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Evangélikus Országos Könyvtár

Evangelisch-lutherische Zentralbibliothek


Adresse. Ülloi u. 24, H-1085 Budapest
Telefon. (01) 117-2532

Unterhaltsträger. Magyarországi Evangélikus Egyház [Evangelisch-lutherische Kirche Ungarns]
Funktionen. Kirchenbibliothek, wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiet. n Ungarn oder in ungarischer Sprache erschienene evangelisch-lutherische Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand (Bestand vor 1850). - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-16 Uhr, Freitag 9-14 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Metroverbindung ab Metrozentrum Deák tér (Linie 3) bis Station Kálvin tér oder Ferenc körút, von dort Fußwegnähe (5 Minuten). - Keine Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Evangelisch-lutherische Kirche Ungarns besaß zu Beginn des 20. Jhs noch keine Zentralbibliothek. Einige tausend Bücher, hauptsächlich geschichtlichen Inhalts, waren im Evangelisch-lutherischen Kirchlichen Archiv vorhanden. 1929 kam die Privatbibliothek des Ehepaars Podmaniczky-Degenfeld als Stiftung hinzu, so daß ab diesem Zeitpunkt von einem Archiv und einer Bibliothek als gemeinsamer Institution gesprochen werden kann. In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre wurde der Bestand durch Spenden und Schenkungen systematisch vermehrt, insbesondere im Hinblick auf die Geschichte der ungarischen Lutheraner. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerte sich der Bestand durch Ankäufe, später durch die Bücher der aufgehobenen kirchlichen Institutionen. Durch die Bibliothek der Theologischen Akademie, die 1951 von Sopron [Ödenburg] nach Budapest verlegt wurde, trat ein beträchtlicher Zuwachs ein. 1953 wurde die Zentralbibliothek als selbständige Institution gegründet.

1.2 Unter den Stiftungen ganzer Sammlungen ist besonders die Bibliothek der Eheleute Podmaniczky-Degenfeld aus Kiskartal (ca. 25.000 Bde) hervorzuheben. Die Vorbesitzerin, Berta Gräfin Degenfeld-Schomburg (1843-1927), hatte den seit Ende des 18. Jhs von der Familie Podmaniczky zusammengetragenen Bestand in 32 Fachgruppen eingeteilt. Ungarische und fremdsprachige Werke standen in den Fachgruppen nebeneinander. Der größte Teil der Werke ist für eine Schloßbibliothek charakteristisch. Wichtige Gruppen des überwiegend aus dem 18. Jh stammenden Bestandes sind Klassische Literatur, Geschichte, Rechtswissenschaft, Landwirtschaft (besonders Gartenbau), Biographien, Reisebeschreibungen und die modische Literatur. Auch der bibliographische Bestand ist beachtlich. Die umfangreiche Literatur zur Astronomie (ca. 500 Bde) wurde 1929 dem Budapester Observatorium übergeben. Die Sammlung Podmaniczky-Degenfeld wurde zum großen Teil in die Sammlung der Alten und seltenen Drucke eingeordnet. Als 1889 inkorporierter Teil der Sammlung Podmaniczky-Degenfeld kam auch die Bibliothek von Baron Lajos Podmaniczky (1803-1872) aus Aszód in den Bestand, die Titel der verschiedensten Sachgebiete enthielt. Die Privatbibliothek von Baron Sándor Prónay (1760-1839) aus Tóalmás, einem Direktionsmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, wurde 1891 Teil der Sammlung Podmaniczky-Degenfeld. Evangelisch-lutherische Zentralbibliothek

1.3 Die Bibliothek des Pastorenbildungs-Instituts [Lelkészképzo Intézet] aus Ödenburg zog mit der Bibliothek der Theologischen Akademie nach Budapest und wurde 1951 in die Zentralbibliothek inkorporiert. Ihr Bestand war vornehmlich theologischen und kulturgeschichtlichen Inhalts. Ein Teilbestand der Bibliothek des Evangelisch-lutherischen Gymnasiums [Fasori Gimnázium] in Budapest wurde 1953 nach dessen Verstaatlichung übernommen. Obwohl dieses Gymnasium erst seit 1823 existierte, besaß seine Bibliothek außer zeitgenössischen Büchern pädagogischen und vermischten Inhalts auch einen alten Bestand aus dem 16. Jh. Mit dem übernommenen Bestand kamen auch einige Exemplare aus den Bibliotheken des Grafen Károly Leiningen-Westerburg (1817-1849) und von Jakab Horváth (1738-1806), einem bedeutenden Pester Juristen, in die Zentralbibliothek. Ein Teilbestand (ca. 300 Bde) der Bibliothek der Erzherzogin Maria Dorothea (1776-1847), der aus Württemberg stammenden Gemahlin von Palatin Joseph, gelangte nach deren Tod in den Besitz der Evangelisch-lutherischen Kirche. Für die ungarischen Lutheraner war ihr Wirken von großer Bedeutung. Dazu trug auch das Vermächtnis dieser kleinen Bibliothek vorwiegend theologischen Inhalts bei. Aus anderen evangelisch-lutherischen Institutionen und den Bibliotheken einiger Wissenschaftler kamen weitere Bücher in den Bestand. Zu den Privatpersonen, deren Sammlungen in die Zentralbibliothek gelangten, gehören u. a. Sándor Mágócsy-Dietz (1855-1945), Botaniker, Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und Präsident der Luther-Gesellschaft; Tamás Szontagh (1851-1936) und Mátyas Szlávik (1860-1937), Professor der Theologie. Bedauerlicherweise wurde in einigen Fällen das inkorporierte Material nicht als selbständige Sondersammlung aufbewahrt. Besonders trifft das auf die 1946 angekaufte Bibliothek des Barons Béla Radvánszky (1849-1906) zu, dessen Sammlung aus Sajókaza Titel kulturgeschichtlichen Inhalts mit Bezug zu Ungarn umfaßte.

1.4 Der Tranoscius-Bestand aus der Bibliothek der Familie Szeberényi wurde 1954 inkorporiert. Der Vorbesitzer, Jirík Tranovský (1591-1637), war aus Mähren nach Ungarn geflohen. Er hatte eine umfangreiche Liedersammlung zusammengestellt, die jahrhundertelang das beliebteste Gesangbuch der slowakischen Lutheraner blieb und mehr als 100 Auflagen erlebte. Seine Bibliothek umfaßt ca. 100 Bde und ist auch im Hinblick auf die Verlagsgeschichte und die Geschichte der ungarischen Buchbinderei von Interesse. Die für die Sammlung charakteristischen, volkstümlich anmutenden kupferbeschlagenen Einbände waren bei den Gemeinden des südlichen Teils der ungarischen Tiefebene noch im 19. Jh sehr beliebt.

1.5 Die Bestandsvermehrung erfolgt heute u. a. durch Pflichtexemplare der Publikationen der Evangelisch-lutherischen Presseabteilung Ungarns [Magyarországi Evangélikus Egyház Sajtóosztálya]. Die Erwerbung konzentriert sich auf die als Sammelgebiet ausgewiesene in Ungarn oder in ungarischer Sprache erscheinende evangelisch-lutherische Literatur mit dem Ziel, die Zentralbibliothek zur wichtigsten Fundstelle in diesem speziellen Bereich auszubauen. Die Problematik des Bestandes besteht darin, daß erst sehr spät mit einer systematischen Erwerbung begonnen wurde, so daß Lük-kcken nur schwer oder überhaupt nicht mehr zu schließen sind. Der heterogene Charakter der Sammlung erklärt sich dadurch, daß die Bestandserweiterung zum großen Teil durch Schenkungen und Spenden erfolgte. Einen Teilbestand der Zentralbibliothek bildet die Bibliothek der Evangelisch-lutherischen Theologischen Akademie [Evangélikus Teológiai Akadémia Könyvtára] in Budapest (Rózsavölgyi Köz 3), deren Bestand hauptsächlich aus dem 20. Jh stammt. Wenn vom Gesamtbestand der Zentralbibliothek die Rede ist, so ist diese Bibliothek inbegriffen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek besitzt insgesamt ca. 150.000 Bde. Die zahlenmäßige Erschließung des historischen Bestandes wird durch verschiedene Umstände erschwert. So sind ca. 30 Prozent des Gesamtbestandes wegen Mangels an Fachpersonal bisher nicht bearbeitet. Darüber hinaus wurden die vor 1801 erschienenen Werke nicht vom übrigen Bestand separiert. Die Separierung der Drucke des 16. Jhs ist noch nicht abgeschlossen. Der unter diesen Voraussetzungen geschätzte Bestand aus dem 15. bis 18. Jh dürfte ca. 10 Prozent des Gesamtbestandes betragen (ca. 10.000 bis 15.000 Bde).

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt 45 Inkunabeln, von denen 26 im deutschen Sprachgebiet gedruckt wurden. Die Zahl der bereits bearbeiteten Drucke des 16. Jhs beträgt 650. Die meisten (fast 550) stammen aus dem deutschen Sprachgebiet. Gering ist die Zahl der deutschsprachigen Werke, die im damaligen Ungarn verlegt wurden. Bisher sind nur 2 Titel bekannt, der eine aus Bártfa [Bartfeld] und der andere aus Monyorókerék [Eberau]. Wahrscheinlich wurden ca. 300 noch unbearbeitete Titel ebenfalls im deutschen Sprachgebiet gedruckt.

2.3 Der Bestand aus dem 17. Jh wird auf 2000 Titel geschätzt. Ca. 60 Prozent dieser Drucke stammen aus dem deutschen Sprachgebiet. Die Zahl der in Ungarn erschienenen deutschen Drucke beläuft sich nach bisherigen Erhebungen auf 7, davon stammen 3 aus Nagyszeben [Hermannstadt], 2 aus Bartfeld und 2 aus Locse [Leutschau]. Von ca. 10.000 Werken aus dem 18. Jh wurden ca. 50 Prozent im deutschen Sprachgebiet gedruckt. Schätzungsweise 300 bis 400 deutschsprachige Titel des 18. Jhs sind in Ungarn erschienen. Der Bestand des 19. Jhs umfaßt ca. 60.000 Bde, von denen ebenfalls schätzungsweise 50 Prozent aus dem deutschen Sprachgebiet stammen. Ca. 200 deutschsprachige Werke sind in Ungarn erschienen.

2.4 Vom gesamten historischen Bestand (bis 1900) sind ca. 45 Prozent deutschsprachig, ca. 30 Prozent ungarisch und ca. 15 Prozent lateinisch. Unter den sonstigen Sprachen (10 Prozent) sind Englisch, Französisch und Tschechisch am besten vertreten. Auch einige Werke in (alt)griechischer Sprache sind vorhanden.

Systematische Übersicht

2.5 Die Bibliothek ist eine theologische Fachbibliothek mit einem heterogenen historischen Bestand, von dem ca. 50 Prozent zur Theologie gehören. Vor allem protestantische und in erster Linie lutherische Werke wurden gesammelt. Der Allgemeinbestand ist nicht systematisch bearbeitet, aber das freie Sachtitelsystem erleichtert das Auffinden von Literatur zu bestimmten Themen. Schätzungsweise drei Viertel dieses Bestandes entfallen auf Theologie, wobei - ohne Zahlennachweis - die Bereiche Kirchengeschichte und Kirchenpolitik überwiegen. Stark vertreten sind die Erbauungsliteratur, Gesang- und Gebetbücher und Predigten, weniger umfangreich hingegen die theoretische, dogmatische Literatur. Das verbleibende Viertel besteht aus nicht-theologischer Literatur, vor allem zur Geschichte und Politik.

2.6 Die Humanwissenschaften sind stärker vertreten als die Naturwissenschaften. Besonders erwähnenswert ist der Anteil der Werke aus dem 19. Jh in der Bibliothek der ehemaligen Theologischen Akademie. Es handelt sich trotz ihrer bescheidenen Größe um eine reiche Sammlung der deutschen theologischen Klassiker des 19. Jhs. Die wichtigsten Autoren von Friedrich Schleiermacher bis Adolf von Harnack sind vertreten. Beispiele für die bedeutenderen wissenschaftlichen Unternehmen sind die Serie Corpus Reformatorum von Carl Gottlieb Bretschneider (Halle 1834-1923), die Weimarer Luther-Ausgabe (1883-1919), das Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum (Wien und Leipzig 1866-1919) und die Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (Leipzig 1877-1886) sowie die Geschichte in Einzeldarstellungen (Berlin 1878-1892). Für den vermischten Inhalt des Bestandes ist es charakteristisch, daß z. B. die sehr volkstümliche Brehm-Ausgabe sich in mehreren Exemplaren findet, Hegel kaum vertreten ist und Savignys Werke fehlen. Von den Autoren, die sich mit Ungarn befaßten, wie Herder und August Ludwig Schlözer, sind zahlreiche Ausgaben aus dem 19. Jh vorhanden.

Sondersammlungen

Inkunabeln

2.7 Von den 45 Inkunabeln stammen 26 aus dem deutschen Sprachgebiet, 18 aus Italien und eine aus Mähren (Brno [Brünn]). Die am häufigsten vertretenen Druckorte des deutschen Sprachgebiets sind Nürnberg (8 Titel), Augsburg (6) und Straßburg (6). Der älteste deutsche Druck in lateinischer Sprache ist Henricus de Gorichen, Questiones in S. Thomam (Esslingen: Conrad Fyner 1475). In deutscher Sprache liegen 9, in lateinischer 17 Titel vor. 13 Werke betreffen die Theologie, 3 Geschichte und Rechtswissenschaft und je einer Rhetorik, Astronomie und Belletristik. Hinzu kommen einige Vokabularien.

Alte und seltene Drucke

2.8 Die Sondersammlung umfaßt ca. 2000 Titel in einer geringeren Anzahl von Bänden. Sie setzt sich zusammen aus den Werken des 16. Jhs, den bis 1800 über Ungarn publizierten Werken ausländischer Verfasser, den ungarischen oder im historischen Ungarn vor 1711 gedruckten Werken, den im Ausland erschienenen Werken ungarischer Verfasser und schließlich den vom kirchlichen Gesichtspunkt aus wichtigen Werken des 17. Jhs. Unabhängig vom Erscheinungsjahr werden hier auch andere seltene Werke eingeordnet.

2.9 Der wertvollste Teilbestand ist die für ungarische Verhältnisse umfangreiche Sammlung von Luther-Ausgaben des 16. Jhs. Sie umfaßt ca. 130 Einheiten, von denen die meisten (ca. 90) noch zu Lebzeiten des Reformators erschienen. Zum großen Teil stammen sie aus der Sammlung Podmaniczky-Degenfeld und aus der ehemaligen Bibliothek des Evangelisch-lutherischen Gymnasiums in Budapest. Vermutlich thält auch der bisher noch unbearbeitete Bestand Werke Luthers. Der älteste Druck erschien 1519. Die Bibliothek besitzt keine vollständige Ausgabe der Werke Luthers. Am vollständigsten ist die 1539 bei Lufft in Wittenberg verlegte Werkausgabe (Bd 12 fehlt).

2.10 Melanchthon ist mit 36 Titeln vertreten, darunter 35 zu seinen Lebzeiten erschienen, Erasmus mit 18. Die Werke der Reformatoren erschienen ausschließlich im deutschen Sprachgebiet. Von den bekannten Theologen des 16. Jhs sind ferner Johannes Oecolampadius und Aegidius Hunnius mit je 8, Johann Bugenhagen mit 6, Johann Brenz und Martin Chemnitz mit je 5, Martin Bucer, Andreas Karlstadt und Ulrich Zwingli mit je 4 Drucken vertreten. Von Calvin liegt ein Titel vor, der aber nicht im deutschen Sprachgebiet erschienen ist. Die älteste Ausgabe der Augsburger Konfession stammt aus Wittenberg (1531), hinzu kommen weitere 5 Ausgaben aus dem 16. Jh, darunter eine in Griechisch. Ein Konkordienbuch wurde 1580 in Leipzig gedruckt.

2.11 Die insgesamt schwach vertretene Reformationsbewegung des deutschen Bürgertums in Ungarn repräsentiert Georg Creutzers Streitschrift gegen den Krypto-Calvinismus, Sendbrieff Georgij Creutzers ahn einem ersamen vnd weisen Rath ...der Stat Keismarckt (Eberau: Manlius 1587). Der Bestand aus dem 16. Jh enthält auch das einzige in Ungarn erhaltene Exemplar des Psalterium von István Székely (Krakau 1548), das in ungarischer Übersetzung vorliegt. Ein weiteres Unikat ist Severinus Sculteti, Hypomnema, das ist ein kurtze nothwendige Erinnerung an die fünf löbliche frewe Stedte in Ober Ungern (Bartfeld 1599), eine gegen die Krypto-Calvinisten verfaßte lutherische apologetische Schrift.

2.12 Die lutherische Orthodoxie des 17. Jhs ist durch 13 Werke Abraham Calovs repräsentiert. Die Kontroverse mit Péter Pázmány dokumentiert eine Streitschrift von Friedrich Balduin. Erwähnenswert sind darüber hinaus Schriften von Leonhard Hutter (4 Titel), 2 Ausgaben der Confessio Catholica des Johann Gerhard, eine Schrift des Irenikers Georg Calixtus und 3 zeitgenössische sowie eine spätere Ausgabe von Schriften Johann Arndts, des Wegbereiters des Pietismus. Von Philipp Jacob Spener besitzt die Bibliothek 8 zeitgenössische und eine etwas spätere Ausgabe, während August Hermann Francke nicht mit Ausgaben vom Anfang des 18. Jhs vertreten ist. Hinzu kommen 2 zeitgenössische Ausgaben von Schriften des Kirchengeschichtlers Gottfried Arnold. Unter den deutschsprachigen, in Ungarn erschienenen Werken sind Daniel Kleschs Historischer Bericht oder kurtze Geschichts-Erzehlung (Bartfeld 1670), der den Neuaufbau der Schloßkirche in Spišský Štiavnik [Schavnik, Savnik] durch Zsigmond Thököly behandelt, und Ferdinand Albrechts Evangelische Predigt. Von der groesten Strafe Gottes (Leutschau 1683).

2.13 Verhältnismäßig umfangreich ist die Exulanten-Literatur der siebziger Jahre des 17. Jhs vertreten. Meist handelt es sich um Schriften der vor der Gegenreformation nach Deutschland geflohenen evangelischen Prediger. Darunter finden sich Flugschriften von Georgius Lani, Daniel Klesch, Tobias Masnicius, Stephanus Pilarik, Joannes Simonides u. a. Erwähnenswert sind ferner 3 unikale, 1710 erschienene Exemplare des Mercurius Veridicus, der Militärzeitung des Fürsten Ferenc Rákóczi II., die zugleich die erste ungarische Zeitung war. Auch die 1979 in Budapest erschienene Faksimile-Ausgabe dieser Zeitschrift (1705-1710) ist im Bestand. Eine weitere Besonderheit stellt eine Ausgabe des Neuen Testaments aus dem Jahre 1740 in finnischer Sprache dar. Sie enthält aufeinanderfolgend die Exlibris von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719-1794), von Baron Sándor Prónay und des Ehepaars Podmaniczky-Degenfeld. Weitere Rara sind eine Ausgabe der Schriften des Pioniers der ungarischen Landwirtschaft, Sámuel Tessedik, Pastor von Szarvas (1742-1820), und eine lateinische Grammatik aus dem Vorbesitz des Dichters Sándor Petofi mit Eintragungen aus seiner Kinderzeit.

2.14 Die nicht-kirchlichen Werke der Sondersammlung wurden nicht separat aufgestellt und sind auch durch keine Systematik erschlossen. Es handelt sich vorwiegend um Hungarica-Bestände von historischem und kulturhistorischem Interesse. Geschichte, Jurisprudenz und antike Literatur sind durch Ausgaben des 16. und 17. Jhs stärker, die Schöne Literatur, Geographie und Naturwissenschaften bescheidener vertreten. Vereinzelt sind Werke zur Heraldik, Militärkleidung u. a. vorhanden.

2.15 Nähere Angaben über spätere Bestände, besonders des 19. Jhs, sind zur Zeit nicht möglich.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Die Bibliothek besitzt keinen Katalog des Gesamtbestandes.

Alphabetischer Katalog des Kernbestandes

[mschr., in Zettelform; verzeichnet ca. 25.000 Bde]

Systematischer Katalog des Kernbestandes

[mschr., in Zettelform; verzeichnet ca. 25.000 Bde]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Inkunabelkatalog

[mschr., in Zettelform; alphabetisch nach Autoren geordnet]

Alphabetischer Katalog der Alten und seltenen Drucke

[mschr., in Zettelform]

Possessorkatalog der Alten und seltenen Drucke

[mschr., in Zettelform]

3.3 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog der Podmaniczky-Degenfeld-Bibliothek

[hschr., in Bandform]

Systematischer Katalog der Podmaniczky-Degenfeld-Bibliothek

[mschr., in Zettelform]

[Beide Kataloge entsprechen nicht mehr der aktuellen Aufstellung. Bis zum Jahr 2000 soll ein neuer Alphabetischer Katalog erstellt werden.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Das Archivmaterial der Bibliothek befindet sich im Evangelisch-lutherischen Zentralarchiv (im Hause). Dokumente über die Bibliothek - hauptsächlich Tätigkeitsberichte - bilden ab 1929 keine selbständigen Fonds, sondern müssen im landeskirchlichen Material gesucht werden.

4.2 Darstellungen

Papp, Ivánné: A Magyarországi Evangélikus Egyház könyvtárai és a tudományos kutatás [Bibliotheken der Evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn und die wissenschaftliche Forschung]. In: Márta Pintér (Hrsg.): Régi könyvek és kéziratok [Alte Bücher und Handschriften]. Budapest 1974, S. 249-255

Papp, Ivánné: Szolgáljon a hazai közmuvelodésnek. Ötven éve a mienk a Podmaniczky-Dégenfeld (sic) könyvtár [Im Dienst der heimischen Kultur. Seit 50 Jahren ist die Podmaniczky-Degenfeld-Bibliothek in der Evangelisch-lutherischen Kirche]. In: Evangélikus Naptár az 1979. évre [Evangelisch-lutherischer Kalender auf das Jahr 1979]. Budapest 1978, S. 63-66

Somkuti, Gabriella: Az evangélikus egyház közgyujteményei [Die öffentlichen Sammlungen der Evangelisch-lutherischen Kirche]. In: Könyvtáros [Bibliothekar] 36 (1986) Heft 12, S. 727-732

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Fabiny, Tibor; Papp, Ivánné Péter, Márta (Hrsg.): Luther Márton emlékezete [In memoriam Martin Luther]. Budapest 1983 [Katalog zur Ausstellung aus Anlaß des 500. Jahrestages der Geburt des Reformators]

Papp, Ivánné: Hallj új hírt! Rákóczi lapja az Evangélikus Országos Könyvtárban [Höre neue Nachrichten! Das Blatt von Rákóczi in der Evangelisch-lutherischen Zentralbibliothek]. In: Evangélikus Naptár az 1976. évre [Evangelisch-lutherischer Kalender auf das Jahr 1976]. Budapest 1975, S. 45-48

Stand: Dezember 1993

János Mányoki


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.