FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Föegyházmegyei Könyvtár

Bibliothek der Erzdiözese


Adresse. Esterházy tér 1 I/46, H-3300 Eger
Telefon. (036) 325-211 und 313-259
Telefax. (036) 325-211

Unterhaltsträger. Foegyházmegyei Hatóság [Behörde der Erzdiözese]
Funktion. Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Katholische Theologie und Randgebiete, Philosophie, Lokalgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-16 Uhr; Besichtigung: Dienstag bis Freitag 9.30-13.30 Uhr, Samstag und Sonntag 9.30 -12.30 Uhr (Besichtigungen in Übereinstimmung mit der Benutzungssordnung der Universität; genaue Informationen zu den Besichtigungen an der Pforte). - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Lajos Antalóczi: Az Egri Foegyházmegyei Könyvtár története 1793-1989 [Geschichte der Bibliothek der Erzdiözese Eger 1793-1989]. Eger 1993 [auch in Deutsch und Englisch].
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Bibliothek befindet sich im Gebäude der Károly Esterházy Pädagogischen Hochschule im Stadtzentrum gegenüber dem Dom. - Zug- und Busverbindung ab Budapest. Vom Bahnhof Busverbindung (Linien 10, 11, 12 und 14) bis Haltestelle Gárdonyi Géza Színház. Vom Busbahnhof Fußwegnähe (5 Minuten). - Von Wien Autobahn M 1 bis Budapest, ab Budapest M 3 über Gyöngyös bis Kerecsend, von dort Landstraße 25 bis Eger. Parkmöglichkeiten für PKW und Bus vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung der heutigen Erzdiözesanbibliothek steht in gem Zusammenhang mit dem Aufbau des Unterrichtswesens in Erlau, insbesondere des Lyzeums, der nach dem Abzug der Türken im Jahre 1687 begann. Bereits um die Mitte des 18. Jhs schien eine Universitätsgründung in Erlau realisierbar. Erzbischof Ferenc Barkóczy (1710-1765) traf die ersten Vorbereitungen dazu, bevor er 1761 zum Fürstprimas von Ungarn ernannt wurde. Sein Nachfolger, Erzbischof Károly Graf Esterházy (1725-1799), bemühte sich um die Gründung der ersten ungarischen Universität mit vier Fakultäten in Erlau, erhielt jedoch vom Wiener Hof keine Genehmigung.

1.2 Die von Esterházy gegründete und aufgebaute Barockbibliothek - auch Sammlung Esterházy genannt - war zu dieser Zeit im Gebäude des Lyzeums untergebracht. Esterházy kaufte aus fast allen Ländern Europas wissenschaftliche Werke des 16., 17. und 18. Jhs an. Im Inland waren ihm die Priester der Diözese bei der Beschaffung behilflich, im Ausland Giuseppe Garampi, päpstlicher Nuntius in Wien. Ein Verzeichnis der zum Ankauf empfohlenen Bücher wurde von ungarischen Professoren zusammengestellt und von Wiener Professoren begutachtet. Der unmittelbare Helfer von Esterházy, zugleich Organisator der Erwerbung und erster Bibliothekar, war József Büky. Die diesbezügliche Korrespondenz mit Garampi wurde ab dem 12. Oktober 1781 bis Januar 1785 geführt, als Garampi zum Kardinal ernannt wurde und in seine Heimat zurückkehrte. Während der dreijährigen Sammeltätigkeit von Garampi, Esterházy und Büky kamen aus Wien 4336 Werke in 9323 Bdn in den Bestand, für die Esterházy 18.131 Forint bezahlte.

1.3 Die Erwerbung in Ungarn und hauptsächlich in der Erzdiözese Erlau übernahm der Domherr Ignác Batthyány. Dank seiner langen und sachkundigen Sammeltätigkeit wies die Bibliothek am 28. Dezember 1793, dem Tag ihrer Eröffnung, 16.000 Bde auf. Hinzu kam der Nachlaß des verstorbenen Károly Esterházy, so daß die Sammlung Esterházy 1799 beinahe 14.000 Werke in mehr als 20.000 Bdn umfaßte. Sie gliederten sich in Theologie (4148 Werke in 5493 Bdn), Rechtswissenschaft (2414 Werke in 2957 Bdn), Medizin (514 Werke in 564 Bdn), Geschichte (2525 Werke in 4804 Bdn), Philosophie (1426 Werke in 1963 Bdn), Sprachwissenschaft (1682 Werke in 4042 Bdn) und Vermischtes (305 Werke in 654 Bdn).

1.4 1814 erklärte Erzbischof István Fischer die Sammlung Esterházy zur Erzdiözesanbibliothek und verordnete, daß die Büchernachlässe der Domherren der Bibliothek zu übertragen seien. Bis zur Mitte des 20. Jhs wuchs der Bestand zum größten Teil durch diese Nachlässe; Ankäufe waren selten. In der zweiten Hälfte des 20. Jhs gingen immer weniger Nachlässe ein, während die Zahl der angekauften Bücher sprunghaft anstieg. Bedeutende Nachlässe bis 1900 stammen von den Erzbischöfen Xaver Ferenc Fuchs (1744-1807) und István Fischer (1754-1822), die insgesamt 6874 Bde hinterließen, und von János László Pyrker (1772-1847; 4054 Werke in 7140 Bdn). Die Einverleibung der Kapitelbibliothek brachte weitere 4695 Werke in 6523 Bdn, das Vermächtnis des Erzbischofs Béla Bartakovics (1791-1873) 6268 Werke in 7644 Bdn, die Sammlung des Gutsverwalters Antal Naidhart zuletzt 4200 Werke in 5409 Bdn.

1.5 Der gegenwärtige Bestand umfaßt 140.000 Bde. In den vergangenen zwei Jahrhunderten gab es zwar Verluste (einige tausend Bände), doch kamen keine schweren Kriegsverluste hinzu. Die Bestandslücken ergeben sich zum größten Teil aus der Sammelkonzeption der früheren Jahrhunderte. Als wissenschaftliche Fachbibliothek im Besitz der Kirche steht sie einerseits Theologen und Angehörigen der Diözese zur Verfügung und hat damit eine evangelisierende
Funktion. In diesem Bereich wird die Sammlung schwerpunktmäßig erweitert. Andererseits steht sie als gut ausgestattete wissenschaftliche Bibliothek den Professoren und Studenten der Hochschule zur Verfügung, ebenso wie ausländischen Forschern und Wissenschaftlern. Auch für ihre Bedürfnisse wird die Sammlung ständig vermehrt.

1.6 Der historische Bestand der Erzdiözesanbibliothek befindet sich im barocken Bibliothekssaal des Lyzeums. In drei miteinander verbundenen Räumen werden insgesamt 52.625 Bde aufbewahrt. Der Bestand wurde geschlossen aufgestellt, ausgenommen die Astronomische Sondersammlung, die vom Observatorium übernommen wurde, sowie der Bestand der Alten Ungarischen Bibliothek, die seit langer Zeit separat behandelt und aufbewahrt wird.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Sammlung im Barocksaal des Lyzeums vereinigt unterschiedslos Manuskripte, Inkunabeln und Drucke bis ins 20. Jh. Da jedoch Sonderkataloge angelegt wurden (s. u. 3.2), können sie als separate Sammlungen identifiziert werden. Auch im 20. Jh gingen noch Vermächtnisse ein, die Titel aus der Zeit vor 1900 thielten. Diese wurden bei der aktuellen Literatur eingereiht. Die besonders wertvollen Stücke des historischen Bestandes - Kodizes, einige Inkunabeln und Erstausgaben - werden im Safe aufbewahrt. Der Bestand des Barocksaales soll nicht aufgelöst werden, die Signaturen sollen unverändert erhalten bleiben. Die Veröffentlichung eines Bandkatalogs ist geplant.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Im Jahr 1900 besaß die Bibliothek ungefähr 45.000 Titel. Von diesem Bestand sind ca. 6000 bis 7000 Titel deutschsprachig, weitere 1000 Titel erschienen in Deutschland gedruckt in anderen Sprachen (größtenteils lateinisch).

2.3 Die Bibliothek besitzt 94 Inkunabeln, größtenteils in Latein. Neben 2 deutschsprachigen Titeln, der Biblia Germanica cum iconibus (Nürnberg 1483) und Hartmann Schedels Buch der Chroniken (Nürnberg 1493), finden sich 45 in Deutschland erschienene lateinische Inkunabeln.

2.4 Der Bestand der im 16. Jh außerhalb des damaligen ungarischen Staatsgebiets gedruckten Bücher (Antiqua) umfaßt 1555 Bde, die keine Sondersammlung bilden. Darunter sind 83 deutschsprachige und in Deutschland erschienene Titel, 373 in Deutschland publizierte, aber nicht deutschsprachige (meist in Latein) und 19 deutschsprachige, die nicht in Deutschland erschienen sind oder deren Druckort nicht mehr feststellbar ist. Die im 16. Jh im historischen Ungarn gedruckten Bücher sind in der Alten Ungarischen Bibliothek (s. u. 2.20) aufgestellt.

2.5 Über den Bestand aus dem 17. und 18. Jh können keine genauen Angaben bezüglich der sprachlichen Verteilung gemacht werden. Einem Inventar zufolge waren im Jahr 1800 ca. 2400 Titel in 3300 Bdn in deutscher Sprache vorhanden. An weiteren fremdsprachigen Titeln kamen hinzu: 8971 lateinische in 11.711 Bdn, 1238 französische in 3498 Bdn, 662 italienische in 1149 Bdn und 50 englische in 52 Bdn. In Ungarisch lagen 224 Titel in 251 Bdn vor. Ende des 18. Jhs waren insgesamt 30 Sprachen vertreten.

2.6 Aus dem 19. Jh besitzt die Bibliothek eine bedeutende Zahl von Werken in deutscher Sprache; genaue Angaben können vorläufig nicht gemacht werden. Sicher kann behauptet werden, daß ein großer Teil (ca. 15 Prozent) des Bestandes deutschsprachig und ein Großteil davon (ca. 80 Prozent) in Deutschland erschienen ist.

Systematische Übersicht

2.7 Eine systematische Neubearbeitung des Bestandes ist im Gange. Die Bibliothek hatte lange Zeit keinen Systematischen Katalog. Die einzige Übersicht bot das zwischen 1893 und 1900 herausgegebene Titelverzeichnis von Manó Michalek, dessen Fachordnung im wesentlichen nach den Ansprüchen der theologischen und juristischen Ausbildung sowie der Lehrerausbildung aufgebaut war: Theologie; Rechtswissenschaften; Staatswissenschaften; Medizin; Naturwissenschaften und Mathematik; Philosophie, Kunst, Ästhetik, Musik und Pädagogik; Geschichte und Geographie; Sprachwissenschaft und Literatur; Vermischtes.

2.8 Die Sammlung zur Theologie umfaßt ca. 14.000 Titel. An ihrem Anfang steht die Bibelsammlung mit mehreren hundert Einheiten. Von acht Bibel-Inkunabeln stammen zwei aus der Nürnberger Offizin von Anton Koberger. Eine - gleichzeitig die älteste Bibel der Bibliothek - ist lateinisch (1478), die andere ist deutschsprachig und illustriert (1483). Außer den originalen hebräischen und griechischen Bibeln sind viele Übersetzungen vorhanden, einschließlich der besten klassischen polyglotten Ausgaben. Als deutsche Bibelübersetzungen liegen vor die Ausgabe der gotischen Übersetzung des Ulfilas (Stockholm 1671), eine Ausgabe der Luther-Bibel (1779) sowie solche von Dominik von Brentano, Thaddaeus Anton, Johann Martin und Augustin Scholz (Frankfurt 1820), Valentin Loch und Wilhelm Karl Reischl (Regensburg 1851) und Leander van Ess (Sulzbach 1858).

2.9 Hinzu kommen zahlreiche Bibelkommentare, darunter die mehrbändigen Werke von Cornelius a Lapide und Calmet. Des weiteren sind im Bestand philologische Werke zu den Sprachen der Bibel von Johannes Buxdorf, Johannes Reuchlin u. a. Die biblische Archäologie und Literaturgeschichte sowie die Talmud-Literatur sind ebenfalls gut vertreten. Unter den Kirchenväter-Ausgaben finden sich Jacques Paul Mignes Patrologia Latina (Paris 1844-1864) und Patrologia Graeca (Paris 1857-1912, nicht vollständig).

2.10 Der umfangreiche Bestand zur Kirchengeschichte enthält u. a. Schriften von Caesar Baronius und Lodovico Antonio Muratori. Die Sammlung der Quellenausgaben zur ungarischen Kirchengeschichte ist nahezu vollständig. Die Acta Sanctorum (Antwerpen 1634-1894) der Bollandisten fehlen nicht, ebenso wie Giovanni Domenico Mansis Sanctorum Conciliorum Collectio (Venedig 1759-1788), das als Quellenwerk zum kanonischen Recht betrachtet wird. Ein interessantes Dokument der katholischen Mission ist Joseph Stöckleins Allerhand ...Brief, Schrifften und Reis-Beschreibungen, welche von denen Missionariis der Gesellschaft Jesu aus beyden Indien und andern ...Ländern ... angelangt seynd (Augsburg und Grätz 1728-1732; Wien 1748). Deutschsprachige Bestandsbeispiele aus dem 18. und 19. Jh sind Carl Joseph Hefele, Conciliengeschichte (Freiburg 1855-1869) und Ludwig Pastor, Geschichte der Päpste (16 Bde, Freiburg 1891-1933). Die Vielseitigkeit der Sammlung zeigt sich auch darin, daß die verschiedenen Glaubensbewegungen (Jansenismus, Gallikanismus, Protestantismus) und ihre führenden Vertreter durch zahlreiche Werke, meist Erstausgaben, repräsentiert sind.

2.11 Die Systematische Theologie, die die Dogmatik und die Ethik einschließt, sowie die Pastoraltheologie und die Predigtliteratur haben einen hervorragenden Platz. Als Grundlagenwerke der Dogmatik sind vorhanden August Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der Apostolisch-Katholischen Kirche (Breslau 1842) und Matthias Joseph Scheeben, Handbuch der katholischen Dogmatik (Freiburg 1873). Erwähnenswert sind auch die katechetischen Rara Summa doctrinae Christianae (Köln 1606) sowie Allgemeines Mission Frag-Büchlein in drey Schulen ordentlich eingetheilet (Preßburg 1773) von Petrus Canisius. Unter den Inkunabeln und Postinkunabeln sind Predigten des Pelbartus de Themeswar in drei Ausgaben vorhanden (Hagenau 1499 und 1504; Augsburg 1502). Weitere Predigtsammlungen sind Abraham a Sancta Clara, Abrahamische Lauberhütt (Wien 1723) und Berthold von Regensburg, Predigten auf die Sonn- und Festtage (Regensburg 1884). Das Kirchenrecht, das im Katalog aus dem 19. Jh unter Rechtswissenschaft eingeordnet war, ist durch Sammlungen von Gesetzen und Beschlüssen, auch einzelner Gemeinden, vertreten, ferner durch Bullen und Verordnungen verschiedener kirchlicher Organe und Behörden.

2.12 Grundlegende Werke anderer christlicher und nicht-christlicher Bekenntnisse sind in großer Zahl vorhanden. Die orientalischen christlichen Kirchen sind durch russische, koptische, griechische und äthiopische Werke vertreten, z. B. Schriften des griechischen Kirchenlehrers Photios, Patriarch von Konstantinopel. Den Protestantismus repräsentieren Martin Luthers frühe Werke Ettlich sermones (o. O. 1521), Das Magnificat (Wittenberg 1522), De votis monasticis iudicium (o. O. 1522), Ein Sermon von der Bereytung zum Sterben (Wittenberg 1525), Vom Anbeten des Sacraments des heyligen leychnams Christi (Wittenberg 1523) sowie Ob man für dem Sterben fliehen möge (Wittenberg 1527). Außerdem finden sich Johannes Calvins Institutio Christianae Religionis (in Ausgaben von 1518 und 1560) und Michael Servetus' De Trinitatis erroribus in der Erstausgabe (Hagenau 1531). Eine frühe Streitschrift ist Berthold Pirstingers Teutsch Rational über das Ambt heiliger mess und Keligpuchel (Kufstein 1535).

2.13 Das 1893 erschienene Titelverzeichnis nennt ca. 2800 Werke im Fach Philosophie, wozu auch die Ästhetik und Pädagogik zählen. Für diese Sammlung sind nicht die seltenen Werke charakteristisch, sondern die geistige Offenheit, die bei der Erwerbung herrschte. Neben den religiösen philosophischen Autoren, wie u. a. Augustinus und Thomas von Aquin, sind alle bedeutenden Autoren der Philosophiegeschichte vertreten, darunter Platon, Aristoteles (in vielen Ausgaben), Marcus Aurelius, Boethius, die Renaissance-Philosophen, Descartes, Pascal, Leibniz, Locke, Rousseau und Voltaire. Die deutsche Philosophie ist mit zahlreichen Ausgaben, auch Erstausgaben, von Leibniz, Kant, Fichte, Hegel und Schopenhauer vertreten, so z. B. mit Kants Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik (Riga 1783) und seiner Kritik der reinen Vernunft (Grätz 1795). Zur Pädagogik liegen nicht nur theoretische Werke vor, sondern auch Lehrbücher verschiedener Schulen der Pädagogik. Umfangreich ist die Sammlung zum Schulwesen, die z. B. Jahresberichte enthält, aber auch der Bestand an lokalgeschichtlichen Werken. Als Rarum gilt Comenius' Janua in der Erstausgabe (Lissa 1631).

2.14 Die Gruppe Geschichte und Geographie umfaßt ca. 7400 Titel. Die Geschichte gliedert sich in Ungarische Geschichte, Weltgeschichte, Kulturgeschichte, Kunstgeschichte und Hilfswissenschaften; die Geographie in Ungarische und in Allgemeine Geographie (einschließlich Ethnographie). Als Inkunabel sei Hartmann Schedels Chronicon mundi erwähnt, das in Deutsch und Latein vorhanden ist (Nürnberg 1493). Zur allgemeinen Geographie liegt Georg Brauns Civitates Orbis Terrarum (Köln 1572-1618) vor. Die umfangreiche Atlantensammlung enthält z. B. aus der Amsterdamer Werkstatt Blaeu den Atlas major (1662). Die Sammlung zur deutschen Geschichte und Geographie aus dem 17. und 18. Jh verzeichnet u. a. Heinrich Meibom, Rerum Germanicarum libri tres (Helmstedt 1688), Martin Zeiler, Itinerarium Germaniae nov-antiquae. Teutsches Reyssbuch durch Hoch und Nider Teutschland auch Ungarn, Siebenbürgen ... (Straßburg 1632) sowie Adam Friedrich Zürner, Neuer Sächsischer Atlas (Amsterdam und Leipzig 1757).

2.15 Die Jurisprudenz ist mit 3800 Titeln vertreten, die sich auf Rechtstheorie, Allgemeines Recht, Seerecht, Öffentliches Recht, Privatrecht, Bürgerliches Recht und Strafrecht, Grubenrecht, Wechselrecht, Handelsrecht u. a. verteilen. Die Staatswissenschaft erscheint als selbständiges Fach, das Statistik, Nationalökonomie, Industrie, Handel, Verkehr usw. einschließt. Klassiker der Rechtswissenschaft und das Römische Recht sind in verschiedenen Sammlungen und Ausgaben zahlreich vertreten. Das Grundlagenwerk der Rechtswissenschaft des historischen Ungarn, István Werboczys Corpus Iuris Hungarici, liegt in allen wichtigen Ausgaben vor, auch in der Erstausgabe (Tyrnau 1584). Weitere Rechtssammlungen sind der Codex Germaniae Diplomaticus (Frankfurt und Leipzig 1732-1733) und der Codex Austriacus ...das ist Begriff und Inhalt aller ... fürnemblich unter ...der Regierung ...Leopoldi I. ... ausgegangen ...Generalien, Patenten, Ordnungen ... (Wien 1704). Ein wichtiger Titel aus dem 18. Jh ist das Lexicon juridicum Romano-Teutonicum: das ist, Vollständiges Lateinisch-Teutsches juristisches Hand-Lexicon (Nürnberg 1721) von Samuel Oberländer.

2.16 Von besonderer Bedeutung ist die Sammlung zu den Naturwissenschaften und zur Mathematik (ca. 2600 Titel), die teils für Unterrichtszwecke, teils für das damals betriebene Observatorium aufgebaut wurde. Der Bestand zur Mathematik thält Werke von Descartes, Augustin Louis Cauchy, Leonhard Euler, Carl Friedrich Gauß u. a. sowie die Logarithmentafeln von Henry Briggs. Die Physik ist u. a. durch Werke von Galilei, Newton und Laplace vertreten, die Pflanzen- und Tierkunde u. a. durch die Linnéschen Werke, von denen mehrere in der Erstausgabe vorhanden sind. Hinzu kommen Bestände zur Chemie, Geologie und Paläontologie. Einige Titel weisen Illustrationen von besonderem Wert auf, so u. a. George Edward und Mark Catesby, Recueil de divers oiseaux (Nürnberg 1770) und die entomologische Arbeit von Georg Wolfgang Knorr, Deliciae naturae selectae (Nürnberg 1745). Die astronomischen Werke wurden zu einer Sondersammlung zusammengefaßt (s. u. 2.21). Auch zur Technik ist Literatur vorhanden, u. a. eine besonders schöne Ausgabe des seltenen Werks von Jacques Bessoni, Theatrum instrumentorum et machinarum (Lyon 1582), sowie Georg Agricola, Vom Bergwerk (Basel 1557) und Christianus Berwardus, Interpres phraseologiae metallurgicae (Frankfurt 1683).

2.17 Das Fach Medizin ist mit 4100 Titeln vertreten. Neben den human- und veterinärmedizinischen Werken sind hier auch Schriften zur Pharmazeutik und Naturheilkunde eingeordnet. Diese Sammlung könnte die Grundlage für die Eröffnung einer Medizinischen Schule in Erlau gewesen sein, die aber nur kurze Zeit bestand. Erwähnenswerte frühe Titel sind Vesalius, De humani corporis fabrica (Amsterdam 1642), Avicenna, Opera (Venedig 1595), Jean Jacques Mangetti, Medico-practica bibliotheca (Genf 1695), Werner Rolfinck, Dissertationes anatomicae (Nürnberg 1656), Friedrich Müller, Lexicon medico-Galeno-chymico-pharmaceuticum Latino-Germanicum (Frankfurt a. M. 1661) und Geerard van Swieten, Erläuterungen der Boerhaavischen Lehrsätze von Erkenntnis und Heilung der Krankheiten (Wien 1755). Im veterinärmedizinischen Bestand findet sich Carl von Rokitansky, Die Solidarität alles Thierlebens (Wien 1869). Die Werke der Klassiker der Medizingeschichte liegen im allgemeinen lateinisch oder griechisch vor. Hippokrates ist mit einer ins Deutsche übertragenen Ausgabe von Johann Franciscus Grimm (Altenburg 1784) vertreten. Über die Heilwässer und Heilbäder der Stadt Erlau liegen Schriften der Erlauer Badeärzte Mihály Fejes (Die Erlauer Bäder in medizinischer und topographischer Beziehung, Erlau 1839) und Michael Hanák vor.

2.18 In die Gruppe Philologia et Literatura wurden Werke der klassischen Literatur und Sprachwissenschaft, der ungarischen und der allgemeinen Literatur eingeordnet. Unter den antiken Verfassern finden sich auch mehrere Historiker - z. B. Herodot, Livius, Tacitus - und Philosophen. Die Klassiker der Weltliteratur werden im allgemeinen in Originalsprache aufbewahrt. Die deutschen Autoren der moderneren Sprachwissenschaft, wie Franz Bopp, Wilhelm von Humboldt, Jacob Grimm u. a., sind mit ca. 20 zeitgenössischen Ausgaben vertreten. Es finden sich zahlreiche Grammatiken und Sprachbücher, darunter in Ungarn veröffentlichte für die hier lebenden Deutschen, wie Ferenc Császár, Ungarische Sprachlehre (Pest 1834), Gáspár Gottwald, Ungarische Sprachlehre (Ofen 1838) und Anton Kronperger, Grundlehre der ungarischen Sprache (Wien 1841). Der Bestand an Wörterbüchern enthält einige polyglotte Lexika mit deutschem Bezug, wie Albert Szenci Molnár, Dictionarium Latino-Ungarico-Graeco-Germanicum (Nürnberg 1708) und Ferenc Pápai Páriz, Dictionarium Latino-Hungaricum et Hungarico-Latinum, et ...addita est lingua Germanica (Hermannstadt 1767); Calepinus' Dictionarium octo (septem, undecim) linguarum liegt in 7 Ausgaben aus dem 16. und 17. Jh vor.

2.19 Zur Bibliothekskunde finden sich ca. 500 Titel in den Gruppen Philosophie, Geschichte und Literatur. Kataloge von mehreren bedeutenden westeuropäischen Bibliotheken sind im Besitz der Bibliothek. Unter den Titeln zu Bibliotheken des deutschen Sprachgebiets sind Heinrich Joachim Jäck, Beschreibung von mehr als 1100 Handschriften der Bibliothek zu Bamberg (Nürnberg 1831) sowie Petrus Lambecius und Daniel Nesselius, Bibliotheca acroamatica, theologica, juridica ...Bibliothecae Caesareae Vindobonensis (Hannover 1712). Über die Geschichte der Wolfenbütteler Bibliothek ist Jakob Burckhards Historia Bibliothecae Augustae (Wolfenbüttel 1744-1746) vorhanden. Wichtige Handbücher für Bibliothekare sind Daniel Georg Morhofs Polyhistor literarius (Lübeck 1747), das Jöchersche Gelehrten-Lexicon (Leipzig 1750-1751) sowie Theophilus Georgis Allgemeines Europäisches Bücher-Lexikon (Leipzig 1742-1758).

Sondersammlungen

2.20 Der Bestand der Alten Ungarischen Bibliothek umfaßt 397 Bde. Dabei handelt es sich um die vor 1711 in Ungarn erschienenen Werke in ungarischer und anderen Sprachen sowie um Werke von ungarischen Verfassern, die in verschiedenen Sprachen und Ländern erschienen. Zwei aus Deutschland stammende Titel sind zweisprachig (deutsch und lateinisch), 59 lateinische sind in Deutschland erschienen, zwei deutschsprachige Bände außerhalb Deutschlands. Das einzige in Ungarn veröffentlichte deutschsprachige Werk ist Matthias Miles, Siebenbürgischer Würg-Engel, oder chronologischer Anhang des 15. seculi nach Christi Geburth (Hermannstadt 1670). Die Perckhordnung der Freyen Küniglichen Perckhstätt in der Cron Hungern wurde 1571 in Wien von Caspar Stainhofer gedruckt.

2.21 Die Sondersammlung zur Astronomie besteht aus 367 Bdn vor 1900. Davon wurden 140 in Deutschland und in deutscher Sprache gedruckt, weitere 35 ebenfalls in Deutschland, aber nicht in deutscher Sprache. Außerhalb Deutschlands erschienen 77 deutschsprachige Titel, der Druckort eines deutschen Titels kann nicht identifiziert werden. Die Sammlung ist aufgrund von Handschriften aus dem 15. Jh, z. B. von Johannes de Sacrobosco, und Werken von arabischen und griechischen Autoren als einmalig zu bezeichnen. Rara des Bestandes sind Johannes Keplers Harmonices mundi (Linz 1619), Prodromus dissertationum cosmographicarum (Frankfurt 1621), Tabulae Rudolphinae (Ulm 1627) und die Uranometrie von Johannes Bayer (Ulm 1661). Erwähnenswert sind außerdem Karl Friedrich Gauß' Werke Disquisitio de elementis ellipticis Palladis (o. O. 1810) und Theoria motus corporum coelestium (Hamburg 1809).

2.22 Einige weitere Sondersammlungen sind durch Kataloge erschlossen (s. u. 3.2). An Lokalhistorischen Publikationen sind 5700 bearbeitete Einheiten vorhanden. Angestrebt wird eine vollständige Sammlung aller Ausgaben weltlichen und religiösen Charakters. In der Zeitschriftensammlung (700 bearbeitete Einheiten, 8000 Jge) sind deutschsprachige Titel aus dem 18. und 19. Jh in größerem Umfang vertreten, so Der Teutsche Merkur (Weimar 1773-1780), Historisch-politische Blätter (1838-1921), die Katholische Literaturzeitung (1854-1871) und die Wiener Kirchenzeitung (1851-1871). Die längste Serie bilden die Annalen der Kaiserlich-Königlichen Sternwarte in Wien (Wien 1821-1872). Erwähnenswert sind ferner die Sammlungen von Namensverzeichnissen und Schematismen aus mehr als 90 Diözesen und Orden (insgesamt 1117 Bde), Kleindrucken (7100 bearbeitete Einheiten) und Präsenzbüchern (1425 Bde). Über die Handschriften bis 1850 liegt ein Bandkatalog vor.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Standortkatalog

[in Zettelform]

Verfasserkatalog

[in Zettelform; alphabetisch]

Katalog des Materials vor 1900

[in Bandform]

Katalog des Materials nach 1900

[in Zettelform]

Katalog des vor 1900 gesammelten Materials

[in Bandform; systematisch]

[Die Bearbeitung des vor 1900 gesammelten Bestandes und seine Erfassung durch EDV erfolgen z. Z. und sollen bis Ende des Jahrhunderts fertiggestellt sein.]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Iványi, Sándor: Az Egri Foegyházmegyei Könyvtár kéziratkatalógusa [Manuskriptenkatalog der Erzdiözesanbibliothek von Eger]. Budapest 1986

[verzeichnet Hss. bis 1850]

Inkunabelkatalog

[in Bandform]

Katalog der Alten Ungarischen Bibliothek

Katalog der Astronomischen Sondersammlung

Katalog des Lokalhistorischen Bestandes

Katalog der Schematismus-Sammlung

Periodika-Katalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Katalog der im 16. Jh außerhalb des historischen Ungarn gedruckten Bücher

[in Bandform]

3.3 Historischer Katalog

Michalek, Manó: Az Egri Érsekmegyei Könyvtár szakszeru czimjegyzéke [Das systematische Titelverzeichnis der Erzbischöflichen Bibliothek in Eger]. Eger 1893 [zwei Ergänzungshefte, 1894 und 1900 ]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Der Forschung stehen das Archiv der Erzdiözese (H-3300 Eger, Széchényi u. 5) und das reichhaltige Archiv der Bibliothek zur Verfügung. Das Archivmaterial dokumentiert die Geschichte der Bibliothek seit ihrer Gründung. Der Dokumentenbestand hat keine größeren Verluste erlitten.

4.2 Darstellungen

Kétszázéves az Egri Foegyházmegyei Könyvtár 1793-1993. Emlékkönyv [200 Jahre Erzdiözesanbibliothek in Eger 1793-1993. Gedenkbuch]. Eger 1993

Stand: Dezember 1995

Lajos Antalóczi

Imre Surányi


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.