte über China, Japan und Grönland, aber auch Werke allgemeineren Inhalts (Naturgeschichte, Astronomie). Zwei Titel stammen aus dem 16. Jh, 24 aus dem 17. Jh, 128 aus dem 18. Jh und 18 aus dem 19. Jh, der Rest ist ohne Erscheinungsjahr. Die meisten Werke stammen aus der Zeit von 1770 bis 1800, an älteren finden sich die Kosmographie von Sebastian Münster (1598) und Merians Topographien.

2.5 Die Theologie (125 Werke) setzt sich aus 72 Titeln zur Religion allgemein und 53 religiösen Erbauungsschriften zusammen. Neben grundlegenden Werken und Bibelausgaben handelt es sich um kritische Schriften der Aufklärung und um dogmatische Werke, aber auch um Predigten. Ein Titel stammt aus dem 16. Jh, 5 aus dem 17. Jh, 94 aus dem 18. Jh und 21 aus dem 19. Jh, 4 Werke sind ohne Erscheinungsjahr. Lateinische Titel fehlen fast völlig.

2.6 Bei den 107 Jugendschriften, die für den Sohn Johann Diedrich Konrad August Doose (1790-1807) angeschafft wurden, handelt es sich ausschließlich um deutschsprachige Werke, davon 2 aus dem 17. Jh, 76 aus dem 18. Jh, 20 aus dem 19. Jh sowie 9 Titel ohne Angabe des Erscheinungsjahres. Der überwiegende Teil stammt aus den Jahren 1780 bis 1800. Darunter sind illustrierte ABC-Bücher, für Kinder bearbeitete Naturgeschichten und geographische Werke sowie Johann Heinrich Campes Kleine Kinderbibliothek und seine Sammlung interessanter ... Reisebeschreibungen neben dem Robinson.

2.7 Die Naturwissenschaften umfassen die Naturkunde mit 79 Titeln und die Naturlehre und Physik mit 24 Titeln. Es handelt sich vorwiegend um Schriften zur Zoologie (54), Mineralogie (6) und Botanik (13, darunter die Flora Danica), aber auch um Werke, die sich mit Erfindungen befassen, etwa dem Blitzableiter.

2.8 Von den Schriften zur Pädagogik sind nur noch 57 Titel erhalten. Die Familie besaß ehemals auf diesem Gebiet alle wichtigen Werke der Zeit. Es handelt sich ausschließlich um deutschsprachige Titel, die im wesentlichen aus dem 18. Jh (39) und dem 19. Jh (14) stammen. Hatte zu Lebzeiten der Familie Doose die Philosophie die größte Bedeutung im Bestand der Bibliothek, so finden sich heute lediglich noch 51 Titel, weitgehend in deutscher Sprache (48) und mit dem Schwerpunkt im 18. Jh (35 Titel). Bibliothek Witt-Warstede

2.9 Der historische Bestand der Bibliothek wurde durch Auszählung des Alphabetischen Katalogs ermittelt ( s. u. 3). Danach sind bei einem Gesamtumfang von ca. 1700 Bdn 849 Titel vorhanden, von denen 419 keine Angabe des Erscheinungsjahres enthalten, jedoch fast ausschließlich aus dem 19. Jh datieren dürften. Von den restlichen 430 stammen 2 aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh, 27 aus dem 18. Jh und 386 aus dem 19. Jh (ca. 90 Prozent). Mit 333 Titeln handelt es sich bei 77 Prozent des Bestandes um Werke in deutscher Sprache, 60 Titel sind auf Englisch, 26 auf Französisch, 9 auf Lateinisch und 2 Titel in sonstigen Sprachen.

2.10 Den überwiegenden Anteil der Sammlung machen Biographien und Texte der deutschen, englischen und französischen Literatur aus (ca. 300 Titel). Hinzu kommen etwa 170 historische und kulturhistorische Werke, vornehmlich zum Raum Schleswig-Holstein und zu Hamburg. Sie werden ergänzt durch Sammlungen zu Friedrich dem Großen (ca. 30 Titel), Bismarck (ca. 40) sowie durch geographisch-landeskundliche Werke und Reisebeschreibungen (ca. 90). Auffällig ist der geringe Anteil wirtschaftswissenschaftlicher, theologischer und naturwissenschaftlicher Schriften.

3. KATALOGE

Doos'sche Bibliothek:

Catalog der von der wailand Etatsräthin v. Doos der Stadt Wilster vermachten Bibliothek, angefertigt 1873. Wilster 1873

Neumann, Otto: Verzeichnis der Dooseschen Bibliothek. Wilster 1957 [Systematischer Bandkatalog; mschr.; nach Hausregeln]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

Bibliothek Witt-Warstede:

Witt-Warstede Bücherei. Von Gustavus F. C. Witt Arosa aus dem Nachlass seines Vaters Gustav J. J. Witt Hamburg der Stadt Wilster am 10.10.1967 übereignet. Nach der Kartei des Stifters angelegte 1. Liste. Wilster 5.4.1968

[Alphabetischer Kurztitelkatalog; mschr. in Listenform; nach Hausregeln; erstellt von Franz Lammers]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kürtz, Jutta: 700 Jahre Wilster. 1282-1982. Skizzen aus der Geschichte einer alten Marschenstadt. Wilster 1982 [zur Doos'schen Bibliothek S. 110; zur Bibliothek Witt-Warstede S. 112]

Neumann, Otto: Verzeichnis der Dooseschen Bibliothek. Wilster 1957 [Vorwort; mschr.] Schaub, Wiebke: Die Doos'sche Bibliothek in Wilster. Eine Bürgerbibliothek zur Goethezeit. Prüfungsarbeit an der Bibliotheksschule Hamburg 1954 [mschr.]

Stand: November 1992

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.