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Bibliothek im Evangelisch-Lutherischen Kirchenarchiv

Adresse. Stadtkirchenamt, Friedrich-Ebert-Str. 2, 04600 Altenburg [Karte]
Telefon. (03447) 31 61 32

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Altenburg
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie des 16. bis 19. Jhs, Geschichte der Stadt Altenburg und des Altenburger Landes.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Bahnverbindungen Leipzig-Zwickau und Gera-Altenburg, Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 25 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Ronneburg, B 7 über Schmölln. Parkmöglichkeiten vor dem Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek beginnt im 16. Jh mit einer Schenkung. Der Altenburger Superintendent Caspar Melissander (eigentlich Bienemann, 1540-1591, im Amt seit Oktober 1578), Verfasser des Beicht- und Betbüchleins (1581), übergab zwei Exemplare der Concordia (Dresden 1580) in das " Kirch Inventarium allhier zu Altenburg", wovon eines für den Diaconus superior Johann Mel(t)zer († 1626) bestimmt war, das andere für den Diaconus inferior Andreas Brauer (1546-1598). Sie und ihre Nachfolger sollten die Bücher für ihre Predigten und " Jerlichen Examinibus" benutzen. Melissander hielt sich während seiner Altenburger Amtszeit streng an den Lehrbegriff der Konkordienformel und ging hart gegen die Altflacianer vor. Die in Altenburg von 1661 bis 1664 erschienene Ausgabe der Werke Luthers wurde sowohl für die Superintendentur als auch für das (Archi)Diakonat und für den Stiftsprediger angeschafft und, wie die Einbandprägungen belegen, zwischen 1667 und 1668 vermutlich in der Stadt gebunden. Die älteren Drucke der Sammlung, von denen einige Brandspuren aufweisen, stammen zumeist aus dem Besitz der Superintendentur. Hinzu kamen Agenden und Gesangbücher.

1.2 Mitte des 19. Jhs entstand die Ephoralbibliothek, in der die älteren Bestände zusammengefaßt wurden. Vermehrt wurde sie durch Bände aus dem 1787 gegründeten H. S. Schullehrer-Seminar, aus dem 1873 entstandenen Herzoglichen Realgymnasium und aus Altenburger Kirchen, z. B. der Brüderkirche. In der Geschichte des Altenburger Bibliothekswesens (Altenburg 1930) von Herman Anders Krüger wird die Bibliothek nicht erwähnt.

1.3 Die sich aus Beständen unterschiedlicher Provenienz zusammensetzende Bibliothek ist heute Bestandteil des Kirchenarchivs, das sich seit 1994 in der Gnadenkapelle befindet. In den Jahren 1995 bis 1996 wurden die Bücher in 15 Sachgruppen neu aufgestellt und verzeichnet. Die Sammlung wird ergänzt und erweitert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt etwa 2000 Bde, von denen 751 Bde (37,5 Prozent) zum historischen Bestand gehören: 16. Jh 8, 17. Jh 59, 18. Jh 61, 19. Jh 623 (82,9 Prozent). Der Bestand ist fast ausschließlich deutschsprachig; 12 Bde liegen in Latein vor und 2 in Hebräisch.

Systematische Übersicht

2.2 Bibeln und Gesangbücher sind mit 61 Bdn vertreten (8,1 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 8, 19. Jh 49), darunter die zweibändige Altenburger Biblia von 1676, eine Dilherr-Bibel (Nürnberg: Endter 1747) und Carl Andreas Redels Geistliches neu-vermehrtes Altenburgisches Gesang- und Gebeth-Buch (Altenburg 1735) mit einem Vorwort von Christian Löber.

2.3 Die Schriften Luthers und die gesammelten Werke anderer Autoren umfassen 53 Bde (7,1 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 32, 19. Jh 19). Neben der Altenburger Luther-Ausgabe ( s. o. 1.1) ist der erste Band der Scriptorum publice propositorum a professoribus in Academia Witebergensi (Berichtszeit 1540/1553, Wittenberg 1560) vorhanden, der das goldgeprägte Supralibros der ehemaligen Altenburger Herzoglichen Bibliothek trägt.

2.4 Unter den Bibelauslegungen (27 Bde, 3,6 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 2, 18. Jh 9, 19. Jh 15) befinden sich Paul Crells Novum Promptuarium Biblicum, oder Newe Biblische Concordantien (Frankfurt a. M. 1662) aus dem Vorbesitz der 1650 eingeweihten Gottesacker-Kirche bzw. Kirche zur Auferstehung Christi und die Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien (Bd 1, Dessau und Leipzig 1783; Bd 2, Winterthur 1790) von Johann Caspar Lavater. In der Gruppe Systematische Literatur (26 Bde, 3,5 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh einer, 18. Jh 5, 19. Jh 15) sind das Colloquium zu Altenburgk in Meissen (Jena 1569) und Eduard Fieldings Schrift Der Baum der Erkaentnis (Berlin 1760) hervorzuheben.

2.5 Der Bestand an Agenden und Kirchenordnungen umfaßt 53 Bde (7,1 Prozent; 17. Jh 10, 18. Jh 18, 19. Jh 25). Ein Vollständiges Kirchen-Buch (Leipzig 1697) ist mit einem silberbeschlagenen Einband versehen und stammt vermutlich aus fürstlichem Besitz. Unter den Predigten (72 Bde, 9,6 Prozent; 18. Jh einer, 19. Jh 71) befindet sich eine zum Thema Engel als Werkzeuge Gottes in seinen Gerichten über die Welt (Altenburg 1788). Sie wurde von Gotthilf Friedemann Löber zum Michaelisfest 1788 gehalten. Von dem zu seiner Zeit geschätzten Dresdner Oberhofprediger Franz Volkmar Reinhard (1753-1812) ist eine vollständige Ausgabe seiner Predigten (38 Bde, Sulzbach 1831-1836) vorhanden.

2.6 Die Gruppe " Kirchengeschichte, Orts- und Heimatgeschichte" ist mit 225 Bdn (30 Prozent; 17. Jh 10, 18. Jh 12, 19. Jh 203) die umfangreichste. Sie enthält als ältesten Titel das Magnum Oecumenicum Constantium Concilium De Universali Ecclesiae (Helmstedt 1697-1700) des Hermann von der Hardt. Vorhanden sind auch Altenburgische Kirchen-Annales, eine vollständige Sammlung kirchlicher Nachrichten von 1681 bis 1920, vorwiegend Kirchenzettel (Einblattdrucke), die jeweils zu Neujahr vom Kirchner ausgegeben wurden. Anfangs selbständig erschienen, reduzierten sie sich später auf kurze Zeitungsnotizen.

2.7 Politische Akzente setzten der Volkskatechismus der Altenburger Republikaner (Altenburg 1848), verfaßt von dem nach Amerika ausgewanderten Privatlehrer und Revolutionspolitiker Adolph Douai, und der Arbeiter-Katechismus oder der wahre Sozialismus (Calw und Stuttgart 1889) von dem als Sozialpolitiker bekannt gewordenen Pfarrer Friedrich Naumann.

2.8 Unter den Zeitschriften und Amtlichen Druckschriften (163 Bde, 21,7 Prozent; 18. Jh 8, 19. Jh 155) sind die Mitteilungen der Geschichts- und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg (Jg. 1, 1838/43 ff.) vollständig vorhanden, das Reichsgesetzblatt ab Jg. 1 (1871). Das amtliche Schrifttum wird u. a. durch die Fürstl. Sächß. Altenb. Armen-Ordnung, Wie solche Anno 1734 renoviret worden (Altenburg 1734) und eine Allgemeine Vormundschafts-Ordnung für das Fürstenthum Altenburg (1785) repräsentiert. Das Vereinswesen betreffen 29 Bde (3,7 Prozent; 19. Jh), darunter Der Bote des Evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung (Jg. 1-8, 1843-1850).

2.9 Die Gruppe " Sonstiges, Nachschlagewerke" (40 Bde, 5,3 Prozent; 19. Jh) enthält u. a. die Schrift Über die Taubstummen und ihre Bildung (Dresden und Leipzig 1838) von Eduard Sclz. In Altenburg bestand von 1837 bis 1857 eine Taubstummenanstalt, die mit der 1795 gegründeten Seminaristenschule verbunden war, die zum Schullehrerseminar gehörte. Die Gedichte (Altenburg 1861) des Altenburger Hofpredigers Christian Friedrich Heinrich Sachse (1785-1860, seit 1823 im Amt) gaben Freunde nach seinem Tod heraus; sie fügten ihnen eine Auswahl der nachgelassenen Gedichte seines Sohnes Rudolf Sachse (1818-1855) bei. Sachse sen. verfaßte u. a. die Festgesänge zur Jubelfeier der Buchdruckerkunst 1840 in Leipzig. Von dem Mundartdichter Albert Oberlein (1843-1905) sind 7 Schriften im Bestand, darunter die Dichtungen in Altenburger Mundart, Maßliebchen (Altenburg 1886) und Myrtenzweige (Altenburg 1892). Das Volksstück Fürs Vaterland (Altenburg 1887) verfaßte Richard Dobenecker.

2.10 Zur Kirchenmusik sind 2 Werke aus dem 19. Jh überliefert, ein Anhalt-Dessauisches Choralbuch (Halberstadt 1829) des Kapellmeisters Friedrich Schneider und eine Cithara sacra (Altenburg 1893) mit 50 geistlichen und weltlichen Liedern in deutscher und lateinischer Sprache von dem Lehrer und Archidiakon Johannes Linke, seit 1887 Pfarrer in Keßlar.

3. KATALOGE

Systematischer Katalog

[in Zettelform, in 15 Sachgruppen, innerhalb derer alphabetisch, erstellt 1995-96]

Stand: Dezember 1996

Felicitas Marwinski

Monika Nowotka


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.