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Wissenschaftliche Bibliothek der ehemaligen Landwirtschaftsschule

Adresse. Kreis- und Stadtbücherei, Mauerstr. 1, 6290 Weilburg (Lahn) [Karte]
Telefon. (06471) 3 03 39

Unterhaltsträger. Stadt Weilburg
Funktion. Spezialbibliothek der Kreis- und Stadtbücherei.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag 10-13 Uhr, Dienstag 13-18 Uhr, Mittwoch 9-13 Uhr und 15-17 Uhr, Freitag 14-19 Uhr. Leihverkehr: in Ausnahmefällen über die Universitätsbibliothek Gießen (Bibliothekssigel <26>).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Ab Frankfurt Hauptbahnhof S-Bahnverbindung nach Bad Homburg, von dort Busverbindung nach Weilburg, von der Endhaltestelle ca. 5 Minuten Fußweg. Fußwegnähe vom Bahnhof Weilburg (ca. 10 Minuten). A 45, Ausfahrt Wetzlar, B 49 Richtung Limburg bis Abzweigung Weilburg; A 3, Abfahrt Limburg-Nord, B 49 Richtung Gießen, B 456.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1818 wurde in Idstein die erste landwirtschaftliche Lehranstalt in Nassau von Wilhelm Albrecht (1785-1868) unter dem Namen " Herzoglich Nassauisches Institut der Landwirtschaft" gegründet. Das Ziel der Schule beschrieb Albrecht, der auch bis 1849 ihr erster Direktor war, wie folgt: Die Schüler " sollen die Grundlagen aller Zweige ihres künftigen Lebensberufes als Landbauer kennen und darüber nachdenken lernen". Mit der Schulgründung einher ging der Aufbau einer Bibliothek, wofür die Mittel zum größten Teil aus dem Staatshaushalt und zum geringeren Teil vom Nassauischen Zentralstudienfonds kamen, der aus den Stiftungsvermögen der einzelnen Schulen gebildet worden war. Die Bibliothek sollte " für alle Bedürfnisse des demonstrativen Unterrichts, die wissenschaftlichen Forschungen der Lehrer und das Privatstudium der Schüler" vollständig ausreichen. Für das Jahr 1826 wird der Buchbestand bereits mit 1000 bis 1200 Bdn angegeben. Da die Schule in Idstein nur schwach besucht war, wurde sie im Jahre 1834 auf den Hof Geisberg bei Wiesbaden verlegt, woraufhin sich die Zahl der Schüler versechsfachte.

1.2 Mit der Verlegung von Idstein nach Wiesbaden wechselte nicht nur der äußere Rahmen, sondern auch die innere Organisation des Instituts. Der theoretische Unterricht fand jetzt nur noch im Winterhalbjahr statt, während der Sommer der praktischen Fortbildung diente. 1866 ging die Lehranstalt an den preußischen Staat über und erhielt den Namen " Königlich-Preußisches Landwirtschaftliches Institut Hof Geisberg". Mit dem Ende des Wintersemesters 1875/76 wurde die Schule als königlich-preußische Staatsanstalt durch einen Erlaß des Landwirtschaftsministers aufgehoben. Dabei soll unter anderem die angebliche sittliche Gefährdung der Schüler durch die große Kurstadt Wiesbaden eine Rolle gespielt haben. Die Stadt Weilburg erklärte sich bereit, gegen Gewährung eines Staatszuschusses eine neue Landwirtschaftsschule mit erweiterten Aufgaben als städtische höhere Lehranstalt nach dem 1875 erschienenen Reglement zu begründen. Die Sammlungen der Wiesbadener Schule einschließlich der Bibliothek wurden nach Weilburg überwiesen, zu einem geringen Teil auch an die Königliche Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim. Gleichwohl wurde das landwirtschaftliche Institut in Wiesbaden ab Herbst 1876 mit privaten Mitteln fortgeführt.

1.3 Die Landwirtschaftsschule Weilburg wurde am 10. Oktober 1876 eröffnet; ihr erster Direktor war Heinrich Matzat (1846-1908). 1877 wurde der Schule das ehemalige Regierungsgebäude am Schloßplatz überlassen, nachdem sie zunächst eine vorläufige Unterkunft in Räumen des Rathauses gefunden hatte. Im Sommersemester 1879 wurde der Bestand der Bibliothek von damals 2741 Titeln (in 4412 Bdn) in vereinter Tätigkeit des Lehrerkollegiums in einem dreibändigen Katalog mit 25 Sachgruppen neu erfaßt. Im Jahre 1900 war der Buchbestand auf 4089 Titel angewachsen.

1.4 1922 zog die Landwirtschaftsschule in eine von der Stadt erworbene Kaserne um, 1927 wurde sie in " Höhere Landwirtschaftsschule" umbenannt. Die Neuordnung des höheren Schulwesens führte 1937 unerwartet die Beendigung dieser Schulform herbei; die Auflösung ging durch einen klassenweisen Abbau vonstatten, und 1943 schloß die Schule mit der Entlassung der letzten Schüler. Die Bibliothek kam in den Besitz des Heimatmuseums Weilburg, wo eine Benutzungsmöglichkeit nicht gegeben war. Anfang der siebziger Jahre wurde der gesamte Bestand der Sachgruppe Mineralogie und Geologie herausgenommen und der neu gegründeten Bergbaubibliothek einverleibt. Im Jahre 1990 wurde die Bibliothek die im Eigentum des Heimatmuseums verbleibt in einem Raum der Kreis- und Stadtbücherei geschlossen aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek enthält 3971 Titel, die bis 1900 erschienen sind. Da der Buchbestand zum Zeitpunkt der Abfassung des Beitrages nicht zugänglich war und der vor einigen Jahren erstellte Systematische Katalog aufgrund seiner Eigenart nicht für die Auszählung dienen konnte, wurde diese anhand der Bestandsliste unter Zuhilfenahme der Übersicht über die alte Systematik aus dem Jahre 1879 vorgenommen. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand gliedert sich chronologisch wie folgt: 2 Titel sind im 17. Jh erschienen, 91 im 18. Jh und 3878 im 19. Jh. Es handelt sich überwiegend um deutschsprachiges Schrifttum, nur ein geringer Teil des Bestandes ist in französischer, englischer oder lateinischer Sprache verfaßt. Er entfällt weitgehend auf die Sachgruppen Alte Sprachen und Neuere fremde Sprachen. Systematische Übersicht

2.3 Die Literatur zu den einzelnen landwirtschaftlichen Wissensgebieten stellt mit 1684 Titeln (mehr als 42 Prozent) den Schwerpunkt der Bibliothek dar. Es dominieren die Pflanzenproduktionslehre mit 436 Titeln (18. Jh 6, 19. Jh 430), die Tierproduktionslehre mit 355 (18. Jh 2, 19. Jh 353) und die Landwirtschaft im allgemeinen mit 392 Titeln (18. Jh 18, 19. Jh 374). Die Allgemeine Encyclopädie der gesammten Land- und Hauswirthschaft der Deutschen (1827-1836) ist ebenso vollständig vorhanden wie beispielsweise die Periodika Archiv der Agriculturchemie für denkende Landwirthe (1804 ff.), Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen (1859 ff.) und Landwirthschaftliche Jahrbücher (1872 ff.). Weitere landwirtschaftliche Sachgruppen sind der Obst- und Weinbau mit 162 Titeln (18. Jh 2, 19. Jh 160), die Veterinärkunde mit 148 (18. Jh 2, 19. Jh 146), die landwirtschaftliche Betriebslehre mit 141 aus dem 19. Jh und die Waldwirtschaft mit 50 Titeln aus dem 19. Jh.

2.4 Die weiteren naturwissenschaftlichen Disziplinen sowie die Geographie, die Mathematik und die Ingenieurwissenschaften umfassen 1095 Titel (ca. 28 Prozent) des historischen Bestandes. Die Sachgruppe Chemie und chemische Technologie zählt 270 Titel (17. Jh 2, 18. Jh ein, 19. Jh 267), Geographie 167 (18. Jh 11, 19. Jh 156), Mathematik, Zeichnen und Feldmeßkunst 159 (18. Jh 6, 19. Jh 153), Physik 115 (18. Jh 10, 19. Jh 105) und Botanik 114 Titel (18. Jh 2, 19. Jh 112). 100 Titel aus dem 19. Jh beinhaltet die Sachgruppe Mechanische Technologie und Bauwesen, 90 die Zoologie (18. Jh ein, 19. Jh 89) und 80 die Naturwissenschaften im allgemeinen (18. Jh 3, 19. Jh 77). Besonders erwähnenswert sind die vollständig vorhandene Technologische Encyclopädie (1830-1869), das Journal der Physik, später Annalen der Physik (1790-1808), und das ab 1802 erschienene Taschenbuch der Reisen, oder unterhaltende Darstellung der Entdeckungen des 18ten Jahrhunderts, in Rücksicht der Länder-, Menschen- und Productenkunde.

2.5 Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Sachgruppen sowie die Schriften vermischten Inhalts sind mit zusammen 1192 Titeln (30 Prozent) vertreten. Auf die Sachgruppe Geschichte entfallen 286 Titel (18. Jh 3, 19. Jh 283), auf die Philologien 246 (18. Jh 5, 19. Jh 241), auf Rechtswissenschaft und Nationalökonomie 228 (18. Jh 5, 19. Jh 223) und auf die Erziehungswissenschaft 215 Titel (18. Jh 3, 19. Jh 212). An philosophischer und religionswissenschaftlicher Literatur finden sich 113 Titel (18. Jh 3, 19. Jh 110) und an Schriften vermischten Inhalts 104 (18. Jh 8, 19. Jh 96), darunter die Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste (1818-1889) und die 242 Bde starke Oeconomische Encyclopädie oder allgemeines System der Land-, Haus- und Staatswirthschaft, später Oekonomisch-technologische Encyclopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft (1773-1858).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Zettelkatalog

[nach hauseigenen Regeln]

Systematischer Zettelkatalog

[nach hauseigenen Regeln]

Bestandsliste

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Bibliothek des landwirthschaftlichen Instituts zu Hof Geisberg bei Wiesbaden. (Hrsg. von Carl Thomae). Wiesbaden 1852

[systematisch geordnet]

Katalog der Lehrer-Bibliothek. Erster bis dritter Teil. 1879 [hschr., systematisch geordnete Bandkataloge]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

[Albrecht, Wilhelm:]

Die Herzoglich Nassauische Ackerbauschule in Idstein. Wiesbaden o. J. [1826; zur Bibliothek: S. 16] [Albrecht, Wilhelm:]

Die Ackerbauschule und die Versuchsanlagen des landwirthschaftlichen Vereins bei Wiesbaden. In: Landwirthschaftliches Wochenblatt für das Herzogthum Nassau, [17. Jg.], Nr. 30 vom 25. Juli 1835, S. 241-254; Nr. 31 vom 1. August 1835, S. 257-269; Nr. 32 vom 8. August 1835, S. 273-278 [zur Bibliothek: S. 273 f.]

Dünkelberg, Friedrich Wilhelm: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Jubiläums des landwirthschaftlichen Institutes zu Wiesbaden am 17. Oktober 1868. Wiesbaden 1868

Medicus, Friedrich Carl: Das landwirthschaftliche Institut zu Wiesbaden. Mittheilungen über Geschichte, Zweck und Einrichtung dieser Anstalt. Denkschrift aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestehens des Instituts. Wiesbaden 1868 [zur Bibliothek: S. 48]

150 Jahre Landwirtschaftsschule Hof Geisberg Wiesbaden 1818-1968. Jubiläumsschrift. Wiesbaden 1968 Programme (ab 1913: Jahresberichte) der Landwirthschaftsschule zu Weilburg a. d. Lahn. 1.-52.

Weilburg 1877-1929 [zur Bibliothek: insb. 3., 1880, S. 40] Gedenkblätter aus den ersten 50 Jahren der Landwirtschaftsschule Weilburg. Gesammelt von L. Steffler. o. O., o. J. [Weilburg 1926; zur Bibliothek: S. 11]

Stand: Juli 1991

Wilhelm Marckwardt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.