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Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde

Adresse. Neu-Ulmer Straße 25b, 98617 Meiningen [Karte]
Telefon. (03693) 8 40 90

Unterhaltsträger. Kirchgemeinde Meiningen
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Evangelische Theologie, Homiletik, Kirchengeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Meiningen Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) Richtung Marktplatz. A 7 (E 45), Ausfahrt Schweinfurt/Werneck, B 19 Münnerstadt-Meiningen; A 4 (E 40), Ausfahrt Eisenach, B 19 Richtung Meiningen.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kirchenbibliothek befindet sich in der Stadtkirche Unserer lieben Frauen, die, 1008 als Marienkirche gestiftet, 1544 bei der Einführung der Reformation durch Luthers Mitarbeiter Johann Forster (1495-1556) evangelisch wurde. Ob Bücher aus dem alten Meininger Kloster in diese Bibliothek gelangten, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Als " Sakristeibibliothek" wurde sie 1653 durch den Archidiakonus Caspar Thomas Müller (1602-1653) begründet. Sie scheint bereits 1680 in der Bürgerschaft bekannt gewesen zu sein, denn am 29. Februar dieses Jahres schenkte der " Erbare Und Wolgeachtete Herr Hanß Jörg Koch, Bürger Und Handelßman" eine " Ernestinische Vornehme Bibel in hiesige Kirch Und Bibliothec", wie aus einem entsprechenden Eintrag hervorgeht.

1.2 Herzog Bernhard I. von Sachsen-Meiningen (1649-1706) war zu dieser Zeit im Begriff, sein neues Regierungsamt anzutreten und die Residenz von Ichtershausen nach Meiningen zu verlegen. Für die Stadt begann eine Phase des Aufschwungs, die auch der Kirche zugute kam, denn der Herzog galt als der frömmste Fürst seiner Zeit. Er sorgte für die Verbesserung des Meininger Gesangbuches, ließ 1682 eine neue Kirchenagende bekannt machen und veranlaßte die Renovierung der Stadtkirche. Die Kirchenbibliothek diente während seiner Regierungszeit auch repräsentativen Zwecken. Die Bibelsammlung erwuchs im wesentlichen aus Schenkungen Meininger Bürger.

1.3 Zahlreiche Schriften des 17. und 18. Jhs gelangten in die Kirchenbibliothek, als sich die traditionellen Inhalte der Gymnasialschulbildung wandelten und an bis dahin gängigen Autoren kein Interesse mehr bestand. Die Kirchenbibliothek übernahm vermutlich Anfang der zwanziger Jahre große Teile (die theologischen Schriften) der Bibliothek des Gymnasium Bernhardinum (1705 als Fürstl. Lyceum illustre aus der Stadtschule hervorgegangen, 1821 Gymnasium) einschließlich der Mitte des 19. Jhs eingerichteten Schülerbücherei. Einige vermutlich zu Anfang des 18. Jhs an die Schulbibliothek abgegebene ältere philologische Werke gelangten auf diesem Wege wieder in die Kirchenbibliothek. 1833 war die ältere Ratsbibliothek (gegr. 1759) mit Ausnahme der juristischen Schriften in die Gymnasialbibliothek integriert worden, einige Bände befinden sich heute in der Kirchenbibliothek. Weiterhin sind im Bestand Bücher aus der Bibliothek des Herzoglichen Realgymnasiums (seit 1882, gegr. 1838 als Realschule), der Bürgerschule (1793 aus der Stadtschule hervorgegangen) und der Freischule. Aus der um 1725 entstandenen Kirchenbibliothek zu Welkershausen (1724/1725 Kirchenneubau) gelangten ebenfalls Bücher in die Sammlung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek in der Meininger Stadtkirche zählt gegenwärtig über 4000 Bde. Der an den Regalen ausgezählte historische Bestand umfaßt 3507 Bde (88 Prozent des Gesamtbestandes). Nach Erscheinungsjahren setzt er sich wie folgt zusammen: 16. Jh 97 Bde (3 Prozent des historischen Bestandes), 17. Jh 389 (11 Prozent), 18. Jh 1675 (48 Prozent) und 19. Jh 1346 (38 Prozent).

2.2 In deutscher Sprache liegen 2357 Bde (67 Prozent) vor (davon 16. Jh 30, 17. Jh 127, 18. Jh 945, 19. Jh 1255), 1052 (30 Prozent) sind in lateinischer Sprache geschrieben (davon 16. Jh 65, 17. Jh 245, 18. Jh 698, 19. Jh 44). Systematische Übersicht

2.3 Die fachliche Zusammensetzung des Bestandes wird durch die Dominanz theologischer Werke (einschließlich des Erbauungsschrifttums) bestimmt, die mit 1493 Bdn an erster Stelle stehen. Hinzu kommen 181 Bibeln und 13 Gesangbücher, so daß diese Gruppe insgesamt 48 Prozent des historischen Bestandes darstellt (16. Jh 72, 17. Jh 234, 18. Jh 804, 19. Jh 577). Es folgen die Fachgruppen " Geschichte, Kulturgeschichte" mit 588 Bdn (17 Prozent; 16. Jh 15, 17. Jh 76, 18. Jh 238, 19. Jh 259), " Philosophie, Religionsphilosophie" mit 304 Bdn (9 Prozent; 17. Jh 13, 18. Jh 133, 19. Jh 158), " Staat, Recht, Verwaltung" mit 136 Bdn (4 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 37, 18. Jh 65, 19. Jh 29), " Kunst, Literaturwissenschaft, Belletristik" mit 126 Bdn (3,6 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 3, 18. Jh 45, 19. Jh 77), " Philologie" mit 118 Bdn (3 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 20, 18. Jh 45, 19. Jh 52), " Pädagogik, Schulwesen" mit 84 Bdn (2,4 Prozent), " Allgemeines, Nachschlagewerke, Kalender" mit 66 Bdn (1,8 Prozent) und " Naturgeschichte, Geographie" mit 55 Bdn (1,5 Prozent).

2.4 Weiterhin besitzt die Bibliothek 254 Dissertationen (7,2 Prozent; bis auf eine aus dem 18. Jh), 68 Gelegenheitsdrucke (1,9 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 16, 19. Jh 51) und 21 Leichenpredigten (0,6 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh eine, 18. Jh 17). Eine Sammlung von weiteren 275 Leichenpredigten wird im Kreiskirchenamt Meiningen aufbewahrt.

2.5 Das früheste Werk im Bestand der Kirchenbibliothek ist die Summa Angelica de casibus conscientiae des Angelus de Clavasio (Lugano: Johann Poulet 1505). Ein großer Teil der aus dem 17. und 18. Jh stammenden Bücher wurde in Jena gedruckt oder verlegt. Bevorzugte Autoren sind die Vertreter des Pietismus Philipp Jakob Spener (1635-1705), August Hermann Francke (1663-1727) und der Jenaer Theologieprofessor Johann Franz Buddeus (1667-1729).

2.6 Die Bibelsammlung enthält auch die im Bibliographischen Institut Hildburghausen von 1831 bis 1832 in Lieferungen erschienene Haus- und Familien-Bibel (im 19. Jh aus der Herzoglich Sachsen-Meiningischen Bibliothek übernommen) und die weit verbreitete, aus 240 Holzschnitten bestehende Bibel in Bildern (Leipzig 1860) von Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872). Die von dem Meininger Oberhofprediger Ferdinand Rahlwes (1864-1947) herausgegebene Jugendstilausgabe Die Bücher der Bibel (Bd 7: Die Lehrdichtung. Die Sprüche; Braunschweig 1912), von Ephraim Mose Lilien (1874-1925) illustriert, ist ein weiteres bemerkenswertes Exemplar.

2.7 Die Bestände aus dem 19. Jh gehen zum größten Teil auf die Bibliothek des Meininger Predigervereins zurück, der 1829 wie die anderen Predigervereine im Sachsen-Meiningischen durch Konsistorialverordnung gebildet wurde. In seinem Lesezirkel kursierten u. a. die Kritische Prediger-Bibliothek (Bd 24, 1843 ff.) und die Theologischen Studien und Kritiken (Jg. 9, 1836 ff.) in etwa 20 Orten der Umgegend. Unter den pädagogischen Schriftstellern sind die Werke des Philosophen und Schulreformers Johann Friedrich Herbart (1776-1841) fast vollständig vertreten.

3. KATALOGE

Standortkatalog

[Aufstellung nach großen Sachgruppen, innerhalb der Sachgruppen chronologisch]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Eichhorn, K.: Katalog der Gymnasialbibliothek. Heft 1-8. Meiningen 1904-1911 (Einladungsschrift zur Feier des Henflingschen Gedächtnistages, 1904-1911) Ambronn, Hans: Leichenpredigten-Sammlung im Besitz des Kreiskirchenamtes Meiningen. Regensburg 1960 (Korb'sches Sippenarchiv. Die Fundgrube 17)

Stand: Januar 1994

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.