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Bibliothek des ehemaligen Zisterzienserklosters und der Katholischen Pfarrgemeinde Neuzelle

Adresse. Katholisches Pfarramt Neuzelle, Stiftsplatz 5, 15898 Neuzelle [Karte]
Telefon. (033652) 282

Unterhaltsträger. Katholische Pfarrgemeinde Neuzelle
Funktion. . Historische Pfarrbibliothek; Verwaltung der Restbestände des ehemaligen Zisterzienserklosters.
Sammelgebiete. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.

Benutzung nur nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten; Bahnlinie Frankfurt/Oder-Guben). A 12 (E 30), Ausfahrt Frankfurt/Oder; B 112.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Zisterzienserkloster Neuzelle wurde 1268 gegründet. Es konnte die Reformation überstehen, weil es als Teil der Niederlausitz unter böschem Einfluß stand. Über die Hälfte des klösterlichen Nachwuchses kam aus böschen Gebieten. Erst durch den Übergang der Niederlausitz an Preußen wurde das Kloster 1817 aufgehoben. Die Klosterkirche wurde Mittelpunkt einer Pfarrgemeinde, die fast die gesamte Niederlausitz und Neumark Brandenburgs umfaßte.

1.2 Der erste Hinweis auf Bücher in Neuzelle stammt aus dem Jahre 1409, als das Kloster drei wertvolle Bücher seinem Mutterkloster Altzella für 130 ungarische Gulden verpfänden mußte. Im Dreißigjährigen Krieg scheint die Bibliothek völlig vernichtet worden zu sein, denn 1632 wird berichtet, daß von der Bibliothek nur noch " etliche zerrissene und verderbte Bletter" zu finden seien.

1.3 Nach dem Dreißigjährigen Krieg begannen die Mönche mit dem Neuaufbau der Klosterbibliothek. Es wurden jedoch nicht nur zeitgenössische Werke, sondern auch Bücher aus dem 15. und 16. Jh aufgekauft, so daß der Bestand zur Zeit der Klosteraufhebung knapp 4000 Titel (schätzungsweise 7000 Bde) aus den Jahren 1474 bis 1809 umfaßte. In den Überlieferungen werden vor allem die Äbte Gabriel Dubau (1742-1775) und Edmundus Pietscnn (1775-1801) wegen des Ausbaus der Bibliothek gerühmt. Letzterer hatte 1780 neben der Klosterschule eine Studienanstalt eingerichtet, um die jungen Mönche von der josephinischen Aufklärung an der Prager Universität fernzuhalten. Den Exlibris des heute noch erhaltenen Restbestandes nach sind die meisten Werke (28 Prozent) unter Abt Conradus Proche (1703-1727) angeschafft worden. Nach dem um 1794 angelegten Katalog wurden die für ein Kloster typischen Bestände der aszetischen, theologischen und biblischen Literatur von einer Gruppe Bücher übertroffen, die heute als Praktische Theologie gelten würden. Unter den Werken zur Geschichte ist der Anteil an Büchern zur Geschichte und Landeskunde Sachsens und Nordböhmens bemerkenswert. Während letztere mit der Bibliotheksauflösung (s. u. 1.4) verschwunden sind, haben sich zur sächsischen Geschichte noch 2 Werke erhalten (M. Friedrich Gottlob Leonhardi, Erdbeschreibung der sächs. Lande, Leipzig 1790, und Carl Heinrich Ludwig Pölitz, Geschichte des Königreiches Sachsen, Leipzig 1810). Auch die Lausitzer Geschichte war vertreten. Die Destinata et fragmenta Lusatica (Lübben 1738), an denen auch die Klostergeistlichen mitgearbeitet hatten, waren in 12 Exemplaren vorhanden. Diese, wie die meisten anderen historischen Werke, hat sich die Ständische Bibliothek Lübben erbeten.

1.4 Nach der Aufhebung des Klosters wurden die Bücher 1823 abgeschätzt, aus ihrem alten Zusammenhang gerissen und provisorisch im Klostergebäude gestapelt, damit der Bibliotheksraum für das im Klostergebäude neueingerichtete Lehrerseminar genutzt werden konnte. Der katholische Pfarrer von Neuzelle, Carolus Fasolo († 1839), erhielt die Auflage, die Bibliothek wieder zu ordnen und einzelne Bücher herauszugeben. Dieser Aufforderung kam er äußerst schleppend nach, so daß die Wiederherstellung der Bibliothek und daraufhin auch ihre Auflösung stagnierte. Erst 1833 mit dem Amtsantritt des Pfarrers Florian Birnbach (1801-1873) wurde diese Forderung wieder erhoben. Auch er kam ihr nur schleppend nach, mußte dann aber doch den Ausverkauf der Bibliothek erleben. In den folgenden Jahren bis 1838 ist die Klosterbibliothek systematisch an verschiedene Bibliotheken, Gymnasien und Behörden verteilt, verkauft und versteigert worden. Einige wenige Bücher vermehrten die Bibliothek des neueingerichteten Lehrerseminars Neuzelle, das durch Vereinigung der Seminare (und ihrer Bibliotheken) von Luckau und Züllichau begründet worden war.

1.5 Durch die Einwirkungen der letzten Vor- und Nachkriegszeit sind im Lehrerseminar jedoch keine alten Werke mehr vorhanden. Erhalten haben sich Neuzeller Bücher in der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, in der Staatsbibliothek zu Berlin und aus den Beständen der Ständischen Bibliothek der Niederlausitz Lübben im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam. Nur ein kleiner Restbestand verblieb in Neuzelle unter Obhut der katholischen Pfarrer. Insgesamt 315 Werke der heutigen Bibliothek liegen mit ihrem Erscheinungsjahr vor der Klosteraufhebung 1817, doch dürften davon nur etwa 200 aus der eigentlichen Klosterbibliothek stammen. Somit haben sich in Neuzelle nur etwa fünf Prozent des Bestandes der alten Klosterbibliothek erhalten.

1.6 Ein weiterer Bestand hat sich an Büchern aus dem ehemaligen Kloster erhalten, ohne daß dieser der eigentlichen Klosterbibliothek zuzurechnen ist. Es handelt sich um Bücher, die für die verschiedenen Gottesdienste benötigt wurden (Missale, Breviere und Gesangbücher) und deshalb oft in mehreren Exemplaren vorhanden sind. Dieser Bestand hat sich bis in die jüngste Zeit durch nicht mehr benötigte liturgische Bücher erweitert.

1.7 1834 trat der Neuzeller Pfarrer Florian Birnbach an die Generaladministration Neuzelle, d. h. an die Verwaltungsbehörde des ehemaligen Klostervermögens, mit der Bitte heran, den Restbestand der Klosterbibliothek den katholischen Geistlichen als Handbibliothek zu überlassen. Als Begründung gab er u. a. an, daß es keine andere katholische Bibliothek in erreichbarer Nähe gebe. 1836 durfte er dann eine Liste mit den gewünschten Büchern übergeben, und noch im gleichen Jahr überwies die Generaladministration diese Bücher der neuen Pfarrbibliothek. Die vom Pfarrer nicht verlangten Bücher sollten nach Frankfurt zur Versteigerung gegeben werden. Da heute wesentlich mehr alte Bücher vorhanden sind, als der Katalog von 1837 ausweist (315 gegen 60), scheinen die bei der Versteigerung nicht verkauften Bücher später ebenso wie die vielen liturgischen Bücher des Klosters der Pfarrbibliothek eingegliedert worden zu sein.

1.8 Neben diesen Versuchen, die alten Klosterbestände für Neuzelle zu retten, richtete Pfarrer Florian Birnbach 1836 eine kleine Leihbibliothek für die Pfarrgemeinde ein. Durch Spenden konnte er noch im selben Jahr 54 Werke in 59 Bdn kaufen. Pfarrer Birnbach blieb weiterhin der Hauptinitiator der Bibliothek, so daß in seiner Amtszeit (1833-1873) die meisten Erwerbungen getätigt wurden.

1.9 Vermehrt wurde die Pfarrbibliothek durch die Nachlässe zweier ehemaliger Klostergeistlicher, die nach der Klosteraufhebung lange Jahre als Kapläne in Neuzelle tätig waren: P. Oswaldus Sandmüller (1786-1843) und P. Marianus Suchy (1793-1867). Beide waren sorbischer Nationalität, so daß sorbische Bücher auf sie zurückgehen dürften. Letzterer hatte mehrere Werke und gebundene Vorlesungsmitschriften von seinem Studium in Münster (1817-1822) mitgebracht.

1.10 Nach dem Tode Pfarrer Florian Birnbachs († 27. Januar 1873) gingen die Erwerbungen stark zurück, bis schließlich nur noch nicht mehr benötigte Literatur, vor allem Meßbücher, Schematismen, Direktorien und Bruchstücke von Nachlässen, den Weg in diese Bibliothek fanden. Sie wurde so langsam zum unbenutzten Depositorium.

1.11 Als Aufbewahrungsort für die Bücher im mittelalterlichen Kloster dürften wenige Regale in der Sakristei ausgereicht haben. Zwei Regalnischen, die möglicherweise dafür gedient haben, sind heute noch vorhanden. Im 18. Jh wurde als Bibliothekslokal ein Saal neben dem Speisesaal im Nordflügel der Klausur genutzt. Nach der Klosteraufhebung wurden die Bücher 1823 provisorisch ausgelagert, um Raum für das Lehrerseminar zu schaffen. Erst 1837 erhielt der in Neuzelle verbleibende Rest wieder einen dauerhaften Platz in einem Raum nördlich der großen Sakristei. Noch heute werden die Bücher dort aufbewahrt; einige Bücher werden verstreut in anderen Räumlichkeiten verwahrt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsermittlung für die Bücher des 16. bis 18. Jhs erfolgte nach den vorhandenen Kataloglisten. Für die Bücher des 19. Jhs konnte eine Bestandsermittlung nur am Regal vorgenommen werden. Teilweise stehen die Bücher noch in der wohl 1953 versuchten Ordnung, teilweise sind sie völlig verstellt. Eine getrennte Aufstellung von Büchern der Kloster- und der Pfarrbibliothek gibt es nicht, so daß in den Kataloglisten alle Bücher, die vor 1817 gedruckt wurden, der Klosterbibliothek zugeordnet wurden. Teile der Bibliothek, vor allem die jüngsten Bestände, haben überhaupt keine Ordnung. Nur summarisch erfaßt und nicht durchgesehen wurden die Bücher mit der Bezeichnung " Religiöse Unterhaltungsliteratur". Ungebundene Literatur ist in einem Umfang von 6 Metern vorhanden und besteht vor allem aus einzelnen Zeitschriftenheften, Broschüren mit Erbauungsliteratur sowie Gebetbändchen. Lediglich die Zeitschriften, die davon etwa viereinhalb Meter ausmachen, wurden erfaßt.

Chronologische Übersicht

2.2 Der Bestand umfaßt heute insgesamt etwa 1200 Titel. Davon stammen 12 aus dem 16. Jh, 70 aus dem 17. Jh, 62 aus der ersten Hälfte und 130 aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Etwa 900 Titel gehören dem 19. Jh an. 17 Titel ohne Datierung dürften dem 18. Jh zugerechnet werden. Zu den Werken des 16. Jhs gehören 5 Kirchenväter-Ausgaben, 3 Werke zum Kirchenrecht, 2 Bibelausgaben und 2 historische Werke. Das älteste Buch ist eine Ausgabe des Gregor von Nazianz (o. O. 1522). Der Klosterbibliothek gehören fast alle Werke bis 1817 an. Etliche Bücher aus den Jahren 1780 bis 1820 tragen Besitzvermerke der zwei Klostergeistlichen. Die Bücher der Pfarrbibliothek haben ihren Schwerpunkt in den Jahren 1836 bis 1873. Übersicht nach Sprachen

2.3 Das Schrifttum bis 1800 besteht zu zwei Dritteln aus lateinischen und zu einem Drittel aus deutschen Werken, wobei bis 1750 Latein zu 90 Prozent vorherrscht. In den Werken aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs halten sich Latein und Deutsch etwa die Waage. Im 19. Jh überwiegen die deutschen Werke mit über 90 Prozent.

2.4 Ausschließlich in Latein unter den Beständen der Klosterbibliothek ist die liturgische und juristische Literatur sowie die der Kirchenlehrer, weitgehend die der Kirchenväter (80 Prozent), die historische und die moraltheologische Literatur. Die deutsche Sprache beherrscht die homiletische Literatur mit über 90 Prozent. Das geringe lateinische Schrifttum des 19. Jhs konzentriert sich auf liturgische Titel (60 Werke), aber auch auf Klassiker, Kirchenrecht und Sprachbücher.

2.5 Zu den 18 nicht-deutschen oder nicht-lateinischen Büchern des Bestandes bis zum Jahre 1800 (6 Prozent) gehören 3 französische (La Sainte Bible, Lyon 1565) und ein belgisches Werk (Proverbia, Antwerpen 1746) sowie 4 Wörterbücher. Sechs Kirchenväter-Ausgaben (Eusebius 1672 und 1688, Sokrates 1677, Epiphanius Constantiae 1682, Iustinianus 1685, Joannes Chrysostomus 1697) liegen in griechisch-lateinischer und eine Bibel (Graz und Innsbruck 1749) in lateinisch-deutscher Sprache vor. Drei polyglotte Bibelausgaben kommen hinzu.

2.6 Unter den Titeln des 19. Jhs sind 24 nicht in deutscher oder lateinischer Sprache. Von 23 Sprachbüchern, Wörterbüchern, Grammatiken und Lehrbüchern sind 8 griechisch, 5 lateinisch, 4 deutsch, je 2 sorbisch und französisch sowie je eines hebräisch und polnisch. Griechisch ist noch in 4 Klassiker-Ausgaben und einer Bibel, Sorbisch in einem Neuen Testament (Bautzen 1814), einem Katechismus (Bautzen 1809) und drei aszetischen Werken ( z. B. Wot Krotzena za Krestusom, Bautzen 1823) zu finden. Verschiedene kirchenamtliche und liturgische Literatur der Diözese Breslau ist unter lateinischem Titel erschienen, aber dreisprachig; neben Latein und Deutsch wurde Polnisch verwandt ( z. B. Rituale Wratislaviense, Breslau 1847).

Systematische Übersicht

2.7 Als Kloster- und Pfarrbibliothek umfassen die Bestände vor allem theologische und religiöse Literatur. Die größte Gruppe der Klosterbibliothek bilden liturgische Bücher mit 55 Titeln (18 Prozent), gefolgt von der aszetischen Literatur und den Ausgaben der Kirchenväter und -lehrer mit je 38 (12 Prozent). An Predigtliteratur sind 32 Titel, an Geschichtsliteratur 31, Bibelausgaben und Exegese 25, Theologie 24 und Moral- und Pastoraltheologie 20 Titel vorhanden.

2.8 Bei den Liturgici stehen die Missalia an erster Stelle, wobei die Missalia Romana (8 Titel) den Missalia Cisterciensia (5) vorangehen. Letztere sind mehrfach vorhanden, so die Missae defunctorum ex Missali Cisterciensi mit 18 Exemplaren der Ausgabe Paris 1682 und drei Exemplaren der Ausgabe Paris 1784. Fünf Zisterzienserbreviere aus den Jahren 1727 bis 1762 haben sich neben 6 Processionalia (Gesangbücher für Prozessionen) aus den Jahren 1689 bis 1750 erhalten. Unter den Väterausgaben ragen 4 verschiedene Ausgaben des Eusebius von Caesarea hervor. Sieben verschiedene Mauriner-Ausgaben sind vorhanden. Die Werke Bernhards von Clairvaux sind nur noch in einer einzigen Ausgabe (Köln 1672) im Bestand. Bei den Bibelausgaben sind erwähnenswert ein Neues Testament in 12 Sprachen (Nürnberg 1599), ein Altes und Neues Testament in 4 deutschen und einer holländischen Übersetzung (Wandsbeck bei Hamburg 1711 und 1710) sowie Das Gebet des Herrn in 100 Sprachen (Augsburg o. J.).

2.9 Unter den wenigen nichttheologischen Werken (33 Titel, 10 Prozent) machen die Klassiker 9 Titel und die Geschichtsbücher 7 aus. Zedlers Großes Universallexikon ist vorhanden.

2.10 Die Literatur des 19. Jhs, also der Pfarrbibliothek, besteht zu einem Viertel aus religiöser Unterhaltungsliteratur (204 Titel). Die nächstkleineren Gruppen bilden aszetische Literatur mit 157 Titeln (18 Prozent) und die Predigtliteratur mit 131 (15 Prozent). 79 Titel (9 Prozent) gehören zur Theologie, einschließlich der Moral- und Pastoraltheologie. Zu den Schulbüchern (77 Titel, 9 Prozent) gehören katechetische Literatur, Lehr- und Lesebücher allgemeinen Inhalts, Grammatiken und andere Sprachliteratur sowie Anleitungen zum Unterricht. Die liturgischen Bücher umfassen 53 Titel (6 Prozent). Die Kirchen- und Profangeschichte schließt Titel ein wie Wohlbrücks Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus (Berlin 1829-1832) und Friedrich Wilhelm Riehl und J. Scheu, Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz (Berlin 1861). Zusammen mit der Geographie macht sie 48 Titel (6 Prozent) aus.

2.11 Zeitschriften liegen erst ab 1797 vor. Von den 44 Zeitschriften des 19. Jhs sind 27 theologischen und religiösen, 17 profanen Inhalts. Oft sind nur einzelne Jahrgänge vorhanden. Verschiedene religiöse Zeitschriften sind allgemeinen Inhalts. Drei kirchliche Amtsblätter ( z. B. Märkisches Kirchenblatt 1858 1890) runden den Bestand ab. Zu den profanen Zeitschriften gehören 4 Amtsblätter (so das Amtsblatt der Regierung Frankfurt a. O., 1816-1910), 4 Gartenzeitungen und 3 Schulblätter (darunter das Centralblatt für die gesamte Unterrichts-Verwaltung in Preußen, 1859-1880 und das Schulblatt für die Provinz Brandenburg, 1836-1849).

2.12 Die Herkunft der klösterlichen Literatur entspricht den Beziehungen Neuzelles als Zistzerzienserkloster. Werke zur Zisterzienserliturgie kommen weitgehend aus Paris und Antwerpen, Kirchenväter-Ausgaben aus Köln und Paris, theologische Literatur aus Bayern und Böhmen. Insgesamt liegen ein Pariser Druck des 16. Jhs, 15 des 17. Jhs und 12 des 18. Jhs vor. Neben Köln (ein Druck des 16. Jhs, 17 des 17. Jhs und 7 des 18. Jhs) spielen Augsburg (40 Drucke des 18. Jhs) und Prag (5 Drucke des 17. Jhs und 16 des 18. Jhs) als Druckorte eine Rolle, dazu Antwerpen (10 Drucke des 17. Jhs) sowie Breslau, Leipzig und Wien. Die Bücher des 19. Jhs kommen vor allem aus Bayern (München und Regensburg) und den katholischen Gebieten Preußens (Münster, Köln und Paderborn).

2.13 In handschriftlichen Abschriften liegen liturgische Bücher aus den Jahren 1730 bis 1750 vor sowie gebundene Vorlesungsmitschriften aus den Jahren 1818 und 1851/52 zur Theologie, Philosophie und Psychologie. Auch von Casparus Jongelinus' Notitia abbatiarum ordinis Cisterciensis (Köln 1640) ist eine handgefertigte Abschrift vorhanden.

2.14 Die vom Kloster Neuzelle herausgegebenen Bücher sind erwähnenswert. 1724 hatte das Kloster ein Gebetbuch, Geistliches Zeug-Haus, in Frankfurt/Oder herausgegeben, das mit Veränderungen 1752 und 1853 in Guben erneut aufgelegt wurde. 1761 gab der Neuzeller Konventuale Theodoricus Grosmann seine Dissertation De sacramentis in genere in Prag heraus. Ein kleines Religionsbüchlein gab der Klostergeistliche Pater Dr. theol. Conradus Langer um 1790 in Leipzig für den Unterricht an der Klosterschule heraus; es ist noch in 117 Exemplaren vorhanden.

2.15 Die Literatur des Kirchenchores, d. h. die Musikalien, scheinen nach oberflächlicher Durchsicht im wesentlichen den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs zu entstammen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Es gibt keine alphabetischen Kataloge und keine Zettelkataloge. Aus neuerer Zeit gibt es zwei Auflistungen, die sich auf die Bücher der Klosterbibliothek beschränken:

Catalogus Generalis Bibliothecae Monasterii Beatae Mariae Virginis Novae Cellae. Comparatus Oct. 1953

Auflistung der Bücher der Klosterbibliothek. 1983

[ohne Systematik]

3.2 Historischer Katalog

Catalogus Bibliothecae Parochialis de Nova Cella. Anno Domini 1837 [aufgestellt bei der Übernahme der Bücher in die neue Pfarrbibliothek; Nachträge bis 1871]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam: Pr. Br. Rep. 3 B, Regierung Frankfurt (Oder) II Stiftsverwaltung Neuzelle, Nr. 333: Revision und Aufstellung der ehemaligen Klosterbibliothek Neuzelle [1817-1840]

Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem: I. HA, Rep. 76 VII neu, Sekt. 16F, Teil IV, Nr. 12: Acta, betr. die Bibliothek des ehemaligen Klosters zu Neuzelle [1821-1911]

Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem: I. HA, Rep. 76 VII neu, Sekt. 16F. Teil IV, Nr. 12a, Volumen I und II: Catalog der Neuzeller Klosterbibliothek, Bd 1 und 2 Katholisches Pfarramt Neuzelle: Acta Nr. 80: Die Auflösung der ehemaligen Kloster-Bibliothek und die Begründung einer Pfarrbibliothek [1823-1836]

4.2 Darstellungen

Grimm, Heinrich: Von der Bibliothek des Zisterzienserklosters Neuzelle. In: Wichmann-Jahrbuch 13/14 (1959/60) S. 124-126

Lenn, Rudolf: Niederlausitzische Bibliotheken. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 42 (1991) S. 7-52

Mauermann, Franz Laurenz: Das fürstliche Stift und Kloster Cisterzienser Ordens Neuzell bei Guben in der Niederlausitz. Regensburg 1840 (repr. Kamp-Lintfort 1993)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekswissenschaft. Jg. 1854 (1855) S. 328

Stand: September 1994

Winfried Töpler


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.