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Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Superintendentur Gotha-Gräfentonna

Adresse. Stadtkirchenamt Gotha, Jüdenstr. 27, 99867 Gotha [Karte]
Telefon. (03621) 30 58 11
Telefax. (03621) 30 58 29

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Superintendentur Gotha-Gräfentonna
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und Kirchengeschichte des 16. bis 19. Jhs.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Hauptbahnhof Gotha Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) Richtung Markt oder Straßenbahnverbindung (Linie 1) bis Haltestelle Myconius-Platz. A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek der Superintendentur Gotha-Gräfentonna entstand aus verschiedenen Quellen. Zunächst sind in ihr Bücher aus Sammlungen anzutreffen, die früher in der Stadt existierten. Ein Bestand stammt aus der Bibliothek der Margarethenkirche. Schon im 11. Jh soll die Margarethenkirche, die älteste Pfarrkirche Gothas, durch den Hl. Gotthard erbaut worden sein. Der 1494 begonnene Bau, eine dreischiffige Hallenkirche, wurde 1646 durch eine Feuersbrunst gänzlich zerstört und 1652 umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie bis auf den Turm und Teile der Umfassungsmauern zerstört und bis 1952 in freier Anlehnung an den früheren Bau neu errichtet. Die barocken Ausstattungsstücke wurden gerettet, bewahrt wurde auch die Kirchenbibliothek. Die frühesten Belege für ihr Vorhandensein dürften in dem Eintrag " In: S: Margretenn Kirchenn Gehörick Anno 1570 Denn 7 octobris" im Psalterium Davidis (Frankfurt/Oder 1566) und in der Prägung " Kirch Gotha D Margarethae" auf dem Einband der Apologia (Dresden 1584) vorliegen. Weitere Provenienzvermerke dieser Art stammen aus dem 17. und 18. Jh.

1.2 Ein weiterer Teilbestand stammt aus der Bibliothek der Augustinerkirche. In Gotha wurde um 1258 von Mönchen des Einsiedlerordens des Hl. Augustin ein Kloster begründet, das bis 1530 bestand. Seit 1520 wurde die Reformation eingeführt, über deren Verlauf der Gothaer Reformator Friedrich Myconius (1490-1546), ab August 1524 in der Stadt, 1539 nach Leipzig berufen, in einer autobiographisch geprägten handschriftlichen Chronik berichtet. Das Manuskript befand sich ursprünglich im Besitz der Kirchenbibliothek, später im Konsistorialarchiv. Auf Befehl Herzog Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg wurde es in die 1647 gegründete Herzogliche Bibliothek auf dem Friedenstein überführt (s. Eintrag Forschungs- und Landesbibliothek Gotha). Die Augustinerkirche ist durch einen Kreuzgang mit dem ehemaligen Klostergebäude verbunden, in dessen oberem Stockwerk seit 1524 das neubegründete Gymnasium untergebracht war. Es galt lange Zeit als Musteranstalt für ähnliche Einrichtungen in Deutschland. Im Untergeschoß waren die " Bürgerschulen und die sehr bändereiche Schulbibliothek" untergebracht (s. Eintrag FLB Gotha). Von der alten Klosterbibliothek finden sich keine Bände in der Bibliothek der Augustinerkirche, die eine spätere Gründung ist. Vermerke wie " gehört in die Klosterkirche" oder " in die Kirche zu St. Augustin" sind erst in Werken aus dem 17. und 18. Jh anzutreffen.

1.3 Ein dritter Bestand geht auf die Alte Schloßkirchenbibliothek zurück. Eine Anzahl Bände stammt aus der Bibliothek der 1643 eingeweihten Herzoglichen Hofkirche, die durch Vermächtnisse aus den hinterlassenen Bibliotheken der Hofgeistlichen entstand und aus Mitteln der Hofkirchkasse vermehrt wurde (vgl. Schwenke, 1893, Nr. 593). Sie zählte Ende des 19. Jhs 617 Bde, die später größtenteils in die Herzogliche Bibliothek gelangten (s. Eintrag FLB Gotha). Zum Andenken an die Ordination in der Hofkirche wurden von den Pfarrern, wie aus zahlreichen Einträgen hervorgeht, Bücher gestiftet. Eine weitere Grundlage für die Erwerbung waren Dedikationsexemplare von Pfarrern, die befördert worden waren. Des weiteren sind zu nennen die Pfarrbücherei der Schloßgemeinde Gotha, eine qualitätvolle Lesebibliothek, aus der biographische und belletristische Werke in den Bestand gelangten. Schließlich stammt Literatur des 19. Jhs auch aus der Bibliothek des 1780 gegründeten Schullehrer-Seminars das Herzog-Ernst-Seminar war seit 1865 im Augustinerkloster untergebracht und aus der Bibliothek des Homiletischen Seminars.

1.4 Zu diesen Beständen aus Gothaer Kirchen und Schulen kamen Bücher aus den Kirchen benachbarter Orte hinzu, die der Bibliothek zur Aufbewahrung übergeben wurden. Aus der Kirchenbibliothek Siebleben, die 1580 ihren Anfang nahm, stammen z. B. eine Endter-Bibel von 1667 und ein Gothaisches Kirchen-Buch von 1724. Aus der Kirchenbibliothek Sundhausen, die 1924 etwa 200 Bde zählte, werden ein Corpus doctrinae Christianae (Jena 1570; auf dem Einband " Sunthausen 1607") und über 20 Bde aus dem 17. Jh aufbewahrt. 1751 wurden für 6 Reichstaler Melanchthons Omnia opera (Wittenberg 1562-1564) aus der Cyprianschen Bibliothek erworben.

1.5 Die Kirchenbibliothek wurde durch Ankäufe antiquarischer Art, u. a. auf Versteigerungen, laufend ergänzt. Die in der Bibliothek vorhandenen, in Antwerpen zwischen 1553 und 1634 erschienenen Bibelkommentare des Cornelius Cornelii a Lapide tragen z. B. ein " Ex libris Bibliothecae Gerhardinae". Vermutlich gelangten diese Bände im Zusammenhang mit der Übernahme der Gerhardina durch die Hofbibliothek in den Bestand der Kirchenbibliothek (s. Eintrag FLB Gotha). Ähnlich war der Vorgang mit den Cyprianischen Provenienzen. Im Rahmen der testamentarisch verfügten Auflösung der Privatbibliothek Ernst Salomon Cyprians (1673-1745) gelangten zahlreiche Bände in den Bestand (s. u. 2.5). In einzelnen Fällen ist die Kirchenbibliothek auch durch Geschenke Gothaer Bürger bereichert worden.

1.6 Aus einem Schreiben von 1924 (s. u. 4.1) geht hervor, daß zu dieser Zeit noch zwei Kirchenbibliotheken in der Stadt vorhanden waren, eine, die der Stadtgemeinde und eine, die der früheren Hofgemeinde gehörte. " Die Bücher sind teilweise, unter Vorbehalt des Eigentumsrechts der Kirchgemeinden, der Landesbibliothek zugeführt worden, um sie allgemeiner Benutzung zugänglicher zu machen." Es bestehe die Absicht, beide in einem dafür geeigneten Raum im Gemeindehaus aufzustellen und sie zu diesem Zweck neu zu ordnen und neu zu katalogisieren. Erwähnt wurde außerdem noch eine Bibliothek des Kirchenkreises Gotha Land, die 273 Titel (Erscheinungsjahre seit den sechziger Jahren des 19. Jhs) zählte. Vermutlich in den zwanziger Jahren wurden alle diese Bücher unterschiedlicher Herkunft neu bearbeitet, zu einer Einheit verschmolzen und mit dem Stempel " Kirchenbibliothek zu Gotha" gekennzeichnet. Als Ergebnis entstand ein dreigeteilter Zettelkatalog, der den Bestand nach Autoren, Sachgruppen und Titeln erschloß. Er wurde auf dem laufenden gehalten; in der Zeit von 1960 bis 1980 nahm sich besonders Pfarrer Arno Ludwig (1907-1981) der Bibliothek an.

1.7 Die Kirchenbibliothek befindet sich heute an dem gleichen Ort, wo sich im 19. Jh die Schulbibliothek befand. Auch die Schulen haben ihre Spuren im Bestand hinterlassen. Einträge wie " Der II. Bürgerschule gehörig" und Stempel wie " Lehrer-Bücherei der Realschule zu Gotha" sind anzutreffen. Die traditionsreiche Büchersammlung, ihrer Entstehung nach die älteste der Stadt, wird auch heute noch durch Schenkungen und Übernahmen kontinuierlich erweitert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt etwa 5000 Bde, davon gehören 2772 (55 Prozent) zum historischen Bestand, der in den Regalen ermittelt wurde: 16. Jh 65 (2,3 Prozent), 17. Jh 154 (5,6 Prozent), 18. Jh 643 (23,2 Prozent), 19. Jh 1910 (68,9 Prozent). Vom historischen Bestand sind 2601 Bde (93,8 Prozent) in deutscher Sprache, 164 (5,9 Prozent) in Latein und 7 in weiteren Sprachen.

Systematische Übersicht

2.2 Die Aufstellungssystematik besteht aus 18 Hauptgruppen, die nach praktischen Erfordernissen mehrfach untergliedert sind. Die Sachgruppe " Bibeltexte, Bibelübersetzungen, Konkordanzen" (A) umfaßt 105 Bde (3,8 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 12, 18. Jh 38, 19. Jh 49). Die kolorierte Biblia (Wittenberg: Hans Lufft 1556) hat eine ungewöhnliche Vorgeschichte, sie war u. a. ein Beutestück von 1683 aus dem Türkischen Lager vor Wien. Die in Gotha 1712 bei Heinrich Hansch erschienene Biblia war der Margarethenkirche zugedacht. Die Heilige Schrift Altes und Neues Testament erschien in Berleburg (1726-1739). Die Herkunft der Endter-Bibel von 1736 ist ebenso wie die der Endter-Bibel von 1768 gut dokumentiert. Erwähnenswert sind außerdem die Bibelausgaben Biblia (Antwerpen 1541), Biblia (Wittenberg 1541) und Die Propheten alle Deudsch (Wittenberg 1541). Die Ausgabe der Concordantiae Bibliorum Germanico-Hebraico-Graecae (Leipzig und Frankfurt a. M. 1677; in 2 Exemplaren vorhanden) wurde von Herzog Ernst zu Sachsen veranlaßt und von Friedrich Lanckisch abgefaßt. Weiterhin erwähnenswert sind eine Wust-Bibel (Wittenberg 1665), die Biblia sacra quadrilingua Veteris Testamenti (et Novi Testamenti) Graeci (Leipzig 1747-1751) von Christian Reineccius, die Biblia parallelo-harmonico-exegetica (Freiberg 1739-1764), hrsg. von dem Freiberger Superintendenten Christian Friedrich Wilisch (1684-1759), eine Catholische Mayntzische Bibel mit Kupfern (Frankfurt a. M. 1740), eine Zunkel-Bibel (Regensburg 1756) und aus dem 19. Jh die Doré-Bibel (Stuttgart u. a., o. J.). Unter den theoretischen Werken ist Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters (Braunschweig 1892) von Wilhelm Walther zu nennen.

2.3 Die Literatur zur Exegese und zur Theologie (Sachgruppe B) umfaßt 300 Bde (10,8 Prozent; 17. Jh 13, 18. Jh 56, 19. Jh 231), darunter von Joachim Lange Recht und Licht (Halle und Leipzig 1733-1752). Der Titel Heilige Schrift wurde von Romanus Teller begonnen und von Jacob Brucker abgeschlossen (Leipzig 1749-1770). Aus der Sachgruppe C " Allgemeine Wissenschaften" (83 Bde, 3 Prozent; 18. Jh 46, 19. Jh 37) ist die Übersetzung der Allgemeinen Welthistorie (Halle 1744-1772) zu erwähnen, die zum Bestand der Bibliothek der Margarethenkirche gehörte. Vorhanden sind die Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (Hamburg, später Gotha 1854-1868), hrsg. von Johann Jakob Herzog, Friedrich Schlegels Geschichte der alten und neuen Litteratur (Teil 1, Wien 1815), und Das Leben Jesu (Tübingen 1837) von David Friedrich Strauss.

2.4 Zur Kirchengeschichte (Sachgruppe D; Allgemeine Kirchengeschichte, Kirchenväter, Katholizismus, Protestantismus, Ökumene, Weltreligionen) gehören 372 Bde (13,4 Prozent; 16. Jh 7, 17. Jh 41, 18. Jh 62, 19. Jh 262). Darunter sind die Opera omnia (Köln 1617-1620) von Robert Bellarmin, die von Ludovicus Lucius herausgegebene Historia ecclesiastica (Basel 1624) sowie die Isagoge Locorum Theologicorum (Jenae 1658) von Johann Gerhard.

2.5 Vorhanden sind Sancti Justini, philosophi et martyris opera (Basel 1565), die Concordia (Dresden 1580), Sämtliche Streit-Schrifften Wider Die Papisten (Leipzig 1695) von Johann Günther und D. Johannes Wiclefii ...

Wahrhafte und gegründete Nachrichten Von seinem Leben, Lehrsätzen und Schriften (Bayreuth und Hof 1754) von Ludwig Philipp Wirth. Wilhelm Ernst Tentzels Historischer Bericht vom Anfang und ersten Fortgang der Reformation Lutheri (Leipzig 1718) wurde von Ernst Salomon Cyprian, seit 1713 auch Direktor der Gothaer Herzoglichen Bibliothek, herausgegeben. Von Cyprians Werken sind u. a. vorhanden Hilaria Evangelica (Gotha 1719) und Vernünfftige Warnung für dem Irrthum von Gleichgültigkeit derer Gottesdienste ... (Gotha 1744). Aus seiner Bibliothek ( s. o. 1.5) wurden die Acta conciliorum (Paris 1714-1715, Suppl. 1717) und die Concilia Rotomagensis provinciae (Rouen 1717) gekauft. Zu nennen sind außerdem Die Erste Liebe, Das ist: Wahre Abbildung Der Ersten Christen (Leipzig 1732) von Gottfried Arnold, die Bekehrungsgeschichte der vormaligen beyden Grafen, Johann Friedrich Struensee ... (Kopenhagen und Leipzig 1773) von Balthasar Münter und Ernewold Brandt, die Reden Schleiermachers Über die Religion (Berlin 1798) und die Thüringische Kirchengeschichte (Gotha 1880-1882) von dem Molschlebener Pfarrer Hermann Gebhardt.

2.6 Zur Systematik (Sachgruppe E; Dogmatik, Ethik, Philosophie, Symbolik, Pädagogik) liegen 296 Bde vor (10,7 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 9, 18. Jh 71, 19. Jh 207). Zu erwähnen sind ein Beständiger und Gründtlicher Bericht Uber das vermeinte Christliche Bedencken (Tübingen 1601), das Handbuch der Christlichen Moral und der Allgemeinen Lebens-Theologie (Göttingen 1787) von Gottfried Less, das System der moralischen Religion zur endlichen Beruhigung für Zweifler und Denker (Berlin 1791-1792) von Carl Friedrich Bahrdt, die Einleitung in die Moral (Liebau 1797) von Karl Ludwig Pörschke und die Untersuchung der Zeitfrage: Ist eine religionslose Moral möglich? (Berlin 1899) von Karl Lühr.

2.7 Zur Philosophie sind Schriften von Hermann Samuel Reimarus, David Hartley, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, Gotthilf Samuel Steinbart, Kant und Herder vorhanden sowie Ausführungen über die Unvernunfft der Thomasischen Gedancken und Erinnerungen (o. O. 1724) von Johann Niclas Salzmann, das Philosophische Lexicon (Leipzig 1775) von Johann Georg Walch, Wissen, Glaube und Ahndung (Jena 1805) von Jakob Friedrich Fries und der Versuch einer Kulturphilosophie, An der Wende des Jahrhunderts (Freiburg i. Br. 1899) von Ludwig Stein. An das weibliche Lesepublikum wandten sich des Christlichen Frauen-Zimmers Geistlicher Tugend-Spiegel (Leipzig 1725) von Salomon Liscow und die Reden an Gebildete aus dem weiblichen Geschlechte (Elberfeld 1817) von dem Berliner Hofprediger Friedrich Ehrenberg. Eine Stiftung ist ein in silberne Buchdeckel gefaßtes Gothaisches Kirchen-Buch (Gotha 1724).

2.8 Die Praktische Theologie (Sachgruppe F; Allgemeines, Homiletik, Erbauliche Schriften, Andachtsbücher, Katechetik, Kirchenmusik, Agenden, Kirchenrecht, Kirchliches Leben, Mission, Gesangbücher) ist mit 925 Bdn die umfangreichste Gruppe (33,4 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 56, 18. Jh 207, 19. Jh 657). Die Predigten des Gothaer Superintendenten und Ober-Konsistorialrates Johann Adam Löw (1710-1775) sind als Sammlung von Predigten (Gotha 1759) und Neue Sammlung gründlicher und erbaulicher Cantzel-Andachten (Gotha und Leipzig 1754-1762) vorhanden. Von dem Gothaer Hofprediger Wilhelm Friedrich Stölzel (1727-1783) liegen die Erste (bis Vierte) Sammlung heiliger Reden über verschiedne Schriftstellen (Gotha 1755-1765) vor. Vom Hamburger Pastor Johann Melchior Goeze sind u. a. Heilsame Betrachtungen der Geschichte des großen Leydens und Versönungstodes Jesu Christi (Gotha 1760) im Bestand. Als Autoren sind außerdem Samuel Benedict Carpzov, Johann Arndt, Romanus Teller, Johann Friedrich Burg, Johann Heinrich Bernhard Dräsecke, Gotthard Schuster und Gottfried Olearius vertreten.

2.9 Unter den Gesang- und Gebetbüchern befinden sich ein Cantionale sacrum (Gotha 1651) und eines mit christlichen Kirchen- und Schul-Gesängen (Gotha 1655), weiterhin Einer Gläubigen Seelen Tägliches Gebeth-Buch (Gotha 1729) und ein Geistreiches kurtz-gefaßtes Gebeth-Buch (Gotha 1730). Agenden sind u. a. aus den Jahren 1600, 1620, 1628, 1647, 1659, 1695, 1698, 1699 und 1718 vorhanden. Ein defektes, unvollständiges Mainzer Missale stammt vermutlich aus dem Jahr 1520.

2.10 Unterrichtszwecken dienten die Chronica gestorum in Europa singularium (Krakau 1645) von Paulus Piasecki, das Noth- und Hülfsbüchlein (Teil 1, Gotha 1799) von Rudolf Zacharias Becker, Christian Gotthilf Salzmanns Über die wirksamsten Mittel, Kindern Religion bey zu bringen (Leipzig 1809) und ein Teutsches Lese-Büchlein, Für die Schulen im Fürstenthumb Gotha (Gotha 1674) von dem Bildungsreformer Andreas Reyher (1601-1673). Die Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, hrsg. von Joachim Heinrich Campe, ist vollständig vorhanden (1785-1792). Unter den Wörterbüchern (Sachgruppe G; 20 Bde, 18. Jh 16, 19. Jh 4) befindet sich das Dictionnaire historique et critique (Basel 1741) von Pierre Bayle und dessen deutsche Übersetzung Historisches und Critisches Wörterbuch (Leipzig 1741-1744) mit Gottscheds Vorrede und Anmerkungen.

2.11 An Quellen zur Reformationsgeschichte liegen 10 Bde vor (Sachgruppe H; 17. Jh einer, 19. Jh 9), an Luther-Ausgaben 130 Bde (Sachgruppe J; 4,7 Prozent; 16. Jh 36, 17. Jh 11, 18. Jh 40, 19. Jh 43), darunter die Jenaer lateinische Luther-Ausgabe mit Einbänden von 1564. Sie wurde aus der Cyprianschen Bibliothek 1751 für die Kirche in Sundhausen erworben. Aus dem 18. Jh ist die Walch'sche Lutherausgabe zu nennen, aus dem späten 19. Jh die des Weimarer Böhlau-Verlages (1883 ff.). Luthers Haus-Postill (Halle 1738) wurde 1739 für die Margarethenkirche angeschafft.

2.12 Zeitschriften und Jahrbücher (Sachgruppe K) sind mit 134 Bdn vertreten (4,8 Prozent; 16., 17. und 18. Jh je einer, 19. Jh 131), darunter die Beyträge zur Vertheidigung der practischen Religion Jesu Christi wider die Einwürfe unserer Zeit (Bd 1-8, 1752-1762), hrsg. von Ludwig Christoph Schling, und ein Allgemeines Magazin für Prediger nach den Bedürfnissen unsrer Zeit (Bd 1-12, 1789-1796 mit Lücken). Weiter finden sich die Annalen der neuesten Theologischen Litteratur und Kirchengeschichte (Jg. 1-11, 1789-1799) und Neue Theologische Annalen und theologische Nachrichten (Jg. 1-4, 1800-1803). Aus dem 19. Jh sind die in Gotha erscheinenden Jahrbücher für Deutsche Theologie (Bd 5-20, 1860-1875) und die Jahrbücher für protestantische Theologie (Bd 1-8, 1875-1882) zu erwähnen.

2.13 Mit Heimatgeschichte (Sachgruppe L) befassen sich 104 Bde (3,6 Prozent; 18. Jh 15, 19. Jh 89), darunter die Sammlung verschiedener Nachrichten zu einer Beschreibung des Kirchen- und Schulstaats im Herzogthum Gotha (Gotha 1753-1758) von Johann Georg Brückner und eine Herzoglich-Sachsen-Gothaische vermehrte und verbesserte Gerichts- und Proceß-Ordnung (Gotha 1776) sowie der Bericht über die Wirksamkeit der Arbeitsanstalt für Bedürftige (Jg. 1-51, 1847-1897). Das Leben Ernst Salomon Cyprians (Leipzig 1749) beschrieb Erdmann Rudolph Fischer, der Catalogus Bibliothecae Cyprianicae (Gotha 1749-1754) ist ebenfalls im Bestand. Im 19. Jh kommen der Schriftsteller Gustav Freytag und Ernst II., Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (1818-1893) als Autoren häufig vor. An Gesetzblättern sind 22 Bde vorhanden (Sachgruppe M; 17. und 18. Jh je einer, 19. Jh 20), zur Politik und Geschichte 6 Bde (Sachgruppe N; 18. Jh einer, 19. Jh 5), darunter Der radikale deutsche Socialismus und die christliche Gesellschaft (Wittenberg 1877) von Rudolf Todt.

2.14 Die Allgemeine Literatur und Weltliteratur mit 39 Bdn (17. Jh 2, 18. Jh einer, 19. Jh 36), Romane und Erzählungen mit 12 Bdn (19. Jh) und Lebensbeschreibungen und Briefe mit 56 Bdn (17. und 18. Jh je einer, 19. Jh 54) bilden zusammen eine Lesebibliothek (Sachgruppen O-R), die überwiegend Werke des 20. Jhs enthält. Vorhanden sind Werkausgaben von Gellert, Schiller, Laube, Reuter und Storm, ebenso Klopstocks Werke (Leipzig 1798-1817). An Biographien sind erwähnenswert Eine Selbstschau (Aarau 1842) von Heinrich Zschokke, Des Scedegesellen Christian Beck Fahrten und Abenteuer zu Land und zur See (Gotha 1857) von Robert Storch, Ulrich Zwingli (Leipzig 1867) von Johann Caspar Mörikofer, Alexander von Humboldt's Leben und Wirken, Reisen und Wissen (Leipzig 1876) von Hermann Klencke und Erinnerungen aus dem Leben eines Landgeistlichen (Berlin 1892) von Carl Büchsel. Die Sachgruppen Festschriften (S) und Verschiedenes (T) enthalten keine älteren Bestände.

2.15 Im Anschluß an die systematisch aufgestellten Bestände gehören 158 Bde vermischten Inhalts (16. Jh einer, 17. Jh 6, 18. Jh 87, 19. Jh 64) ohne Signaturen als spätere Zugänge zum Bestand der Bibliothek, die außerdem eine Sammlung von etwa 600 Noten (19. und 20. Jh) besitzt.

3. KATALOGE

Verfasserkartei

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln, Kurztitelaufnahmen]

Sachgebietskartei

[in Zettelform, 18 Hauptgruppen, standortgebunden, Kurztitelaufnahmen]

Titelkartei

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Landeskirchenarchiv Eisenach der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen:

Aktenbestand Jauernig. AB 3b (1924)

Stand: Dezember 1996

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.