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Ephoral- und Pfarrbibliothek

Adresse. Superintendentur Greiz, Burgstr. 1, 07973 Greiz [Karte]
Telefon. (03661) 67 10 05
Telefax. (03661) 67 10 05

Unterhaltsträger. Superintendentur Greiz
Funktion. Ephoralbibliothek.
Sammelgebiete. Evangelische Gesangbücher (18. und 19. Jh), Musikalien (19. Jh).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Vom Bahnhof Greiz Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) in Richtung Zentrum. A 4 (E 40), Ausfahrt Gera, B 92; A 9 (E 51), Ausfahrt Schleiz, B 94; A 72 (E 441), Ausfahrt Reichenbach. Parkplatz am Elsterufer.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Hauptkirche der ehemaligen reußischen Residenzstadt Greiz, 1225 gestiftet, 1577 erweitert, wurde bei dem großen Stadtbrand am 6. April 1802 zusammen mit dem nahegelegenen Schulgebäude und der Schulbibliothek zerstört. Die Annahme, daß von der Kirchenbibliothek " bis auf die zu den liturgischen Handlungen erforderlichen Bücher" nichts erhalten geblieben sei, trifft nicht ganz zu. Brandspuren an Bänden im Bibliotheksbestand deuten darauf hin, daß doch einiges gerettet werden konnte. In der älteren Greizer Ephoralbibliothek befanden sich z. B. auch Band 7 bis 9 von Johann Gerhards Locorum Theologicorum (Frankfurt und Hamburg 1657) und Friedrich Lanckischs Concordantiae Bibliorum Germanico-Hebraico-Graecae (Leipzig und Frankfurt 1705), die heute in der Bibliothek des Landeskirchenarchivs Eisenach aufbewahrt werden.

1.2 Zur Geschichte der Bibliothek sind keine Quellen überliefert. Es ist nicht wahrscheinlich, daß ihre Restitution, wie es bei der Schulbibliothek der Fall war, sogleich nach dem Brand in Angriff genommen wurde. Die jüngere Bibliothek der " Fürstl. Reuss. ä. L. Superintendentur in Greiz", die die Restbestände der Kirchenbibliothek aufnahm, begann sich vermutlich erst unter dem Superintendenten Gustav Schmidt (1797-1880, im Amt von 1839 bis 1872) zu entwickeln. Sein Nachfolger Albert von der Trenck (1834-1913, im Amt von 1872 bis 1894) führte die Tradition fort. Einzelne Bände im gegenwärtigen Bestand stammen aus der Obergreizer Schloßkapelle, die 1801 aufgegeben wurde.

1.3 Erst am 27. März 1934 erfolgte der Anschluß der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Reuß ä. L., der kleinsten unter allen deutschen Kirchen, an die Thüringer evangelische Kirche. Unter Zusicherung der Wahrung ihrer bisherigen kirchlichen Eigenart wurden die 20 Kirchspiele in einem neuen Oberpfarrbezirk zusammengeschlossen. 1941 besaß die Bibliothek des Oberpfarramts Greiz 938 Bde, sie galt als die einzige " Bibliothek wissenschaftlicher Art" im Oberpfarrbezirk. Bis in die Gegenwart wurde sie laufend ergänzt.

1.4 Hervorzuheben ist der Musikalienbestand. Greiz besitzt eine reiche Musiktradition, schon 1735 wurde durch den Schulinspektor Wolfgang Christoph Hertel (1709-1742), der dichtete und komponierte, ein Chor gegründet. Seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs bestand ein Gesangsverein. Die Gesangbuchsammlung geht auf Carl Heinrich Hoffmann zurück, seit 1815 Pfarrer in Zoppothen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt rund 3500 Bde, davon gehören 1066 Bde (30,5 Prozent) zum historischen Buchbestand. Drei Bde stammen aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh, 74 (6,9 Prozent) aus dem 18. Jh und 981 (92 Prozent) aus dem 19. Jh. 1035 Bde (97,1 Prozent) sind deutschsprachig, 22 Bde in Latein, 7 in Hebräisch und je einer in Griechisch und Französisch.

Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppe " Bibeln und exegetische Schriften" enthält 64 Bde (6 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 2, 18. Jh 8, 19. Jh 53), darunter La Sainte Bible (Amsterdam 1722) von David Martin (Utrecht) aus der Provenienz von Jean-Baptiste Fritz (1722) und Annotationes in Genesin (Leipzig 1579) von Nicolaus Selneccer. Mit theologischen Themen befassen sich 32 Bde (3 Prozent; 19. Jh).

2.3 Unter den älteren Gesangbüchern (93 Bde, 8,7 Prozent; 18. Jh 36, 19. Jh 57) befindet sich eine Geistliche Hertzens-Harffe Zum Lobe Gottes (Jena 1721) von Johann Christoph Cramer, Diakon zu Zeulenroda. Vorhanden sind alle Ausgaben des Greizer Gesangbuches seit 1722 und Gesangbücher von Dresden (11 Ausgaben, 1756-1883), Württemberg (5 Ausgaben, 1730-1855), Halle (1775, 1781), Nürnberg (1778, 1779), Weimar (1795, 1897 ), Goslar (1731), Lobenstein (1780) und Wien (1810).

2.4 Die Gruppe " Kirchengeschichte und Biographien" zählt 80 Bde (7,5 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 5, 18. Jh 5, 19. Jh 68). Das durch Brandspuren gezeichnete Exemplar der Historien der Martyrer (Straßburg 1571) von Ludovicus Rabus stammt ebenso aus der älteren Kirchenbibliothek wie die Bände Examinis consilii Tridentini (Frankfurt a. M. 1585) von Martin Chemnitz, die Confessions-Schrifft (Gera 1699), Clavis scripturae (Basel 1617) von Matthias Flacius und ein Biblischer Historicus (Leipzig 1728) von Johann Jacob Schmidt.

2.5 In der Gruppe " Predigten und Erbauungsschriften" sind 56 Bde (5,3 Prozent; 18. Jh 12, 19. Jh 44) erfaßt. Die Exegetisch-Homiletische Erklär- und Anwendung der Sonn- und Fest-Tags Episteln (Jena 1753) gab Gottfried Büchner heraus, die Angenehme Gesellschaft frommer Christen und des Herrn Jesu (Leipzig 1776) hat den Suhler Superintendenten Johann Wilhelm Grötzsch zum Verfasser, Zwölf Hausandachten (Stuttgart 1863) wurden von Dorothea Trudel Selig gehalten.

2.6 Zur Gruppe " Kirchenrecht, Liturgische Werke, Agenden" gehören 41 Bde (3,9 Prozent; 18. Jh 6, 19. Jh 35), darunter das Corpus iuris evangelicorum-ecclesiastici (Züllichau 1737-1738), eine Sammlung evangelisch-lutherischer und reformierter Kirchenordnungen. Auf Christian Thomasius geht die Vollständige Erläuterung Der Kirchen-Rechts-Gelahrtheit (Frankfurt und Leipzig 1738) zurück.

2.7 Schriften zur Pädagogik und Katechismen sind mit 14 Bdn (17. Jh einer, 18. Jh einer, 19. Jh 12) vertreten, darunter ein Catechismus Lutheri (Dresden 1610) von Polycarp Leyser, Erbauliche und Schrifftmäßige Erklärung Des kleinen Catechismus (Zeulenroda [ca. 1760]) von dem Greizer Superintendenten Johann Christoph Tüttleb (seit 1719 im Amt) und der Jubiläumsbericht des Fürstlichen Lehrerseminars in Greiz i. V. (Altenburg 1893).

2.8 Die Gruppe " Naturwissenschaften, Nachschlagewerke" enthält 32 Bde (18. Jh 3, 19. Jh 29). Von Johann Jacob Schmidt sind der Biblische Physicus (Leipzig 1731), Biblische Mathematicus (Züllichau 1736) und Biblische Medicus (Züllichau 1743) vorhanden. Der Gruppe " Sprache und Literatur" sind 12 Bde zuzuordnen (18. Jh 3, 19. Jh 9), darunter die Philologia sacra (Leipzig 1705; Leipzig 1743) von Salomon Glass, Sämtliche Gedichte (Reutlingen 1783) von Andreas Cramer und ein Christlicher Hausgarten, Poetischer Theil (Elberfeld 1871) von Carl August Döring.

2.9 Die Gruppe Musik zählt 343 Bde (32,2 Prozent; 19. Jh). Die etwa 320 Nummern gedruckter und geschriebener Noten des 19. und 20. Jhs standen dem Chor der Stadtkirche zur Verfügung. Hervorzuheben ist das Oratorium Paulus (op. 36, Berlin o. J.) von Felix Mendelssohn Bartholdy mit Hinweisen auf die Aufführung in Gera am 30. Oktober 1839. Handschriftliche Noten sind von dem Greizer Kantor (seit 1806) und Schullehrer Christian Friedrich Herrmann (*1780) vorhanden, darunter die Kantate Ehrfurchtsvoll, o Gott (1819), zur Einweihung der Kirche in Oberoderwitz bei Zittau komponiert. Von Herrmann erschien auch eine Anweisung, aus jedem Accord in alle Dur- und Moll-Tonarten ... nach den Regeln des Generalbasses auszuweichen (Leipzig 1818). Die Hymne Miltons Morgengesang (Kassel [1808]) komponierte für die " Berlinische Singacademie" Johann Friedrich Reichardt (1752-1814). Vorhanden sind ab den dreißiger Jahren des 19. Jhs auch Texthefte zu Kirchenmusiken in der Greizer Stadtkirche u. a. von den Kantoren Christian Friedrich Herrmann und Wilhelm Urban.

2.10 Unter den Zeitschriften (299 Bde, 28 Prozent; 19. Jh) befinden sich das Fürstlich Reuß-Plauische Amts- und Verordnungsblatt (1822-1919) und Nachrichten aus und über Ostindien für Freunde der Mission (Jg. 1-11, 1857-1867), hrsg. von Ernst Gensken.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Alphabetischer Katalog mit systematischer Übersicht über das Turmarchiv. Erarbeitet 1987 von Pfarrer Paul Heller

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Ephoralbibliothek in Greiz

[teilweise Druck, mit mschr. Ergänzungen; Berichtszeit bis etwa 1900]

Katalog der Ephoral-Bibliothek zu Greiz

[Berichtszeit bis 1931/32]

Übersicht über die Ephoralbibliothek in Greiz

[Bestandsliste, mit Nachtrag bis zum 26. August 1959]

Bücherbestandsverzeichnis der Pfarramtsbibliothek Greiz. Stand: 29. Mai 1945

[in Listenform, nach Sachgruppen; nach hauseigenen Regeln]

Regionalkirchenarchiv Ostthüringen im Kreiskirchenarchiv Gera:

Ortsakte Greiz

[enthält die unter 3.2 aufgeführten Kataloge]

Stand: September 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.