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Bibliothek im Archiv der Evangelischen Brüdergemeine

Adresse. Evangelische Brüdergemeine Ebersdorf, 07368 Ebersdorf
Telefon. (036651) 87 00 6

Unterhaltsträger. Ev. Brüdergemeine Ebersdorf
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeine Ebersdorf und Schriften der Gesamtbrüderunität.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Zugverbindung nach Ebersdorf-Friesau, von dort Fußwegnähe (ca. 25 Minuten) nach Ebersdorf; Busverbindung von Schleiz und Lobenstein nach Ebersdorf. A 4 (E 40), Ausfahrt Hermsdorfer Kreuz, Richtung Schleiz/Lobenstein. Parkmöglichkeiten in der Nähe des Gebäudes.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als Hauptort des Fürstentums Reuß jüngerer Linie war Ebersdorf seit 1682 bis zur Vereinigung der gesamten Lande Reuß jüngerer Linie (1848) die Residenz der Fürsten von Reuß-Lobenstein-Ebersdorf. Von 1690 bis 1693 ließ Heinrich X. Reuß j. L. (1662-1711, reg. seit 1683) das jetzige Schloß neu erbauen, 1694 heiratete er die Gräfin Erdmuth Benigna von Solms-Laubach (1670-1732) aus der Wetterau, deren Familie in naher Beziehung zu Philipp Jakob Spener (1635-1705) stand.

1.2 Seit 1696 gab es in Ebersdorf unter der Gräfin Erdmuth Benigna, der Mutter Heinrichs XXIX. (1699-1747, reg. seit 1720), eine pietistisch orientierte gräflich-reußische Schloßgemeinde, die sich in der Kleinen verbundenen Gesellschaft am 10. Dezember zum ersten Mal zusammenfand. Als Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760) 1721 in Ebersdorf weilte, war er von der Frömmigkeit und den sie begleitenden Lebensformen tief beeindruckt. Er hatte auf seinen Gütern in der Oberlausitz Glaubensflüchtigen aus Mähren Aysl gewährt; 1722 wurde dort der Ort Herrnhut gegründet.

1.3 Zwischen dem regierenden Grafen Heinrich XXIX. und Zinzendorf bestand eine enge Jugendfreundschaft. Sie waren sich auf ihren Bildungsreisen durch Europa mehrfach begegnet. 1722 heiratete Zinzendorf die Schwester des Grafen, Erdmuthe Dorothea (1700-1756); die Trauung fand in der Ebersdorfer Schloßkapelle statt. Von einer Reise nach Herrnhut brachten Heinrich XXIX. und seine Gemahlin Sophie Theodore (1703-1777) 1730 zwei mährische Exulantinnen mit, die beide als Bedienstete, die eine als Köchin, die andere als Erzieherin der jungen Komtessen, arbeiteten. Um sie scharte sich bald ein Kreis von Sympathisanten, die nach Herrnhuter Vorbild eigene Versammlungen zu halten begannen. Die daraufhin zwischen dieser Gruppe und dem Rest der Schloßgemeinde entstehenden Spannungen führten zur förmlichen Trennung der beiden Gruppen. Die Ebersdorfer Gemeine hatte enge Beziehungen zu dem Kreis erweckter Studenten in Jena und erhielt von dort geistliche Anregungen (Burckhardt, S. 11; s. u. 4.2).

1.4 Von 1733 bis 1747 baute der württembergische Theologe Friedrich Christoph Steinhofer (1706-1761), der ursprünglich als erster Prediger in Herrnhut eingesetzt werden sollte, in Ebersdorf eine eigengeprägte Gemeinde auf, die 1736 das von der Gräfin Erdmuth Benigna 1732 gegründete Waisen- und Armenhaus übernahm, das bis 1748 auch die Dorfschule beherbergte. Die neu entstehende Herrnhuter Gemeinde siedelte sich in einem eigenen Ortsteil an der Straße nach Lobenstein an. Bald verfügte sie nach Herrnhuter Vorbild über Chorhäuser und einen eigenen Gottesacker. Das landesherrliche Dekret vom 24. August 1745, das ihr die formelle Selbständigkeit zusicherte, kann als das eigentliche Gründungsdatum der Ebersdorfer Gemeine angesehen werden. Erst mit dem Vertrag vom 3. Februar 1920 endete die kommunale Sonderentwicklung, indem die Verschmelzung mit der Ortsgemeinde stattfand.

1.5 Der Kirchensaal wurde am 16. Oktober 1746 eingeweiht. Am 15. Dezember 1746, als die Vereinigung von Ebersdorf und Herrnhut feierlich begangen wurde, verwies Zinzendorf in seinem Denk- und Dank-Lied darauf, daß die Herrnhuter Gemeine eigentlich schon vor fünfzig Jahren in Ebersdorf ihren Anfang genommen habe. Am 24. August 1751 wurde die Brüdergemeine Ebersdorf durch landesherrliches Dekret endgültig von der lutherischen Landeskirche Reuß abgetrennt und Herrnhut unterstellt. 1755 erklärte der regierende Graf die Gemeine in den Anstalten als selbständige Kolonie der Mährischen Brüder und machte sie so vom Geraer Konsistorium unabhängig.

1.6 Das im Archiv der Brüdergemeine aufbewahrte 12bändige Diarium, von Juli 1749 bis 1845 geführt, dokumentiert den historischen Verlauf. Hinzu kommen handschriftliche Chroniken, " Memorabilia" (1797-1850) und andere Materialien zum Anfang und Fortgang der Evangelischen Brüdergemeine zu Ebersdorf. Mit dem Archiv wuchs eine Bibliothek, die Literatur über das Wirken der Brüdergemeine, von und über Zinzendorf, zum Pietismus und zur Missionstätigkeit sammelte. 1828 wurde vermutlich ein erstes Repertorium erarbeitet. Die Bände sind gekennzeichnet mit " Gemeinbibliothek Ebersdorf", " Bibliothek des Bethauses Ebersdorf" und " Anstalts-Bibliothek Ebersdorf".

1.7 Schon 1724 war Ebersdorf Standort einer Druckerei. Ursprünglich hatte sich diese in Berthelsdorf, einem Nachbarort von Herrnhut, befunden. Zinzendorf hatte den Pirnaer Drucker Abraham Gottlieb Ludwig angeworben, seine Presse dort aufzustellen und für ihn zu drucken. Als er von dem drohenden Verbot erfuhr, ließ er " Buchdrucker und Buchdruckerey schleunig aufpacken und etliche Meilen weit in seines Herrns Schwagers Land transportiren" (Vollprecht, S. 12; s. u. 4.2). Die Buchdruckerei konnte in Ebersdorf ihre Arbeit fortsetzen, da die Grafen Reuß reichsunmittelbar waren und über eine eigene Zensurbehörde verfügten. Die Druckerei wurde bis 1726 auf zwölf Arbeiter an drei Pressen erweitert, um die " Ebersdorfer Bibel" drucken zu können, die wegen ihres Anhangs ( s. u. 2.7) zu theologischen Streitigkeiten Anlaß gab. Von 1742 bis 1749 wurden in Ebersdorf die Teile 5 bis 40 des Teutschen Staatsrechts von Johann Jakob Moser gedruckt ( s. u. 2.13).

1.8 Im Jahre 1761 erhielt die Brüdergemeine das Recht, " alle Arten der Künste, Handwercke und Gewerbe, ohne sich den Innungen incorporieren zu lassen, zu treiben" (Vollprecht, S. 12; s. u. 4.2). Dadurch erlebte der Ort einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung, kleine und mittlere Handwerksbetriebe beherrschten das Bild. Erziehungs- und Pensionsanstalten, von 1900 bis 1907 auch eine Missionsschule, wurden bis in die dreißiger Jahre des 20. Jhs unterhalten. Später kamen als neue Aufgaben Kinderheime und seit 1945 auch ein Altersheim hinzu.

1.9 Das in dem historischen Gebäudekomplex unter dem Kirchensaal befindliche Archiv faßt die Teilbestände aus den einzelnen Häusern zusammen. Es verfügt über seltene und einmalige Quellen zur Erforschung der Geschichte der Ebersdorfer Brüdergemeine und der Brüderunität in ihrer Gesamtheit. In den letzten Jahren wurden Archiv und Bibliothek neu eingerichtet und geordnet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt insgesamt etwa 1600 Bde. Davon zählen 1494 Bde (94 Prozent) zum historischen Bestand (16. Jh 4; 17. Jh 26, 1,7 Prozent; 18. Jh 685, 45,9 Prozent; 19. Jh 779, 52,1 Prozent). Hinzu kommen etwa 1000 Gelegenheitsdrucke aus Anlaß kirchlicher Feierlichkeiten gemäß dem Festkalender ( z. B. Feier der Christnacht).

2.2 Der Bestand ist zu über 95 Prozent deutschsprachig (1424 Bde; 16. Jh 4, 17. Jh 15, 18. Jh 646, 19. Jh 759). 33 Bde liegen in Französisch vor, 15 in Englisch, 9 in Latein und 13 in weiteren Sprachen, darunter einer in Grönländisch.

Systematische Übersicht

2.3 Die Sachgruppe Brüdergeschichte und Literatur über Herrnhut enthält einschließlich der Nachrichten 522 Bde (34,9 Prozent; 18. Jh 298, 19. Jh 224). Unter dem Titel Gemein-Diarium, später Nachrichten aus der Brüdergemeine und Gemein-Nachrichten wurden seit 1747 Informationen über das Leben der Brüder-Unität zusammengetragen und gegenseitig mitgeteilt. Dieses Periodikum ist das älteste, umfangreichste und wichtigste Mitteilungsblatt der Brüdergemeine. Anfangs wurde es durch eine Gruppe von Kopisten handschriftlich zur Verlesung in einzelnen Versammlungen (Gemeintag, Liebesmahl) hergestellt und verbreitet. Ab 1819 erschien jeweils ein gedruckter und ein handschriftlicher Teil, ab 1847 liegen die Nachrichten in allen Teilen nur noch gedruckt vor (bis 1941). Ab 1777 wurde umfangreiches Beilagenmaterial hinzugefügt. Für die Jahre 1818/1882 und 1883/1894 liegt das Register der in den Nachrichten aus der Brüdergemeine enthaltenen Reden und Lebensläufe in gedruckter, für 1895/1941 in maschinenschriftlicher Form vor. Ein Vorläufer war der zwischen 1740 und 1744 handschriftlich verbreitete Gemein-Tag.

2.4 Unter den periodischen Schriften sind Der Saltz-Bund Gottes Mit Der Evangelisch-Saltzburgischen Gemeinde (Stück 1-8, [Frankfurt und Leipzig] 1732-1733) von Georg Cunrad Rieger, der die Geschichte der Salzburger Emigranten enthält, und die auch von ihm veranlaßte Fortsetzung Die Alte und Neue Bösche Brüder (Stück 1-24, Züllichau 1734-1740); weiterhin die Büdingische Sammlung einiger in die Kirchen-Historie einschlagender Schriften (Bd 1-3, 1742-1745), die in Frankfurt erscheinenden Bewährte(n) Nachrichten von Herrnhutischen Sachen (Bd 1-8, 1747-1751), hrsg. von Johann Philipp Fresenius, und das etwa zur gleichen Zeit in Erfurt publizierte Diarium Herrnhutianum (Bd 1-8, 1748-1749). Vorhanden sind ferner Der Brüderbote (Jg. 1, 1862 ff.) und das Adreßbuch der Brüder-Unität (1858 ff.).

2.5 Aus dem kontroversen Schrifttum sind hervorzuheben August Gottlieb Spangenbergs Darlegung richtiger Antworten auf mehr als dreyhundert Beschuldigungen gegen den Ordinarium Fratrum (Leipzig und Görlitz 1751) und seine Apologetische Schluß-Schrifft, Worinn über tausend Beschuldigungen gegen die Brüder-Gemeinen und Ihren Zeitherigen Ordinarium nach der Warheit beantwortet werden (Leipzig und Görlitz 1752), außerdem die Briefe über Herrnhut und andere Orte der Oberlausi[t]z (Winterthur 1787) von Christian Gottlieb Schmidt, letztere fanden in den Berichtigungen einiger Stellen in den Briefen über Herrnhut (Leipzig und Bautzen 1792) eine anonyme Erwiderung. Die Alte und Neue Brüder-Historie (Barby 1771) von David Cranz wurde 1791, 1804 und 1816 aktualisiert.

2.6 In der Gruppe " Theologie, Predigten, Erbauung" sind einschließlich der Bibeln und Konkordanzen 266 Bde vorhanden (17,8 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 9, 18. Jh 95, 19. Jh 161). Unter den Autoren sind Veit Ludwig von Seckendorff, Johann Friedrich Roos und Karl von Hase. Jean Légers Allgemeine Geschichte der Waldenser (Breslau 1750) wurde von Hans Friedrich von Schweinitz übersetzt und von Siegmund Jacob Baumgarten mit einer Vorrede versehen. Das anonym erschienene Schicksal der Protestanten in Frankreich (Halle 1759-1760) übersetzte Friedrich Eberhard Rambach.

2.7 Die 1727 zu " Ebersdorff im Voigtlande" durch den " Hochgräflich Reuß-Plauischen Hof-Buchdrucker wie auch Buchdrucker der Christlichen Anstalten zu Herrnhut in der Oberlausitz", Abraham Gottlieb Ludewig, gedruckte Biblia (s. o. 1.7) enthält neben dem Luther-Text des Alten und Neuen Testaments die Biblische Belehrung (Informatorium Biblicum) von Johann Arnd, etliche Beigaben von Zinzendorf selbst und Johann Andreas Roths Verzeichniß und neue Ubersetzung der meisten Oerter H. Schrifft Alten und Neuen Testaments ... Nebst einer Nach-Erinnerung. Es war hauptsächlich dieser Anhang, der beim Sächsischen Oberkonsistorium in Dresden Anstoß erregte. In dem zweiten Exemplar, das Johann Georg Wurfbein am 17. September 1772 dem Archiv schenkte, fehlt dieser Anhang. Der Band La Bible (Genf 1665) trägt den Besitzvermerk " Henry le XXIVme Reuss 1740"; er wurde der Bibliothek 1744 geschenkt. Vorhanden ist auch eine Endter-Bibel von 1725.

2.8 Die Bibliothek besitzt eine vollständige, mit dem Zusammendruck für die Jahre 1729 bis 1761 (Barby 1762) beginnende und bis in die Gegenwart geführte Sammlung der Loosungs- und Text-Büchlein der Brüder-Gemeine. Zu erwähnen sind das Schatz-Kästlein (Greitz: Abraham Gottlieb Ludewig 1735) von Wenzel Ludwig Graf Henckel, Sechs Bücher Vom Wahren Christenthum. Samt dem Paradies-Gärtlein (Berlin und Halle 1744) von Johann Arnd, Briefe über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung (Karlsruhe 1779) von Albrecht von Haller, ein Sammelband mit 23 Brandpredigten nach dem großen Brand von Gera am 18. September 1780, darunter Gera in der Asche (Zeitz 1780) von Johann Friedrich Teller, mit einer Stadtansicht vor und nach der Zerstörung, Etwas für's Herz auf dem Wege zur Ewigkeit (Bautzen 1801 und 1822) von Georg Heinrich Loskiel und die Beiträge zur Erbauung aus der Brüdergemeine (Jg. 1, 1817).

2.9 Die Sammlung der Gesang- und Gebetbücher sowie der Katechismen umfaßt 166 Bde (11,1 Prozent; 17. Jh 7, 18. Jh 98, 19. Jh 61). Zu den frühesten Ausgaben gehören die Sammlung Geist- und lieblicher Lieder von 1731 (das sogenannte " Marche'sche Gesangbuch"), Das Gesang-Buch der Gemeine in Herrn-Huth von 1735 und ein Christliches Gesang-Buch der Evangelischen Brüder-Gemeinen von 1735. Das erste Ebersdorfer Gesangbuch erschien 1742 unter dem Titel Evangelisches Gesangbuch.

2.10 Zur Geschichte, einschließlich Biographien, sind 110 Bde (7,4 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 5, 18. Jh 47, 19. Jh 55) im Bestand. Der Chronica der Alten Christlichen Kirchen ( o. O. 1545) von Caspar Hedion ist die mit Holzschnitten illustrierte Jüdische Chronic (Frankfurt a. M. 1552) des Flavius Josephus angebunden. Weiterhin liegen vor das Allgemeine Historische Lexicon von Johann Franz Buddeus (Leipzig 1730-1732), die Geheime Historie Der twee gebroeders Karel en Jakob de tweede, Koningen van Engeland (Rotterdam 1695), die Vaterlandskunde der Fürstlich Reußischen Länder (Nordhausen 1852) von Carl Vocke sowie das Leben August Gottlieb Spangenbergs, Bischofs der evangelischen Brüderkirche (Barby 1774) von Jeremias Risler.

2.11 Der Bestand an Zinzendorfiana beträgt 105 Bde (7 Prozent; 18. Jh 84, 19. Jh 21). Unter den Schriften Zinzendorfs befinden sich Die letzten Stunden Unsers Herrn und Heylandes auf dieser Erden (Wittenberg 1723), Der Teutsche Socrates (Leipzig und Görlitz [1738]) als dritte Auflage der 1725 erschienenen Dresdener Wochenschrift, der Aufsatz von Christlichen Gesprächen (Züllichau 1735), Teutsche Gedichte (Teil 1, Herrnhut 1735), die Hirten-Lieder von Bethlehem, Zum Gebrauch für alles was arm ist, was klein und gering ist (London 1757) und Das Litaneyen-Büchlein (Barby 1747). Das Verzeichniss der Schriften des Grafen Ludwig von Zinzendorf (Stettin 1824) stellte Wilhelm Heinrich Ferdinand Ritter von Lepel zusammen. Über Zinzendorfs Leben unterrichten das Leben des Herrn Nicolaus Ludwig Grafen und Herrn von Zinzendorf und Pottendorf ([Barby] 1772-1775) von August Gottlieb Spangenberg und die Kurzgefaßte Lebensgeschichte Nicolaus Ludwigs Grafen und Herrn von Zinzendorf und Pottendorf (Barby 1793) von Jacob Christoph Duvernoy.

2.12 Das Missionsschrifttum umfaßt 94 Bde (6,3 Prozent; 18. Jh 11, 19. Jh 83). 1732 war mit der Entsendung der ersten beiden Missionare von Herrnhut aus das umfangreiche Missionswerk begonnen worden. Von der Arbeit der evangelischen Brüder unter den Heiden (Barby 1782) berichtete August Gottlieb Spangenberg, Von der Arbeit der evangelischen Brüder unter den Indianern in Nordamerika (Barby 1789) Georg Heinrich Loskiel. Hinzu kommen das Kleine Brüder-Missions-Blatt (1874-1879) und das Missions-Blatt aus der Brüdergemeine (Jg. 1-103, 1837-1939).

2.13 Zu Rechtsfragen sind 41 Bde (2,7 Prozent; 18. Jh 8, 19. Jh 33) vorhanden. Der Publizist und Rechtsgelehrte Johann Jakob Moser (1701-1785) wohnte von 1739 bis zu seinem Zerwürfnis mit Zinzendorf (1747) in Ebersdorf, wo er u. a. an seinem Hauptwerk Teutsches Staatsrecht (1737-1754) arbeitete und Rechtsgutachten verfaßte. Von seiner Zeitschrift Altes und Neues aus dem Reich Gottes und der übrigen guten und bösen Geister, die in 24 Teilen von 1733 bis 1739 erschien, sind nur Teil 7 und 8 (1734) im Bestand; vorhanden ist auch sein Rechtliches Bedencken Von Privat-Versammlungen der Kinder Gottes (Tübingen 1734).

2.14 Zur Gruppe Geographie und Reisen gehören 34 Bde (18. Jh 11, 19. Jh 23), darunter die Historie von Grönland (Barby 1765) von David Cranz, die Geographie zum Gebrauch der Schulen in den evangelischen Brüdergemeinen, Teil 1, Europa (Barby 1785) von Carl Gotthold Reichel, die Descriptions géographiques historiques ... de l'Empire de la Chine et de la Tartarie chinoise (Den Haag 1786) von dem Jesuitenpater Jean-Baptiste du Halde, Die Berufs-Reise nach America (Berlin 1800), die die Generalin Friederike Charlotte Luise von Riedesel in den Jahren 1776 bis 1783 unternahm, sowie der Elementar-Atlas für die Fürstentümer Reuss ältere und jüngere Linie (Berlin 1883-1884), hrsg. von Wilhelm Keil.

2.15 In der Gruppe " Nachschlagewerke, Allgemeines, Verschiedenes" (9 Prozent; 134 Bde, 17. Jh 3, 18. Jh 25, 19. Jh 106) finden sich u. a. die 2. Auflage von Pierers Universal-Lexikon (Altenburg 1840 1846), Christian Friedrich Richters Die höchst-nöthige Erkenntniß des Menschen (Leipzig 1722), in der medizinische Fragen populärwissenschaftlich erörtert werden, Etwas von der Pflege des Leibes für Kinder (Barby 1792) von August Gottlieb Spangenberg und der Schau-Platz der Natur ( Wien und Nürnberg, später Frankfurt a. M. und Leipzig 1753-1761) von NoHel-Antoine Pluche. Erwähnung verdient eine Ausgabe des Traum-Buches (Leipzig 1721) des griechischen Philosophen Artemidorus.

2.16 Sprache, Literatur und Musik umfassen 22 Bde (17. Jh 2, 18. Jh 8, 19. Jh 12), darunter die Grammatik der West-Mongolischen, das ist Oirat oder Kalmükischen Sprache (Königsfeld 1851) von Heinrich August Zwick, Assenat (Nürnberg 1672) von Philipp von Zesen, David, ein Trauerspiel (Hamburg 1772) von Klopstock und die Fabeln (Basel 1803) von Heinrich Pestalozzi.

2.17 Die kleine Sammlung handschriftlicher und gedruckter Noten enthält u. a. ein Notenbüchlein mit einem Einband im Dentelle-Stil, Les Psaumes de David (Paris 1654) von Clément Marot und Theodore de Bèze, die Kleine General-Baß-Schule (Hamburg 1735) des Musikschriftstellers Johann Mattheson, eine handschriftliche Weihnachts-Cantate (Gnadau 1835) von Carl Imanuel Erbe und einen Sammelband mit Notendrucken aus den Jahren 1780 und 1781 von Georg Carl Claudius, Johann Gottfried Moses und Georg Friedrich Wolf.

3. KATALOGE

Standortgebundene Bestandsübersichten

[in Listenform]

EDV-gestützer Katalog [in Vorbereitung]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Sämtliche historischen Dokumente sind im Archiv der Brüdergemeine aufbewahrt ( s. o. 1.6).

4.2 Darstellungen

Burckhardt, Wilhelm: Aus der Geschichte der Brüdergemeine Ebersdorf. Herrnhut 1939

Vollprecht, Frieder: 1996, zweihundertfünfzigjähriges Jubiläum der Brüdergemeine Ebersdorf. Lobenstein 1991 (Schriftenreihe zur Geschichte Ebersdorfs im Kreis Lobenstein 3)

Stand: Juni 1996

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.