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Hochschulbibliothek der Ernst-Abbe-Hochschule

Adresse: Carl-Zeiss-Promenade 2, 07745 Jena; [Karte]
Postfach 10 03 14, 07703 Jena;
Telefon: (03641) 205-270
Telefax: (03641) 205-271
e-mail: [1] : bibliothek@eah-jena.de
URL: http://www.eah-jena.de/bib
Bibliothekssigel: <J 59>

Unterhaltsträger: Freistaat Thüringen
Funktion: Hochschulbibliothek und wissenschaftliche Bibliothek für die Industrieregion Jena.
Sammelgebiete: Feinmechanik, Optik, Medizintechnik, Pflegewissenschaft, Informatik, Werkstofftechnik, Maschinenbau, Betriebswirtschaft, Sozialwissenschaften, Patentinformationszentrum.

Benutzungsmöglichkeiten: Präsenzbibliothek für die älteren Bestände. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8:30-19 Uhr, Freitag 8:30-17:00 Uhr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer: Kopiergeräte, Drucker, Scanner, Mikrofiche-Lesegeräte.
Gedruckte Informationen: Faltblattservice.
Hinweise für anreisende Benutzer: Vom Westbahnhof Fußweg entlang der Otto-Schott-Straße (ca. 15 Minuten); vom Paradiesbahnhof Fußweg in Richtung Westbahnhof (ca. 25 Minuten), Busverbindung (Linie 10, 11, 12). A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Lobeda, Richtung Zentrum und dann Beutenberg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bereits vor 1900 öffnete Ernst Abbe (1840-1905), seit 1870 Professor der Physik in Jena und Begründer der Carl Zeiss-Stiftung, für ausgewählte Mitarbeiter des Jenaer Zeiss-Werkes seine umfangreiche Privatbibliothek zur Benutzung. Sie erhielt 1905, mit dem Tod Abbes, den Status einer Werksbücherei für das Industrieunternehmen. 1905 gilt deshalb auch als das Gründungsjahr der Hochschulbibliothek. Von 1908 bis 1935 wurde die Betriebsbibliothek durch Ankauf aktueller Literatur aus aller Welt und Übernahme zahlreicher Professoren-Bibliotheken kontinuierlich erweitert. 1915 wurde mit der Sammlung relevanter Patentschriften begonnen und seitdem die Patentbibliothek aufgebaut.

1.2 Als Reparationsleistung wurde 1945/46 das Know-how des Zeiss-Werkes in die USA und in die Sowjetunion verbracht. Ein Teil der Patentsammlung gelangte in die USA, die Bibliothek wurde in die damalige Sowjetunion transportiert. Nur wenige Bücher blieben durch " Entleihungen", die mittels " vertraulicher Anrufe" ausgelöst worden waren, für Jena erhalten.

1.3 Seit 1950 wurde die Betriebsbibliothek des nunmehrigen VEB Carl ZeissJENA durch gezielte Erwerbungen der einschlägigen Fachliteratur und durch Anfertigung von Kopien (damit verbunden der Aufbau einer Repro-Abteilung) neu aufgebaut. 1963 zählte die wissenschaftliche Fachbibliothek bereits 21.000 Bde, 220.000 Patentschriften und 425 laufende Zeitschriften (Naturwissenschaften und Technik, speziell Optik, Photo, Mechanik). Die Bestände wuchsen rasch an. 1970 umfaßten die Standorte Hauptwerk und Südwerk (mit koordinierter Gewerkschaftsbibliothek) zusammen fast 37.000 Bde. 806 Zeitschriften (darunter 522 fremdsprachige) wurden laufend bezogen.

1.4 Im Zusammenhang mit der Rekonstruktion der Zeiss-Bibliothek im Jahr 1970 wurden im Vorfeld ältere Bestände an die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände der DDR in Berlin abgegeben. Begründet wurde dieses Vorgehen durch Platzmangel, Aktualisierung der Bestände und Konzentration auf die Forschungs- und Entwicklungsbereiche des Betriebes. 1979 standen 15.500 Bde in der Freihandausleihe und 6500 Bde als Magazinbestand zur Verfügung (außerdem 32.000 Bde in den in anderen Werkteilen unterhaltenen Gewerkschaftsbibliotheken). 1980 übernahm die Bibliothek die Koordinierung aller an das Kombinat Carl ZeissJENA angeschlossenen Betriebsbibliotheken in den Kombinatbetrieben (Dresden, Saalfeld, Suhl, Freiberg, Rathenow, Lommatsch, Eisfeld, Gera); die wichtige deutsche und internationale Fachliteratur wurde, z. T. aus Sonderfonds des zuständigen Ministeriums, erworben.

1.5 Zur Erstellung einer Zeiss-relevanten Literaturdatenbank (Zeitschriftenauswertung und Erfassung Zeiss-relevanter Abstracts) wurde 1981 erstmals elektronische Datenverarbeitung angewandt. Auf den daraus resultierenden Erfahrungen aufbauend, wurde das Zeitschriften-Gesamtverzeichnis der Zeiss-Betriebe auf EDV umgestellt und ein Offline-Bibliothekskatalog geführt.

1.6 Im Jahre 1986 gab die damalige Sowjetunion einen Teil der 1946 beschlagnahmten Bücher zurück. Etwa 10.000 Bde Monographien und mehrere Tausend Zeitschriftenbände (ausschließlich Technik und Naturwissenschaften) wurden von der Betriebsbibliothek übernommen, die historisch wertvollsten Bücher als Leihgabe an die Bibliothek des Optischen Museums Jena gegeben (s. Eintrag dort), welches damals ebenfalls zur Carl Zeiss-Stiftung in Jena gehörte. Mehrere Umzüge hatten zur Folge, daß diese Bücher kaum zugänglich waren. Seit dem letzten Umzug (1994) sind sie in Kisten verpackt eingelagert worden, erst mit der Fertigstellung des Bibliotheksneubaus der Fachhochschule (im Jahr 2000) werden sie wieder benutzbar sein. Die ältesten dieser Schriften stammen aus dem 17. Jh.

1.7 Von 1988 bis 1990 wurden die der wissenschaftlichen Zeiss-Bibliothek zugeordneten Gewerkschaftsbibliotheken aufgelöst. Die Bestände (vorwiegend Belletristik) wurden an Kindereinrichtungen der Stadt Jena, an die Ernst-Abbe-Bücherei Jena und die Universitätsbibliothek Augsburg verschenkt, der Rest wurde vernichtet.

1.8 Im Jahre 1990 wurden Bibliothek, Recherchestelle und Patentbibliothek zum Bereich Zentrale Information der Carl Zeiss Jena Jenoptik GmbH zusammengeführt. 1991 spaltete sich das Unternehmen in dieJENOPTIK GmbH und in die Carl Zeiss Jena GmbH. Der Bereich Zentrale Information wurde durch dieJENOPTIK GmbH übernommen.

1.9 Die am 1. Oktober 1991 gebildete Fachhochschule Jena ging aus der Ingenieurschule für Wissenschaftlichen Gerätebau " Carl Zeiss" (gegr. 1975) hervor. Die neue Hochschulbibliothek übernahm zunächst die Bestände der Fachschulbibliothek (1980: 4200 Bde; 1990: 20.000 Bde). Im März 1994 kam die ehemalige Zeiss-Bibliothek (Bereich Zentrale Information derJENOPTIK GmbH) mit ca. 200.000 Bdn hinzu, deren
Bibliothekssigel (J 59) von da an für die Hochschulbibliothek verwendet wird.

1.10 Die Bibliothek erhielt 1996 die jetzigen Räumlichkeiten in der Carl-Zeiss-Straße. Nun war es möglich, die seit 1990 erworbenen Monographien und gebundene Zeitschriftenjahrgänge (ab 1980) in Freihand aufzustellen. Bücher und Periodikabände früherer Jahre blieben, aus Mangel an geeigneter Aufstellungsfläche, weiterhin in Kisten verwahrt. Zusammen mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena wurde ein lokales Bibliothekssystem installiert, das die Voraussetzungen für den Online-Katalog der Fachhochschule, das Bestellmodul und die elektronische Ausleihverbuchung schuf. Neben der klassischen Literaturbestellung haben die Benutzer die Möglichkeit, in der Sondersammlung Patentbibliothek (über 200.000 Patente der deutschen und über 500.000 Patente der internationalen Patentklassifikation zum optischen Präzisionsgerätebau) zu arbeiten und in der Recherchestelle online und auf CD-ROM zu recherchieren.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 220.000 Bde. Bei den kompakt magazinierten Beständen aus der Zeit vor 1945 handelt es sich um ca. 11.000 Monographien und ca. 50.000 Zeitschriftenbände, von denen die ältesten aus dem 18. Jh stammen.

2.2 Von den Monographien gehören, soweit sich das zum gegenwärtigen Zeitpunkt feststellen ließ, 2868 Bde zum historischen Bestand: 16. Jh einer, 17. Jh 9, 18. Jh 58 (2 Prozent) und 19. Jh ca. 2800 (98 Prozent). Exakte Angaben sind erst nach Abschluß der Retrokonvertierungsarbeiten möglich, mit denen nach dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten im Jahr 2001 begonnen wird. Über die sprachliche Zusammensetzung liegen ebenfalls noch keine Angaben vor, doch kann von einem Anteil von ca. 15 Prozent fremdsprachiger Werke (vorwiegend in Latein, Französisch und Englisch) ausgegangen werden.

Systematische Übersicht

2.3 Ungefähr 80 Prozent aller Schriften betreffen Feinmechanik und Optik, die restlichen 20 Prozent sind Randgebieten wie Astronomie, technische Erfindungen oder Vermessungswesen zuzuordnen. Als bisher ältester ermittelter Druck ist die Horologiorum nova descriptio (Rom 1599) von Christophorus Clavius im Bestand.

2.4 Unter dem für das 17. Jh ermittelten Schrifttum finden sich z. B. Isaac Newtons Philosophiae naturalis principia mathematica (Amsterdam 1623), Piazza universale das ist allgemeiner Schawplatz ... aller Professionen (Frankfurt a. M. 1641) von Tommaso Garzoni, L'occhiale all'occhio dioptrica pratica (Bologna 1660) von Carlo Antonio Manzini, Magia optica (Bamberg 1671) von Gaspar Schott, Collegii experimentalis sive curiosi, Pars secunda (Nürnberg 1685) von Johann Christoph Sturm, die anonym erschienene Kurze Anweisung, die Gläser zu schleiffen und Perspective zuzurichten (Dresden 1680), Dissertatio optica de coloribus (Jena 1689) von Georg Albert Hamberger und Nouveaux élémen[t]s des mathématiques (Paris 1695) von Jean Prestet.

2.5 Aus dem 18. Jh stammen zur Optik Dioptrica nova (London 1709) von William Molyneux, De calculo fluentium (London 1718) von John Craig, A complete system of optics (Cambridge 1738) von Robert Smith, Institutio opticarum ( Wien 1775) von Karl Scherffer und Practische Abhandlung der Dioptrik (Stuttgart 1800) von Johann Bischoff. Mit Phänomenen des Lichts befassen sich Opera reliqua (Amsterdam 1728) von Christian Hugenius (Huyghens), der Versuch über das Licht (Berlin 1800) von Johann Jacob Engel und On double images caused by atmospherical refraction ([London] 1800) von William Hyde Wollaston. Zum Mikroskop sind vorhanden Micrographia curiosa (Rom 1703) von Filippo Bonanni, Descriptions et usage de plusieurs nouveaux microscopes (Paris 1718) von Louis Joblot, Micrographia illustrata (London 1771) von George Adams und The telescope and microscope (London 1799) von Thomas Dick.

2.6 Der Mathematik zuzuordnen sind der Gebrauch zweyer neuen mathematischen Instrumenten (Jena 1705) von Jacques Ozanam, übersetzt von Johann Matthias Biler, Lehrbegriff der gesamten Mathematik (Greifswald 1767-1769) von Johann Gustav Karsten, Neue und erweiterte Sammlung logaritscher, trigonometrischer und anderer zum Gebrauch der Mathematik unentbehrlicher Tafeln (Berlin 1778) von Johann Carl Schulze und Tables portatives de logarithmes (1795) von François Callet. Astronomische Fragen behandeln die Dialogen über die Mehrheit der Welten (Berlin 1780) von Bernard LeBovier de Fontenelle, Beiträge zu den neuesten astronomischen Entdeckungen (Berlin 1788) von Johann Hieronymus Schröter und die Theorie der Bewegung der Weltkörper unseres Sonnensystems (Berlin 1800), nach Laplace frei bearbeitet von Johann Joseph Anton Ide. Als weitere Autoren finden sich Jean-Pierre de Crouzas (1721), Matthias Markus Roth (1723), Domenicus Maria Mann (1738), Johann Andreas Segner (1754), Roger Joseph Boscovich (1757, 1767), Leonhard Euler (1771) und Joseph Harris (1775).

3. KATALOGE

[2] : OPAC

Die Bestände werden in die Verbunddatenbank des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) eingearbeitet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Löbnitz, Lothar; Meinhardt, Walter: Wir stellen vor: unsere wissenschaftliche Bibliothek. In: Jenaer Rundschau 29 (1984) S. 45 [Löbnitz, Lothar:]

Die JENOPTIK-Bibliothek. In: Focus - Informationen aus der JENOPTIK (1993) Nr. 4, S. 9

Die Hochschulbibliothek der FH Jena. In: Ostthüringer Zeitung, Ausg. Jena 5 (1995) Nr. 66 vom 18. März, S. 6

Stand: 1998

Lothar Löbnitz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.