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Bibliothek des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Gravenhorst

Adresse. Über: Herrn Pastor Alfons Wevering,
Postfach, 4446 Hörstel
Telefon. (05459) 390
Bibliothekssigel. [beantragt]

Unterhaltsträger. Katholische Kirchengemeinde Hörstel-Gravenhorst
Funktion. Verwaltung der Altbestände des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Gravenhorst.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Vereinbarung. Schriftliche Voranmeldung erforderlich: 1) Universitätsbibliothek Münster, Historische Bestände in Nordrhein-Westfalen, Postfach 80 29, 4400 Münster oder 2) s. obige Adresse. Leihverkehr: nicht angeschlossen (s. o.).
Hinweise für anreisende Benutzer. Taxi ab Bahnhof Ibbenbüren. A 1, ab Kreuz Lotte-Osnabrück A 30, Ausfahrt Hörstel.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Bibliothek des 1256 gegründeten Zisterzienserinnenklosters Gravenhorst liegen im dunkeln. Lediglich einige der Vorbesitzer lassen sich noch heute feststellen, wenngleich erst die Katalogisierung des Bestandes hierüber Klarheit bringen wird. Ein kleiner Teil (bislang 8 Titel) stammt aus der Bibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs in Münster, darunter ein Band aus dem Besitz des Domdechanten und Bibliothekars der Dombibliothek Hermann Biderwant († 1605), welcher seine Sammlung dem Jesuitenkolleg vermachte. Ein mehrbändiges Werk stammt aus dem Besitz des Kurfürsten Clemens August (Exlibris), ein weiteres aus dem Zisterzienserkloster Marienfeld, dessen Mönche als Beichtväter in Gravenhorst fungierten.

1.2 Vor allem zwei spätere Vorbesitzer sind bemerkenswert. F. Christiani erwarb zwischen 1770 und 1780 einen Großteil der Bücher. W. H. Haakmann, der sich selbst als " Coadjutor Lingensis" und " Missionarius Lingensis" bezeichnete, fügte meist in den Jahren 1794/95 seine Besitzvermerke ein. Mit dem Reichsdeputationshauptschluß 1803 wurde das Kloster säkularisiert und im Jahre 1808 endgültig aufgehoben. Teile der Bestände wurden der Pfarrgemeinde Ibbenbüren übergeben. Vieles war auch in den nahe gelegenen Dörfern verstreut, ohne daß dies heute noch nachzuweisen wäre.

1.3 In den siebziger und achtziger Jahren wurden die Bestände dank der Bemühungen von Franz-Joseph Graf Strachwitz und Pastor Alfons Wevering mühsam wieder zusammengetragen, provisorisch aufgestellt und inventarisiert. Dabei gelangten auch einige Werke in die Bibliothek, die ursprünglich nicht zum Zisterzienserinnenkloster gehörten. 1991 wurden die Bestände in die Universitätsbibliothek Münster gebracht und buchpflegerisch behandelt. Die Katalogisierung im Rahmen des nordrhein-westfälischen Verbundkataloges erfolgt 1992.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Von den 732 Titeln stammt einer aus dem 15. Jh (Werner Rolevincks Correctio fraterna in einem Kölner Druck von 1477); 24 (3 Prozent) stammen aus dem 16. Jh, 102 (14 Prozent) aus dem 17. Jh, 570 (78 Prozent) aus dem 18. Jh sowie 23 (3 Prozent) aus dem Anfang des 19. Jhs. Während auf die beiden ersten Jahrzehnte des 18. Jhs 65 Titel entfallen, auf die beiden darauffolgenden 59 und auf die Zeit von 1741 bis 1760 60, verdoppelt sich die Zahl für die Zeit von 1761 bis 1780 auf 114 Titel und steigt für die letzten beiden Jahrzehnte des 18. Jhs auf 272 Titel, also ein Drittel des Gesamtbestandes an. Dies erklärt sich vor allem aus der 1764 gegründeten, von den Zisterzienserinnen geleiteten, überkonfessionellen höheren Töchterschule mit Internat, die bis 1808 bestand. Sprachlich dominiert das Lateinische mit 432 Titeln (59 Prozent), in deutscher Sprache sind 210 Titel (29 Prozent), französisch 84 (12 Prozent) und niederländisch 6 Bde (ein Prozent) abgefaßt.

2.2 Es überwiegen die theologischen Werke. Bei den Bibelausgaben, Bibelkommentaren und -konkordanzen (82 Titel) sind besonders französischsprachige Ausgaben und Konkordanzen (50 Prozent) vorhanden, sicherlich aufgrund der Bindungen zur Mutterabtei Citeaux. Hierzu gehören die Pariser Ausgaben (1707) sowie die Brüsseler (1700). Letztere ist bedeutend, da es sich um eine Neubewertung der Bibel aus der Perspektive des Gallikanismus handelt. Auch Bossuets Oeuvres (Paris 1747) sind vorhanden (Vorbesitzer Kurfürst Klemens August). Es folgen Ausgaben der Kirchenväter (49 Titel, u. a. Origines und Chrysostomus) sowie exegetische (43) und dogmatische (49) Literatur. Die Kontroversliteratur ist quantitativ von geringer Bedeutung (14 Titel).

2.3 Stärker vertreten sind Moraltheologie und Ethik (61 Titel) sowie Erbauungs- und asketische Literatur (61). Letztere stammt fast ausschließlich von dem Benediktiner Bernhard Pez, dessen Hauptwerke Bibliotheca ascetica antiquo-nova (1727 ff.), Bibliotheca Benedictino-Maurina (Augsburg 1716) sowie der Thesaurus anecdotorum novissimus (Augsburg 1721 ff.) vollständig vertreten sind. Auch Kirchen- und Konzilsgeschichte (56 Titel) und kanonisches Recht (34) sind repräsentativ vertreten. Einen hohen Anteil machen homiletische Werke und Predigtsammlungen aus dem ausgehenden 18. Jh aus (81 Titel). Die katechetischen Werke (45 Titel) stammen überwiegend aus den Jahren 1760 bis 1780, aus der Zeit also, als die höhere Töchterschule (gegründet 1764) neue Anforderungen an den Buchbestand stellte. Die Liturgica (4 Titel) wurden wohl nicht in der Bibliothek, sondern in der Kirche aufbewahrt.

2.4 Die nichttheologischen Werke enthalten vor allem Philosophie (14 Titel), Literatur für Schule und Unterricht (37 Titel, fast ausschließlich nach 1760 erschienen, darunter Ausgaben klassischer Autoren, geographische, mathematische und ökonomische Werke) sowie eine kleine Gruppe Lexika und Nachschlagewerke (7 Titel). Ferdinand Ueberwasser († 1812), Professor für Logik und Metaphysik an der 1780 begründeten Universität Münster, ist mit einigen Titeln philosophischer Studienliteratur und propädeutischen Werken ebenso vertreten wie Kaspar Zumkley, der als Lehrer und Direktor am Gymnasium Paulinum in Münster mathematische Unterrichtswerke veröffentlichte. Ca. 140 Titel entziehen sich bisher der Feinsystematik.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge [im Aufbau]

Alphabetischer Katalog

[nach RAK-AD (Regeln für die Katalogisierung alter Drucke)]

Systematischer Katalog

Standortkatalog

Die Bestände sind im Verbundkatalog Nordrhein-Westfalen (GAK) nachgewiesen.

[Abschluß der Arbeiten für 1992 projektiert]

3.2 Historische Kataloge

Verzeichnis der Bibliothek des ehemaligen Klosters Gravenhorst. Angefertigt von Franz-Joseph Graf Strachwitz. 1977 [Hs.; Kopie in UB Münster]

Die Bestände sind im Verbundkatalog Nordrhein-Westfalen (GAK) nachgewiesen.

[Abschluß der Arbeiten für 1992 projektiert]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Thiersch, Karl: Kloster Gravenhorst. Die Beziehungen zu Riesenbeck. In: Riesenbeck. Riesenbeck 1962, S. 88-92

Kloster Gravenhorst 1256-1808. Bearb. von Franz-Joseph Graf Strachwitz. 2. Aufl. Ibbenbüren 1981

Strachwitz, Franz-Joseph Graf: Die Geschichte des Klosters Gravenhorst von seiner Gründung 1256 bis zu seiner Säkularisierung im Jahre 1808. In: Hörstel gestern und heute. Hörstel 1987, S. 163-188

Wissing, Franz-Joseph: Die Geschichte Gravenhorsts von der Aufhebung des Klosters bis zur Gegenwart. In: ibid., S. 199-203

Stand: Januar 1992

Hermann Bögel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.