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Bibliothek des evangelisch-lutherischen Pfarramts Sulzbach und des Dekanatsbezirks Sulzbach-Rosenberg

Adresse. Evangelisch-lutherisches Dekanat Sulzbach-Rosenberg, Pfarrplatz 6, 92237 Sulzbach-Rosenberg [Karte]
Telefon. (09661) 891-150
Telefax. (09661) 891-101

Unterhaltsträger. Evangelisch-lutherischer Dekanatsbezirk Sulzbach-Rosenberg
Funktion. . Bibliothek des Pfarrkapitels Sulzbach-Rosenberg und religionspädagogische Bibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und Geschichte, besonders aus dem Bereich der heutigen Oberpfalz; religionspädagogische Literatur. Benutzungsmöglichkeiten. Nach Voranmeldung im Sekretariat des evangelisch-lutherischen Dekanats. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Dekanat. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung und Terminvereinbarung notwendig. Bahnstation Sulzbach-Rosenberg (Strecke Nürnberg-Furth i.W.); von dort 10 Minuten Fußweg. - A 6 (Nürnberg-Amberg), Ausfahrt Sulzbach-Rosenberg, dann noch 10 km. Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage am Schloß.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek des evangelischen Pfarramts als Nachfolgerin der ehemaligen Kapitelsbibliothek erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte und ist eng mit der alten Kirchenbibliothek Sulzbach verknüpft. Vermutlich vom Beginn des 12. Jhs an existierte in Sulzbach eine Pfarrei zu Unserer Lieben Frau. Seitdem wurden zur Pflege von Liturgie und Wissenschaft Bücher geschenkt oder angeschafft, in stärkerem Maße ab der Mitte des 14. Jhs. Ein Salbuch der Pfarrkirche von 1446 mit Nachträgen bis ins frühe 16. Jh weist 51 liturgische Bücher aus, davon 49 Hss. Neuzugänge an Liturgica bis etwa 1518 sind darin nur unvollständig erfaßt, wenigstens 2 Hss. und 10 Inkunabeln sind zusätzlich anzurechnen. Des weiteren besaßen zumindest ab dem frühen 15. Jh mehrere Kleriker und Benefizien, vornehmlich aber die Prädikatur, eigene Büchersammlungen. Aus diesen und anderen Quellen erwuchs spätestens ab Mitte des 15. Jhs eine Kirchenbibliothek. Ein konkretes Gründungsdatum liegt allerdings nicht vor. Älteste wörtliche Nennungen stammen etwa aus der mittleren zweiten Hälfte des 15. Jhs und befinden sich in den Deckelspiegeln zweier Sulzbacher Kodizes (heute in der Bibliothèque Nationale Paris und in der Bodleian Library Oxford). Sie bezeichnen eine Bücherei in der oberen Sakristei der Pfarrkirche zu Bildungszwecken des Ortsklerus.

1.2 Die wichtigste Grundlage bildeten die Buchbestände der 1411 gestifteten Predigerstelle und ihrer Inhaber. Ein Nachtrag von 1489 im Pfarrkirchensalbuch sowie eine Urkunde von 1458 belegen den Kauf der Bibliothek von Mag. Michael Reuschel (Stadtprediger um 1444-1469; † 1489) für die Pfarrkirche. Da von der Kaufsumme ein unbezahlter Rest von 130 fl. übrigblieb, ist auf einen größeren Bestand zu schließen. Bei 13 erhaltenen Hss. findet sich noch der Verkaufsvermerk " pertinet ad vendicionem librorum predicature". Der Feder Mag. Jodocus Brunners (Stadtprediger 1472-1497; † 1499) entstammt die höchste aus der Zeit vor 1500 bekannte Signatur einer Predigthandschrift (69; jetzt Paris, Bibliothèque Nationale). Brunner legte 1475 ein nicht mehr erhaltenes Verzeichnis seiner Hss. und Inkunabeln an, die er testamentarisch zum Verbleib in Sulzbach bestimmt hatte. Den aus einigen seiner Bücher in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrten Inskriptionszetteln sind zwar nur Schenkungen an bestimmte Meßbenefizien und nicht an eine allgemeine Kirchenbibliothek zu entnehmen. Doch aufgrund seines Umfangs und einer wohl im Verlauf einiger Jahrzehnte nach Brunners Tod erfolgten Eingliederung kann man von einem bedeutenden Legat ausgehen. Das ungefähre Schenkungsjahr 1474 galt zugleich als das vermeintliche Gründungsjahr der Bibliothek. 1529 wurde an der Nordwestecke der Pfarrkirche ein Anbau errichtet, dessen Obergeschoß bis 1780 die alte Kirchenbibliothek beherbergte. Mehrere Schenkungen ließen ihren Bestand (einschließlich der Liturgica) bis um 1542 schätzungsweise auf 200 bis 250 Bde anwachsen. Darunter befanden sich etwas weniger als die Hälfte Inkunabeln, den größeren Teil machten zeitgenössische Werke aus.

1.3 Die Einführung der lutherischen Reformation (1542/43) zog den Verlust der meisten liturgischen und einiger anderer Bücher nach sich. Dies betraf aber offensichtlich mehr Hss. als Inkunabeln. Zwischen 1990 und 1992 wurden in verschiedenen Archiven rund 200 Fragmente wiederentdeckt, mit denen man bis gegen Mitte des 17. Jhs Akten etc. eingebunden hatte. Unter Superintendent Johann Jugler (1580-1613) wurde die alte Kirchenbibliothek stark vergrößert und neu eingerichtet. 1599 schenkten ihm Bürgermeister und Rat der Stadt Sulzbach zwei Bände mit eingemaltem Stadtwappen mit Lukas Osianders Epitomes historiae ecclesiasticae centuriae I-VII (Tübingen 1592-1599). Bei einer Kirchenvisitation von 1599 wird festgehalten, daß Jugler ein Verzeichnis der Kirchenbibliothek gefertigt habe. In diesem Jahr wurden 30 Gulden für Neuanschaffungen von Büchern ausgegeben. Pfalzgraf Ottheinrich II., der Gründer der öffentlichen Hof- und Hausbibliothek in Sulzbach, hatte wahrscheinlich einen Zuschuß dazu gegeben. Die Kirchenrechnung von 1603 enthält den Ausgabebetrag von 3 Gulden 2 Schilling 16 Kreuzer für Anschaffung neuer Bücher. Je einen Foliodruck von 1508 und 1476 widmeten 1607 der Amberger Stadtmedikus Dr. Johannes Rosa sowie 1611 Dr. Heinrich Tettelbach, Superintendent von Burglengenfeld. Möglicherweise kamen nach Juglers Tod 1613 noch Bücher aus seinem Nachlaß in die Bibliothek, ansonsten dürfte sie bis zur Einführung der Gegenreformation 1627 keine größere Erweiterung mehr erfahren haben.

1.4 Offensichtlich überstand die alte Kirchenbibliothek die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, in dem die Hof- und Hausbibliothek im Schloß geplündert wurde. Es ist nicht ganz klar, ob und, wenn ja, wann der heutige Altbestand der Kapitelsbibliothek von der Kirchenbibliothek getrennt wurde. Dies geschah möglicherweise zu Beginn der Gegenreformation, als Superintendent Heilbrunner als Hofprediger in das Schloß umziehen mußte, oder unter seinem Nachfolger Superintendent Theodosius Wider, der nach der Wiederherstellung des evangelischen Kirchenwesens 1649 diesen Teil als Handbibliothek des Superintendenten in den Pfarrhof übernommen haben könnte. Die Trennung der Bestände erfolgte möglicherweise auch durch die Jesuitenpatres, die von 1627 bis 1649 den Pfarrhof bewohnten. Sie muß, wenn überhaupt, vor Einführung des Simultaneums im Jahre 1653 geschehen sein. Später wäre eine Veränderung nicht mehr möglich gewesen, denn der heutige Altbestand erscheint nicht im Verzeichnis Meinels ( s. u. 1.6). Wahrscheinlich wuchsen jedoch bald nach Einführung des Simultaneums, der gleichmäßigen Aufteilung des Kirchengutes auf beide Konfessionen, zwei konfessionell getrennte Bibliotheken und damit auch die evangelische Kapitelsbibliothek heran, während die alte Kirchenbibliothek als Simultaneigentum zunehmend brach lag.

1.5 Aus der Zeit zwischen 1745 und 1753 ist ein Katalog (offenbar der evangelischen Kapitelsbibliothek) mit 589 Nummern erhalten, z. T. mehrbändige Werke oder Sammelbände. 202 Nummern sind undatiert. Auf das 16. Jh (vorwiegend zweite Hälfte) entfallen 37 Nummern, auf das 17. Jh 98 und auf die erste Hälfte des 18. Jhs 161 Nummern. Von den 91 Sammelbänden enthalten 5 Schriften aus dem 16. Jh, 18 Schriften aus dem 17. Jh und 43 aus dem 18. Jh (zusätzlich jeweils eine Reihe von undatierten Schriften). Zehn Bde enthalten Schriften aus dem 17. und 18. Jh. Etwa ein gutes Drittel der genannten Erscheinungsjahre liegt zwischen 1700 und 1745. Insgesamt dominieren Werke protestantischer Theologen.

1.6 Von den im Anbau der Kirche verbliebenen Büchern der alten Kirchenbibliothek fertigte Inspektor Johann Leonhard Meinel (Amtszeit 1741-1777) ein Verzeichnis, das in einer Abschrift von 1762 erhalten ist ( s. u. 3.2). Die darin erfaßte Situation entspricht wohl bis auf wenige Neuzugänge dem Zustand zwischen Juglers Neueinrichtung ( s. o. 1.3) und der Gegenreformation (1627), zu dem allerdings möglicherweise noch der unter 1.4 genannte Bestand gerechnet werden muß. Nur 17 der 772 Bde enthalten nach Juglers Tod (1613) erschienene Werke. Es finden sich 43 datierte Inkunabelbände (darunter ein Sammelband mit z. T. späteren, angebundenen Werken). 116 Bde enthalten zwischen 1500 und 1542 gedruckte Titel (darunter 23 Sammelbände mit 59 Titeln vor 1542 sowie 14 Sammelbände mit 39 Titeln, davon 19 nach 1542). Die im wesentlichen auf Jugler zurückgehende Einteilung erfolgte in unbezeichnete größere Gruppen und innerhalb dieser nach Formaten. Die mit Theologica belegten Fächer (Bde 1-120, darunter 66 Hss. und 25 datierte Inkunabelbände) bergen außer 8 eindeutig nachreformatorischen Bänden offenbar einen über 100 Nummern starken Restbestand der vorreformatorischen Kirchenbibliothek. Die Bde Nr. 121-460 enthalten neben 4 Inkunabeln und einem vorreformatorischen Druck von 1516 fast ausschließlich protestantische theologische Literatur des 16. und beginnenden 17. Jhs. Diese weitgehend wohl von Jugler aufgebaute Sammlung stellt mit 320 Bdn den größten geschlossenen Teil dar. Die Nummern 461-540 bilden einen Mischbestand ohne erkennbare Systematik aus Hss., Inkunabeln und späteren Drucken diversen geistes- und naturwissenschaftlichen Inhalts, der möglicherweise auf inkorporierte Bestände von Privatbibliotheken hinweist. Bei den Nummern 541-663 dominieren Drucke der zweiten Hälfte des 16. Jhs aus den Bereichen Philologie und Literatur, bei denen es sich vielleicht um die Bibliothek für das Gymnasium handelt, das 1616 zum Gymnasium Illustre erhoben wurde. Bei den Nummern 664-772 handelt es sich fast ausschließlich um medizinische Literatur aus den beiden mittleren Vierteln des 16. Jhs. Bis auf eine Ausnahme liegen hier alle Erscheinungsjahre vor Juglers Amtszeit (1580-1613), was auf eine Sammlung aus vorreformatorischer Zeit hindeuten könnte. Der jüngste im Gesamtbestand von vor 1762 verzeichnete Titel datiert von 1662 (Nr. 268). In der heutigen evangelischen Kapitelsbibliothek war nur ein Werk aus diesem Verzeichnis enthalten (Gersons De imitatione Christi, Ulm 1487; vor 1977 entwendet).

1.7 Die weitgehend außer Benutzung geratene und verkommene Simultanbibliothek (alte Kirchenbibliothek) im spätgotischen Anbau der Pfarrkirche wurde 1780 " mit Bewilligung einer Churfürstl. Regierung und beiderseits Hochwürd. Geistlichkeit" um 100 Gulden an Hofrat Clemens von Oefele verkauft. Nach der Ordnung des Simultaneums wurde der Erlös unter den beiden Konfessionen aufgeteilt. Die näheren Umstände dieses " Verkaufs", der einer Verschleuderung gleichkam, erhellen die Akten ( s. u. 4.1, Oefeleana 84). Möglicherweise wurde der Verkauf weit unter Wert auch damit erzwungen, daß die Mehrzahl der Bücher zu den im Kurfürstentum Bayern verbotenen Büchern zählte. Sulzbach gehörte seit 1777 zum Kurfürstentum Bayern. Oefele reihte nach einem eigenhändigen Vermerk nur rund 450 der 772 vorhandenen Bände in seine Münchner Bibliothek ein, den Rest hatte er auf unbekannte Art und Weise weggegeben. Bevor er 1785 in Geldnot seine Sulzbacher Bände an das regulierte Augustinerchorherrenstift Rottenbuch veräußerte, nahm er zahlreiche Inskriptionszettel aus den Büchern heraus, die in der Bayerischen Staatsbibliothek (Oefeleana 84 und 466) erhalten sind. Bei Plünderungen des Rottenbucher Klosters durch französische Truppen gingen 1796 und 1800 mehrere Sulzbacher Bände verloren (teils wiederentdeckt in der Bibliothèque Nationale Paris). 1803 transferierte man mit der Klosterbibliothek den immer noch umfangreichen Sulzbacher Restbestand nach München in die Hofbibliothek. Heute sind dort in der Bayerischen Staatsbibliothek mindestens 23 Inkunabeln (in 22 Bdn) aus der alten Sulzbacher Simultanbibliothek nachweisbar. Die Suche nach weiteren Frühdrucken ist im Gange. Ermittelt wurden bisher an mittelalterlichen Sulzbacher Hss. außerdem 12 in Paris, 3 in St. Gallen sowie je eine in Brüssel, Darmstadt, Oxford und Sulzbach-Rosenberg ( s. u. 4.2, Diss. Lommer).

1.8 Diesem Bestand an verlorenen Frühdrucken steht heute der kleine Rest der alten Kapitelsbibliothek gegenüber, der nach einem 1910 wohl von Pfarrer Wilhelm Geyer erstellten Verzeichnis 62 gedruckte Bde und 5 Hss. aufweist. Die Zahl der Titel ist allerdings größer, da viele Einzelschriften und Dissertationen in Sammelbänden zusammengefaßt sind.

1.9 Im Jahre 1828 klagte Stadtprediger Dr. Georg Christoph Gack (Dekan von 1830 bis 1867), daß die Kapitelsgeistlichen den vorgeschriebenen Gulden für die Bibliothek nicht bezahlten. Offenbar war damals ein Anfang gemacht worden, eine Reihe guter Werke für das Pfarrkapitel anzukaufen. Aber erst unter Dekan Kirchenrat Christian Hopfmüller (1901-1919) wurde die (neue) Kapitelsbibliothek planmäßig erweitert. Die Mittel dazu stammten aus Beiträgen der Pfarrer und aus Zinserträgen der Sulzbacher Pfarrwitwen- und -waisenkasse.

1.10 Im Jahre 1967 wurde die Bibliothek durch Dekan Hans Wiedemann neu geordnet. Der alte Kapitelssaal im Erdgeschoß des Pfarr- und Dekanatsgebäudes, der nach Auflösung des Simultaneums (1957) freigeworden war, bot Raum zu einer großzügigen Neuaufstellung nach Formaten. Eine Erweiterung in den letzten Jahrzehnten erfolgte vor allem durch historische und religionspädagogische Literatur. 1992 bis 1994 war die Bibliothek aufgrund einer Sanierung des Gebäudes ausgelagert, ist aber ab 1995 (im ersten Obergeschoß) wieder benutzbar. Unter Beibehaltung der Aufstellungssystematik ist die Erstellung neuer Kataloge geplant.

Günter Heidecker

Markus Lommer

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt einen historischen Bestand von 881 Titeln, darunter 22 Hss. Diesem stehen aus dem 20. Jh 2609 Titel gegenüber. Da die Auszählung nach dem Systematischen Katalog erfolgte, sind möglicherweise durch Mehrfachnennungen einige Titel doppelt gezählt worden. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 3490 Titeln umfaßt der historische Bestand 25 Prozent. Davon entfallen auf das 16. Jh 20 Prozent, auf das 17. Jh 8, auf das 18. Jh 19 und auf das 19. Jh 53. Die Bibliothek besitzt einen unter Inkunabeln eingereihten Druck aus Hagenau von 1503 (Bernardinus de Busti, Rosarium Sermonum, Pars II). Das 16. Jh ist mit 176 Titeln vertreten (durch den Ausbau der Bibliothek unter Superintendent Jugler 1580-1613), das 17. Jh mit 74, das 18. Jh mit 165 und das 19. Jh mit 466.

2.3 Von den Titeln des 16. Jhs sind 106 in lateinischer Sprache, einer lateinisch-griechisch, 2 deutsch-lateinisch und 67 in deutscher Sprache. Im 17. Jh überwiegen die deutschen Titel mit 44 gegenüber 28 lateinischen und 2 griechisch-lateinischen, im 18. Jh die deutschen Titel mit 101 gegenüber 60 lateinischen, einem griechischen und einem hebräischen Druck aus der Sulzbacher hebräischen Druckerei. Aus dem 19. Jh liegen neben 438 deutschen Titeln 21 lateinische, 3 griechische, 2 englische und 2 hebräische (ebenfalls aus der Sulzbacher Druckerei) vor. Systematische Übersicht

2.4 Die systematische Beschreibung erfolgt anhand des in 33 Gruppen eingeteilten Katalogs von 1967 mit den Nachträgen von 1973 und 1987. Theologische und historische Schriften stellen die meisten Titel. Zahlen in Klammern geben den Bestand aus dem 20. Jh an.

2.5 Zur Geschichte des Kirchenbezirks Sulzbach-Rosenberg sowie zu den einzelnen Pfarreien sind 82 (227) Titel vorhanden. Hier finden sich die alten Kirchenordnungen der Reformationszeit, die Generalvisitationsartikel von 1579, Kirchengesänge deutsch und lateinisch von 1557 und 1570, ein Sulzbacher Gesangbuch von 1774, die Vollständige Pfalzsulzbachische Liturgie von 1794 und Schriften zur Auseinandersetzung um das Simultaneum aus dem 18. Jh. Vorhanden sind außerdem Johannes Brauns Nordgau-Chronik von 1648 in Abschrift (zweite Hälfte 17. Jh) und 2 Bde der " Litterae Annuare Collegiae Soc. Jesu Ambergense" (Hs. aus dem 17. und 18. Jh). In der Gruppe " Geschichte der weiteren Oberpfalz" stehen 33 (117) Titel, in der Gruppe " Geschichte und Kirchengeschichte Bayerns" (ohne Oberpfalz) 14 (181) Titel, in der Gruppe " Geschichte und Kirchengeschichte" (ohne Bayern) 24 (133) Titel. Ferner sind 27 (66) Biographien vorhanden.

2.6 Die Gruppe Bibel und Exegese ist unterteilt in Bibelausgaben mit 27 (16) Titeln, Allgemeines zur Bibel mit 5 (35) Titeln, Altes Testament mit 18 (69) Titeln und Neues Testament mit 17 (54) Titeln. Erwähnenswert sind Luthers Die Propheten alle deutsch (Wittenberg 1532) und der durch J. E. von Seidel geförderte Versuch einer ersten ökumenischen Bibelübersetzung durch Leander van Eß (Sulzbach 1820 und 1840).

2.7 Bei der Systematischen Theologie sind 19 (131) Titel vorhanden, bei der Praktischen Theologie 3 (166), bei Predigten 31 (38), in der Gruppe Unterricht, Schule, Erwachsenenbildung 38 (411) Titel. Darunter finden sich Katechismus-Ausgaben aus dem 16. und frühen 17. Jh. Die Gruppe Äußere Mission weist 7 (58) Titel und die Gruppe Innere Mission 6 (82) Titel auf.

2.8 Die Liturgik enthält 22 (51) Agenden, darunter die verschiedenen Entwürfe zu einer bayerischen Agende von 1856 und Chorordnungen aus dem 18. Jh, außerdem 63 (75) Titel Kirchenmusik. Es findet sich eine Sammlung von Gesangbüchern aus dem 18. bis 20. Jh. Die Gruppe Erbauliches (Gebet- und Andachtsbücher) weist 36 (23) Titel auf. Die Gruppen Konfessionskunde, Kirchenrecht und Statistik enthalten 12 (49), 8 (82) und 14 (8) Titel.

2.9 Die Gruppe von Schriften aus der Reformationszeit und der Frühorthodoxie umfaßt 107 (4) Titel, darunter die Jenaer Lutherausgabe von 1560, eine Ausgabe von Johannes Brenz (Tübingen 1576-1590) und 9 Bde mit Werken Melanchthons aus den Jahren 1523 bis 1563. 52 Titel bilden eine Gruppe mit Schriften verschiedenen Inhalts bis zum Ende des 16. Jhs.

2.10 In vier Untergruppen gliedern sich die Schriften ab dem 17. Jh: Theologie (28 Titel), Predigtbände von 1630 bis 1736 (11), Dissertationen und Schriften verschiedenen Inhalts. Die 70 theologischen Dissertationen aus der Zeit von 1587 bis 1882 entstammen den Universitäten Altdorf, Erlangen, Wittenberg, Leipzig, Göttingen, Jena, Halle und Franequer (Niederlande); dazu gehören auch Schulreden aus Sulzbach, Hof, Regensburg, Bayreuth, Schneeberg und Chemnitz. Nach welchen Gesichtspunkten die Dissertationen gesammelt wurden, ist unklar. Einen Großteil stellt die Altdorfer Universität. Es scheint sich nicht um Stipendiaten der Sulzbacher Erziehungsstiftungen gehandelt zu haben.

2.11 Unter den 23 Schriften verschiedenen Inhalts findet sich ein hebräischer Druck, Seder slichot mikol haschana d. h. " Buch von der Vergebung während des ganzen Jahres" (Sulzbach 1780). Bei den Personalschriften stehen 24 Titel (Lebensläufe, Hochzeitsansprachen und Nachrufe für verschiedene Bürger von 1577 bis 1867 sowie für Pfarrer und Pfarrwitwen, aber auch ein Nachruf auf Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz). Nachschlagewerke sind mit 6 (17) Titeln vertreten, lateinische und griechische Klassiker mit 27, Schriftenreihen und Zeitschriften mit 16 (33). Erwähnenswert ist die Zeitschrift für Protestantismus und Kirche (Erlangen 1848 ff., 3 Bde).

2.12 Die Gruppe Verschiedenes enthält 9 Titel, darunter hebräische Drucke aus der Sulzbacher Druckerei im 19. Jh. 19 (97) Schriften von Verfassern aus dem Bereich des Dekanats bilden die Schlußgruppe ( u. a. Hans Ammon, Ammon-Weigel, Maximilian Weigel, Franz Philipp Florin, Georg Christoph Gack, D. Georg Pilhofer, Karl-Gerhard Steck, Hans Wiedemann).

Günter Heidecker

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Verfasserkatalog

[in Zettelform; ab 1967, nach hauseigenen Regeln; auch als gebundenes Heft]

Systematischer Katalog

[1967 erstellt; Nachträge 1973 und 1987]

Standortkatalog [ab 1978]

Eine computergestützte Neukatalogisierung nach hauseigenem System wird 1998 abgeschlossen sein.

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Pfarrkirchensalbuch 1446, mit Nachträgen bis ca. 1508 [verzeichnet liturgische Bücher der Stadtpfarrei auf fol. 4rv; Katholisches Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg St. Marien Sig. I,1; cf. 4.2, Ineichen-Eder, S. 515-518]

Verzeichnis der Kirchenbibliothek Sulzbach

[erstellt von Inspektor Johann Leonhard Meinel (Amtszeit 1741-1777); Abschrift von 1762 in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Cbm Cat. 608]

Bücherverzeichnis der evangelischen Kapitelsbibliothek [angelegt zwischen 1745 und 1753; Evangelisches Dekanatsarchiv Sulzbach-Rosenberg Sig. 1013]

Bücherverzeichnis der evangelischen Kapitelsbibliothek [erstellt 1910; ebda Sig. 103]

Bücherverzeichnis der evangelischen Kapitelsbibliothek [erstellt 1958; ebda Sig. 1014]

Alte Kapitelsbibliothek im Dekanat Sulzbach i. O. [Bücherverzeichnis, wahrscheinlich von Wilhelm Geyer 1910 erstellt; seinen Textentwürfen zur Pfarrbeschreibung 1914 beigebunden; Evangelisches Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg Christuskirche Sig. 16]

Katalog einer Sulzbacher Bibliothek

[hschr., vor 1723; 2 separate, nach Autoren geordnete Reihen mit 958 und 228 Bdn; bezieht sich nicht auf die Sulzbacher Kirchenbibliothek, wie Ineichen-Eder, Mittelalterliche Bibliothekskataloge (MBK) IV.1, S. 517 annimmt, sondern auf eine andere Sulzbacher Bücherei; Bibliothèque Nationale Paris n. a. lat. 359]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Kirchenrechnungen [im Evangelischen und Katholischen Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg Christuskirche und St. Marien; bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg erhalten (ab zweite Hälfte 16. Jh), allerdings nicht vollständig, da durch das Simultaneum die evangelische Gemeinde nur jedes zweite Jahr den Kirchenpfleger stellte. Diese Archivalien wurden noch nicht systematisch im Hinblick auf Bibliotheksausgaben durchforscht. Hinweise auf eine Bibliothek im Haus des evangelischen Kaplans und Predigers Gregorius Pfefferkorn finden sich in der Vacierenden Messen-Rechnung von 1549, Katholisches Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg St. Marien Sig. III,5]

Magistratsurkunde vom 7.3.1458 [im Stadtarchiv Sulzbach-Rosenberg Sig. U 390]

Akten zur Kapitelsbibliothek [im Evangelischen Dekanatsarchiv Sulzbach-Rosenberg Sig. 103 und 123]

Daten über die simultane Kirchenbibliothek und ihren Verkauf 1780 [Bayerische Staatsbibliothek München Cbm Cat. 608, Oefeleana 84 und 466 sowie Rufiana IX, 134; außerdem Kirchenrechnung von 1780 (Evangelisches Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg Christuskirche R 55 Bd II)]

Beschreibung der evang.-luth. Pfarrei Sulzbach von Pfarrer Wilhelm Geyer aus dem Jahre 1914 [hschr.; Evangelisches Pfarrarchiv Sulzbach-Rosenberg Christuskirche Sig. 14]

Braun, Johannes: Nordtgauisches Chronicum. Bayreuth 1648 [Hs. in der Bayerischen Staatsbibliothek Cgm 3076. Die in der Bibliothek befindliche Abschrift aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs trägt den Titel " Chronicum Nordgaviense" (Erstedition: Alfred Eckert, Hrsg.: Johannes Braun, Nordgauchronik. Amberg 1993). Sie enthält hschr. Nachträge bis zum Jahr 1738. Dort auch Erwähnung der angeblichen Bibliotheksgründung um 1474 durch Jodocus Brunner und der Erweiterung durch Jugler.]

4.2 Darstellungen

Gack, Georg Christoph: Geschichte des Herzogthums Sulzbach. Leipzig 1847

Leidinger, Georg: Oefeleana I. In: Forschungen zur Geschichte Bayerns 13 (1905) S. 230-231 Geyer, Wilhelm: Bibliotheken in Sulzbach. In: Sulzbacher Heimatblätter (1921) Nr. 3, S. 36-38 [behandelt auch die alte Kirchenbibliothek]

Ineichen-Eder, Christine Elisabeth: Mittelalterliche Bibliothekskataloge (MBK). Bd 4. München 1962, S. 515-518

Die evang.-luth. Pfarrbücherei. Ein Schatzkästlein. Fundgrube zur Heimatgeschichte. In: Sulzbach-Rosenberger Zeitung vom 29. März 1967 [berichtet über die Neuordnung 1967 durch Hans Wiedemann]

Glauche, Günter: Mittelalterliche Handschriften und frühe Drucke in der Stiftsbibliothek Rottenbuch. In: Hans Pörnbacher (Hrsg.): 900 Jahre Rottenbuch. Beiträge zur Geschichte und Kunst von Stift und Gemeinde. Zweite, verbesserte und erweiterte Aufl. Weißenhorn 1980 [S. 111-112 über die alte Kirchenbibliothek]

Heidecker, Günter; Lösche, Johannes; Roth, Gerhard; Schunk, Friedrich (Hrsg.): Evang.-Luth. Dekanat Sulzbach-Rosenberg. Erlangen 1990 Lommer, Markus: Musica Sacra Solisbacensis. Diplomarbeit. Regensburg, kath.-theol. Fakultät 1991 [mschr.; enthält auch die Geschichte der Bibliothek]

Lommer, Markus: Die Geschichte der Sulzbacher Kirchenbibliothek. In: Sulzbach-Rosenberger Zeitung vom 26. Februar, 5. März, 9. März und 12. März 1994

Lommer, Markus: Geist und Geistlichkeit " im finstern babstum". Prädikatur, Kirchenbibliothek und Lateinschule in der vorreformatorischen Stadtpfarrei Sulzbach auf dem Nordgau [in Arbeit befindliche Diss. der Universität Regensburg; erscheint voraussichtlich in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 32 (1998)]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

450 Jahre Reformation im Fürstentum Sulzbach. Ausstellungskatalog des Stadtmuseums Sulzbach-Rosenberg. Amberg 1992

Stand: Januar 1994

Markus Lommer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.