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Bibliothek im Pfarrarchiv der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde

Adresse. Markt 11, 07607 Eisenberg [Karte]
Telefon. (036691) 4 33 79
Telefax. (036691) 4 33 79

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Eisenberg
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologische Literatur des 16. bis 20. Jhs, Stadtgeschichte Eisenbergs.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. Busverbindung von Jena, Gera und Zeitz nach Eisenberg. Vom Busbahnhof Fußwegwegnähe (ca. 10 Minuten) in Richtung Markt. A 9 (E 51), Ausfahrt Eisenberg. Parkmöglichkeiten in der Nähe. Kirchgemeinde

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Eisenberg wurde im 12. Jh befestigt. Die Burganlage diente zum Schutz der westlichen Grenze der Markgrafschaft Meißen. 1219 wurde das Zisterzienser-Nonnenkloster von Zwickau nach Eisenberg verlegt, 1274 erhielt der Ort Stadtrecht. Vermutlich entstand die Stadtkirche St. Peter aus einer Kapelle gleichen Namens, die bei der Gründung des Nonnenklosters erwähnt wird.

1.2 Über die Einführung der Reformation in Eisenberg ist wenig bekannt. In einem Brief vom 26. Mai 1542, der im Stadtarchiv aufbewahrt wird, empfahl Melanchthon der Stadt Eisenberg Gregorius Hirburg († 1558) für das Pfarramt. Als erster unter den Pfarrern unterschrieb Johann Gottwald (im Amt 1573-1584) die Konkordienformel. Im Bestand der Kirchenbibliothek befinden sich die Concordia (Dresden 1580) und ein Exemplar der Ordnung Herzog Augusts (Leipzig 1580). Beide Bände wurden 1581 gebunden; vermutlich ist die Bibliothek etwa um diese Zeit entstanden.

1.3 Seit 1606 ist Eisenberg Sitz einer Superintendentur. Im 17. und 18. Jh wurden regelmäßig Bücher aus dem Kirchen-Ärario angeschafft. Die Altenburger Luther-Ausgabe ( s. u. 2.7) ist z. B. in einem Exemplar für die Superintendentur und in einem weiteren für das Diakonat vorhanden. Die residenzstädtische Zeit unter Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg (1653-1707, reg. seit 1680), der zwischen 1680 und 1692 die barocke Schloßkapelle erbauen ließ, hatte auch ein Anwachsen der Kirchenbibliothek zur Folge. Die Abkündigungsbücher, die die Verkündigungen von der Kanzel verzeichnen, sind von 1692 bis 1941 in geschlossener Reihe überliefert. Zahlreiche Bände wurden der Bibliothek bis gegen Ende des 18. Jhs durch Pfarrer und Bürger gestiftet.

1.4 Im Jahre 1800 wurde durch Friedrich August Christian Mörlin († 1806), Kandidat der Theologie und später Professor am Altenburger Gymnasium, ein Theologischer Leseverein gegründet, der noch 1859 bestand. Er diente den Predigern der Ephorie und auch Auswärtigen zur weiterbildenden Lektüre. 1833 und 1839 kamen ähnliche Theologische Vereine für die Stadt- und Landgeistlichen hinzu, die aber in den vierziger Jahren aufgelöst wurden. Aus diesen Quellen sind noch Schriften vorhanden, ebenso aus den beiden anderen Eisenberger Kirchen. Aus der Gottesacker-Kirche, der heutigen katholischen Pfarrkirche " Mariae Verkündigung", stammt eine Agende (Leipzig 1658), aus der Schloßkirche eine Verordnung (Eisenberg 1692) nebst einem Kirchen-Gebet zum 14. November 1692 (Provenienz: Herzog Christian).

1.5 Die Bibliothek wurde im 20. Jh als Ephoralbibliothek fortgeführt. In den fünfziger Jahren umfaßte die Superintendentur die Orte Bad Klosterlausnitz, Beutnitz, Etzdorf, Bürgel, Hainspitz, Königshofen, Seifartsdorf und Serba. In der Bibliothek finden sich Schriften aus anderen Bibliotheken der Stadt, z. B. aus der Schülerbücherei der ehemaligen Oberschule (s. Eintrag Eisenberg, Bibliothek im Friedrich-Schiller-Gymnasium), die mit denen der kirchlichen Jugendbücherei vereinigt wurden. In den sechziger und siebziger Jahren wurde der Bestand aktualisiert; er wird durch Geschenke laufend ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt etwa 2300 Bde, davon gehören 724 Bde (31,5 Prozent) zum historischen Bestand (16. Jh 57, 7,9 Prozent; 17. Jh 111, 15,3 Prozent; 18. Jh 156, 21,5 Prozent; 19. Jh 400, 55,3 Prozent). 617 Bde sind deutschsprachig (85,2 Prozent), 98 Bde in Latein (13,5 Prozent), einer in Französisch und 8 in weiteren Sprachen.

Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppe " Predigten und Erbauungsliteratur" umfaßt 154 Bde (21,3 Prozent; 17. Jh 29, 18. Jh 15, 19. Jh 110), darunter Aurifodina theologica Oder Theologische und geistliche Goldgrube (Frankfurt a. M. 1664) von Christoph Scheibler, Geweiheter Tempel Des Herrn (Ratzeburg 1686) von Johann Schmidt, Das Tieffe Verderben des Menschen (Halle 1700) und andere Predigten von August Hermann Francke, Hilaria Evangelica (Gotha 1719) von Ernst Salomon Cyprian, Johann Arndts Neu vermehrtes Paradis-Gärtlein (Lüneburg 1706).

2.3 Im Bereich " Kirchengeschichte, allgemeine Geschichte, Biographien" liegen 102 Bde vor (14,1 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 21, 18. Jh 10, 19. Jh 68). Neben Johann Trösters Päpstlicher Suetonius (1671) sind Veit Ludwig von Seckendorffs Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo (Frankfurt und Leipzig 1692) und Gottfried Voigts Thysiasteriologia (Hamburg 1709) vorhanden. Die Eigentliche und wahrhafftige Abbildung der alten und neuen griechischen Kirche (Leipzig 1711) hat den aus Eisenberg stammenden Theologen und Historiker Johann Michael Heineccius (1674-1722) zum Verfasser. Weiterhin liegen vor Georg Groschs Nothwendige Verthaidigung der evangelischen Kirche wider die Arnoldische Ketzerhistorie (Frankfurt und Leipzig 1745) und zahlreiche Luther-Biographien, darunter Doktor Luther (Leipzig 1884) von Gustav Freytag und Luthers Leben (Leipzig 1883) von Julius Köstlin.

2.4 Gesamt- und Teilausgaben der Bibel nebst Konkordanzen zählen 82 Bde (11,3 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 12, 18. Jh 18, 19. Jh 51). Vorhanden sind Bibeln aus Straßburg (1625), Tübingen (1730), Zwickau (1737), Altdorf (1740) und Leipzig (1760) und Altenburg (1676). Außerdem finden sich die beiden Bibel-Konkordanzen von Conrad Agricola (Frankfurt a. M. 1674; aus der Schloßkirche) und von Friedrich Lanckisch, die Christian Reineccius revidierte (Leipzig und Frankfurt 1718) sowie Der Psalter Des königlichen Propheten Davids (Leipzig 1626) von Veit Dietrich. Das Enchiridion S. Scripturae practicum = Biblisches Hand-Büchlein (Jena o. J.) von Johann Saubert und Salomon Glass stammt aus dem Besitz des Eisenberger Diakons Michael Christian Pocarus.

2.5 Unter den Gebet- und Gesangbüchern (83 Bde, 11,5 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 54, 19. Jh 26) befinden sich die durch Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachsen zusammengestellten Andächtigen Christlichen Gebethe in allerley Anliegen (Altenburg 1671), eine Bet-Postill Oder Sonntags-Andachten (Augsburg 1668) und Bet-Postill Oder Festtags-Andachten (Augsburg 1671) von Johann Schmidt sowie dessen Tägliches Himmel-aufsteigendes Opffer Oder Tägliche Bet-Postill (Jena 1675).

2.6 Das erste Eisenberger Gesangbuch kam unter dem Titel Die Evangelische Glaubens- und Sittenlehre in Liedern vorgetragen (Eisenberg 1734) heraus. Es war von dem späteren Superintendenten Friedrich Gotthelf Gotter (1682-1746) zusammengestellt worden. Als Neuvermehrtes und verbessertes Eisenbergisches Gesang-Buch (Eisenberg 1755) wurde es mehrfach gedruckt und war bis zur Einführung des Landesgesangbuchs im Jahre 1807 in Gebrauch. Eisenberger Drucke wie das Kirchen-Gebet (1686) sind auch aus den Jahren 1721 bis 1758 überliefert.

2.7 Theologische und philosophische Schriften sind mit 85 Bdn vertreten (11,8 Prozent; 16. Jh 12, 17. Jh 14, 18. Jh 13, 19. Jh 46). Luthers Deutsche Bücher und Schrifften (Altenburg 1661-1663) wurden in einem Exemplar für die Superintendentur Eisenberg und in einem zweiten für das Diakonat Eisenberg angeschafft; vorhanden sind auch Luthers Colloquia (Dresden und Leipzig 1723). Ein Sammelband enthält die Polemik von R. P. Georgius, Scharffes Rundes Aug, Auff Den Römischen Papst und der allein Seligmachenden Kirchengericht (Prag 1629), und drei Gegenschriften. Das Collegium pastorale (Leipzig 1718) von Gottfried Olearius und Leonhard Hutters Compendium locorum theologicorum (Leipzig 1747) sind ebenfalls im Bestand.

2.8 Mit Kirchenrecht und Liturgik befassen sich 49 Bde (6,8 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 19, 18. Jh 13, 19. Jh 14), u. a. ein Vollständiges Kirchen-Buch (Leipzig 1668), eine Fürstlich Sächsische Verordnung über einen Dankgottesdienst zur Befreiung Wiens von der Türkenbelagerung (Gotha 1683) und Die wahre ungeänderte Augspurgische Confession (Eisenberg 1694), die Herzog Christian für alle Kirchen durch den Hof-Buchdrucker Johann Christian Meise neu drucken ließ.

2.9 Schriften zur Sprache, Literatur, Kunst und Musik sind mit 42 Bdn (5,7 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 6, 18. Jh 9, 19. Jh 18) vertreten, darunter Aesopi et aliorum fabulae (Basel 1526) und Adagiorum Epitome des Erasmus (Amsterdam 1663). Zur Pädagogik und zum Schulwesen sind 17 Bde (17. Jh 2, 19. Jh 15) vorhanden. Als Schulbücher benutzt wurden Der Kleine Catechismus (Altenburg 1673) von Martin Caselius und die Sprüche Der Heil. Schrifft (Altenburg 1676) nebst etlichen " Reimgebetlein", zusammengetragen von D. S.

2.10 Die Gruppe der naturwissenschaftlichen Schriften enthält 16 Bde (16. Jh einer, 17. Jh 3, 18. Jh 8, 19. Jh 4), darunter De re metallica (Basel 1530) von Georg Agricola. Mit Alchimie befassen sich die Schriften Antrum naturae et artis reclusum (Nürnberg 1710, anonym), Aureum seculum patefactum Oder Die Eröffnete Güldene Zeit (Nürnberg 1706) von Alitophilus Chrysandrus, die Erwärmende Und Erquickende wohlgegründete Medicinische Universal-Sonne (Hamburg 1706, anonym) und die von Joachim Tancke herausgegebene Medulla alchimia des Roger Bacon (Eisleben 1608) sowie die zwölf Traktate Von dem Rechten wahren Philosophischen Stein (Straßburg 1613).

2.11 Unter den Zeitschriften (33 Bde, 4,6 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 29) befindet sich die Monatsschrift Richtige Uebersetzung und Erklärung der schweren und angefochtenen Schriftstellen des alten Testaments (Bde 1-4, 1771/72-1777/80), hrsg. von Gottfried Selig. Der Bestand an allgemeinen Nachschlagewerken und Altenburger Kalendern umfaßt 61 Bde (8,6 Prozent; 16. Jh 28, 17. Jh 2, 18. Jh 12, 19. Jh 19).

3. KATALOGE

Verzeichnis der Ephoralbücherei Superintendentur Eisenberg (Th.) [Bestandsliste; 16 Sachgruppen, mit Jugendbücherei; Berichtszeit: ca. 1952/60]

Pfarrarchiv und Pfarr-Bibliothek der Kirchgemeinde Eisenberg:

Inventarium [enthält u. a.: Bücherverzeichnis, aufgestellt im August 1952; Kirchenbücherei, früher Volksbücherei, Entleihungen (1952-1969)]

Stand: April 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.